Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 19, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Uebraska
Staats-Anzeiger und Tiferolä
Jahrgang 30. Grund Island-. Nebr» l9. November l909. Zweiter (Thcil.) Nummer 13.
Blühende Heide.
Von GerirudWeidmann.
Als- der Sommer zu sterben ging,
Silbern fein Haar an den Bläschen
hina
Fiel aus die Heide ein letztes Mal
Hell seines leuchtenden Auges Strahl.
Und wo sein flammender Blick aerubl,
Flamnil’s nun und leuchtet in purpur
ner Gluth:
Still in des Sommers lehler Nacht
Jst die Heide zum Blüan erwachi!
Die Seehundsjagd.
Humoresie von R. v. Rawitz. ;
Sie haben beide ihre Gefahren, diel
Großfiatii und die Kleinsiadt: dort,
im Strudel der Welt verflacht man
leicht, hier in dem ewigen Einerlei
wird man oft zum Sonderling. Diese
alte Erfahrung galt auch fiir Helm:
städt und zumal fijr zwei der dort
aarnisonirenben Koiiipagniechefs,
hauptmann Bilifchewsti und Haupt
mann Altenroct. Solange beide in
großen Orten, der eine am Rhein, der
andere in Mitteldeutfchland, Leut
nants gewesen waren, hatten sie Fünf
gerade fein lassen und einen guten
Tag gelebt. Nun aber standen sie
beide faft an die zehn Jahre in dem
ftillen Helmftädt nnd tannten laum
noch etwas Anderes, als Bindensih,
Paspolirung der fünften Garnitur,
Verpaffung der Mütze über den Hin
terlopf und ähnliche Scherze. Dieser
Diensteifer war um lo löblicher, als
Mars, der wohlgeftaltete, weithin
spähende Kriegsgott, nicht an ihrer
Wiege gestanden hatte. Bilifchewsti
mit seiner langen Figur, einem noch
längeren Hals und turzsichtigen Au
gen, die er stets zu verhehlen bemüht
war, bildete das Gegenftiick zu dem
unter-setzten, wohlgenährten Altenrock,
dem es nie luftig und frifch genug
fein konnte und der noch einen fteifen
Nordoft bei 5 Grad R. Kälte als
liebliches Lüftlein pries. Schien die
Sonne, dann pflegte Altenroct von
»gottesjämmerlichen Bruttaften«,
»Wiifte Kalahari«, »Sodom und
Gomorrha« oder was es fonsi nur
Warmes und Feuriges auf Erden
gibt, zu fprechen und zu schwören, er
werde sich demnächst bei den Gran-:
ländern anwerben lassen; blies ein
wenig tiihler Wind, dann schauerte
Bilifchewsli zufammen. zog Paletot
und Umhang an und erklärte, das
Klima Ajtitteleuropas gehe ersichtlich
einer Vergletlcherung und tkisperiode
entgegen. Zufrieden waren die bei
den Kompagniechefs nie und sich fel
ber empfunden sie als greitlictie Anti
boden; »ein bald lauter, bald leiser
Hader war davon die Folge. Auch
mit den hohen Vorgesetzten geriethen
sie öfters in Konflilt, wobei sie frei
lich immer die Rolle des irdenen
Tor-fes spielten, der von dem eisernen
unfanft mitgenommen wird. Befan
ders oft lam dies bei den Herbst-na
növern vor, weil hier auch der hohe
Vorgesetzte unter den Augen noch hol
herer und daher auch viel weiferer
Vorgesetzten ein wenig nerdös zu wer
den pflegt und feine Nervosität ge
meinhin in wohldosirten Quantitäten
gerechterweise nach unten abgibt.
So geschah es auch an dein-ernann
tage, bei dem Se. Exzellenz der Herr
Divisionstommandeur persönlich zuge
gen war. Morgens lag dichter Nebel
auf den herbstlichen Fluren und der
West strich um die Höhen und Wälder.
