" eis- mikkksszssräs Skizze von Josevlrine Schade Dädickr. »Ist es gut so. BerilniR .Reizend, ganz reizend schen Sie aus« Fräulein Liln". entgegnete das Mädchen, einen bewundernden Btick auf ihre junge Herrin werfend. »Dann lassen Sie uns hinuneeri gehen, Martia wird schon warten« Handschuhe und Fächer ercreiiend, eilte sie leichtfiißia zur Thür, während das Mädchen langsamer folgte, Och Zem es sorgsum die Kerzen verlöscht atte. In dem aemiitblichen Wahniimmer mit den altmodifchen dunklen Mö beln ging Frau Broiessor Seen-sei die Mutter Lily’5, auf und nieder, häufig ihre Blicke auf dir Isiir rich tend. Auch sie war zur Gesellschaft angekleidet Dunkle Zesde floß in schweren Falten an ihrer immer noch mädchenbait-ichlanken, zierlichen Fi gur hinab. Liln trat ein und sah sich suchend in dem Raume um. »Wi) ist Papa? Geben wir denn noch nichts« »Wir müssen noch ein Weilchen warten. liebes Kind. Papa wurde soeben zu einein Schwerkranken ab gerissen: er wird aber so schnell, wie eben möglich. wieder zruriiatomnienf »Od!« machte das junge Ijiädchen enktiiuicht und setzte sich auf einen Lehnstuhl in die Nähe des Fenster-T »Es wird ja nicht lange dauern«, tröstete die Mutter. »Wir werden noch zeitig armen zu Geheimratds kommen; der Tian beginnt in doch erst etwas ipäter.«' Tapfer kämpfte Lily die aufstei genden Tbriinen nieder, konnte es aber nicht verhindern, daß ihre Ge danken voraus in den glänzend er leuchteten Ballsaal flogen. Dr. Erich Franke würde aewiß pünktlich er scheinen und sich nach ihr umsehen, und wenn sie dann nicht da war und der Tanz benann, würde er sich na türlich eine andere Tänzerin suchen . . . Ein glühender Haß gegen diese an dere, unbekannte Tänzerin siiea in ihr aus« und trampfhaft schlangen sich ihre blinde ineinander. Draußen klinaelte es. Sie horchte auf. —- Das konnte der Vater nicht sein. denn der besaß feinen eigenen Schlüssel. Die Mutter war Vinaugaeqanaen und kam nun mit einem iaft rnitlei digen Gesichtsausdruck zurück .Wir werden uns wohl noch eine Weile gedulden müssen, Liln«, sagte sie, dem jungen Mädchen auimuni ternd zulächelna »Von-i schickt eben her: bei seinem Kranken bereitet sich eineßKrisiI vor, die er noch abwarten niu .« Erfchreckt, ungläubig ftarrte Liln die Mutter an. dann brach sie in un aufhaltiarnes Schluchzen aus-. Berubiaend strich Frau Seedorf ihrem Kinde über das blonde Haar. Sie war noch jung aenuq, um den Schmerz Liln’s. die zum ersten Male in diesem Jahre arößen Gesellschaf ten besuchen durfte und sich gerade auf diesen Ball so besonders gefreut hatte, zu verstehen. Sie fekbst hatte es längst aelernt, ihre Wünsche dem Berufe ihren Gatten unterzuordnen .. Als Liln’s Tbränen qar nicht verfie aen wollten, ital-il sich ein leises Lä cheln un: ihre Lippen; konnte sie sich doch den Grund denken, der den Kummer des iunsjen Mädchens gar it: unaeftiim machte. Es war ihr nicht entaanaen, das-. Tr. Franke, ein junger Gnmnasinllebrer und nenne iehener Geiellicksgster ihrer Kreise, sich auffallend viel um ihr Töchterchen beschäftigte und daß auch Liin ihm Interesse entqegenzubrinqen schien . . . Pfötzltch fuhren Leide seinen wie elektrisirt inf. Aus dern nebenjnkie senden Solon börre kner Innres Sprecher-« Berth mußte. rin.1ebört von ihnen, einen Befuiier nortbin Ie leitei inten: unn jetzt zknteritieden sie beide deutlich die Ztiinrne desienijern mit dem sicb ihre Gedznken soeben in t-:nsiv befchäitiqt hatten. —— Wenn noch ein Zweiiel