Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 12, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    Werm- Hkhwibkbrikk non
III-Mk Isnkstengki.
No. 488. Der Philipp, was niein
hosband is, der is grad wie e Baby·
Von einigem Menfche duht er sich in
fluenze laffe un Se mache sich gar kein
Begriff davon, was grad der Weins
weiler for en Jnfluenz iwwer ihn hatt
Sie wiffe doch, daß der Philipp fein
Meind aufgemacht hat, Leckfchers tw
wer fein Tripp nach Afrikeh zu gewwe.
Jch hen Jhne auch gefagt, daß der
Wedesweiler abfolut hen habe wolle,
daß der Philipp fein erfchte Leclfcher
in den Feller fein Saluhn hat abhalte
folle, wogege ich off Kohrs wie en
Stier gekiclt hen. Jch hen nit an
nerfchter gedenkt, als daß jetzt alles in
e gutes Schehp wär un daß die Sa
luhnkweftfchen gefettelt wär
E paar Diig später hat der Webs
weiler Wort gefchickt, mer follte den
Abend emal eriwwer komme. Mer
sin auch hingange un hen hardlie da
gefesse, da hat er auch fchon widder
von den Leckfcher geftart. Er hat ge
fogt, iner könnte fage, was mer wollte,
fein Platz wär das einzige richtige for
den Philipp feine Leckfcher. Er wollt
ja nit damit fage, daß er e großes
Bißnefz in fein Saluhn duhn könnt,
awwer er hätt sich gedenkt, dafz es gut
wär, wenn der Philipp fo als e Nie
hörfel emal befor e kleines Ahdienz
zuerfcht tahte deht; dann könnt er
autfinne, wie die einzelne Peunts
tehke dehte un könnt e ganze Latt Jn
formebfchen kriege, wo ihn dann bei
eine Leckfcher in e große hahl zu fein;
ennefitt wäre. Bei Gafch, hat der·
Philipp gefagt, von den Siendpeuntl
hen ich es noch gar nit angefehn un(
ich denke beinah, daß du ganz recht
bist. Sieb es hat jeder Spieler mit
fo e Senfehfchen, wo mer auf deitfch
Stebtfchfreit rufe duht, zu duhn un«
daö tann mer am iesigste iwwerkomme,
wenn mer erscht emal bei Freunde un
Verwandte e Treiel mache dahi. Jch
denke Lizzie, es werd am Beste sein«
wenn mer die anitehschen von den
Wedesweiler annemme un zum erschtel
mal in diesen hier Platz austrete. Jchj
will oss Kohrs kein Ettwerteisementf
in die Pehpersch hen un ich will auchj
keine Ettmischen tschartsche; all was
du duhn kannst, is, daß du es elang
die Lein pähse duhsi, daß e Leckscher
iwwer Asrickeh gehalte werd un wenn
dann am Abend dein letzter stettie
Kostiemer sein Wuppdich gedrunke hat,
was ja nit später wie snowe Uhr der
Kehs is, dann duhst du sor ebaut e
halwe Stand dein Plad zuschließe,
sor alles zu errehnsche. Jch muß e’
kleine Stehtsch hen un» das ganzel
Ruhm muß voll Stiehl gestellt wer'n,j
sor daß die Pirbels sitze tönnr. Wennil
du das so mache willst, dann stn ich
reddig, mei letztes Riehörsel hier ab
zuhalte.« Der Wedesweiler is reddig
gewese un willingö un was hen ich
da unner die Zirkumstenzes duhn
könne? Jch hen doch nit schon widder
en Krach mache wolle un ich hen nur
gesagt: »Ich will nieks dagege sage,
awwer ich will, dasz niets in die Oes
sentlichteit un in die Pehpersch komme
duht, sonst is unser Bißneß gespeult.«
Das hen se gedrammist un der Wedess
weiter un der Philipp sin alle beide
seoh gewese. Jch hen die Eidie nit
gegliche, awwer wenn ich seht widder
dagege gesproche hätt, dann hatt fes
widdee geheiße, ich müßt immer ktcke
un das is doch gar nit meine Neht
r.
scheWell der berühmte SiimpelsAhend
is komme. Der Wedetlweiler hat sein
Saluhn in Zeit zugemachi un hat al
les voll Stühl gestellt un sor den Phi
-"-" f -
Eussesenkommeut.
