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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 8, 1909)
R unheimliche Braut Wie non Dermarrn Roc FULL TIERE klapperte meine Papier gsräble am keusche-wem erlenumsäum ten Besch. anmuthig breitelen sich die zagkrgrünen Wiesen in dem von « stlsises Höh-g begrenzten Thale aus. Aber Das half mir das reizt-alle Bild ringsumher, der Besitz der klap perndes Mühle, wenn mir wie das Schwert des Tamolels die Gewißheit über dein dir-me hing, daß alles mir entriß-en werden würde, ehe drei Monate ins Land ging-p? Die Mühle war schon vom Urgroßvater her Eigenthum meiner Familie. Jch hatte sie erft vor zwei Jahren vom» Vater geerbt. aber durch Aus-inhi, long mehrerer Geschwister und zwei. kurz ais-einander folgende VInkerotteä großer Absatzfirmen ward ich der« Mittel zum rationellen Weiterbetriebe« beraubt und sao mich ong in Der ärgjtea Klernsmr. Nicht was-L US taugt umkomqu wie eine Humoreste an? Aber der Humor kommt sei-on noch, das .eißt er tom an ienem Abend schon in der Person eines alten Bekannten, des Försiers Brunnen der behaglich seine Pfeife schmausend-, gerade vorbei ging. «Na, lieber Roemer. schon wieder so griesgräme redete er mich an. «Miissen’2 doch nicht so tragisch neb men! Donnerliittchen, Mann» Sie sind doch jung und ein schneidiger, kräftiger, odretter Kerl! Werden schon anderswo wes iindenl« »Nicht geiaat Herr FöriterZ Es ist das Erbtbeii meiner Väter.« »Die Mühle kommt also wirliich unter den Hammer?« Raums nicht verhindern Wollte ich’s abwenden. so müßte ich wenig stens iiinfzigtauiend Mart beben. Woher die nehmen und nicht steblen?« »den —- inn.« Er analmte eine volle Minute wie ein Fabritfchorw stein· »Warum heirathen Sie nicht«-m frngte er dann plötzlich. « «Heir.:then?« »Na ja —- Frou mit Geld — hilft sich mancher damit.« Ich lächelte spöttisch und erwi derte: .Die Frauen mit Geld sind nicht so häufig wie Jbre Bnchecterm lieber Förster, nnd auch nicht so versessen auf ruinirte Fabrikanten und Kaufleute. Wenn ikb Ihren qu ten Rotb auch wirklich befolgen woll te, wo sollte ich eine reiche Frau ber nehmen?« Er quolrnte wieder aeuume Zeit, bevor er mit seiner billigen Weis heit berauiriicltc »Gegen Sie doch ein reelles Deiratbsoesuch in die Zei tung. Frau mit Kapital, häuslich und gut erzogen und io weiter — geicbiebt ja so oft, und wer weiß, vielleicht beißt doch was an.« Wir sprachen noch mancherlei, ehe Brunner weiterqina, sein Vorschlag aber hatte in meinem verzweifelte-i Herzen Wurzel Erschlagen. Ich hatte mich bisher wenig um das ewig Weibliche bekümmert nur einmal als Einiöbriger einen leider ziemlich un nlticklich aus-gehenden Liebesbundel sieh-abt. Mein herz war frei, die Ver suchung groß. Schon zwei Tage später sandte ich das Jnserot unter Beobachtuna ol ler möglichen Vorsichtsmafzreqeln an die Eroedition einer der größten Zei tunaen Der hanotftadt »Wir-d wohl niemand io dumm fein, dirauf hereinzuiallen!