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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 17, 1909)
Jm Winter-arti. Sitz-te von Dank Ostwald. Der alte Vagabund band sich den schädigen Mantel mit einein Bindfa denende zusammen. Knöpse schmück ten das Kleidun zstüel nicht mehr, aus dessen Aermel tücke von zersetztein Futter herausbingem Der Alte hatte auch bisher reine Knöpse gebraucht. Er wanderte mit ossenern Mantel. JU auch seine helle Spnirnerjacke trug er angeschlossen. Nur die schwarze We sie war über dem verwaschenen Fla nellhemd zugetnöpst, das ost ein Stück der sebnigen, gebraunten Brust sehen ließ und aus dem ein 'hagerer, aber fester hats aufstieg. Jetzt wird es dem Alten doch zu ialt aus den Wegen. Er rieb sich die ro then Ohren, schlug die Arme um den Leib und wanderte rasch aus der ge frorenen Erde weiter, das bleiche Ge sicht, mit der lleinen rotden Nase und den großen, blauen Augen dem Winde entgegen. Stark war der Wind nicht. Aber um so schneidender. Die wenigen Kirschbäume an der Landstraße, die ihr Gezweig wie struppiaes Haar hän gen ließen, schüsten nicht. Aber der Alte wurde wieder warm. Von einem der Büsche brach er sich einen Stecken und bieb damit durch die Lust: nun war er ja bald in der Stadt, in der er schon dreimal über wintert hatte. Zur linlen Seite des Weges debnten sich unten in der Niederung die über schwemmten Wiesen, deren bleiches Eis von einem dunstigen Licht befchienen wurde, fabl und dünn lag die Luft darüber. Weidenstümpfe standen im Eis, de ren dünne Rutben sich wie Borsten in die Höhe striiubten. Plötzlich sentte sich der Weg. Eine Reihe von kahlen Pappeln reciie sich vor den kleinen ersten hättst-rn, als wollte sie den Himmel stützen. Da ging der Alte langsamer. Er wüßte« um diese Zeit machte der Wachtmeister hier heraus seinen ersten Patrouillengang. Von dem wollte er sich. wie immer, beim Betteln erwischen und einstecken lassen. Richtig, da kam der dicke Machtmi ster durch die tleine Gasse zwischen den Gärten. , Der Alte beeilte sich, zum ersten Dauc zu kommen, dort hineinzugehen und um ein Stückchen Brot zu bet e n. - Eine ärmlich gekleidete Frau, die im Flur Bretter zertleinerte, murmelte: »Das-en selber nichten« Der Alte nickte vergnügt ..Von Jhnen wollte ick ooch nischt.'« Aber vor der Ihiir sing er doch an, zu schimpfen «Nich mal ’n banden Brot haben se vor'n alten Mann! Jst das 'ne Art! Jeht bei die Kälte! De Fenster sollte man se inichmeißen!« »Nun gehn Sie weiter! Gehn Sie weiter, mahnte der Schutzmanm der inzwischen in »die Straße eingebogen war. Der Alte sah ihn starr an. Was-, der verhaftete ihn nicht«-« Sonst war er doch fix dabei gewesen. Der hatte wohl nicht gesehen, daß er gebettelt hatte? Er machte lange Schritte und sprach einen Mann, der vor dem Machtmi ster ging, um eine Gabe an. Der Mann hörte nicht auf ihn. Aber der Alte ließ nicht ab: »Bloß, damit ich nicht verhungern muß. bloß ’ne Kleinigteit, bloß ’ne Kleinigteit!« Plöslich lachte der Wachtnieister: «Schröder, es nützt Ihnen nichts! Ich nehme Sie nicht mehr neit. Sie können hier die Leute »ärgern" und «Zinsen holen«, to viel sie wollen — aher —- der Bürgermeister hat aesaat« das wir-d zu theuer. wenn wir jeden Rumtreiher durchsiitternsj Der Alte blieb verblutlt neben. »Gehn Sie man wo anders hin«, meinte der Schutzmann an ihm vorbei gehend. »Ja —- aber!