--
Bürger-Listen »Wenn nur bei uns aa amal a Luftfchisser niederge
ht, i« thöt gern a Maß zahl’n!«
lipp hat er e Sohpbacks hingestellt. Jch
hen gewunnert, wo der Wedesweiler
.in aller Weit die viele Mensche hat
auftreiwe könne. Der Platz war ge
irauiet wie alles, in Fäcki er war so
voll wie e Worschthörnche un wie mir
mit die Fämmillie angeriiclt sin kom
me, da hegt mer uns hardlie enei
fkwiese könne. Die Wedesweiiern hat
dann noch das Deiningruhrn aufge
macht un da hat noch e ganze Last
Piebels drin Platz gefunne. Well, der
Philipp hat gechart un ich muß sage,
es war recht interesting. Ich hen ja
den Stoff schon fufzig mal gehöri
awwer die Piebels hen in die größte
Seitenz gelissend un das is immer e
gutes Sein. Wie der Philipp zum
erfchte mal den Pressendent Ruhtefelt ’
gemenschent hat da hen se all Hurreh l
gehallert un das hen ich nit gegliche !
bilahs wenn er m i ch, feine Frau ge
menschent hat, do hat teiner e Wor
zu sage gehabt. Weil den Weg geht
es ja immer, der Gaul, wo die Ohio
dielehrfe duht, der triegt se nit. Ja
»sin ennihau froh, daß er den Treie
iLeckfcher gehabt hat, bilahs jetzt lani
ich ihn doch seine Mistehts auspeuntel
wo er in die Lengwitsch un in dit
Grämmer mache duht. Der Philip,
duht viel zu viel die englische Wort
mit deitsche Eckfpreschens aufmietfe us
befor e großes Ahdienz, wo nit au
lautet Rindsviehcher lonsiste duht, d.
geht das einfach nit. Der Philipp ha
for so ebaut zwanzig Minnits getaht
un hat dabei so ehaut nein Schuhpei
Bier ausgedrunle; das is auch ebhess
wo in die große hahl nit geht. Wes
weiß. wie viel er noch gedrunle hätt
wenn die Leclscher e wenig länger ge
nomme hätt. Wie er awwer grad vo
den Rinohzeroß geiproche hat« wo e
getillt hat. da is die Sohpbacks, wo e
drauf gestanne hat, zusammegebroche
Der Philipp is auf den Flohr zu sitz
tomme un hat noch e paar Piehels
wo tlohs dabei gesosse heu, mitge
nomme. Das hat die Leckscher zu
End gebracht un es war ja auch genu.
for e Treiel. Jch weiß jetzt, daß de
Philipp en Surtzeß mit sein Entn
preis mache werd und noch mehr so,«
wenn erscht die Teiger un Monties un
ich mit an die Stehtfch komme.
Mit beste Niegards,
Yours
Lizzie hanfstengeL
Theorie und statt-.
Mutter: «Eins merle Dir vor Al
lem, Frischem man muß stets die
Wahrheit sagen; auch dann, wenn
man dadurch vielleicht Nachtheile ha
ben könnte. hast Du derötandeni
Frischem es llingelt eben, reh doch ?
mal nach! Wenn es der Mann mit j
der Gasrechnung ist, lagst Du, es sei
Niemand zu Hausei«
Ein Streich-Instrument l
»Hans, das Klavier genügt mir
nicht mehr, ich möchte auch ein«
Streich - Instrument lernen.«
»Ich lenn eins, das sich für Frauen
besonders eignet: D a s B ut te r
m es s e r.'«
Immer geschäftlich.
»Schon wieder heiratbet eine Ihrer«
Verkauferinnen?«
»Ja, die sind bei mir schneller ver
griffen als die Waare!«
Darum.
Dame lstngt): »Der Hut flog mir .
vom Kopfe; Jch wendete mich nicht«
Herrt »Na, dann war’s sicher eiV
ganz unmoderner!«
Gellin.
