Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 22, 1909, Zweiter Theil, Image 10

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    Was die Nacht verbarg
Roman von E P Oppknheim
-«-------.«A w- M- :A- IM
LSUVSHWTWLHJLS
»W:-:.--: :--x---«.: stMMMs
(21. Fortsetzung)
35. Kapitel.
Frau Friesicte steckte vorsichtig den
Kopf durch die Thürfpalte in Holl
«elbers Arbeitszimnier. »Da is schon
siedet jemand, der Jhnen sprechen
, möchte,« sagte sie. »Und ick wees
sich —- foll ick die —- die Dame nu
’rinlassen oder ——'
Von einer beglückenden Hoffnung
etfiilkt, war heinz aufgefprungen und
fragte hastig: »Eine Dame —— sagen
Stett —- Wie sieht die Dame aus?M i
Die Aufwärterin zuckte die Achseln»
»Ja. ick weefz nich!« meinte sie und;
fah heinz merkwürdig an. »Seht:
elejant, aber ——" l
Ungeduldig drängte der junge
Schriftsteller »Das sie anen denn
keinen Namen genannt?«
»Ja foll Jhnen bloß sagen, das
Fräulein vom DohratosTheater wäre
den«
Die kleine Chorftin also! heinz
fühlte fich tief entiäuscht. Für einen
Augenblick hatte er dem Gedanken
Raum gegeben, daß es Margot fein
könne« die ihn da aufsuchte. Freilich
mußte er sich sagen, daß feine An
nahme sehr thöricht gewesen fei; erft
der Brief« der sie von seiner Unter
redung mit Dombrowsti und der an
geblieben Frau Longtree unterrichtete,
hätte Margot möglicherweise Veran
lassung dazu geben können, nach Ber
lin zueiickzukehren und dieser Brief
konnte ja erst heute in ihre Hände ge
langen. Jedenfalls bedeutete ihm der
sefuch Fräulein Mieze Hofmeifters
eine Ueberraschung
»Im-ten Sie die Dame hereint«
gebot er kurz. »Und sorgen Sie, daß
wir nicht gestört werden. Es sind
wichtige geschäftliche Dinge, die ich
mit ihr if verhandeln habe.'«
Das liebenswürdige Lächeln der
Frau Fiesicke zeigte mehr als deut
lich, wie felienfett ihr Glaube an
diese wichtigen geschäftlichen Dinge
war. Sie murmelte irgend etwas
Unveritiindliches vor sich bin. während
sie litnauöging die wartende Chori
ftin her-einzuführen, und hinter der
»Motiven Mede« warf sie die Thür
recht unsanft ins Schloß.
Vier in seiner Wohnung legte
Hetnz in seinem Benehmen gegen das
Mädchen noch mehr Zurückhaltung an
den Tag, als er es bei ihren früheren
Beaegnungen gethan hatte.
Auch sie war während der ersten
Minuten etwas befangen, aber sie
machte sich rasch von ihrer Verlegen
heit frei und sagte nach den ersten
Worten der Begrüßung: »Sie wer
den gewiß erstaunt sein, mich hier zu
sehen. Aber ich wollte doch gern wis
sen, ob Sie mit Ver Frau gesprochen
haben und ob ich recht hatte mit mei
ner Bermuthung.« »
being hielt es für gut, sie nicht in
alles einzuweihen »Es scheint doch
nicht«. sagte er ausweichend »Die
erste Unterredun brachte uns teine
rechte Klarheit. Aber eg ist immer
hin möglich, daß uns die Frau nicht
in allen Stücken die Wahrheit sagte.«
Fräulein Mieze, deren helle Augen
die reiche und geichrnackvolle Einrich
tung des Zinimers einer eingehenden
Mutterung unterzogen hatten, sagte
ziemlich gleichgültig: »Na, lassen Sie
sich man nicht von ihr täuschen. Jch
glaube sicher, daß es seine Frau ist. —
Aber wunderhiibsch wohnen Sie!«
" Der unvermittelte Uebergang ent
lockte Heinz unwillkürlich ein Lächeln.
M es war ihm nicht erwünscht, dasi
ihr Gespräch sich mit anderem als mit
Der Matteni’schen Angelegenheit be
schäftigt er entgegnete deshalb ziem
iich kurz: »Ja. ich liebe es, mich in
.etset geschmackvollen Umgebung zu
Warn. —- Etwsas Neues.haben Sie
doch in der Zwischenzeit vermuthlich
dicht trinkt-III . ,
Fräulein Miete spielte mit dem
Griff ihres Sonnenschirme9, und es
dauerte merkwürdia lange, ehe sie zö
gernd erwiderte: ,,6tirag Neues-? —
I- Nein —- dzs nicht gerade. Aber ich
Thätte Ihnen —«
Sie stockte. Heini war überrascht,
hütete sich aber wohl, das zu zeigen.
