Nebraska Staats— Art-Zeiger und J cerold Jahrgang 30. Grund Island Nebr» :.k Dezember l LSW Zweiter (Thcil.) Nummer 15. Hekbftgedcrnkem Noch einmal hat-X ich dich gesehen, Du herbstlich schöner Bnchenwnld Bevor Dich mit des Eisesmeben Zerstört des Nordwinds Allnemalt Noch einmal hörte ich dich rauschen, Du lieber, kleiner Silberflufz. Und deinem Wellenipiel zu lnrtichen War wie schon oft mir Hochgenuß. Noch einmal durft’ ich felia träumen Im duftig kühlen Waldeszelt Und in den nottgecveihten Räumen Vergessen das Geräusch der Welt. Begleite mich mit deinem Frieden, Du traute Waldeseinlamteit, Damit, wenn ich aus dir geschieden, Er mich urnichwebe allezeit. W »Du-umc- Utädel!« Stizze von L. Pietzfch Frtda sah düster durchs Fenster der Schwester entgegen. Lange ließ sie deute übrigens saus sich w:rten. Ol er sie wieder abgefaßt und aufgehal ten?!... Damit allerdings wäre ihre Verspätung zu erklären. Die Einsame seufzte. Daß er, dieser lebenssdrijhende Flattergeist in ihr stilles, friedliche Leben geschneit kommen mußte, um alle diese ausgeglichene, in schweren Stunden ertämpste Seelenharmonie der-beiden Schwestern zu zerstören! Armes Mädel! Arm? Nein, dumm! Warum sieht sie’ö nicht ein —- endlich ein, daß er nicht der ist, sitr den sie ihn gehalten? Ost, ost hat es idr Frida gesagt und sie hat es still eingesehen —- nur um in der nächsten Minute unver briichlich an ihn zu glauben. Dammes Mädel! ..... dummes Mädel! Ihre schlanlen Finger lrampsten sich ineinander. Sollte sie ihr entge gengehen2 Konnte sie dann noch das Ungliick verhüten? Sollte sie handeln — oder abwarten? — Abwartent Wie die Minuten zu Ewi leiten wer den, wenn die Qual des rtens an ihre Flügel Zentnergetrichte anhängt. ; löslich wurde die Tbür von ou en ausgerissen und eine schlnnte Mädechen - Gestalt überschritt die Schwelle. Ein heissgerötheteg Gesicht chen von einem solchen Liebreiz und so vollendeter Schönheit, daß das Au ge des Beschauers gebannt Jus itsm haften mußte. Frida wandte sich rasch um, ein Seufzer der Erleichterung entitieg id rem befürchtenden Herzen. »Ah, da bist Du ia wo um al les in der Welt warst Du so lange Flora?« Ein silberhelles Lachen ging durch den Raum --— melodisch wie der Ton eines kleinen Silberglöckleind Und bis Erwartete lag der Schwester im Arn-. »Nicht böse»sein, Fritzl nicht -- -.-- on Ists-I »Es-, Ucuk Sau-urs, u. .«.s»« ;» »e heut’ zu mir und hat mich so schön um Verzeihung gebeten. Leicht hab ich ihm’s diesmal sustament nicht ge: macht, denn ich war ernstlich bis-: and ital-C denk' Dir, Friszerh diese Freer heit —- ader ich lenn’ ihn doch -— yau ..... von Trennung gesprochen. Ti dättest sein Gesicht sehen sollen! Gans roth und blaß ist er geworden und einige wirkliche, echte Ihränen baden in feinen Augen gegliinzi —- das Bruchtheil einer Selunde zwar nur — aber gesehen date ich fie doch! Und dann hat er mir die Hand geküßt und gedeitelt —- und gebettelt, ich foll nur ja wieder gut fein. Jch habe mich lange bitten lassen — es war zu schön! Endlich aber hab’ ich doch nachgegeben, denn er hat rnir Besse runa Michwvtenf Frida nahm das reizende Köpfchen zwischen ihre Hände und sah innig, aber auch mitleidig in die feuchtschim Fremden, göttlichen Augen der Schwe ter. »Die-neues Mädels ..... Dummes Mädei!