Da ließ Bilischewgti. der im eigenen
mageren Gebein erschauerte, die Män
tel anziehen, indem er von Schonung
der Truppe, Vorbeugung dezimirender
Ertiiltungen und Mortalität bei
feuchter Lust sprach. Mittags, als die
Nebel längst aufgegangen waren und
der Wind einlullte, wurde es warm;
da ließ Altenroct die Kragen aufma
chen, Binden abnehmen und tiiblende
Blätter unter die Heime legen. Ex
zellenz sah beides und monirte es bei
der Kritit, als das Ossizierslorpg der
ganzen Division im Kreise ihn um
gab.
»Es ist unerhört, bei ein wenig Ne
bel sogleich die Leute in Pelze zu
stecken," sagte er. Altenrock nictte
kräftig Beifall und lächelte ironisch,
was Bilischetvsti sehr iibel aufnahm.
»Es ist aber eben so unerhört«, fuhr
Exzellenz fort. »bei jedem Sonnen-—
strahl Maßnahmen zu treffen, als wä
ren wir in Afrika.« Jetzt stimmte
Bilischewsli durch Wackeln seines lan
gen halseö bei, und darüber war Al
tenroet höchst empört.
Waren sie je Feinde gewesen, so
wurden sie es heute noch zehn Mal
mehr. Wuthgeschwollen eitten sie ne
ben einander von der Kritik zurück,
und ohne ein Wort zu wechseln, rück
ten sie Beide in d sseibe Quartier,
Gut und Dorf Grunfelde, ein, nach
dem ihr Bataillonstammandeur Ma
jor Schmidt, sie alle Beide noch ein
mal kräftig gestaucht und von den
,,unangenehmsten Konsequenzen« ge
: sprochen hatte.
i »Ich wünsche Einheitlichkeit in mei
Inem BetaillonC hatte er gesagt
T,,Gehen Sie Hand in Hand, meine
Herren, aber nicht jeder seine extra
oagante Spezialtour. Das bitte ich
gefälligst in der Erinnerung zu be
halten!« —- I
Gut Grünselde gehörte der ver
wittweten Geheimrätbin Riechert, die,
umgeben von zwei Töchtern nnd einer
Nichte, die Herren sehr liebenswürdig
empfing und ihnen das Leben so an
genehm wie möglich zu machen suchte.
»Mein ganzer Besitz steht anen
zur Verfügung« sagte sie. »Vielleicht
ist einer der Herren passionirter Jä
ger? Sogleich am Ende des Paris
befindet sich ein lleiner See, in des—
sem fchilfigen Ufer viel Gevögel haust.
Die Jagd auf Hühner und Enten ist
ja auch schon eröffnet.«
Bilischewsti war alles Andere, als
Waidmann, aber er that stets so, als
ob er ein Nimrod sei; denn er glaubte
auch dadurch seine schwachen Augen
zu bemänteln und seine Felddienstsä
higkeit zu beweisen. So nahm er auch
jetzt die Gelegenheit wahr, prüfte
mit Jnteresse die hübsche Flinte, die
ihm von der Geheimriithin zur Ver
fügung gestellt wurde, und versprach,
einiges Wild aus den Tisch zu liefern.
»Wir begleiten Sie nach dem See«,
sagte die Hausfrau, »e5 ist ein hüb
scher Weg. Vielleicht nach dem Di
ner? Da ist auch die beste Schuß
zeit.« —
Altenroct hörte nach diesem Ge
sprach nur mit halbem Ohr, denn
sein Geist war ganz wo anders. Er
grübelte iiber die bitteren Bemerkun
gen nach, die er heute von seinem
Vorgesetzten hatte einstecken müssen,
und tam zu dem Schluß, sie seien
nicht ganz unberechtigt gewesen. »Ich
bin wirklich etwas empfindlich,« sagte
er zu sich selbst, »und ich muß etwas
thun, um meiner Natur zu helfen. Jch
brauche Abtiihlung. Zwei lalte Bö
der täglich werden sicherlich meine
Temperatur herabsetzen Außerdem
werde ich mir das Haar ganz kurz ab
schneiden lassen, einen Millinieter
lang! Und zwar noch heute. Ein Kerl
bei meiner Kompagnie ist ja Barbier,
der soll mich vornehnien!«
Dies geschah denn auch. Hatte
Hauptmann Altenroct noch bei Tisch
mit einer siattlichen schwarzen Mähne
und durchzogenem Scheitel auswarten
töiinen, so verwandelte ihn gar bald
die Hand eines tundigen Mustetierszi
und Barbierö gänzlich Auch der
Bart wurde in englischer Weise ges
stutzt und Altenroa fand bei einein
Blick in den Spiegel sich angenehm
verschönt.