»Sie haben mir noch etwas zu sa
gen? Etwas, was Sie von Otto
Mariens. von dem wirklichen und
noch lebenden Otto Mariens wissen?«
Die Frage war ein wenig kühn,
aber er erkannte, daß er das Rechte
getroffen hatte.
Mit offenem Erstaunen sah ihn
ulein Mirze an. »Wie können Sie
ist irdisch« fragte sie. »Es-then Sie
vielleicht doch mit der Polizei zu
Mark
Er schüttelte lächelnd den Kopf.
»Sie viirfen mir meine Frage nicht
iibel sehmen«, fuhr die Choriftin fort.
Es muß mich ja doch wundern, daß
: « die sich to ier sük den Fall interes
srses syrv to gut über alles Bescheid
M
« · Sie wissen ohne Zweifel, daß ich
Heller bin. Der sGall hat ein
Wiesen-per Hut-resi- ni
— das ist alle-X
«Uscd Sie lagen ei wirklich nie
. seit-Ziem- iman Ihr-ein' Fort
-- reiten von
Ists-kir- F
D
..So lange ich nicht auf Grund ei-·
gener Nachforschunaen die tut-erzeu
Raung gewinnen muß, daß das zu
» meiner Kenntniß Gelangte den Mord
auftlären lann — nein. Jn dieserns
Full wäre es natürlich ineine staats
bürgerliche Pflicht, zu sprechen; aber
selbst wenn ich gezwungen werden
sollte. der Polizei davon Mitteilung
zu machen, daß ich die Frau des Er
mordeten entdeckt hab-e. werde ich docki
Ihren Namen, mein Fräulein, nicht
nennen. Tessen können Sie versichert
tein.'
Fräulein Mieze studirte angele
gentlickp das Muster des Teppichs.
»Ja diesem Falle brauchten Sie mei:
nen Namen freilich nicht zu nennen«.
sagte fie langsam. »Aber wenn ich
Ihnen unbedinat vertrauen ioll mits
fen Sie mir das ausdrückliche Verspre
chen geben« es in teinern Falle zu
täun.«
Hnllielder fah ein, daß er ein ge
waates Spiel trieb. ihr die verlangte
Erlläruna zu geben; aber er erkann
te auch. daß sie ohne das nicht reden
würde. Er entichloß sich deshalb rasch.
»Ich verspreche es Ihnen«« sagte er
ruhig. »Sie diirfen mir unbedingt
vertrauen. Fräulein Hof-meisten Jch
werde arwiß nur zu Järesn Besten
handeln-"
Sie Helohnte idn mit einem dani
baren Blick und dann iaate sie cn«it
einein erleichternden Seuiierz »Ich
will Ihnen nur gestehen, daß ich ei
gentlich aetotn en bin, Sie unt Ih
ren Rath zu bitten. Ich weiß nian
lich nicht, wie ich mich in einer aetoifs
ieu Sache verhalten soll. « Ein
paar Wochen var feinem Tor-e besuch
te mich Mariens. Er war sehr un
ruhig damals, und er tmn schließlich
rnit« einer Bitte herzus. die mir sehr
seltsam vorlam.«
»Um was bat er Zie?«
Ich sollte einige wichtige Vapiere
in Ausbewabrung nehmen, die bei
ihm angeblich nictst sicher wären. Ich
dachte, es müsse sich mindestens un!
kostbare Werthpaviere handeln, aber
was schließlich herauslani, war dirett
albern. Die Papiere bestanden näm
lich nur aus zwei Briesen.«
Eins — aus irr-sei Briefen?« So
gut sich Hollselder in der Gewalt hat
te, in diesem Augenblick veriagte seine
Selbstbeberrschuna. Er mbmete unges
stiirn, und unwillkürlich hatte er sich
gegen die Cborisiin voraeneigt. »Ha
ben Sie dies-e Briefe aeseben?«
»Gewiß habe ich sie aeieben Er
that sie ia in meiner Gegenwart in
einen Umschlan, den er siins Mal ver
siegeltr. Jch habe ihn nie so feierlich
gesehen wie damals. Hundert Mal
beschwor er mich, den Umschlaq wie
meinen Auqapsel zu bitten. Ich dach
te, es müsse irgend eine alte Liebes
aeschichte von ihm dahinter stecken,
nnd ich binM denn auch daraus einge
gangen.« «
.Waruni haben Sie bei Ihrer Ber:
nebmung nichts von diesen Briesen
PNMP
»Weil ich nicht mehr daran dachte.
