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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 17, 1909)
Der verschollene Sohn Roman von M. Betzhold (23. Fortsetzung) »Das war vielleicht etwas zi- viel behauvtetl Aber damit Sie Alles ver-— stehen, muß ich von vorne beginnen. Als unser früherer Polizeidiener ge storben war. konnten wir lange keinen tauglichen Mann für die Stelle sin den, Einige wurden angenommen, aber auch bald wieder entlassen, sie waren gewiß recht brave Leute, aber die Energie fehlte ihnen. Da tam »der Deß und nun war der Rechte ge sunden. Woher er lam und wag er friiher gewesen ist, das hat außer den Stadtriithen Niemand erfahren und vielleicht ist auch denen die Wahrheit nicht einmal bekannt geworden. Er war im Anfang ein tüchtig-Or Beam ter, das mußte man ihm lassen, er trat träsrig und entschieden auf und mußte sich Respekt zu verschaffen Aber das änderte sich bald. Ich glaube, daß die Frau einen schlimmen Einfluß aui ihn geübt hat, sie war immer ziintisch habgierig und tnauserig und von dem ; geringen Salbe-ließen sich teinezchätze zurücklegen. Deß ergab sich dem Trunk, aber er versah sein Amt noch immer streng und pünktlich Da wur de unser Goldschmied bestohlsenx der Laden war in der Nacht fast ganz ausgeräiimt worden und in dieser Nacht hatte Heß die Wache gehabt. Der Dieb ist nie entdeckt worden« man hat auch niemals von den gestohlenen Sachen etwas wieder gesunden, trotz dem aussallenden Eifer, den Heß ent wickelte. Der Förster Brintmann schien darüber mehr zu wissen, er mochte wohl auch den Heß Von früher her tennen, wenigstens vermuthete ich das aus den Aeußerungen, die er ein mal fallen ließ, als ich ihn mit mei nenr Kahn über-setzte Jch entdeckte auch, daß Heß ihm aus dem Wege ging und überhaupt nicht gut auf ihn zu sprechen war, und ich fand oft genug Gelegenheit, die Beiden zu beobachten. So auch an dem Tage vor der Nacht, in der Brinkmann ermorFet wurde. Jch sah die Beiden auf dern Werst’ beisammen stehen, ich konnte nicht hö ren, was sie sprachen aber ans ihrenj Geberden und ihremHltienenspiel ent-! nahm ich, daß sie sich keine Artigleiten sagten. Es kam mir ganz so vor, als· ob Brinlmann dem heß drohe, und ich bemerkte- auch- daß Deß suchte-n als der Förfter ihn verlassen hatte, fuchöwild war. Diesem folgte eine rauhe, unfreundliche Nacht, im Kalen der war allerdings Mondschein, aber durch das schwarze Gewölk brach der Mond nicht durch. Jch saß in mei nem häuschen und dachte darüber nach, wie es später werden würde -«— Sie müssen wissen, daß ich damals eine Braut hatte und ernstlich ent schlossen war, zu heirathen. Und ge rade in jenen Tagen war das Mädchen krank geworden, —-— sie sollte nicht wieder besser werden! Sorge und Un ruhe ließen mich nicht schlafen, so saß ich denn allein mit meinen trüben Ge danken, als ich plötzlich in der Ferne einen Schuß fallen hörte. Am Rhein tiimniert man sich nicht sonderlich um einen Schuß, da wird jeden Tag ge set-offen man ist es gewohnt und dentt sich nichts Schlimmeg dabei Und doch hatte dieser Schuß für mich et was Auffallendes, ich wußte selbst nicht, weshalb Er mußte in der Nähe von Meinener gefallen »ei«., ich verließ mein Häuschen und sah mich aus dem Werste um. Und jetzt kam auch der Mond für einige Mi nuten zum Vorschein, nnd da ich im Schatten stand, so konnte mich Nie mand sehen, ich aber bemerkte ganz deutlich den Mann, der von Hemms kuh kam und es sehr eilig zu haben schien. Es war der Polizeidiener Heß, er schritt rasch an mir vorbei und ging in’s Städtchen. Später wurde die Leiche des Föesters im Fluß ge funden und die Wittwe klagte den General v. Steinthal des Mordes an.