« Flora lachte glückselig aus. Dann aber flog ein plötzlicher Ernst über ihre Züge und überzog die zuiunsw frohe deiterieit des jungen Mädchens mit seiner undurchdringlichen Hülle wie die regenschweren Wollen den llaren Sonnenlzimmet Und schwer iani es von ihren Ligpent »Wenn wir nur erst verheirathet wären!« — Frida awr wieder allein. denn die Mittagsstunde der Schwe ter war um und d ese wohl längst au ihrem Po sten als Veriiiuserin in einem erst-— ilaistichen Stadtgeschiiste. Wie war ihr, der einsamen Frida hatte sie letn Verständni sür die Denkungsart und ndungöweisi der Schwester, lonnte ie sich in deren Gemütdzleden nicht hineinverseszt süd len? War ihr denn allei, was de Schwester empfand, ganz fremd? Nein nein. Freihe, sarbenpriichtige Bilder voll Jugendglanz und Sonnenschein zo gen an ihr vorüber Auch Hoffnungen neben Entiäuschungen auch Luft gepaart mit Leid... auch io wie es ietzt Flora empfand-. Aber Frieda war nicht so dumm gewesen — — nicht so dumm wie die Jüngere! Es tiingelte. Sie ging zu öffnen. Ein ihr un bekannter Herr stand drauf-en Un gewisz starrte sie ihn an. Was wollte Ver Fremde bei ihr, die nie Besuche empfing oder erwartete? Er mochte ihr Befremden in ihren Mienen lesen. Mit einer ungestümen Bewegung streckte er ihr die Hand entgegen. »Frida!« flüstertc er dabei leise, »iennst Du mich wirklich nimmer-Z« Das alte Mädchen wurde weiß wie die Wand, an der sie lehnte. Jhre Knie fchlotterten und sie hatte taum die Kraft, ihn durch eine Hanf-bewe auna zum Weitertommen zu verar lassen. Allein wie damals saßen sie sich nun aegeniisber. Sein flüchtiqer Blick streifte prü fend die Umgebung. Noch alles wie damals. Dem Zimmer sah man die zehn Jahre, welche über das letzte Beisammensein qerauscht, nicht an. Dafür ihr nur desto besser. Wie alt sie geworden! Eine alte Frau, das war ja immer etwas gewesen« das er mit seinem aanzen, ehrlichen Samt-S mus beehrt. Auch sie fand ihn sehr verändert, jedoch natürlich nur zu seinem Vor theil. Zwischen 25 und 35 kann das LIleußere des Mannes nur gewinnen. nicht verlieren. Und das alte Mädchen träumte einen tiihnen Traum Damals war er werdend vor ihr gesessen, nud sie hatte »Nein« gesagt um des kleinen. blondloctigen Kindes, um ihrer Schwester willen, der sie die frühverstorbenen Eltern ersehen mußte. Schwer war er gegangen. Und nun aelommen, weil er berech net, daiz Klein-Flora schon in dem Alter. In dem die Mutter zu entbeh ren! Das arme. damals unter der Trennuna fo leidende Herz Fridas pochte zutunstsfroh Und mit theil nahmsvrller Stimme fraate sie nach feinen Echtetfalen Das nah Grund zur Klage Man ist nicht mehr juna und foraenlos wie einst. Davon weiß er ein Lied zu singen, er, sinkt Fellnerk Inmqu Mitaefiikkl leuch:ete aus ihren Anden, als sie ihn mit zittern der Stimme bat, ihr feinen Kummer aniuvertrauen Nur zu aern will iahrte er ihrem Wunsche Glückliche Zeit, da sie beide noch jung —- er und sie. Jetzt hatte er Zoran mit der Frau und den Kin: dern und beiden zusammen Ah, sie wußte nicht, das-, er verheirathet? Ja. Seit