Der Vettatzscheim Humoreste von Lothar Bren lendorff. Der Kandidat der Medizin Fritz Ringholz bog vom Maximilianplatz her in die Rochusstraße ein, wie err allmonatlich an einem zwischen dem lö. und dem 25. gelegenen Tage zu thun pflegte-. Den goldenen Ehrenw meter trug er der größeren Bequem lichkeit halber bereits in einer Maßen iasche des Ueberzieber5. Als er den Thorweg des uralten und sehr häßlichen, aber um seiner humanen Bestimmung willen von ei nem beträchtlichen Theile der Münche ner Bevölkerung hochgefchätzten Leib haufes betrat, fiel sein Blick auf eine schlanke Dame, die mit gesenktem Kopfe am Fuß der Treppe stand, wie wenn ei ihr an Muth fehle» die aus getretenen Stufen empor zu steigen. Jn Fritz Ringholz erwachten bei einem so rührenden Anblick unverzüg lich alle menschenfreundlichen Instink te. Ritterlich und doch in geziemen der Bescheidenheit lüstete er seinen Hut. »Ich bitte tausendmal um Ver zeihung, mein Fräulein. wenn ich ge gen meine Absicht aufdringlich erschei nen sollte. Aber Sie sind augenschein lich hier noch fremd. und da ich leider mit den Gepflogenheiten dieses Ortes desto befser vertraut bin, kann ich Ih nen vielleicht eine Unbequemlichteit ab nehmen Darf ich mich Jhnen als durchaus ehrlicher Pfandverleiher an bittenW Die Angekedete hatte wohl erst eine Bewegung gemacht. als ob sie sich voll Entrüstung abwenden wollte, der lie benswürdige Klang feiner Worte aber hatte sie offenbar rasch mit seiner Dreiftigteit ausgesöhnt. »Sie sind sehr freundlich, mein herr,« erwiderte sie leise. »Und wenn ich Sie wirklich bemühen dürfte —, ich —- ich möchte nämlich den Ring hier betfesen.« Das Schmuckstück, das sie rasch von 'ihrer zierlichen Hand gestreift hatte, erwies sich als ein eigenthümlich ge formter goldener Finger-reif, den meh rere nach Art eines Kleeblatts ange ordnete Edelsteine schmückten. Fris Ringhle verstand sich nur schlecht auf Juwelen, und er hielt es außerdem nicht für schicklich, den Ring einer ein gehenden Mufterung zu unterziehen. Er beschränkte sich daher auf die Ver sicherung, daß er in wenigen Minuten mit dem Erlös wieder zur Stelle sein werde, und sprang mit großen Sähen die Treppe empor. Glücklicherweise fand er auch den Annahmebeamten eben unbeschäftigt und überreichte ihm Uhr und Ring mit dem Bemerken, daß er für jedes der beiden Pfänder einen besonderen Versatzettel zu er halten wünsche. »Auf welchen Namens« fragte der Beamte. Da das Münchener Leihhaus sei nen Pfandgästen zartfühlend gestattet, sich eines beliebigen Pseudonyms zu bedienen, Fritz Ringholz auch beim besten Willen nicht in der Lage ge wesen wäre. den Namen der Ringbe sitzerin anzugeben, erwiderte er nach alter Gewohnheit: »Auf den Namen Dabei-, wenn ich bitten darf!« »Sechzrg Mark siir die Ubr und hundert für den Ring. Jst’5 recht so.’« Der Aandidat war überrascht, den Fingerreis so boch bewertbet zu sehen. Natürlich nahm er nur um so bereit williger das Angebot an, erhielt seine beiden Scheine nebst dem dazu gehöri gen Mammon und eilte die Treppe wieder hinunter. »Hundert Mark!« rief er trium phirend der im dämmerigsten Winkel Wartenden entgegen. »Ist das genug, mein Fräulein?