ssfssvvsssssssssvsvssssss7—-—s FJII der Mell verloren. Roman von Feder v. Zosektiiz. (5— Fortsetzung-) »Mein Vorgehen war hart und herzlos.« warf Egon ein« »o, Herr Professor, ich fiihle mich nicht schwäch lich genug, auch an mich selbst nicht den richtigen Maßstab der Einthei lung zu legen! Genau so grausam, wie», Trich mit mir verfuhr, genau so grausam war die Vergeltung meiner seits. Nur ahnte ich nicht, welch schwere Folgen mein rasches Handeln nach sich ziehen wurde. ich hätte sonst nach einein milderen und versöhnliche ren Ausgleich gesucht. Jnfolge des thrannischen Geseses don der Erstge burt und infolge der Hartherzigteit meines Bruders stand ich mittellos in der Welt und dabei liebte ich noch ein schönes, armes Mädchen, denn auch Wanda konnte mir nichts mitbringen als sich selbst! Nur unter diesen Ver hältnissen lann meine rücksichtslose Raschheit in den Augen anderer ent schuldbar erscheinen. Die Auftritte« die sich zu jener Reit amisckmi ssksch und mir abspielten, waren furch.-»-..—.. Deutlich. als wäre es aestern gewesen. entsinne ich mich noch meiner tegten Zusammentunft mit ihm in einem einsamen Försterhause, in dem er sein Weib vor den Menschen verborgen hielt. Jn versöhnlicher Stimmung kaut ich dorthin; ich hatte mir fest vorgenommen, Erich meines heftigen Vorgehens wegen um Verzeihung zu bitten und ihm mitzutheilen. daß ich gesonnen sei, ihm siir Lebenszeit die hälste der aus Jllburg gezogenen Eintiinfte zu sichern. Aber meine Nuchgiebigleit verschwand vor dem wilden Jiihzorne des Unseligen; er überhäufte mich mit Schimpf, und in einem erregten Augenblicke erhob er sogar die hand, mich ins Gesicht zu schlagen . . . Jn diesem Momente war es mir, als dereise mir plötzlich mein herz. Jch wandte mich turz um und schritt zur Thür. Schon lag meine Hand aus der Klinke, da hörte ich einen hellen Frauenschrei hinter mir. Katharina, die Gattin Erichs. die ich nach dessen eigener Aussage als an einem typhösen Fieber erkrankt in ei nem entfernten Zimmer bettlägerig wähnte, war plötzlich aus dem Neben gemache, in dem sie jedes Wort unse rer Unterredung erlauscht hatte, her borgestiirzt. In leichter Gen-anhang todtenbleich, wunderbar schön, mit blitzenden Augen stand sie wie ein Racheengel inmitten des Zimmers. Doch nicht gegen mich wandte sich ihr Grimm, sondern gegen den eigenen Gatten, gegen den sie drohend die Arme erhob. »Lügner — Heuchler!« rief sie mit gellender Stimme, »hasi Du mir nicht ott zugetchrvoren, oag ich vor aller Welt als Dein rechtmäßi ges Weib gelten würde, wenn erst Dein Vater gestorben wäre?! Nun aber stellt sich plötzlich beraus, daß Dein Versprechen falsch ist, und daß die Hoffnungen, die Du in mir ne nährt hast, erlogen sind daß Du von jenem Moment ab- da Du mich an Dich rissest, zurn Bettler geworden bist und Tich nur durch Betrug noch auf künstlicher Höhe erhalten tonnteitk Jch wollte Dich nicht, ich hab Dich nie geliebt s— nur der falsche Ehrgeiz mit einem Schlage aus meiner Kulissen sphäre in hohe Kreise steigen zu tön nen, veranlaßte mich, Deinem Werben nachzugeben — o wie tief bereue ich ed! Hättest Du mich auf meinen Bahnen gelassen, dann wären grüne Ind goldene Lorbeeren meine Zu kunft gewesen, und nun bin ich ein Vetteln-ein wie Du ein Bettler bis !'