nun ichon drei Jahren war » er in den Stand der Ehe eingetreten. " Lh er Die Wahl aut gerronens Nun ji« wie money nimmt. Hülrfch war fie, seine Anna -—- aber nicht ivirthfchaftlich und nicht fvarfarn llnd nun ist fie fchivertrant, so trank, daß er fürchten man feine Kinder bald in Waisen werden zu sehen. Und niemand hätte er, der cie Krante pflegt! Bis morgen blein inohl noch ihre Zchinefter da, aber mehr tann stach diese nicht thun, Denn auch sie hat ihr vereinfainteH nnd Daher vernachlässigtes HauSme sen. Mitten in all diesen fürchtet lichen Eoraen sei ihm wie eine Hint rnelsoffenbnrung die Erinnerunq an sie getoxnnien und hätte ihn zu ihr getrieben Eie, das wußte er, niiirde ihn nicht vergeblich bitten lassen, iein trantes Weib zu pflegen. Sie — feine beer Freund-ins s—« Er ging, ihre Hinfage mit sich neh mend, beruhigt fon« Sie aber faß unbewegt noch fo wie er sie verlassen Darum also hatte sie aervattett Mkt leiser schlich terner Hoffnung bald,- dilo mit un bezwinglichey verzehren-der Sehnsucht — darum war sie jung gekocfenl llrn die andere zu pflegen! Die hereinbrechende Dämmerung hüllte das einfache Zinrrner in ihre grauen Schatten, das einsame Mad chenJaß noch immer an derselben Stelle und starrte auf den Fiifilso ven. Schwere Thränen rollten über ihre Wangen. Die Wanduhr tiate langsam uan schwerfällig: »Tummelt Möbel dutymes Mädel.« Nun khatte fie es der Schwester ge beichtet, ihre einftige Liebe, ihr ver lorenes Gliick alles. Auch das heutige Zusammentreffen Flora hörte still zu. Sie war bleich geworden nud ein leidender Ausdruck lag auf ihren Zii en —- der Däm« merfchein einer au ziehenden schmerz lichen Ertenntnife. »Du tonnteft hn vergessen?« »Nein. Aber verwinden ionnt’ ich c . Wieder jener ernste Blick. » »Ich habe Fred wiedetg est-rochen s Ach. ich glaube hum, daß ich ein Le ben ohne ihn ertragen könnte....« Ein verzweifelndes Schlucken auf steigender Tbränen. »Und doch und doch ach, Frida!« Todestrauria lebnie Lug schöne Antlitz an der Schwester Brust. »Da-In wird es sein miissen!« Theilnahme-voll wie die Blicke eis ner Mutter hingen diejenigen der äl teren Schwester aus denen der jün geken, »Dummes Mädel!« sliisterie sie sanft und »Dmnmes dummes Mädel!« kam es auch zurück Dann weinten beide. «-—.-.--—— Ausbeuiung des Kindes durch Industrialismus Winter-ita, Et. LonisJ Dem neuzeitlichen Industrialismus lscgstet mancher Schandfleck an, aber keiner ist ihm so untilgbar aus die Stirne eingeprägt, wie das Kainszei chen, mit dem er gebrandmarkt ist, seit er das Kind in die Fabrik schleppte, mit der doppelten Absicht, seine schwa chenKräste an der Maschine auszu niitzen und den Lohn des erwachsenen Arbeiters durch seine Konkurrenz her avzudrückem England, das tlassische Land des Industrialismus, dem die übri en Völker des Abendlandeg aus diefem Gebiete, Bewunderung zollend, nach eisnten, war es, das auch diesen ,,Fortschritt« ins Werk setzte. Kein geringerer als der Staatsmann Wil liam Pitt war es, der den englischen Fatrilantem als sie über Konkurrenzi anderer Länder mit niedrigeren Löh nen klagten. zuries: »Nehmet die Kin der!