« »Es ist nicht sehr oiel," kam ihm als Antwort zurück. »Aber für meinen Zweck reicht es schon aug. Jch danke Jhnen jedenfalls aufrichtig siir Ihre große Liebenswiirdigkeit, mein Herrl« Er reichte ihr einen der beiden Scheine, den er unterwegs taktooll zu sammengesaltet hatte, und erklärte, daß ein so geringsügiger Dienst selbst verständlich nicht den mindesten An sprach aus Dankbarkeit begründe« Noch einmal lächelte ihm das rei-’ Lenze, frische Gesichtchen freundlich zu, dann schlüpste die biegsame Gestalt zum Thore hinaus. und als Frik Uingholz zwei Sekunden später eben salli aus die Straße trat, sah er den hellen Staubmantel schon in beträcht licher Ferne. « Schon war die zweite Woche nach bete kleines Ereigniß verflossen, ohne daß Iris Ringholz die glänzenden . Augen nnd das allerliebste Lächeln Iäte vergessen können, und seine Phantasie machte sich eben wieder sehe Wieso-flieh mit ihm zu schaffen, en the set-u Rachwittcgsmietgsna M eines der vornehmen-i Vicen M iefkes Lachen Und der weiche - " - em- Mdatusttmmt Umn · such dee steile-Ist dieser ause .« Leute aus«-spähen St be " s, m thenenziani « - W steten net Of -· Ist-Wiss IFUeieIe " M ftp-ihm Gen-neu zweier junges Mäd chen, die mit großem Eiitt dem MUS telstählenden Spiele huldigten. Da wandte die eine den Kopf. so daß er ihr lachendes Gesicht sehen konnte, und ein siiszes Erschrecken zit terte durch seine Nerven. Die Spie lerin war ohne allen Zweifel keine an dere als seine bezaubernde Bekannt schaft aus dem Leihbause. Behutsmn ging er noch ein paar Schritte weiter. Aus einem tubfernen Schildchen neben der Gartenthitr las er dsen Namen Horden Hinter dieser Thiir aber erspäbte er die blutben weiße Schürze eines Dienstmädchens, das ikn Begriff stand den Brieftasten auszuleeren. Mit der schönen Unerschrockenbeit, die einen seiner beroorstechendsten Charakterziige ausmachte, wandte er sich an das Zöpfchem »Ver.zeibung, inein Fräuleins Die beiden Damen, die eben bier im Garten Tennis spiel zeigetvaren wohl die Töchter des Hau e Einem hübschen, eleqanten liebens würdig lächelnden jungen Manne bleibt auf höfliche Frage ein Stuben mädchen nicht leicht die höflich-e Ant wort schuldig. »Nu: die eine —- die andere ist bloß Gesellschafterin bei dem gnädigen Fräulein« »Natürlich — Gesellschafter-in Und » sie —- sie beißt Haber —- nickkt wahr-P »Gott bewahre! Fräulein Valests Roteemel beißt sie.« »Richtig —- Rot—-er—me!! Daß mir auch ein so schöner Name ential l len tonnte!« I Er hätte gerne noch mehr gefragt. Aber im ersten Stock der Villa öffnete sich ein Fenster, und die Zofe lies mit ;l.--.- NT-2-1-- -e-.. IV.DU USIIISII UHIII CL«UJITU WUUIL Während er langsam heimwärts wanderte, hatte Fritz die Vision einer schmalen Karte, aus der zu lesen stund: ,,Valesta Ring-hole geb. Rot erniel«, und er sand, daß der letztere Name recht hiisbsch tliinge, wenn man sich nicht aernde daraus versteifte, den Ton auf die zweite Silbe zu legen. Dabeitn wartete seiner eine neue Freude. Der väterliche Wechsel ins-it in Gestalt einer dreizisserigen Postw weisunn eingelausem und als ein or dentlicher Mensch, der er trotz seiner gelegentlichen Besuche in der Nachts-: strosze war, ließ er es seine erste Sor ge sein, den Chronometer aus seiner Hast zu erlösen. Er nahm den wohl verwahrten Versatzzettel aus dein Schreibtisch und entsaltete ihn, urn die Zinsen zu berechnen. Aber sein Blict wurde starr, jähe Entsetzen bleichte seine Wangen, ols er las: »Ein goldener Ring mit drei Steinen: hundert Mark Er hatte also in der Eile die Leiden Scheine oerwechselt und dein Fräulein Rot errnel den Versaßzettel Tiber seine Ta: schenuhr eingehiindigt Das war ein verböngnißvoller Irr thum, der selbstverständlich so schnell als möglich wieder gutgemacht werden mußte, Und dankbarer noch als zuvor pries Fritz Ninqholi jeyt die Gunst des Zufalls-, der ihn wenigstens der M überhoben hatte, die rechtmä ßige Eigenthiiinerin des Scheines aufs Gerathekvobl unter etlichen hun derttausend Münchener Einwohnern tu suchen. . In der Frühe des nächsten Taster-åf keqab er sich nach der RochuEftUße und löste den Rinq aus. Dann erstand er «in einer Papierhandlunq einen Briefboaen und einen Untidtlaq ohne jedes Adieichen Er ichrieb auf dar Blntt nicht-:- mekter alg die Worte: »Mit ehrerbietiqem Gruß und Der er Jedensten Bitte, den mrtauichten Ver fatzsckxein an F. R. 99 baupicostla aernd senden Fu wollen« Ten Um ichlaq aber verizh er rni: der Adresse und stectte den Ring hinein. Im Be griff, den Umschlaq zu schließen, ist fznn er sich eines Besseren Konnte er nicht Glück haben und die jun-re Tat-ne persönlich treffen? Jn dieice angenehmen Hoffnung gina er nun eilia dem Harderichen Landbaufe zu. Der Tennisplatz war leer. von der jun-gen Dame weit und breit nichts zu sehen· Lin dem Obstspalier aber, das die Pfeiler zwischen den Fenstern des Erdqefckvsies bedeckte, ichaffte ritt al-« ter Mann in Hemrärrneln unn blo ßem Kvpi. ohne allen Zweifel der Gärtner. Er hatte ein freundliches vertrauenerweckendes Gesicht, nnd Fritz Ringholz zögerte darum nicht, ihn zu seinem Sendboten zu machen. Er schritt ohne weiteres durch die nur eingetlintte Gartenthiir nnd nickte dem biederen Alten freundlich zu. »Sie gehören doch hier zum hause — nicht wahr? Wollen Sie sich einen Thaler verdieneniP Das anfänglich etwas erstaunte »Gesicht des Alten strahlte nor Ber gniigen bei dieser Verheißung. »Wa rukn denn krick-M Einen leicht ver dienten Thaler soll inan nie verachtenJ Was hätt’ ich denn dafür In tiitmio »Nichts weiter, als dem Fräulein Rotermel bei passender Gelegenheit diesen Brief zu übergeben. Er zog den Uns-schlag aus-der Ta sche und legte ihn nebst dem ver spreche-ten Thaler in die bereitwillig dargebotene hand des sitt-en Gärtners. Darau, daß er unterlassen hatte, den Ums aa zusamt-en tte er nicht Heda , und er in n wenig zu th als er, inne Sehen wen d, pl« lich seinen sein von einer träftitän us atpnckt siidlte und die M HE- Jrnt IMM L Este-«- W - squiZ ski- aniszspiz »- z- ges-sing - Sind Sie verrückt worden Mensch? Wie können Sie sing unter stehen, mich festzuhalten?« »Ich bin der Landgeeichtsidirektor Harder —— mit Ihrer Erlaubniß, und dies ist der Ring meiner Tochter, der ihr vor einiger seit auf räthsselhafte Weise abhanden gekommen ist. Ver stehen Sie nun, was mich die Sache angeht?