Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 12, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Nebraska
Staats« Anzetger und J cerold
Ja ssssssssss f
iiiiiiiiii 2.
Mahnung.
VonJohanna M. Entstan
Lent’ nicht zurück den Wagen,
Spann« tiihn die Hoffnung vor!
Mit Zögern und mit Zagen
Fähtt langsam nur det Thor.
Dem fernen Ziel entgegen
Mit sietzem Königgblich
Dte That bringt Sieg und Segen!
Du selbst bist dein Geschick!
Ans Wert dte Hände beide!
Das Daupt den Sternen zu!
Keinem zu Lieb« und Leide
F.1ht' zu, mein herz, faht’ zu!
» w-, --.—..---.
Vor den Gelehrt-armen
Slizze von Otto Bei-renti.
Der Vertheidiaer kam zum Schluß,
nachdem er eine kurze Pause gemacht
hatte
«Wenn ich mich in meinen Aus
siihrungen beschränkt habe«, fuhr er
dann fort, »so geschah es, weil mein
Klient selbst noch einige Worte an
lSie richten will, meine Herren Ge
schworenen. Jch trete deshalb zurück
und stelle nur noch eine Bitte an Sie,
entgegen dem Antrage des Staatsan
walts aus ein Nichtschuldig zu erken:
nen."
Der Justizrath hermes trat an
sein mit Papieren bedecktes Pult und
trete sich.
Lautlose Stille herrschte im Saal,
als sich nun der Angeklagte erhob.
Der aeräumige Saal des neuen Ju
stizgiebäudez war bis aus den le ten
Plah gestillt. Crnstes, schweres a
rock schmückte die Decke und Wände,
in dunlel gebeiztem Nußbaum war
das Mobilar gehalten, qediimostes,
doch freundliches Licht überall hinter
den niedergelassenen Vorhängem aus
denen das helle Gold einer klaren
Septembersonne lag· Man häitte eine
Fliege summen hören können.
Der Staatsanwalt schlug nervös
einiqe Blätter seiner Alten um« dann
schloß er das Dest, die band nach
drucksvoll daraus legend, die Rich
ter aus dem hohen Podium lehnten
sich in Erwartung in ihren Sesseln
zurück, ernst blickten die Geschworenen
vor sich hin.
»Meine Herren Geschworenen« —
rer Angeklagte hob das Auge, ein
dunkles, klare-. doch schwermiithiges
Auge. Er war noch ein junger
Mann, ein Arzt, schwarz gekleidet,
aus der bleichen Stirn trat eine
breite, seuerrothe Narbe hervor, den
linken Arm trua er in einer schwarz
seidenen Binde. Es zuate um den
seinen Mund unter dem kleinen dun
kelblonden Schnurrbart. »Meine Her—
ren, wenn ich noch selbst das Wort
an Sie richte, so geschieht es, weil
ich glaube, daß ich, ohne meinem
verehrten Anwalt zu nahe treten zu
wollen« selbst mein bester Anwalt sein
werde, indem ich Jshnen noch einmal
den hergana schildere.«
Er aihmete tief aus, zitternd, wie
aus wunder Brust·
»Gewissermaszen ist es ein Balsam
fiir mich'«, fuhr er fort, »daß i(t:
durch das Vorgehen des Herrnstaatg
anwalte in die Lage versetzt bin, vor
Ihrem Urtheil zu stehen« vor dem Ur
theil von Männern, die, im Leben er
fahren, aus ihren Eid nach dem Gesetz,
ater auch als Menschen, nicht als
Maschinen ihren Wahrspruch abgeben
sollen. Doch zur Sache.
Bald nachdem die Züge zusam
tnenaestoßen waren, kam ich wieder
zum Bewußtsein. Ich fühlte, dasz ich
an der Stirn verwundet sein müsse,
oenn es rieselte Blut, aber sonst
fiihlte ich mich unverletzt Mit Hilfe
einer Beamten aus dem Postwagen
saelana es mir verhältnismäßig leicht,
niich aus den Trümmern zu befreien.
Es war Nacht, die nur durch die
brennenden Waaen erhellt wurde.