« »Und Sie haben von dem, was Sie in jener Nacht entdeckten, keine An zeige gemacht?« fragte hagen -,.Mich hat Niemand gefragt, und was hätte ich denn anzeigen sollen? Konnte ich beweisen, daß Heß den Schuß adgefeuert hatte? Konnte er nicht behaupten, et set in der Nähe ge wesen und sofort nach Klemeniruh Mit, um zu erforschen, wer geschos sen habest Verdacht habe ich immer M, aber ich wollte mir die Finger nicht verbrennen so lange ich keine Mc hatte. Ich hatte ja auch ohnehin Sorge genug, meine Braut ;«- ed und ich konnte das lange nicht net-taten . Dann Laut gleich dar W M Oestmeich und noch Landwedrntann war, mit in’i Feld; spater war sie- Ite MW gewachsen ;- M nicht mehr den Muth, - sit einer Anklage heran »Und wie ist es mit den Einheit chen?« fragte er. »Haben Sie auch in diesem Punkte Entdeckungen ge macht?« »Nur in der Nacht, in der bei dem General eingebrochen worden ist. Ein furchtbares Gewitter tobte in jener Nacht; es war ein Unwetter, als ob die Welt untergehen solle. Jch musi nach meinem Kahn sehen und wie ich taum vor der Thüre bin, höre ich in Klemensruh schießen; gleich darauf tommt die Frau Heß an mir vorlsei. sie muß da oben Wache gestanden hi den, aber mit Sicherheit läßt sich das ja nicht behaupten.« » »Jhren Mann haben Sie nicht ge: "sehen?« « »Nein.« » »Jedenfalls war es auffallend ge nug, dasz die Frau in solcher Nacht und bei solchem Wetter draußen war,« sagte Hagen, »Sie hätten das anset gen follen!" »Wem?« fragte Schorn in spötti schem Tone. »Hm man mich denn gefragt?« »Sie mußten es dem Bürgermeister breichten.« »Und die Frau Heß anklagen? Jch werde mich hüten! Kann ich ihr denn etwas beweisen? Sie lann ja in jener Nacht Kräuter gesucht haben! Sie wissen wohl auch nicht. daß unser Bürgermeister immer große Stücke auf den Deß gehalten hat« da hätte ich mit meinem Verdacht in ein Wes dennest gestochen. Na geben Sie mir noch einen Schluck die Kehle ist mir trocken geworden! Jch hsbe Jhnen nun Alles gesagt, was ich weiß viel werden Sie damit auch nicht aussich ten, und ich vertraue darauf, daß Sie mich nicht in unangenehme Geschich ten bringen, Aerger habe ich ohnehin genug." Hagen hatte das Glas wieder ge füllt, der Fährmann trant es hastig aus und erhob sich, es war spät ge worden, und die Wirkung des schwe ren Getränles machte sich auch geltend. »Noch Einst« sagte der Beamte. »Sie wollen ja auch in jener Nacht, in der Ielsing oerungliiate, Verdach tiges bemerkt haben! Was haben Sie »geseheni« Z »Ich sah vie Beiden abfuhren-« ! »Waren wirklich zwei Personen in dem Kuhmi« »Ich hab’ gesunde Augen, es waren zwei Herren, aber der Doktor trug diesmal nicht den Schleier auf dem Ihnt.« »Ertannt haben Sie ihn also?« »Jawohl.« »Und weshalb verhinderten Sie die Joa- Iahkt nichte »Was war denn Toueg daran-» svottete Schorn. »Zwei kräftige Männer, ein solider Kahn, heller iMondschein und ruhiges Wasser — va sollte da eine Gefahr sein?'