« Nur allzu geneigt sand er die Vertreter der Industrie, seinem Rathe zu folgen, und wie sich später heraus stellte, war die Angewöhnung auch in diesem Falle leichter als die AbgewithA nung. Die englische Konkurrenz «toie-4 derum zwang auch die andern Ländirs die Kinder der arbeitenden Bevölke runpl in ähnlicher Weise auszudeuten, wiedas in England geschah, obgleich dac- Uebel in keinem Lande ganz sO grauenerreacsnd austrat wie in ifnast land. Die Gesetzgebungen anderer Jndustrieliinder, gelvarnt durch das Beispiel jenes Landes, bemühten sich das schlimmste wenigstens abzuwen den. Dies war auch hier in Amerika in ten nördlichen Staaten der llnion der Fall. Anders dagegen im Süden. Dort, wo bis vor Kurzem keine nen nenswerthefcndustrie bestand, vernach liissigte man es, Maßregeln zu ergrei fen zum Schutze desi- Kindes, til-J die Falsritbesitzer aus den Nord-Staaten sich mit ihren Unternehmen, hauptiäch lids Baitriiiwllspinnereien einstellten-, llksJ Uns Ulioc Dom ckcuc lu, uuh heut-: im Süden, wie einst in lsnaland, die Kinder des Landes sür den Fabrik besitzer zu einem Hungerlohne srolmen, und Zwar über Zeit denn die itatz inni. das Mausen nicht lassen, und der Industrialismus ebensowenig die!3lus bentung der Arbeitgtriiste, sei e—:- nun Kind, Weib oder Mann, wo itnn diese anheim gegeben sind. Die Enthüllungen, die über die Kinderarbeit im Süden seit einigen Jahren gemacht werden, erinnern an dieThatiachen, die einst in England zu Tage traten, als eine vom Parlalnente eingesetzte Kommission mit der Unter suchung dieser Frage betrant wurde. In stillt Bauintvollsvinnereien des Slidens fand man 1854 Kinder unter zwölf Jahren beschäftigt, und alt-J 500 andern lag teine Statistik vor. Da die Arbeitszeit mehr als 12 Stunden be trägt. so kann man unschwer ermessen, ioeler verderbliche Folgen ein solches-J System mit sich bringt. Die Entrü stnng im Süden ist seit dein Bekannt: werden dieses Uebelstandeg eine allge meine· Man sagt mit Recht, esJ sei besser teine Industrie zu besitzen, als eine solche, die zum Preise der Kinder akbeit nach dein Süden gelockt würde. »Die Beschreibung, die wir über Edie schaudererregenden Zustände in den Sisinnereien Süd-Carolinas erhalten haben,« schrieb seinerzeit eine angese hene südliche Zeitung, ,,geniigt, einem das Blut in den Adern erstarren zu l..1ssen. Die Theilhaber dieser Fabriten sind zumeist Neu-Engländer. Sie le ben zu Boston im Luxus, während die haznrem gleichsam nur aus Haut und Knochen bestehenden Kinder in den Fabriten des Südens einige Jahre siir sie srohnen, um dann in ein srühes Grab zu smten. Diese Kinder kennen keine Lebensfreude. Sie werden nur zu bald wahre Automaten, müde, be drückte, geschwächte kleine Wesen, die nur den einen Wunsch besitzen, nach ih rer dreizehnstündigen Arbeitszeit set-lasen zu können. Wenige Jahre dieses Lebens tödtet sie. Man sagt, dafk eine Spinnerei, die in den Neu England : Staaten 86000 wöchentlich an Löhnen auszahlen müßte, hier im Siiden nur 81000 zu verausgaben hätte, wegen der Billigkeit der Kinder arbeit. Damit wären also 8104, uns) das Jahr so zu sagen »von der Straße nufgehoben.« Und dieses Ge minnstes wegen, werden Tausende von Kindern hingeonfert, damit man sich in Boston gute Tage machen !ann.