Jch hörte Jammern und Schreien,
sah sliichtende und umherirrende Ge
stalten; weniae Männer nur waren
da, die hilfreich zuarifsern fo gut sie
vermochten. Das Zugpersonal war
sa großentheils verwundet oder ge
tödtet.
»Mein erster Gedanke war meine
Frau.« hart stieß er die Worte her
vor, um nicht zu erliegen, er fuhr sich
kurz mit der unverletzten hand durch
den Schnurrdart. »Ich hatte mit
ihr ein Udtieil allein gehabt. Bald
entdeckte ich sie, eingetlemint zwischen
Holz und Eisentheilen, nur der vKopf
und die rechte Schulter und der Arm
lagen frei. Sie war bei vollem Be
wußtsein, wir erkannten uns.
Ich griff in die Trümmer — starre,
undeweliche Massen.
»Bist Du verwundet?« frate ich,
..ch laube nicht«, antwortete sie,
»ich iihle keine Schmerzen, nur drückt
es übersll.«
«Dann nur Geduld —- Du wirst
gleich befreit sein.«
Gott gebe es!«
Jener Mann dort kam mit einer
Axt gelaufen, — er wies aus einen
jungen Schassner der aus der Zeu
genbant saß —- ich rief ihn an.
Mit Entschlossenheit hieb er in die
Trümmer ein, während ich meine
Frau umfaßte, um sie herauszuziehen,
dann mit den Händen mich ebenfalls
bemühte, die starren Massen zu lockern
.Geduld, nur Geduld, Helene",
tröstete ich immer wieder, wenn sie
zu jammern begann, »es muß gleich
werden-« 4
Der Arm des warteten Mannes er
labmte, ich ergriff die Axt, und wie ich
sie hob, schimmerte es roth auf ihr —
Feuer! jetzt erst sah ich, wie nahe es
uns schon war. Mit allen Kräften
hieb ich draus los, denn ich erkannte
die furchtbare Gefahr. Aber wenn
s auch Splitter flooen was war das-—
Hs blieb immer das gleiche!
» »Mach schnell —- mach’ schnell,
sonst muß ich verbrennen!"
NNein nein, nur Geduld —- Ge
duld — gleich bist Du frei.«
Aber ich fah daß es unmöalich war
Wie ein Rasender führt«-: ich die
Art, mit den Händen arbeitete neben
mir der brave Schaffner, daß ihm
das Blut unter den Nägeln vorspritzte
— immer jammervoller klangen mei-;
nes Weibes Rufe. «
»Nein mich, rette mich —- ich muß
verbrennen!« Ihre Auqen. voller
Vertrauen erst, nun hilfloses Ent-!
setzen.
Und die Flamme lam, sie war
plötzlich da. Mit dem linlen Arm
umfing ich meine Frau, um sie zu
schützen, unablässig führte meine Rech
te die Axt weiter.
Mein Aermel brannte. Ich spiirte
es nicht.
»Ich brenne!« Ein fürchterlich r
Schrei meiner armen Frau. Noch
einmal rerfuchte ich mit übermensch
licher Kraft. sie heraus-zureißen
ein noch maliaes aelles Aufschreien —
ihre Kleider, ihre haare brannten.
Da fiel die Art nieder auf ihren
Kopf. Sie war erlöst von langsamer
fchrecklicher TodesquaL Jch verlor die
Besinnung.
- Ja meine beeren Gelcklldorenem ich
» verlor die Besinnuna. aber mit volleml
’ Lrwnßtfein führte ich noch den Hieb.
Jch will und tann vor Ihnen nich-i
anders dastehen als ich bin Ein
Mörder ein Todtschlöqer, wenn Sie
wollen Jedenfalls wußte ich, was ich
tkgt.«
Ein turies Stocken dann sprach der
Anaetlagte weiter.
»Ich habe jene Stunde überlebt.
Der Mensch tann viel ertragen.
Nicht jeder fällt anädia auf einen
Streich Jch tann noch Bedürftigen
helfen in meinem Berufe das war
und ift mein Halt, und die Hoff
nuna auf ein Wiederfinden einst jen
fcits menschlicher Erlenntnisz.
