Eine Entdeckung Skizze von L. Wienfitt. «Wenn ihn einer seiner Schüler, der vielleicht den Fahrstuhl gerade beseht gefunden« und zu Fuß die Höhe er klimmen mußte, tm Ton des Vorwurfs fragte;« »Sagen Sie mir, Herr Dot tor Rußler, warum wohnen Sie mit Ihren Einnahmen und Ihrem Ruf ei gentlich in der vierten Eingri« dann antwortete der große Lehrer der edlen Geiaentunst mit einem Lächeln: Jemand hält mich hier fest. Wirt lich. . . Zehn-mal wollte ich mir minde-! ftens schon eine andere Wohnung fu- 4 chen. Aber, wie Sie sehen, ich bin noch immer hier.« Das verstand natürlich keiner. Dotter Riißler tonnte und wollte aber nicht deutlicher werden. Sollte er viel leicht lagen «Meiner Flurthiir gegenüber, in ei ner Wohnung von mei Zimmern, lebt Klare Bach mit ihrer blinden MutterJ Um das ist’s!« Damit hätte er der» scheuen, kleinen Klavierlehrerip wahr-; lich einen schlechten Dienst geleistet. Wie lange hatte es doch gedauert, ehe» iie ihm eine Annäherung möalich ge-! macht hatte. Lediglich seiner Geduld und dem Fahrstuhl verdankte er sie.. Ganze Biertelstunden hatte er lau-; sehend an der Thiir feines Korridorsl verbracht, bis die gegenüberliegendej sich öffnete und ein zierliches Wesen herausließ. Dann war er eilig vorge ftiith und hatte —- mit tiefer Vermi anna neiaat: »Ah, Sie wollen ebenfalls hinunter· Erlauben Sie mir einen kleinen Platz neben sich im Fahrstuh1?« So hatten sie sich kennen gelernt. Er bewunderte sie aufrichtig. Der Kampf mit dem Leben war sogar ihm nicht leicht geworden, trotzdem seine Professoren von der Hochschule ihn warm empfohlen und ihm auch Schu ler zugeschickt hatten. Fräulein Bach besaß aber absolut keine einilußreichen Bekannten. Ja, nicht einmal eine mu sikalische Ausbildung, wie sie die an spruchsvolleriss Gsrofzstädter zu verlan gen wegen. Dennoch hatte sie zahlreiche Schüle rinnen. Viele Stunden hintereinander ertlana unermüdlich der etwas scharfe Ton ihres Klaviers. Endlofe Uebun gen wechselten mit kleinen Salonftücki chen ab. Zumeift schien sie jüngereKim der zu unterrichten. Einmal fragte er sie im FahrstuhL wie sie es denn angestellt habe, um so schnell betannt zu werden . .. Da wur de sie roth und verwirrt. «Jch möcht-e es nicht sagen, here Dotior.« »Das ist aber zum mindeften ftarl untollegial, Fräulein Bach« Sie war ehrlich betrübt. «Bitte, denken Sie darum nichts Schlechtes von mir. Aber ich —- tann es —- wirilich nicht ·..« Darauf begann er sogleich ein an deres Thema, fragte nach dem Erge hen ihrer Mutter s-— erkundigte sich, ob sie fchon den Buchenwald im beginnend-en Schmuck der Herbstföp bung gesehen... und war schließlich froh, als der Fahrftuhl hielt. —- — Einige Wochen später fiel ihm auf, wie mager und elend sie geworden war. Er nahm sich vor, sie vor Ueberanstrenguna zu warnen· Dies tägliche Herumärgern mit den Klei nen nahm ihr alle Frische. Aber er konnte leine Gelegenheit da zu finden. Den Fahrftuhl henuhte sie nicht mehr —- auch mußte sie eine an dere Stunde für ihre Ausaönae ge wählt haben, denn-so sehr er auch in der Dämmerung nach ihr aus-spähte — er sah sie nicht!