« Doch ioie gesagt, diese Klagen sind nicht neu. Wo immer der Industria lismus festen Fuß faßte, griff er zu diesem Mittel, zuerst in England, dem Vaterlande des Manchestertbums. Grauenerregend geradezu sind dieBei spiele der Ausbeutung der Kinderar beit in den Spinnereien, Bergwerten und anderen Industrien Englands, namentlich vor 1850. Die Grausam keiten, die an den zumTheil im zarte sten Alter stehenden Kindern verübt « wurden, nennt der durchaus gemäßig: te Nationalötonom Deine-, indem er sich ausdrücklich auf Parlamentsde richte beruft, ,,furchtbar, unglaublich, sogar in der Geschichte des Heiden ITIUUIO Ul)llcdclglclll). Uullf Iclcsl NU chc Fälle nicht etwa vereinzelt vorge kommen, als Ausbriiche der Verderbt heit Einzelnen sondern allgemein, re gelrecht als ,,a matter of busineß« und der Berechnung. Der Schriftsteller Karl Jentsch nennt es geradezu einen »satanischen Umstand«, daß die engli schen Fabrikanten, lediglich um schnel ler reich zu werden, Hunderttausende von Kindern bis zu fünf Jahren hin ab, zum Theil in aller Form getaufte Armenhaugkinder, unter unerhörten Mißhandlungen verbraucht haben, wie rohe Fuhrknechte billig getaufte Gän le verbrauchen.« Uebereinstimniend mit diesen Urthei len sieht sich auch Professor Held ge nöthigt zu bekennen lin seinem Werke: Zwei Bücher zur sozialen Geschichte Englands): »Die moderne Industrie habe eben »Menschenleben unerhört« gefordert, und die Kindermißhandlung sei ihr allein eigenthiirnlich Man müs se sich aber damit trösten, daß diese toaß fie es nicht sind, haben wir be reitg gesehen) als die der Sklaven und der Leibeigenen.« Daß der Verbrauch von Kindern unter sechs Jahren ganz allgemein war, und dafz Fälle von rer Einspannung drei-— und zweijähri ger amtlich veglaubigt sind, ver icknoeigt auch er nicht. Die durch schnittliche Arbeitszeit fiir Kinder, die stehend Maschinen bedienten, war fiinszehn Stunden täglich. Daher sagt Ratzinger in seinem Werke: DieVollSi ivirthschsth in ihren sittlichen Grund lagen mit Recht: Jn den Berichten des englischen Gesundheitgamtes wer den die Augsagen von Zeugen mitge theilt, welche wirklich haarsträubend "sind. Ein Knabe von 7 Jahren, 10 Monaten mußte jeden Tag 15 Stun den arbeiten; er hatte die sertiggeforms te Todterwaare in Die Lroetennnde zu tragen und die leere Form zurückzu bringen. In den Tapetenfahriten tonstatirten die stomniissäre solche Ueberarbeitnng der Minder tdie Arbeit dauerte meist von tiUhr Friih bis-«- l« Uhr Nachte) dis; sie die Augen dor Illiiidigkeit nicht mehr offen halten konnten. Die Ansbentnng der Kinder in der Spitzenfahritation schilderte ein Zeuge also: »Um 2 bis 4 Uhr Mor gens werden Kinder Von 9-——1« Jah ren ihren fchmntzigen Betten entrissen und gezwungen, für die nackte Existenz bis l« oder 13 Uhr lliachte zu arbeiten, während ihre Glieder tvegschwinden, ihre Gestalt zusammenschrumpft, ihre Gesichtsziiae abstuinpfen und ihr menschliches Wesen gian und gar in einem steiniihnlichen Torpor erstarrt, dessen bloßer Anblick schauderhafi ist.