Ich hatte sie weg-geschlossen und habe
sie später rein vergessen Erst vor
ein paar Tagen fielen sie srnir wieder
in die bande.' -
»Was beben Sie damit nemacht?«
fragte heim.
; »Nichts-. Jch habe sie wieder ein
quschlossem Jetzt frage ich Sie, was
zich damit anfangen solls«
« .Geben Sie mir die Briesel« sagte
Heinz rasch und bestimmt. »Sie tönet
ten sonst ernite Ungelegenheiten da
mit beben. Von mir aber wird tein
Mensch erfahren, wern ich ihren Be
sih verdanke.«
»Ach, ich wiu i« froh sein« wem- ich
bas· Zeug los bin', erwiderte das
Mädchen. »Ich mag mit der ganzen
Sache nichts mehr zu thun bat-en
Iber ich will mich auch keiner Ge
fahr aussehen, und ich weiß nicht, ob
II berechtigt bin, sie Ihnen zu ge
n.« « » ,
s Hollfelders Gedanken srbeileten
lsielIerheiit« einen Grund ausfindig
Hu machen, der sie beweaen inußte·«
kihm die Dolumente augzuhändigen.
»Sie sind dazu berechtigi«, sagte er,.
um Zeit zur Ueberlegunq zu gewin
nen. »Sie vermutheten ja schon
ielbsi, daß es sich dabei um eine alte
Liebesqeschichte handelt. Ich will
Ihnen nur gestehen, daß ich vorhin
nicht ganz aufrickiisq geaen Sie gewe
ssen bin.« Er hatte sich ietzt einen
gewagien Plan zurechtgelegt, nach
dem er handeln mußte. »Ich sagte
Ihnen, daß ich nur ein rein schrift
stellerisches Interesse an dein Fall
Mariens hätte. In Wirklichkeit koni
rnen jedoch noch einige andere Grün
de hinzu. Ich lenne eine Dame, die
iriiher einmal in Beziehungen zu
Mariens gestanden hat —- ich bin gut,
sehr gut auch mii ihr befreundet. Die
se Dame befindet sieh in qroßer Un
ruhe. weil einige ihrer Briefe, die sie
an Mariens geschrieben und die sich
sicherlich noch in seinem Besih besin
den mußten, nach feinem Tode nicht
ausgefunden wurden. Die e ist
nämlich fett — verheirathei.« Er
atlimete schwer. »Um diese Briese
handelt ei sich hier ohne Frage. Sie
haben mit dein Mord gar nichts zu
lcha en, aber ei wärt-e der betreffen
e begreiflicheriveise eine gep
ße sen-hinun- sein, sie zerriiel zu er
halten. Sie sehen als-. daß Sie ein
-- —-- »I- - ,
f
gutes Wert thun, wenn Sie sie rnir
aushändigen.«
»Ja. wenn et lo W« meinte
Fräulein Mieze erleichtert. «D«nn
kann ich fie Ihnen freilich gest-»
Und ietzt verstehe ich auch, warum
Sie sich aiar fo sehr für diefe dumme
Mordgeschichte interessieren die tnir
schon genug fchlaflofe Nächte geleitet
lut. —— Ich habe den Umfchlaa nett
Fen Briefen mitgebracht Hier find
te.«
Als Heini den Umfchlag aus«- ib
ren Händen nahm, zitterten feine
Finger. und in feinen Schlöfen häm
merte das Blut. -
Sie aber war offenbar froh, daß
sich die Sache fo glatt fiir sie erledigt
hatte. »So«. meinte sie ziemlich
sorgte-e indem sie sich erhob. -.Dae;
iräre icks nun glücklich los. — Wasi
ich nsch innen wollte ——-« sie trIat vor
einen spiegel und rückte ihren Hut
zurecht — »iibermorgen wird das
ne e Stück zum ersten Male aufge
fii rt. Ich habe eine hübsche Rolle
darin. eine. wo man auch etwas spre
chen mußk
Sie beobachtete im Spiegel fein
Gesicht, und er beeilte sich, ihr zu ver
sicheru, daß er trinenfalls verfehlen
wurde-, sie in dieser neuen Rolle zn fe
ben.
