Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 22, 1909, Zweiter Theil, Image 12

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    W
pse cragik des Leben-.
W Von Maurice Leblanc.
Freunde erwarteten mich zum Früh
M Die verabrebeie Zeit war fchon
Iriiber und zwanzigKilometer trenn
ten mich noch vorn Bestimmungsort
Ich fuhr darum fo schnell, als es
Kein Auiarnobil gefiaiieie, als ich
stillf Schritte vor mir eine Reiterin
bemerkte Mir lam nicht einmal der
Gedanke, das Tempo zu verlangfa
men, da der Weg breit war und Rai
fenftreifen ihn zu beiden Seiten noch
verbreiterien und die Reiterin nach
links auf einen kleinen schmalen Ne
benpfad abbog.
Außerdem betheure ich bei Allem,
was mir heilig ift, baß das Pferd bei
meinen-c Kommen keinerlei Zeichen von
Unruhe gab.
Jch fuhr also vorbei. Da « ganz
plsjlich, unerwartet, machte Das Thier
einen Seitensprung. Jch hörte einen
Schrei. Ich wandte mich um und
brauste Dann stieg ich aus. Das
junge Mädchen lag leblos am Fuße
eines Baumes-. Blut rann über feine
Stirn. Sie mußte gegen den Baum
geschleudert worden fein. Jch beugte
mich über sie. Jbte Augen blickten
starr. ich faßte ihre Hände, horchte
nach ihrem herzfchlag. Sie war todt.
Jn der Ferne fab ich das Pferd da
wngaloppiren.
Jch kann meine Gefühle die mich
angesichts des jungen Weibes ergrif
feie, deren unfreiwilliger Mörder ich
geworden war, nicht beschreiben
Meine Angst, mein Mitleid, meine
Gewissensbisse fchniirten mir das Herz
z.usarnrnen Doch ich will nur die
nackten Thatsachen wiedergeben sie be
dürfen keines Kommentar-T Nach ei
nein Augenblick sprachlosen Entseyens
trocknete ich ihr Gesicht. Sie war sehr
schön in ihrer Todtenbliisse. Behut
iam strich ich ihr die haare aus der
Stirn, und aus der Zartheit ihrer
Formen fah ich, daß sie noch sehr jung
war-. Nichts deutete auf ihren Namen
oder ihren Wohnort.
Kein Mensch war auf dem Wege zu
sehen. Jch versuchte, mich auf meiner
Karte zu orientiren. Das nächste Dorf
lag ein und eine halbe Stunde weit
entfernt. Jch beschloß, die Leiche dort
hin zu transportiren
Jch bedeckte sie mit meinem Mantel
und lenkte das Automobil zu ihr hin.
Jn aller Eile drehte ich die KurbeL
Der Motor versagte. Zehn Minuten
lang machte ich mich eifrigft daran, es
in Stand zu setzen· Vergeblich unter
suchte ich alle Theile. So verging
wohl eine halbe Stunde. Wie furcht
bar! . . . · Möglich, als ich den Kon
wandte, sah ich das Pferd wieder
friedlich neben dem jungen Mädchen
grasen. Und da lam mir ein Ge
danlr. Ich zögerte nicht, ihn auszu
führen, übrigens blieb mir kein an
derer Ausweg. Der Zügel des Pfer
des schleppte auf der Erde nach. Es
ließ mich an sich herankommen und
bis zurn Wagen führen. Mit
Hilfe von Stricken spannte ich es an.
Dann ging ich zu der Todten zu
räch hob see auf und trug sie in mei
nen Armen in das Jnnere des Wa
gens auf den einzigen Platz. den er
hat neben dem meinen.
Und wir fuhren davon . . .
Ich zwinge mich, ohne Beben Alles
hier anszuzeichnen, aber meinherz zit
tert und nur im Gedanken an die
furchtbare Spazierfahrt erstarren mei
ne bis-ide.
Wir fuhren ganz langsam Ich gebe
dem Pferd die Zügel. Meine Gefähr
tin gleicht einer Schlafenden . ..
Manchmal will ich anhalten. War
es nicht ein Opfer, was ich da brachte?
Aber nein, nein, ich darf nicht anders
handeln. Vorwärts!