Frischen ist in feiner ersten Kla
viekstuude »Sieh hiek,« spricht di(
Lehrerin, »di« nennt man Noten·
dieer sind die Tasten, und wie nenns
du dies?« sagte sie, einige Allor
greifend
»Das nenne ich gellimpert!" lautete
prompt die Antwort.
syst-ast. «
Au «Wohin mag wohl der Baro
das liefern, was er auf seiner Jaga
schießtf«
B.:: »Was vek schießt kommt all
les ins Zeantenhausp
selbstbesust
Vater der Braut: »Wie, zehntau
send Thaler Schulden haben Siel
Das ist ja ein kleines Vermögen!«
Bewerber:: »Allerdings; tlein, aber
doch selbst erworben.«
fvorausbestchauI den-«- L Eifer-Mk
Ueber die Möglichkeit und die Be
ceutung von Polarforschungen mit
tels Zeppelinscher Luftfchiffe schreibt
man dem ,,.N Pol. Tagd. ' von einer
wissenschaftlichen Seite von der zu
irft ein Wetterdienft fiir Luftfchiffs
la hrt eingerichtet wurde, folgendes:
Die Thatfackfe, daß die Zeppelin
lallons während der letzten Fern
iahrten eine große Widerftandsfähig
eit gezeigt haben, berechtigt ohne
weiteres zu der Annahme, daß diefe
Luftschiffe zur Erforschung der irriti
chen Gebiete bezw· der unmittelbaren
mgebung des Nordpoles selbst sehr
gut geeignet sein dürften, im Gegen
faß zu den früheren Versuchen von
Andree und den diesjährigen von
Wellman, wo das Flugschiff durch
unfreiwillige Ballaftabgabe direkt zur
Strandung gebracht wurde. Vor
allem muß die Gleichmäßigkeit der
meteorologischen Verhältnisse zur
Sommerzeit für die Bewegungen des
Lentballons als recht günstig bezeich
net werden. Außerdem fehlen die
Gewitter und böigen Winde, mit
denen auch der Lentballon in unseren
Breiten die größten Schwierigkeiten
bat. Da zur Zeit der geplanten»
Ballonfahrt die Mitternachtsfonne"
scheint, fällt der fiir die Luftfchiff-’
fahrt sehr nachtheile Uebelftand der»
wechselnden Beftrahlung fort; denn
die zur Zeit des Kulminationspunb
tes der Sonne durch den ftarten
Dunftgehalt der Atmosphäre bedeu-»
iend gemilderte Strahlungsintensität
der Sonne wird zwar einen regel
mäßigen, jedoch verhältnißmäßig ge
ringen Gnsverlust fiir den Ballon zur
Folge haben.
Dagegen muß eine fiir die Polars
riinder charakteristische und eben auch
im Sommer zeitweise auftretende
meteorologische Erscheinung zu einem
Hinderniß fiir die Luftschifffahrt wer
ten, nämlich der intensiv auftretende
Itiauhfroft, welcher natürlich einen
fiarten Ballaft für den Ballon bedeu
tet. Trotzdem ift es klar, daß der
zuletzt getennzeichnete Umstand tein»
absolutes Hindernis; fiir die Bewegun- s
gen des Freiballons bietet, und wir
brauchen daher nach alledem mit kei
nem Wort mehr auf den Unterschied
einzugehen, der das zielbetouszte Vor
gehen von Männern wie Hergesell
und Zepvelin gegenüber ihren Vor
gängern kennzeichnet. Mit der Mög
lichkeit eines Unternehmens .ist die
Frage nach seinem Zweck und Ruhen
unmittelbar verknüpft. Auf das Be
denken des spekulirenden fPrattikers
rnd des Geschäftsmannes, welchen
Bortheil denn dieErforschung jener in
tvirthfchaftlicher Hinsicht fast tverthlo
sen Länder dein Menschen biete, kann
man antworten, daß außer dem idealen
Forschungs-drang der von jeher den
Menschen beseelt, auch praktisch doch
recht bedeutungsvolle Fragen mit dem
Unternehmen verknüpft sind, deren
endgültige Lösung freilich jedoch erst
einer ferneren Zukunft vorbehalten
bleibt.
