Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 19, 1909)
Eine Verlobung. Sszzse dsnAlexa von Buddew brach Beter und Tochter saßen an dein gemüthlich gedeckten Frühstückstifch und sahen die Morgenposi durch. Während Herr Negri nur flüchtig ein paar Gefchöftsbriefe durchblät terte, las feine Tochter Sufanne den einzigen für sie eingegangenen Brief schon zuin zweitenmal und lachte jetzt herzlich auf. «haft du einen Brief von einer Pensionjfreundin erhalten, der dich so heiter stimmt?" fragte Herr Negri und sah amiisirt zu dem jungen Mäd-» chen hinüber. I »Ach nein, Vati, ganz etwas ande res. Lieö nur selbst, es ist zu to mifch.« Sie reichte ihren Brief dem Vater und fah ihn interessirt an, während er s laj. «Nun,« fragte sie ungeduldig, »wa rum lachft du nicht? Findest du dieses Frage nicht auch schrecklich komisch-N Herr Negri hatte den Brief bedäch-’ tig durchgelefen und saß nun etwas; nachdentlich da. Der Gedanke, daß» sich für seine eben erst 18 Jahre alt ge wordene Tochter fchon Freier metdens könnten, war ihm noch nie gekom men. Jn seinen Augen war sie noch ein Kind. Aber andere Leute schienen sie anders anzusehen, und dac- ver diernte eine gewisse Beachtung. Er drehte das Briefblatt hin und sher und betrachtete die ihm Gegen überschende aufmerksam Ja, wahrhaftig seine ileine Susi sah wie eine junge und recht hübsche Dame aus. Das bemerkte er eigent lich heute zum erstenmal. Dann blickte er wieder ernsthaft auf den Brief und sagte langsam und nachdrücklich »Zum Lachen« Sust, ist dieser An trag nicht im geringsten. Herr Eduard Latour hält in aller Form um deine Hand an. Er ist ein solider, liebens wiirdiger Mann und sowohl als Ge schäftsführer deiner Tante Morel wie als Besitzer eines hübschen Privatver mögeng eine gute Partie. Ueberlege dir die Sache einmal sehr gründlich, ehe du vorschnell handelst.« Aber Suse antwortete nur mit ei nem übermütbigen Lachen: »Da ist gar nichts zu überlegen, Papa. Jch liebe Herrn Eduard La tour nicht und habe überhaupt noch keine Lust, mich zu verheirathen. Sind das nicht genügende Gründe?« Der Vater fah sie prüfend an. Ei ntlich hatte die Kleine recht, warum gllte sie sich vorschnell binden? Sie war ja seine Einzige und konnte nach ihrem Herzen wählen. »Dann werde ich also Herrn La tour abschreiben.« »Nein, nein, das laß nur,« fiel ihm die Tochter eifrig ins Wort. »Er Ist seinen Brief an mich gerichtet, da ums ich ihm auch antworten.« »Ist mir ebenfalls recht,« willigte der Vater ein. Je weniger er, der ein bißchen bequem war, mit der Angele genheit zu thun hatte, desto lieber war es ihm. »Also, mein Herz, schreibe deinem Freier ab. Jch muß jetzt ins Geschäft Leb’ wohl.« Er ging und ließ die Tochter, trog ihres schnellen, sicheren Entschlusses-, immerhin in einiger Aufregung zurück. Solch ein erster Heirathgantrag war doch keine Kleinigkeit Susi mochte herrn Latour ganz gern leiden. Sie spielte sogar sehr gern mit ihm vier händig, aber heirathen? — Nein, das war eine andere Sache, das mochte sie nicht. f Sie kannte ihn ja seit ihren sein-; dertagen und hatte ihn immer mie’ eine Art Onkel betrachtet Zudem be i saß er brantirothe Haare und blaß blaue Augen, die sie nicht ausstehen !onnte, und sein Schnurrbart war so dünn wie schlecht aufgegangene Wins jerfacit Ihr zukünftiger Mann mußte sonders