Von Ihnen aber, meine Herren Ge
fchrvorenem erbitte ich den Freifpruch
Nickt mill iti darauf hiniveisUen drfs
es meine Ktifte übersteiqen würde,
Jahre unter Verbrechern nuubrinnen
« -— Hi alanbe selbst, daß dies hinföl
» lia ift, da die Gnade seiner Mafestiit,
i die selbst der Herr Stratganwalt an
» surufen bereit ift, mir wohl zu Theil
; werden würde. (
selber nicht oeanaoiat oarv ich sem,
denn es triirde mir nichts nützen. Den
Freiioruch erbitte ich oon Ihnen, mei
ne Herren, als einen Beweis, das-, Sic
die iioinzende Nothwenoiiateit meiner
furchtbaren Laae nachiuiiihlen ver
mögen, daf; Sie als warme, lebende,
fühlenoe Menschen mit erbarmendens
Herzen in der aleichen Lage auch mit
leidsvoll den Streich aeaen ein geliequ
tes haupt aefzihrt hätten«
Einige Setunden fchxviea er, mann
haft ein Schluchten unten-rückend das
Uxll zu bensöltiaen drohte, dann fuhr
er fort mit noch bei-endet Stimme
«Jch fühle mich bis zu diesem
Augenblicke frei von Schuld, denn
mein Gewissen spricht mich stei. Jkk
Wahrfpruch auf Schuldia miirde mich
vernichten. Jhr Nichtlchuloia foll mir
Halt fein, dessen ich, nachdem einmal
die Antlaae erhoben werden konnte,
noch bedarf, um ein im Mart aetroffe
nes Leben weiterzuführen stm nicht
wahnsinnia zu werden.«
Der Mann trat zurück gegen die
Anllaaebani. Er wollte ltehen blei
ten, die Hand auf die Lehne stützend.
aber er hatte feine lKräfte doch über
ichiisb ichwer fant er auf den Sitz
nieder.
Tiefe Stille —- nur unterbrochen
durch das Schluchzen einiaer Frauen
in den Reihen der Zuhörer.
Der Staatsanwalt erhob sich. Mit
feiner scharfen, durchdringean Stim
me sprach er: »Meine Herren Ge
lcheoorenem noch einmal ergreife ich
dae Wort zur Vertretung der Antlage.
Ich kann dem Antrilaaten mein vol
les menschliches Mitleid nicht versa
aen, wie wohl niemand hier ism
aale. Gleichwohl bitte ich Sie, auf
ein Schuldia des Todtschlaaes zu er
kennen. Es ist noch dem Gesetze nicht
anders möglich. Mit Ueberleguna ifi
der tödtliclke Streich geführt worden,
der Angeklagte selbst bestreiiet dies
nicht. Mater kann wohl fein Fall
liegen.
Und wohin kämen wit, wenn wir
einem Menschen das Recht einräu
men wollten« über Leben und Tod ei
nes Mitmenschen nach eigenem Et
messen die Entscheidung zu fällen!
War nicht doch noch Rettung-mögs
lich im letzten Augenblick? Wer möchte
wagen, dies zu verneinen!
Und vollends ein Arzt, in dessen
Hände es so ost gegeben ist, das Lei
den eines Menschen, wo er keinen
Schimmer von Hoffnung mehr zu se
hen meint, mitleidsvoll, wie er wähnt,
zu verkürzen. Das Recht darf nicht
gebeugt werden, in keinem Fall und
auch nicht in diesem, wenn sich auch
das Gefühl mit aller Macht dagegen
aufbäuinen mag.
Hüten Sie sich, meine Herren, einen
Fall zu schaffen, dessen Folgen Sie
nicht abzusehen im Stande sind.
Wir alle, die wir betheiligt sind,
werden ohne Zweifel ein Gnadenge
such unterzeichnest, und ohne der aller
höchsten Entschließung vorgreier zu
wollen, lebe ich der lieberzeugung, dah
es eine vollständige Begnadigung zur
Folge haben wird. Das muß dem An
geklagten genug sein.