blieb-, so wurde er zerstört, als jetzt das Mädchen ein trat und Dr. Funke meldete. Freudig fab Liln auf. etwas pein lich berükrt die Mutter. Wenn sie auch den Bewerbunqen besi- jungen Mannes um ibre Tochter sehr sym batbiich gegenüberstand so dünlte es sie doch eine Tokilofrakeit Von ihm, sie zu dein Balle bei Gebeimnths abs bolen zu wollen: denn nur bis konnte» fein Besuch doch bezwecken. Noch? standen sie sich doch ziemlich fremd gegenüber. und welche Bermntbunqen mußte diese Vertraulichleit in ibren selanntenkreiien erwecken! Liln baite sich nicht rnit dergleichen Erwägungen aufgebaltem sondern Dur, ohne an ibre vermeinten Auqu zu denken. in den Solon qeeilt. Ver mindert iab der junge Mann sie an· Frau Seeborf, bie eben die Schwelle sierfchritt, sing diesen Blick auf und sagte lächelnd: »Lily ist so betrübt, weil wir den Ball bei Gebeimraids voran-sichtlich nicht besuchen können, di mein Nenn beruflich verhindert . VII irr-Ist Mädchen errstbete un E tu du Wden Blicken Dr. Fran . Ort-. use et fragte sich verwundert " , see I se Mäner habe und Lin, . M immer so häuslich«ees·chienen deute mqnügttugslüchtm sei. . s- Nie fes-n daeiibet weine, sämn in zwei Idee drei Ta J, risse er dirs nicht, statt III W nicht besuchen III- hse fis-It «er sich W HGB-« U war doch natürlich. das ein taugt Mädchen ant Tanzen so viel Freude sand. urn den Ausfall eines Ballei als Unglück anzusehen . . . . Eine tleine Verleaenslteitipause ent stand. Frau Seedors war erstaunt, daß der iunae Mann sich nicht ern rsaäsL da er doch wußte, daß sie einsi weilen noch nicht mitgeben konnten. Doch Dr. Frante machte nicht die ge ringsten Anstalten. sich im entfernen. Lanasani ließ er seinen schönste-pfleg ten. dunklen Voll-dort durch die Fin aee aleiten und wunderte sich irn Stillen über die nisatte Beleuchtung und das wenia sestliche Aussehen des Zeedori'schen Zeilen-In Er konnte sich doch nicht aetiiusetzt haben. Fiir heute krar er ja eu einer kleinen Abendaesellschast nach hier einarladm Die nächste Pause in dem sich mitb sakn dadinschleppenden Gespräch be nutzend, zoa er eine weiße, an den Seiten «hochmodern« auåaesaserte Karte ius der Tasche seines Fraue, um verstohlen einen Blick daraus zu werfen Nein, die Sache hatte inre Richtialeit: da stand es schwarz aus weiß, daß Professor Seedorf und Frau sich die Ehre nahen, ihn für Mittwoch u. s. w. u. s. w. — und heute war Mittwoch: das wenigstens mußte er aanz aenau nach dein Stun denplan von heute. Dr. Frante war beruhigt Ueber dies sah er ja auch an den Toiletten der Damen, daß sie Gäste er.varteten. Gen-iß aina seine Uhr wieder einmal etwas vor, und er war reichlich früh erschienen» Mit dieser Gewißheit gewann er seine Sicherheit zurück nnd beaann lebhaft tu plaudern. wasrend seine Blicke. ihm selbst sast unbewußt« zärtlich an den- rvsiaen Gesicht-den Liln's hinnen. die all’ ihren Kummers vergessen hatte und mit strahlen-sein« Lächeln tu ihm aussah. Auch Frau Seedors·s Bedenken versckmanden. und sie betkteiliqte sich anaereat an der Unterhaltuna . .. Draußen hatte sich ein llnwetterl erhoben, und der Regen prasselte Neid-mäßig ununterbrochen qegen vie Scheiben. Deito beb-Iqlicher war es in dein warmen Zimmer. Mit aller liebster Gefchäitiakeit batte Liln dem Gast ein aeiniitblickkes Bläschen in der Röte des Kaining beraerichtet, wölk rend die Hausfrau geschickt und ac räuschlvs die Tbeernaschine bediente Ein nieaetanntes Behagen durch sirörnte Dr. Frante