Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 19, 1909, Zweiter Theil, Image 14

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    Ver Brief.
Orte-re von Käthe Luborosli.
r Martha stanrnete aus der
selben kleinen Stadt wie der junge
Uechtsanivalt Redrner. Als Kinder
waren sie —- irn Winter — gemeinsam
auf den übereisien Wiesen Schlittschuh
gefahren —- im Sommer trafen sie sich
auf dem Gang nach dem nahen Wild.
Zu einer eigentlichen Freundschaft war
et indess zwischen ihnen nicht gekom
men . . . .
Sie hatten sich im Laufe der Jahre
vergessen. Als aber Schwester Mar
tha eines Ta es in dem hellsten Stub
chen des Elisabethlrantenhauses sein
stilles, bleiches Gesicht in den Kissen
sak-, erstand sofort die Kinbeit vor
ihr. Sie freute sich, daß gerade sie zu
feiner Pflege bestimmt war. Ein da
hersausendes Auto hatte ihn —- in der
Dunkelheit eines Herbftabends —- zu
Fall gebracht und arg verletzt. Nun
lag er bewußtlos wie ein bereits Ge
storbener. — Der Chefath erkundigte
sich bei Schwester Martha nach seinen
Angehörigen... Sie wußte nur, daß
er frühzeitig die Eltern verloren und
Geschwister niemals besessen hatte. Die
Ruchforschungen in seinem heim, das
aus einer bei ihm ausgefundenen Leg-i
iirnatsion festgestellt werden konnte, er
gaben, daß er unverheirathet lebte.
Die Augen der Schwester wanderten
zu dem glatten Reif, der lose an seiner
Linken saß. —- Unstreitig war er ver
lobt. Seine Braut würde sich ängsti
gen und über sein Schweigen kränken.
Wenn Jan ihr doch etwas Beruhigung
gkpcn warne . . . . ,
CI tasi endlich die Zeit. da der
Kranke das Bewußtsein wiederfand.
Schwester Marthe sah aus hellen,
fröhlichen Au en auf ihn nieder und
wartete darau . daß er die erste Frage
thun sollte. Als er jedoch das Schwei
gen nicht brach, begann sie, ihm lä
chelnd zu erzählen:
«Willlommen bei uns, lieber Herr
Redrner. Ja, ftaunen Sie nut, ich bin
die Marthe Ledenburg aus der Manti
aafse und freue mich so recht von Her
zen, Sie gesund pflegen zu dürfen.'«
Er hob matt die rechte Hand.
»Ach, das ist gut. Aber gesund bin
ich noch lange nicht« . . . .
Sie plauderte scherzend weiter, ob
wohl ihr das Herz schwer war.
»Nein, da haben Sie ganz recht.
Aber ein ordentlicher Prozeß währt ja
auch mindestens drei bis vier Monate.
Ich bin doch ein Juristentind, Herr
est-mer« . . .. Sie wußte nicht mit Be
stimmtheit, ob er ihr überhaupt zu
hörte· Seine Aug-en liefen mit dem
Ausdruck der Sehnsucht in die Weite.
»Ur-me kleine Hertha«, murmelte er.
»Ist-re Brauts« fragte sie leise.
«Soll ich ihr schreiben? Ich thue es
sprin«
Er nickte,
»Ist meinem Notizbuch auf der er
sten Seite finden Sie ihre Adresse.
Sagen Sie ihr die volle Wahrheit und
..... bitten Sie sie unverzüglich zu
tonunen.«
. · Spri«
« mir«, sagte er einfach.
»Das wird der Professor noch nicht
erlauben.«
»So fragen Sie ihn sogleich, wann
sie kommen darf, ja, Marth«
-—-———Als sieihm——am näch
sten Tage die Antwort brachte —- irrte
ihr Blick über sein Gesicht fort, als
hatte sie den seinen zu fürchten.
Ihre Stimme klang dunkel:
»Der Professor hat nichts dagegen.
wenn Ihre Braut in den nächsten Ta-U
gen kommt « «
— —- — Seither wartete der bleiche
Mann darauf daß eine schlanke Ge
stalt an fein L: Jer eilen und ihre
band auf seine Stirne le en miirör.