Unsere Rücksichtnahme darf nicht
weiter gehen als auf Zuertennung
mildernder Umstände Den unwider
stehlichsen Zwang bestreite ich. Das
Gefühl eines einzelnen, wenn wir es
auch menschlich begreifen und theilen.
dars nicht höher gewerthet wear als
das Gesetz. das der unantastbare Un
tergrund ist, mit dem die Gemein
schast steht und fällt.«
Der Staatsanwalt setzte sich.
Der Vertheidiger verzichtete auf ein
weiteres Wort.
Die Geschworenen zogen sich nach
der Rechtsbelehrung durch den Vor
sitzenden zur Berathung zurück. Der
Angeklagte wurde hinausgesührt.
Nach einer halben Stunde hatten
die Geschworenen ihre Berathung be
endigt. Sie kehrten in den Saal zu
rück. Der Gerichtshof und der
Staatsanwalt nahmen ihre Plähe
wieder eisi. Das Gemurniel im sie-«
schauerraum verstummte.
Der Angeklagte wurde hereinge-!
führt. Er ging wie ein Mann, der
bereit ist, sein Schicksal zu tragen,
Leben oder Tod entgegenzunehmen.
Still richtete sich sein Auge gegen die
Geschworenen. Er blieb stehen· Ge
dankenleer in diesem Augenblick —
was konnte noch Schwereres kommen
nach dem, was et schon durchlebt
hatte.
Der Obmann der Geschworeneu er
hob sich, ein hoher alter Herr mit
schneeweißem Barte. »Das Urtheil
der Geschworenen lautet aus nichts
schuldig —- mit allen zwölf Stim:
men,« sprach er fest.
Es schien, als wolle ein Jubel los-:
brechen iui Zuhörerrauni, aber der
tiefe Ernst diseo Augenblicks liess ihn
schon im ersten Aufwallen bereichern
»Nichtschuldig!«
Dieser einzige Laut war es, der die
Stille unterbrach. Er larn von den
Lippen des Angeklagien, der taumelnd
die Hand nach seinem Vertheidiger
augstreckte.
,.--—-—s—- «
Kometen und Kometenjabre
Von Herrn-tun Berdronx
Schon seit Jahrzehnten bat der
Himmel nicht mehr eine der sriiher so
gesiirchteten blutigen Zuchtruthen aus
gesteckt, und erst in diesem Jahre soll
uns endlich wieder der Anblick eines
großen, lange und mit bloßem Auge
sichtbaren Kometen zutheil werden.
Zwar veriichern uns die Astronomen,
daß wir soeben einige vorzügliche Fio
metenjahre hinter uns haben, und sie
sind mit der wissenschaftlichen Ernte,
jdie sie mittels der neuen lichtstarlen
lBeobachtungginstrumente und photo
graphischen wie speltroskopischen Ap
Parate hereingebracht haben, recht zu
frieden. Aber wir anderen, ·die-—w—ix
fürs Auge doch auch etwas haben
möchten, sind leer ausgegangen; Denn
alle diese neueren Kometen gehörten zu
den schwächeren Beobachtungsobjelten,
die sich dem Auge nur mit Hilfe sehr
starker, künstlicher Nachhilfen zeigen.
Dafür sollen wir nun endlich ent
scksätigt werden: der hallehsche Komet
ist da, einer der größten und der für
unsere Beobachtungen älteste seiner
Art. Er war der erste, dessen Um
laufszeit erkannt wurde und der da
durch einen Wendepunlt in der Ro
metensorschuna bedeutet. Wenn man
eintheilt, solche, die unserem Sonnen
etnteilt, solche, die unserem Sonnen
system dauernd angehören und sich von
Zeit zu Zeit wieder blicken lassen, und
solche, die den Dunstkreis unserer Mut
ter Sonne mit vervielfachter Schnell
zuggqeschwmbigleit durchbrechen, um
dann »laum gegrüßt, gemieden« aus
Nimmekwiedetsehen im Weltall zu
verschwinden, so zählt der «Halley« zu
den ersteren, den periodischen Kometen»
Er ist derjenige, dessen Periodizität am
weitesten zurück verfolat werden kann,
und von dem die meisten Erscheinun
gen vorliegen, letzteres, obwohl seine
Umlausszeit größer ist als die der an
deren bekannten periodischen Kometen.