· Und wir fuhren zwei, drei Kilome
ter
Aeine menschliche Seele weit und
breit
Aber ein Weg zeigte sich da rechts ..
ein Weg zwischen zwei Baumreihen,
der steil in ein Thal hinunterfiihrtr.
Das Pferd nahm ihn von selbst. Kein
Zweifel . · . . Da muß wohl das hauc
frin, das Schloß Und wirklich,
die Bäume find enger gepflanzt, noch
gepflegter. Von weitern raan Dächer.
hervor Ich habe Furcht
Ich babe Furt-Ich denn wenn ich ans
gelanat bin, muß ich die Schreckens
Mfchsft bringen« Und wie ioll ich sie
bringet-if Mittelst einiger zartfiihletp
der. auifliichtender, lügnerifcher Pina
fen. diesen Pbrafen, die die furchtbare
Mk ahnen lassen und tief er
fW machen?
»Der Wes grenzt an ein Paktgitter.
· Ein Vde dinchkreuzt ihn und auf die
sem Pfad ging Jemand, der mich nicht
ist-.
Ich tief ihn. Er blieb stehen. Es
me ein noch junger Mann im Jagd
Omw das Gewehr über der Schulter-.
Feuchten- faate ich ihm: »Meinfieer,
IS bitte Sie, helfen Sie mir-« Im
Beide habe ich eine junge Dame, ein
Mc Mädchen, gefunden . . . ich weis
KÆ wer fie ist, wohin ich sie tragen
,;; »Mit-jun es Mädchen?« ·
E «- . sie if? vom Pferde gestürzt«
ndets Vielleicht todt-P
»· »Ist-, todt Aber kommen Sie
Ess.». folgen Sie sein«
IS tief zu dem Wagen. Aber er
mit zappe. Warum eilte er fo?
steck-share Ahnung erfaßte mich.
se sprang sief pas Teittbtew riß
den Mantel fert, mit dem ich dirs inn
- ae Mädchen bedeckt hatte. und stieß ei
nen lanqnezvgenem geltenden Schrei
aus
Und er hob sie von dem Sitz, dettete
sie auf dem weichen Hafen, kniete vor
ihr nieder und bedeckte ihre Hände mit
Küssen. Dann wandte er sich zu mir.
Der Audrnck feines Gesichtes erschreck
te mich. so verzeert waren feine Züge.
Und mit Idaehackten Worten sagte
e: zu mir: «Es ist mein Kind. »un
ser Ießtes Kind wir hatten drei
alle drei todt Gehen Sie
schnell « —- — da —- -- —- da durch
--- —— fasten Sie es ihrer Mutter...
dadinten kommt sie den Pfad entlang
D mein aeliebtes Kind« mein
Letztes! . .. Gehen Sie...«
Ich stürite fort. Kaum hundert
Schritt war ich entfernt. als einSchuß
I trachte . ..
t
Er hatte sich getödtet
Und da, am Ende des Weges-, den
er mir bezeichnet hatte. sah ich eine
Dame, die langsam, ein Liedchen trä!
lernt-. spazierte und sich ab und zn
bückte. um Blumen zu pflücken.
Ohne nachzudenken ging ias zu mei
s nein Wagen zurück. Ich spannte das
» Pferd aus. Beim ersten Versuch funk
tionirte der Motor. Und toll vor
Schrecken. mit vor Entieden nennst-ds
- tem Haar ilob ich fort von den beiden
Leichen, die da am Weae lagen, an.
Wege, den die Mutter. ein Liedchen
trällernd. vie hände voller Blumen,
entlnna schritt. «
Xa Iris der III-et nu- Jassse. »
Iehr- . . .
Die Wiener Arbeiter-3eituna brinat
folgenden amiiianten Gerichtsbericht ’
Herr Theodor Streicher ist ein respek
tirter Komponist von nicht gemeiner
Art. Seine Lieder haben ihn nicht so
berühmt qemecht,1vie es der Pr: Def.
tbiin wird, der ibn voriae Woche auf
die Antlaaebant des Landstraßer Be
zirtsaerichtea brachte Er fiß odeex
stand dort als Vorkärnvier aegen eine
der neuesten nnd aucilendfien Land
plnaem ges-en das triichzende Unges
beuer Grammobhon Das tam io:
Der Musiker Taf-. in seinem A:beite:
zimrner bei affenem Fenster, wiss an
Wiener Jammertagen ncht andere
möglich ist. Da plötzlich schau mitten
in die mnsitaiifche Stille seine-.- Ge
mütbg dass bekannte Geqarker und Ge
ftöbne eines Grntnrnapbons.