aussehen. Trotzdem ioar es ihr aber interes sant, daß Latour ihr einen Heirath Cntrag gemacht hatte. Soviel sie wußte, war dies noch keiner ihrer Freundinnen passirt, vie mit ihr vor drei Monaten aus der Pension ge kommen waren. Sie theilte als Erste einen Korb aus-. O, sie mußte ganz genau, was sie ihm schreiben würde Sie hatten sich das oft genug in der Pension« ausgemalt Man sagt in solchem Falle baß der Antrag eine große Ehre sei, bietet, den Schmerz - gmmrzeihem ben man dem Betreffen zufügt und hofft, daß feine eunktsehaft erhalten bleibe. Gut, ehe gut, so wollte sie es auch machen, sie var vollkommen au fait. Lustig pseisend setzte sie sich an den Schreibtiseh und mit angenehmer Schnelle und Sicherheit flog bie Fe der über das Papier. Als sie geendet, iiberiai sieben Brief nochmals und mir mit ihrer fchriftstellerischen Lei hing seht zufrieden. sie hatte sieh nach ihrer Meinung bilrbebos unb verbindlich ausge W und wollte ihr Machwerk gleich - M Morel zur perfonlichen Ueber c an den Empsiinger hinbringen, « solch wichtiges Ostument konnte HOWG der Post anvertrauen. --. , Wette den seticht ihrer " Ist-e vestg W gn. Das wäre ja die erwünschteste Partie ge wesen« die Susanne machen konnte. Herr Latour wurde dadurch fester an ihr Geschäft geknüpft« kaufte es viel leicht später, und sie konnte sich behag lich zur Ruhe setzen, wie sie es längst wünschte. Nahm das Kind aber den Antrag nicht an, dann verlor sie den »zuverlässigen Menschen, das war lsicher. Nach einem Korbe der Nichte .wiirde er nicht länger bei der Tante ’ bleiben· Sie mußte versuchen, dem jungen, unverständigen Dinge gut zuzureden. Einen besseren Mann konnte es nicht bekommen. Nun ja, er sah nicht wie das Ideal eines jungen Mädchens aus, und er war auch 15 Jahre älter als Suse, aber Ideale, das sollte Suse nur bedeuten, pflegen meistens im realen Leben zu enttäuschen, und die wahre Liebe kommt meistentheils erst in der Ehe, das wurde Suse von: jedem vernünftigen, verheirathetenl Menschen bestätigt bekommen. · Aber so schön und verständig Fraul Moket auch sprach, die Nichte wart nicht zu überzeugen Sie blieb dabei, daß sie wasserblaue Augen und rothe Haare nicht leiden könne, und daß der Freier ihr uninteressant sei. Schließlich mußte ihr die Tante der sprechen, den Brief schnellsten-H Herrn Latour einzuhändigen und gar nicht weiter mehr von der dummen Ge schichte zu reden. l Trotzdem nun Leute von der dum men Geschichte nichts mehr hören wollte, ließ der Gedanke daran sie selbst doch nicht los. Es war ein ganz eigenes Gefühl, daß ein Mann, ein reiser Mann sie heirathen wollte, ihr von einer Liede sprach, die sie aus Büchern kannte und in ihren Träu men sich dargestellt hatte. Nur in Büchern und Träumen war das alles so anders. Für Herrn Latour konnte sie sich durchaus nicht in solche Ge fühle. wie sie dort so entzückend ge schildert wurden, hineinversetzm Und dennoch blieben ihre Gedanten wie sestgebannt aus diese Sache, die ei gentlich schon erledigt war und sie gar nicht mehr berühren darste. Ebenso erging es ihrem Vater. Herr Negri war zerstreut in dein Ge schäft. weil er den Antrag überdachte und noch vieles andere, was mit ihm zusammenhing. Seine Susanne war ein hübsches und. reiches Mädchen. Sobald er sie erst aus-führte, würden sich gewiß zahlreiche Freier finden. Er