»Seht gut, niein Jiinge«, ries er,
»sehr guts« Nun aber große Ab
waschung, am besten Flußbadl Jst
hier nicht so ’wag in der Nähe3«
»Hu besehlent« antwortete sein
Bursche. lttani hinten ani Linde des
Barte-J ist ein großer Teich. Heute
Mittag, alsz wir eiiiriiclten, habe ich
dort Leute- :".:-D-cn actenens
,.Faniog«, fant der Hauptmann,
»aus in die dlritichernden Zlntben!«
Zehn Minuten später stand er am
Rande des hübschen Geioasierg, dag
ganz einsam nnd abzulegen toar nnd
in der Abendsonne freundlich schim
inerte. Eine Wiese mit Gebüschen
bot sich als Austleidedlatz, nnd bald
darauf schwamm Altende munter
wie ein Fisch dahin.
»Wasser! Wassek!« ianchite er, »der
alte Grieche hatte wirklich recht, als-1
er sagte: ,,Wasser sei das Allerbeste!«s
Nach einer Weile hatte er genug
nnd wollte eben an das Ufer schioiin i
men, als zivischen den Baumgruvpcn
Gewänder in lichten Farben sichtbar
und Tritte hörbar wurden
»Schoctschtoerenoth! s-— Was ist
das? Jch glaube, da tommt wer!
Beim Zer und allen Himmlischen2
Das sind ja die Damen des Hauses»
und BilischewstiS Hossentlich geben
sie vorbei und sehen nicht her.«
Es war wirklich Frau Geheier
thin Riechert mit ihren Töchtern und
dem Gaste, die im langsamen Atome
nadenschritt nahten. Bilischewsti
batte die Flinte umgehängt und ließ
sich die Bruiplätze der Wildenten und
anderen Wasservögel zeigen Altrock
sah, daß die Geheimriitbin mit deri
band nach verschiedenen Plätzen des
Useri und aus die Seesläche binden
tete. Trotzdem er im tiefen Wasser
imm, übern-f es ihn siedend heiß: »O
i Gott — ob sie mich sehen? Jetzt hilft
Inichts, als tauchen! Ja, tauchen!
Huppt« .
Mit großexGewandtheit verschwand
er unter den Fluthen, nachdem er die
ganze Brust voll Athem genommen»
Fast eine Minute blieb er unter Was-»
ser, dann mußte er wieder empor zum
rosigen Licht: ,,Brrr!« J
,,Tantchen! Aennchen! Herr Haupt-«
mann! Sehen Sie doch, was da
austaucht!« rief in diesem Moment die
Richte, »dort —« zwanzig Schritte
vom llser —-— etwas Runde-s, Graus-,
Glänzendes! Ein ganz glatter Kopf
,,Wo, wo!« schrie Bilischewsli. der
seinen Rneifei nicht sogleich fand —
»ah —--- ja! Jch sehe es auch! Ein
Seehund! Ein veritabler Seehnnd —
meine Damen, wie kommt so ein Vieh
in Ihren Sees«
»Da-J sind ja ijble Fischräubet!«
rief die Nichte. »Schief;en Sie ihn
ab, Herr Hauptmann, schießen Sie
ihn abl«
Als Altenrock dies horte, packte ihn
der Schrecken. Er begann mit Ar
men und Füßen zu schlagen und mit
dem Munde Wasserstrahlen emporzu
spritzen Dazu brüllte er: »Fort —
sort —- fort —- sort! Brrr! Hupb!«
Eine panifche Angst ergriff die Da
men, Bilischewsti legte die Flinte an:
»Bum!'« lnallte der Schuß « natür
lich weit am Ziel vorbei! —
,,Mensch — Sie morden inieb!«
gellte eine Stimme, —- dann legte sich
der dicke Pulverdamps auf dag Was
ser, während die Geheiniriithin, einer
Ohnmacht nahe, aus den Rasen sank
Bilischewgti und die jungen Mädchen
sprangen ihr bei, und daher entging
es ihnen, daß eine undefjnirbare,
rundliche, triefende Gestalt durch das
Schilf sich hindurchdrängte, ein Bün
del sileider ergriff und dann im Ga
lopp zwischen den nächsten Büschen
verschwand.