..... Er wartet e tinisvnss. Den
schlichten Reif hatte Schwester Marthe
längst verwahren müssen, denn seine
Finger waren zu maqer geworden, um
ihn zu halten, Zuwewilen that er eine
Frage. ·
»Warum sie wohl nicht kommt?
Heute muß es endlich sein ..... sonst
wäre wohl ein Brief von ihr da« . . ..
Und dann später wenn auf den
Gängen die Stille und Dunkelheit des
Spötakends Wache hielt, flüsterte er in
heißer Angst:
«Bitten Sie sie noch einm al. Mar
Und die that es. . Sie redete
zu der Unbeianntem wie ein Weib zum
andern — — schilderte die Sehnsucht
des Mannes und offenbarte der Fer
nen, want-m sie nicht mehr allzu lange
mit ihre-m Kommen zögern dürfe.
Stunde um Stunde verrann We
der sie selbst, noch eine Zeile von ihrer
band traf ein.
Der Kranke sieberte stärter. Schine
stet Marthe begann das Mädchen, das
so quälte, zu hassen. Sie hatte es
seht ängstlich vermieden nach ihr
usw-gern Jn einer der langen
nachts-enden that sie die erste Frage
Här- Brant lebt in einem Pensio
utt M ich aus der Adresse ersah?«
- se hatte sehnsiichtig daraus gewar- «
Okt, »das sie von the zu sprechen be
økxech sagte er leise, »seit einem
» »Ich wallte es so. Jch möchte
-»— die Geschichte unserer
ielt mästen- Muts-«
ei Ihnen Erleichterung ge
«T: U eran Ost merkte er mi
« 7WMWIMtK
ve- erst-soc M
stadttlpater als Statistin. Durch ihr
nW-Mliche Schönheit fiel sie mir
auf. Ich näherte mich ihr noch an
demselben Abend. Sie lebte in den
denkbar traurigsten Verhältnissen
Tagsüber nähte sie für ein Geschäft
Abends verdiente sie aus die erwähnte
Weise ein paar Groschen. Eltern hatte
sie —- gleich mir —- nicht mehr. Da
durch. daß sie meine heiße Liebe an
nahm und erwiderte, machte sie mich
zum Glücklichften aller Menschen. Von
vornherein stand es bei mir fest, daß
sie mein Weib werden müsse. Zu die
sem Zwecke gab ich sie in eine gute
Pension. Jm Frühling wird ihre
Ausbildung vollendet fein . . . dann
heirathen wir . . . Jch habe nur ein
sehr befcheidenes Auslommeit als An
walt ohne Notariat . . . Aber glauben
Sie mir, ich werde es bald zu ver:
größern wissen. Das Kind liebt ja
den Glanz und die Wärme über alles,
Schwester Marthe.« . . . .
. . . . Die Tage liefen auf den un:
hörbaren Sohlen einer ständigen Be
sorgniß langsam zu Ende . . . Drei
mal wurden die Briefe vertheilt. Für
den jungen Anwalt fand sich nichts
darunter. Schwester Marthe ballte die
Hände zur Faust. Sie hob die Lider
nicht von den Augen, wenn sie herein
ging, um es ihm zu sagen. Aber sie
hörte doch die wilde Verzweiflung aus
einer Stimme.
»Wenn auch sie tranl wäre,
Marthe . . . .«
Da telegraphirte die Schwester ei
genmächtig an die Vorsteherin des
-.-— —.-.
Pensionats. s
Von dieser kam auf dem gleichen
Wege die Nachricht, dasz Fräulein her
tha Merlin gesund und wohlan sei
und dies noch heute brieflich bestätigen
werde . . .
Arn nächsten Tage stand es sehr
schlecht mit dem Kranken. Der Pro
fessor flüsterte der Schwester etwas zu,
worauf diese schmerzlich die Lippen
zusamnienpreßte und das haupt
senkte
Gegen Mittag änderte sich sein blei
ches, verfallenes Gesicht noch mehr! Es
wurde länger und spitzen Die Augen
irrten suchend nach der Thür, die Lip
pen formten nur ein Wort:
»hertha . . . .«
Und wieder wurde die Post gebracht.