———Eininal schien« ihm aber doch das Glück zu lächeln. In einem dunklen abgetragenen Re femnantel fchritt sie eilig vor ihm her, V dsß N Müht bCUO Ibt zu folgen. Auf der Straße mochte er sie nicht an fprechen. Vielleicht fchlüpfie sie in ei nen Laden. dann wollte er ihr folgen —Erftaunen iiber das . . . unerwartete Treffen heucheln und sie nach Hause geleiten.Ä Er führte seinen Vorsatz aber doch nicht aus . .. Der Laden. in den sie verschwand, war ihm zu eng und zu schmutzig, und . . . er mochte es ihr auch nicht anthun, sie dort zu treffen. In halberblinde tcr Goldschrist verkündete das Schild nämlich: «Alois Meter, Psandleiher.« Er verbrachte eine schlechte Nacht. Die Gedanten arbeiteten fieberhaft hinter seiner Stirn· Zu all den alten, beliebten Hausmittelchen der Beruhi gung nahm er umsonst seine Zuflucht. Er zählte geduldig bis tausend-—trant tleine Schlückchen von dem stets aus dem Lftachttisch bereititehenden Wasser -—es-half alles nichta. Miide und zer schlagen erhob er sich am Morgen. Er war ernstlich böse auf die junge Kla nierlehrerin . . . Warum mußte auch ein Mensch mit zahlreichen Schülern ein Leihamt aus suchens —- -—- Dazu kam, daß sie ihm wieder elender wie das legte Mal er schienen war. An diefern Tage war er tein ange nehmer Lehrer..., aber den Großen wird ip etwas nicht iibelgenomnien. Er zerrnarterte sich den Kopi. wie er die Wahrheit erfahren tdnnte, ohne ihrem zarten Eint-finden «unahezutte ten. Er versuchte es mit allen M teln. Den brummisen rtier machte er durch eine Cigarre ge beschw. Aber der wußte auch nicht mehr, als daß Fräulein Bach schon ieit Wochen bei der-Frau im Keller die Milch abbestellt ha Das fiiate den bereits gemachten Entdeckungen ein neues Glied ein... CI war anstreitia das iie iich in gott- deianv. at mischte tett —- to oft es nur feine Zeit gestattete —- vor der Thiir feines Korridors zu ihr hin über —- und hätte dann faft ununter brochen die bekannten Uebungen. Gute Laune Appetit und Schlaf flohen ihn dauernd Saß er vor einem Leckerbis ien, tauchte regelmäßig das blasse Ge sicht der ungen Klavierlehrerin vor ihm auf. Er schalt sich genußsiichtig Und-Nin Hunger war verschwunden Am tiefsten lränlte er sich darüber, das-, er ihr nicht helfen tonnte. Jn der Frühsiunde eines klaren. jungen Ta ges, als er sich weit aus dem Fenster lehnte, um die Morgenlufi aus sich wirlen zu lassen, bemerkte er, daß zwei Männer auf der Straße einen alten Schreibtisch aus Ebenholz auf ihren Karten hoben. Jn demselben Augen blick fiel ihm ein, daß sie ihm im Fahr stuhl einmal von einem ererbten Tisch aus Ebenholz gesprochen, siir das sie ein Leistchen besorgen miisse.... Es hielt ihn nicht länger hier oben. Jm Nu war er bei »den Männern. drückte ihnen ein Geldstück in die Hand und ließ sich bestätigen, das; Fräulein Bach dieses alte, lostbare Stiick verkauft habe. Im Laufe der niichiten Stunde wurde er sich llar, wag er zu thsun habe. Er saate per Telegramm zweiStum , den ab und ftellte sich als Lauscher auf seinen alten Posten! Eine halbe Stunde mochte er gewartet haben, als die Thiir der Bach schen Wohnung sehr energifch ausgerissen wurde lam gerade zurecht, um mit festem Griff den Knon zu erfassen, ehe sie sich aanz geschlossen hatte. Einen Au genblict wunderte er sich, daß nirgends die Gestalt einer scheidenden Schiller-in zu erblicken war, denn eine ankom « mende hätte doch llingeln müssen . . . Die zarte Mädchenband. die von drinnen einen schwachen Versuch mach te, die Thür guznziehem erlabmte bald. s Mit bittenden Augen stand er vor der Zitterndrn . . . Sie war zu erschrocken, s um ihm ernstlich den Eintritt zu ver l wehren . . . Seine Worte, so lange vor bereitet und immer von neuem zurück gedrängt überstiirzten sich jetzt. Alle z Anast, die er um sie gelitten, redete er sich herunter. Sie sentte d .s Haupt. s » »Sie sind sehr gut«, sagte sie end j Um Kuc z Da wurde er böse. I »Eher dia- Gegentheil. Aber ich halte es einfach nicht länger aus « ·- ich werde lrant... zehnmal tränler wie Sie, wenn Sie mir jeht tein Vertrauen schenken. Wenn Sie mich heute erhar mungslos fortschiclen, ziehe ich bier aus« denn ich kann nicht länger ss lalt gnd gleichgiltig net-en Ihnen weiter-le en . . .'« Jhre schmalen hände deckten jetzt die Augen zu, damit er die aufsteiaenden Thriinen nicht sähe... Da neigte er sich ganz dicht zu ihr hin »Weißt du den immer noch nicht, du kleines, dummes Mädchen, wie lieb’ ich dich habe. ..?" Jn seinen starken Armen fand sie Muth und Kraft genug, um ihm z beichten.... »Ich hatte nur eine einzige Schü lerin«, begann sie stockend, »und die vergaß reaelmößia das Bezahlen Weil ich mich aber so nnsaghar vor Jhnen — — vor dir s-- schämte, habe ich mich selbst an’s Klavier geletzt und dir vorgespiegelt, daß ich eine gesuchte Lehrerin wäre...«« «Das verlangt Sühne«, flüsterte er » ihr in’s Ohr, »noch bevor wir zu dei J ner Mutter gehen . . ." J Diese Sühne war siiß und gewal » tig, denn sie schenkte dem tapferen ; Mädchen ein Freihillet fiir den Hirn-· ; mel des Glückes.... i -- Das c batest-aus« Jeder denkt wohl im Leben niitun ter an das Geburtshaug zurück, wenn er darin ausgewachsen isi und sich des selben zu erinnert vermag, aber selten wird wohl Einer die Anhänglichkeit so weit treiben, wie der bekannte und er folgreiche Erfinder Hudson Marini. Dieser laßt das alte Farrnhaus zu Abbott im Staate Maine, in dem er vor 55 Jahren das Licht der Welt er blickte und die friihe Jugend verbracht ;hat, auseinander nehmen und- fort i transporkiren, um es aus seiner groß artigen Besihung zu Lake Hopatcong, Hm Staate New Jersey, wieder auf t zubauen, zur Erinnerung an seine er sten Lebensjahre und deren Armuth. Maxim’s Lebenslauf ist ein Roman « des Erfolges durch eigene Kraft. Er wuchs fast ohne jede Sinilbilduiig aus« konnte mit neun Jahren weder lesen noch schreiben, und wurde ein bedeutender Mann der Wissenschaft, Jngenieur und Erfinder des stärksten Explosivstosses, den man kennt· lir war der erste Fabrikant von raucht-) fern Pulver in den Vereinigten Staa ten und seine Fabrik befand sich in dem nach ihm benannten Orte Maxim, New Jersey. Jrn Jahre 1901 ver kauste er der Bundesregierung seine Erfindung «Maxinitte«, das Explosiv, welchem der stärkste Stahlpanzer nicht zu widerstehen vermag. Der Name Martin ist in der aanzers Welt bekannt geworden. « Untier-. HainMGäickfin gelten Erdelnegechen u er reu zu verg ei n, Vergessen hat des Lebens Leid Das her« in stiller Seligkeit. O Mutterherz, all deine Triebe, All dein Eint-finden lauter Liebe, Und all dein Denken ein Gebet, Das siir das Wohl des Kindes fleht. ·—-.