« »Sie find ein sonderbarer Kauz,« ksagte der Beamte ärgerlich. »Sie wissen, daß ein Verbrechen verübt Iworden ist und schweigen —«« . »Was weiß ich?'« suhr Schorn aus. i»Hat die Frau Brinkmann nicht auch aus-gesagt, es seien zwei Personen in idem Kahne gewesen? Und hat diese EAussage Glauben gesunden?«' I »Sie würde Glauben gesunden ha Iben, wenn Sie diese Aussage bestä z tigt hätten.« T »Und was dann? Der Doktor hätte jvielleicht zugeben müssen, daß er sich san der Fahrt betheiligte, die Beiden isind lustig und übermüthig gewesen« sder Kahn ist umgeschlagen und nur sder Doktor hat sich retten können. kWie wollen Sie den-Mord beweisen? sDer Doktor war hier mit den vor Inehmsten Familien vesteundet —« · »Sie sagten ja vorhin selbst, Sie ihiitten ihn immer für einen Schwind ler gehalten —« »Aber ein Schwindler ist doch im kmernockstein Mörder! Wenn mich ·der Richter gefragt hätte, würde ich Instit-lich die Wahrheit gesagt haben, iaber so lange man mich nicht fragt, schweige ichs Der Beamte mußte wieder den IKops schütteln, aber die Verfassung, Ein der Jakob Schorn sich jeßt befand, Eließ weitere Fragen nicht rathsam er scheinen, und der Fährmann wartete diese auch nicht ab, er verließ nach kurzem Gruß das Zimmer, ihn schiene zu ärgern, daß er zu all die ssen Mittheilungen gezwungen worden Mk. W. In demselben Abend, an dem - die Mark-ein des - W erfuhr, stand der Doktor sit ter ans dem M des sahns-set Or hatte einen Hatte-ten ins St M M U J I sk i Z . » z Z Z tor aus dem Perrom unxdie Passagiere zu mustern. Ei stiegen nur wenige Personen aus, und nur eine war unter ihnen, die des Doktors Auswertsamteit fes selte, eine dicht verschleierte Dame, die, nach Gang und Haltungizu ur theilen, noch jung sein mußte. Die Dame sah sich nach allen Sei ten um, als suche sie Jemand, dann trat sie aus den Doktor zu, der ihr rasch entgegen ging. »Ich bin hier fremd, mein sein« sagte sie mit wohllautender Stimmr, »dars ich Sie um Ihren Rath bitteni Jch weiß nicht« wo ich absteigen soll —« .Wollen Sie sich meiner Führung anvertrauen. so werde ich mich bemit hen, dieses Vertrauen zu rechtferti gen-" unterbrach er sie mit einer leichsj ten Verbeugung »es gibt sreilich hietj nur einen einzigen anständigen Gast-« hos, und diesen würden Sie wohl auch! ohne meine Führung finden, aber Sie werden ans meine Empfehlung hin besser ausgenommen und bedient wer den « »Ich bin Jhnen sehr dankbar,« sagte die Dame, und der Ton ihrer Stimme verrieth eine tiesinnere Erre gung, «mein kleines Reisegepäck kann ich ja später durch den Hausknecht des hotels holen lassen.« »Gewisz, gewiß, wenn Sie nicht vorziehen, es sofort mitzunehmen." »Ich weiß jeßt noch nicht« wie lange ich hier bleiben werde! Haben wir ei nen weiten Weg zu machen?" »Der Bahnhos liegt etwas von der Sadt entfernt —- aber erlauben.Sie mir, daß ich mich Ihnen vorstelle: Doktor Bitter, praktischer Arzt.« »Meinen Namen werden Sie gewiß schon gehört haben: Marie Felsing« mein Bruder weilte ja im vorigen Herbste einige Wochen hier.'· .Sie sind die Schwester des Herrn Werner Felsing?