»Ja. srer Sie werden teine Kar
ten mejr belotnrnen«. fagte sie. Zither
wenn Ihnen fehr viel daran liegt —
ich Lade mir fiir theures Geld zwei
Karten aetauft. die allerdings eigent
lich für einen anderen bestimmt eva
ren. aber «-'«
»Wenn ich Sie nicht geradezu br
raube, würde es mich herzlich freuen,
wenn Sie mir die Karten überlassen
wollten«
Natürlich machte ihm die lleine
Choriftin die Freude, und ebenso na
türlich mußte er den gleichen Preis
dafür zahlen, den die ominölen Händ
ler verlangt hätten —- das Dreifache
idres Wettbes nämlich. Aber er be
fchlofi in der Stille feines Herzens,
I noch ein Uebriaeö w thun und Fräu
llein Miete aus Ertenntlichteit fiir
i
f
»F
- den unfchänbaren Dienst, den sie ihm
» erkviefen hatte, am Abend ihr-er erften
l wirklichen Rolle auf der Bühne einen
Blumenstrauß überreichen zu lassen,
; sc groß wie ein Mgenrad. ,
l
Lis. Kapitel.
Bis zum späten Nachmittag muß
te being auf Herbert warten Dann
; endlich tarn er, müde nnd abgestutzt-it
»Ich bin den aanzen Tag herum
F aelaufen" . ignte er, sich Heinz segen
WAWF
iiber aus einen Stuhl fallen lassend.
«Natiirl ich lauter vergebliche Wege.
Aber in unserer Lage wagt man ja
auch das Aussichtsloseste.'
aUrsein-mehr ist rnir zugespllem ohne
daß ich mich hätte darum biniüben
müssenN erwiderte Heinz. «Jch habe
das, was w:r und andere io lange
vergeblich gesucht haben » die Briefe
der Prinzessin!«
In größter Ueberraschung fuhr
Herbert anz. Wie ist das möglich?«
fragte er erreat »Zind Sie Jisrer
Sack-e ganz Meis«
»Ganz sicher! --— Ich habe mir nn«
tiirlich nicht erlauben diirfen, die
Brieie zu lesen —- sie befinden sich
in versieaeltem Umschlan. Aber wenn
Sie alles erfahren haben, werden auch
Sie nicht mehr zweifeln«
Er berichtetr. was ihm die ileine
Choristin anvertraut hatte.
Als bollielder schwieg. sagte Her
bert rudia1 »Wenn Sie mir das Pa
clet einbiindiaen wollen — ich erlau
be doch, daß ich befugt bin, es zu öff
nen.«
Heini übers-ab ibrn den Umschlag,
Herbert löste die Siegel prüste die
Brieie sorgfältig, und dann sagte er
rnit einem tiefen Aufritt-wem .Ja —
es sind Marias Briefe. Wir rniissen
tiie Prinzessin sofort telegrapbisch
von ihrer Wiedererlangung bin-ich
richtigen Aber wir dürfen uns nicht
verhehlen, daß wir nnr uni einen Hei
nen Schritt weiter gelornrnen sind. Es
isi ja sehr schön, daß uns diese Pa
piere leinen Schaden mehr thun tön
nen, aber die Gefahr, in der Maegeot
schwebt, wird dadurch nichtanö
Welt geschafft-«
»Natürlich nicht. Aber das Be
Fö sztseirn daß diese Briefe nicht eines
neu Tages bei einem dritten anf
iauchen können, ist doch immerhin eine
grosse Beruhigung. —- hnben Sie die
Absicht, sie zu vernichtenk
herbert lächelte »Ich werde zu
verhindern wissen, daß sie noch ein
mal in die Hände eines Unbefugten
fallen —- verlassen Sie sich daraus!
