Franziska - Sommerfteaden Messung von Alwin Römer. IIranziika Wolfrani saß aus einer jener printitiven Holzbiinte, die der Wirth der «Adlerhöhe« vor seiner Bergschönle nebst obligatein Aus sichtttlsurrn im Pfahlbaustite zurecht Hezirnarert batte und gäbnte, trotzdm sie nicht alisein war sondern eine biibsche Dame gleichen Alters, die an einer kleinen Decke hätelte, ab und zu eine Frage an sie richtete. »Kel1ner, kommt denn unser Kassee noch nicht«-» rief sie jetzt. «Gleich. meine Damen!« sagte der Schwalbenschwanz. «Ra. hoffentlich ist er besser wie das» Wil« Doch auch der Kaffee erregtez Iranzijtag tiefste Mißbilligung. s «Dafiir bist du in der Sommer frischet« tröstete sie die andere. Indern tänzelte der Kellner, um seine Anwartschaft auf ein Trinkgeld in vergrößerm mit dem Fremdenbuch veran. »Ist-lieu sich die Herrschaften nicht einzeichnenik Jch bringe gleich Feder und Tinte!" »Weißt du, wir werden einmal dichter-P erklärte Franziska »Wenn das so ginge!« »Mit-d schon geben! Für diese traurige Verpflegung wollen wir uns in Versen bedantenl So hat der Wirth doch auch wag davonk« Und dann fing sie an zu schreiben. Ein paarmal stockte sie wohl: aber nach wenigen Minuten war sie fertig und gab nun triumphirend ibre Dich tung zurn besten. »Schlechte Tinte, harte Federn, Kaffee matt und Beefsteak ledern, Aussicht — — aus ein Nebelmeer: Wozu traxelt man hierher?'« Ihre Freundin schien nicht ganz einverstanden mit der Leistung. »Das ist beleidigend!« sagte sie. »Ach was-! Es steht nun einmali drin und damit Pnuttum. Du brauchst es ja nicht zu unterschreiben, Mustertindt Mein Name steht da runter. Wir fürchten uns nicht!« Damit klappte sie das Buch zu und rief den Kellner zum Bezahlen . . . Ein paar Tage waren seitdem ins Land gegangen. Da trieb sie das herrliche Wetter wieder einmal hinauf aus dem schönen, aber stillen Fichten stein nach der Adlerhöhr. Diegmal mit dem Vater, einem strammen alten Major, vor dem ihr krauses Köpfchen ganz allein noch Respekt hatte. Er ließ sie zwar gewähren, wenn sie in ihrem Uebrrmuth irgend einem lusti gen Einfall nachgab. Aber das ging nur bis zu einer gewissen Grenze, die sie nicht überschreiten durfte. Und die rannte sie ganz genau. Deshalb war er— ihr auch nicht sehr angenehm, als der allzu dienstbereite Ganymedes so fort wieder mit dem Fremdenbuche an rückte, nachdem sie Plan genommen. Sie fürchtete, Papa würde ihre por tische Leistung nicht allzu beifällillg tritisiren. Leider gelang es ihr nicht« die ungeschickt große Autogra obensatnmlung unberühmter Zeitge nossen ohne Aufsehen auf die Seite zu bringen« Papa griff nach dem Buche, just als sie es nach einem der Nebentische hinüberbugsiren wollte. »Willst du die Albernheiten lesen, Papa-Z« .Wenigstens mal hineinsehen!'« »Ich glaube, das wird dir wenig Freude machen!« »So? . . . Hm . . . . höre malt« agte er. »Die Sache ist verdächtig!" Und dann schlug et auf. Nach ein paar Minuten fing er an zu tnurren, worüber Franziska einiges Herzllrk pseu betani. Gleich daran jedoch lachte er so auf, wie das nur bei ge psefsertrn Wisen seine Art war. , »Das freut mich! Das freut mich! Das freut mich!