Handelt es sich doch urn Fragen, die
theoretisch in Fachtreisen, so lange es
:ins kausales naturwissenschaftliche
Denken gibt, lebhaft die Gemiither be
wegen: Jst eine neue Eis-seit wahr
scheinlich2 Gehen tvir einer Wieder
holung des warmen tertiären Filimas
-ntgegen? Jst die Verschleierung der
Pole in Gestalt weißer Eismassen als
ein dauerndes Charalteristikum im
Antlitz unseres Planeten anzusehen,
oder ift es nur die Eiszeit, die in die
ser Hinsicht ihre kiihlen Schatten hin
einwirft bis in unsere Tages Bedent
da Polareis vorwiegend Land oder
MeerestheileZ Jn welchen Beziehungen
stehen die der Arktis eigenthiintlichen
meteorologischen und geographischen
Verhältnisse zu gewissen, auch auf das
wirthschafliche Leben oft nicht in letzter
Hinsicht tiefgreifenden Einfluß aus
iibenden Erscheinungen in niederen
Breiten? Möge es daher deutsche-n
Forschungsdrang vergönnt sein, ein
tvesentliches Theil zur Lösung dieser
fiir die gesammte Erdkunde wichtigen
Probleme beizutragen.
Der deutschstfchesstfche Hader in
säh-um
Wien, 26. Sept. Es sieht niht
danach aus, als ob in Oesterreich das
Ende des Nationalitätenhaders nahe
sei. Dieser Tage hat sich in Prag di(
Landstube wieder geöffnet und oie
Sendboten der beiden seindlihen
Volksftämrne Böhmens neuerlich ein
gelassen, die nach ihrer Wahl im vo
rigen Jahre noch nicht dazu gekommen
sind, den Landtag regelrecht zu konsti
tuiren. Man weiß, daß es die deut
schen Abgeordneten waren, die mit
dein letzten Mittel der äußersten Noth
wehr, der Obftruttion, bisher dieseL
Fionsiituirung unmöglich gemacht ha-f
ben. Die deutschen Abgeordneten,
Hinter denen die ganze deutsche Be
völkerung Böhmen-s in voller Gin
miithigteit sieht, fordern, daß die tsche-·
tlkische Willkürherrschast, die in Böh
men seit dem offenen Uebergang der
seudalen Großgrundbesitzer in: tschc
chische Lager gegen die Deutschen auf
erichtei worden ist, gründlich abge
stellt und durch gesetzliche Bestitnniun
gen zum Schutze der deutschen Min
netheit dauernd hiniangehnlten werde-.
Jhr Programm ist: nationaleTheilung
ter ganzen Verwaltung Böhmen-z der
gestalt, daß die deutschen und die
lschechischen Gebiete «von dem Einflusse
ver andern Nationalität unberührt
bleiben, und Sicherstellung der deut
schen Landtagsminderheit vor der Ma
jorisirung der Tschechen, in nationa
len Angelegenheiten Und die deut
schen Abgeordneten haben sich vorge
nommen und sich gegenseitig gelobt,
nicht eher wieder eine regelrechte Ar
beit im Landtage zuzulassen, als bis
tsie wenigstens Bürgschaft dasiir erhal
ttefi haben, daß ihre get-erben An
isprüche mit denkbarster Beschleuni
sgung erfüllt werden sollen. Als sol
tche Bürgschasten hatten sie kezeichnetz
tVerhandlung der von der Regierung
eingebrachten Ausgleichsvorlagen vor
allen andern Angelegenheiten des
:Landtags, Einsetzung eines Aus
fgteichsausschusses zu deren Vorbem
Ithung und etwaigen Abänderung und
Festsetzung eines Zeitpunlteg sür die
Beendigung der Arbeiten dieses Aus
TfchusseQ Die Tschechen aber wollen
lselbst von diesem gewiß genügsamen
Programm nichts wissen. Die Radi
talsten unter ihnen vertreten über
haupt die Ansicht, dasz die Deutschen
in Böhmen nichts zu fordern haben,
dasz sie Fremdlinge sind, die aus die
Gnade des tschechischen Votles ange
wiesen sind und sich ohne Widerrede
dem Gebote des tschechischen Volkes zu
fügen haben, dem ganz Böhmen kraft
des böhmischen Staats-rechtes allein
gehört. Die weniger Radilnlen schä
men sich freilich, in dieser Weise Ge
schichte und Völkerrecht mit Füßen zu
treten. Aber sie fühlen sieh in dem
Genusse ihrer bisherigen Willkürherrs
schast fo wohl, dasz sie den Deutschen
ihre Rechte so lange wie mdqlich vor-—
cnthalten möchten, und sind daher
einer schnellen und gründlichen Bei
leguna der deutsch : tschechischen
Streitfragen abhold. Ihre Taktik
ist, sich hinter allerlei Borwanden und
Scheingriinden zu verschanzem In
den Besprechungen, die der Minister
präsident Frhr. v. Bienerth mit ihren
Führern vor vier Wochen in Wien ge
habt hat, verweigerten sie 1ede Erklä
rung mit der Begründung nur de-.