« Der unglückliche Kandidat stand wie betäubt, aber den Zusammenhang der Dinge hatte er trotz seiner maß losen Bestiirzung auf der Stelle de griffen Freilich hatte er nichts Un rechtes gethan, und er brauchte nur wahrheitsaemiiß den Hergana zu er zählen, um sich von jedem Verdacht einer sträfliche-i Mitlvissenfchaft zu befreien, mit einer solchen Erklärung aber hätte er natürlich zualeich das Schiial des unglücklichen Mädchens besiegelt. Nein. was auch immer sie gefehlt haben mochte, nicht durch feine Schuld sollte sie ins Verderben ge rathen! »Wenn es sich so verhält, ist es al lerdings an mir, um Entschuldigung zu bitten. Jch habe übrigens keinen Grund, Jhnen die gewünschte Auf tLiirung schuldig zu bleiben. herr Landgerichtsdirettor. Jch habe den JRing — ich habe ihn hier vor Ihrer; Gartenihür gefunden, und ich wollte; Imich der Vermittlung des Fräuleins Fitotermel bedienen, um ihn der Eigen «hiimerin wieder zuzuitellen.« »Darf ich um Jhren Namen bit uns-« »Gewiß — mit Vergnügen! Jch heiße Maier — Karl Friedrich Main, Herr Landgerichtsdirettor!« »Und Sie sind mit der Gesellschaf terin meiner Tochter bekannt-« »Allerdings! Das heißt —- wenn aiich — gewissermaßen nur oderfläch: lich und — « .So haben Sie die Gewogenheit, herr Maikr, mich aus ein paar Mi nuten in's Haus zu begleiten. Als ehrlicher Finder dürfen Sie ja selbst verständlich eine angemessene Beloh nung beanspruchen.« »O« wag das betrifft —- ich ber zichte gern zu Gunsten der Armen. Jch ain auch leider sehr start beschäftigt und -—" »Was Sie, wie ich hoffe, dennoch nicht abhalten wird, meiner Einla dung Folge zu leisten. Jch muß wirt lich dringendst bitten, Herr — here Maier!« Er schob ihn sanft vor sich her in einen zu ebener Erde gelegenen Sa lon, dessen Fenster zum Schutz gegen Einbrecher mit den schönsten schmiede eisetnen Gitterstangen verwahrt wa ren, und es entging der Aufmertsanp ieit des Kandidaten nicht, daß sich hinter ihm ein Schlüssel in der Thiir gedreht hatte. Schon fing das Bewußtsein der Un wiirdigieit seiner Lage an, seine rit terlichen Entschlüsse ins Wanlen zu bringen« da öffnete sich eine Seiten thiir, und vor ihm stand seine rei zende Leihhausbetannte, von seinem Anblick ersichtlich aus das Aeiißerste betroffen. , »Sie sinds? -- Mein Gott« Sie -" hier in unserem Hause?« Das angstvolle Erschrecken aus ih rem lieblichen Gesicht, der zitternde Klang ihrer süßen Stimme waren vollkommen hinreichend, den jungen Mediziner wieder mit wahrhaft to desntuthiger Loserroilligteit zu ersiil. len· Rasch trat er dicht an die Be stiirzte heran. und indem er die Ein gangsthiir scharf im kluge behielt, flüsterte er ihr zur »Ich kann Jhnen setzt teine umständlichen Erklärungen geben« mein Fräulein, denn der Land gerichtsdirettor, der gegangen ist, um Sie zu holen, lann jeden Augenblick wieder eintreten. Aber fürchten Sie nichts, ich lasse Sie nicht im Stich, und wenn ich selbst ins Gefängniß müßte. Aber nun gehen Sie! Er darf nicht merten, daß wir miteinan: der gesprochen haben. Nur Jhre Un befangenheit kann uns beide retten.