Seit diesem Tage sind die beiden
Hauptleute dicke Freunde. Sie ha
ben im beiderseitigen, wohlverstande
nen Interesse es nicht siir nöthig be
funden, den Einzelheiten der See
hundsjagd nachzugehen und nur er
zählt, ltjriineselde sei ein ,,reizendes
Quartier gewesen. Das Bataillon
aber hat von dieser Freundschaft den
Vortlieil Wenn Bilischewsti friert
und Altenrock schwitzt, dann tonstati
ren sie gemeinsam, das-, ,,Normaltem
peratur« herrscht, und dann erntet das-s
lkxerciren stets das uneingeschränkte
Lob aller hohen Vorgesetzten —— »
Bayerns Hauptstadt.
tfine der ganz seltenen Schönen, In
«s-.it-'lose Verehrer und Doch keine Fein
ain haben, so steht die Miiiicheiiersimt
unter den Stadien des dentfctxen Stiei
cheg da. Wird auch ab und an einrtul
ijlser eine iT-rer kleinen Latinen ein diss
rl«en aeschniollt, inan bat sie doch in
Nord und Ziid gleich herzlich gern und
jeder der anderen Städte wird ibr mi!
lig zugestehen, daß sie iltre bei-Inneren
isieize hat, denen man big weit iiber Die
Ztteichsarenzen hinaus iniinnialitti ant
scin inuß.
Tie ungeheure Verschiedenheit der
Illtitinenschenllassen, die sich in diese-:
jjiiinelien verlieben, lässt den Beobach
ter sofort erkennen, das-, nicht eine eins
seine Eigenschaft, sondern nur ein
tiranz von Voriiigen die vielen unter
den einen Hut der Sympathie dringen
lctlllL
Mindestens zwei solcher antielienden
ifingeltrijste sind ja auch durch aeilii
gelte Schlagtvorte in aller Welt te
tannt: Münchner Kunst und Wtiinchs
per Bier; oder: Münchner Bier und
Münchner Kunst « ganz nach Wunsch
der Kunst und Biersreunde. Zu den
beiden kommen aber noch zwei weitere
Sonderreize. Jn unterschiedlichem
Maße wirkt jeder von ihnen aus die
nseisten Besucher ein. Den einen Reiz
bildet Münchens Lage auf der Hoch
etene s« unmittelbar ani Fuß der Al
pen, unsern dem sonnigen Südland
Der andere erwächst aus den süddeuti
sitzen und bajuvarischen Eigenlteiten
c-·-r siidlichsten reiche-deutschen Gron
start und größten süddeutschen Haupt
stadt. All die vier Hauptzüge vereinen
sieh in unaufhörlich reger Wechselwir
tuin tu dem Gesainintcharattertsild
Mund-into
München hatte sreilich vor hundert
Jahren taum den fünfzehnten Theil
seiner heutigen EinwohnerzahL die die
halbe Million längst überschritt. Was
es aber damals an Baudentmäleru de
saß u. sich arosientbseils seitdem erbal
ten hat, aibt den aewichtigen Grund
ton in der Tönesiille der heutigen
Münchener Stimmung. Wer könnte
sich ein München denken ohne die
Ueberreste der alten, zu Ausgang des
18. Jahrhunderts abgetragenen Befe
stigungswerte — das Karlstshor, das
heute noch für den Fremdling den Ein
gang zum Stadtinnern bildet, das
Jsarthdr lbeide zwar stark verncuert),
und das fünfhundeetjährige Sendlini
gethor—- ohne diie noch eiI wenig äl
tere backsteinerne Frauenlirche mit ih
ren unvollendeten, sast dreihundert
Fuß hohen, maßtrugähnlich bedeckelten
Zwillingsthürmem ohne die vom Ende
des sechzehnten Jahrhunderts stam
mende St. MichaelS-Hostirche an der
Neuhouserstraße, ein Muster des Je
suitenstils3, und den schlanten Alten
Peter, Den Thurm der zuerst 1181 ges
tsauten Peterskirche! Wer möchte das
alte gothisckse Rathhaus mit dem massts
gen Durchannqsdogen unter dem zier
lichentlhrtfxnrm entbehren oder südlich
gegenüber dem Hostheater den Alten
Hof mit den Resten von der ältesten
Residenz der dnyrischen Herzöge, nörd
lich vom Hoftheater die weitläuftge
lstebättdearuppe der vierhundertjähris
cen alte Residenz!