Man hörte das Klappern der Thüren,
die eiligen Schritte der erwartungs
vollen Schwestern.
Marthe wagte erst nach langem Zö
gern hinauszugehen . . . so sehr fürch
tete sie die verzweifelt suchenden Au
gen . . .
—- Und doch war diesmal ein Brief
für ihren Kranken gekommen.
Er wollte die hände heben, um den
Umschlag zu fassen . . . . ein Wort der
Freude und Erlösung stammeln . .
Es ging nicht mehr.
Nur die Augen flehten die Schwe
ster an, daß sie ihn öffnen und lese-e
möge.
Sie that es mechanisch. Gerade
wollte sie laut beginnen . . . . Da gur
gelte er aqu Wie ein seliges Kinder
lallen war es. Sein Körper streckte
fich, als wenn er sich so recht wohl
fühlte . . .
Und das stimmte —- ——- —
. . . . Denn er hatte ausgelitten . . .
Am Spätnachniittage endlich fand
Schwester Martha die Zeit, den Brief
zu lesen· Sie meinte damit im Sinne
des Todten zu handeln, denn sie mußte
seiner Braut doch von dem Ende be
richten.
. . . . »Lieber Kurt!" begannen die
Zeilen. »Du wirst mich vielleicht ver
dammen . . . Aber ich tann nicht an
ders. Noch heute folge ich einem Mil
lionär nach London, wo wir uns
trauen lassen werden. Ja, wenn Du
so viel Geld hättest wie er . . . .« l
Schwester Martha las nicht weiter!
Ein Etelgesiihl stieg in ihr aus. Mit
spitzen Fingern schleuderte sie denBries
in die Ofengluth.
Der stille Schläfer war glücklich zu
preisen .
Barbier-returns
Eine eigenartige Retlaine hängt in
dem Frisierraum des Hosfriseurs
’Stang in Meinigen. Sie besteht in
einein Oelhild, das den Tod Absalons
darstellt, der rnit seinen langen haa
ren in den Aesten hängt und von dem
ihn oersolgenden Anführer der Sol
daten erstochen wird. Darunter ste
hen folgende Verse:
Hier hängt der schöne Absalon,
Des großen Königs David Sohn,
Wär’ er vorher zu Stang gegangen,
Würd’ er an diesem Baum nicht han
gen.
Der Verfasser dieser humoristischen
Zeilen ist kein anderer als Rudolf
Baumbach« der Dichter dei »stato
roa«.
chinesis- Eselswiese-·
Der Kaiser ist der Kaiser des Vol
kes. nicht der Kaiser dei Landes. —
Wenn DR in ein Land gehst, so er
tundige Dich zuerst darnach, was ver
boten ist. — Liededienerei ist nicht
Treue. —- DII Wasser der lleinen
Bäche hildet den großen Strom. —
Der Reiche denkt an das nächste Jahr.
der Arme an den gegenwärtigen su
nhltch — Wenn Yiider auch inner
b der Date zanken, sc wehren sie
fvoid Kind-kl- Beseidigvm sein-iu
am
Szene aus einem Berliner Gerichts
faalr.
Die Ehefrau des Lokomotivführer-e
Redlich klagt wegen Beleidi- ung gegen
den Maurerpolir Heinrich eubetg.
Richter: »Wenn es fich fo verhält,
wie es in der Anklage lautet, fo ift die
Beleidigung sogar eine schwere zu nen
nen, und Sie hätten besser gethan, vor
dem Schiedsgericht zu erscheinen, als
eg- zum gerichtlichen Austrag kommen
zu lassen."