« dachte ich bei mir. Aber schon weniae Taae danach hielt ich fünf Offetten in den et trattungsoollen Händen. Drei davon konnte ich allerdinag qleich zerreißen, die vierte legte ich vorlänsia zurück und wandte meine Aufmerksamkeit ernstlich der fünften zu. »Seht geehrtet betet Auf Ihr hoffentlich ehrlich necneintes Jniemt hin wäre ich nicht abgeneiat mit Ih nen zu gedachtem Zwecke in Verbin dung zu treten Jch bin dreiund zwanzig Jahre alt, völlig unabhän gig, besite zweihundetttaufend Matt Vettnönen und glaube auch sonst so iibel nicht zu fein. Erbitte Antwort unter E. S» 100, an die Expe bitt-Ink Das war kurz Und erbauijch.’ Wahrhaftig erbaulickk Zweibundert s Tausend Mart Vermöqen —— und erst reinndzkvanzig Fabre all! War Das menschenrnöqlichZ Wenn es umaelebrt aewelen wäre —- zweibunderttaufend Aal re alt und nnd dreinndzrvankir Mark Vermögen, ia dann —- aber fo! Es war Unsinn, konnte ja gar nicht fein! Ein funneH Mädchen mit zweihunderttaufend Mark braucht lei ne Heirjtbsaefuike zu beantworten. Sicherlich waren Zier ein paar Schreibkehler nnteraelauTem Oder es erlaubte sich jemand einen Ull mit mir. Lesen-ei war das wahrlchcinlichste. Les-n Zweifel — ein fauler Witz! . Aber die rweihnnderttaufenv lock ten nnd blendelern Wenn doch vielleicht! hin —- wenn lebe-. denn schon! JWI ein Ult, so läßt Mk- eben nicht ändern, kostet ja Mässixeejyeskrieflchr be l Nicht b s se n U C - seneint —- bitte um PWsphie Wische Zusammentnnft — Zeig-III Disltetion Ehrensache und III-tief « Dies-wert tmn mgehend II der Abt-Mk le, Mkka lag-le Cene weiße Rose an der Brun. Sangs-en wandeln, Figur MW be nnt t.« Dis Verschen besiärtte mich zwar in meiner Ueberzeugnng. daß man jntr eine Falle stellen woktte. ich beschloß aber trpsdeny das Aben teuer zu bestehen. Der Ort der Zu sammentunft war nur eine Stunde entfernt, und vie bezeichnete alte Linde kannte ich Tanz genau. Der Blitz hatte vor langen Jahren den mächtigen Stamm zersplittert und einen gewaltigen Akt abqefchlngen Jn dem fo entstandenen Hohlrantn hatte sich Erde angesammelt, nnd da Tranf grünte treuzfidel ein Stachel beerftuuch. ver sonnt Beet-en trug. Die Schreiberin kannte dte Linde nnd die Weidenmükkle aber auch — und das stimmte knick: wie-der etwas-» nachdenklich. Aber die zweihundert-; tausend schlugen alle Bedenten zns Boden. Freitaq Abend dreiviertel sieben stand ich bei der Stachelbeetlin:e, aufmerksam die Allee rechts und lints Linnjfektend C.e.-- ---: i »Hcciu!usziuuustq Jurist — pas-— E hundertuuiend Mart«. murmelte ich. »Wenn’is tein Schabernack iit, wirds ; wohl ein Muster von Häßlichteit i fein, einen Buckel haben oder einen "Klnmpiuß —- oder sie wird ein iiugia sein, oder —- o weh. o wehk« Niemand inm, und ich setzte mich auf Die Bank unter der Linde, um den äußersten Termin wahrzuneh men. Da vernahm ich plötziich ein del les Lachen hinter mir, eine melo diiche Stimme sagte: »Guten Adend«, und ich erblickte. mich um wendend —- nein. ich erblickte eigent lich nichts mehr, ich schwamm in einem Ozean von Wonne und Trun tenheit2 Vor mir stand ein reizend-es jun ges Mädchen im weißen Sommer gewand. blauäuaia. mit rztzilem lich ten Blorgdhaar, fchlant und hoch-ne wachien, mit einem Worte ein wad rer Engel in Menschen- oder besser in Mädchengeftalt, denn mit Männern sind meines Wissens Engel bisher nicht verglichen worden. Daß sie es war. daran ließ die duftia weiße Rofe an der Bruft tei nen Zweifel. Und vertriippelt war sie auch nicht. weder buckelia noch tlumpfiißia noch einöugia! Um io auffälliqer war es. Denn wenn sie es aufrichtig meinte, wirt lich