- :-— Quinctius-die Its sein-better szJn Resina wohnten im Jahre 1890 die Ehegatten Battista und Esther Bertint. Troß der Millionen, die sie befaßen, herrschte aber im Haufe tein Glück, denn zwei Kinder starben ihnen nacheinander. Als ein drittes anlam, wurde es der Sorge einer Amme anvertraut. Aber die Amme wurde trank und steckte das Kind an, das nun eine andere Pslegerin er hielt. Inzwischen wurde auch der Vater deg Kindes trank, und die Aerzte ordneten eine Luitveriinderung an. Die Eltern überließen das Kind Verwandten und gingen in einen Amort. Aber die Krankheit währte lange, die Frau widmete dem Mann alle ihre Sorgen, da sie das Kind in guten Hätt en wußte. Der Mann starb. die t ttwe schloß sich in ihrer Trauer sieben Monate oon aller Welt ab. Da dise Mutter nichts mehr von sich hören ließ, trug nun die Pfle aerin das Kind nach Neapel in ein Waisetihaus. Man tann sich das Entsetzen der Mutter denken, als diese nach Resan zurückkehrte und erfuhr, wohin ihr Kind gebracht war. Sie reiste nach Neapel, aber im Waisen haus sagte man ihr, est sei gestorben. Trostlos kehrte sie zurück. Vor eini gen Taan fand nun der mit dem Aushebunaogefchäst betraute Beamte in den Listen der Geitellungspslich tiaen den Namen Enrico Edoardo Bertinis, des Kindes-, das oor zwan zig Jahren im Waisenhause gestoar schien, dessen Tod aber nicht aus dem Civititandsregister hervorging. Der Beamte qina Hur Mutter, vernahm aber dort nun wieder, daß ihr Sohn im Waisenhause gestorben fei. Mit dieser Antwort war der pflichtgetreue Mann jedoch nicht zufrieden, er stellte Nachsorfchunqen an und entdeckte schließlich, daß der Sohn nicht todt, sondern von dem Bauernpaar Espa sito adodtirt war. Der Beamte und die Mutter begaben sich nun in das bei Neapel gelegene Bauernhaus und fanden dort Enriro Edoardo Bertini. den Millionäroiohm wie er mit einer Hacke im Schweiße seines Angesichts das Fetd beackerte. Die Mutter nahm den Wiederaesundenen mit in ihr Haut-, aber der ionnoerbrannte Feld arbeitet tann sich immer noch ni t in den Gedanken finden, daß diee Dame seine Mutter ist, und daß ihm nun viele Millionen qehörem L Give Nitsiomuerttm Eine amerikanische Millionenerbin, deren Schönheit und Reichthum sie doppelt begehrengwerth fiir den Freier macht, ist Marjorie Gould, die äl teste Tochter des Eisenbahnfiirsten zweiter Generation George Jan Gould und feiner schönen Gemahlin, die als Edith Kingdon ein jugendlicher Büh nenstern New Yorts war, als der junge Millionär sie tennen und lie ben lernte. Marjorie Gould ist in dem sonnigen Alter von achtzehn Jahren und machte in! letzten Januar ihr Debut in der Gesellschaft- Zie sieht-ihrer Mutter sehr ähnlich nnd ist eine Briinette mit großen braunen Angen. Auf dein Gouldschen Land sitz in Latein-Tod New Jersey, hat sie den größten Theil ihres bisheriaen Lebens verbracht. Sie ist eine gute Reiterin und athletischen Spielen in freier Luft sehr ergeben. Auch hat sie von der Mutter die Voriiebe und das Talent für vie Biihne geerbt und ist mit dieser schon aus dem häusli chen Liebhabertheater in Lateioood aufgetreten. Unter den Fürstlichtei ten. die sich in Paris mit Vorliebe in ihrer Nähe bewegten und denen Ab sichten aus ihre Hand zugeschrieben wurden, befanden sich der Großfiirst Alexander Georgeivitsch