—- Nun aber müssen wir vor allein
daran denken, unsere Aufklärung-Bar
beiten iortenietzen Es ist doch in der
Zwischenzeit nichts Neues darüber zu
Ihrer Kenntniß gelangt?«
»Dariiber —- nein«, erwiderte
Heinz zögernd und in leichter Verle
genheit. »Aber ich empfing heute
Vormittaa allerdings noch einen an
deren Besuch. Der Oberstlieutenant
Arnstors sah uns gestern Abend in
das Theater gehen und machte mir
daraufhin heute das Vergnügen sei
net Besuches.«
Herbeet richtete sich höher auf, und
fein eneraisch aeschnittenes Gesicht
nalnn einen adtveiienden Ausdruck
an. »Ich habe das doch wohl nicht
so zu verstehen, daß meine Person
dein deren Oderftlieutenant Ursa e
geben dabe, Sie aufzustehen «
ragte er takt
.,Es irae vielleicht auch wegen mei
nes Zusammenseini mit Ihnen, daß
der here Oberstiieutenant zu rnir
tm', entgegnete dein-i ausweichend
»Bei allein aber schien ihn etwas an
deres herzufiiheen.«
Webeingen machte eine Bewegung
leichter Ungeduld »Ist es nothwen
dig. daß Sie rnir —«
«Gesiatten Sie mir, davon zu spre
chen, denn ich muß Sie um Ihren
Rath bitten, wie ich mich zu verhal
ten dabe. —- Idr Siiefvaier stellte
mir allerlei Fragen, deren Zusam
mendang mir nicht recht verständlich
war, und die ich zu meinem großen
Bedauern sticht aans offen beantwor
ten tonnte. Vor allem erkundigte er
sich, ob ich irgend etwas über Dom
broxvsti wüßte. das seine Satisfak
tionsiöhiakeit in Frage stiellte.«
Oerbert blieb vor ihm sieben und
fraqte erstaunt: »Wie kam er dazui
Handelte er da irn Auftrag eines
drittens«
»Den Eindruck empfing ich nicht.
--Es muß sich bei ilim selbst ein Ver-;
dacht gegen Tombrorvsli gebildet ha
ten über den übrigens im Club vons
jeher allerlei geredet wurde Ich er
lliirte ihm, daß ich fiir meine Person
mich nicht mit Dembrorvsli schlagen
würde. aber er gab sich nicht damit
zufrieden. sondern verlangte von
mir zu wissen, ob ich positive Anga
ben machen lönnte, die Dombrowstis
Ehrenlyastigteit in Zweifel setzten.
Das aber lonnte ich nicht« «
»Natürlich nicht!»Sie hatten ihm
j: sagen müssen, daß der angebliches
Privatgelehrte in Wahrheit ein rus- «
sischer Spisel ist —- und er wäre dann
in seiner Eigenschaft als Clubnriisd
dent gezwungen gewesen, snun Ihrer
Mittheilung gegen den Polen Ge
brauch zu machen. An Ihnen oder
vielmehr an Margot aber hätte Dorn
brswsli sich sicherlich dasiir gerächt.«
»So dachte auch ich, und ich schwieg
deshalb dem Herrn Oberstlieutenant
g.qeniiE-!er. Aber die Situation ist mir
recht unangemde
»Wenn ich nur begreifen lönnte,
nie mein —- wie der Oberstlieute
nant überhaupt dazu lam, Ihnen der
artige Fragen zu stellen!«
»Vielleicht wird es durch eine ande
re seiner Fragen erklärt die scheinbar
in keinem Zusammenhang damit
stand. Er befragte mich noch ein
mal auss Gewissen, ob ich mit Be-:
stimmtbeit erklären tönne, daß Mut-i
aat weder in dieettem noch indirettem
Zusammenhang mit dem an Martens
verübten Verbrechen stehe Als ichi
diese Frage bejatyte meinte er, dassj
also jeder Margot nuss schwerste und"
aus das ungerechteste beleidige der
einen Verdacht gegen sie öußerek
Ungstiim trat Herbert aus ihn zu.
«Wie soll ich das verstehen?« stieß er
hervor »Sie glauben doch nicht et
wa, dasz mein Stiesvater selbst sich
mit -—-«
Er verstummte denn eben war
draußen die Wohnungsgloele ange
schlagen.
heinz ging hinausmn urnzu össnen.
Es war ein Rodrpostbries siir ihn ab
gegeben marden. Aus den erstens
Blick erkannte er aus der Adresse die
charakteristische Handschrift Dom
s browstis.
Er lehrte in Ins Arbeitsztmmer
zurück, ehe er dag- Schreiben erbrach.
«Eine Nachricht von Dombroth
; til —- Es scllte mich nicht sonder-lich
Htvunderm wenn sie in Zusammen
hang stände mit den Ltlndeutungen
’ Jshres i-C’-.tiefv.1tersäs.'«
Er schnitt den Umlchlaa auf und
entnahm ihm das mit flüchtigen. of
isenbar in nroßer Eile hingewarfenen
’3eilen bedeckte Blatt.