« fragte der Doktor lebhaft. s »Jawohl, die Sorge um meinen· Bruder treibt mich hierher. Was ist geschehen, herr Doktor? Meine Briefe sind nicht beantwortet worden, der letzte ift sogar als unbestellbar zurück gekommen, und nun lese ich auch vor einigen Tagen eine Aufforderung in der ,Times’, pustc restantc hieher zu berichten, wo ich aufzufinden sei, da man mir wichtige Mittheilungen zu machen habe.« Der Doktor schwieg, die Worte des Mädchens verriethen ihm, daß sie über das Schicksal des Bruders noch nicht unterrichtet sei, und es war für ihn sehr peinlich, ihr diese hiobspost mittheilen zu müssen. Sie fchritten auf dem dunklen Weg eine Strecke weiter, und als der alte herr das Schweigen nicht brechen wollte, nahm Marie endlich wieder das Wort. »Ihr Schweigen erhöht meine Angst," sagte sie mit zitternder Stim me» »Sie haben meinen Bruder ge kannt, Sie können rnir Gewißheit ge ben und tragen Bedenken, es zu thun.« »Sie haben also gar nichts ersah ren?« fragte der Doktor. »Mein Gott« nein!« »Und wer hat die Aufforderung in der ,Times’ erlassen?« »Das weiß ich nicht« sie trägt keine Unterschrift, man hat mir nur eine Chiffre angegeben, an die ich meinen Brief adressiren foll.'· »hm, hm, das ifi ja eine röthfel hafte Geschichte!« »Aber noch röthselhafter ist Jhr Schweigen, herr Doktor!« »Doch nicht, mein Fräulein. Aber wir können weder auf der Straße noch im Hotel ungestört über das Alles sprechen, darf ich Jhnen einen Vorschlag machen?« »Ich werde Ihnen dankbar feint« »Erzeigen Sie mir die Ehre, mich in meine Wohnung zu begleiten, ich werde Ihnen dort Alles berichten, was Sie zu wissen wünschen- Mein Alter und mein Stand —« »Ich nehme es an, Herr Dottort« »Das freut mich! Resolut ohne Zie rerei, so hab’ ich’s gerne. Wir werden dann nachher überlegen, ob Sie im hotel eintehren oder ob ich Sie zu einer befreundeten Familie bringe. ich glaube, das legtere wäre vorsuziehem Wenn man nur wüßte wer die Auf forderung erlassen hatt« »Das könnte man vielleicht bald er fahren!« »Auf welchem Wege?« »Nun, tch denke, man wird am Postschaltee schon einige Male ange ftagt haben, ob Briefe unter jener Chissre angekommen seien, vielleicht kennt der Postbeamte —'« ,Sie haben Recht,« sagte der Dot tot hastig, »ich hätte daran nicht ge dacht. Wir kommen an der Post obe bei, dann werde ich mich ertundigen.« »Und mein Bruders« ,Geduld, mein Fräulein, wir sind bald zu hause. Kommen Sie von Wien?« »Nein, au- England. Jch hatte dort eine Stelle —« «Und Sie haben diese Stelle auf gegeben?« »Ja, ich wittde ei auch ohnevtes ge than haben. Ich hätte freilich vorher hier anfassen Wiesen« aber vie Unse l wißheit Aber das Geschick met-see Isruders ließ mir keine Ruhe.« I » Entschuldigen Sie mich einen illa-s sgenblicl,« bat der Doktor, dann trat; ier rasch in das Postgehiiude, aus dem; Ist Nach Okskgm Minuten wieder zu« »riickkehrte. z i ! «Zwei Damen haben sich erkun-. .digt,« sagte er, »ich kenne Beide, eine ; von ihnenjft augenblicklich nicht mehr Ehier, aber die andere können Sie viel- » Ileicht noch heute Abend sprechen, ich; werde ihr sofort einige Zeilen schicken.