« Der Alte wurde är gerlich, mit seinem Kirschiteeten schlug er an die Haustnauen «W-is ich soll noch weiter walzen? . .. Wo ich es hier immer so gut hatte? Hier bleibe ich, und hier will ich bleiben. Da wollen wir mal sehen, wer mehr Recht hat, icl oder der Bürgermeister.« « Entschlossen ging er bis zur Mitte der Stadt, wo am Marltblatz das Rathhaus mit der Polizeiwache lag. lHier waren die Häuser größer urrb rei cher. Und hier —- in der Nähe der Polizei — mußte man ihn doch ver hatten. Aber es gelang ihm nicht. Jn seinem Zorn hätte er die Gaben am liebsten weggeworfen Ruhe sitt den Winter wollte er —- ein warmes Loch Voe Aerger konnte er nicht einmal schimpfen. Gerade als er wieder ein großes Ge schäft verlassen hatte, lam ihm ein Ge bunte Er blieb vor dem erleuchtetenSchau ienster stehen, psifs leise vor lich hin-— und stelzte dann über den holprigen Marttplatz gerade a s »das Rathhaus lob. Ja ein baar öden die Stufen empor, durch den hellgetiinchten Flur Hinten die letzte Thitr ausgemacht — ali —- die Warum die ihm aus dem Wachtzirnmer entgegenkam. «Wiinsch guten Abend, vie herren! Püvrfte ich um eine lleine Gabe bit en « Mit einer Bebeugnng hielt der Alte seinen but hin. Einen Augenblick war Alles still Der Wachtmeister, der gerade anfing, seinen Kassee zu trtnten, ward lau sam brandroth im Gesicht. llnd die beiden Sergeanten, die erst große Au gen gemacht, tnissen nur den Mund zusammen. Der Alte that, als begrisse er das nicht. Mit unschuldigen Blicken sah er von einem zum anderen. Da sagte der Wachtmeister: »Was — Sie! — Na —- toarten Sie! Das ist mir denn nun doch zu bunt!« Er stand aus: ,,Kommen Sie mal mitl« Seine volle band packte herzt-haft zu und zog den Alten mit zum Zimmer des Bürgermeisters. Der Alte srohloclte. Nun hatte er sein Winterauartier. In dem mit Alten und Bücherstän den vollgestopsten Zimmer des Bürger meisters fühlte er sich recht mollig und niclte zu der Erzählung des Machtmi sterö vestiitigend. Jawohl, er hatte un ter den Augen der löblichen Polizei gebettelt. Und war sogar bettelnd in die Wachtstube gelommen. Der Bürgermeister, ein araistöpfiger Mann, mit tleinen slinlen Augen« die aus einem rothgesprenlelten Gesicht lächelnd blickten, sagte: — »Na ja —- Schröder, Sie möchten uns mal wieder aus ein paar Monate besuchen. Das ist ja sehr nett von Jn nen. Ich Ioill Sie ja auch annehmen. —- Na na —- nicht so rasch, nicht so rasch, hören Sie mal weiter: morgen verlassen Sie unsere Stadt —- sonst lasse ich Sie an das Arbeitsbaus aus liesern. So —- na, Sie verstehen mich.'