Es ist zwei englischen Astronomen
gelungen, unseren Kometen, dessen
ootiaer Erscheinung im Jahre 1835
——36 sich wohl nur noch wenige Le
bende erinnern werden, bis weit ins
Alterthum zurück festzustellen. Gestiitzt
auf—die Umlausszeit von durchschnitt-s
lich 76«-, Jahren, führte ihre Berech
nuna auf den im Jahre 239 vorChristo .
in China beobachteten Kometen als
älteste Erscheinung des Hallen. Man
sah den Kometen nach chinesischen Be
richten im Frühjahr Morgens im
Osten, sah ihn dann im Mai und Juni -
iiber Norden nach der Westseite der
Sonne wandern, wo er sechzehn Tages
lang wahrzunehmen war. Ein solcheri
Lauf paßt sehr schön zur Bahn desj
Halleyschen Kometen, der damals rückJ
läusig zwischen Sonne und Erde nörd-s
lich von der Ekliptik hindurchgegangens
sein und fein Perihel, den Punkt deri
Sonnenniihe. am 15. Mai Passirt
haben muß. Von der nächsten Wieder
lehr fehlen geschichtliche Aufzeichnun
aen, dagegen ist er wahricheinlich im
August 87 v. Chr., zur Zeit als er fäl
lig gewesen wäre, in China und Ita
lien auch gesehen worden. Ganz be
stimmt läßt sich in dem 12 v. Chr. er
schienenen Kometen der Hallehsche wie
dererlennen. Er war nach chinesischen
Verichten Ende August dieses Jahres
im Sternbild der Zwillinge aufge
taucht, dann durch den Löwen und die
Jungfrau rasch zu den Sternbildern
Bootes, Ophiuchus und Hydra gelau
sen und nach achtwöchiger Sichtbarkeit
im Skorpion unter den Horizont ge
funken.
Nach Beginn unserer Zeitrechnung
haben sich so ziemlich alle Wiederer-.
scheinungen des Halley historisch fest
stellen lassen. Manchmal ließ er recht
lange auf sich warten, am längsten
nach dem im November 530 beendeten
Umlauf, der mit seiner Dauer von 79
Jahren 414 Monaten die ebenfalls un
gewöhnlich langen Perioden von 1066
bis 1145 und von 1222 bis 1301 noch
um ein volles Vierteljahr übertrifft
Die einzige Erscheinung des Kometen,
von der kein geichichtlicher Bericht hin-:
terblieben ist, scheint diejenige des Jah
res 912 zu sein· Vielleicht war die
Welt damals durch wichtigere Dinge
als eine Kometenerscheinuna in An
spruch genommen, oder der Komet war
außeraewöhnlich lichtschwach und ent
ging deshalb der allgemeinen Aus
merksamteit
Die Wiederkehr im Jahre ltWi war
dagegen eine der alänzendstcm der
Hallen kam im Aoril der lErde sehr
nahe, lreshalh ihn eahlreiehe Ehroniken
und zeitgeniissische Berichte schildern
nnd erwähnen Auch in die darstel
lende Kunst scheint er übergegangen zu
sein; denn ans ihn dürften sieh ein
paar Bilder in der berühmten Stirkerei
Von Vaneur beziehen, die eine hilf-liebe
Darstellung der wichtigsten Momente
der lfrolserung Englands durch die von
Wilhelm dein lfrolierer gesiihrten Nor
mannen ailst.
Der Astronom is. Hallen, der die
Von J. Viewton entwickelte Bahnberech
nnnasmethode ans alle ihm zugäng-i
lichen Rcsrnetenbeobachtungen anss
wandte, erkannte die Periodizitiit unij
seres Kometen. Er fehloß ang seinen
Rechnungen, das; der Koinet in etwa
76 Jahren die Sonne in einer unge
heuren tilipse unitreise, und wagte es,
feine Wiederkehr fiir das Jahr 1758
anzusagen, eine Propbezeiung, die sich
glänzend bestätigte, wenn ihr Verkün
der sie auch nicht mehr erlebte, da er
bereits 1742 im R7. Lebensjahre sein
erfolgreiches Dasein beschloß. Seit
dem trägt der Romet seinen Namen.