war, wie schon gesagt, ein etwas bequemer Herr und durch seine lange Wittwer schast wieder in Junggesellengewohn heiten zurüagefallen Es würde recht unbequem sein, eine erwachsene Toch ter auszuführen und noch unbewe mer, unliebsarne Freier abzuweisen. Wer weiß, was für einen leichtsin nigen, jungen Kerl sich seine Susi einmal aussuchte! Junge Mädchen. die nach dein Herzen und ohne Ver nunft wählen, treffen meist eine schlechte Wahl. Herrn Latour konnte jeder Vater seine Tochter unbedingt mit Freuden anvertrauen. Er trennte sich noch nicht gern von seinem Mädel, aber vielleicht war dies die beste Parthie sür sie und sparte ihr und ihm in der Zutunst viele Kämpfe und Schwierigteiten. Susi blieb in seiner Nähe und in den altgewohnten Verhältnissen Er mußte ihr das alles nochmals ausein andersetzen Seine erste Frage beim Mittags essen war deshalb: »Kind, hast du schon den Brief an herrn Latour ge schrieben?« und aui ote oeiayenoe Antwort sprach er weiter: »Schade, aber viel leicht laßt sich das noch rückgängig machen. Jch möchte nämlich, das-, du dir den Antrag reiflich überleast. E ist eine Lebensfrage nnd die soll man nicht in ein paar Minuten abthun. Du könntest deine Uebereilung später vielleicht bereuen.« Dieser Ansicht war auch Frau Mo rel gewesen. Sie hatte dehalb den Brief, trotz Suseg dringender Mah nung, gar nicht abgegeben und kam am Nachmittag, um mit Schwagek und Nichte die bedeutsame Angelegen heit noch einmal durchzusprechen, ehe die endgülige Enscheidung fiel. »Ich will dich durchaus nicht über reden, mein liebes Kind,« sagte sie» mit sehr überredender Stimme, »aber’ »so junge Mädchen wie du kennen ihr Herz meist selber nicht. Glaube mir snur, die Liebe kommt schon, denn iLiebe erweckt Gegenliebe. Latour liebt dich treu und innig seit deinen Kindertagem und das wirst zu schä tzen lernen. Du hättest ein seltenes Glück, solch einen mächtigen Mann zu erhalten« Vater und Tante sagten noch viel, und zum Schluß versprach Sust, sich die Sache zu überschlasen. Die beiden Alten hatten ihr den Kopf so voll ge redet, daß sie ganz aufgeregt und un ruhig war und zum erstenmal in ih rem Leben eine schlaslose Nacht hatte. Was sie gesprochen, war nicht ein drucksloz in ihr verklungen, es hatte hie-Land da Saiten«angeschlagen, die nun leise nachzitterten und allerlei noch nie gedachte Gedanken in ihr weckten. Es lockte sie, so bald verhei rathet und selbständig von Allen be wundert und beneidet zu werden. Aber dann dachte sie wieder an den Bräuti gam. Rein, sie wollte lieber nicht. Ihm-« Latour war ihr zu bekannt und zu alltäglich. den konnte sie nicht hei rathen, besondere da er rathe Haare und wasserblaue Augen hatte. Das war das Ausschlaggebende, was ih rem Entschluß das Siegel ausdrückte, und so erklärte sie dem Papa am Inächsten Morgen, daß sie nach reis ,licher Ueberlegung daraus beharren müsse, den Antrag abzulehnen. Sie »hätte nichts gegen den Freier, aber « auch nichts sür ihn, und da lohnie es doch eigentlich nicht. ihn zu heirathen. Herrn Negri that dieser Entschluß seiner Tochter ehrlich leid, aber mehr «zureden konnte er nicht. Es war im Grunde genommen ihre eigenste An gelegenheit Das Kind sollte thun, was es wollte. Nur wünschte er nicht, daß Susi die Angelegenheit schriftlich erledigte, sondern beschied herrn Latour zu