isg ist nicht alles gut deutsche Art,
irae München vom siebzehnten Jahr
hundert bis iiber die Mitte des neun
zehnten hinaus an Baulichteiten erhal
ten hat. Renaissance und Barock ha
ben nicht nur die Bautveise beeinflußt,
zuweilen wurden auch bestimmte wäl
iehe Vorbilder unbefangen nachgeahmt.
Einer der betanntestenTheile vonJJtlin
elfen zeigt das recht deutlich: die Fas
sade am Königsbau der Residenz ist
eine Kopie des Palazzo Pitti in Flo
renz, Schloß Nymphenburg ist ein
Klein-Versail1es, die Feldberrnhalle
eine neue Loggia dei Lanzi, die Thea
tinertirche daneben echt römischeg Ba
rou, die Flaggenmaiten davor und die
Tauben sind unverfälschtes Venedig.
Andererseits aber wurden doch die
italienischen Renaissances und Barocki
Motive hier vielsiiltig mit dein einhei
tuischen Wesen verschmolzen. Und die
gegenwärtig herrschendeMiinchner Ar
chiteltur isotreit sie nicht von der thun
lichst voraussetzungslvsen Tendenz des
iiingsten Kunstgerverbeg berührt ist)
vereinigt bewußt Elemente der deut
ichen Renaissance und des süddeutlchett
sffBarort mit modernenZweCntäßigliits
acdanlen zu einem neuen Stil. Gegen
ihn wirkt z. B. die unruhige Gothit
des neuen Rathhausecs ije zur Hälfte
1874 und 1906 vollendet) heute schon
sast veraltet.
Den neuen Miinchner Baustil der
natürlich nicht auf ein einziges Schema
oder eine einzelne Persönlichkeit festge
legt ist, bekunden die meisten Privat
häuser itt den vornehmen neueren
Straßen ferner die Sscbulhiiuser und
Jsarbrijcken Theodor Fischerg, im
ganzen auch das tnehrstiliie Nutional
ntuseutn Gattiel von Seidlg sder den
im Wert begriffenen großartigen Neu
bau des Deutschen Muteuth ebenfalls
schasstt timanuel von Seidlsz Augusti
nerbräu Mar Littniaung Hoslsriiu
hau—3, Printregententheater, Künstler
theater u. s. tv., Friedrich Thierschö
Justiipalast und andere LUionutneuttil
bauten. Bei unterichiedlicheui Hervor
treten des «ilertiinlicheti oder des Ata
kentisdxen verbindet die Werte dieser
und verwandter Bautneister ein ne
meiniaiuess Streben nach trastvvll
ehrliche-u Ausdruck unter selbständiaer
Verwertliuna der den-ahnen älteren
Formen.
So alt wie diisitdniatlutku der Wit
telsbaelksep also hundertjiilirig ist der
ununterbrortene LLlusstieg ihrer Haupt
stadt zur stimsthauptstadt, zur sehens
tviirdiaen Kunstgrosxstart Was der
verdienstrolle Mar Zinsei, Bayern-·
letzter Flurfiirst und erster König. vor
bereitete und begann, siihrte sein
Sohn Ludwig l. treitlslieleud und be
hart-lich zur Höhe des Gelingens
hm verdankt München die alte Pi
na othet, die neue Piuatotl)et, die
Glnptothet, Die Propytiiein das Thron
die Luhtrisiftmfke mit der Hof und
Staatgbilstiothct Der Liidiningtircln,
der Universität, dem Siegesthor nnd
noch viele-J anoere
Ludwiqu Sohn, LUturimilinn tl.,
setzte den Augbnt der Stadt mit Eifer
fort, trag tin-. c»nfct:nuliit7sten die go
tifch angehauditeMarimilianftrafze mit
dein alten Natimmtmufenm, tieqenwiir
tiq Heim des Tentfdsen Muse-ums fiir
Notiietvissenfktjnit und Inmit, nnd
dem hoch iiIsser Der ank den Abschluß
bildenden Musimilimicum betundet.