« Er drängte sie sörmlich zur Thür hinaus, durch die sie eingetreten war, obwohl sie wiederholt einen Versuch gemacht hatte, ihn zu unterbrechen Es war in der That hohe Zeit gez wesen, denn sie war noch kaum ver schwunden, als der Landgerichtgdirek tot wieder eintrat, begleitet von einer jungen Dame, in der Iris Ringholz sofort die Tennispartnerin seiner Akk gebeteten ertannte. »Aha — die Tochter!« dachte er. »Es wird ja immer schönerk ’ Der alte here aber sagte: ·hier finden Sie einen guten Freund, Fräsieirn der mich zu seinem Brief ltoten machen wollte. We ich heule, ei ist besser, wenn Sie tn meinem seisein persönlich mit ihm ausspre M« Iris Rile verstand die Welt; nicht mehr Wenn dies nicht die ( Tochter des Landgerichtedirettore war, wer und was in aller Welt war fee denn sonst? Mit dem bitmtnsten Gesicht, das vie Natur ihm vergönnt hatte, verneigte er sich gegen die junge Dante. Vieabersahmerttm etn Mise ttnqes sei-streichet and verstöndnissoti keines-is ee. . weiss nW, den« « M tin- non ein sie-; Wiss .k. -..-kx-IW fkiu Inn-um vorn-we Jch habe nicht das Vergnügen. den Deren zu tennen.« »Nicht? Das ift ja höchst fander bar. —- Was sagen Sie dazu, Herr — Maiers« »Jch tann nichts weiter sagen. Herr Landgerichtsdirettor. als daß die Dame vollkommen berechtigt isi. sich meiner nicht zu erinnern. Auch mir ist sie ganz fremd.'« Der Landgerichtsdireitor musterte ihn mit einem furchtbaren Blick. Es war tein Zweifel, daß er ihn im Geiste bereits vor sich auf der Antlagebank erblickte. »Sie werden einsehen, mein herr, daß diese Angelegenheit für mich einer näheren Aufklärung be darf.« Er sollte offenbar einein hochnoth: peinlichen Verhör unterwarfen wer den, deiner sich in feiner augenblick lichen Verfassung nicht gewachfen fühlte, da wurde ihm plötzlich Hilfe zutheiL Etwas bleichen Antlitze-Z aber mit leidlich gespielter Unbefangenheit de ttat die junge Dame aus dem Leib-; ’haus das Zimmer. Sie schien beim? Anblick des Kandidaten ein wenig zu zaudern· dann ging sie tapfer auf ihn zu. »Guten Tag. Herr Huber,« sagte sie. ihre Stimme zur Festigteit zwin gend. Der Landgerichisdireitor schlug mit der Hand auf den Tisch. »Nun wird mir’s aber gar zu arg! Jetzt heißt er wieder Haber? —- Du tennft diesen Herrn, Erna?" aJa, Papa —— aberflächlich Von der Eisbahn, wenn ich mich recht et HIIIIID « »Weißt du auch. daß er sich mir gegenüber Moier genannt hat --— und daß er heb-unter er hätte deinen Ring draußen vor der Gartenkhiir gefunden?« »Wenn der Herr das-: faqt, wird es doch wohl auch fo fein. Than »Nein, es ist nicht fol« schrie der Landgerichtsdireltor wüthend »Do hinter steckt eine Spitzbiiberei, der ich jetzt unter allen Umständen auf den Grund kommen will, wäre es auch» mit Hilfe der Polizei. Der Londgerichtsdireltor wandte sich nach dem Knopf der elektrischen Klingelleitung um, aber noch ehe er ihn hatte berühren können, warf Fräulein Erna sich fchluchzend an seine Brust. «Vergieb mir. Vaters herr huber iit ganz unschuldig-. Ich hatte den Ring ja gar nicht verloren, sondern herr Zuber hatte die Liebenkwiirdigs leit, ihn fiir mich zu versehen. Und nachher —- nachher find eben die Pfandfcheine vertauscht worden« Der alte herr griff sich on die Stirn. »Bin ich verrückt geworden? Oder seid ihr es? Du hättest einen Ring oerfetzt —- du, die Tochter des Landqerichtsoirektors Hurder2" Fräulein Ema antwortete nur durch veritörltes Schluchzem wäh rend Fritz Ringholz endgiltig jede hoffnung auf eine glückliche Löfung dieses über alles menschliche Fai fungsverinögen hinausgehenden Wirr warr-'s begrub. Da tlana in vie unheimliate ettus hinein Fräulein Valegta Noterinels gepreßte Stimme: »sich al.