aufrichtig, so —- io mußte dann ein anderes Etwas im Staate Dö nemart faul fein. Gewiß trat dann der aefiirchtete Schreibiehler in Kraft. Mihunderttaufend —- vielleicht nur eine Null oder aar zwei Nullen zu viel waren ihr aus der Feder aerutfcht. Doch dann war sie eine Betrügerin — und fo fal- sie nicht ani. Sie blickte fo lieb, fo aufrichtig, so vornehrn — fonderbatt Ein Mädchen wie sie hätte mit teinern Pfennig Vermögen sicher keines Heiratbsaeiuchs bedurft. Die Sache wußte doch einen Daten haben! Allerdinas war ietzt teine Zeit, ihr-. zu suchen. Ich befand mich auch gar nicht in der Stimmuna dazu. Jch war wie berauscht von dem iiißen Geschöpf mit dem ich bald in ein anziehendes Geplauder oertieft war Ich schilderte ihr offen meine Ver hältnisse. Sie nickte nur lächelnd und sagte: »Wenn Sie mich lieben tön UM- to ift Ihrem Unaliick ja bald abzudelfem Ich bin reich und selbst ständig — nur wünsche ich nicht« daß Sie mich allein um des Geides wil len- heirathen« TM deineuette tot, usw-Dem Im ne gesehen, hätte ich der Bedingung des Gefuchs ganz vergessen, sofern mich nicht meine Wahrheitsxiebe zur Dok sielluna der Sachlage gezwungen hätte. Dis schien ihr zu gefallen, und « iurz und aut, wir wurden nocb am sel ben Abend einia. Elsie Seher gab mit einen Kuß und ihre Adresse. ich beglei tete sie auf den Bonnhof und wankte dann wie ein Trunkenet überselia nach Haufe. — Ani nächsten Morgen kehrten meine Bedenten mit verdoppeltet Bucht su rück. Ein fo herrliche-, Mädchen, so reich — denn Die Beitätiauna batte ich ja nun aux ihrem eigenen Munde — und fie antwortet auf heirathsge suche, kritit sich dem ersten befien an den hals! » »Wenn ich auch nicht der erfte beste H bin". sagte ich zu knir, »so doch im Hner ein armer Teufel in tritischer Laqr. Die Sache muß einen halenj haben!« ; Ader was fiir einen? Das liebliche Geschöpf ward mir unheimlich. Häs Iich war sie nicht, alt nicht, dumm nicht, sie bekaß fein Gebrechem war vielmehr die Anmutd und Klugheit selber, und auch gutbekzia offenbar —- da mußte der Hase also wo an ders im Pfeffer liegen. So sehr sie es mir angetbaen ge dachte ich doch nicht ganz blind ins Unglück zu rennen. Ich fuhr nach der Hauptstodt und zog Ertunvigungen ein« Ein Kunde von mir tannte sie ge nau. Er ahnte übrigens den Zweck meiner Nachforschung nicht .Wohl ein übersvanntei Musik« fragte ich. «Aufgeblasen, eitel- ge fallfsichtigf »Ganz und gar nicht. - Ein rei en det. durchaus mftsndiges öd sein« aMeer wohl nett etwas —- nun mit W , f« weis-W . EBook-Inmit- M« « Die Braut ward mir finster us brimlicher. ""·..Wodl viel Freier ziehan Oef ters verlodt gewesen?« »An Bewunderern und Deiner-been kann es einem solchen Mädchen ja nicht fehlen, aber ortlobt war sie noch nicht. Sie scheint wählerisch zu sein-« »Vielleicht unglückliche Liebe ge dabti Racheschwur gethan. den ersten besten in heirattleni« »Wie kommen Sie nur aus so schnurriqe Jdeeni EIhre beste Freun din verkehrt bei uns. daher find wir. ganz qenau unterrichtet. Keine Ah ; nuna von so ehrt-ask » Jnnner unheimlicher wurde mir ’,-in.!nutl)e. Ich stellte weitere Rach sorschunnen an. Umsonst! Es war tein Verbrechen in ihrer Familie vors aetommen. lein besonderes Ereigniß, nicht-Z Gebeimnißvolleå Ich liebte sie immer toller. ie liins aer unser Verlebr dauerte. aber das Gefühl ihrer Undeixnltchleit wird im mer aröszer in mir. Zuletzt forschte ich sogar ihren Hausarzt aus. Ich sagte ihm die Wahrheit und versicherte mich seiner VerschwieaendeiL »Es-into in der Fa milie etwa gefährliche Krankheiten vorgekommen?