! .Geedrter Herr Hdllfelder!« las
Wer halt-laut vor. »Ein meinem stro
ßen Bedauern iehe ich mich außer
I Stande, meine Ihnen gegeben Zusa
fae einst-lösen Er- haben sich in der
Zwischenzeit allerlei Dinge ereignet,
i
i
i
s
i
i
i
die es mir zur Unmöglichteit ma-(
chen mit der bewußten Angelegen-»
heit drei Tage zu warten. Jch ver
mag Ihnen keine näheren Ausschl-Eile
zu gehen, bemerke jedoch. das-, alle
Verhandlungen mit mir für Sie voll
tornmen zwectlos wären. Der äußer
ite Termin, bis zu welchem die Er
tliirung Ihrer Durchlaucht der Prin
gessen in meinen Händen fein müß
te, ist die zehnte Stunde des morgigen
Abends. Sollte ich bis dahin nicht
im Besitz der erbetenen Ausschlüsse
sein, würde ich mich leider genöthigt
sehen, von meiner Entdeckung den
Ihnen angedeuteten Gebrauch zu mu
chen. Jch bin jedoch der Ueber-zeu
gung, daß es Ihnen aus die eine oder
die andere Art möglich sein wird, sich
bis zu dem angegebenen Zettpuntt
rnit Ihrer Durchlaucht zu verständi
gen und mich rechtzeitig von dem
Entschluß Ihrer Durchlaucht in
Kenntnis zu sehen.
Sie können versichert lein, daß nur
der unerbittliche Druck von Verhält
nissen, die zu ändern ich nicht die
Macht habe, mir diese Aenderunq un
serer Alt-rede erpreßt. In der Zuver
sicht, jedoch. daß ei Ihnen möglich
fein wird. auch den veränderten Ter
min einzuhalten.»verl-leibe ich
Nr sehr ergebener
i
Dvmbrowski.«
holliekder ließ den Brief sinken
und sah Herbert schweigend an.
Webringen begegnete seinem Blick
so te aber nur ruhig: »Wir werden
ako das äußerfte versuchen müssen«
die Spur des wirklichen Mörderö bis
morgen Abend zu finden. Ich bin
nicht optirniitifch genug, es irir mög
lich zu halten, aber ej ist das einzige,
was wir tbun können.«
»du-en Sie sich über die Bedeu
tunq dieses Briefes ——«
hetbert chnitt ihm mit einer ra
schen san bewegan das Wort ab.
«Ueber die Be utun des Briefes
erlaube ich rnir kein rtbeik,« sagte
er merkwüqu bestimmt. »Im Le
ben eines Mannes wie Dornbtoiviki
können in ftiindkieb allerkei Zufällig
Aus dein Ist-» In- Disku.
»Wen! sind denn diese zwe( Gerippe eigenttich in Matienbad3"
»Protzen, die Vidthun :vollen!«
leiten eintreten, die seine Pläne und
kBerechnungen über den Hausen wer
en.«
being fah auf seine Uhr. »Es ist;
ziemlich spät geworden, aber wirl
werden doch noch txseute Abend Frau!
Longtree auffuchen miifsen.« s
Wehringen strich ’sich mit einer
langsamen Bewegung das haar aus
der Stirn.
»R- Sie werden sie am besten noch
beute Abend aufsuchen«, bestätigte er
ruhig. »Aber ich bin zu meinem Be
" dauern außer Stande, Sie zu beglei
.ten. denn ich habe eine andere, äu
J ßerse dringende Abhaltung.«
» Nun war Heini ernftlich befrem
s-det. Herbert ging offenbar mit ei
sner Absicht um« die er ihm zu ver
bergen trachtete. und Hvllfelder war
zu tattvoll, eine Frage zu stellen. Aber
er meinte allerdings-, daß die Bemü
hungen zur Aufklärung des Verbre
chen-z ietzt allem anderen vorangehen
müßten.
»Wenn es Ihnen unmöglich ist« mit
mir zu kommen. werde ich mich frei
lich allein auf den Weg machen müs
ien'«, erwiderte er, und feine Stimme
hatte unwillliirlich einen liihleren
Mann angenommen, «aber ich darf
wohl hoffen, daß ich Sie wenigstens
morgen friih —"
.Jch tann Ihnen leider teine be
stimmte Zufaae machen. wann ich mich
Ihnen wieder irur Verfügung stellen
tann«, unterbrach ibn Herbert ba
stiza und in leichter Verleaendeit »Jet
weiß nämlich nickt, wie weit eine An
aeleaenheit, die leider aanz unauf
schiebhar ist, meine Zeit beansprucht
Aber ich glaube auch, Daß ich Ihnen
nur wenig von Nutzen sei-: könnte.