und zauderte ihm sonniae Sulunftsbilder vor, deren Mittelpunkt immer die kleine, weiße Gestalt da vor ibin bildete, aus deren! snnniaeih blauen Augen dzs Glücks ian entgegenzulächeln ichien.... Er war der Gegenwart völlig entrückt, und als nach einer Weile Frau See Vori ibn lächean ermahnte: »Wenn Sie aber überbaurt beute nocb zu Geheitnratbs aehen wollen. Herr Dotiot, wird es nun wirklich Zeit«, starrte er sie einen Augenblick ver ständnißios an: erst Lily’s ängstlich fragender Blick brachte iärn den Sinn der Worte Juni Bewußtsein »Hu Gebeiniratbs?« fragte er in tiefsteni Erstaunen. »Was soll ich denn heute dort?« Nun war die Reihe. verblüfft zu sein. an den Damen »Aber Sie sind doch zu dein Balle dort einaeladen". sagte Frau See dori endlich. »Ich dachte, Sie hatten uns abbolen wollen, und du wir nun leider verhindert sind, ko« Dr. Frante war uuiaeipwngen und hatte die Cinlabunastjrte aus seiner Tasche beworgeioaen »Ach, unsere Einladung Vorn vort aen Mittwoch!« iaate Frau Sees-ori, in der ein leises Lierstandnifi sur die merkwürdige Situation aui:-«cin!-nerte, rnit untertdruciten1 Lachen »Und wir haben Zie so lanae Tier festgehalten obne bat-, Eie eine Ahnung oaoon hat ten, was Zie inzwischen alles versäu men« ,,Vereeilten Zie«, state der junge Mrnn verlegen-, »aber ich weis-, wirk lich nicht« wie diese Karte nieder in die neuen Einladunaen net-rissen ist. Da ich Jktr agitlickeg Haus nur zu gern betrete, habe ich rnich nicht erst damit einiges-alten das Datum aenau zu nriifen«, setzte er mit oerdinblichem . Lächeln, das ihm in seiner Verlegen heit nicht recht aelinaen wollte. hinzu. »Aber ich bitte Sie, wir haben Ih nen jin Gegentbeil w danken, daß Sie uns an diesem trostlosen Abend osie Zeit bisher so angenehm oertärzt baben«, unterbrach ihn Frau Seedors liebenswürdig Ueber Lilys so wenig an Verstel lung gewöhnte Züge bitte sich bei die sem kurzen Zwiegespräch eine dunkle Wolke gelagert.·.. Nun würde er natürlich geben, urn mit der andern zu tanzen, uno es war doch so hübsch gewesen bisher, viel, viel hübscher, als wenn sie alle zusammen aus den Ball gegangen wären« an dem ihr eigent lich gar nichts mehr gelegen war, seit der Doktor bei ihnen war. Dr. Franke waren die wechselnden Empfindungen die sich in Liltfä Ge sicht widerspiegelten, nicht entgangen. Eine Weile kämpfte er noch mit sich, dann wandte er sich kurz entschlossen an Frau Seedoes. »Wenn anem gnädige rau, wirklich meine Gegenwart Idee nicht unangenebm war, so sehen Sie Ihrer Güte die Krone auf und ge statten Sie. daß ich Ihnen auch noch weiterhin ein wenig Gesellschaft lei sten bars.« Sie eöattte init der Antwort »Gegen Sie ka, mädige Freier« bat et. Und m dem offenen, sreirniithitgen sites seiner dunklen Ha Mk Eis-»Ist ANY-XII im · , site , www-lot — »Meinetwegen«, gab fie endlich nach. .Wenn Ihnen unler lchlichtei Bohn zitnrner hnziehender erscheint, als der glänzende Bhlllahi. in dem man Sie gewiß lebhaft vermillen wird. lo blei ben Sie.' »Die behagliche Stimmung war bald wieder berhefiellt, und immer enger fchlangen sich die Fäden geheimen Ern derftändnisses um die jungen Leute . . . Es war elf Ubr vorbei, als ein Ge räusch an der Tbiir die deinrlebr des Hausherrn verrieth Mit einem stillen Lächeln erhob sich Frau Seedorf, um dem Gatten entqegenzugehem und viel leicht war es lein Zufall, daß sich ihre Unterredung mit dem Gatten so in die Länge zog. Jedenfalls aber hatte Dr. Ironie es verstanden. die