· Ein unsäglicher Ekel packte mich, ich vermochte nicht mehr, dem wüthenven Weibe in das rollende Auge zu jchauen, und stürzte fort noch im Fliehen die gellende Stimme ver schö um Furie und dann einen erneuten scsßlichen Aufschrei hörend. Schon am folgenden Morgen traf mich ein stitf Erichs: er theilte mir mit, daß feine Frau unmittelbar nach meinem Weiden aus dein Fötsterhause von einem Blutsturz befallen worden und sehn Minuten später in seinen Armen perstoeben sei Troßdem mich der Unsliicksfall tief erfchittterte, hatte ich Doch sesonnenheit genug, unverweilt II der wie ich durch meinen Anwalt fester der band erfahren hatte, in die Verhältnisse eingeweihten, in cis lebenden Mutter Katharinas « Die hochbetsgte, übrigens respettable Frau war ganz ge « W; Stich Petisnlich hatte ihr be ckeG den Trauer-full mitgetheilt und dar-itzt in wahr-sinniger AufreguF ; m w - ich noch ««ei«nnial meinen seines e und er bei die ? Z ; . Berechnung — wer tann es entschei den — wies Katharina ihn so lange zurück, bis er ihr in aller Form seine band antrug. Doch auch iedt gab Katharina noch nicht ohne weiteres ihr Jawom sie wollte nicht einer orraussichtlich glänzenden künstleri schen Laufbahn entsagen, u fiir sie eine unberechenbare Zulrthl einzu tauschen, sie wollte die Gewißheit ha ben. auch unter den Standesgenos sen ihres Gatten eingeführt werden zu können. und sie wußte wohl, daß es einem Offizier. der eine Schau spielerin zum Weibe genommen, nicht gestattet ist, im Dienste zu bleiben. Jn seiner Verzweiflung ließ Erich sich nunmehr zu jener Unwahrheit hinreiszen, die er so schwer büßen sollte: er erzählte Katharina, daß er nach dem Tode des Vaters die Be sihungen der Familie übernehmen, das-, er in diesem Falle so wie gb den Abschied einreichen müsse, un daß ihn dann nichts mehr hindern würde. klein geliebtes Weib auch vor aller ;Welt als seine rechtmäßige Gattin anzuerkennen. Vier Wochen thöter tout-den die beiden in Helaoland ge « traut — Erich hatte fein Ziel erreicht und damit sein Unaliick besiegelt.« » Der Geheimratb war nachdenkliH cher geworden.- Sein glatte-rinnt Kinn ruhte in der fleischigen Land. und die Augen unter der grofzgtasiH gen Brille waren halb geschlossen ; »Fürwa·hr ein Drama ooll packen-s der Essette«, sagte er leise, den gro-; fzen Kon hin und her wiegend, »eines jener Fa ilien ragödien, wie sie sich zahllos Ist i Leben abspielen, toie sie des Dichters Hand nicht kühner» und wirtungsvoller gestalten tönnte.! Ich betlage vie traurigen Ereignisse( tief, lieber Egon«, fuhr der alte Herr dann lebhafter nud direlt zu Jllburgi gewendet fort, »meine aber, daß Sie! für Jshre Person weniger Grund zu 1Selbftvorwiirfen haben, als Ihr be dauernbwerther Bruder Hat Erich Familie hinterlassen?« «Sein einziges Kik, ein Knabe, ist wenige Wochen ,ch der Geburt wieder verstorben.« f »Und Erich ist gänzlich verschri len't« » «Jn jenem legten Briefe, den er an mich schrieb. ertllirte er mir, Deutschland, vielleicht auch Europa» fiir immer verlassen zu wollen.; Irr-them wirst du friiher oder spä-s ter noch einmal von mir hören’, scj hieß es in jenem Briefe« ,und dantes dann Gott« wenn der Name deines! Bruders nicht Schande über die Fa-; milie gebracht bat!’ Die bösen Worte»i die wie eine Drohung tlangen, waren! gewissermaßen der Ausfluß der Stirn-! mung, unter deren Bann Erich dass mals stand. Aus jedem Worte seiness Schreibens sprach ein tiefer Haß, eine unsiialicke Bitterteit — an der gangeqn Gesellschaft wollte er den Tod Hat - li. ) i I s ) Tllls ldcyclh mir U es un Wes-« Stett-eh ger geschweren botte In sei ner sinnlosen Verzweiflung bedachte der Unglücklicke nicht daß Katharina keineswegs ein Ovier gesellschaftli cker Verböltnisse geworden war, daß er vielmehr selbst die Schiii d an ib rem Unterrange trug —- er bedachte iuch nicht, daß es mir niemals irn Sinn gelegen bat ihn zu ruiniren und seine Existenz Zu vernichten, denn ich iabe ihm Anerbietungen ge m.1cht, die jeden Unparteiischen von meiner guten Absicht die gis-nie An gelegenheit in Frieden beizu! egen, ohne weiteres hätten überieugen müssen und in schrofsem Geieniatz zu seinem eigenen früheren Vorgehen mir gegenüberstanden Trotzdem tön nen Sie inir glauben lieber Professor, daß ich Erich mit jubelnd-ern Ent zücken an mein Hm schließen würde, wenn er heute vor mich treten und mir die Hand zur Versöhnung reichen troll Das aber ist eitle hoffnung! Gott gebe nur« daß die schreckliche .Drobung des Aeenisten sich nie be wahrheiie und daß das Wappenschild get Familie allezeit sleckenlos erhalten ei « Schöler legte seine Rechte auf Jll burgs Schulter und sagte: »Ich weiß, daß Jbre Familie, inein lieber Jll biirg, sich seit Jahrhunderten rühmlich ausgezeichnet bat und daß zahlreiche Mitglieder derselben erste Stellen iin heimisch-en Staatswesen bekleidet ha ben. Cjbenaus diesem Grunde brau chen Sie die Drohung J res Bruders nicht zu fürchten; ließe sick wirklich zu schmählichen Thaten hinreien dann siele its-Schande aus seine net haupt nicht auf seine Farni ie. Und nun sagen Sie mir, Egom ha ben Sie nie Schritte gethan, nach dein Verbleib des Verschvllenen zu sor icheu t« Illburg nieste lebhaft » habe sofort noch seinem Verschwi- Inei - neu Anwalt beauftr- fgt alles « zu sey-e Heim-M nu ämusmw m sutundschaten ein«-trete M « Met- Inbetolfnd M hat W MMMWMM« ZÆ TFUMWM , Mittlsrrweile war ei spiitgetwe - den fp daß Jlkbura, der feinen Wes aen um elf Uhr vor di Gleile bestellt hatte, aufbewan mußte. AG dsr Protest-r nahm hist nnd locl nnd beide Derren schritten neeli die noch belebten Vorderzimmer dem Aus-Sange zu. Der junge Mann legte sich im We gen müde in die Kissen zurück. Be Unterhaltung mit Schiller hatte die Erinnerunq an den Bruderzwist leb sanft in ihm etrverckt nnd dieJarnn verhatschten Wunden« feines udherzeus von neuem aufgerissen. den noch meinte er. die Aussprache über diesen traurigen Gegenstand mit ei nem tret-weinenden Freunde habe ihm woblgethan Er hatte niemand, dem er fein Jnneres ganz erfchließen konn te nnd wie oft dürftete ihn danach Sie-liebte sein aqldlockigeö Weib mit heißer anrunft, aber von Tagzn Tag fühlte er mehr, daß fie, eren Sinnen und Trachten auf die Aeußeh lichteiten des Lebens gerichtet war und die in ihrer eigenen oberfliichlichen Ge dankenwelt titl: am alüellichften wähn te ihm fremd wurde. Ihr fehlte das Verständnifz für fein inneres Sein. Der Wagen hielt mit einem plötz lichen Ruck io daß Egon aus feinen( Träumen emporfuhr. Er hörte die scheltende Stimme seines Kutschen und beugte sich aus dem Fenster f heraus. i »Was aiebt es denn, Carlos« ..Ach Gott. qnädiaer Herr, da liegt irgendein betrunkenes Frauenzimmer mitten auf der Straße so daß ich sie beinahhss überfahren hättet he, holla —- a o.