Landtag sei der Ort, wo sie sich in
Verhandlungen mit den Deutschen
einlassen würden. Nun, da der Land
tag einberufen ist. erklären sie, nicht
aus die Wünsche der Deuåschen ein
gehen zu tönnen. Sie erkennen den
Ansprüchen der Deutschen auf Schutz
ihrer Nationalität nicht die Berechti
gung ab, wollen aber deren Erfüllung
nicht den Vorrang vor allen andere-«
Angelegenheiten zubilligen und Ver:
langen, daß der Landtag vorher seine
Konstituirung vornehme, die Aus
schiisse siir wirthschastliche Vorlagen
wähle und erst dann an die Beratung
der Ausgleichsvorlagen gehe. Das
hieße also, den böhmischen Ausgleich
abermals auf die lange Bis-il schieben.
Die Deutschen würden ihre Waffen
kampflos aus der Hand geben und
wieder die Gelegenheit verpaßt haben,
sich ihr Recht zu verschaffen-» Die bei- j
den Obniännertonserenzen. die bisher
stattgefunden, haben dieses wenig er
freuliche Ergebniß gehabt
Die beiden Paiteilager stehen sich
also in ungeschwächter Feindseligkeit
gegenüber. Das stärkere xet Zithe
chen will nicht nachgeben, weil es sei
nen Machtgenuß nicht schmälern las
sen will und wahnwitziaen staats
rechtlichen Phantonien nachjagt, das
schwächere der Deutschen kann nicht
nachgeben, wenn es sitt: nicht selbst
aufgeben will. Das Recht und Sie
sittliche Kraft stehen auf Seiten der
Deutschen, die Macht auf Seiten der
Tschechen. Der Ranin zwischen bei
den bringt dein Lande Böhmen
schwereNachtheile, denn es stockt dieGe
sehgebung auch fiir dringende wirth:
schaftliche Angelegenheiten, und die
Deutschen, als die wirthschastlich wei
ter vorgeschrittene Nationalität, lei
den am schwersten darunter-. Aber
willig nehmen sie diese Mißstände
hinI um das höchste, was ein Voll
sein eigen nennt, seine nationale Ehre
undSelbstachtung zu vertheidigen. Sie
haben diese Vertheidigung bis jetzt mit
Mäßigung und Klugheit geführt, denn
niemand, der ojettiv urtheilt, wird
finden, dasz ihre Forderungen unbillig
und unerfiillbar seien. Dank ihrem
Vorgehen sind die Fäden der Ver
handlung auch jetzt noch nicht zerris
sen, so daß es den Bemühungen des
Oberstlandmarschallg Prinzen Lobko
witz und der Regierung vielleicht doch
noch gelingt, die Tschechen zum Ent
gegenkommen zu bewegen. Aber
die Aussichten dafiir sind gering. Es
scheint geradezu, daß sich die Tschechen
durch die Unmöglichkeit, eine Tagung
des böhmischen Landtags nach ihren
Wünschen zu erzwingen, einen Vor
wand schaffen wollen, auch dem-Reichs
rath weiter arbeitsunfähig zu erhalten
und dadurch das Kabinett Bienerth
zu stürzen« dag, solange es besteht,
ihnen ein Dorn im Auge ist.
— Ob
Eia Wunder-.