sich, um ihm möglichst schonend das Nein seiner Tochter mitzutbeilen Aber das machte sich viel schwieri ger, als er gedacht hatte. Der junge Mann ließ ihn gar nicht zum Reden kommen, sondern erariss selbst das Wort und sprach in so warmen Worten van seiner inni gen treuen Liebe, von seinem hoffen und Wünschen, seinen Bot-saßen und Willen, Ense aus den banden zu traaen· und ihr die Erdezum Him mel Zu mark-en. das-. Herr Negriselbsi inne warm wurde und kein entschie denes Mein hervorbringen konnte. Er führte nur etwas stocken-d Susis oroße Jus-Jen) an, und daß Its Kind sich Bedentieit ausrebeten habe, unt mit sich ielber klar zu werden. Dazu räusoerte er sich sehr viel. reichte dem Freier die Hand und sprach ieineHofii nuna aus« das-. sich alles befriedigend lösen werde. Herr Lotour driickte sehr bewegt die aehotene Rechte des eriehnten Schwiegervater-« und bat dringend. ein paar Worte mit Fräulein Sus! allein sprechen zu dritten, was den Vater in die oeinlichste Verlegenheit setzte. Den diesem Moment öffnete sich die Tbiir und Frau Makel erschien wie auf ein Stichwort Sie hattz kluger ioeise die Lisoifnuna aui die Verlo bung noch nicht aufgetreten sondern sich während der Unterredunq mits der Nichte im Eßzinrnier auf-gehalten in dem man jedes Wort verlian konnte, das in Herrn Negris Zimmer .iel. Mit Beiriediguna bemerkte sie den Eindruck, den Latours persönliche Liebesworte auf das junge Mädchen machten, und erariii sofort die gün itiae Gelegenheit die Soche zur ge mitnichten Lösung zu bringen. Sie text also ein und sprach freundlich lächelnd: «Lieber Freund, Susi ist gerade im Eßsininien gehen Sie hinein und stechen Sie rnit ihr Ehe der oerbliisite Vater einenl Einwand erheben tonnte hatte die« energische Tante den Freier schon ins Eßzimnier aeschoben, wo er seiner Liebe gegenüberstand-. i Susi war ganz heiß und roth. Dust eben Gehörte hatte sie sonderbar er l reat und in eine eigenthiirnliche Ver wirrung oerietit Solche Worte hattet sie wohl schon gelesen aber noch niel gehört. Und sie galten ihr —- sie roar es. die so geliebt, so —— ja man tonntef wohl sagen. anaebetet wurde. Eduards Latour erschien inr aui einmal in einein ganz anderen Lichte. Die lan ge, zutrauliche Bekanntschaft verani und etwas Neues Wundetliches und Herztloofenerregendes tauchte dofiir auf. Und nun stand er vor ihr und sie sollte ihm sagen, daß sie ihn nicht» heirathen wollte —- nein, wirklich nicht, do er teine dunklen Haare und teine dunkeln Auaen und keinen dun teln Schnurrbort besoßz Aus einen anderen Gruer ronnie die verwirrte Suse sich im Auqendlick nicht besinnen, und da sie diesen ale höflicheg Mädchen nicht anführen durfte. sagte sie lieber aar nichts, son dern fah herrn Eduard Latour mit hilflose;n, oerwirrtem Blick an. Herr Ersuard Latour war nicht nur ein liebender, sondern auch ein kluger Mann. Was ihm möglicherweise an Erfahruna in der Bebandluna iuns aer Mädchen sehlte, ersetzte der Jn stinkt der Liebe. Er tixt das Klüg ste, was er unter diesen Verhältnissen thun konnte Ohne sich auf Erklärungen und Verhandlunaen einzulassen, zoa er die Ueberraschte rasch in seine Arme und sagte zärtlich: »Susi, Geliebte, wozu willst du dich und mich noch mit einer Bedenk zeit quälen? Du weißt ja, wie lange und treu ich dich liebe-« Suse wollte sich aus den umschlin