« « - Die Wohnung des Doktors lag ins der Nähe der Post, der alte herr( führte seine Begleiterin in ein freund- l lich ausgestattetes, trauliches Zimmer,l und während Marie, seiner Aufforde rung folgend, Hut und Mantel ab legte, befahl der Doktor seiner haus hälterin, eine Flasche Wein nebst ei nem meiß zu bringen. Er konnte sein Erstaunen nicht ver bergen, als er in dat- schäne, bleiche Antlih blickte, urn so tiefer schmerzte es ihn, diesem Mädchen die nieder schmetternde Nachricht mittheilen zu müssen. Aber bevor er dazu überging, setzte er sich an seinen Schreibtisch, zehn Minuten später verließ das Dienst mädchen mit einem an Elfriede v. Steinthal adressrrten Billet das Haus. Marie Felsing hatte an diesem Tage eine weite Reise gemacht, sie fühlte das· Bedürfniß, den ermatteten Körper zu erfrischen, und der Doktor setzte sich ihr gegenüber und munterte sie auf, wacker zuzugreiseru Marie hatte endlich das Glas ge leert, eine leichte Röthe färbte ihre vorhin noch so blassen Wangen, und die Augen erwartungsvoll auf das wohlwollende Antliy des alten Herrn heftend, bat sie ihn, ihr nun Gewiß heit zu geben. »Ich bin aus Alles gefaßt,· sagte sie, ,ich habe aus der langen Reise Zeit genug gehabt, über alle Möglich teiten nachzudenten, und selbst das Schlimmste wird mich start genug finden, um es tragen zu tönnen." Der Doktor wiegte zögernd das graue haupt und rückte die Brille dich ter vor die Augen. «Und was haben Sie sich als das Schlimmste gedacht?« sragte er. »Ich habe mir gedacht." erwiederte Marie Felstng zögernd aus Dottor Bitter’ö Frage, «dasz mein Bruder todt sein tönne!« »Armes Kind!« seufzte der alte Herr. aMein Gott« so ist es wahr?« tief das Mädchen, indeß ihre band seinen Arm umklammertr. aWann und wie ist er gestorben, und wie tam es, daß mir teine Nachricht gegeben wurde?« »Wie es gekommen ist? Er ist aus einer Kahnsahrt verunglückt, und Nie mand hat Jhre Adresse getannt.'« »Verungliickt!« wiederholte Marie, und ein herber Zug umzuitte dabei ihre Mundwintel. »Dann hätte ich aar wenigsten gedacht!« »Es war ein thörichter Streich; mitten in der Nacht wollte er allein eine Kahnsahrt machen, sein Freund hat ihm abgerathen, aber er hörte nicht daraus, und von dieser Fahrt ist er nicht zurückgetehrt. Einige Tage später hat man die Leiche gesunden, ich selbst habe sie vor der Beerdigung besichtigt, aber teine Spuren gefunden, die aus die Möglichkeit eines Ver brechens schließen ließen.« Marie hielt die Augen mit der hand bedeckt und blieb einige Minu ten lang in Schweigen versunken, nur das stürmische Wogen ihres Busens verrieth die innere Erregung. »Sie sprachen von einem Freunde,« nahm sie endlich das Wort« «hiesz die ser Freund nicht Dotter Bruno Win ter?« Der alte here nickte bejahend und erhob sich, um Elsriede zu empfangen, die·tn diesem Augenblick eintrat. Er mußte die Damen einander vor stellen, und einige Worte genügten, sie rasch einander näher zu bringen. «Jch hatte nicht.erwartet« daß Sie selbst tommen wirden,« sagte El sriede, als sie neben dem Mädchen aus dem Sopha saß, «es wäre mir ter geworden, Ihnen die Hiobipo brief lich zu senden.« — . «Jch war aus diese Nachricht ge saßi,« erwiederte Marie, »aber ich danke doch dem himmel, daß der Dol tor sich meiner so freundlich angenom men hat, Andere würden mir wohl die Botschaft nicht so schonend mitge theilt haben Darf ich Sie nun sea-. gen, gnädiges Fräulein, was Sie be wogen hat, jene Aufforderung in der ,Tiines’ an mich, die völlig Unde laiinte, zu erlassen?