« äußerte er endlich. »Der hat dir Raseweiß tüchtig eins drauf gegeben! . . . . Du hast’s doch schon gelesen? Oder nicht? Dicht hin ter deinem schnoddrigen Verse vom IMM! DO- its »Du haft Tinte, Kaffee und Beeffteai quitiirt Doch wunderbar ähnliche Verfe, o Franzchen, niri!? . . . . Was nahmft du nicht eine von deinen, du Gänschen?« »Aber das ifi ja empörend!" rief die junge Dame und fuhr dabei von ihrem Platze hoch. »So eine Unver fedätnideit!' »Wie man in den Wald schreit fo hall« wider!« lachte der Alte. »Das taan dir gar nichts fchaden!« Darauf blieb Franziska die Ant wort schuldig. Sie hatte das ärger-i liche such zur band genommen und; ftndirie die Unterschrift Jn schönen, Miste-n Zisen stand unter der faia III Sense »Ur-dersel- Weinhold«. « itemshatte die Kuttent EIM zur secebung des gefellfchaft-» WI der Sonnrierfrenideri1 eine- saI arrangiri Franziska war( eis- kidenfchafiliche Tänzerin, hattei Zier unter der Schnur der Kurgäsie fo Wi· senkt VeMIILschCst daß sie Miews dass aufgefordert wurde, I I Doch daß dich die harte Feder qe ihren Walzev und Rheinländerg Enthusiasmus vethötigen zu können. Gott sei Dant tanzten die weißen der herren so schauderhast schlecht, das sie gar nicht böse darüber war. Nur einer war ihr ausgesallen, der ein Meister zu sein schien in dieser Kunst: ein großer, schlanter Mann von etwa dreißig Jahren mit einem sonnenge bräunten, prächtig geschnittenen Kopf. dein die ironischen Falten an den Augen etwas Ueberlegenes gaben« das sie an anderen Männern noch nicht bemerkt zu haben glaubte. Und eine unwilliiikliche Freude übersluthete sie» als sie Jah, wie er bei einein eben be-» vinnenden Walzer endlich auch zu ihr i trat, um sie zum Tanz auszusordern «Gniidiges Fräulein gestatten, daß ich mich vorstelle!' sagte er und strich ein wenig verlegen iider - seinen Schnurrbart. »Heiße Weinhold!« »Weinhold?« murmelte sie und sanl zurück aus ihren Stuhl. «Roderich Weinhvld?« »Ganz richtig!« erllärte er bestem det. »Dars ich bitten?« »Ich bedaute!« sagte sie schneidend. «Denn ich tanze nicht besser, als ich Verse mache. Und da Ihnen meine Verse nicht genügt haben, so . . .« »Ich verstehe nicht, gnädiges Fräu lein!" stotterte er. »So denten Sie an das Fremden buch aus der Adlerhöhe! Jch bin Franziska Wolsrarn!« »O weh!'· stammelte er. »Sie find . . .« Aber sie ließ ihn nicht dazu tom men. sich zu entschuldigen. Rasch ging sie in das Zimmer hinüber, wo ihr Papa Stat spielte. Glücklicher weise hatte auch der nicht mehr Lust. zu bleiben. Eine Viertelstunde später waren sie schon unterwegs nach ihrem Sommerquartier. Das Bild seiner schönen Feindin verließ den Forstassessor Weinhold tei nen Augenblick. Es schlich sich auch« mit in seine Träume. Und als er am anderen Morgen an Stelle des ver-· Jreisten Obersörsterg in den Waldl schritt, um die Forstarbeiten zu inspi ziren, hörte er zwischen dem Flüstern und Wehen des Laubes und dein tie- ! sen Gurren der wilden Tauben immer Z noch eine trotz ihrer Schärfe bezau bernd liebliche Stimme sprechen: »Ich bin Franziska Wolsram.' Diese war heute aus den Gedanten gekommen. einmal zu sehen. wag hin ter dem Berge sei, aus dem die samoi sen alten Fichten standen. Sie band die Höngematte los und wählte einen Weg, der von Fichtenstein weg nach dem jenseitigen Thale führte. Unter wege tras sie einen Jungen. »Wohin tommt man hier«-« stagtei sie ihn. »Nach dem Niesbecker Teich!