-ube die Ertläruna soeben zu sonnen, Herr Landgerickstgdirettor, die Fräulein Erna wohl nur aus großtniitbiger Rücksichtnahme Jus mich beriveiaert Wenn Ihre Tochter sich « ohne mein Vorwissen natürlich -- zu einem so außerordentlichen Schritt entschlossen hat, so hat sie eE einzia aetban, utn mir oder vielmehr einem mir seht tbeuren Verwandten beizustehen Es handelte sich nur ukn oie Beichaiiung einer verha·-tnifzkniifzia lleinen Zum nre. aber an dieser kleinen Summe hina ein Menschenschickial Da ich selbst nicht zu belsen vermochte, be fand ich mich in einer Geniiithgstini muna, vie ich vor Fräulein Erna nicht verbergen konnte. Auf ihre theilnehmenden Fragen oertr.!ute ich ihr alles an, und noch an demselben Tage hänviigte sie mir die Summe von dreihundert Mart ein, deren es zur Neituna jenes Verwandten be durfte. Sie saate. baß es ihre tlei nen Ersparnisse seien, über die fte srei verfügen könne, unv ich schöpfte na türlich Seinen Verdacht, auch als ich das Fehlen des Rinaes betnertte. Jetzt aber zweisle ich nicht mehr, daß Fräulein Ema sich den mir geovsersi ten Betrag oder einen Theil davon durch den Versatz des Schmnckstiicks verichssii hat.« Der Landgerichtsvireltor faßte den Kot-s seines Töchterchens niit beiden Händen und bob ihn sanst empor, mir ihr in das tbrsneniibersiröinie Gesicht zu bliesen »Ist vie-se Vermu tbimg zutreffen-. Ernst« Die Gesragte nickte heftig. »Ver zeih entr, Papa! Da du ver-seist warst, gab es niemand, an den ich mich hätte wenden tönnen, und ich hossie ja auch, ben Ring non meinen Ersparnissen wieder einzulösen.« .Dn bist eine kleine Thiirin. Abers um des guten Zweckes willen soll binss in Gnaden verziehen fein. —- Nun aber zu Ihnen, mein herr! Wie wars doch aleich Ihr werther Normi« i »Mit Rinaholz, here LandgeH richtibiretiorl Kanbibat der Medizini Mitglied-« H »Nun, unt Meinen sind Sie, wie esl scheint, niemals verl . Sie mithin ja ein« ganzes ch im Kopie haben. «; Wnniabuijs bereist-k sinnt-Ist Am Ast-ABBIde . II Schutz-know (zu einem Weitem Halt. halt! Hier ist nur für Fußgäm get. Reiten Lassen Sie mich nut! Ich bin ja auch gleich einer. Er hatte seine übermiithige Laune ztlruckgetvonnem und es war ersicht lich tein übler Eindruck, den er da dutch nus den Londgerichtsdirettor machte. Natürlich mußte jetzt die ganze Wahrheit heraus; und auf die Regenschauer von Thränen folgte während dieser Ertlärungen der hellste Sonnenschein der Fröhlichteit Als sich irn Laufe der Unterhal tung herausstellte, daß des Kam-ide ten Vater, der Geheime Oberregie rungsrath Mund-ihn dem Landgr richtsdirettor persönlich woblbelannt wor, gewannen die Dinge vollends ein oergniiqliches Gesicht. Der von Fritz Rinqholz aus größte Heimlichteit on gklkate Besuch in der Villa Horder endete mit einem