Marterinftrument —- wie lieblich tönt
daaegen das abgespielteste Manier-! --—
gehörte dem Buchbinder Franz Hei-—
derer. der eben von einem Nur-entei
den neneien war. Das Grammapkkvn
i,atte er jüngst zum Geichent erdaitenz
ob zum Zwecke der schnelleren Gene ;
fung, der Abbärtuna. der Wieder-Je i
wöbnuna an ven schrecklichen Litrms
der Welt oder aar behufs Erzeugunp
einer Rezidive, das wurde nicht fest-—
aeftellt. Der Buchbinder freute sich
feines Gr.7mrnopbons, und damit auch
nie andere Menschheit eine Freude ba«
ke, stellte er es ins offene Fenster. Ca
rufo oder Cisentttich fang aerade. Da
dröbnte eine zornerfiillte Mönneritim
me herüber: »Auft;ören! Das ist isJ
fchändxich! Dieser fcheußliche Gram-—
mobbonliirm!« Es war die Stimme
des Musikers Theador Streichen Ber
mutblich bat dieser grimmige Protest
das Behagen, mir dem der Buchbinder
sein Grammopbon genoß, noch beden
tend erhöht. Herr Heiderer lief- sein
» Instrument weiterfchnarrem Plötzkich,
während Modl oder Mildenrura san
aen. fielen Schüsse. Einfache Schrot
Ichiifse in die Luft die niemanden ver
tetten, aber einen noch größeren Lärm
machten als der, der dem Schslltrichs
ter des Buchbinder-g entfubr. Merk
würdigen-Ieise vertrug der Gramma
pbonbefitzer den Knall des Jagdge
tvehts weniger als die Vorträge feines
Uns-eintrat Er verfiel wieder in
Nervenzuftände. herr Streicher aber
wurde wegen Vergebens gegen die Si
cherheit angeklagt, ja der Nichter, der
offenbar kein Verständnis für die Lei
den eines musikalischen Ohres hatte,
trat die Sache ans Landgericht ab,
Dag
i
(
i
weil das Verbrechen der schweren Kör
pekvetleßung vorzuliegen scheine. Nun,
auch das Spielen eines Grammophons
Jdei offeneni Fenster kann für andere
seine schwere Körpetvetleszung sein« für
einen Menschen von haidwegs musika
lischer Verfassung mindestens ebenso
hart wie der schnelle Knall von ein
paar flinken Schüssen. Es wäre zu
untersuchen, ob dem Buchbinder nicht
vielleicht sein eigenes Granitnophon ikn
Magen liegt. Jedenfalls wissen nun
die Besiser dieser schändlichen Lärm
erzeugunggmaschinem wessen sie sich
von gereizten Nachbarn zu versehen
haben, wenn sie ihr Mahnen nicht hö
ren: Da greift der Musiker zum
Jagdgewehri
;»Qkst das Iesiht nnd samt die
streuten-A
- Bei dem Besuche des Kaiserpaares
in Cleve hatte das Töchterchen Jlse
Jdes Bürgermeisters Dr. Wulfs vor
lder Kaiserin ein Gedicht vorzutragen
und der hohen Frau alsdann einen
Blumenstrauß zu überreichen Als die
Kleine mit ihrem Gedicht beginnen
wollte, streckte die Kaiserin die Hand
nach den Blumen aus, um sie in
Empfang zu nehmen. Die Kleine
hielt das Butett trampshaft sest, da
sie ihre Rolle programmmäßig ab
wickeln wollte und sagte: »Erst das
Gedicht und dann die Blumen.« Die
ser kleine »Zwischensall erregte bei der
Kaiserin und der Umgebung natürlich
große heiterkeit.
Sein Trick.
Itm Dillev hatte M schon all
Kaufmann, Schriftsteller und s
drüben in Ermangelung eines e
ren als Stiefelrmter versucht alter is
schlecht. wie fest, war ei ihm noch
- nicht ergangen.