Ich tenne ja alles. was mit dem
Mord zusammenhänat. nur vom Hö
rensajxem während Sie bis in die
kleinsten Einzelheiten qenau unter
richtet sind. Ich ldnnte aus Untennl
nifz irgend eines bedeutsamen Um
standes vielleicht eher etwas verder
ben. anstatt uns zu nützen.'«
Er hatte sckan während der letzteni
Worte nack- seinem Hut aearisien und
war verschwunden ef:e sJeini etwas
katie erwidern tannen.
Hollielder, Ver ebenfalls- tur; das
rzus das Haus verließ, fühlte sich non
dem Benehmen des Freundes ernstlickx
verstimmt, und er konnte es ihm um
io schwerer verzeihen, als er diese
plötzliche Gleichgültialeit aenen die
Gefahr, die seiner Schwester drohte.
nicht zu begreifen vermochte.
Er ries die nächste Droschle an
und and dem Kutscher die Adresse«
die ihm der Bote aus dem Eldorados
Theater ausgeschieden hatte. Es
war eine weite Reise bie- tzinaus zu
der angegebenen Straße im Norden
der Stadt, und es mai eine häßliche
Gegend, in die Heini lam. « Enge
Straßenk mit arIuen, niichternen
lMietlislasernen neuen es, die sie
riurchsuhrem Straßen, die von einem
ewia slutiienden Strom schlecht ac
.tleideter Menschen ausgefüllt wur
den, denen das Elend ihres Lebens
deutlich genug aus den bleichen Ge
sichtern aeschriehen stand.
’ Das HoteL vor dem der Kutscher
Hschlieszlich hielt, unterschied sich äu
Ißerlich in nichts von den Häuseruns
- getdiimen seiner Umgebung. Aus den
geöffneten Fenstern der Kneipe im
sErdaeschoß tlana wüster Ljirm aui
s die Straße hinaus, und Hemz muß
;te eine Anwandluna von Ekel ijbers
l winden, ehe er sich dazu entschließen
ilenntr. den dunklen Flur zu betre
l ten. aus dem ilun eine mussige, mit
dem Geruch schlechter Speisen und
ranzigen Iettes aeschiviingerie Lust
entgegenschlug.
Ein Kellner, der mit seinem schmie
rigen Irack und seiner unsaubeeen
Wäsche vortresslich in diese Umgebung
paßte. lam ihm entgegengestitrst. Eini
Oa , der aussah wie hollselder und!
na dazu in einer Droschle lam, mach-«
te hier draußen immerhin zu den
Seltenheiten gehören, denn der Mann
brachte es trat aller an den Tag ge
le· ten Hösltchleit und Unterwürfig
let nicht fertig. seine ungeheure Ver
wunderung ganz zu verbergen.
«Wiinschen der Herr vielleicht Rini
mer?« seagte er unter sartivii ren
dern Dienern. »Ein Solon und
mfSetilasziirnnsier im ersten Stock wäre
rer —«
»Nein, nein«, wehrte heinz ab,
dem der bloße Gedanke, in diesem
Hause wohnen zu sollen, einenSchauer
über den Rücken jagte. Er entnahm
seiner Börse ein blintendes Zehe-matt
ftück und ließ es in die Händ des Kell
netl gleiten, det vor freudiger Ueber
raschung ver-Hin Ue Finger zu schlie
! ßen und die band zurückzuziehen fon
dern mit ausgestrecktem Arm stehen
blieb und sich erst an das Wunder die
set Gabe gewöhnen zu müssen fchien
. .Jn Ihrern Haufe wohnt eine
Frau Lonatree?« fragte Demz, dem
die Veriteineruna dei beglückten Gany
meds etwas zu lange währte, unse
duldig.
Nun endlich raffte der Mann sich
dazu auf, das Goldstück in die Tat
zu schieben. »Gewiß, gewiß«, diener e
er. «Zweiter Stock, Nummer 37.
Frau Longtree mit Kindf
»,.Ganz recht. Die Dame ift an
weTend?«
Da sagte hinter ihm eine heitere
Stimme: «Jawohl, Frau Lo tree
ist anwesend. Aber darf ich Wem
was Sie von der Dame wünschen?