Benannt-: »Abwarten. man immer
abwarten, Herr Jeheimer JerichtsratbS
Jck denke jleich. mir soll der Affe fri
siren, wie icl be Uffordernna zu'n
Schiedsmann kriegte. So’ne Döftig
leit hätt ice den Mann von die — die
—- na wie heeßt fe doch jleich2 ja fo
von die Ripiiclsen nich znjetraut, mir
in’t Kriminal zu Vränqelnx und Al
les von zvejen fein irrthiirnlichet
Mißverständniß, von swejen feine
jänzlich falfche Uffaffuna. Jck bin un
befcholten, det lönn’n Se flohen, und
Perf’nglg·ltien fenji icl nich, dei «st det
reene Märchenbuch in meine n.
mean fe ech’n bieten fchieliq sind·
Richter: »Aus Ihren etwas wirren
Redensarten glaube ich herausgebört
zu halten« daß Sie das Opfer eines
Mißverständnisse-s fein wollen-'
Betlaatert Da haben Se’n fang-en
richt’jen Jlobenx daer waren Se doch
in’t Univerfurn, wollt’ sagen End-erk
tät. Jck bestreite nich, oer work uH
Mund ienommen zu haben. iek bestreite
ooch mit keen’ Been, det’s nich irade
lieblich tlinok, trotzdem binjegen ilobe
irk mit Bestimmtheit — det werden Se
nich bestreiten, herr Jebeimer Jersichts
ratb —- Se beben so'n Ausdruck, janz
diesen selbiaten, wobl ooch schon mal
von sich iejeben.
Richter: Mnchen Sie nicht so viel
Randbemerkunqem —- Frau Reblich
bat das Wort auf sich bezogen.
Bekloqtet: Un diisor kann irk doch
aber nich; ick kannte ibr farnich und
der ibren Mann jenau so juk, wie ihr.
Wir saßen bei Neumann in re Rosen
tbalerstr. hinten in Forten. wot stü
ber ’ne Schlosserei ietvesen is, iek mit
meine Olle. mein Freind Jraupe mit
seine Olle, mein Freind Schmidt mit
seine clle. mein Freind Rijilcki mit
ieine —
Richter einsollenb): Nun kommen
Sie aber Zur Sache. Jbre Gesellschaft
gebt uns bier oarnicktts an.
Bellt-toten Allemal. denn iik will
man dimonschtriren, dek bei Neumonn
een Jedrängel war, wie an Sonndach
nachn ersten. An unsern langen Disch
warm gerade noch zwee Plätze stei. da
kam nu der — der — Jott, wie beeizt
er doch jleich? —- ia so ber Rat-lich mit
seine anäd’ie Frau und voll waren ie,
det beeßt, id meene, de Pläne. No
unb nu lanqt Jrauoe en Ziebiarn
raus und opoerirt mir die JiitnudeL
det war ’n reener Fermikienitrnnk Jst
bedrschte ibm ängstlich v«on oben und
von unten, ick bin nämlich Kenner von
so ’ne Sorte. id tieche bran, und dann
laß ick meine Ooaen ’ne Weile sor
ichend iorsch us Jraupen ruhn und
lage mit Jebeueiaunq blos det eene
Wort: »Stinkadorisi!« Nu kieke ick
seik meine iriebste Jebnrt ’n bischen
iebenvendlich aus de Fensterlckem us
iuk deutsch: Jck schiele wie’n Zinken
vater, un wie iek Irouoen aniesebn
baue. muß ick wol bot linke Doge
jiinzlich unbewußt us de Frau —
Frou «- wie beißt se doch gleich? —
ja so« Ruppich jeschmsissen hoben.
Richter: »Reblich, Reblich!«
Betlaoter: »Vor mein’tweien kann
se beeßen, wie se will. Nu hat er un
sie ielobt mit Stinkodoris meen ick ihr
un will ihr uzen, weil ick jebiirk aben
soll, det ihr Mann se immer risJ
nennen tk,at."
Richter: »Sie sollen aber diesen
Ausdruck aus Frau Redlich bezogen
haben?«
Beklaatert »Woso? Tet is eben der
ihre salicbe Uiiassuna. Dei is doch
nich meine Schuld, det se etepetcte is,
det sie sich bei Alleng jetroisen sieblt.
Ja habe ihr nicht jemeent und damit
alle!«
Aus Zureden des Richters nimmt
die Kläaerin die Max zurück. —
Mit einer tiefen Verbeugung vor
Frau Reblich verläßt der Betlagte
stolz den Gerichtssaai.
-
steeelateeetise Unte.