« Bei den letzten Worten hatte er sein Lächeln unterdrückt. Nun beugte er sich über seinen Schreibtisch. Doch mußtes er fast auslachen« als er das verlänger te Gesicht destVangunden sah Wachtmeister Köppen hatte den Alsi ten nach dem Amtsgericht bringen las-. sen, weil das Polizeigesängnißbereits gefüllt war. Jm Amtsgericht war aber auch lein Platz. Man steckte den Alten zu einem jungen Dieb. »Na —- hab’ ich wenigstens heute ein warmes Nachtlager«, sagte der Alte gemiithlich und rieb seinen Rücken an dem breiten Kachelofen, der halb in die Zelle hineingebaut war. Dann wollte er eine lustige Plan-» derei mit dem Burschen beginnen. — Aber der wollte nicht recht daraus ein gehen und gab einsilbige Antwor en. »Man nich!" machte der Alte. Nachdem sich seine Augen an das Halt-dunkel des Raumes gewöhnt hat ten. betrachtete er seinen Schlasgenos ten. Das war ein untersetzter, kno chiger Bursche. Doch trotz des breiten, derben Gesichtes war ein weicher Zug um den Mund und in den Augen Der Alte konnte nicht unterlassen, ihn zu fragen, was ihn denn eigentlich quäle. Der Junge wollte erst nicht mit der Sprache heraus. »Na, —- Du, «- wir sind doch hier unter unsi« betonte der Alte. »Ach — iestohlen hol-« ich vor vier Wochen-un morjen is mein Termin. Un da wer« ict wohl meine zwee Mo nate triegen.« Ganz traurig ließ der Dieb den Kops hängen. »So » wat bxste denn jemaust?« sragte der Alte· »Ach, blos ’n paaeratem die beim Eilenwaarenhändler standen!« »Haben se Dich gleich erwischt?« »Ach wo —- vorgestern komme icl wieder in dat Nest — und da muß mir der Deubel reiten und ict jeh bei den Eisensritzen rin und will mir'n Ge ichent holen —- — da tiett er mir so komisch an und fragt: »Na —- Sie wollen woll gewis; ·ne Gelegenheit aus baldowern?« Und da werde ict roth-— und da sagt er mit’n mal: »Sie ha ben deSchipven jestohlen!« Ida-nnd da wollte ick auskneifen. Sie haben mir aber doch jesaßt.f« Lkr sank in nch iutammem »Hat der Gifensritze Zengen2« »F wo — »Un da inmmerst Du so?« »Ja hab-e doch schon ingeltanden——« »Na —- Iber Junae s-— iei doch sroh —— jetzt — im Winter —— sitzt wenig stens marm.« Der Dieb fah den Alten an Wohl eine Minute Dann brach er in ein rohes Gelächter aus. iir die Wärme dank ich —- Ver riick ever icl hier, verrückt——— Jch muß hingeben können wohin ich will « »Na —- können wir ja tauschen — ich möchi’ «rnich gern ein Paar Monate ausruhenf Der Alte sann vor sich hin. Da wollte nun einer aern hinaus und durfte nicht —- und ihn, der aerne dableiben wollte, ihn iaaten sie mor gen wieder hinaus. »Ist wirklich wahr —- wir lönnten tauschen!« meinte er nachden·lich, nnd vlönltch lauter, mit dem Blick auf dem Anderen: »Na —- wie denkst Du denn darüber?« Der Andere lachte darüber. Aber mehr blöde als verzweifelt »Da —- da siebt’s gar nichts zu la chenl« meinte der Alte. »Wenn let wat sage is det mein voller Ernst Je iehn hat Dich lein Mensch. Du sagst einfach, Du wärlt lo eingeschiichtert ge wesen beim Geständnis — Du hättest solchen Hunger gehabt —- dann läßt Dir der Amtsrichter loosen. — Du let kenne den.——Und denn sagsie, ietzt aber könntest Du den richtigen Spitz buben nennen —- unb nennst smir. Oder«, —- der Alte ilopite mit der geballten Rechten in die Linie und beugte den Kopf dor: »Ob« noch bes ser, Du läßt Dich morgen iriih leich melden —- Du liättesi eine wi tige Mittheilung zu machen —- desto either kommst Du raus und desto either komm ick in mein Winterauartiee — was —- die Priipelei is hier doch jut?