« Selbe in der alle Lebenssäfte vergif tenden Ziindhölzchenfabritation fand man Minder von t; Jahren verwendet. Doch nicht allein das leibliche Wohl der Kinder wurde in den englischen Fabriten nnd Bergwerlen durch die übermäßige Anstrengung und oft un-· gesunde Beschäftigung untergraben, nein, auch die Seele wurde gemordet. »Jhre aberaläubische und heuchterische Frömmigkeit hat die puritanischen Grubenbesitzer nicht gehindert,« schreibt der bereits erwähnte Karl Jentsch, »tagtäglich nackte Knaben und Mädchen zufammengetoppelt inl die Gruben hinunterznlassen; sie hat es nicht gehindert, daß die arbeiten de Bevölkerung in einen Zustand viehischer Unwissenheit und unsäg lichen Elends hinabgedriickt wurde, in dem ein Faniilienleben nicht möglich ist« Chas. Devag bietet uns die Ge währ, daß diese Auslassungen nicht iibertrieben sind· Auch er schreibt: »Das Schlimmste aber von allem: die Bergwerte und Fabriken waren Höh len aller Verderbtheit, und die Ber tmtimenheit war nicht Ausnahme, sondern charakteristische Regel.« Freilich könnte man behaupten, daß die Arbeiter selbst an diesen traurigen Verhältnissen Schuld seien. Aber mit Recht hebt ein Autor, den Hohoff ini seinem ausgezeichneten Werke: »Tie; Revolution seit dem 16. Jahrhundert, « anfiihrt, hervor, das-, man die maßge benden Kreise siir die englischen Arbei: ; terverhältnisse verantwortlich halte-H müsse. »Tenn anstatt sich beim Ein porbliihen der Großindustrie durch Be zahlung gerechter Löhne, Gründung guter Schulen und anderer Mittel sy stematilch einen Verbiiltnißmäszig wohl habenden, moralisch und physisch ge sunden und intelligenten Arbeiterstand heranzubilden, hat man auf das egoi stischste im ausgedehnten Maße die Kinder: und Frauenarbeit eingeführt, die Männer aus den Fabrilen heraus-» gedrängt, brodlos gemacht, und da-« durch nicht nur das Familienleben,das Fundament jeder gesunden Entwick lung, in den breiten Arbeiterkreisen vollkommen vernichtet, sondern auch die große Arbeiterrnasse auss äußerste oerwildert.« Man schleppte die Frauen und Kinder in die Fabriten an die Maschinen, wo man sie, wie Ratzinger nvsksins um sinsn m»fs-sncnnn»svlnßn der schamlosesten Ausbeutung, dem sittlichen Verderbnisse und der körper lichen Vernichtung, dem geistigen Tode und einem leiblichenSiechthume preis aab. Die natürliche ArbeitstheilungH und die von Gott gegebene Oetonoinie, daß der Mann nach außen wirte und schasfe, während die Frau der häusli chen Arbeit sich widmet und die Kinder pflegt und erzieht, wurde mißachtet, das Familienleben zerstört, unreife Kinder der moralischen und körperli chen Vertiimmerung preisgegeben und in bloße Maschinen berivandelt,um für den Kapitalisten Geld und Gewinn zu schaffen. —- Riesig wuchsen die Milli arden der Kapitalisten in England an, aber nur um den Preis der geistigen Verödung, der sittlichen Verderbtheit und der körperlichen Vertiimmerung derjenigen, welche diesen Reichthum schusen.