Trübselia saß er in seiner Herberge,
»dem Betst-M crennnnt. klimperte mit
feinen leyten Silberstiicten und dachte
gerade über die Tiefsinnigleit des
Spricktoortes nach: .Wv die Noth am
löchftem da ist Gott am nöchiten', als
ihm ein rettender Gedante lernt-ein
Gedanke. der ihn sofort ann« getragen
naljnn
Titus eben noch so sorgenvolles Ge
sicht arinfte plötzlich vor Freude. Er
I sah sich schon im Geiste wieder wie ehe
; dem als ilotten Kamlier. und die lern
: wende Znifon wärdr idn in Ostende
finden . . .
Arn nächsten Nackmittag erschien in
einer fgihionalslen Heirath Londons
fclgende von Tirn ausgegebene, auss·il
lia geietzte Anzeigu
»Mit-by iunae Amerilanerim
Waise. wünscht mit charaltervoli
lem Herrn aus vornehmer Fami
lie bekannt m werden zwecks hei
rath. Antrage-r unter «Gli.ick« an
die Erdedition.«
Viele, viele Zünaere und ältere
Genilernen lasen dieses verlockende An
gebot und alle glaubten sich nach ein
aebender Prüfung berufen. der reichen
jun-gen Waise die fehlenve Familie er
setzen und das erhoffte Glück bringen
tu dürfen.
Als Tini nach troei Iaaen die Expe
dition seiest und oie unter «Gtiis«
einaetouienen Brieie forderte, Nin-J
diate mnn idm ein Partei aus« das»
reichtich vier Psund ivaa. stfiziere,s
Staatsbeamte und viele andere aeldss
bedüritiae Genttexnen schrieben theils
anonnme, theils nicht anonnme Brief-i
eben, worin sie in ruhtenden Warten
itire Bereit-He anpriesen
Für Iim war es teine leichte Ar
beit, alte diese Brieie iachsasemäß zu
verarbeiten. jedoch achtundvierzig
Stunden später hielt jeder der glück
lichen Verderber ein Billet in händen,
mai-Jus in iierlicher Tamenichriit zu
lesen war:
»Mein Herr!
Ich freue mich sehr, Iehren werthen
Brief zu besitzen und möchte Sie ten
nen lernen. Ich werde moraen den
Rezitatiang Abend von Tini Hitled im
Royalhatet besuchen. und zwar werde
ich aelde Seidenthe traaen und mit
meiner Geieltichasterin die erite Nische
lints einnehmen. Ek- iollte mich freu
en. nährend der weiten Pause Ihre
Aufwartung ru empianaen
Ihre
Mond Marion.«
Tikn veriedtte nicht« die Presse aus
den kommenden Knnstaennsi im Nod-It
Hotet aufmerksam zu machen und im
Zchautaiten desGotdtvaarenhöndters
Famian pranate ein araßes Matt-L
welche- Jedermann tund und zu wissen
that. das-, der Schriftsteller und Rezi
tator Tini bitten am siebeebnten De
zember im Nonal hvtel eiaene und
fremde Dichtungen vortragen werde.
Darunter stand mit Rothstist geschrie
»ben: »Siimmttiche Karten vertaust.'
Und siehe da, kaum waren diese
Vorbereitungen getrassen, als auch
schon die Schaut Deter, die die schöne
Maud steien wollten. im Royal hotel
erschien, um siir den morgigen Abend
Blöde zu sicherm
Der hatel - Pascha bedauerte, den
herren nicht dienen zu können. Die
sämmtlichen Billetts seien vergriffen
Aus die erschreckte Miene der Fragen-«
den erklärte er schließlich, es sei nicht
unmöglich, daß der Goldwaarenhiind
ler Samson noch einige besche.
Und Samson verstand sein Ge s
schalt. Für Jeden, der mit aufgereg
ter Miene hereinstiirmte, hatte er die
selbe Phrase: »Es thut mir leid, mein
Herr, aber wie mein Plalat schon be
sagt, sind alle Plätze belegt. Ich be
sitze zwar noch eine einzige Karte,
habe diese jedoch meinem Freunde R.
versprochen.« Aus vieler Bitten ließ
sich dann jedesmal Mister Samson
herbei, die fragliche lehte Karte sur
ein Pfund abzugeben Und der Be
treffende verließ Samsons Laden’mit
dem Bewußtsein heute wieder einmal
ausnahmsweise Glück gehabt zu ha
ben.