« »Komm, bring mich einmal hin!" Willig trottete der Junge vor ihr her. Nicht lange dauerte es, so blitzte der Wasserspiegel geheimnisvoll durch die Föhrenstiimme. Bald stand sie hart an dem sich leise zum Wasser sen tenden Ufer und blickte voll Jnteresse in die Tiefe, um von dem Fischreich thum etwas wahrzunehmen. »Hast du schon mal welche gesan gen?« sragte sie den Jungen. Der blinzelte sie schlau an und bejahte dann. «Manchmal schon stinse!« siigte er hinzu. ,,hött' ich nur ein Angel hier!« meinte sie daraus. Plötzlich siel ihr Blick aus die hängematte, die sie am Fuße einer Riesentanne zurückgelassen hatte.U «sagte sie entzückt iiber ihren Einfall, »das geht!« wickelte das Neh gestrick aus und schickte sich an, es in s s Wasser hinabzulassem Natürlich let-; stete ihr der Bube freudig hilsr. Ohne. Zweifel fiel bei diesem Raubzug» auch siir ihn etwas ab Behutsamj schob er mit einem schnell geknicktent Ast das improvisirte Netz aus Un Boden bei Teiches zurecht und voller Spannung schauten sie dann beidei hinab, einen günstigen Augenblick er wartend, um einen Zug zu machen. «Jeht!« schrie Franziska voller Ei ser. Da raschelten Schritte oben tm Gesttiipsv und der alte Wild-part wur de sichtbar. s »Jawohl, « sagte er grinsend ! «iedt!« ! Wie der Wind wak der Junge da vongesaust, ais er die verdächtigen Laute gehört, während Franziska höchst gleichmiithig den Alten näher kommen ließ. »Wie kommen Sie dazu, hier zu sischen?'« schnauzte dek Jsegtimm. s»Sie müssen mit! Wir haben schon Klange drauf gelauett, mal einen zu sangen!« »Na, dann zut« sagte sie, sich sü gend. «Odet werde ich erst in Ketten gelegt?« · Jn der Amtsstube der Obetsötstekei stand ein schlanter Mann im Jäger anzug am Scheeibpult, der den Ein teetenden den Rücken zutehttr. »Es-ten Tag, here Assessoe!« sagte der Waldwiittee und schob seine Ge sangene vor sich het. »Wenn Tag, Dahin-mut« entgeg nete der Andere, ohne ausznsehetn »Na, was dringen Sie denn Gute-P ayhabe Jemand beim Fischen in un setin Teich wiss-M meldete hoh mann. »Sei . . . Ra. das ifi brav. Der ifr denn der Zacker, hei« »Die hier!« fagie dehnen-in und zeigte auf Franziska, die beirn Manne der Stimme des Forstaffeffors non einer entfeslichen Ahnung über-schli chen worden war und nun gespannt den Moment erwartete, wo der hiine sich umdrehen würde. »Wie heißt sie denn?«· fragte der Affessor weiter, der sich noch inirner nicht von feinen Forstverzeichniffen trennen konnte. «Wie Sie heißen!« wetterie hob rnann die Frevlerin an. Franziska Wolfram!« fagie fie. Darauf fuhr der Assessor endlich herum und staunie Hohmann’s Opfer an. »Das wird ihm gelegen lomrnenl« dachte Franziska und biß die Zähne aufeinander Der Assessor aber fngte, nachdem er endlich Herr feiner Ber legenheii geworden war: »Bei-mann, Sie sind ein Efel."« »Aber· here Assessor!« »Wie können Sie von der Dame denken...