« Jllburg wurde ärgerlich. ..Schrei’ nicht so unverständig, Earlo", rief er dem brüllenden Kut scher. zu, »was ist das für eine Ma mer.« Er stieß den Wagenschlag aus und sprana aus die Erde. .So, nun wirs mir die Zügel zu, msch’, daß Du vorn Bocke kommst und schaffe das Weib bei Seite! Es ist nicht nöthig, daß wir erst mit der Polizei zu thun belotnnten.« Brurnrnend gehorchte der Kutscher. Er stieg ab, reichte seinem rrn die Zügel und näherte sich dann r dunk len Gestalt. die lang ausgestreckt quer über dem schmalen Fadrdamrne lag. Während er sich über die Besinnungis lose bereit-beugte, bewegte sich diese leise, to daß der Arrn der bisher ilsr Gesicht bedeckt hatte, das letztere ent hülltr. Der Kutscher zuckte zusammen unz- wandte sich dann zu Jllburg zu ru . «Gniidiger herr«, rief er in »lichst erstauntem Tone, »das ist Ja aar lein Frauenzimmer — das Ist eine Dame!' . Jllbuea war neugierig geworden. Er legte die Zügelleinen über den Laternenstock am Bocksiß und trat ne ben seinen Kutscher. Das eigenartige Bild, das er vor sich sah, erreste auch sein Erstaunen. Das Weib, das da chnrnachtumsangen irn Straßenstaub lag. war ein junges Mädchen von ed ler Schönheit Der Mond leuchtete voll ihr bleiches Gesicht mit n zarten, jungfräulichen Zügen, aus denen der Ausdruck eines tiefen Schmerges lag. Der weite Mantel, dessen Knopse - öffnet waren. ließ die mädchen t schlanke Gestalt der Ohnmächtigen er ennen. »Dir hast recht, Carlo", sagte Jll bura mitleidig das ist tein schlech tes Gesause-L sondern eine Unglück titfe Hilf mir, sie ausrichten.« Jrn selben Moment, da die Män nerdände das junge Mädchen be rührten· schlua dieses die Augen auf. »Wi) bin ich — gütiger Gott wo bin ich?. Die Verunaiückte hatte dies in englischer Sprache aesliisieri, Jll durq erwiderte deshalb sosort im s Jleicken Jdiomz »Es mus- Jdnen ein «llnsall mgestoszen sein, mein Fräu lein, aber wir sind aerne bereit, Jtsnen zu reisen. Sagen Sie mir Jdre Wohnung, wenn ich bitten dars, ich werde Sie dorthin satsren lassen — dinter uns hält mein Wagen. wie Sie sehen es würde also keinerlei Schwie rigkeiten machenk In so höflichem und freundlichem Tone Egon auch gesprochen datte ——! das junge Mädchen fuhr scheu und furchtsam und an allen Gliedern zit-; ternd vor ihm zurück. Als Jllburg der Aertnsten aber wiederholt seine-F Schutt anbot sentte sie den Kopss schlua die hii de oor das Gesicht und begann bit rlich zu scht uchzen Jllburg war rathloö. Das arme Ding, das vermuthtich der italienis schen Sprache nicht mächtig war, dauerte ihm Mit Schonun? und Vorsicht sprach er noch einma in sie hinein. Er nannte seinen Namen, erzählte," daß er ein Deutscher sei und bat sie, Vertrauen zu ihm zu« fassen. Die ehrliche Art und Weise M buras blieb denn auch n.cht o Wirtuna aus die Arme. Mit Ihrs nen in den Augen usw mit bei-endet Stirn-me begann sie ihr Unglitck zu schildern. oense