Die Umlausszeit des Hallenschen
Kometen, im Mittel wie schon gesagt
etwa TGZx Jahre, schwankt infolge der
Störungen, die der Weltkörper durch
die Planeten erleidet, innerhalb mehre
rer Jahre hin und her. Der längste
Umlauf ist oben schon erwähnt, der
kürzeste dauerte 74 Jahre süns Mo
nate. Die Bahn des Hallen ist äußerst
langgestreckt, wodurch der Komet in
seiner Sonnennähe bis innerhalb der
Benusbahn gelangt, während er in der
Sonnenserne lApheO noch weiter von
der Sonne entfernt bleibt als der
äußerste Planet Neptun.
Das physische Verhalten des Hallen
schen Kometen in der Vergangenheit,
in der er meistens ein prachtvolles Be
obachtungsobiekt gewesen ist, gab kei
nen Anlaß, an seiner Wieder-ausfin
dung zu zweifeln. Wenn auch nichs zu
den größten Kometen gehörend, ist er
doch seit tausend Jahren bei keinem«
Auftreten unbemerkt geblieben und hat s
einige Male, wie 1066 und 1456, in
folge seiner Helligleit und großen
Schweiflänge gewaltiges Aufsehen er
regt. Auch 1728 zeigte er einen
Schweif von 30 Grand Länge. Trotz
des offenbaren Stoffverlustes, den er
bei jedemllmlauf erfahren muß, scheint
eine Licht- und Größenabnahme bisher
kaum eingetreten zu sein. Weil alle s
astronomischen Beobachtungswerkzeuge;
gegenwärtig gewaltig vervolltomknnet!
sind und die Photographie neu hinzu
tritt, so war zu erwarten, daß der
Koniet jetzt inschon viel größerem Ab
stande von der Sonne als 1835 ermit
telt werden würde. Schon Anfang
1909 hätte er, weil er damals heller
als ein Sternchen achtzehnter Größe
fein sollte, eigentlich photographisch er
mittelt werden müssen, was aber da-;
mais nicht gelungen ist. Im Septem- s
ber 1909 soll er den Sternen sechzehn- s
ter Größe gleichkommen und wird!
dann im Fernrohr direkt beobachtet
werden können. Ende November 1909
steht er in Opposition zur Sonne und
bleibt die ganze Nacht sichtbar, aller
dings noch immer recht schwach, da ers
noch zu weit von der Erde entfernt ist. ;
Vom Januar bis zum April 1910H
wandert er durch das Sternbild der;
Fische, dann laufen Erde und Komets
fast direkt auseinander zu, doch geht
es noch einmal ohne Karambolage ab;
denn wenn der Periheltag, wie berech
net, wirklich der 8. April 1910 ist, so
werden sie doch aneinander ,,vorbei
fchrammen«. Der scheinbare Lan des
Kometen zur Zeit seiner Erdnähe
hängt jedoch ganz vom Datum feines
Perihels, feiner Sonnennähe ab, und
dieses könnte sich infolge nicht ganz ge
nauer Berechnung um eine oder höch
stens zwei Wochen verschieben. Da
fast genau zur Zeit der größten Erd
nähe, am 8. Mai 1910, eine besonders
in Australien tTasmania) und Neu
aninea gut sichtbare totale Sonnenfin
fterniß stattfindet, so wird sich dort die
Möglichkeit bieten, den Halleyschen Ko
meten bei Tage zu sehen.
Die kleinste Eisenbahn der Welt.