« »Niemals. Eltern. Großellern kern «iefund.« Jan Fräulein Elise ist nicht etwa belastet mit Wahnsinn oder derglei steif-« »Mit nichts als einem crewichtigen Geldiack«, scheute der Doktor. Ich lachte und aina. aber meine; Braut Mir mir von Stand an un Leimlicher als ie. So war ich endlich glücklich — und doch auch unendlich unaliicklichl Der Haken störte mich immer mein-. Jch sraate sie schließlich selber, wie sie aus die Idee gekommen lei, Inein Gesuch zu beantworten, da iie doch Männer in Hülle nnd Fülle bätte ha ben können, aber iie lachte nur. laste: .Das ersölirit du erll nach der hoch ieit«, und schloß mir knii einem Kuß den Mund. Zwei Monate später standen wtr vor deni Altar« So reich. so wunder bar schön. so aut und edel — und durch ein heirathsqeiuch meine Frau! »Der baten. der ichrectliche ha len!'· dachte ich. »Bielleicht ist er io aroß, daß du dich aleich daran auf iiiinaen lagnst!'« — Ase wir uns allein befanden, war meine erite Frage an sie: »Nun, Elife, nun stille endlich meine Neuqier. Wa rum dait du aerade wein Geiuch be antwortet? Oder war es nicht das einziae?« Sie lachte errstbend und erwiderte, ibren Kopf an meiner Brust beraend: sit-sittlich war es das einzige, du thö richter Mann! Und snit voller Ub sicht aerade wählte ich deines aus« eben weil es —- das deine war!« »Aber du lannteit rnich ia aar nicht?« .Meinit du? War ich nicht wäh rend des voriarn Sommers zwei Mo nate bei Föriter Brunner in der SommeriritcheZ Da dab’ ich dich oft aeiehen und beobachtet Du warst io ileifiia und Doch to sorgenvoll, nnd ein io schöner Mann! Walter —- ich liebte dich ichon damals nud tonnte dich nicht wieder vergessen. Aber ich konnte mich dir doch nicht antraaen, wußte ja auch aar nicht« ob du nicht länait aebunden warst. Da kam vor einiaen Monaten der Förster mit sei ner Frau auf Besuch in die Stadt. Die Rede lani auch auf dich. Da er eäbtte er oon deiner Dranaial und daß er dir ein heiratbsaeiuch anne ratben hätte. »Und denlen Sie, Fräulein«, riet er und lachte aerade beraus, «beut Abend itebt’s wirklich in der Zeitunat Lesen Sie nur — es tann niemand anders sein als eri« — Ich las, und die aanze Nacht schloß ich kein Anat Und am ande ren Taa ichrieb ich. Ziirnit du mir deshale« Ich gab meinem Zorne mit einem Duiend Küssen gebührenden Aus druck. Von dein Anaenbticke an war mir meine liebe. iiiße Elise nicht niebr un heimlich. »Ist-di small-« XI Sie: «Frühek warst du für mich Feuer und Ftamme!« Er: »Ja, da bat deine Schönheit auch noch gezündet!« J- Jrkmmu Frau: »Was-je bat gekündigt-« Manu: »Warum den-M »Sie beklagt sich, Du hättest sie ge stern durch's Telephon barsch ange fchtieen.