leitnn einer anre ritanischen Famil vorsi- nach Nea oel etonnaen und in e nem großen ,dessen Rasse msie vera en dateEtat te, i t « »Ist-ic- MEEMUM ais-m Einw- im Mit-of i- VII-ists net-er Oasen n »M» WHAT-TM Mai-W Was sie erzählte, klang durchaus wahtscheinlich nnd die Sprache ih res hilfeflebeasden braunen Auges war so beredt, daß ein Keim von Mißtrauen in Egon gar nicht auf tauchen tonnte. Er iiberlegte kurz, was zu thun fei, und begann dann cnit einigem Zögern: »Ich schlage Ihnen folaendes vor, mein Fräu lein: leiten Sie rnich nach meinem Haufe, n dem Sie ein loensortobles Fremdenzinnner vorfinden werden und in volllonnnenfter Sicherheit die Nacht verbringen können- Es ift zu fpiit ge worden, jeßt noch nach Ihre-n hotel zu suchen- und Sie in- einem fremden Gastohfe unterzubringen scheint mir den neapolikanischen Verhältnissen ge ! aeniiber nicht passend. Wünschen Sie ; e: jedoch und fürchten Sie sich vor mir Hund meiner Frau, fo bin ich auch gerne bereit Sie am nächsten Hotel abzusetzen. Andernfalls könnten wir morgen in aller Ruhe nach Ihrer ame rilanifchen Famile recherchiren lassen.« Das junge Mädchen schaute dem Sprechean groß nnd voll in das Antlih als wollte sie sich vergetviss fern, daß sie ihm- tvie einem Bru der vertrauen lönnr. Dann schlug eine helle Röthe in ihr hübsches Ge sicht und-leisem doch festen Tonej entgegnete fie: »Ich danke Ihnen, mein here-ich nehme Ihr Anerbieten nn.« Jllburg trat an den Wagen zu rüet und liesz die Fremde zuerst ein steigen. Bescheiden nahen sie auf den: Nüctsitze Plan, und Egon ließ sich ihr gegenüber nieder Kein Wort wurde zwischen den beiden gewechselt wäh rend der Wagen die Straße hinab r die Chiaja rollte und in die Ehaussee am Fuße des Posilipp ein bog. Heimlichen Blickes musterte Enon die Aufgelesenr. Sie hatte sich tief in die Ecke geschmiegt und das Ge sicht auf die Brust herabgeneiai. Wenn dann und wann der helle Schein der Gaslaternen, an denen der Wagen vorüberfukm auf dieses jugendliche Antlid siel, konnte Jllburg sehen, wie erschreckend blaß es war. « Der Wagen hielt vor der Vrga. Ein Glockenzug an der Gartenthure ries den Diener herbei, der nicht we nig erstaunt war, seinen deren in Be gleitung einer unbekannten Jungen Dame heimkehren zu sehen. « »Schliist die gnädige Frau schon? sragte Illbneg »Sie besehken, gnädiger herr«. er widerte der Diener-, »gniid»ige Frau hasn sich heute ziemlich srub zuruck-» gezogen.'« . .So werte Marie und laß das. Frankdenzinnner in Ordnung brin aen — wir haben Besuch bekam men.« Der Diener eilte voran, Egvn aber bat seiner Begleiterin den Arm, um sie durch den dunklen Park in setn Haus zu führen, und er fühlte dabei, wie das Mädchen neben ihm zitterte. 9. K a p i t e l. Es war noch ziemlich sriih am sol-. genden Morgen, als Jllburg leise ani Schlaszinimer seiner Frau klopfte. Die junge Schöne schien sich eines ziemlich festen Schiunimers zu er sreuen, denn Egon mußte sein Klop sen mehrfach in verstärktern Maße wiederholen, ehe von drinnen der rniide Ruf erscholl: »Wer ist dai Bist Du es, Marie? Was ist denn die Uhr?« «Jch bin es, Kind«, antwortete Jllbursx »Der-s ich eintreten? Mir. liegt daran, Dich noch vor meinem· Ausgange zu sprechen —- nur aus wenige Minuten. dann magst Du miterschlasen.