genden Armen losreißen, wollte den Mund öffnen, denn sie hatte sich jetzt aus allerlei besonnen, was in dein nicht als-geschickten Brief To hübsch und sachgemäß niedergeschrieben war. Aber sie takn nicht dazu es nun aus zusprechen, denn Eduard Latour, kühn vorwärts aehend schloß diesen rothen, halbgeiifsneten Mädchenmund mit einem stürmischen Kuß in dem jeder Widerstand lautlos unterging. e»Die Gelüste wußte nicht wie ihr ge schah. Ihr wir-betten die Sinne —, nur ein einziger Gedanke rang sich aus dem Chaos empor, ein scheiter, unerfahrener Jung-irdischen- Gedanke der date weinte und hau- lachte yqu widerstrebte und doch sich in erwa chender Zärtlichkeit nicht ungern dein unabwendbaren Schicksal beugte Er hat mich bSein t, fest ist ei ent schieden. seht ch seine Braut. Nun ins-sich So kam der Verlobung vson Su sanne Negri mit Edusard Latour zu stande. Drei Tage daraus schrieb Suse an ihre beste Pensionifreundim Liebeste Cliirel Seit drei Tagen bin ich die glück liche Braut von Eduard Latone-, den ich seit meinen Kinderjabren liebe. Er ist ein reizender Mensch und ganz mein Geschmack mit seinen leuchten den hiknmelblauen Augen und gold blonden Saaten Ach Cliire ich habe ja gar nicht gewußt daß Brautsein so entzückend ist. Folge bald nach Deiner seligen Untie. Humoresie von Georg Versich. Als man aus dem schwierigenFahr wasser des hasens heraus war und die ossene See erreicht hatte, verließ1 Kapitän Selhowen die Kommandos drücke. Er suchte aber nicht gleich seine Kabine aus« sondern machte zu vor aus Deck einen Rundgang. Mitunter stieß er schon bei dieser ersten flüchtigen Relosnoscirung aus alte Bekannte —- Leute, die häufiger über den großen Teich fuhren und dazu sein in vorzüglichein Ruf stehen des Schiff benusten mitunter hatte set aber auch nur wildsrernde Men ! schen an Bord. ’ Und auch diesmal bemerkte et nicht »ein bekanntes Gesicht. » Grüßend schritt er iiber das Pro menadenderL Aus der Art« wie man seinen Gruß erwiderte, ersah er sofort die Nationalität des Betreffenden. Der Amerikaner grüßte anders als der Franzose, der Deutsche anders als Beide und wieder anders der Italie ner und Rasse. So hätte er einem jeden mit ziemlicher Sicherheit sagen können, welchem Volke er angehöre, ohne ein Wort mit ihrn gewechselt zu haben. Aber bei einem jungen Manne, mit dem er vor der Thiir des Nauchsalons zusammentraf, ließ ihn seine Welt und Menschenlenntniß doch im Stich und zwar aus dem einfachen Grunde, weil dieser seinen Gruß mit unver tennbarer Absichtlichkeit unbeachtet ließ. Vermuthlich war es ein Ange: voriger der internationalen Gemein schaft der Flegel. Nun schön! Eine ausfallende Aehnlichkeit der-i anlaßte den Kapitän aber dennoch, den Fremden noch einmal aufs Korn zu nehmen. Genau so hatte doch jener Jüng-E ling ausgesehem der vor etwa achts Tagen zu ihm gekommen war und« dreist und gottesfürchtig um die hand - Antjes angehalten hatte. Der Frechdachs, der noch nichts war, nichts aufweisen konnte, wünsch te sein Schwiegersohn zu werden! Es war zum Lachen gewesen und arn lieb sten hätte er auch aus oollern Halse gelacht. Doch er hatte seine Würde bewahrt und erklärt, daß er die Ehre, die ihm mit dem Antrage erzeigt erde, zu schönen wisse, daß er aber il er die Zukunft seiner Tochter be reits verfügt habe Ja, aber er liebe Antje und