« .D weh! Und ich dachte, das wärest Du sen-ein' Umwan- Glnck rrndörfdgf Eine Tonitornödie von A l b e r t B o r e e. .E ander Geri. weeß Gott«, sagten die poor Leidtrooenden, als sie ihren Landsmann hinausgebrockt holten nnd die Todkngräber die nasse- Erde in dir Grube schon-selten »un hat doch ooch for jed’s orrne Luder en Wes-Tro fchen ihriq urbar-h no, und nodiers lich. wenn eens ourn Theater gam. nu, do war er ja glei auf-I Heiden-m den bod er doch überhaupt nlei rurn Mid daoessen eingeht-m Oädde schon noch e Weilchen läb'n nennen. ower wos fo merklich qude Leide sein, dir missen eaol frieb fort, oder irqend so e MU orr ousaernachter GsljenvooeL der werd so alt wie Medusolrm Arm. ’5 is doch ooch wahr!« Do das Wetter wieder einsetzte. drückten die then Burschen ihre wi derbooriyen Anaktröbren tiefer in die Stirn, dirUrn die Brotenriicke mit den knochiqen Fingern kromvhaft zu nnd « steht-n mit tonaen Schritten heim. Auf die fadenfcheiniqen Schirme troms meZte der Regen. Anton Reumann ichusterte sich, gleich seinem Vater, ehrlich durchs Le ben. In seinen Mußestunden san-; er zweiten Paß im Getangoerein Apollo lll'«. Nachdem er dergestalt zu den Musen in nähere Beziehungen getreten war. regte sich in ihm der Diana nach Höherem und da er einige Fürsures cber besaß. glückte es ihm, als Mit glied des Königlichen Schauspielchors beim Hoitheater anaeitellt zu werden. Tsznit war sein Sehnen eriiillt: er oünlte sich der Knopf aui Fort-»was Mühe. ohne deshalb den Sohlen ihrer Schuhe untreu zu werden: er ilickte und riesterte im Nebenamt ileißia wei ter. Abends aber, wenn die Dämme rung ihre Schleier spann. räumte er alles sorgsam beiseite, that die Horn brille ad. wart mit stolzem Schwung den Haveloct um, bürstete den Rola breter, den er für das nothwendigstes Reauisit wahren Künstlerthurns hielt,. und schritt dem Schauspielhause zu.i Frau und Kinder blickten ihm in zärt licher Ehrfurcht nach. Die Nachbarn in der schmalenGasse grüßten ihn voller hochachtung, und Neumann nahm ihre huldigungen wohlwollend entgegen, ohne zu ver heimlichen, daß zwischen ihm und ih nen denn doch ein kleiner Unterschied sei. Nicht umsonst wimmelte er aus der Bühne meist in der Umgebung ir gend eines Machthabers herum, be gleitete heute den Tyrannen Gebiet-. half morgen die Feinde König Dein richs in die Psanne hauen und mischte übermorgen seinen ungesiigten Paß in den Begeisterungsruh Es lebe derf König Karl der Siebente!« Die Wahrheit zu sagen, brachte Neumann sür die Darstellung fürst licher Granden und Begleiter oder grimmiger Krieger nicht allzuviel mit. Er war um haupteslange zu tlein ge rathen. Zudem schienen seine kurzen Beine immer unter ihm wegzulausen. Desto grösser war der Kons, der wie« ein ungeheurer Kürbis zwischen deni Schultern saß, getrönt von eineml Wald mausgrauer Haare. Zur schönen 1 Sommerzeit machte sich der lange Ge hilse des hoftheater - Perückenmachers s drüber her und schor das Dickicht mit; der Millimetermaschine. Vierzehnj Tage lang liei Neumann wie ein» Striisling herum, der Kalabreseri kutschte ihm über die Nase, dann aber. begann es mächtig zu sprossen, und zu der neuen Spielzeit Beginn war be reits wieder eine stattliche Schonung zur Stelle, die sich bis Weihnachten zum gewohnten Urwald auswuchs. Aus dem alten, wettersesten Antlitz ragte eine gewaltige Nase weit in die Welt hinein. Zmei Zahnbürsteln von Brauen lagen wie schühende Simse über den ernsthaften Augen, auch aus den Ohren wuchs allerhand Strauch weri, und jeden zweiten Tag, der nicht Rasirtag war, teimten starre Stoppeln um den wulstigen Mund, site