Als Tim am anderen Abend puntt
acht Uhr im Glanze seines gepumpten
Fracts den weißen Saal des Rohal
hotels betrat, war, außer der ersten
Rische links, jeder Plah hesehi. Auch
die Vertreter der Presse waren er
schienen, angelockt durch die seltsame
Mär, der Abend des bis dahin unbe
tannten Künstlers sei auiverlaust.
ISie waren verwundert über die hier
versammelte exllusive Gesellschaft·
welche Tini bitten ein so großes Jn
teresse entgegen zu bringen schien. s
Tim hielt eine Ansprache, dankte!
siir das ihm durch den zahlreichen Be-«
such bewiesene Wohlwollen und trug
dann eigene und fremde Dichtungen
vor . . . .
Andern Tags brachten die bedeu
tendsten Blätter Londoni Regensionen
über Tirn bitten Er habe diese und
jene Werte abweichend von der bishe
rigen Weise vorgetragen und ihnen
ganz neue Seiten til-gewonnen Seine
eignen Dichtungen zeugten von ausser
gewöhnlichern Talent.
Was dem Klage- erstaunlich diinti,
hält der Dir-rate siir selbstverständlich
III M Essi- M III-IT
In Grönlnnd. so erzählt die fran
zösiirhe Wochensthrift »Nun Simon
ihe« noch einein Bericht des britiiehen
Kapitäne Petri-, sind die Ehernänner
iin Allgemeinen ihren Frauen gegen-·
iiber wenig liebenswürdig Wenn die
Frauen trank werden« müssen sie sich
selbst zu luriren versuchen, da sie von
ihren Männern weder Mitleid noch
hilfe erwarten können; es tornrnt gar
nicht selten vor, daß Ehemiinner ihre
sterbenskrank bessere Hälfte ganz sich
selbst überlassen. ohne auch nur im
geringsten sieh um sie zu kümmern.
Wenn die Frau stirbt« wird sie tauni
betrnnert; der Leichnam wird wie ir
gend ein Thieriadaver aufs Eisfeld
geworfen und den gefräßigen Wölfen
und Hunden preisgegeben Kopitän
Parrn weiß sich diese entsenlichen Sit-:
ten gar nicht zu erklären; er berichtet
dann aber Einzelheiten über die griini
ländische Küche, die das erwähnte
französische Blatt zu der Bemerkung
veranlassen, daß die grönliindischen
Frauen von ihren Männern vielleicht
deshalb so geringschäyig behandelt
werden, weil sie nicht einmal die An- «
sangsgriinde der gasirononiischen Wis
senschaft gelernt haben. »Tag für
Tag". so schreibt Parm, »stellen sie;
ein eteldaftes Gemisch von WallfischH
ipect und Blut auf den Tisch; das istj
sozusagen Alles, was die Frauen die-I
ser Polarliinder zubereiten tönnen.«
Als Parrn eines Tages zwei Einge
borenen sür einen Dienst, den sie ihm
Jgeleiitet hatten, ein Wörtchen Talglichs
.ter schenkte, steckten die io reich be
ichentten Estimos die Kerzen iosort
in den Mund, nnd ihr Schmatzen ließ
erkennen, daß sie sie mit dem größten
Appetit verzehrten. Das Fett and
Oel, das sie für ihre Lampen gebrau
chen, ist dasselbe. das in der Küche zur
Verwendung kommt. Als Parrn ei
nes Tages für seine Sammlung um
eine jener seltsam geformten Lampen
bat, trank die herkin des hanses zu
erit das in der Lampe befindliche Oel
aus nnd iiiuberte dann den Helde
dälter mit der Zunge. Ein andermal
riß ein Esiinw einem Fortchungsrei
senden ein Stück Waschseifr aus der
hand, um es in seines Magens Tie
fen verschwinden zu lassen. Als der
Forscher ihn wegen seiner Gesräßig
teit tadelte, sagte der biedete Estimo,
daß er in seinem Leben noch nie etwa-·
Köstlichereg gegesien habe.
kroenogelchichten.