Jm Himalaja haben die Engländer
ein riesiges Sanatorium errichtet, wo
die von der heimtückifchen Fieberkuft
Indiens geschwächten und entnervten
Europäer bei einer Mitteltemperaturi
von 55 Grad meistens mit gutem Er
folg Heilung suchen. Das Sanato
rium liegt in dem 58 Quadratmeilen
großen Diftrikt Darjiling, das erst
im Jahre 1835 unter englische Herr
schaft kam. 1883, als Dr. Campbell
von der Regierung dort als Kommis
siir eingesetzt wurde, wohnten in dem
ganzen Gebiet nur 20 Familien. Das
herrliche Filima aber zog die Kranken
oald an. Namentlich hat Darjilings
eH der Furtorge des Ur. uampoeu zu
verdanken, das-, eg zu dem wurde, was
es heute ist, ein großes Sanatorium
nnd Krankenheirn und daneben ein
Mittelpunkt des Theehandelg. Wer
die Stadt Darjiling mit ihren 15("),
Heis) tiinwohnern ihren aewaltiaen
Theeplantagen und reichen Villen jetzt
sicht, kann eö sich nicht denken, daß sie
m so kurzer Zeit entstanden ist. Der
Reisende. der Kalkutta um 4 Uhr
Nachmittags verläßt, ist um 6 Uhr in
Dawntden, wo eine Dampfsähre ihn
aus die andere Seite des Ganges
bringt. Von dort erreicht er am nach-.
sten Morgen mit der Northern Bengak
Railwah die Station Silignri, wo die
kleinste Bahn der Welt, ein reines
Wunder der Technik, ihn im Laufe
Von 7 Stunden die 48 Meilen nach
Darjiling (728’0 Fuß über dem
Meer) hinausbringt. Diese seltsame
Miniaturbahn, die Himalajabahn,
wurde ursprünglich aus strategischen
Gründen gebaut. Bei dem großen
Höhenunterschied zwischen Siligurt
nnd Darjiling kann man sich leicht
die Schwierigkeiten denken, mit denen
die Ingenieure bei ihren geringen»
Mitteln zu kämpfen hatten. Aus
Zahnradbetrieb, eiserne Brücken, Tun- »
nels usw. war nicht zu denken. Man
half sich damit, daß man eine sehr
kleine Spurweite (nur 2 Fuß) und
dazu ein sehr schweres Schienenprosils
Hund einen geringen Abstand zwischens
den Querschwellen wählte, die Loko-»
motiven, die man dort benutzt, sind
kleine, aber sehr starke Maschinen von
80 Pferdekräften. Die Wagen sind’
ohne Pusser aneinandergekuppelt, so
daß sie sich mit einer halblreissörmti
gen Fläche berühren. Die Personen
wagen enthalten nur vier Bänke mit
einem Zeltdach darüber. Die engen
Bergschluchten werden bis zu ihrem
äußersten Ende ausaenutzt Sobald
der Zug dies erreicht hat, fährt er
wieder, immer ansteigend, zurück.
Dort, wo ein vorspringender Berg
das Weiterkommen verhindert, wird
er ohne Tunnel in Schneckenlinie oder
Schleifen mitfuhren Wo die Juge
nieure trotz dieser Methode nicht wel
terlommen lonnten und eine Weiter
fiihrung der Linie ohne Brücken oder
Tunnels unmöglich war, wurde ein
anderes System der Ueberwindung
der Steigung angewandt. Man ließ
die Bahnlinie Serpentinen beschreiben,
so daß die Maschinen dort abwech
selnd ziehen und schieben müssen, bis
die gewünschte Höhe erreicht ist. Die
Fahrt geht zwar nur langsam, ist aber
reich an Abwechslungen Namentlich
interessant ist es, den Uebergang der
indischen Landschaft in die Tibets und
rer Mongolei zu beobachten. Vor we
nigen Stunden befanden wir uns noch
schweißgeldadet in der Gesellschaft
großer, schwarzer Hindus, jetzt sitzen
wir, vor Kälte zitternd, in unsere
Plaidg gehüllt, zwischen lauter klei
nen, gelben Bergbewohnern, die uns
ntit ihren schiefen Monaolenaugen
gleichzeitig neugierig und mißtrauisch
anschauen. Und schließlich sind wir
oken in Darjiling mit seinen leichten
und schönen, von üppigen Magnolien
gärten umgebenen Villen, wo wir —
wie bei uns zu Hause —- junge Leute
Tennis und Fußball spielen sehen und
wo der echte europäische Flirt blüht.