Sein Sohn Ludtoin Il. hat sich als
Bauhetk bekanntlich in den Königs
tchlössetn der oberlninerifckien Gehirns
und Seelandschaft prunttvolle Denk
mäler gese t; auch darin tiinnte man
am Ente eine lsradnznnq der Verschö
ncrungsatbeit, Die seine Vorgänger zu
München ieitteten, erkennen. Sicher
wenigstens kommt seit zwei Jahrzehn
ten dek starke Besuch von Herrenchiem
fee, Hohenschimnaau und Neuschtvan
stein mich den Miinchuern zugute.
Heute weiß jedes Kind in München,
tnie reiche Zinsen —— richtige Baargeld
Ziner — die Kunstliebe der Mittels
bachet, die im PrinziRegenten Lilit
pold seinem Sohn Ludwigs L) leben
dig sortdnuert, dem Stadtwesen und
ganzen Lande tagtäglich einbringt.
Nicht wegen der großen Bilderausi
stellung oder wegen der Wagner- und»
Mozartsestspiele, noch wegen des Hos
bräuhauses und der reichlich gediehenen
Bierteller, oder wegen des neuen Aus
stellungsparts und desKiinstlerthenters
allein reisen nun alljährlich viele
Tausende nach München. sondern weil
dieses Stadtbild außer all den er
wähnten Vorzügen noch vieles andere
zu eiqen hat: die lieblichen Anlagen,
die schönen Brunnen und Brücken, dem
weiten Port des englischen Gartens
nnd die rnitsckende Jsar, oft auch ein
treniq herbe Vornlpenlust und den
Münchener Fnsching mit seinen Re:
donten, und iiber nlledeinr einen wun
dersmn kräftigen Willen zur Heim-«
leit, der theils mit derber Lebensluft,
tbeilg mit reinstemSchönbeitheist das
Häsilicb - Trüber bekämpft
Elefantenzucht im Konsum-an
Der letzte Band des ,,Bul1etin Offi
ciell« des Unabhängigen Kongostaates
bringt eine-Beschreibung der Elefan
tenzncht in Api im District Uele. Wie
lvoll die fragliche Zuchtanstalt erst ei
nige Jahre besteht, hat sie schon sehr
erfreuliche Ergebnisse gezeitigt. Man
hält daselbst gegenwärtig 25 Elefanten
in der Höhe don Sz Fuß. Ein schon
vor mehr als 10 Jahren gefangenes
Weibchen ist das Haupt der Elefanten
tolonie, obwohl einige andere Thiere
darsselbe an Große überragen. Zuwi
len unternimmt man mit diesen Ele
fisxxten Angfliige nnd dieselbe betragen
sieh dann tadellos-. Sie lassen sich ru-:
hig, auch von Ei.ropa«ern, besteigen, sie
irr-gen die Eornaeg, die Lebensmittel
nnd das JagdpersonaL Nachts wer
den sie auf der Reise in rasch herge
stellten Einzännungen untergebracht,
in welchen sie sich ruhig schlafen legen.
Unterwegs sind sie von außerordentli
cher Aufmertsamteit und Klugheit.
Durch Sümdfe schreiten sie ohne
Schwierigkeit, sie beseitigen alle Hin
dernisse, die sich am Wege befinden.
Kommt aber ein steiler Abhang, so
kutschen sie auf den Hinterfüßen her
ab, während beim Aufsteigen sie die
Vorderfüße bei den Knien abbiegen.
Die meisten dieser Elefanten sind schon
dollsthndia dressirt und helfen bei den
Bahnbauten durch Herbeibringen des
Vanbolze5.
———-—
Die Zeppeltuftadt oder der empfoh
lene Wahnsinn.