«i »Vatejen sag-e icl ja nifcht. Alle! zwee Tage Fleisch —- und immerl Schmalz oder Speck zum Brot. Und immer 'ne warme Stube —- frieren dhut hier Niemand. —- Un wenn de! for’n Verwalter extra Holz kleene machst, gibt’s auch mal Tabak oderf ’n Schluck.« ; »Na ja —- ronßt ich, wußt ich! ——» Alles!«' unterbrach ihn der Alte. Und? es gelang ihm, den Jungen zu überre-; den, feinem Plane zu folgen. l e- is- e- ! Am nachftenMoraen, als die Beiden? merkten, daß der Richter feine Thätig teit begonnen, als der Wächter einenl Gefangenen zum Verhör holt, klopften sie gegen die Thür, und der Jüngere ließ sich vorführen. « »Na, was denn?« fragte der Richter,( ein hagerer, faft ganz rasirter Mann. Er klopfte auf den vor ihm aufgehäuf ten Stoß Alten: »Na?« Da platzte der Dieb heraus: »Ja — ich habe nicht die Spaten gestohlen Herr Gerichtshof —- icb — ich nich —- aber der Alte, der jeftern Abend in die Zelle jebracht worden is —- der hat mir ieftanden —'« »So ——— fo—Jhnen hat er jeftan den?« fragte der Richter. Der Dieb fchwieg verdutzt. f Da winkte der Richter dem Wäch er. — Bald darauf kam der Alte herein. Nicht fo aufrecht, wie er es fonft ge wöhnt, fonoern gebeugt und schwan tend. Der Richter fah ihn an: »Na, was ist denn das —— was Ihr Beide da habt? — Was triegt denn der junge Kerl dafür, daß er Jhnen die Zelle überläßt? --— Was? Oder zahlt er Ihnen. daß er ’raustomrnen kann?« Da fing der Alte hitterlich an zu weinen: »Herr —- Herr Amtgrichter — ich bin ein schlechter -—« schlechter Mensch. Jana gewiß — aber —- nee —- nee — nee, fo —« Die Worte versagten ihm. Der Richter wollte ihn fchon an fahren. Herrgott, so’n Landstreicher hat das Thränenwasser lose. Und denn — zu letzt wird man doch weich. Schließ lich sind die Thränen auch echt. — Aber da fuhr der Alte sort. »So —- so tränken brauchen Sie mir alten Mann doch nkchi. -—s Nee — das tönnen Sie mir g auben, leicht wird es einem ehrlichenMenschen nicht, einen Diebstahl einzugestehen. Ja, ja, bis heute war ich ehrlich -— ich bin noch unbestrast -—— von kvegen Diebstahls » — hier sind meine Papiere. —- Bloß immer wegen Bettelei.« Der Richter nahm die zersaserten und schwör-glichen Papiere an sich. — « Dann sagte er: ,.Warten Sie. bis die Zeugen korn men.« «- i e Der Eisenivasarenhändler war ver « wundert, Plötzlich einen neuen Dieb zu finden Er schüttelte erst den genau geschei telten Kopf und drehte nerbös den Cy linder in den srostbeuligen Händen. Aber schließlich mußte er zugeben, das-, er den Dieb nicht gesehen. Und dann stellte sich heraus, daß der Alte auf sei ner gewohnten Tour alle vier Wochen in die Stadt komme, das; er also am Tage des Diebstabls wohl gewesen sein müßte. Einer der Lehrlinge des Händlers wollte sich sogar erinnern, den Alten vor dem Schausenster gesehen zu ha ben. Dei junge Spitzbube entschuldigte sich bei den Kreuzsragen des Nichte-s immer wieder damit, daß er nnr aus Notb ein unwahres Geständniß abge legt habe. ’ Er belam einen gründlichen Ver weis. Der Alte aber wurde verurtheilt. Als er abgesübrt wurde, bedankte er sich mit einigen tiefen Verbeugun: gen. — — s til If Beide waren froh. Der Alte bezog vergnügt seine Zelle — der Junge zog weiter. Aber nach wenigen Tagen -—« die Kälte war immer strenge-r und ichnei dender geworden — ließ er sich beim