« Jllbura zwängte sich durch die Thürfpalte in das dämmerige Ge mach. Aus den spitzenbesetzten Kis ten und Decken des großen Himmel bettes, das an der Querwand stand, lugle ihm das rofrge Gefecht-Heer fei ner Frau entgegen. Jhr goldenes Haar umfluthele sie förmlich und um leuchtete fie aleich einem Heiligenfcheim Egon lüßte fie auf Hand und Wange und letzte sieh zu ihr auf den Betteand. »Ich habe Dir ein Abenteuer zu berichten, Kind«, begann er und wickelte spielend ihr Haar um feine Finger, Wanda lachte neckifch. »Das fängt unheimlich genug an", scherzte fie. «Wuhsrscheinltch haft Du eine wilde Nacht im Club verlebt —- hat man qesptelti« »Gott bewahre —- Du weißt ja, daß ich mich höchstens einmal zu ei nem Whift pressen lasse. Nein, herz, ich habe eine aemäthliche Stunde mit Schiller verplnudert und bin dann nach Haufe gefahren. Auf dem Rüst lvege aber spielte fich das bewußte Abenteuer ab." Und Jllburg erzählte, in welch trofllofem .ult-ande er das fremde . Mädchen au gefunden hatte und daß er es nicht über sein her-i hätte brin gen können, die Unglückliche hilflos auf der Straße liegen zu lag-en Wandel fand die ganze tchichte, welche ihr Gatte von dem Auffinden des fremden Mädchens erzählte, höchst romantifch. Sie hatte vortrefflich ge fehlafen, von stillen, Solreen und glänzenden Triumphe-l geträumt und war deshalb fehr guter Laune. fchlechterer Stimmung hätte fle m Verfola der Erzählung i es Gatten wetfelloi die Empdrte un Eiferfttckp tat-gespielt M tn t en liebes leeees, aa vonögalm user-en - llten sen lieh in M - sentee staune file etne etferfttcht e Roger vorfand. So Wamllstr e « M das lletne Weiter « s und lachte berste-. -— Mi- ;- Fest-· .t·i. W « »Ist da- Mädcheu bitt-schi« fragte e. »Von sympathischer Erscheinun .« »Und Du sagst, ei sei eine ngs liinderin.« «Oder eine Amerilanerin.« , »Ob« einmal, Egon, wie wär’s wenn ich sie mir als Gesellschesterin enaaairtei Nach Deiner Erzählung muß sie bei jener- ameritarrischen Ia milie ja» eine ganz ähnliche Stellung gehabt Haben — und mir wäre es lieb, einmal wieder mein Englisch auszu frischen. Was meinst Du tmqu »Ich meine zunächst« daß die junge Dame vorläufig doch noch an ihre Amerikaner gebunden ist.« si »Wir machen sie denen abspens tat« Egon lachte. »Verspeise es. mir soll es recht sein! Vielleicht spürst Du in sder Gesellschaft des Mädchens die Langeweile von Neapel weniger.« »Bielleicht! Jedenfalls will ich die Kleine sehen. ehe sie das Haus ver läßt. Laß ihr durch Marie sagen. daß ich sie sprechen möchte. Ich stehe so fort auf, mich interessirt die Geschichte — es ist einmal ei Abwechslung. Also tchick mir idas ·dchen —- ver stehst Du, Egon?« «Illburg nickte und ries nach Ma rie. «»Jst die Dirne im Fremdenzineener aufgestandeni' fragte er die Zofe. »Jawohl« antidiger Orest-entgeg nete Marie, .s1e fragte auch schon nach dem gnädiaen herrm wollte aber war ten, bis Sie zu sprechen seien.« »Schön!« Gar-n schritt langsam dies Treppe nach dem ersten Stock binausl ! und tlopste an der Thüre des Frem » denzirmners an. Er hörte einen leich ? ten Schritt irn Gemacht, dann wurde Jdie Thüre von innen geöffnet, und s das jun-ge Mädchen stand, iertia ange- s täeidet und in Hut und Mantel, vori i M. I »Ah, ich sehe, Sie sind bereits zum » Ausgange aeriistet", sagte Jllburn Tsreundlich und trat näher. »Ei« es ’ Ihnen so sein-, uns wieder zu verlas sen? — Wie dari ich Sie anreden?