»Der Zeppelin : tahnsinn in
Dentschlanr,« unter diesem Titel ver
öffentlicht der », igaro« die Inschrift
eines in den deutschen Landen reisen
den Franzosen: v,’frantfnrt ist nicht
Franlfnrt mehr, es ist die Zedpelin
Stadt. Jm Juli wurde dort eine ins
tercssante Ansstellnng lentbarer Luft
; schiffe nnd Vleroplane eröffnet, die
iihijn gelegen ist. Unsere Landslente
wurden dort mit ihren Ballong sehr
gnt empfangen, die Aerodlananfliige
werden mit Beifall begriif;t, und wenn
Parseval oder dtleith mit ihren Leut
tsaren augfahren, folgt man freundlich
mit dem Blick ihren Evolntionen Was
aber nnerhort, unverständlich ist, dass
ist der Zephelin Wahnsinn Ter Zep
pelin tam eine-I Abendg- naiti allerlei
Unsijlle an, nnd sofort galt-Es ein ivah
« resJ Delirinrn Von diesem ersten
Abend an gingen die Frankfurter nicht
mehr zu Vett, nm ihren ,,nationalen
Grafen« zu erwarten. JedeHmaL
wenn seitdem eine Vallonangfahrt an
geliindigt wird — - nnd iih sah fiir mei
nen Theil vier an einem Tag - durch
laufen die Jungen die Straßen nnd
schreien: »Der Zettpelinl Der Zetvpe
lin!« Bei diesem Zaubermort bleiben
alle Spazierqiinaer wie zur Salzliiule
erstarrt stehen, die Nase in der Luft:
- die Ladeninhaher eilen auf die Straf-ex
« natiirlieh folaen ihre Finnkenx die Bii
rog find im Handnmdrehen leer, die
Valldne find schwarz von Menschen,
vom Keller bis zum Speicher laufen
alle herbei jeder Betrieb hört anf.
Wenn in den Lüften die interessante
Tilhnette des Reppel in fihthar wird,
schreien die Männer ,,.snkrrah!« Die
Frauen winken mit den Taseheiitiieltern
und die Jungen, die hinter ihm drei
laufen, rennen in die Beine der Geif
fenden. --— Ueberall Hiindler init Zep
PelinAndenlen Die Anslaaen find
voller Zeppeliiis. Die Lthtfithändler
Verlaner den ,(-),eppelin-Walzer, die
Zeppelinijhmne den Luftpolta u. f.
w Die Parfiiniaefehäfte halten Seife
in Ziaarrenform feil, die Konditorcn
bieten Zeppelinehachteln an, Ueppe
litt-Eis u. s. w., die Weißzeuaaefchäfte
thiirmen Tnfiltentiichen Serviettem
Selriirien u. f. w. auf, auf die das
ReimelinsVald gefiickt wurde: die Wei
denlörbe haben die Zeppelimfform —
ich finde kein Ende! Und leinMifkllana
nirgends-. Warum dieser Wahnsinn?
Weil der Graf alles groß fah, tveil
dieser Lenkbare gewiß schöner impo
santer ist, als alle anderen, ob er fährt
oder nicht fährt, daran liegt ihnen we
nig. Das Kriegsschiff, das Bildniß
der Kraft ist’s, das sie alle grüßen.
Man hatte ihnen gesagt: »Dieser ist’s,
der in den Krieg geschickt wird!« Mehr
war nicht nöthig, u. ein Deutscher sag
te inir: »Sei-en Sie sich nur diese be
geisterten Menschen an; verlangen Sie
von ihnen nur einen Olsolus siir den
Zeppelin« alle werden geben, und wenn
es auch nur ein Pfennig i-s.« Wir
Franzosen, die immer spötteln müssen,
sollten uns einBeispiel nehmen an die
sen Leuten. Eine nationale Substrip
tion müßte eröffnet werden, um auch
unseren Erfindern die Fortsetzung ih
rer Versuche zu ermöglichen Lassen
wir uns nicht das Verdienst rauben, ich
will nicht sagen, den Spott entdeckt zu
haben, sondern das Zukunfts:Fahr
zeug, sowohl in Friedens-, wie in
Kriegszeiten.«
Der ,,Figaro« scheint gar nicht zu
merken, wie er durch seine Nutmnwen
dung seine eigene Kritik lritisirt und
sich selbst lächerlich macht.