« »Es war mehr das Wert meiner Freundin Eugenie RiedeL sie glaubte einen Verdacht hegen zu müssen —« »Gegen den Freund meines Bru ders, nicht wahrt-' »Daraui, daß Sie das sofort er tathen, darf ich wohl annehmen, dasz dieser Verdacht begründet ists« Marie Felsing hatte die seinge voll-ten Brauen zusammen gezogen, die Gluth des haqes loderte aus ih ren bittenden Augen. — .Dars ich bitten, mir die Einzeln seiten jenes unglückan Ereignisses mitzutheileni« sagte sie Der Doktor kam dieser Bitte nachJ er berichtete Alles ausführlich, ohne selbst einen Verdacht auszusprechen, den er ja auch bis zu dieser Stunde nicht gehegt hatte. Auch Elfriede ent hielt sich jedes Urtheils, sie berichtete nur, daß Bruno Winter die Untern dung Eugeniens mit Felsing belauscht s hatte und dasz offenbar ein Geheim nisz zwischen den Beiden gewesen sei, welches Niemand habe ergründen tön nen. Das allein auch« schloß sie, habe Veranlassung zu dem Verdacht Enge niens gegeben, da ja das Ereigniß selbst anscheinend die Möglichkeit ei nes Verbrechens ausschließe. »Und ich glaube mit voller Sicher heit behaupten zu dürfen, daß-hier ein Verbrechen stattgefundenskdl hat.« sagte Marie mit überzeugendem Ernst. »Bruno Winter ist der böse Dämon meiner Familie gewesen, ihm verdanke ich alle schweren Schicksals schläge, die mich betroffen haben. Er hatte Grund, meinen Bruder zu fürchten, die Enthüllung jenes Ge heimnisses konnte ihn in’s Zuchthaus bringen, und es ist möglich, daß mein Bruder ihm damit gedroht hat« «Diirfen Sie uns dieses Geheimnis enthüllen?'« fragte der Doktor. »Gewiß, ich muß es ja, um meine Behauptung zu beweisen. Aber et lauben Sie mir vorab eine andere Frage, ist der Doktor Winter noch hier?« Nein, er ist schon vor Monaten ab gereist, angeblich nach Prog, wohin er einen Ruf als Professor erhalten ha ben soll.« -.-· »Aber er kommt im Laufe dieses Winterswieder nach Köln, er hegt die sichere hoffnung« die Hand meiner Freundin zu gewinnen,« sagte El friede in geringschiihendem Tone. »Und nun, wenn ich bitten darf, be richten Sie uns jenes Geheimniß, da mit auch wir uns ein Urtheil bilden können.'« Marie Felsing nickte zustimmend, ein schwerer Seufzer entrang sich ih ren Lippen. (Fortsetzung solgt.) Eine neue Wunderlsöksle. Unter den urfächlichen Erscheinun gen und Vorgängen, welche die Uni geitaltung der lErdoberleiche bewir ten, nimrnk die Höhlenbildung ei nen der wichtigsten Plätze ein. Wenn wir diese Erscheinung in ihrer Wirkung betrachten, so baden wir darunter nicht nur die mehr oder weniger großen Hoblröunre zu ver fkeben. die in der Regel den Namen »Höblen« führen, sondern auch alle Hoblriiurne, die sich in dem Schichten bau bilden bis berab zur Größe eines Sandtornes. Ob nun die Hohlräunre aus großen, ausgedehnten hör-ten ode-: ob fie aus porenartiger Durchtedung des Schichtenbaues bestehen. so ist fo wobl die Ursache ihrer Bildung als auch ibre Wirkung auf die Umgestal tung der Erdobersläche irn allgemeinen ganz gleich. Alle kleineren Hohlräu me im Innern der de werden durch das Wasser, das die ichter lösbar-en Substanzen auslaugt und als Quellen zu Tage fördert, vergrößert und alle Hoblriiunre werden früher oder später dadurch geschlossen, daß die Erdober släche iiber ibnen einbricht. Eben diese Hohlräurne der Erde waren bis vor Kurzem noch das »ewig Verschleierte« für die