« An einer anderenStelle schließt der selbe Verfasser seine Betrachtung über den fiir die Kultur des vielgepriesenen W. Jahrhunderts so beschämenden Gegenstand mit den Worten: »Es ist ein berechtiaterVortdnrs, der leider alle Länder nnd Völker trifft, daß die» Staaten die hohe sittliche und know-l mische Bedeutung der Familie-, den Schutz derMntter nnd dersiinder miß achtet bat-en. Alter« bat man dem fiteldbnnaer des Kapitals geopfert, selbst den Frieden und die abgeschlosse ne Haustichteit der Familie, den Beruf der IUIiutter das reine Glück der Kin derjabreL Unersättlich ist der Gewis niuH, teuflisch die Habsucht.« Vieles ist besser geworden ans diesem Gebiete iin Vause der Jahrzehnte Doch Reste des aeschilderten Uebelg haben sich noch aenna erhalten Die Sozialresorm darf noch nicht Feierabend machen » --- ,-.-- q« -.-7» i i Drantlofe Schnellteles.raphie. t Der dänische Jngenieur Poulsen, der sich aus dem Gebiete der drahtlosen Telegraphie rasch einen berühmten Namen gemacht hat, ist gegenwärtig an der Arbeit, durch Verbesserung der technischen Einrichtungen die Schnel ligteit dek- drahtlosen Telegraphireng nach Moglichleit zu erhöhen. Stettin nen mit seiner Apparaten sind in Cul lercoat tEngland), Egbjerg (Jiitland) und Lyngbh (bei Ziopenhagew errich tet. Auf der erstgenannten Station haben kürzlich interessante Versuche stattgefunden, iiber die die englische Fachzeitschrift Electrical Review aus siihrlicher berichtet. Danach wird zur Ueberwindung einer Entfernung von W« Zim. eine Kraft von 3000 bis 4000 Watt benöthigt, auf eine Entfer nung von Mit Km. konnte schon mit 200 Wart gearbeitet werden. Die Ausnahme der ankommenden Zeichen geschieht mit Hilfe eines sehr empfind lichen Galviinometers, dessen Magnet nadel schon auf sehr geringe Ströme reagiert. Die Magnetnadel hängt da tig ein winzig kleiner Spiegel befestigt bei an einem Faden, an dem gleichzei ist. Jede Bewegung der Magnetnadel verursacht also eine Bewegung des Fa dens und seines Spiegels. Vor dem Spiegel befindet sich eine Lampe, de ren Licht der kleine Spiegel aus eine gegenüberliegende Wand reflektirt. Die geringste Bewegung des Spiegels verursacht dann eine ziemlich bedeu tende Bewegung des Lichtreflexes auf der Wand. Eg ist dasselbe Verfahren, sdas mancher Schuljunge anwendet, wenn er mit einem Spiegel die Son nenstrahlen auffängt, um sie an den Zimmerwänden herumtanzen zu las sen. Poulsen geht aber noch einen Schritt weiter, er läßt an der Stelle, wo der tleine Lichtsleck hin und her pindelt, lichtempsindliches photogra phisches Papier vorüberrollen, so daß die Schwankungen ein für allemal fixirt werden. Diese ganze Einrich tung ist an sich nichts Neues, sie wurde schon früher bei der mit sehr geringen elektrischen Strömen arbeitenden trangatlantischen Kabeltelegraphie be nutzt, aber ihre Anwendung aus die drahtlose Telegraphie ist unseres Wis sens hier zum ersten Male geschehen. Jedenfalls ermöglicht diese sehr emp findliche Einrichtung die Registri rung außerordentlich kleiner elektri scher Energiemengen und eine große Aufnahmegeschwindigkeit, nämlich 50 bis 100 Worte ir. der Minute, das ist das zwei- bis vierfache der durch ge wöhnlichen Handbetrieb erreichbar-en Geschwindigkeit. Poulsen hofft nach diesen gut gegliiclten Experimenten demnächst über den Ozean mit einem Energieaufwand von »nur« 100PK auch mit einer Geschwindigkeit bon50 bis 100 Worten in der Minute tele graphiren zu können. W Ein einfaches