qenieinsarnen Früh stück, bei dem es oiel Gelächter und zuletzt sogar den erfreulichen Rang von C-l)amp.1nnerlelchen gab. In der Folge aber sah die Nach barschaft den hübschen jungen Mann so oft als Fräulein Ernog Portner beim TennissoieL daß die Gerüchte von einer nobebevorstehenden Verlo bung nicht mehr zum Schweigen kommen wollten. Wie hätte sie es ihm auch vers-eilen können. daß er ih retwegen bereit qewesen war, sich als Dieb und Diebesbedler in den Kerler roersen zu lassen! —-— Erziehung-fünfte Novelle von Theodar Duinichen. « Der here Graf war Rittmeister bei den zweiten Ulanen. Lange war er noch nicht verheirathet, sein Junge war noch nicht ganze fünf Jahre alt: ein reisender Bengel. aber sebr temperamentvoll. Ein Vetter vorn Kadettenkorpg, der gelegentlich von Lichterielbe herüber kakn. fand ibn sebr »ultig'·, dagegen nannten ihn einig-e alte Tanten zuwei len sebr »unartig'«. Und in der That, Kurt war ein kleiner »Niipel« —- da rüber bestand kein Zweifel. .Wo es der Junge nur der hatisp llaate die Griiiin, wenn er wieder einmal feinen Diektops attfgeiett hat te. »We- er das nur her bat?« — Es herrschte ein so tadelloier Ton in der reizenben kleinen Villa, beide Eltern waren aus gutem, altem und begiitertem Hause; beide hatten selbst sehr viel «Kinderstube", die besten Gesellschaftssorrnenz die aute Et-: Hirt-um« die in jahrhundertelangerz Tradition wurzelt. Beide Eltern gaben sich redlich Miibe mit Kurt chens Erziehung —- und doch, es war ein Graus und ein Elend: der Junge blieb ein Rädel. — Der Rittmeister war heute ettvagj oeraraert vom Dienst aeiommen, und; die Frau Grasin hatte sich rviederx über Aurt betlaat. Das hals sanstj in der Regel noch am ersten, wenns sie in Kurte Gegenwart dem siapas erzählte, wie aarstia Kurt wieder sie-Z wesen war. Der Rittmeister hatte« heute seinen Sohn und Erben recht; hart angesahren und batte ihn sehr deutlich darüber belehrt, daß er seiner Frau Marna unbedingten Gehorsam schulde, und daß es niemals daraus ankäme, oh ihm das was er thun solle Spaß mache oder nicht· Er hatte auch nicht unterlassen ihn da raus aufmerksam zu machen, daß un artige Kinder nicht in den Himmel kämen und daß sie außerdem auch Gefahr liefen, hienieden Vriigel zu besi kommen. Kurt von heldern saß denn auch mit einein sür seine süns Jahre sehe nachdenklichen, ernsten Gesicht vor seinem Tellerchen und schien sehr be trübt zu sein. Die Laune blieb überhaupt etwas sehr gedrückt, auch zwischen den gras lichen,Eltern. Es war spät gewor den heute· und das hatte dem Essen nicht zum Vortbeil gereicht. Nachläs sia servlrt war auch mal wieder. .Donneewetter, mist da- Sam« sit-he der Rittmeister plöklich aus· »Aber heinz!« unterbrach ihn die Grösin halb betrübt. halb ind geriet. Sie drückte die Birne der elettrtschen Glocke. die vorn Kronleuchter herab hing. Der Bursche trat ein. Anna hat —« begann sie. . Dein Deren Grasen ging es aber Inicht schnell genu : »Das dömliche ; eauensirninee ha wieder mal das lz vergessen, sosaet bringen!