« » »Ich habe es mit meinen eigenen Auaen .-.efe5en!« »Unsinn!'« .Bitte«. irohte Franzislm der feine Großmutb nicht behagir. »Der Mann « hat aanz rechtl« »Dann bleibt mir allerdiras nichts weiter übrig. als ein Protololl auf zunehmen . .. Also: Ieise Name?« »Den wissen Sie ja!" .,Aller:-inqs... Wo und wann ge boten?« »Miissen Sie das missen?« .Gewiß!« lvq er, obgleich ihn nur das Intereffe an dein fchänen Mäd chen bewog, so zu fragen. »Am At. Auauft IM zu Weißen feist« antwortete sie daraus. »Und wohnhatt?« »Auaenblictlich in Fichtenfteitn Kleine Rotengaffe l4.« »Ich danle Ihnen! lind nun erzählen Sie, Hohmann!« Als Hahmann zu Ende mar. he ftiitiate Franiisla die Richtialeit fei ner Angaben und hat« ihr die höhe der Strafe zu nennen. »Ein-anric: Marl!« arinfte hoh tnann, wofür ihn allerdings ein Ver weis traf. »Im-anric: Mart?« rief die Unglück liche. Diese Summe tonnte fie un möalich keitreiten. ohne sich ihrem Ba ter any-vertrauen Und vsse mußte ein hell: geben« wie sie es nur bei den schlimmsten Anliifsen erlebt hatte. -,.Mufz ich das heute noch hezah ten-» fragte fie zaghaft. «Gna"d-i,aes Fräulein, Sie haben nur zu kftimmen!« rief der Affefsor feuria «Gl-aul)en Sie mir, wenn der TölpeL der Hohrnann, nicht so ungeschickt . tun ..... das heißt, ich bin Ihnen aeaeniiher -- ach, Hoh mann, holen Sie der Dame doch mal ein Glas Milch zur Erquick unal — ich hin Ihnen gegenüber ja noch ein viel größerer Tiilvel ae wefrnt ..... Bettes Fräulein. nicht wak.r. Sie verzeihen mir diese nieder trächtia dumme Fremdenbuchaefchicks te.'· .Mein herr«, ftammelte fie, Tiber rafcht von viefer tiihnen Attacke, »ich weiß nicht . ich ..... ich habe Ih nen ja gar nichts zu verzeihen! Das war doch nichts als ein Scherz vpn rnir und auch von Jhnent Wir wuß ten ia doch kein Sterben-wart von ein anders« »Sie find sehr großmüthig heute!« iaate er. »Ich wollte, Sie hätten schen aeftern Gnade für Recht eraehen lasset-IF «Wenn ich Sie da fchvn fo gelannt hätte wie heute!« antwortete fee er aliihenr. »Ich dachte nämlich, Sie wären so ein recht hlasirteg Gemac giaerl!« .Und ich hielt Sie für ein über spannte« altes FrauenzitnmerF lachte er vergnügt. Und dann sagten sie beide ·i;ie augi einem Mannes »Wie tchade, riet-, mir uns nicht besser gekannt baden!« Aus Dem Heimroea nach Fichten stein schritt denn auch richtig der Assessor In Franzistok Zeite. Und der einstiindiae Marsch schien ibr taum ent- Vierteistunde lan: gewe: sen zu sein« als sie sich kurz vor den ersten Häuiem trennten Merkmiirdiqerroeise wählte Frin zigta von da ob die Wut dpartie nach Riesbeck sast täglich zu ihren Spa zierivegen, wenigsten wenn ihr Va ter daheim blieb. Eine liebevolle Tochter war sie ja. Und um männ lichen Schutz brauchte sie auch nicht zu bangen; denn der närriichste Zu fall von der Welt tiibrte ihr jedes mal einen schönen stattlichen Jäger in tsen Weg, der sich »öchst ritterlich ihrer annqu.. Der August beendete sein zwei te Drittel und siilyete damit Fran ziskus achtzebnten Geburtstag bee ans. Mit beimlichem herztlapsen « hatte sie am Vorabend daran gedacht, ob Roderich Weint-old sich aus dem ; schrecklichen Protokoll her webt daran J erinnern werde, und ein leises Ge siibl der Enttiiuschuna überschtich sie bei der Vorstellung. seinen Glück wunsch entbehren zu müssen. Am Geburtstagjmoegen wette sie viöslich die polteende Stimme ihres Vaters «hitnmelschockschwetenotb!