wenigen Minuten des Alleinieins mit Lilh richtir aus runiinen Denn, als die Eltern end lich ins Kimrner traten, michte sich das innere Mädchen erichreclt aus den sie umfchlinaenden Armen los, um ihr Köpfchen verlchämt am Halle der Mutter in bergen, während Dr l Ironie feierlich hul den Professor mir-at um ihn in wohlaelehter Rede ium die Hand der Geliebten zu ; deitoweniaer sahe ich von ahnzem Her ten is! Ich wüßte leinen, dern ich bitten . . . . Doch schon nach den ersten Worten unterbrach ihn dieser. »Lhssen Sie's nat lein. lieber Erich! Es ist zwar eine unaewohnie Zeit, um einen hei rathsantraa anzubringen, aber nichts mein Kind lieber anvertrauen würde Nehmen Sie sie bin und machen Sie sie aliicklich.« Nach einer kleinen Nühritene hatte man sich noch einmal niedergeietzi, denn es gab ja noch so viel zu erzäh len und zu ertlörenZ »Da stshtte ich nun wirklich nach der aliictlichen Errettunq meines Pa tienten nicht io eiliq durch Regen und Unwetter nach Lunte zu rennen brauchen«« sagte lächelnd der Profes sor. »Aber, offen gestanden, ist es mir lieber, lsierkt in Ruhe eine Flasche Verlobunasielt zu leeren, ils jetzt noch ein Paar Stunden Balle-hier spielen ru müssen, was mir ohne Ihre Darwifckenlunft. mein lieber Erich. entschieden nicht erspart worden ware.« W L »Expreß No. llZ.« Novelle von Guts de Teramond. Als die Kirchenglode 6 Uhr schlug, sprang Rivard aus dem Bette, und zog sich in aller Eile an, um seinen Diensi anzutreten Eisenbahnbeaniter an der kleinen Station Aubrevoye aus der Strecke Bendorne« vereinigte er in sseiner Person die Posten eines Bille lteurT Weichenstellers und stellvertre tenden Stationsvorsiehersa Wenn der Posten auch lein schwerer war. Und sich selten Reisende und noch seltener Bahngiiter einsanden. so la stete doch eine gewisse Verantwortlich keit aus ihm. —- Mitiags passirte der Pariser Schnellzug, der Erpreß 113 —- die kleine Stalion, und dann mußte er einige hundert Meter hin auslaufen, zu dem nächsten Bahnwär terhäuschen, urn die Geleise siir den Güterzug. ver eine Viertelstunde vor .l)er einiras, zu stellen! Von seinen Vorgesetzten wegen sei:" ner Pünttlichteit und seines Dienst eiferg geschätzt, war ihm schon öfter eine Befotderung in Aussicht gestellt worden, ader er hatte stets dankend aus eine solche verzichtet. Ruhig und von Natur wenig ehrgeizig, liebte er seine Hei-nach und vor Allem seine descheidene Heiuglichteit. Vor bald sechs Jahren hatte er sich mit einem hübschen Bauernmädchen aus der Umgegend verheirathet. dem als Hoch zeitsgeschent oon der Eisenbahngesell: schast der nächste vatante Posten einer Weichenstellerin versprochen worden war! — Dieser Posten ließ der jungen Frau genügend Zeit, die kleine Mam leine. die mit ihrem fröhlichen Lachen und Jauchzen das stille Heim ver schönte, zu einem artigen Kinde zu erziehen! —- — —- — —- —— —- Nivard hatte eilig seinen Kassee getrunken und setzte gerade seine Dienstmütze aus. als eine helle Stimme aus dern Kinderbettchen ihn fragte: »Papa, dars ich Dich heute be suchen?« . Er kehrte noch einmal zu dern klei ’ nen Mädchen zurück, dessen Haar wies Gold auf dem weinen Linnen leuch-! tete, und küßte ei zärtlich —- ? »Du weißt, Liebling, daß ich es nicht gerne sehe, wenn Du ohne Mut ter weggehst —- und Mittag muß sie doch kochen —« »O, Papa, ich werde sehe gut aus passen. Sag’, Papa, darf ichs-m Et hatte nicht den Muth, ihr die kleine Bitte abzuschlagen und legte sie wieder in die Kissen zurück »Ja, ja, Du darfst — torntn’ rnich nur besuchen!