Hollfelder wandte sich überrascht
um. Vor ihm stand ein hagerer
schwoll-rüstiger Messer-. der des-. Bis-i
der duntel umlchatteten Auaen starr
auf Hollfelders Gesicht gerichtet hielt.
Vielleicht war es nur die kahle, un
sichere Beleuchtung, die dein-i die
Wangen des Mannes la trantdaft
bleich erscheinen ließ, aber noch ehe
er hatte sprechen tönnen, betarn der
Unbekannte einen hustenanfall, der
seinen ganzen Körper wie im Kra
zufammenzoa und sich wahrhaft er
schreckend anhörte.
Der junge Schriftsteller wartete,
bis der Mann futd wieder ein wenig
erholt hatte. Dann taate er höflich:
»Ich wünschte eine Unterredunq rnit
der Dame zu haben. Darf ich wis
sen. mitJveni ich ———«
Der Fremde machte eine abwehren
de Handtetreakma »Mein Name thut
nichts me Zache«, sagte er, und es
fiel Heini auf, daß seine Aussprache
des Deutschen ebenso fremdartig tlanc,
wie die Zser anqeblichen Frsu Lang
tree. »Aber Ihre Absicht, mit Frau
Lcnatree en sprechen, werden Sie
wohl aufgeben müssen. Hat sehnen der
Kellner nicht gesagt« daß die Dame
schwer ertranlt ist?'·
Der Kellner machte Feinz wieder
eine seiner ruaartigen erbeugungen
und sagte Exiedauernd: »Allerdinqs —
die Dame iit erkrankt Aber der Arzt
versichert. daß es durchaus nichts Au
iteaendes ist«
»Nein,« iiel ihm oer Fremde ins
Wort. »Es ist nach der Meinung
des Arztes ein nervöses Fieber. Das
Stubenmiidchen sand Frau Longtree
heute morgen bewußtlos und pdantai
sitend, und wenn sich ihr Zustand
auch schon wieder bedeutend gebessert
hat« to ist doch nicht daran zu venlen,
daß irgend jemand zu ihr qelassen
werden kann. Der Arzt hat jede Auf
regung strenq untersagt.«
Es war etwas merkwürdig Be
itinnnles und Beiedlendes im Wesen
dieses Menschen, in dessen ickswer aths
mender «Brust der Todesleim schon
Wurzel geschlagen zu haben schien,
und obwohl sich in heinz etwas gegen
die Art des Unbeiannten auflehnte,
blieb er doch unwillkürlich sehr höf
lich.
»Ich glaube-nicht, daß mein Kom
men Frau Longtree ausaeregt hist
te«, iaate er. »Ich hatte ganz irn
Genentheil lediglich die Absicht, ihr
eine sedr beruhigende Mittheilun.1 zu
überbringen.«
»Frau Lonatree wäre wohl ietzt fitr
keinerlei Mitiheilungen empfänglich
welcher Art sie auch immer fein rn« -
ten, denn sie hat das Verständniß r
die Auskenwelt noch nicht ganz zu
rückgewonnen Seit dem Morgen
hat tie auf teine an sie aerichtete Fra
ae Antwort gegeben· Außerdem —-.·
der Arzt hat untersank daß irgend
jemand zu ihr qelassen ioird.«
CFortsetzuug folgt)
’---.-.-—-—
Jetzt hat ein Professor sogar den
Südpoi des Mars entdeckt und es soll
erst mal einer herübertoinmen und es
ihm til-streiten
O i s
Es schreibt das Kansas City Jour
nal: »Wenn es nicht die Lusitania ist«
ist es die Mauretania, wenn es nicht
Wright ist, ist es Euklid und ist et
nicht Penth, so ist es Coot Aber ed
ist immer Amerika«. Seit wann ge
hören denn die Lusitania und Maure
tania auch nur im allerentserntesien
Sinne nach Zweiges .
Mit iitiger Hilse von Deren Pat
ten oll Preis det Baumwolle, der
zu ginn des Jahres 10 Cents he
tru , aus 17 bis 20 hinausgeirieben
wer n. Es ist eine Lust zu leben nnd
fis-er einer iinderreichen Familie zu
e .
Mit der Lieb ist es wie mit der Sap
pe: die ersten Löffel sind immer zu
heiß, die let-In zu Zelt .
Nichts bist Du, nichts ohne die an
deren. Der verbissenste Misanthkap
braucht die Menschen Goch, wenn auch
nur« um sie zu verachten.