Der kleine Franzl geht mit seinem
Vater spazieren nnd unterwegs tref
fen sie auch eine Heerde kleiner
Schweine. »Was sind denn das für
Thierchen?"« fragt Franzl erstaunt.
»Das sind Ferkel, mein Sohn,« er
widert der Vater.
Franzlt »Ach, Papa, die sehen aber
doch ganz anders aus« als wie ich!«
Neid.
»Weißt Du, Else, Dein Bräuti
gam ist aber doch recht klein!«
»Klein, aber mein!«
s Zenker-konnt
(New Yorker Handelszeitung.)
Jm Nachstehenden geben wir eine
Syixopsis der Ansichten wieder, welche
wir bei einer Anzahl der leitenden New
Yr:·ter und Cbimgoer Bankiers hin
sichtlich der Etablirung einer Central
bunk in den Ber. Staaten angetroffen
haben.
Man ist sich in den betreffenden
Kreisen darüber ziemlich einig, daß die
Gründung einer großen Centralbank
hierzulande einen großen Fortschritt
bedeuten würde. Ein solches Institut
muß aber, um auch von dem ganzen
amerikanischen Bolke günstig aufge
nommen zu werden (und ohne eine
derartige Sanktion würde es- ein todt
gedorenes Kind sein) aus derartiger
Basis organisirt werden« daß es zum
Bortheile fiir das Ganze gereicht, von
großen Gesichtspunkten ausgehend,und
fre: von den Fesseln irgend welcher po
litischen oder geschäftlichen Sonder
Interessen.
Jn den europäischen Instituten die
ses Genick-, wie die englische Bank, die
Bank von Frankreich, die deutsche
Reichsbank u. s. ro» besitzen wir Bor
bilder, wie sie den Bedürfnissen der be
treffenden einzelnen Länder entspre
chen; wir müssen nun das beste aus al
» lem diesen uns zu eigen machen, indem
; wir es, wo und wie es erforderlich er
Isckeint, unseren Verhältnissen entspre
« chend umsorrnen.
Eine Autorität, wie die des Präsi
denten der Chase National Bank, A.
Barton Hevburm weist in erster Linie
ans die deutsche Reichsbank, und be
tont die Vorzüge, welche dieselbe unse
ren- jetzigen Bankwesen gegenüber bie
tet. Die Fazilitäten der Reichsbank.
sind derart, um jedem möglichen Be
gehr nach Umlaussmitteln jederzeit ge
recht zu werden, und dabei zu verhin
dern, das; die Zinsrate aus ein andr
males Niveau steigen kann. Zugleich
schützt sie die deutsche Währung gegen
Störungen von außerhalb, indem sie
den Zu- und Abflusz von Gold durch
ihre Diskont-Politil begünstigt oder
behindert. Jhr Vanlnoten - System
zeichnet sich vor allen Dingen dadurch
aus, daß es allen Anforderungen hin
sichtlich Elastizität und Sicherheit ent
spricht.
Die verschiedenen von uns zusam
mengestellten Vorschläge laufen nun
auf Folgendes hinaus:
Eine solche Centralbanl sollte ein
Kapital von 8100,000,000 bis 8250,
000,000 haben, wovon einTheil an die
National: und Staats-Bauten des
Landes, unter die einzelnen Staaten
nack, der Höhe ihrerBevölkerung repar
tirt, gehen könnte, und zwar derart,s
jdnfz jede einzelne Bank nur einen, in
gewissem Prozentsatze zu ihren Aktien
nnd Reserve-Kapital stehenden Betrag
« Aktien zuertheilt erhielte. Ein anderer
Theil könnte, ebenfalls unter Zugrun
deiegung der Bevölkerungszahl der
einzelnen Staaten. dem großen Publi
linu zur Substription überlassen wer
den, aber so, daß kein individueller Be
sitz. sagen wir, 850,000 Aktien über
steigen dürfte.
Ein dritterTheil wäre von derBun
deiJ - Regierung zu übernehmen; oder,
unter Ausscheidung der Regierung als
Akionär, tönnten alle zur Vertheilung
dissnoniblen Gewinne über, sagen wir,
Cz Proz. p. a. hinaus, zu gewissen
Theilen zwischen den Altionären und
der Bandes-Regierung repartirt wer
den·
Der Verwaltungs-roth wäre in ver
schiedene Klassen einzuteilen, von de
nen jede Klasse eine verschiedene Reihe
von Jahren zu fungiren hätte , mit ei
ner Amtszeit von fiins bis zehn Jah
ren: eine dieser Klassen wäre vom
Präsidenten der Ver. Staaten zu er
nennen und vom Bundessenate zu be
statigen.