« knurrte zer. Was haben die denn in user I Frühe des zu hieni« Franztzlte subr tin Bett empor, rieb chdie siegen and chEin Quartett von Bat blies esenbae unter ihrem ser, Muth-I sbns sitst Weise: .JQ FestC meine Liebe ergösse ch.... .Wird sicher der Schiiseniönig ne benan wohnenP meinte der Major. »Aber sie blasen nicht iidel!« Franzisia tonnte ein Lächeln nicht unterdriicken. Eine Ahnung oerrietd ihr, dass das Jöaewierblatt da unten sich nicht im geringsten um den Fich tensteiner Schüßeniönig tiintmere. Beim Frühstück verkündete denn auch die Wirthin, wem das Früh tonsert gegolten, und gratulirte mit T einem Aufgebot von Worten. zu dein iie wenigstens drei Viertel ihres ge sammten Sprachschetzes mobil ge macht baden mußte. Der Maior wollte erstaunt fragen, woher man in Fichtenstein den Ge tartetaq seiner Tochter wisse an den er als leiblicher Vater nieht einmal· aedacht habe, da iam das Hausmäd-» cken nnd brachte eine Visitentjrtr. »Noderich Weinbold?« las der Alte« .Kd·niglicher Forstassessors Weiß derI Teufel. ans welchem Manöoer diese Bekanntschaft wieder stammt! Und’ so in aller Morgenfriihek Es ist ein fach scheußlich .. Nu ich lasse bit-? ten!'« Gleich darauf erschien aus der’ Schwelle die Gestalt des jungen Forsttnannes in voller Unisorm, ein mächtiges Rosenbouquett nicht ganz ohne Verlegenheit in der Rechten dre hend· Die verwirrte Franzista hatte noch so viel Geistesgegenwart, die Wirthin mit einem Auftrage herauszulockem dann sant sie aus das ächzende Soh möbel aus der Zeit des großen Fried-— iich und wartete voll ängstlicherSpan nung aus die Lösung dieser entschie den nicht alltäglichen Situation. »Den Major! . . . Gniidiges Frau lein!« sagte Roderich Weinhold mit den nöthigen Verbeugungen »Ver zeihen Sie giitigst. wenn ich hier ein dringe! Aber ich möchte den heutigen Festtag benutzen, durch diese tleine Ausmertsainteit zu sühnen, was ich vor ein paar Wochen im Uebermuth aus der Adlerhöhe gesundigt habet . .·« «Adlerhöhe?« fuhr der Maior da Uwifchen und sah die Karte des As sessoro noch einmal an. »Richtig, richtig, Sie haben da oben den famo ten Vers gemacht! . . . Na. das freut mich. Sie tennen zu lernen! Seien Sie willtoinmen, junger Drachentöd ter! Ob Sie freilich bei meiner Fran zista Gnade finden. ist eine andere S-ache!« Zu seinem Entsetzen nahm jedoch in demselben Augenblick die seiner Tare nach unversöhnliche Dichterin mit ei nem so seligen Lächeln den dustenden Strauß in Empfang, daß er eine ganze Weile wie gebannt aus dies überraschende Schauspiel starrte. Natürlich tlärten ihn die beiden schnell genug aus, wie sie schon vor her halb und halb Frieden geschlossen hätten, droben im Walde . . . bei einerJ zufälligen Begegnitna. Bei der abendlichen lfrdbeerbowle durfte selbstverständlich der Assessor nicht fehlen. Und als er am anderen Morgen wieder vorfbrach, um fich zu eriundigen, wie es den Herrschaften delommen fei, lonnte das durchaus nicht auffallen. So wurde er nach und nach intim mit dem Major, ohne daß er freilich gerade seinetwegen ge iomnien wäre. Wenigstens ließ das jener Brief ers kennen, den Franziska noch vor Ab lauf des letzten Auguftdrittels ihrer Freundin helene fandte, in dem näm lich in schönen energischen Buchstaben zu leer war: »Was jeyt die Lange weile aus meinem Leben bannt, ifi die Liebe zu Roderich Weinbold!