Richter melden. Nicht der Alte iei der Dieb« — sondern er sei es wirklich ge wesen, nsie er zuerst gestanden Der Richter, der wieder einen gan zen Stoß Alten vor sich hatte, jagte ihn beraus: Er lasse sich von solchen Stromern nicht veriren. »Ich will doch bloß die Wahrheit sagen! Bloß lDie Wohrheit8« stammelte der Dieb. Mit einer stummen Hsindciewequnn wies ihn der Richter heraus Sehn süchtig sah der junge-Kerl nach den Fenstern des cnefiingnisseo hinüber, in dein nun der Alte an seiner Stelle sich wärmte. Der steckte seinen Kopf über den Rand des Fenster-i empor, hielt sich an den Gitterftäben hoch und blinzelte -- und als nun gerade der Richter Tiber den Platz qinq, lachte er laut. ——— isr hatte doch verstanden, sein Winter nett zu finden. ..-«F---·O Ein Genie. Student: »Hier, lieber Onkel, brin ge ich oir die zehn Mart zurück-« Onlelt »Recht to, mein Junge, freut mich, daß du Wort gehalten!« - Student: »Aber nicht wahr, Onkel, [ heut’ pur-mit du mit zwanzigt« Vom Laterne-Ilion l Fell-soeben »Was lind Sie von Beet-fi« » Rekrut: «Haartilnltler!« ; Feldtoebeb »Frileur oder Dürsten Minder-W Die Spreewälderin. Novellette von E. F a h r o w. Herr Eberhard Ammerle aus Hei merlingen in Schwaden war nun schon seit sechs Wochen in Berlin, und noch immer nicht wollte das Behagen und das Wohlbesinden kommen, das er doch sonst so leicht in jeder Stadt und jeder Gegend zu empfinden pflegte. «Eberle,« sagte sein Freund Fritz Köbte zu ihm, »deine Miene gefällt mir nicht. — Was ist mit dir los? Du bist doch sonst nicht so schwer fällig, warum in aller Welt behältst du hier eine so zurückhaltende Art bei?« »Hm,« sagte Eberhard. »Na, das ist doch keine Antwort! Sind die Berliner nicht entgegenkom » mend genug zu dir?« »O, im Gegentheil!« tief Herr Am ; merle,"urn gleich daraus roth zu wer J den und sich zu verbessern: »Ich meine natürlich nicht, daß man ! etwa zu nett zu mir wäre T Sein Berliner Freund lachte aus ! vollem Halse s »Natürlich meintest tu das-l« ries ler aus. »Und du hattest ganz recht damit. — Alle Hagel, ich finde es selbst, daß die Mütter und Töchter dich ein wenig zu sehr merken lassen, wie willkommen du ihnen wärst, wenn du dich fiir ewig binden wolltest!« »Es ist nicht das,« murmelte Eber hard, dessen hübsches Gesicht beinahe betrübt aussah. »Ich bin doch nicht so dumm, eFritz, und ich weiß, daß ein vermögender junger Mensch aus guter Familie überall gut ausgenom men wird —- zumal wenn man weiß, daß meine Eltern dringend wün schen, daß ich eine Familie griinde. Aber es ist nur —- — verzeih, bitte -—- —- aber eure Mädle gefallen mir nicht.« » »Nun, warum soll ich das übelneh men? Das ist doch rein Geschmack sache. —- Weshalb aber, du ernsthaf ter Jüngling, gefallen sie dir nicht?« »Je nun, weil es halt —- weil es eben eigentlich gar nicht richtige — Mädle sind! Sondern —-— junge Da men? —- ja, das ist das Wort! Zu damig sind sie mir; zu selbstbewußt, sicher, dreist — rechthaberisch — ach — s läßt sich nicht so genau beschrei ben.« »Ich finde, du hast es leidlich ge nau beschrieben!« lachte Fritz. »Es thut mir leid, aber ofsenbar hast du bis jetzt Pech mit deinen Tischnach barinnen gehabt. — Jm nächsten Winter —- — aber was hast du denn?'