Wissenschaft; betrat doch kei nes Sterblichen Fuß vor einigen De zennien jene gebeininißvollen« schauer lich tiefen Schlünde der Kreidegegem den und heute ist dagegen den Spelew logen kein Schacht, kein Abgrund tief genug, urn hinunterzrifteigem um als Pioniere der Wissenfchaft ibr Leben, ibre Gesundheit der Höhlenkunde zu opfern. Das wichtigste und interessanteste Höhlengebiet ganz Europas ist der Jn nertrainer Rarst bei Adelsberg. An teiner Sebengwiirdigieit ersten Rangeg fahren wohl so viele Menschen »vor-· bei«, wie an den wunderbaren Adels berger Grcttenräutnen Selbst beim regsten Vertebr ist es eine verhältniss miiszig immer nur geringe Anzahl von Natursreunden, die bei Adelsberg den Zug verläßt, um einige Stunden dem überaus bequemen Besuche dieser seen ikasten Märchenwelt zu widmen, wohl ein Beweis dafür, das; die Großartigs leit und Pracht jener Räume, die das Wasser jin Lause der Jahrtausende in dem unmittelbar nördlich von der Stadt Adelsberg liegendeniiarstgebiete ausgewaschen hat, viel zu wenig be kannt ist. und daß die darüber be stehende Literatur noch zu wenig Ver breitung gesunden bat. Die Adelsberger Tropssteingrotte. welche dant ihrer vielen Vorzüge — tolossale Ausdehnung unbeschreibliche Mannigfaltigkeit der Tropssteine, Reinheit der Lust, elettrische Beleuch tung, Nollb hn, tressliche Wege, Lage an einer H pteisenbahnlinie — unter allen höhlen der Erde den ersten Rang« einnimmt, ist das alte unterirdische Bett des Flusses Poit, der heute einige Meter tiefer in den Kalten der oberen Kreide dahinrauscht Zwischen der lußschwinde bei Adelsberg und der sendoriesenauelle (Wiederauttritti du Schloßrutne Kleinhäusel im« Planinatale durchflizßt die unterirdi sche Poit hoblengonge von 27,000 Jus Länge, von denen nicht weniger all IOM Jus s-— also etwa zwei« Drittel —- deretts erforscht sind. irg unteeirdischen Poit gelangt man au durch die Adelsberger und die Otoker Grotte auch durch den Magdalenens schnellt und durch die Schwarze und Poitbsöhlr. Ja der Kleinhändlerhiihle« auch Planinagrotte genannt, hat man die Poil slußauswärtj 9000 Fuß weit verfolgen können. Die Reue Grotte, die lostdarsie Schahtamrner der Adelsberger Grotte, liegt ganz am Ende hinter dem Kalt-a rienderge. Sie streicht in der haupt tichtung gegen Norden und stellt ge wissermaßen die Verlängerung der hauptachse der Adelsberger Grotte dar. Es ist als sicher anzunehmen, daß einst hier der Poilsluß, der die Räurne der Hauptgrotte ausgedehnt hat, ehe dessen Abfluß durch Einsturz ver legt wurde, seinen Ausgang gegen die nördlich liegenden Höhlen und Schlün de fand, die er noch heute in einer tie feren Lage durchfließt. Gleich hinter dem herrlichen Stalagtniten, »Der große Spargel« genannt, zweigt ein kaum lenntlicher Weg in die mit riesig großen Einsturzselsen bedeckte «Trlim merhalle«' hinab, in deren ösilichen Wand siclk der Eingang zur Almen Grotte« öffnet, zu der man zuletzt mit Hilfe zweier eisernen Leiter-n von 21 Fuß Höhe emporsteigt. Eine eiserne Fallthiir schützt dieGrotte Vor unberus fenen Eindringlingen und ihre kostba ren Steine vor Plünderung Was sich die liihnste Phantasie an wirklich seen hafter Ausstattung eines Raumes vor stellen kann. tlt in diesemGrottentbeile verwirtlicht. Erwähnt miissen an er