Antje ihn! war von dem Gaste eingewendet worden. Er hatte sich diese Behauptung, was Antje anbelangte, ernstlich ver beten und als der hartnäckige Hei rathskandidat gar von ihm gesorderti hatte, daß er die Tochter selbst fragens möge, sie werde ihm bestätigen, daß man sich einig sei und gelobt habe,s nie von einander zu lassen, da hattel er kurzen Prozeß gemacht und den Bewerber in kräftiger Seemannsma nier hinauskornplimentirt. Das Tollste war dann aber arme-I sen, daß Antje ihm fiir diesen Dienst nicht im Mindesten Dank gewußt, sondern unter reichlichen Thranengiif sen betheuert hatte, sie liebe dens Franz Leeoen und werde nur ihn undk teinen Anderen heirathen. s Er war gewiß ein guter, nachgiehissj ger Vater, aber hier waren Güte unds Nachgiebigteit am falschen Orte ge-; wesen, und so hatte er denn ihreml Tlindisch - trosigen »Mir ihn!« zuletzt fein donnerndes »Niemalst« entgegen s gefest. « Und bis zum Tage seiner Abreise war sie auch wieder leidlich vernünf tig geworden, hatte ihre frühere Mun terteit beinahe wiedergefunden gehabt. Junges Blut schleppt sich nicht lange mit solchem Kummer herum. Wie kam nun aber dieser Franz Leeven auf fein Schiff? Was wollte der drüben in Americas Und als die Kajiitenpaffagiere zur gemeinsamen Mahlzeit im Speise saale Versammelt waren, schaute sich der Kapitiin nach dem jungen Mann um. Er saß da mit düsterem Gesicht, sprach keine Silbe und asz taum einen Bissen. «Scheint ihm doch nahe gegangen zu feint« dachte Selhowen. »Und giftig ist er auf dichl Gönnt dir tei nen Blick. Raums ihm ja freilich nicht verdenlenl hat wohl alle hoff nung aufgegeben und wandert aus! Ja, mein Junge, warum mußtest Du Dich auch gerade in Antje Selhawen verlieben?« Aber, gutmiitshig wie er war, em pfand er teine Schadenfreude, fon dern eher ein qetvisses Mitleid. I Und als man zwei Tage auf dem EQzean schwamm und sich die finstere -Miene des Jänylings noch immer nicht aufhellen wollte, liess-los er, ihm den Kopf ein wenig zurechtzm rücken. Er suchte eine Gelegenheit, Leeven unter vier Augen zu sprechen, und als sie sich bot, ermahnte er ihn vä terlich, sich das Geschehene nicht wei ter zu bergen zu nehmen, die thö richte Liebelei zu vergessen und nur an die Zutunft zu denken, Nach die fer Einleitung fragte er ihn, welche Pläne er denn bezüglich seines Fort kommens in Amerika hohe. Er sei gern bereit, ihm dabei zu rathen und ihn »auch durch Ernpfehlungen zu un-» , terstühem ; »Ich muß doch erst wissen, ob ich in Amerika bleiben werdet'« entgeg-! nete der junge Mann mürrisch. ( »Das wissen Sie noch nicht? Aber» das müssen Sie doch schon wissen. Oder soll dies etwa nur eine Vergnü gungsreise sein?« »Weiß ich nichtl'« war die Ant wort. »Ich weiß garnicht-! Ich hin ja nicht freiwillig hier, man but mich cuf diese Reife geschickt.« ( »Es bat ihm den Verstand ver-» wirrt«, sagte sich Selhowen und mur-1 de nun ganz Rücksicht und Schonung. »Jhre Eltern haben Sie auf diese Reise gefchickts« »Nein, Jhre Amsel« »Meine Amte-? Ach so — ich ver stehe! Sie meinen, weil aus Ihrer Bewerbung nicht«-:- geivorden ist?« Franz Leeven schüttelte den Kopf. »Ich meine es so, daß Antie mir das Wort abgenommen hat, mit Ih nen diese Fahrt zu machen. lind wenn wir drei Tage unterwegs wä ren, sollte ich Jdnen einen Brief von ihr einbändigen und dann würde es sich entscheiden, ob ich drüben bleiben oder mit Ihnen zurückkehren werde.