Ein gewisser Prozentsatz des Kapi
tals und auch der Depostten müßte in
Gold gehalten werden, während der
übrige Betrag des Kapitals und der
Dcpositen in Bundes - Obligationen,
in Obligationen der Einzelstaaten und
Städte sowie ersttlassigen 1. Hyp. Ei
senbahnsBonds angelegt, oder unter
Bevorzugung der National - Banken
und Staatsbanten gegen Lombardi
runa derartiger Sekuritäten, bis zur
Höh-.- von 80«-85 Proz. ihres Markt
werthes, ausgeliehen, oder schließlich
zur Diskontirung ersttlassiger Wech
sel verwendet werden könnte.
Ob dabei, nach Muster der deutschen
Reichs-baut auch Kaufleuten und Jn
dustriellen, in einer ihnen nach ihrer
Kreditfähigkeit normirten Höhe, Kun
denwechsel und gar eigene Accepte zu
dtslontiren wären, in welchem Falle
auch Filialen zu etabliren wären, oder
ob auch diese Funktion der Zentral
bant auf die Banten, und selbst ihnen
gegenüber unter gewissen Restriltionen,
beschränkt werden sollte, bedarf noch
ei1:aehenderen Studiums.
Jedenfalls sollte die Abtheilung der
Diskonten, sofern solche nicht durch
Obligationen und Hypothek - Bands
der oben angeführten Arten garantirt
sind, völlig getrennt gehalten werden
und einer besonders scharfen Kontrolle
unterliegen.
Die Centralbank hätte ferner als
Fistal .- Agent und legaler Depositar
der Bandes-Regierung zu fungiren,
ebenso wie der Einzelstaaten und
Städte, deren Bonds, wie oben ausge
führt, sie anzutaufen autorisirt ist.
Die Centralbanl sollte das aus
schiiefiliche Recht lZur Roten - Ausgabe
in größerem Appoints gewährt wer
den. neben den kleineren Kassenscheinen
der Regierung, und zwar den Bedürf
W
nissen des Landes entsprechend, bis zu
einem gewissen Prozentsaß des Betra
gcs ihrer Attiva, und unter Haltung
einer Gold-Reserve von gewissem Pro
zentsatz. Je nach der Höhe dieser No
ten-Cirkulation würde eine stufenmii
ßige Steueradgabe an die Regierung
zu entrichten sein.
Die Roten-Ausgabe würde auf diese
Weise automatisch regulirt werden.
Dieser in großen Strichen angedeu
tete Plan, glaubt man, würde den all
gemeinen Bediirfnissen des Landes ge
recht werden, und auch den großen
Bauten in den Großstädten sowie auch
den kleineren Jnlandbanten wohl ge
nehm sein, da ihre Geschäfts - Interes
sen dadurch nicht geschädigt, sondern
gefördert werden sollen. Natürlich
müßten die Nationalbanien für Auf
gabe der Noten - Emifsion und für den
Knrsverlust an ihren 2 Proz. Bundes
Obligationen entschädigt werden, wo
fiir sich aber leicht ein Weg finden las
sen würde.
Eine Begünstigung der Binsen
Speiulation einerseits und eine Be
herrschung der Bank durch eine oder
die andere am Ruder befindliche Par
tei andererseits müßte, wie schon ge
sagt, von vornherein ausgeschlossen
ein.
Selbstverständlicherweise sind obige
Anregungen nicht als abschließend
aufzufassen, sie sollen vielmehr zu wei
teren Diskussionen und Vorschlägen
Anlaß geben.
—-.-.-.---—
Seltsame Qhreuverfchöneruns.