lter Stelle jene ganz reizend-n Gebilde werden, welche Rillensbilden die lleinr Wassertiirnpel umschließen. Alle sind mit Kaltssntergebilden umschlossen und terrassensörmig übereinander aus gebaut. Wo die vollkommen ausge; Worten sentzrrrrmaue weiche na- am taltiaer Unterlage mit schwachgeneig ter Fläche oder inTiimveln von Tropf wasser zu bilden pflegen, noch keinen mertbtaren Ausland erzeugt haben, be merkt man ihre Existenz jedoch sogleich durch das lnistetnde Geräusch, welches die brechenden Kristalle unter den Fli sien verursachen, sobald man eine sol che Stelle betritt. Alle diese Becken sind zumeiit mit Tropf-nass» gefüllt, welches beim Verdnnsten lialtgehalt in Kristallsorm absetzt. Wie ost wan: derte ich allein mit meiner Gruben lampe in den Berg hinein, die riesigen Schlagschatten der Säulen vor mir binschwebend. und nur hie nnd da die lautlose Stille der ewigen Nacht durch zittert von den leisen Tönen der sal lenden Sickertropsenr da entwandt sich die Phantasie jeder Fessel, und Stein um Stein, Säule un: Säule gewann Gestalt, gewann Aehnlichkeit, gewann Leben! Lang gestreckt ist der erste Theil der Halle; den Mittelpunlt lsildet ein ge waltiger weißer Stalogmit, mantel särmig aus einen Säulenstrunk herab reichend, von zahlreichen kleineren Stalagmiten umgeben. Die Wände sind reich mit weißemgrauen und gelb lichen Trodssteinen bedeckt, in runden gewölbten Massen von der Decke her vorquellend, in zahllosen Röhren und Radien bis zum Boden herabreichend. Von der Decke selbst bängt gleichermas ßen eine Unzahl von Stalattiten herab und bildet mit den ausspringenden Winleln der Wände zahlreiche Nischem derenDeloration in derThat an all’ die architektonischen Reize des Spitzt-agen stiles erinnert. Jn der ganzen Halle ilt nirgends der nackte Kaltstein sicht: bar, selbst der Boden ist ganz überzo gen mit weißen Kristallen. Der For menreichthum, der überall dem Be schauer vor Augen-tritt, insbesondere aber der Umstand, dass die mancherlei Gebilde mit Gegenständen menschlicher Kunstfertigkeit oder vollends mit or ganischen Gebilden der Oberwelt täu schende Aehnlichkeit haben, muß ,die Einbildungslrast in außergewöhnli chern Mase in Anspruch nehmen« Das Ende der neuen Wunderhöble bildet ein riesengroßer Trümmerhausern hinter welchem sich wahrscheinlich der Hang weiterzieht. . Endlich nach stun denlangem Verweilen in der Unterwelt peinigt unm diedikoue ei fällt wieder der erste Tagesschein durch das aupts portal, es glänzen die legten Tichter aus derchtrome, der in der Nacht wei tereilt. Alsdann blendet der Son nenschein, es umwehen uns warme Lustwellen und der Dust der Blumen. Unwilltiirlich schließt man die Augen und sengt sich- ob alles Geschaute Wirtltchteit gewesen oder blos ein Traum, den uns der Erdgetst vorge gautelt hat. . . . G. And. Perio. — Wie gefährlich das Küssen ist, zeigt wieder einmal Europa. Dort haben sich unlänglt ein paar Monarchen wie ter einmal gelüßt, und gleich wird von der Bedrohung des allgemeinen Friedens gesprochen. I i O Neid hat scharfe Augen, aber taube Ohren. « i i I . Zuweilen hört der Gelt aus« wenn die Begelflerung anfäng . i I I Den Wert des-Schweigen lehrt ans am besten eln Schmäher. f i I Stille Wasser sind lle — aber nicht immer ruhen Perlen an ihrem Grun