« Der Liebenden-en «.... Fünfundzwanzig Jahre bat die Kati bii der Frau Gebeimratb qedieni? ..... Da verdiente sie doch enie Medaille!« »Die Kati nicht aber die Frau Gebeirnratb!« sage-date semndilchsft Ein Dienstmädchen sitt mit feinem Schon in der Küche, als die hausfrau eintritt. Dienstmädchen: «Gniidige Frau, das ist mein Brudert« hauifrau izum Dienstmädchen): »Ach, wie interessant; ich hatte bisher noch nicht gen-usi, daß Sie auch eine Plätzefier unseres früheren Mädchens n · Eint-, wenn du dich weigetst, mit zufahtem blamitst du mich vor mei nem Kutschen Ich muß ihn entlassen —- und ver Mann ist mehrfacher Jst-I Maximum-« wenn Frauen nichts haben. i Eine Ehestizze von Freihe rr v. Schlicht. ; Schon als wir uns Mittags zu Tische sehten, merkte ich, daß tneine Frau nicht so fröhlich und heiter war wie sonst, ei war tein Zweifel, ihr ganzes Benehmen oerrieth ei zu deut lich, irgend etwas bedrückte sie und so fragte ich denn: »Aber Kind, was hast du denn nun?« Sie sah mich mit ihren großen hell blauen Augen völlig harmlos und un befangen an: »Was soll ich denn wohl i haben? Jch habe nicht«-I Jhre Antwort dewies mir, teider zu spät, daß meine Frage eineDummk heit gewesen war. Jch tenne das aus Erfahrung: »Wenn Frauen nichts haben." .Wo warst du denn heute morgen?« erkundigte ich mich. während wir die Sudpe aßen. »Bist du nur spazieren gegangen oder hast du irgend welche Besorgungen gemacht? Warst du wie der hei Wertheim?« J Meine Frau geht jeden Tag zu Wertheim, was sie da alles lauft, wissen nur die Götter« aber sie geht hin und lauft, und trotzdem oder ge rade deshalb antwortete sie: »Ich tann doch nicht jeden Tag zu Wert heim gehen ich war heute Morgen bei meiner Schneiderinf Die Schneiderinnen sind das Gliia unserer Frauen aber unser eigenes Unglück. i Also meine Frau war bei der! Schneiderin gewesen« Jch dachte un-’ willkürlich an die neunundzwanzig Kleider meiner Frau, die verschiedene große Kleiderschränle füllen, ich dachte noch an so manches andere, dann that ich so harmlos und unbe fangen wie nur möglich: »Also bei deiner Schneiderin warst du?" Das Essen verlies schweigsam. Meine Frau erwartete natürlich, daß ich mir den Besuch bei der Schnei derin ausführlich erzählen lassen würde, aber in solchen Fällen bin ich absolut nicht neugierig. Was das Kleid wohl kosten mochte? Bei dem Kaiser und der Zigarette sagte meine Frau ganz plötzlich: »Natürlich interelsirt es dich- gar nicht, aber sagen will ich es dir doch, ich habe heute Morgen bei meiner Schneiderin ein Prinzeßtteid gesehen, einsach entzückend. Dente dir nur, ganz einfach« hellmauve Farbe, dazu natürlich ganz lange Jacke« -—— und während sie mir ausführlich beschrieb, wie das Kleid gearbeitet sei, dachte ich an die vier neuen Prinzeßlleider, die erst vor vierzehn Tagen angekom men waren, und dann noch an so manches andere. ( Alg meine Ziaarette zu Ende war, war meine Frau noch mitten in der Schilderung der neuen Nobe. »Mach es lurz und schmerzlo5.