Italienische Ordensgeschichten er
zahlt die »Gazzetta di Torino'·: Einesl
Tages trat Garihaldi an Viktor
EmanueL seinen töniglichen Freundk
und Gönner, heran nnd bat ihn, Aas J
tonio Mordini den Annnnziata — Or !
den zu verleihen. Da Mordini das
malg ein begeisterter Anhänger Mazi
zinig war. glaubte der König dem
Wunsche Garihaldis nicht entsprechen
zu sonnen Als zwei Jahre später
Garibaldi nach dem Unglückgtage von
Aspromonte nach Caprera zurückge
kehrt war, erschien bei ihm ein oon der
Regierung entsandter Friedensbote,
uin ihm ein Geschenl zu überbringen:
es war die Kette des Annunziata-Dr
denj. Der Freischaarenheld wies je
doch den höchsten italienischen Orden
mit einem Worte, das historisch ge-»
worden ist, zurück: «Danlen Sie in
meinem Namen der Regierung«, sagte
er, »aber melden Sie, dasz Garibaldi
solche Ajnterlißchen nicht tragis« Der
AnnunziataOrden hot noch ein an
dermal Anlaß zu einer scharfen Ant
jwort. König Humbert hielt in seiner
großen Güte, die ihm einen dichten
Schleier urn Herz nnd Augen legte,
alle Menschen iiir edel und gut. So
lam es, dasz er einen sehr geriebenen
und ganz slrupellosen Politiler durch
Verleihung dei hohen Ordens, der die
damit Beglückten zu Vettern des Kö-.
nigs macht, auszeichnen und ehrens
toollir. Er sprach darüber mit dem
i
i,
alten Depretis, der damals Minister-;
präsident war. Depretis hörte den
König ruhig an und sagte nach einer
kurzen Pause, indem er sich den Bart
strich und durch seine Brillengliiser
dem Monarchen schars in's Auge sah,
langsam und jedes Wort gleichsam
siandirend: »Wenn Euer Majestiit
jenem Deren den Orden geben will,
so ist nur eine einzige Kette zur Ver
siigung . . · meinet« Und der Konig
l ließ die Sache aus sich beruhen.
ter Böse «- dates-hier«
Es ist bekannt, daß Sorah Bern
hardt in ihrer Pariser Wohnung einen
Leoparden beherbergt und in des Rue
Beauboutg gibt ee einen bekannten
Weinböndler, der einem indischen Fa- ;
tir gastliche Ausnahme gewährt. Noch
seltsamer ist es aber, daß man einen
Löwen zum Mitbewobner seines hou
ses erwählt. Das aber bat ein frühe
rer Thierbändiger Namens Mauricet
gethan, der, ais er sich von seinem Be
ruf zurückzog. sich von seinem Löwen
mit dem stattlichen Namen Justinian
nicht zu trennen vermochte. Es war
zunächst schwierig, eine Wohnung zu
finden, in der der haustvirtb gegen
die Unierbringung des Raubthieres
nichts einzuwenden hatte. Endlich ge
lang ei Monsieur Mauricet, einen Ei
genthümer zu entdecken, der den Bän
diger rnii seinem Psiegling auszuneh
nren bereit war. aber nur unter der
Bedingung, daß er niemals das Haus
verlasse. Sechs Jahre lang hat das
Thier seine Abschliehung von der
Aussentoelt ertragen. Die Nachbarn
hatten sich allniiihlich an seine Gegen
wart gewöhnt, sie begegneten ihm ohne
Angst aus der Treppe und warfen ihm
Zucker hin, wenn er sich an den war
men Sommeradenden aus dem Bal
ton erging. Jni hause wußte er sich
in mancherlei Beziehung niihlich zu
machen. Er ging mit dern Mädchen
nach dem Keller, Kohlen und Wein zu
holen und dreimal am Tage besuchte
er die Loge des Portiers, um seinem
z Herrn die Post zu bringen. Jm gro
ßen Ganzen aber genoß er eine Muße,
die auch siir ihn der Ansang aller La
ster wurde. Seine Sitten wurden
nach und nach laaerer. Mauricet wars
ein nachsichtiger Herr, und da er selbsti
ein Freund des Liliirs war, so wars
es nicht verwunderlich, daß er auchj
seinen Schüsling mit seinem Getränts
vertraut machte. Der Löwe tranlI
englisches Bier, Wachholder, Weins
CocttaiL wobei er eine besondere Vor- !
liebe siir algerischr Weine zur Schaus
trug, die ihn wahrscheinlich an diei
Heimath seiner Vorfahren erinnerten.I
Dieses Wohlleben scheint Justinianl
nicht eben gut bekommen zu sein, er1
ist dieser Tage nach einer Art Deli-.
riuin in’s Jenseits hinübergegangen.!