welche die mächtigen Backen unendlich viel Glas boten. Entgegen seinem Kindergemuth sah unser Freund wie ein rechter Raubin ter aus, und es bedurfte vieler Schminle, um aus diesem vierschröti gen Gesicht ein halbwegs liebenswür digei Antlih zu gestalten, wie es lö niglichen Begleitern und getreuen Mannen so wohl ansteht· Das Be merkenswertheste aber waren die hande. Sie sahen aus wie Wasch hölzer. Wenn er sie zu Fäusten ballte, schien er in jeder hand eine Reisetasche zu tragen; hob er sie aber huldigend tin ihrer ganzen Größe empor, dann entng er einen guten Theil der Bühne dem Anblick des Publikums. sei sei ner hochzeii hatte er sich nach Hand schuhen umgethan, er mußte aber schließlich barhönhig sich iopuliren lassen, nachdem er maßloses Staunen in allen handschuhgeschästen wachge rufen hatte. Das waren überhaupt keine hande, das waren Pranlen, wie sie der starke han- sein eigen genannt haben mochte. Troß alledem genoß Neumann die Gunst der Regisseuee in hohem Grade. Er statirte stir drei, er wimmelie aus der Bühne siir sechs. « Die handlung der Stil-e nie aus den sagen verlierend, nahm er einen geradezu rührenden Antheil an dem Szenengnng ließ den herrschen dem er gerade diente und huldigte, nicht ans den Augen und begleitete jedes seiner Worte oder Thaten mit freudi gem Kopfnicem mit leuchtenden Blicken und einem wohlgefiilligen Gransen aus der Tiefe der Magen-» höhle. ( Man konnte sich auf ihn oerlassenn aufs genaue Stichwort lam das vor geschriebene Murmeln oder der« begei fterte Jubelruf ebenso pünktlich wie die Gebärde des Entsegens und das ftaunende Augenaufreißen Deshalb wurde er bei großenVallö szenen, zu denen man die bewaffnete Macht als Statiften heranzog, mitten unter die Soldaten gesteckt. Da ver oierfachte ersich. Wie ein Wiefel lief er zwischen den langen Grenadieren herum, sie anfeuernd, sie begeisternd zu den Schlachten, in denen ja beson ders Shaiespeare ein Erlleetliches lei itetL Schild und Schwert aneinander rafselnd und in allen Tonlagen wilde Kriegsrufe ausstoßend bis schließlich die Söldnerfchaaren feinem Beispiel folgten und aufeinander losschlugen, daß es eine Art hatte. Und da geschah eines Tages das Ungeheuerliche: Neumann wurde mit einer Solorolle betraut! Der Traum seines Daseins ging in Erfüllung; er durfte am hoftheater aus dem allge »meinen Gemurmel und Kriegsgeschrei auftauchen in die höheren Regionen der Kunst. Viel mass ja nicht, was er sagen sollte, aber gerade in der Beschränkung sgeigt sich der Meister. ; Der Königliche Theaterdiener über gab ihm feierlich ein blaues Heftchen, das den Bermert trug: «Wilhelm Tell. Ein alter Mann: Herr Neu mann." Da stand: 1. Alt. Dritte Szene. Oeffentlicher Platz bei Al wis. Frohnoogt: Was murret ihr? Das ist ein schlech tes Polt, Zu nichts anftellig, als das Vieh zu melten - Und faul herumzuschlendern auf den Bergen. Das war das Stichwort, nun tarn seine Rolle: Alter Mann iruht aus): Jch tann nicht mehr! —- — Es war ein großer Tag, als Nen mann heim iarn und die Rolle auf den Tisch des hauies niedertegte. Seiner Entma tarnen fait die Thra nen, und die Kinderchen standen rnit großen Augen da und blickten ehr furchtsvoll auf den Vater. Nach dern Essen hackten sie sich im Winkel zu sammen und besprachen das