« bat ich, »was lostet das Kleid?« Ganz verwundert sah sie mich an: »Warum fragst du danach? Du dentst doch nicht etwa, daß ich es mir taufen will? Man tann doch auch so etwas hiibsch finden, ohne es gleich he sitzen zu wollen« Ich hatte immer geglaubt, die Frau, die etwas hübsch fände, ohne eg besitzen zu wollen« müsse erit noch geboren werden« Nun war sie plötz lich schon aus der Welt und saß mir gegenüber. Wie wenig man sich doch einentlich in der Ehe tennen lernt. Darüber dachte ich eine Weile nach, dann sragte ich unvermittelt:: »Wie steht dir das Kleid denn? Vor allen Dingen paszt es, oder muß es noch viel geändert werdens-« Meine Frau rückte mit ihrem Stuhl näher und ergriss jetzt meine Hände. Jch stellte mich verwundert: »Wa rum streichelst du mich denn Plöhlich so zärtlich? Jch bin nicht verstimmt, wie du es vorhin nach meiner Mei nung warst, ich habe wirklich nichts.« Meine Frau hielt meine Hände sest: »So seid ihr Männer nun, sind wir nicht zärtlich, seid ihr nicht zu srieden und sind wir es, dann ist ei euch auch nicht recht«, und dann fuhr sie nach einer tleinen Pause sort: »Natürlich will ich das Kleid nicht halten« ich dente nicht daran. aber es sist mir wie angegossen, es braucht nichts daran geändert zu werden und tein’ö meiner anderen Kleider steht mir auch nur annähernd so gut. Jch sage dir, wenn wir im herbst wieder nach Meran gehen, dann werden die Leute da Augen machen.« Jch dachte iiber die Logik der Frauen nach. Wie tann eine Frau mit einem Kleide Furore machen. das sie nicht besiht und das sie gar nicht zu besihen wünscht. Ei herrschte eine ganze Weile Schweigen, dann sagte meine Frau plöhliche »Das Schlimme ist ja nur, dasz ich zu dem Kleide teinen hat hade.« Jch dachte an die achtzehn hiite meiner Frau, die in großen hattes iern verpaat in und aus den Kleider schränten stehen und dachte noch an io manches andere. Dann sagte ich: »Da du ja gar nicht daran denlst, dir das Kleid zu tausen, braucht dich doch die dutsrage nicht zu beunruhis W Meine Frau sließ nreine Rinde plöylich los: »Das verstehst du nicht« Doch, ich verstand ei schon, aber ich gab es natürlich nicht zu. »Was kostet denn der huti« Jch glaubte. meine Frau wiirdt wenigstens so thun, als wenn sie sich den Hut noch nicht ausgesucht hätte, aber da irrte ich mich. Wie wenig lernt man sich doch eigentlich in der Ehe kennen. Meine Frau wurde Feuer und Flamme. «Er ist allerdings sebr theuer. aber oasiik auch wunder bzibickn natürlich ganz groß, nrit einem furchtbar breiten Rand nnd vor allen Dingen sederleicht. Dr wtißL schwere hüte lann ich t trauen. und tein anderer Hut W mir auch nur annähernd so aut wie dieser.