Domanotvs ti, der stattliche junge Vetter deg Za ren von Ritßlanrs, und der spanische Herzog von Alba, einer der reichsten Edelmiinner Eiiropa’s. Wahrschein lich wird sie sich die trüben Erfahrun gen ihrer Tante Anna Gould, jetzige Herzogin von Sagan, zu Nntze ma chen und in der Wahl ihres Gatten vorsichtig sein. Okn Ortes-sitz des Gesaer hüteten-. — Eine hiibsche Episode erlebte Graf höseter, der elyemakiae Komntandi rende des 16. Armeekorpg, während seines beendeken Aufenthalte-H in Metz· Am sitt. September begab sich der Feldmarschall mit seinem Adjutanten Ohert-eutn.1nt Böckelmann nach dem nach ihm benannten Fort Graf Häsc ler, das ans dem St. Elaise erbaut ist und das Moselthal beherrfcht Er steigt ,,per pedes apostnlorum« die teile Höhe hinan und steht vor dem Posten, der den Einganq bewacht Der Posten präsentirt. Gras Häscler winkt ariißend ab und will an ihm vorbei in’o Fort gehen. Bescheiden, aker mit sester Stimme saak der Po sten: »Ich bitte urn die Einlcßkartet« Im Moment ist der Fetdmarschsall perplex, er saßt sich jedoch sosort und antwortet: »Das ist aut, mein Sohn. Aber sagen Sie ’mal Ihre Instruk tion, welche Personen dürfen das Fort betreten?« — »Der kommandi rende General, der Gouverneur von Mep, nnd die direkten Vorgesetzten der in dem Fort lagernden Trunven«, sagt die Schildwache. »Ich sehe«, er widerte Graf bös-ler, »daß Sie Ihre Instruktion kennen. Aber mtch müs en Sie doch auch kennen!« —- »Hu ehl«, tagt der Posten. »Sie sind Se. Exzellenz Generalseldmarschall Gras Häseter, der alte kommandi rende General des 16. Armeekorps7 aber, um tn das Fort eintreten zu können. haben Sie eine Etnlaßkarte nothwendig. —- »Das tst rtchkis den«-ist m serv-mischen »wes es habe sie oergefsen.« Die Schildtoache, getreu ihrer Instruktion, blieb uner bittlich; der Graf mußte unt-errichte ter Weise wieder abmarschiren. Aber er bat die große Gnngthuung nach Hause getragen, daß ein einfacher Soldat selbst einem Feldmarfchall zu Eies-e feine Instruktion nicht über ri . Dai Wandfchuetder’sche Reuter Deutmac für Staren-Dasein Auch Fritz Reuters Geburtsstadt Stavenhagen in Mecllenburg-Schwe: rin. dag llasfifche »Rahnstädt« der Stromtid, der Schauplatz der reich bewegten Handlung der Franzosentid, wird nun ein Reuter-Denkmal haben. Die Betheiligung an dem zur Er langung von Entwurfen ausgeschrie benen Wettbewerb war außerordent lich lebhaft, was bei der noch immer zunehmenden Vollsthümlichteit des großen mecklenburgischen Humoristen nicht überrascht· Als Sieger ging Pros. Wilhelm Wandfchneider in Charlottenburg aus dem Wettbewerb hervor. Sein eigenartiger Entwurf schildert treffend, ohne jede Phrase das Wesen des plattdeutschen Dich ters. Das rechte Bein über das linke geschlagen, den Kopf in die Hand ge stützt, sitzt er in einem bequemen, mecklenburgischen Bauernstuhl. Sin nend blickt er in das aus dem Schoße aufgeschlagene Buch, das seine Werte enthält: alle die Gestalten, die fein Genius schuf, läßt er im Geiste an sich vorüberziehen. Und traulich, wie Kinder den Vater, umgeben ihn diese drvlligen Gestalten; aus der Volu strade der das Denkmal umgebenden Banklehne sehen wir sie als durch brochene Reliefsiguren. Das Ganze macht einen überaus gemiithlichen, an heimelnden Eindruck