Ereigniß. Vater sollte was aussagen im Hof theater, ganz allein. wie die großen Schar-spielen von denen sie in der Zei tung taten. Gott, wenn sie ihn da ie den tönnten! Er würde gewiß sehr schön ansichauem vielleicht anaeeban mit einem rothen Mantel und Gold, ein aroiies Schwert in der Hand. Va ter war doch ein bedeutender Mann. und wie qui war das. daß er aeeade ihr Vater war. Neumann aber machte sich ans Etu dium. Zunächst aina ee im Braten roet eusn Doktor im ersten Stock und bat untertbiiniait um den T-Band des Konveriationslerilon6. Dann las er seiner Ernma vor. wet Tell eigentlich war. Bei einer zweiten Visite tauichte er das Lerilon aeaen den Schiller um und dellamirte den aanzen Tell herun ier, die Kinder in den Glauben ver setzend, das-, er das Alles im Theater auiiaaen sollte. Und zum Schluß nahm er sich seine Rolle vor und stu dirte. was darin stand: »Ich lann nicht mehr!« auf tausend Weisen. Im Tone des Jntriaantem des Helden und des alten Avmödienvaters, jede ein zelne Nuanee aeiärbt mit ieinetn hei ’tnatlilichen Dialett aus Großenhaim ’ »Ich aann nich mehr!« Seine Emma stellte er als Froh-wogt die Kinder als s Maueergefellen in die Stube und ver 7 arbeitete die Sache dramatisch. iiel auf den Schulterichemel, der eine alte Schiebetarre darftellte, ließ sich das . Stichwort bringen und stöhnte: »Ich L sann nich mehr!« Heiliger Bewunderung voll staunten ihn die Kinder an. Was aad es blon alles auf der Welt! fern Hof spielten sie nur noch Tell. Die irchsiiihriae Auauite wankte aus das Hintertrepos chen zu. ließ sich äwiend darauf nieder und pieoite: »Ich aann nich mehr!« Aus der kleinen Stube, die als Werkstatt eingerichtet war, itieq ein bliihender Traum empor voll Glorie und ZukunftgakiicL Auf dieie Rolle würden andere folgen. Ganz sachte, Stufe um Stufe, würde er empor klinnnen, die Leiter hinan zum Ruh me, würde einer von denen werden, die er bisher in itummer Ehrerbietuna an aeitaunt. Und deshalb war er oon ariißter Wichtiateit, daß er immer aufs Neue dieie erkte Rolle durchnahrm urn ei in höchster Vollendung heraus zubringen, sein: »Ich nann nich mehr!« Aber her Menschen Wünsche lind ia nicht dazu da, um erfüllt zu werden. Zu einer entkehkichen Stunde brach ten sie ihn getragen. Ein Auto hatte ihn niederaeworsen, war ihm über den Leib aeaanaew da er, aanz von seiner Rolle erfüllt, in tiefern Sinnen den Strahendamin überschritt. Der Arzt karn rnit: es war nichts zu retten. Mit gläsernen Augen starrte er auf Frau kund ais-der .- wptue spreche-e da quoll ein Blutiironr aus seinem Mun s de. Dann laa er still ein paar Gelun - den. schlug noch einmal die Blicke auf und hauchte, launr hörbar: ,Jch — aann —nicki — mehrt« Damit ver schied er. ————————— Beim Marthenlranz hebt die Mut ter ein blaues bestchen auf als heilig stei: »Wilbelm Tell. Ein alter Mann herr Neumann.