« Eberhard hatte ihn am Arm ge packt und starrte mit großen Augen einer Spreewälderin nach, die eben mit einem etwa oierjährigen Kinde an der Hand vorübergegangen war. Die belannte, bunte Tracht um schloß eine zierliche Gestalt, und das Gesicht unter der breiten Flügel haube war allerdings ungewöhnlich reizend; man sah eben noch das seine Prosil, das von einer dunklen Haar welle umrahmt war. »Hast —« — hast du gesehen«?« rief . Eberbard mit förmlich erregter Miene. —- »Dieses entzückende Gesicht — diese reine Unschuld im Blick! Das — siehst : du — das ist so ein -—— — so ein rich E tiges Mädle. . . Er hielt inne, denn Fritz war in ein schallendes Gelächter ausgebrochen ! »,O du reiner Thor!« rief er end lich aus. »Du hast ne Ahnung! iDas war ja doch eine Spreewälde rin!« ; Versiiindnileos dliate ihn der Freund an. »Nun, und was schadet dast« fragte er. Fritz Köbte versuchte sich zu fassen und seinen Heiterkeitgausbruch zu dämpfen Mit wenigen Worten erklärte er ihm» was eine Berliner Rinderwärte rin in Spreewäldertracht bedeutete. Aber ifberhard erwiderte kein Wort und lies; nur seine Augen weiter isuchend umherwandern Er hosste sdoch noch, unter den vielen Spazier gangern einen Schimmer der holdseli gen Erscheinung zu etwischen und mit ieinet Beharrlichteit, die Friß insge heim ganz anders benamste, zog er ;den Freund weiter zwischen den Bäu Imen des Thiergartens hin. i Es war vergebens, die reizende TKleine war nicht mehr zu entdecken, obwohl Eberhard wohl zwanzig ahn »lich gekleideten, weiblichen Wesen ;suchend ins Gesicht schaut-. : Traurig sargte er endlich die tleine iBegebenheit ein. —- Dennoch aber Jhielt er mit heimlichem Trotze daran seft dieses junge Mädchen tonnte )nicht zu der Klasse der sonstigen Spreewälderinnen gehört haben, sie ;war und blieb in seiner Erinnerung sdas .,allergoldigste Mädel«, das er je gesehen hatte. se si- si ) Ein halbes Jahr später rüstete im Vornehmsten Westen der Stadt der IGeheimrath Clgner zum ersten Balle der Saison. s Schon im vorigen Jahre war man i es eigentlich »den jungen Leuten schul dig gewesen«, ein Fest zu geben; aber die älteste Tochter des Hauses, die eben in die Gesellschaft eingeführt we« den sollte, hatte sonderbarer Weise die« Eltern slehentlich gebeten, noch ein Jahr damit zu warten. »Ich tanze nicht so schrecklich gern,« hatte Lotte gesagt, und wenn ich erst anfange, auszugehen, dann bin ich jede Woche ein paarmal wen. — Das kann ich doch der Gussi nicht anthun.« »Aber mein Kinr«, hatte die Mutter mahnend erwidert, »du läßt dich von Gussi wahrhaftig thranni siren! Seit ihrer Krankheit hängt das Kind wie eine Klette an dir. Und jeden Willen weiß sie bei dir durchzusehen!« Das vierjährige Schwesterchen. wel ches diesem Gespräche beiwohnt—e, schlanq die magseren Aerinchen um die große Schwester und bettelte-. ,,Lotte gehört mir! Lotte muß im mer bei mir sein. Sie hat’"5 mir ver sprochen!« Lache-nd beugte sich Lotte zu den: tleinen Quälgeist shinabt »Du bist ein richtiger Schlau nieier, Gufsil «—-— Aber so geht es später nicht weiter! Später muß Gussi qanz artig sein und Lotte aus zaehen lassen.« E »Ja, später!