Jm Gegensag zu den häusigen
Klagen über unsere heutige Tinte,
welche oft schon nach Monaten ver
gilbt, wird jeder, der einmal Gele
genheit hatte, mittelalterliche hand
schristen einzusehen, sich über die tief
schwarze eFarbe der Tinte gefreut ha
ben. Ost noch nach vielen Jahrhun
derten läßt sie die Buchstaben charak
tervoll und deutlich hervortreten· Da
her haben sieh bedeutende Geschichte
sorscher der verdienstvollen Mühe un
terzogen, alte Rezepte stir die Zube
reitung der Tinte, und überhaupt al
les, was aus die mittelaltertichen
Schreibgeräthe Bezug hat, zu sam
meln und zu oerössentiichen. Einiges
wenige sei hier angegeben: Die Tinte
der alten Römer und Griechen war so
schwarz, daß von dieser Farbe ihr der
Rarne gegeben wurde. Ruh und
Gurnrni. daneben auch schon Kupfer
vitriol und Galläpseh werden als ihre
houptbestandtheile genannt. Sie wur
de wie die Farben zubereitet und ließ
sieh daher durch denL Schwamm von
einem harten uud glatten Pergament
wieder hinwegwisehm So übersandte
einst ein betasemtee Dichter sei-ein«
Meter mit dein eben vollendeten sichs
auch einen Schwamm, um es, wenn es
nicht gesalle, sogleich ganz zu tilgen.
Jm Mittelalter konnte man den
Schwamm bei der vermehrten und
veränderten Schreibweise nicht mehr
gebrauchen, man mußte deshalb radi
ren und die radirtei Stelle mit Kreide
glätten. Starlet Zusatz von Wein
und das Brennen im Feuer sind cha
rakteristisch siir die Tinte aus guter
alter Zeit. Sonst sind Galliipsel und
Vitriol die wichtigsten Bestandtheile
Daß ein derartiges Priiparat theuer
und ein gesuchter Gegenstand war,
versteht sich von selbst. Als Tinteus
saß wurde meist ein einfaches Dorn
genommen, welches durch eine Oeff
nung des Schreibpultes gesteckt wurde,
wie man das aus vielen alten Abbil
dungen sieht. Alles Schreibgerätb war
im Mittelalter etwas luxuriös, und
es erklärt sich das leicht aus der ge
ringen Verbreitung der hochgeschästen
Schreibtunst. Erst gegen Ende des
Mittelalters wurde sie allgemeiner,
batte dann aber auch sofort eine arge
Verschlechterung der Schreibgeräthe im
Gefolge.
»das-determ- tsttus.·.
Diese uralte Studentenweise wird
zwar bei jeder festlichen Gelegenheit
angestimmt, wenige aber wissen, wo
her sie stammt. Gewöhnlich bezeichnet
man Bologna, dessen Universität bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts zu
den berühmtesten lHochschulen Italiens
gehörte, als den Geburtsort des Lie
des. Wie aber aus der Schrift «Zur
Geschichte des Gaudeamus igitur«
tHalle 1877) erhellt, deren Verfasser
der verstorbene geistreiche und talent
volle. insbesondere auch selbst durch
verschiedene »Carmina" im Tone die
ies Liedes rühmlichst bekannt gewor
dene hallenser Buchhandler Dr. G.
Schwetschte ist, haben wir damit teine
Anleihe bei den Jtalienern gemacht.
Vielmehr weist Schwetschte theils un
ter Benutzung früherer Forschungen
Hoffmanns von Fallersleben und Th.
Creißenachs, theils aus Grund eigener
Studien nach, daß das berühmte Lied.