·· «Jch heiße Mal-ei Lupo. here von Jllvura.« « »Wie-del Luvoi Sieh da· ein engli scher Vorn-»ne, während der Vaters name zweifellos italienischen Ur sprungs ist!« .» - »Ganz recht; meine Familie stammt aus Italien, wanderte aber schon zu« Ansanq des Jahrhunderts ans. Jchs habe indessen auch deutsches Blut inl den Adern —- meine Großmutter war eine Franlsurterin.« »So wären Sie alio eine Tochter dreier Nationen; welsche Anmuihs deutsche Tuaend und englische Ener gie sind iedensalls die besten Zuthas ten siir einen Frauencharalter. Also, Miit Lupo, ich habe soeben mii mei nef Frau aesurochem es ist schon lan ae ihr Wunsch, eine liebenswürdige Geiellschasterin zu hesihenz wollen Sie nicht bei uns bleiben?« Mabel erbleichte pliihlich, schon in der nächsten Sekunde aber schoß kht fliihend heiß das Blut in das Ant ih. »O, wie gütia Sie sind, here von Jllburg«, stammelte sie bewegt, »und wie gern würde ich Ihr Anerbieten annehmen, wüßte ich nur« ob Misier Stesserson mich auzs nexn Dienst entlassen mill, und vor a em. ob mei ne bescheidenen Kenntnisse Ihrer s rau Gemahlin genügen tönnens Jch pre che nicht einmal deutsch, selbst das Französische tauni tadellos --« läge-n unterbrach je lachen-; »Dule metukll cu- lrlnru « »Hu er. »Ich habe die Absicht. den Win ter in Italien zu verlekenx damit inei ne Frau aber nicht allein aus die nea politanische Gesellschaft angewiesen ist« wünsche ich, daß sie sich eine Freundin fchoffi. Diese Freundin sollen Sie ihr werden. Sie sollen aemeinsam mit itztI Leitiire treiben, mit ihr malen, du«-Eil »Theater besuchen und sich gemeinsam sniit ihr amiisiren. Die Aufgabe ift i nicht so leicht, als es den Anschein nat, und ich weist auch nicht. ob Sie ihr gewachsen sein werden —- ich zlaubez und hoffe es aber, sonst würde ich Jl: nen nicht das Anerbieten machen. Und nun entscheiden Sie sich- Miß· Lupo: sind Sie einverstanden, dann will ichemich sofort auf die Suche nach der Familie Stefferson be,1e«sen, um die Angelegenheit ins- Neine zu brin en.« Einen kurzen Moment schwankte Mal-ei vHoch, dann entgegnete sie kurz un einfach: »Ich danke Ihnen Jus tiefsteni herzem here von Jllburg. Wenn Ihre Frau Gemahlin es mit mir versuchen will, bin ich bereits« Egon ließ sofort seinen Wagen an spannen unt-fuhr vor den bekanntesten Hotels von Neapel vor. um sdie Fami lie Stefferson zu suchen. Er toar mit sich zufrieden. Er glaubte sich nicht in Mal-ei zu täuschen und beziiirkwiinssp te sich, eine so geei nete sellfchaste rin für Wand-i ge unden zu Italiens Durch sie hoffte er selbst mehr haus-; liche Ruhe und mehr Zeit fiir «seinel Studien und Passiv-ten zu gewinnen« hielt Miß..Lupo nicht« was e ver sprach, so war immer noch Ze t, nach fing geeigneteren Persönlichkeit zu» u n. - Im hotel d’Angleterre fand Jll bu die Amerikaney die sich vereit »Er-ten das Mädchen freiz eben, even Mal-et von ihrem Gebot sites das leite Vierteljahr» eben wollte. ! ironifchem sagte Egonl die Fordere-un ju. da wurden die L Mal-el- n ten Wagen