« versicherte die Kleine, indem sie sich noch fester an die er wachsene Schwester schmiegte. Diese fast übertriebene Anhäng lichkeit rührte von einem schweren Kranienlaaer her, das Gussi wäh rend eines Sommenaufenthaltes in einem stillen Dorfe unweit Liibbens getroffen hatte. Zwischen Leben und Tod hatte die Kleine aeschwebt, und nur Lotte litt sie zur Pflege an ihrem Bettchen. Damals hatte Lotte, wie viele an dere Sommerfrischler, die Landes tracht des Dorfes getragen, und wie alle Kranken hatte Gussi ihre Lau nen; eine der eigensinnigsten bestand darin, daf; Lotte sich nie anders an ihr Bett setzen durfte, als wenn sie so gekleidet war. Geschah es einmal nicht, so weinte die Kleine nnd ver langte ihren Willen durchzusetzen. Lotte und die Eltern, überglück lich, daß Gussi genesen durfte, gaben natürlich stets nach. Und- diese allzu bereitwillige NIachsicht Vom Kranlen laaer her setzte sich auch noch eine lange Weile in Berlin sort. Gussi ging mit niemand spazieren als mit Lotte, sie nah-m leine Mahlzeit außer mit Lotte, und es kostete viele Thra nen und lautes Geschrei, wenn die äl tere Schwester einmal ohne die Kleine ausging Nun waren aber wieder volle sechs Monate vergangen, und jetZt mußte endlich Ernst gemacht werden mit der Strenge gegen Gussi und —- — mit dem B»1ll auf den sich Lotte so wenig freute. Als aber die Gäste sich versam melten, als alle die Herren sie um schwirrten und ihre Tanztarte so fort voll war, da leuchteten doch auch die blauen Augen der schwarz haarigen Novize aus. —- ES war doch aanz nett, so ein Fest! Plötzlich sah sie erstaunt auf. — Ein Herr hatte sie mit zitternder Stimme um ihre Tanztarte gebeten. Vor ihr stand ein großer, schlanler, junger Mann, der sie anstarrte wie ein Fabelweien Sie kannte ihn nicht: aker auch die anderen waren ihr ja unbekannt. « Nur irgendwie, irgendwo, irgend wann mußte sie doch dies hübsche, of sene Gesicht schon aesehen halten . .. »Amn-.erli« stand da hinaetrihelt in der letzten kümmerlichen Ecke. Eberlnrd Ammerli stieg mit lan gen, unaeschidten Schritten euriict in eine Ecke des Saales nachdem er iei nen Namen bei der Tochter deg Lmu fes eingetragen hatte. —--— lind fortan that er nichts anderes als Lotte an: sehen. Er kam sich ein wenig verrückt vor. Wie war es nur iniialich, daß ihn dieses feine Mädchen, die Tochter eines der oornehxnstenHänser, fiir die er tim pfeshlunqen bekommen hatte ---- — das; ihn dieses zarte Mädchen an jene Spreewiilderin, die unveraefsene, er innerte? Uebrigens stellte Eberhard mit a«e: heimen Jubel fest, daß Fräulein Elaner elsenfalls mehr als einmal zu ihm hinblidte, Was sind Blielsel —- Und doch, was bedeuten sie bei zwei jungen, un verdorbenen Menschenkinder-H Als endlich die (5«rtratour heran l.1m, die Eberkard aehiirte, da lonnte er sich nicht enthalten, eine hsjehit sons derbare Fraae an seine Dame zu rich ten: « »Gn«a·diaeg Fräulein, lieben Sie die Spreewiilder Tracht?« Lotte blickte auf und brach dann in ein lustiges, helles Gelächter aus. »Ich nicht, aber mein Schwester chen!« rief sie. »Haken Sie mich etwa mal so aesehen?« »Ach. Gott sei Dant!