Auf Montmartre hat der eJljod Justi-;
nians lebhaite Bewegung hervorgeru
sen, denn rr genoß in diesem Quar
tie: großes Ansehen·
Der sum-e der sit-leisten
Nützlich, so berichtet eine englische
Wochenschrist, wurde ein Ferienzug
unmittelbar nach der Adsahrt durchi
Ziehen an der Nothleine wieder zurnl
Halten gebracht, und es stellte sich her- !
ans, daß ein altes Miitterchen der uns ;
sreiwillige Anlaß war. Die alte Dames
hatte sich nämlich zum Fenster hinaus- s
aelebnt und ihren zurückgebliebenen?
Lieben mit dein Regenschirme sit-s
gewinkt. Dabei hatte die Schirm-.
triicke sich in der Nothleine versangeM
nnd so war das Unglttet entstanden.!
Ebenso drollig wirkt es natürlich«
wenn Jemand absichtlich «die Noth-;
leine zieht und nachher einsieht, daßl
gar leine »dringende Gesahr'« bestan-s
den hat. Das passirte jüngst einer«
Dame, die aus London absicht. Mit-«
ten während der Fahrt. so schien es»
ihr« iog ein ihr zaeaeniibersisende beri«
einen sorgsöltig in ein Futteral ver-.
packten Revolver hervor-, leider jedoch;
stellte der Schaifner sest, daß es nicht
ein Nevalver war, sondern eine präch
tige, wodlverpacktr Meerschaumpseisel
Daß ein paar junge Leute aus reinem
Uebermuth die Notdleine ziehen, blos
weil der eine um eine namhaste Sum- i
me gewettet hatte. dasz er es thunl
würde, während die anderen es be-1
stritten, gehört in England, dem
Lande der Wetten, natürlich nicht zu
den Seltenheiten. Jn London ist
jüngst ein italienischer Drehargelspips
let vor Gericht geladen worden, weil
et vie Nothleine gezogen haben sollte,
ohne dazu ein zwingendet Grund vor
gelegen hätte. Er allein konnte der
Schuldige gewesen fein, denn ee war
allein im Wogen gewesen. Es stellte
lich jedoch heraus, daß ee völlig un
schuldig wol-. Er war nämlich wäh
rend der Fahrt eingeschlafen, und die
se Gelegenheit hatte sein Affe, den er
natürlich bei sich hatte, zu einee Klet
teepaetie benuht. auf der et sich
schließlich an die Nothleine gehängt
hatte!
Jst sen-ens.
: Herr Windig lhat eine frühere
iFlamme aus der Straße aetcoffen):
» »Um es Ihnen nicht ein bißchen leid,
Hdaß ich mich verheirathet habe. Fräu
; sein Ianes?«
Fräulein Armes-: »Seht sogar —
um Ihre Franck«
Cis sites-et Leiter-.
As »Mit dem Lehrer meines Soh
nes bin ich sehr ,kufrieden.«
B.: »So? Trotzdem Ihr Sohn
beim Eramea durchaefallen ist?!«
A.:"«Troßdem. Der Lehrer heira
tbet meine Tochter-X
—«-—
Gerade dir-ur. f
Au «Meiner Meinung nich miifzte
entschieden die Prügelftrafe wieder
eingeführt werden«
B.: »Aber ich bitte Sie. wo bleibt
denn da das menschliche Gefüth
ist-: »Nun, das Gefühl ift in bei der
Prügelftrafe die hauptioche.«
Bernhaqu
Schwester: »Es ift recht häßlich von
Dir, daß Du immer hinter der Thür
fteliitx aber nicht wahr, Gan-, Du
fällst doch Manto nichts davon, daß
mich der Dotter ein- oder zweimal ge
tiißt hat's«
Brüderchem »Nein; Du mußt rnir
geber für jeden Kuß fünf Pfennige ge
n." »
Schwefterr »Geis, feidxicht fo un
verfchiimt fo viel ld half ich
ja gar nicht!«
Aulis Ehe
«War Jlir Reifender nicht früher
Du balter bei Sehnens«
· wohl. Um den Reifepoften hat
er sich erft den-erben« nachdem er fich
verbeitatbet hattet«
» Jst sitt-.