und paßt so gut in das idyllische, weltserne Landstädt chen, in dem Fritz Reuter eine trotz der pedantischen Strenge des Vaters glückliche Kindheit verlebte. Jn dem Buch »Meine Vaterstadt Stavenha gen« hat er die Heimath und ihre vielen Sonderlinge anziehend ge schildert. Das Denkmal soll aus dem Platze vor dem Rathhaus ausgestellt werden. Die Enthüllung wird im Juli 1911 stattfinden. Die Bank und das Postamt werden aus Gra nit, die Figur des Dichters und die Reliessiguren in Bronze ausgeführt Die leßteren stellen in der Richtung von links nach rechts vor: 1. ,,Ut mine Festungstid«: De Musjagd, Fritzing de Platzmajor, de Holländerie. 2. »Ut de Franzosentid«: Möller, Voß und de Schassiir, Mamsell Westsalen, Herr Droz, de mit de Himmelbeddstell dal bralen is, nu klimmt de französische Oberst. Z. ,,Ut mine Stromtid«: Jochen Nüßler und sin Fru, Unkel Bräsig mit Lining und Mining, Ha wermann. 4. »Kein Hüsung«: Jo hann und sin Herr, Johann und sin Marik und ehr Kind und ehr Na wersch. 5. »Hanne Nüte«: Hanne Nüte und sin Vatting und Mutting, de Bäcker und de liitte Pudel. 6. ,,De Reis’ nah Belligen«; Sei bewunnern den Portier als König von Portulack. 7. ,,Läuschen und Rimels«: Dei Ful heit, Jochen Päsel, wat sall de Gans kosten? 8. ,,Dd"rchläuchting«: Stining und de Löper Wilhelm Halsband, Kägebein de Hostier Dörchläuchting, de Konrektor und de Christelswester. Der sqtaue state. Herr Smith hält Tauben, und Herr Brotvn von nebenan versucht, Tauben zu halten, was, wie man sehen ioird, etwas sehr Verschiedenar tigeg ist· Nun fehlt Herrn Brown gelegentlich eine Taube, und Herr Smith steht in dein Verdacht, geles genttich eine zu finden. Deshalb nä herte sich Herr Broivn eines Mor gens mit einein Lächeln und einem Dirne dem jugendlichen Sohne und Erben des Herrn Sinith «Willie«, beaann Browm das Geldstück vor weifend, »hat dein Papa gestern eine Taube gefunden?« Willie nickte. »Und war das eine blaue Taube mit einigen weißen Federn in den Flü geln?« — »Weiß nicht!« versetzte Willie, indem er schnell den Dsime in die Tasche gleiten ließ. »Wenn sie gebraten sind, tann man die Farbe nicht mehr erkennen!« -—— -—-—--— »d«ben Sie nichts zu permanent-e Mit dieser bekannten Frage wurde ein braver Restaurateur von den Ot troibeamten ain Pariser Nordbahns hose steundlichst begrüßt. »Ja, aber nur drei todte Thiere.« ------ ,,Todt oder lebend, bezahlt mus; werden,« erhielt er zur tröstlichen Antwort. Die Jagdtasche wurde geöffnet und plötz lich sprang ein Häslein heraus und entwischte die Schienen entlang: es war nur leicht angeschossen worden. »Sie müssen drei Hasen bezahlen, denn ich habe drei gesehen,« erklärte der Beamte, »der Hase ist in den Oktroibejtrk von Paris eingeführt worden« — »Ich denke gar nicht da ran, der Vase ist nicht mehr in meiner Jagdtas e, und ich bezahle nicht für thn,·« ref wuthschnaubend der Re staurateur, den man dem Sollt-eign dier vorsiihrtr. Und dieser nahm ein Protokoll auf, worin es heißt, der Restaurateur sei ein Staatsverbrecher, weil er zu Hinterziehungsztveeken an Stelle eines todten einen lebenden Ha sen naeh Paris gebta t habe, der sich aus dem Staube m tet — W- ——.«.«--. - Im Gerichtsqu III It III »z-- WI - Z- z- « Vorsitzender: Nachdem die Oeffe ntlichkeit ausgeschlossen, ersuche ich die anständigen Damen, den Saal zu verlassen!