« rief er aug. »Sie —- sind es also —— doch selbstl« Und nun kam die Geschichte dieser Masterade zu Tage. Als einiae Wochen später die El tern erfuhren, das-, und wie sich die beiden buchstiiblich auf der Straße ineinander verliebt hatten, da nickten sie bedächtig. »Ich hab’s dir ja immer gesagt«, murmelte der Geheimrath, »es wird ihr noch mal was ,,passiren«, wenn sie so mit dem Gör spazieren geht! —- Na aber ich bin froh, daß eiz nichts Schlimmeres war als eine Verlobuna!« Und mit diefer eigenartigen Auf fassuna mußte sich das Brautpaar zufrieden geben. —- Gussi aber er hielt von ihrem neuen Schwager eine meterhohe Puppe in Spreewälder Tracht. Und nun war sie es, die ihre Spreewälderin spazieren führst Boshaft »Deine Dir, Bertha, die Olga hat behauptet, meni Bräutigam habe gar nichts Mititärifches an sicht« »Die ist blind! — Er hat doch Sä belbeine!« errvursi Mutter: »Jetzt wirst Du schon dreißig; in Deinem Alter war ich he reits zehn Jahre verheirathet!« Tochter: »Leider; besser, Du hät test noch zehn Jahre gewartet, dann wäre ich jetzt zwanzigt« Ein Musterfchwiegersohm . »Ihr Herr Schwiegerfohn ist Luft tchiffer, wie ich höre?« »Gewiß, und noch dazu ein lenk barer!« Judirette Kritik Krititer: »Soeben habe ich meine Tanter in der Llugstelluna herumge . führt; sie hat einen eigenen Geschmack, i die schlechtesten Bilder gefallen ihr am » besten.« ! Maler: »Hat sie mein Bild auch ge sehen?« Krititen »O ja, sie ist entzückt da von.« i Böser Rath. Junge Frau: »Diese Mehlfpeife I habe ich erfunden, LUtännchenz wie soll Dich sie nennen?« I Gatte: »Nennen wir sie ,,fiißes Ge « « i heimniß . i Schlau. ! Chef izum neuen Geschäftsleitet): »Und wenn Sie Personsal engagirem nehmen Sie nur immer hübsch Kor pnl—ente, damit die Leute denken. de nen muß es aber bei uns gut gehen!« Toppelsiiinig. Gast: .,Scl:inten möchte ich haben ...der müßte aber sehr mager feint« Kellner: »O, bei uns ist alles seht mager!« Um Aus-reden nicht verlegen Sie: »So, du bringst den Hasen schon abgehäutet mit?« Sonnaasiijaen »Ja, als er mich sak» ist er vor Angst gleich aus der Haut aefahrenl« - Deutlich. Freier: Tauf ich um die Hand Ih rer Tochter bitten?« Bantier: ,,VeD-aure, hab’ schon für einen andern die Schulden bezahlt!« Seine Auffassung. Mutter: »Fritz, erzähle Papa, wes halb ich Dich strafen mußte!« »Mama war so furchtbar eigensin nia und wollte mir teine Chokolade geben, und da mußte ich in die Ecke!« Jst-rundliche Begrüßnng. Räuber izu einem Herrn an einfa mem Orte in stocksdnntler N-acht): I »Möchten der Herr nicht die Güte ha ben, einem armen Manne beizustehean Außer diesem geladenen Renolver aibst eS auf Gottes weiter Welt nichts, was s« ich mein eiaen nenne. Mrofmrtiq. Mann: »Aber, Fran. warum hast du denn solche Riesentlbfie gemachtsk Fran: »Ja. meeste, Llnkuik ick bn eben eene jrofiartia anielcate Natur!« Aufrichtig — i l i Herr: »Zum Kuckuck, ich habe doch befohlen, daß der Weinvorrath ergänzt werden muß!« Diener: »Ist auch geschehen, Herr Baron!« Herr: »So, wer bat ihn denn ge liefert?« Diener: «»Geliefert« hal« ich ihn, Herr Baron!« Gliickdpilz. H-- ’ »Und werde ich in meiner junges Ehe glücklich scin?« »Außerordentlich! Schon nach drei Wochen wird Ihnen die Frau-Durs brennen.«