dessen Anfangsworl als Titel von
Liedern schon bei Sebastian Brant
lgestorben 1521) und einigen späteren
Dichtern vorkommt, an einen alten
Hymnus aus dem Jahre 1267 an
tniipft und dessen Gedankengang, ja
sogar einzelne Wendungen genau wie
dergibt. Es ist somit die Parodie (im
besten Sinne des Wortes) eines alten
Kirchenliedes Ueber die Entstehungs
zeit und den Autor hat sich bis setzt
noch nichts feststellen lassen. Der un
glückiiche Dichter Christian Günther
tgeftorben 1723) hat das Lied ver
deutscht. Die erste Strobhe lautet in
der Uebersetzung: «Laßt uns alle stob
lich sein, weil der Frühling währetz
bricht des Lebens Winter ein« ist die
Kraft verzehret.«
Das glücbrtusease dies-isten
In der ganzen Welt wohl ist der
Glaube oder Aberglaube verbreitet,
daß ein altes hufeisen Glück bringe
Jm Mittelalter dienten die hufeisen
als Schußmittel gegen die geheimen
Nachftellungen der Zauberer und der
hexen, und es gab bis zur ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts wohl
kaum ein haus, das nicht auf der
Thürschwelle wenigstens ein huseisen
aufgewiesen hätte. Es gab sehr be
rühmte Männer, die an den magischen
Einfluß des Hufeisens glaubten: zu
ihnen gehörte unter Anderem der be
rühmte britifche Admiral Nelson, der,
kaum daß er das Fiommando auf dem
Flaggschiff «Virtorh« übernommen
hatte, an den hauptmast ein verroste
tes hufeisen schlagen ließ. Der Ur
sprung des Hufeisen - Aberglaubens
aber verliert sich in der Zeiten NachH
Nach einer von der »Modern Hauern-- "
wiedergegebenen englischen Legende
begab fich der Teufel eines Tages zu
dem heiligen Dunftan, der ein ausges
zeichneter Huffchrnied war, und bat
ihn, ihm feinen Pferdefuß zu beschlo
gen. Der heilige Dunftan wußte, mit
wern er es zu thun hatte, und machte
nicht die geringsten Schwierigkeiten
Er band den Teufel an einen eifernen
Ring, der fich in der Mauer befand
und holte ein großes hufeifen, das er
mit gewaltigen hammerfchlägen an
den Fuß des unheimlichen Kunden na
: gelte. Der Teufel brüllte vor Schmerz,
saber je mehr er brüllte, defto kräftiger
fielen die Hammerfchlöge, bis der Höl
lenfiirft um Gnade bat und fich fiir
besiegt erklärte. Der heilige Dunftan
befreite feinen Gefangenen aber erfi,
als diefer feierlich versprochen hatte,
daß er von Stand an nie mehr ein
Haue betreten würde« an dessen
Schwelle fieh ein hufeifen befande.
see steue- ened Isetfes Ich
versändtseee.
Der französifche Gelehrte Gast-In
Bonn-er macht in der »Revue hebt-o
madaire« interessante Mitthetlungem
über Experimente mit Bienen undf
Ameifem die zeigen, wie diefe Insek-l
ten nett Dilfe der Fühlhörner sich un-«
tereinander verständigen Bonn-er er-«
zählt von einer Bienenköutgim die in
et tletuet metallifches Gewebe einge
f lassen wurde, dessen Maschen zu
eng waren, um einer Biene Durchlaß
zu währen. Man brachte das kleine
se ans-riß dann in den sienenkorb
statis, dein die Königin entstamme,
I-—
und versehte die ganze Bienentolonie
in völlige Dunkelheit· Nur von Zeit
zu Zeit eröffnete man ein Guäloch,
um zu beobachten, was im Inneren
des Korbes vorgeht. Kurze Zeit schie
nen die Bienen die Gefangenschaft ih
rer Königin nicht zu bemerken. Plöhs
lich aber war gleich eine größere An
zahl von Arbeitsbienen davon unter
richtet· Man fah, wie sie ihre Fühler
durch das Metallneh streckten, die Kö
nigin näherte sich ihnen, lreuzte ihre
Fühler mit denen der Arbeitsbienen.
und es war, als begänne ein Gespräch
zwischen ihnen. Dann wurden frucht
lose Versuche unternommen, um die
Königin zu befreien. Nach einer
Weile gaben die Bienen, offenbar re
signirt, diese Arbeit auf; man sah ei
nige Arbeitsbienen, die sich dem Netz
wieder näherten und mit ihren Zungen
der Zunge der Königin Nahrung über
mittelten.