Auch in unseren Kulturländern
herrschit noch immer die Unsitte, daß
sich weibliche Personen die Ohren
durchbohren, um Schmuck darin an
zubringen. Ein Blick aus die Sitten
nnkultivirter Vollsstömsme zeigt deut
lich, welch einen Rest von Barbarei
diese Sitte darstellt; und eigentlich
sollte diese bloße Gemeinsamkeit mit
so unentwickeltenVolksstämmen unsere
lultioirten Schönen davon abhalten,
sich noch weiterhin nach blitzendem
Geschmeide in den Ohren zu sehnen.
Auch bei uns waren ja ehedem beson
ders große und lang herabhängende
Ohrgehänge Sitte. Freilich konnten
sie an Größe und Schwere die Ohr
ringe der Kambodscha - Negerinnen
nicht erreichen, die dermaßen herab
lkängen, daß allmählich Löcher etwa
vom Umfang eines Fünfmsarkstiickes
entstanden. Dies ist aber noch gar
nichts gegenüber jenen Völkerschasten,.
welche die Ohrlöeher durch das Ein
siihren immer größerer Holzstiicke
ausdehnen. So werden z. B» wie Ploß
in seinem Werk »Das Weib in der
Natur- und Völkerkunde« berichtet,
bei den Mädchen der Bsattsas die Ohr
löcher durch Bambuspslöcke oder Woll
lnäule erweitert: ein tief herabhän
gender silbernerReifen verlängert dann
das Läopchen noch, während auch der
obere Theil des Ohres mit Ohrringen
geschmückt wird. Wieder andere Völ
tcrschaften machen 10 bis 15 Löcher
in den Ohrrand, und schmücken diese
mit einer Reihe svon Ringen. Noch
weiter geh-en die Mabiak - Jnsulaner
und Bewohner vonSiidseeanselm Bei
ihnen wird zuerst ein ausgedehntes
Loch geschaffen, und dann wird der
nur noch diinne Streifen an einer
Seite dsurchaeschnitten, so daß ein lan
ger, schmaler Streifen schließlich aus
Brust undSchultern heraangt. Diese
Qhrstreifen werden mit Ringen und
Echmuckstiicken behängt und aelten als
eine der vornehmsten Zieraten der
Frauen. Gerathen zwei Weiber in
Zank, so suchen sie sich dadurch zu
schädigen, daß sie sich· die Obrstreisen
abreißen, und die heimischen Heil
tiinsiler haben damit zu thun, die An
beilung dieser abgerissenen Kostbar
keiten durch Llnsrischung der Wund
riinder und Befestiguna mit einem
Verband wieder zu bewirken.
Vor Gericht
»Ich kann eidlich bekunden, daß der
Kläger sich wie ein Rindvieh benom
men hat!«
»Das kann nur ein Schasskops be
haupten!«
Richter: »Da die Personalien der
Parteien festgestellt sind, erkläre ich
die Verhandlung siir eröffnet.«
Aus der Küche ertönte ein fürchter
liches Gepolter. Ursache: Minna hat
einen großen bunten Tontrug vom
Tisch heruntergestoßen, konstatiert aber
triuinphierend, daß er nur einen
Sprung bekommen hat! Eine Stunde
später wiederholt sich das gleiche musi
kalische Geräusch, nur in verstärkter
Auslage, Und der hübsche Krug liegt in
Scherben am Boden. —— »Na —— is ja
ooch teen Beinbruch« —- so tröstet die
Brave ihre verzweifelte Herrn —- ,,det «
Unjlickstvurm hatte ja doch all eenen
Sprung!«
»Sie da,« rief der Konduiteur
ärgerlich. »Sie haben eben die Leine
zum Personenregister gezogen. Tun
Sie das noch einmal, und ich setzte Sie
hinaus.« Der tleine Mann, der in
mitten einer Mauer zusammenge
driingter Fahrgäste stand, zog die Leine
sofort wieder. Und der Konduiteur, der
offenbar keinen Spaß verstand, bahnte
sich einen Weg zu ihm, nahm ihn beim
Wickel und bugsierte ihn dann auf die
hintere Plattsorm der Car. »Dante
bestens,« sagte der Mann. »Ich habe
tein anderes Mittel gesehen, da heraus
zuiommm Hier sind Jhte 10 Cents.«
Es sieht aus, als würden sich am
Nordpol eine ganze Menge Leute die
Finger yerbrennem