« Islckssso Von Adlern die den Tod oon Köni gen verkünden, erzählt der italienische Hauptmann Basletta im »Fierarnos ca«: Arn 1. August 1900 —- so liest rnan dort —- war die Nachricht von dem furchtbaren Verbrechen. das in Monza begangen worden war, selbst bis in die serniten Alpenthiiler gedrun gen. Eine Abtheilung italienischer cLil ueniäger, die sich auf rein Pian Pala dino besand, sah gegen Mittag am blauen Himmel einen großen Adler sliegen, der seine Kreise immer niedri aer Zog, bis er nur wenige Meter vorn Laaer entfernt war. Die Soldaten wollten auf ihn schießen: in dem Au genblicke aber. in dem sie anlegten und zielten. erschien eine alte Frau, oie feierlich, wie ein Berageist, ausries: »Schießet nicht: es ist der Aar, der unseren todten Königen den Weg nach Saoonen sei-at. damit sie sich zu ihren Vätern versammeln lönnent« Der Ad ler wurde nicht aetödteh er erhob sich majeitiitisch wieder in die Lüfte und flog in der That gen Frankreich hin. Kein Oiiiiier und lein Soldat lachte. als die alte Frau dann erzählte, daß der Adler. der »Ainla«. wie sie ihn in jener Alpenaeaend nennen, dort nur beim Jede der Herren aus dem Hause Savonen erscheint So habe sie ihn auch gesehen, als aus Portugal die Nachricht lam, daß Karl Albert dort feinen Geist ausgehaucht habe; oer .Aiila" habe einen mildenFlua gehabt, als wenn er verwundet gewesen ·wäre, Ullv ULDI aussale als weil-i n iiukzku wollte: der hochheriige König sei ja auch im fremden Lande gestorben, und der Adler sei vielleicht von der langen Reise müde gewesen. Beim Tode Mi nig Viitor Emanuels sei der Adler wie ein Pfeil und mit starkem Flügel schlaa durch die Luft gezogen; er habe aewusz daß et dein Geiste eines jagw liebenden Königs daranziehex eines König-, der nie seine Zeit verloren habe. Jetzt ideim Tode König hum bertsi war der Adler iur Sonne ent voraeftiegen, und fein Flug gewährte einen vräichtigen Anblick: mußte er doch. daß er den Geist eines Märty rero, der schon im himmel erwartet wurde, begleite. So deutete die alte Frau den Adlersan und sie zog sich dann erst in ihre hätte zurück, als der maiestätische Aar am fernen horizont verschwunden war. ---..-.---— site venerierten-re Uebensfchuus wurde einer großen Anzahl Radfah rer zutheil. die in einem tleinen Dorfe im Mannsfeldifchen einem Voltsfeste deiwvhnten. Das Fest hatte sv viele Fremde und insbesondere Radfahrer herbeigeloctt, daß ein Wirth eine be sondere Aufbeivahrungsftelle fiir Mi der einrichtete. Das Ungliiit wollte es nun, daß eine alte Garderabenfrau den Auftrag erhielt, die Fahrräder anzunehmen und auf sie auszuvassen. Mit Kontrollnuininern und Naveln versehen nahm sie die Räder in Em pfang. Nun hieß es für sie, wo die Nummer anstecken? Nach einigem Ueberlegen tam ihr ein Gedanke, den sie auch sogleich verwirklichtr. Der Gunimi der «Radiniintel" mußte ja geradezu zur Befestigung der Num mern herausfordernl Wohl mochte sie ein eigenthiimliches Zischen etwas stutzig machen, doch vielleicht mußte das so sein. Als die Radfahrer spät Abends ihre Fahrriider in Empfang nehmen wollten und die alte Frau sie treuherzig zu den Rädern führte, eva ren alle im ersten Augenblick starr vor Schreck, um dann gegen die arme Frau die heftigsten Verwünschungen auszustofien Schließlich legte sich die Wuth, und man ging schweren her zens daran, die Räder wieder zu fliaen, um danii um eine Erfahrung reicher nach Hause zurückzukehren. .-—-. -—--— Hund and Kast . A ,-I Warum nur unser hude den Stu diofus so suchst-at Inbellt?« »Hm, fehl einfach, der führt ja ge rade feinen »Natu« spazieren-" — Ins der cchnlr. Lehm: »Weder kommt es, daß vie Pelor-tacht viele Wochen dauert?« Schüler: »Weil so lang net Tag with» -