Ganz ähnlich verlieer diese Ver
suche mit Ameisen. Wenn eine Ameife
eine Genossin sucht, die ihr bei dem
Transport eines schweren Gegenstan
des behilflich sein soll, so geht dieser
gemeinsamen Arbeit stets eine Ver
ständigung vorauf; die eine Ameise
nähert sich. der anderen, berührt deren
Fühler mit dem eigenen und sucht die
Gefährtin offenbar zur Hilfe zu be
stimmen, worauf die zweite der er
sten alsbald folgt. Noch merkwürdi
ger ist die Thatsache, daß sowohl in
den Bienenlörben wie in den Amei
fenbauten eine plöhliche Verständigung
auch ohne die Fühlhörner eintritt, die
die ganze Kolonie mit Blitzesschnelle
in höchste Aufregung und zu fieber
hafter Thätigteit bringt. Es gibt of
fenbar ein Alarmzeichen. das sich mit
der größten Schnelligkeit durch den
ganzen Bau fortpflanzt; auf welche
Weise aber dies alles geschieht, hat die
Forschung bisher noch nicht aufzuklä
ren vermocht.
Deutsche drischet-lehret tu Onk
land.
Nachdem vor einigen Monaten
zwanzig deutfche Gelehrte in der
»Morning Post« dem dringenden
Wunsche öffentlich Ausdruck gegeben
hatten, daß wie in Oxford auch in
Cambridge eine ordentliche Professur
für deutsche Sprache und Literatur
errichtet werden mage, hat nunmehr
Baron von Schröder, der Chef des
Londoner Bankhauses J. H. Schro
der Fa Co» der Universität Cambridge
eine Schentung von Izu-» Pfund
Sterling zu diesem Zwecke zur Verfü
gung gestellt. Jn Cambridge wirtt
bereits seit 25 Jahren als Dozent siir
deutfche Literatur der aus hannooer
ftamrnende Germanift Dr. KarlBreuL
Bei diefer Gelegenheit darf daran er:
innert sein« dafz überhaupt eine ganze
Anzahl von Lehrstühlen auf englischen
Universitöten mit namhaften deutfchen
Gelehrten besetzt ift. So wirkt feit
1874 in Edinburg Dr. Julius Egge
ling, ein gebotener Anhalter, als P-r,o
sessor das Sanfkrit, in Glasgow Dr.
Ludwig Vetter, der aus Wefel stammt,
litt sechzehn Jahren als Direktor der
niversitätsfterntvarte, in Liverpool
der Hamburger Dr. Kuno Meyer als·
Professor für deutsche und keltischel
Literatur. Außerdem find die Lehr-i
skiihle für deutsche Literatur an den
meisten englischen Universitäten mit
deutschen Professoren besetzt, fo vor
allem der wichtigste in Oxford mit
Prof. Herrnann Georg Fiedler, einem
Bruder des bekannten Hamburger Ka
pellmeifters Max Fiedler, gleich die
sem aus Ziktau gebürtig. Welche be
deutende Rolle gerade in Oxford lange
Jahre hindurch der 1900 verftorbene
Orientalift Max Müller, der Sohn
des Griechenliederdichters, gefptelt hat,
ift noch in frischer Erinnerung, ebenfo
die vor Jahren vielbefprochene Ange
legenheit des deutschen Dozenten Dr.
Alexander Tille in Glasgow, der zur
Zeit der deutsch-englischen Spannung
während des Burenkrieges den An
griffen chauviniftifcher Studenten
weichen mußte.
Das stasetted uhee die Dienstboten
verdankt seine Entstehung nicht erst
den sozialen Strömungen der Reu
zeit sondern war vor einem Jahr
hundert schon ebenso zu hören und
selbst Ludwia oan Beethoven, der
tongewaltige Meister,h1t es gesun
gen, wie die nochstek enden Augzüqe
aus seinem Tagebuche vorn Jahre
1819 und 1820 dorthum
uDen Bl. Januar der baut-hätte
rin ibrei bösen Maules wegen aus
gesagt. Am 15 Februar die neue
Küchede eingetreten, am Z. März
but die Küchemnaad mit vierzehn Ta
gen ausgesagt, am 22. Märi ist die
neue ldauslpiilterin eingetreten am
14.Moi ist die Auswärterin eingetre
ten, mit monutlich sechs Gulden Am
20. Juli der Dausbiilterin ousgesagh
weil sie nichts taugte. arn 19. August
schlechter Datt- bube nichts zu essen ges
kriegt Arn 16 September die Mi
chenmogd ausgetreten, one 1. Oktober
die neue Michensn d eingetretenOb
sie was tougen wir IAm 28 dessel
ben Monats ist die Frau M. von Un
terdjiblinq eingetreten. Die vier bö
senTage10».11»12» 14. November
in Lerchenselb gegessen. Am 28 De
zember die Frau M. Wintert
Wnr omä nichts an ihr. « "
-.