Schlechten-eh Es ist eine allbekannte Thatsache, daß die Blutvertheilung für die Er zeugung des Schlafes von erheblichfter Bedeutung ist. Zum Zustandekom men des Schlafes ist Blutleere des Ge hirns nothwendig, daher entsteht das Gefühl der Schläfrigkeit nach starken Mahlzeiten, weil das für die Verdau ung nothwendigeBlut nach dem Magen und Darm fließt und dadurch das Ge hirn blutleer wird Aber auch die Be schaffenheit des Blutes kommt für die Erzeugung des Schlafes in Betracht, schlechte Blutbeschaffenheit erzeugt Schläfrigkeit, an welchem Uebel be kanntlich viele bluiarme und bleich süchtige Menschen leiden. Neben der Blutbeschnffenheit ist aber auch die Athmung für dassustandelommen des Schlafes von Bedeutung. Oberfläch liche Atbmung bewirkt neben sonstigen Gesundheitsstörungen schlechtenSchlaf, und daher räth Prof. Halt , da viele Menschen gewohnheitsmäfzig nur oberflächlich athmen, für an Schlaf losigkeit Leidende eine Art von Lun gengymnastik an. Der Patient soll jeden Abend unmittelbar Vor dem Schlafengehen am offenen Fenster bei sest geschlossenem Munde 6—12 recht tiefe Athenszüge thun und das im Bett in Rüclenlaae wiederholen Das Ath «.nen darf nicht gewaltsam sein, muß aber so tief wie möglich erfolgen. Nach der tiefmöalichsten Einathmung läßt man den Vrusttorb wieder zusammen sinken, mit der Zeit wird die Zahl der Lstltbem üge erhöht. Die durch das tiefe Athem luwirtte reichliche Zufuhr von Sauerstoff hat einen tiefen tranmlosen Schlaf zur Folge. Schon dadurch werden alle Lebensborgiinge günstig beeinflußt Diese günstigen Erfolge treten aber nur dann ein, wenn die thbemiibungen regelmäßig betrieben werden. Sie ab und zu einmal vor zunehmen, hat wenig Zweck. Nur Be harrlichleit führt zum Ziel. Nebenbei arbeiten folcheAthemiibunaen in wirt samster Weise der Schwindsucht ent gegen. —-—s.—.-—-s Erkannt. Der weise Sadi litt schwer an der Gicht nnd schrieb eine hohe Summe aus, wenn ihn einer heile. Einst meldete sich ein Fremder, er hätte ein ganz unsehlbares Mittel. Sadi fragte die Diener, oh er zu Fuß gekommen sei, was diese bejahten. »Werft den Hallnnken hinaus, denn hätte er ein unfehlbareg Mittel gegen die Gicht, so könnte er mindestens sechsfpiinnig sahren.« Unrigcnnütkia Die Frau vom Hubersepp klagt den ganzen Nachmittag, das; sie so sehr sriere Und gar nicht warm werden konne. Gegen Abend geräth sie mit ihrem Mann in einen Streit und prü gelt ihn, als der stärkere Theil in die ser Ehe, weidlich durch. »Nun, Ma riandel,« fragt der Sepp theilneh mend, nachdem sie sich wieder versöhnt ; haben, ,,hist denn jetzt a bissel warm « ’worden I« sialtblütiq. Vater: »Es thut mir leid, daß ich Jhre Bewerbung um die Hand mei ner Tochter nicht annehmen kann.« Freier: »Mir auch. Aber bitte, ges T ben Sie mir meinen Blumenstrauß « zurück —— ich mufz noch wo anders an- s halten« t i Eine Muster-behörde Fremder: ,,(5ine wirtich liebenswür dige und entgegenkommende Behörde haben Sie aber hier im Dors!« " Einheimischer: »Das will ich mei nen; sogar über’m Eingang vomi Spritzenhaus, wo die Vagabunden eingesperrt werden, steht der schöne Spruch: »Griiß Gott, tritt ein« — Bring" Glück herein!« i i t