-—-..-—-——
Erste Hilfe vet Yaseuverletzungem
Dach der Angabe namhafter Augen
ärzte ist in der Gegenwart eine Zu
nahme der Augenverletzungen zu ver
zeichnen. Das hängt ohne Zweifel
mit Vielen modernen Betrieben und
wohl auch mit der größeren Ausbrei
tung der Kurzsichtigteit zusammen.
Es isi darum wünschenswert, daß auch
der Laie über die erste Hilfeleistung
bei Augenverletzungen genauer unter
richtet wird, daß er weiß, was er
tun soll und dars, und was er unter
lassen muß-, denn durch unzweckmäßige
Behandlung des verletzten Auges kann
of: der größte Schaden angerichtet
werden. Der Laie wird hauptsächlich
dann helfen können, wenn Fremdtör
per aller Art, wie Staub-. Asche- und
stahlenteilchem Samenhiilsen, Insek
tensliigel u. dgl. in das Auge gedrun
gen sind. Wie wohl die meisten aus
Erfahrung wissen, erzeugen diese klei
nen Gegenstände im Auge die hesti -
seen Beschwerden Häufig werden se
durch den Tränenstrom fortge
sctfwemmt, nicht selten aber sitzen sie so
fest, daß sie mit fremder Beihilfe ent
fernt werden müssen. Jn diesem Falle
sorge der Helfer zunächst dafür, daß
er aus die allerreinlichste Weise den
nötigen Eingriff mache. Er wasche
also gründlich die Hände und etwaige
FIilsEInitteL die er benutzen will. Sitzt
der Fremdtörper im Augapfel, im
Lidnsintel oder im Unterlidsacke, so ist
er leicht zu entdecken. Man entfernt
ihn am besten mit etwas feuchter Ver
tnsitwatte oder mit einem aus reinem
treiszeu Papier zurechtgedrehten Pa
dierri.illetxen von Zireieliholzstärte, nie
nialis aber benutze man dazu die Fin
ger oder gebrauchte Taschentijcher oder
Eilndännne. Schwieriger gestaltet sich
die Abhilfe, wenn der Fremdtörper
iin Lberlide sitzt. Man muß dann
den folgenden Handgrifs anwenden:
Der Helfer läßt den Patienten ab
wärts- seben, faßt in schonendsterWeise
den Lberlidrand und dreht, indem er
nsii dem Taumennagel der freienHand
oder mit einem dünnen Vleistist oder
einem Streichlwls die Llierlidmitte
t·«xns.·i1«ris3, driittt das- Llserlid schnell
um. Nun hebt sich der Fremdtörper
rsxiu der roten. seuchtgliinkenden Jn
nupfiäche des Lideis deutlich ab, da er
meist anderesardia ist.
Eine besondere Vorsicht erfordert
aber die erste Hilfsleistung wenn ein
Freindlöriier iii die durchsichtng Vor
der Pupille und der Bliegenhogenhaut
liegende Hornhaut deJ Auges einge
drungscn ist. Horiihautwunden sind
besonders gefährlich; gehen sie in Ei
teriing iiher, so lann, wenn die eitern
de Fläche noch so llein ist, daß Seh
vernrögen in wenigen Tagen hochng
dig herabgesetzt werden und dauernde
Invalidität eintreten. Der Laie wage
also iiiir die ganz oherslädilich auf der
Hornhaut sit-enden Freiiidlörper in
sai lerster und sihonendster Weise zu
entfernen. Sitzt der Frenidtörper tie
ser, oder meist die Hornhaut Verwun
drugen ans, so hat der Laie dag Auge
niit dein reinsten Verbandinateriiil,das
zur Stelle ist, zu verbinden und den
Verletzte-n schleunigst dem Augenarzt
zuzuführen ttiin Aue-waschen des An
ges hat iii diesem Falle zu unterblei
ben, der Tränenstrom ist das beste
Reinigiinasinittel
Jin Heiratlsobüreeim
Jiinger Mann lalg ihm eine«ältere
Dame vorqestellt uuirde): »Die soll
erst sünfundzmaiizig Jahrenlt sein?
Da hat sie sich aber viel Zeit dazu
gelassen!«
Den Wert-h des Sehwseigens lehrt
uns am besten ein Schwätzer.
Wenn eine Frau klug ist, läßt sie
das ihren Mtarm nicht merken.