Glaube an gute Menschen« aber
rechne nicht aus siel
Itsstih
»Ich glaube, daß sich Fräulein H.
den Rückgang idrer Verlobung lehr zu
herzen nimmt!«
»O, das glauben Sie nur ja, die
Fast ichon Wiedervetlobungsvers
u ils
Versteckt
Besuch: »die-tun Sie nicht früher
ein Klavier hier itn Salon7«
Hausherr: »O ja, dort ist es is
unter dem Hute meiner Frau.«
hause-sehnt
Irischem »Den ganzen Tag strei
ten sich Vater und Mutter; wenn ich
aber mein Schulzengniß heimbriags
dann sind sich beide einig, daß ich
Schlags haben mußt«
Dusellinnis.
Oeieathsvermittlen »O, mit dieser
Dame machen Sie sich nur bald be
kannt! Wer die sieht, ist auch gleich
wegl«
Das kleinere Ueiel.
Angetlagter (der zu einer mehrtoii
chigen Gefängnißstrase verurtheilt
worden ist): »Es-eher Herr Gerichtshof,
i bitt' schön, die Strafe heut’ glei' an
treten zu dürfen, denn morgen lommt
fu uns meine Schwiegermutter zu Be
uch.«'
Getroffen
Gemanm »Sie tönnen doch in
Ehesachen nicht niitreden.«
Junggeselle: »Und Sie —- dürfen
nicht«
Leidensgetädrtin.
Schwester tzur andern, einer Dr.
med.): »Gestern hab' ichs erste
Mal.getocht. aber die Sache ist mir
total mißlungen«
»Tröste Dich, Melitta, mein erster
Paiient ist mir auch gestorben.«
Gelungen.
Arzt (zum Bauer, von dem er
weis-» daß er erst bei allen möglichen
Quacksalbern war, ehe er zu ihm in
Behandlung qetom-:nen): »Na seht,
Michel, wer hat Euch gesund ge
macht . doch ich!'«
Bauer: »Ja, rrer hätt« dös ’dentt!«
Ein guter Kerl.
Vorsidenden »He-den Sie zur Rede
Jhres Vertheidigers etwiaö zu bemer
ten?«
Angellagter (der einen sehr jungen
Berti-ewiger hat): »Soviel ich weiß,
war es seine erste Vertheidigungsredel
Machen S’ ihm halt die Freud', und
sprechen S« mich frei!«
saertennunp
s Zuchtdausdirettor mach Ablauf der
Strafzeit zu einem höftlina): »Nun
! werden Sie der menschlichen Gesell
schaft wieder zurückgegeben.««
Höstling: »O, ich hob« mich in dkf
Ihrigen auch san-i wohl befi:nden!«
hoch hinan-.
Arzt: »Gnädige Frau, Sie müssen
fort aus ver Stadt und qtvar sofort,
hauptbedingttng: frische, reine Luft,
am besten Höhentuft.«
Frau: »Das ist herrlich, Herr Dok
tor, ich danke Ihnen herzlich: nun
muß mir mein Mann ein Lastschiff
taufen-« ,
Kreditttsädiqnns.
Studiu: »Donnern)etter. ietzt hab'
ich mein Portenwnnai beim Schneider
liegen lassen!"
»Ist denn soviel Geld darin?«
»Das ist’s ja eben; es ist Leider gar
nichts drin, außer meiner Visitenkarte
und einem alten shopr
Rädern-um«
Ich dachte, du wärst mit Allem zu
frieden.
Wäre ich auch! Aber ich habe eben
nicht Alle-!
Ein sum- Gast
»Na, hoffentlich find« ich endli in
diesem Wirt-Wut eine annehm re
Verpflegun —- wenn cktad niemcmd
in der Kii W«