Hatten wir nicht die himmelhohen
Berge des Himalaja vor uns, und
sähen wir uns nicht von eingeborenen
Lastträgern und Kaufleuten um
geben, so glaubten wir uns in einen
echten mondiinen europäischen Badeort
versetzt. Eine der Eigenthümlichkeiten
des Lebens in Darjiling ist, daß man
leine männlichen Lastträger sieht.
Derartige Arbeiten werden von den
Frauen besorgt
Das Gold ver Wüste.
Die Wüste hat den Bewohnern des
Nil-Thales schon sei sehr alten Zei
ten allerband Kostbarkeiten geliefert,
nnd es ist festgestellt worden, daß bei
spielsweise ein Goldbarren, der in
dem Grab einer Leiche aus der ersten
Dynastie (u-m 3000 vor Chr-) ge
funden wurde, ebenso Feuersteintmest
ser mit goldenem Griff uns ähnlich
verzierte Steinlriige, von den-en auch
die schönsten mit Gold geschmückt sind,
aus derselben Zeit grauen Alterthums
stammen. Einen Bergbau kann es da
mals nicht gegeben haben, und die al
Aegypter müssen sich das Gold daher
aus der Wüste zusammengelesen ha
ben. Die ersten ausdrücklichen Nach
richten von Erd-editionen, die zur
Suche nach Gold auggesandt wurden,
stammen aus der zwölften Dynastie
tum 2000 vor Chr.), und Dr. THO
mag hat im Iournal der wissenschaft
lich-en Gesellschaften in Kairo alle
Nachrichten ijber dies-e Reise, den da
durch veranlaßten Bergbau und die
dar-auf begründeten Handelsbeziehum
gen zusainmengsestellt. Die Goldm
rsustrie ·lle.1npteng muß sich rasch zu
einer hohen Blüthe aufgeschwungen
haben. denn das wiestliche Asien bezog
schon stiih arofie Menaen von Gold
und goldenen Gseriithen aus dem
Land der Phramiden Die Bis-amo
nen haben ohne Zweifel über unge
heure Schätze aelsoten, denn nach den
erhaltenen Berichten wurden auch
reiche Tribute von unterworfenen
Völkern in Gold bezahlt. Silber
tam in arosieu Menan aus Kreta,
Attila und wahrscheinlich auch aus
Eilicien Die ersten planmäßian An
weisunan fiir den Goldberahau wur
den vvn äahptischen Behörden der
neunzehnten Dunastie (um 15500 vor
Chr.) aeaelsen Später kam mit dem
Verfall oeg Reiches auch der Goldberg
lvau »zum Erlieaen, weil die Arbeiter
nicht mehr vor räuberischen Beduinen
aeschiitzt werden tonuten. Noch heute
aber sind bedeutende Spuren dieses al
ten Berabaues vorhanden, die seinen
aroszen Umsana beweisen. Jn der
ostiiahptischen Wiiste sind unaefähr 90
solcher Stellen ermittelt worden, und
es hat wahrscheinlich noch zwanzig
weitere aeaelsen Sie liegen sämmtlich
zwischen Minia und der Grenze des
Sudan, doch bleiben wahrscheinlich
noch viele andere in entleaeneren Wü
stenaeaenden zu entdecken.
Das qelemqenste Testament
hat ein reicher Msiihlenbesitzer in
Steierniart, der seine Verwandten im
Elende schmachten ließ, gemacht. Er
hat nämlich seine ganze Habe dem
unter seinen Verwandten gemacht,
welcher nachweisen könne« am mei
sten über ihn geschiinpst zu haben.
Eine große Aufregung hatte sich lald
nach Veröffentlichung des Testamen
tes aller Erblustiaen bemächtigt und
ieder veeilte sich, durch Zeugen ein
ganzes Lexilon von Schimpfworten
feststellen zu lassen, die er auf den
Verstorbenen anzuwenden pflegte.
Die Erbschaft soll nach Entscheidu d13
des Gerichts einem Mitaliede .
tvkiblichen Geschlechtes zugefallen
em.