« »Da werden die Leute in Hieran also auch über den but halten« 1 wars ich ein. ! »Aber ich dente doch gar nicht da Hran ibn zu tausen«, vertheidigte Hmeine Frau sich, aber stell dir nur ;r-or« er kostet ziveihundertundsiinizig ! Mart, und ohne das Kleid tann ich den Hut nicht tragen, und das ; Kleid loftet auch siinsbundertundsiins » zia Mart. Tu kannst ja so gut Kopf Irechnen, wieviel ist das zusammen?« . Ich suchte zu retten, was noch esu retten war. ..Genan tausend Mar ", lpa ich daraus los. Meine Frau wurde ganz nachdenk lich und traurig· aNein, das lönnen wir-« nicht bezahlen, das ist zuviel Geld. Und da sieht man wieder. toie die Leute unreell sind, mir sagte die Vertäuserin, es mache zusammen nur achtbundert Mart. Aber tausend Mart, nein, das ist zu theuer, und selbst achtbundert Mart gebe ich nicht aus. Ader. wie gesagt, ich denke auch gar nicht daran, die Sachen zu tausen.« Jn demselben Augenblick llin lte das Telephon aus dem Schreibt sch. Ich hob den Hörer ab. »; a, bitte, was aibt’g?« Das Modemaaazin, in dem meine Frau am Vormittag bei ihrer Schnei derin gewesen war-, theilte mit, ei lönne seiner festen Zusage ent , n das Kleid und den hat nicht chon Nachmittags um vier, sondern Abend gegen acht llbr berausschicken. Mir siel beinahe der Obrer aus der Hand, und sassnngglog sah ich aus meine Frau. Auch die war erregt, deutlich sah ich es ibr an« und das föbnte mich wieder mit der Sache aus« ibr schlechtes Gewissen riiisie sich. Schon wollte ich den Hörer ans den Apparat leaen, da sprang sie schnell aus. »Bitte, tlingele noch nicht ab, da muß ein Jrrtamn vor liegen« Jch atbmete erleichtert auf, da hatte ich meiner Frau in Gedanken atio bitter unrecht gethan. Aber schon stand meine Frau ain Apparat und sprach ungeduldig in denselben hinein: »Aber warum schicken Sie denn das Kleid nicht, wie sie versprochen habean Und vor allen Dingen, warum sprachen Sie denn nur von Kleid und Hut, ich habe doch auch noch einen Zonnenschirrn aetauit, bitte, vergessen Sie den ja nicht« Und sich dann wieder zu mir wen dend, saate sie: »Weißt du« mit dem Sonnenschirm wollte ich dich eigentlich üben-schen, der gehört nun einmal zu dem Koitiim, und ich inbe mir einen wunderbiibiechn angefacht. einen aanz modernen Pariser Schirm mit dem hoben, tanaen Stock· Aller dinas tostet er auch hundert Mari. aber du wirft sehen, die Leute werden überall Auaen machen.« Ich fab ein, hier coar nichts zu wollen, jetzt galt es nur noch, mit dem Fait accompli abzufinden. »Tbu’ mir die einziae Liebe«, bat ich, »und begabte alles wen’ ns gleich, dann haben wir das er ung.« Am Morgen hatte ich ein größeres Honorar ert,alten, ich öffnete den Schreibtisch und holte die Dukaten bekam- Schließlich freuen wir Mu ner uns ja selbst am meisten darsber, wenn unsere Frauen hübsch ange - aen sind und bewundert werden. r Gedanke daran iöbnte mich rnit dein theuren Koitiiin aus. Zärtlich schmiegte meine Frau sich an mich und bot inir den Mund zuni Kuß. »Bist du nun wieder aans gntk fragte ich. Da sah sie mich mit ihren rißn Kinderauaen völlia verständntsos an und iaate: »Aber ich wei wirlllch nicht, ian du damit mein — ich habe doch gar nichts gebadt.« Ist Konzert « »Frau Schrei singt aber dortiqu ohne jedes Gefühl.« »Ich dent’ auch, daß sie keins hat« -- fonst würde sie überhaupt nicht stu gen-«