—
We -
» Bauer-frank «Litbe Frau Doktor,
Ihr Mann könnte doch meinem Sonne
noch einmal betten: gestern ital-« ich
ihn so aebeten. aber er blieb unge
rührt. Ich brina' ihm daher heut«
einen Korb Eiet!«
Frau Dottatz »Der mit den
Riibreiern!«
Unsere Zeiten«
»Warum heirathen Sie eigentlich
nicht« Herr jin-ist«
»Ach, dazu reicht mein Einkommen
nicht qui-U
»Fau« Ausrede. Es heißt bei
Schiller: Raum ist in der kleinsten
hätte iiir ein aiiicktich liebend Bank
»Das war einmal. Bei den heuti
aen Damenhiiten ist das nicht mehr
mägiich.«
Unter Studenten
Herr v. R» ein junger Mann von
jniiaiient Adel, verlangt im hotel die
Speiietarte: »Neh. Oder, Speisetars
te!«' Der Ober bringt ste. »Ich, vor
leien!" Getchietn. »Wenn nichts?
Abtreten!«
Zwei am Nehentischt sitzende Stu
denten: »Ohn, Weintartet Vorlesent«'
Geschick-L ,,Weiter nichts-?- Abtretenl«
herr r-. R. itt höchst empört und
läßt durch den Kellner den Studenten
seine Karte drinnen.
Studenten: ·Vorlefent« Geschieht
»Wenn nichts?" »s- «Nein!«' —- »Ah-«
treten!«
kss Gehirn.
Naturgeschichtsstunde. Der Pro
fessor spricht gerade vom Gehirn des-—
Menschen, als er bemerlt, daß er das
Modell des Gehirns isn naturhisivri
tchen Kabinett veraessen hat« Er he
nuttrnqt einen Schüler mit folgenden
Worten. es zu holen: »Sie Novotny.
wollen Sie die Freundtichteit haben.
ins Kabinett zu aehrn und dern herrn
Direttor tu innen, er mischte mir rnein
Gehirn herunter schicken, da ich es
tnomentan brauche!«
Ists der Jnitruttinnsitunde.
Unteroitizieu »Was tann pjisirem
wenn der Lauf des Getvehres nicht or
deutlich nereinint itt?"
Relrut Pieste: »Der Schuß könnte
stecken lsleiben!"
Unterossizien »Falich!"
errut Mudictex »Die Flinte könnte
dlnsent«
Unterossizien «Falich!«
Rettut Stövfel: »Der Schuß könnte
hinten rausgehen!«
Unterossidim Hillles Quntjcht
Wenn Jhr Hijnmelhunde Eure Ge
wehee nicht ordentlich vuIt. dann
tann vaisiren, daß ich Euch eine gerne
gehörige Ohrfeige appelzire todt-li:
zirett«
! Für use Ilse.
Junge Frau: »Ach, Arthur. nie
lönnte ich jemals ohne dich leben
Aber nicht wahr. in die Lebensversiche
! rann läßt du dich doch aufnehrnen?«
Notwendige sei-incrass
Erhontel Uum jungen Arzte, feinen
Erbnetjen): »Du hatt mich nun un
tersucht, wie ijt denn cnein Befinden?«
Reife: .Trot’tlos. Ontel.«
Onkel: »Für mich oder —- fiir
Dich?'
. Ists-ist«
»Die junge Frau ist wohl iehk
witthfchaftlichp
»Na, ich sage Ihnen, die steht den
ganzen Taa am Kochherd ..... bei
der Nachbarin!«
Immu- End-.
«Jfl der junge Chemann glücklich?«
»Seht: der hat in den Rittern-o
chen nichts gethan, wie den ganzen
Tag Geld gezählt!«
Einem- hu.
l
v
«Ketl, was soll ich mit Jlmen an
fangen, wenn Sie schon wieder besof
fen sinds Sie glauben wohl, Sie sind
’n General und können faulen, loviel
Sie wollen?«