« Mach einer Pause,«mä·h rend welcher aber von dem anwesenden weiblichen Publikum niemand der Aufforderung nachkommt): »So, nach dem die anständigen Damen sich ent fernt haben, hat die Gendarmerie den Saal zu räumen!« ! san-an ’ Am englischen Hofe werden die jun gen Prinzen streng angehalten, sich ge sittet zu benehmen und nur zu spre chen, wenn sie gefragt werden. Eines zTages saß König Eduard im Kreise sseiner Enkelkinder beim Dejeuner im Buckingham Palace. Mitten während der Mahlzeit schreit plötzlich der kleine f Sohn des Prinzen von Wales: »Ach! " Grvßpapa . . .« Aber er darf seinen Ausruf nicht vollenden; denn sofort stockt die Unterhaltung der Großen und der König verweist in strengem Ton den Enkel seines vorlauten We sens: »Meine Jungen müssen still sein und zuhören.« Eine leise Be klemmung liegt in der Luft, das Ge spräch mag nicht wieder in seinen ru higen Fluß kommen; dem König, der ein sehr zärtlicher Großvater ist, thut seine Barschheit leid nnd er fragt nicht lange danach freundlich den Uebelihäter: »Nun jetzt darfst Du mir sagen, was Du eigentlich wolltest.« Mit verlegener Miene antwortet der kleine Prinz: »Jeßt ist es zu spät, Großpapa.« »Zu spät? Aber wieso denn?« Da schluchzt der Knabe unter erstickten Thränem »Aber in Deinem Salat war doch eine Raupe, Groß papa, und jetzt ist sie nicht mehr drin.« Spricht-derer der Utssloteep Aus Anlaß des Krieges mit den Riffleuten finden sich in spanischen Blättern manche Betrachtungen über Sitten und Gebräuche der feindlichen Stämme. Von deren Lebens-abf fassung aber geben folgende, im Nor den Maroktos heimische Arabische Sprichwörter Kunde: Die Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg. Der Arme ist ein Fremdling in sei nem Vaterlande. Wer Getreide besitzt, findet schnell jemanden, ler ihm Mehl borgt. Wenn das Auge nicht sieht, braucht das Herz nicht zu leiden. Ein vornehmer Feind ist besser als ein ungefchliffener Freund. Einen eiligen Brief schreibe lang sam! — Rosette-di Unterschrift Iiinast besuchte der Verfasser des »Ct)rano de Beraerac« einen Verwand ten in einer kleinen Provinzstadt, bei dem aerade ein Kleineg angekommen war. Rostand sollte Pathe stehen und begleitete daher den Vater nach der Mairir. Der Reaistrator, ein gewis senhafter Mann, trug das Kind ein und wandte sich dann an Rostand als ersten Taufzeuaen »Ihr Name, mein Herr?« »Edmond Rost-and« »Ihr Beruf?« »Schriftsteller und Mitglied der Akademie.« ,,Gut«, antwortete der Beamte »Sie haben Ihren Namen zu unterschreiben, können Sie schreiben? Wenn nicht, machen Sie ein Kreuz. Ein psifsiser Einfall. Eine allerliebste kleine Geschichte ereignete sich in einem deutschen Pro bin-i - Theater. Zu einer Kinder vorstellung erschien ein Junge bar-: füfzig, sein Brüderchen Huttepnck tra gend, und verlangte einen Stehplatz. Als der Direktor ihn fragte: »Nun, und siir den Jungen, den Du auf dem Buckel träqft, auch ein Billet?« erwiderte der Schlautopf: »Der steht doch nicht!« Durch den Einfall des -Jun·aen belustigt, ließ der Direktor ihn und seine Bürde den Muse-niem pel ohne Eintrittsaeld betreten. Pdußstnb. Er: »Na, wie kommen Sie mit Jsh rem Klavier-spielen vorwärts-W Sie: »Seht gut, ich kann meine Fortschritte sogar genau Verfolgen.