« nEinen Brief von meiner Tochter? Wo haben Sie ihn?" Dem Kapiteln tamen auf einmal sonderbare Gedan len. »Sie erhalten ihn morgen, wie ich’5 versprochen babe.'« «Geben Sie ihn jetzt herl« »Nein!« Selbowen wollte ausbrausen, aber er besann sich. Es tonnte mit dem jungen Manne möglicherweise doch nicht stimmen und da durfte er ihn nicht reizen. Am nächsten Morgen sand er rich tia einen Brief von Antje aus seinem Schreibtisch vor s- Leeoen hatte ihn durch den Steward dorthin leqen las-: sen —- und einmal über das andere las er, was ihm sein Döchting schrieb gnd schalt dabei arimmig vor sich in. »Was willst Du thun? Wenn ich zurücklomrne und in den hasen busi sire aus der Quaimauer stehen und wenn Du Deinen Franz nicht siehst, vor meinen Augen ins Wasser sprin aen? Sprina nur! Spring nur zu! Wir werden Dich schon wieder beraussischen und dann Du verdrehte Dern, dann —- ——« und er ließ die Faust aus die Tischvlatte sausen. Aber zuzutrauen wars ibrl Sie batte seinen harten Schadel und aina damit durch Wände. Und mit dem Heraussischen aus dem Wasser war es auch so eine Sache! Das glückte nicht immer. s Schon schwanite er zwischen Zorn und Banaigteit. Aber der Bursche — sa, den wolltet er sich lausenl ; Er ließ Franz Leeveri zu sich in dies Kapitanslasiite bitten. ! Der beeilte sich nicht allzu set r, der Aufforderung nachzukommen und als. er erschien, war in seinem Gesicht zu lesen: Grobheiten lasse ich mir nicht gesallenl Selbowen reichte ihm den Briei.« Loeven las ion gab ihn schweigend zurück »Da seben Sie was bei Liebeleien hinter dem Rücken der Eltern heraus sprinatt" schnaubte der Alte. »Was nun, junger Herr?« Jch bleibe drüben in AmeritaA »Was?« Der Zorn des Kapitxins schan in Entriistung um. »Und Sie wollen tneine Tochter lieb haben?" »Ja, wünschen Sie denn daß ich mit-Sehnen zurücklebn?« »Fehlte nachl« JAlso —- —« »Alfo?" Selhowen fuhr m die hist-e und packte Leeoen am Arm. »Warum fragen Sie, mag ich wünschet Um Antie handelte sich, nicht um mich, zum —! Wenn das Mädel, das man aern hat« sich ein Leid antlmn will, fo fragt man nicht lange — fraat niemand, auch den Vater nicht! Man verhinderthl Man geht durch Feuer und Wasser, um es zu verhindern! Verftanden?« »Ich glaube, ia", erwiderte Leeven. »Aber lassen Sie mich, bitte, log! Wenn Sie mich hier umbringen, hat’s keinen Zweck, daß ich Sie verstehe. Ihre Antje will mich lebend haben und nicht todt!« —- — Luftia flatterte auf dem Quai ein Taschentuch im Winde, als Kapitän SellwwenssSchifi. von feiner Ameri lafahrt heimkehrend, in den hafen fteuerte. Dort oben auf der Kom mandiobriikke ftand der Vater und ootn am Bun, fo daß man ihn sofort fehen mußte, Franz Leeven. Und Antje grüßte und winlte, ftrahlend vor Freude, bis die Anker niederraf felten und das Schiff anlegte. — — Und bald feierte man Verlobung. Die Stimmung war die denkbar befte, da nahm Selhowen feinen zu künftigen Schwieaerfolm beiseite. »Ich bin ia nun überzeugt« daß Du meine Antie liebst«, faate er, »und das fie mit Dir glücklich werden wird. Aber damals habe ich gezwei felt. damals. als Du in Amerika blei ben wolltest und ich Dich erst kräftig anstoßen mußte, bis Du mit mir zu rücktamst. Daß Antse nur nichts da von erfährt. hörst Du? Sie möchte es Dir höllisch krumm nehmen!