« tnaeete ee den Burschen an. MIN« sa te der Vorsche, ein If- JIIII It WI- M W und verschwand. Mit ihm war aber auch Kurt verschwunden. Latttlos war er von seinem Stuhl herunter« geglitten. Seine Suppe hatte er ge gessen, und das lange Sitzen bei Tische machte ihm heute gar keinen Spaß Der Bursche merkte es gar nicht« daß der Kleine hinter ihm her lies: Das Salz!" rief er die Kü chrnthiir aufreibend. »Da-« dämliche Frauenzimmer hat wieder mal das Salz vergessen!« »Wo steckt denn der Bengel?« sraate inzwischen der Papa. »Im mer läust er den Dienstboten nach. Da schnappt er denn auch natürlich seine bösen Redensarten au .« »Wi) bist du gewesen?« fuhr er seinen Sohn an, als er jetzt mit dem Burschen wieder erschien »Das Salz holen", antwortete der Kleine ganz erstaunt und augen scheinlich in der Ueberzeuaung, daß seine Unterstützung dem Briefchen sehr nöthig und nüylich gewesen wäre. Er erlebte die zweite Standrede von seinem Vater heute, und da er der nicht die nöthige Aufmerksamkeit schenkte, lam es sogar zu einem Miit lichen Zusammenstosz, bei dem es dem kleinen Kurt ein Weilchen ziemlich schlecht ging-Juba der Junae war oom auch wirklich zu unarrrg. Ein paar Tage daraus hatten dem Papa die Diebe beinahe sehr leid - than, die er seinem Jungen bei die er Gelegenheit oerabreicht hatte. Kurt laq lrant, und seine Mama war sehr besorgt um den Kleinen, um so be sorgter. als er auch als Patient sei nen Dicktons nicht aufgegeben hatte und entsetzlich schwer zu behandeln war. Unglücklicherweise schmeckte die Medizin, die er doch nehmen mußte, iebr schlecht, und es gab sechsmal am Iaae immer eine Szene, bevor ihn ieine Mama zum »Einnehrnen« be weaen konnte. Sie versuchte es mit allem möglichen. mit Drohungen und Versprechungen, aber manchmal wollte aar nichts helfen. So auch heute Abend. Wohl eine Viertelstunde lang hatte sie sich schon die größte Miibe gegeben. »Ich will nicht! Schmeclt zu schlecht! Jch will nicht!« Da versuchte es Mama wieder ein mal mit der härtesten Drohung: »Wenn du nicht sofort artig bist und deine Medizin nimmst, dann eht M.rina hinaus und läßt dich ier aani allein lieaenl« Das war schrecklich, aber Kurt glaubte es nicht; das that sie ja doch nicht. Er heulte also bloß und wie derholte: »Ich will nichts« Da aina Mama um den Schirm herum, der oor seinem Bette stand, und dann that sie, als ob sie hinaus aina; sehen tonnte sie ihr Kleiner ia nicht. Sie machte die Tbiir aus und machte sie von innen wieder zu, nnd dann stand sie horchend, wie das Mittel wohl wirken würde. Als die Tbiir ins Schloß gefallen war, lam erst ein lauter Schrei: »Mama, Mama!« Dann lam ein herzbrechendes Schluchzem das erst nach einer langen Weile in leises Brummen überaina, unterbrochen von gelegentlichem neuern: »hict. hick«, dann eine lleine Pause, endlich Stille,« und ietzt hörte Mania ganz deutlich. wie Kurt mit verweinter Stimme vor sich hintnurrte: »Gebt das dömliche Frauenzimmer wirklich weg.« here Rittmeister und Frau Grö iin haben sich diese Nacht sehr lange unterhalten ·- iiber Ursache und Wirkung und allerlei Erziehungss fragen. Its ein stets-il. Pwtss q- w-» s — anef: »Wie du nur dulden kannst, daß so viele Klatfchbsfen in deinem hause verletzte-W Neffe( Redakteur »Absichilich, lie ber OnleL absichtlich! Ich erspare dadurch einen LotolsRepoetet!«