« Er: »Wie ist das möglich?« Sie: »Passen Sie auf!« Die Fa milie, die bei uns nebenan wohnte, als ich anfing zu spielen, rückte nach einer Woche. Die nächste Partei blieb einen Monat drin, die daraus folgende zehn Wochen, und die Leute, die jetzt drin wohnen, sind schon fast fünf Monate in der Wohnung.« Die gute Hausfrau. Porzellanhändlen »Sie wollten al so farbiges Geschirr kaufen; welche Farbe wäre Ihnen da am angenehm ten?« s Dame: »Ach, das ist mir ziemlich egal, geben Sie mir nur eine tbe, Risscher man den Schmus n cht so t. Großer Unterschied Vollsanwalt izu einem Referen dar): »Und dann bedenken Sie eins, Herr Doktor: Jn diesem Falle stände ich nicht als Vertheidiger da, sondern als Zeuge; ich müßte also die volle ; Wahrheit sagen!« l —.—.... Nichts zu machen. Er: »Aber lieber Schatz, ein Hut rsiir sünsundzwanzig Mart thut’s doch I auch!« Sie: »So — handeln willst Du mit mir? Für meine Thränen ha·b’ ich feste Preise!« Starke Zumuthnng. Gläubiger: »Ach, Herr Baron, wenn ich so an Ihren seligen Herrn Vater denke — wie pünktlich hat der alte Herr stets seine Rechnungen bezahlt!« »Ja, das ist es ja eben! Wsildsrem den Menschen hat er's hausen-weise hingeworfen, und sein eigen Fleisch und Blut möchte jetzt womöglich selber Geld verdienen!« Ja dann. Dienstmädchen: »Wie, der Herr Reaistrator kennen mich wohl nim mer?! Hab’ ja bei Ihnen gedient!" Registraior: »Ja, liebes Kind, glauben Sie denn, ich erinnere mich an jedes Dienstmädchen, das meine Frau gehabt hat?« Dienstmädchen: »Aber mich sollten Sie doch rennen, die Nannil Bin ja fast acht Tag’ bei der gnädigen Frau ausgek;alten!« — Ausnilsr. Amtmanm »Was ist denn da wie der fiir ein Unfug vorgekommen, Müller? Verschiedene junge Leute, die aus der Tanzstunde kamen, haben diese Nacht auf dem Marktplatze Tän ze ausgeführt, und da sollen Sie nicht blos-« nicht eingeschritten sein« sondern sogar mit-gethan haben!« Nrchtmäcbter (lleinlaut): »Ja, es wurde »Contre Danse« aeiibi, und de hat Jerade ein Herr gefehlt!« Eine gute Mutter-. Löka (- III Eos-I , Xsi »Im fünf Jahren, sont Mante, soll ich den Grasen Orville heirathen. Aber bis dahin hat Manto ihn sicher schon ruinirt.« Die Hauptsache Herr Feinenlmum besucht den Prin zipal seines Sohne-Z. »Nu, Herr Lohn. wie sind Sie mit mei’ IKobi zu sriedenk Wag, ätiichtiqer Jung! Was er saqt und thut, hat Hand und Fuß.« Daraus der Kohm ,,Hand und Fuß? Möglich. Aber leider la Avpr Beim Wort genommen. »Don «m-al, Paul, long iiir einen sonderbaren Wann Dieses Goldstück hat!« TJS scheint einen Spruna zu haben!« »Dann lass ec- nur gleich lPringen, Onlell« Brweick »Was sind das siir Leute« die bei Ihnen in der Siommersrische woh nen?« »O dös san qanx nobligte Leules d’ ham sogar Zahnbiirstche mit!« Er: »Du, ich glaube, unserm neuen Dienstmädchen ist nicht zu trauen.« Sie: »Warum denn?« Er: »Ich habe es gestern aus die Ehrlichkeit qepriist und ein Fänfzt · psenniqstiick aus den Boden gelegt, a O ob ich’s verlieren hätte." Sie: »Nun, und es hat’s behalten9« , Er »Keine Spur; liegen haks las sen!« Anstaunten-. »Nun, stgieismsd Si; gut-its es » Schwiegere- n n pe ur en »z »Ein Prachtmensch. Gleich I Alt-sie W et genommen-·