« Franz Leepen lächelte —- ein ver schnißtes Lächeln. »Ich hätte mich ia am Ende noch eines anderen beson nen«, meinte er zu seiner Rechtferti gung. Sein Blick aber schweiste zu Antje hinüber und er dachte: »Wenn sie es nicht so aeschickt einaefädelt und nicht alles so richtia iin Voraus be rechnet hätte, wer weiß, wie es dann aetonrmen wäret Aber das sollst Du nicht erfahren, oerelnter Schwieger vater, denn das möchtest Du höllisch trumm nehmen!« Dte Troste-te des pure-. Die Elastizität und Widerstand-s fähigteit des menschlichen haakes war den Völlern der Antite aut be lannt und wurde von ihnen auch veattisch verwendet So wurden aus langen und dicken Geslechten weiblich-er Haare die Stränae iu den Katapulten, jenen großen Geblendet und Belagerungsmaschinem fabrizirt. die in der ganzen Kriegsgeschichte des Alterthums eine arosie Rolle spielen; natürlich aaben nicht vornehme Dia men ihren Haarschmuck zu diese-m Zwecke her, sondern er wurde den weiblichen Stlaoen abaenomrnem Nur wenn die Noth am größten war, hörte hier der Standesunterschied auf: so schnitten sich bei der Belage rnna Carthaaos fittie Batrizierinnen dieser Stadt ihre Haare ab, nm da durch den Staat zu retten. Wie irr-seit die Traas und Widerftonkstraft des menschlichen Haare-z überhaupt aebt, haben nenerdinas Untersuchunaen französischer Gelehrter ergeben. Dem nach vermaa ein einielneo Frauen baar von mittlerer Stärle eine Last von nicht weniaer als 17R Gramrn zu tragen, ohne in reißen. Nimmt man nun an, daß der menschliche Kopf durchschnittlich 30,0D() Haare besitzt mag nvrtaens eher zu nreorcg geariiien sein wird als zu ML so ergiebt sich als Resultat, day die Haare einer Frau eine Traalrat von 5 Tonnen haben. Die Traalrait wird aber dadurch noch um ein Drit tel erkikit dasx das Haar gewöhnlich gedreht und gewunden ist. — Kritik. Ein reicher Musttdilettant läßt von vier beiteundeten hochbegabten Musi tern sein neuestes quz aufsiitzrerk Er selbst ist nicht irn Musilzim:ner« son dern Hört sich irn nebenliegenden Zim mer die Ktanawirtungen an. Als vie Musiter geendet haben, geht der Dirigent zur Knie öffnet sie und sagt verbindlich und liebenswürdig: »Ja, ja, mein lieber Freund! Der dorcher an der Wand hört seine ei gene Schand-F fliehn-. Vater ttukn kleinen Mar, der sich stark beschmutzt hat): »War, wie siehst du aus! Du bist doch ein wahres Feriell« iDer Knabe steht seinen Va ter erstaunt an.) »Nun, weißt du Denn nicht« was ein Feriel ist?« Mar: »Juki-obl. Papa —- einem großen Schwein sein Kind-« Konsequenz Schauspielek szu feinem Banner-, dem Direliot): »Ich verlange, daß das Hälmchen. welches ich im zweiten Alte zu verzehren habe, echt ist« Direktion »Wie Sie wollen. Dann muß aber auch die Ohrfeiiqe, die ich Ihnen gleich darauf zu geben habe, echt fein.'« Uebertsfchunsem Frau Cdie ihrem Mann zum Ge burtstqu eine Ktarmtte geschenlt hat-: »Wie gefällt Tit denn die Farbe Männchen?« Mann: ,.Gkoßartig!« Frau: »Ach, wie mich das freut solch ein Kleid habe ich mit nämlich machen lassen!« Der Esaus-. Frau: »Jetzt kommst du erst nach hause und waqu zu sagen, du hättest gefchöftlich zu thun qehath Soll ich dir saqen, wo du warst? he, soll ich dir's sagen? Manne «Spar’ dir die Mühe; ich weiß es.« ! ZWTt ein Tit-let »aus dem Gänsche tsmmen" kam-.