Fee s t, und Jllburg fuhr nach r lle sittlich — Mnda war sehr zufrieden mit dem aus anten Spiel das ann ihr t hatte. e- merkte essen Nabel eine weit til-er ihre oslaie Stellung kinausgehende Gibt-aged saß und daß ihr eine natürliche nehmheit di e sich in ihrem ungezwun genen Sichergeben und in ihrer Irt zu sprechen, erkennen lie, eigen war. Das aber erfreute Man besonders. Sie nzar nun nicht mehr aus iich seibst oder a«us die ständige Begleitung ihres Gatten angewiesen, sondern tonnte nrit Mal-ei die Vecxriigungen der vor nehmen Welt besu n ohne gegen den guten Ton zu ver oßen. Schon am Na ittage des ersten Tages den die unge Ameritanerin iin Wänden-se Weg I verlebte maige it Mal-ei einen Besuch der WinkI n Cornigli ano. Die Fürstin Cornigliano bewohnte ein großes Quartier am Korso Sie war eine Dame ho in den Fünfzis gern doch noch i mer sehr lebens lustig: ihr Reichthurn nnd das Altes ihrer Familie ionnten sie nicht vor der iiblen Nachrede, daß die Gluth ihres Herzens idie ihr in ihrer Jugend ein mal einen hitterbösen Streich gespielt, noch seht dann und wann zu heller Flamme auiloderte, schützen. Man lachte über sie. aber man besuchte gern ihre Gesellschaften in denen ein ung: Her-ungerne Ton herrschte und bei nen sich das ganze elegante Neapel zu sammensand. Als der Diener der Tätrstin die Thür zu dem großen sechstenstrigen Salon auiitieß, um Wanda und Ma hel eintreten zu lassen, sahen diese die Fiirsiin aus einem Divan sehen und neben ihr eine junge Dame in malveniarbenem Seidentleide. Ue ber Wandas Wangen guckte ein blei ches Licht, als sie diese Dame erblick te — sie ertannte in ihr jene briinet te Schönheit wieder-, die ihr kürzlich aus der Promenade aufgef.1ilen war, und jeszt auch strömte siedenheiß die Erinnerung an jenen Tag. an sie dies Weib zum ersten Male gese hen. durch ihr Herz· Mit aisettitter Liebenswiiriigieit rauschte ihr die Fürstin entgegen und liißte sie nach italienischer Sitte zuerst auf die rechte, dann aus die iinte Wange. Meine liebe Baronim meine Tbeueriie!« rief die dicke Dame, »Die entzückend von Ihnen, daß Sie mei ner nicht vergessen haben, ich bin en chantirt, bin von ganzer Seele er freut! Kommen Sie her und neb men Sie Platz nnd erlauben Sie mit vor allen-» daß ich Sie meiner guten Madame Bulitoii vorstelle —- teine Ruisin, wie ihr Name besagt, fon dern eine echte Tochter unseres herr lichen Landes eine gebotene Mot quiie Carpa di BentiventisRappoldi. — Eine neue Freundin beste Gelin die Baronin Jllburg.« tFortiedunq iolgt.) häusliche Szene. 's , , , Fran: »Du, du behaupten mich ja lieben —k ba, wenn ich heute stütbe, n zwei Monaten würdest du wieder eine andere haben —- schmöten tönnt’ ich draqu« Mann: »Schwör’ nicht, Emma — ich glaub’ dir auch kos« Ante-ums Protz: »Wenn wir wiederkommen, wünschen wir nicht nur einen Plas, foudern auch ein Paar Kellnek refer vitt — ich gutantire für deren unun terbrochene Beschäftigung.« Its-m Kni. Neues Dienstmädchen Aus « immer guckend): »Sol! ich noch Vier « lens« Ehemanm »Ich möchte schon -« Ebefrau Alpen das Wan nehmend): » »Mein Mann will sagen: Ich möchte schon bitten, nachdem ich schon einen Litet qeteunlen habe, künftig solch« unnühe Fragen gar ; se mehr zu Keller-F