« «Ach, Pape-X tief das Kind, freu dig seine Aetmchen tun den halt des Vaters schlingend, »ich habe Dich ja so lied!« Rivaed wandte sich nochmals an seine Frau: »Sage dafür-, daß Ma deleine nicht vor hold eins aus die Straße konstati« »Du bist wirklich ein held,« ant wortete sie lachend. »du-net giebft Du mä.« Or steckte nur die Achseln. »se tssistiut Obstes-»Mutte · T· «-.- H fr . » its- .--.. Züge durch, und es ist absolut keine Sesabr.« In der Thiir drehte sich Rivnrd noch einmal um. »Wenn Du einen Wagen trifffi, Madeleine, sieh« Dich nur recht vor. und spiele nicht rnit den Hunden. Und Du wirft Dich ruhig auf eine Bank fegen und auf mich warten, nicht waer« »Ja« mein guter Papa!« Das Kind war fein ganzes Glück. er betete es an. Und oft faßte ibn eine unbegriindete Angst, daß ihm etwas geschehen tönntek Auf dern Babnbose hatte Rivard bald feine täglichen Pflichten erfüllt. und ehe et sich dessen versah, schlng es schon ein bald zwölf Uer — Ei war somit Zeit. an die Mittagszüge zu denken, und er eilte auf die Strecke, um die Geleife zu stellen. Pünttlich fuhr der Güterzug ein und hielt auf dem todten Geleise, urn die Ankunft bei Schnellzuges abzuwar ten. Bald verlündeten die Glocken die zwölfte Stunde« und der Expreßss zug, bereits durch Glockensignale abi sirt, mußte jeden Augenblick pafsiren. Aber Minuten verstrichen — und« Alles blieb ruhig. »Er scheint es; heute nicht eilig zu haben!« dachte der! Beamte in philosophischer Rude. « Es war unmöglich, sent nach der Station zurückzueilen, utn nach der Ursache der Verspätung zu forschen, und seine Anwesenheit an diesem ge fährlichen Kreuzungspunlt war un bedingt erforderlich. Eine Viertel stunde —- lang wie eine Ewigkeit — wartete er, aufmerksam den horizont musternd. Da tauchte ganz hinten eine blaue Wolke aus« und das elektrische Läute werk ertönte! —- Der Expreß 113 sauste mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern heran. Plöhlich schrie Rivard herzzerreißend aus . . . er hatte Madeleine bemerkt, die vergnügt la chend aus den Geleisen spielte. Ge duldig hatte sie in dem Wartesaal ge sessen, wie sie es dem Vater verspro chen, aber als es immer später wurde» hielt sie es nicht mehr in dein dumpfen Zimmer aus. »Ich werde einen kleinen Strauß iiir Vater pflücken« hatte sie sich ge sagt. »Er hat die Blumen so gern -—— er wird mich gewiß nicht ausschei ten!« — — Dann hatte sie den Va ter an den Geleisen erblickt, und in der Freude, ihn möglichst schnell er reichen zu können, alle Vorsicht außer acht gelassen. Rivard war angesichts der entsch lichen Situation wie gelähmt — — das Kind war verloren . . . rufen? Sie aus die Gefahr aufmerksam zu machen? Sie war zu weit entfernt, urn seine Worte verstehen zu können . . . ein einziges Mittel blieb ihm noch —- den Expreß aus das todte Geleis rangiren . . . das stand in seiner Macht . . . er brauchte nur ans den hebel zu drücken, und sein Kind ivar gerettet. Aber der Güterzug aus dem anderen Geleises —- Ein furchtbares Unglück war unausbleiblich . . . Hun derte von Menschenleben waren in Gefahr . . : Haltet Ochwetn rann tnm die Stirn herab. —- Was tiimmerte ihn schließlich das Schicksal der linde lannten, wenn nur sein Kind gerettets wurdek ——- Was war ihm die ganzes Welt gegen diesen Blondtotss der siir! ihn der Inbegriff alles irdischen Glückes war . . . aber schon unter drückte die Stimme der Pflicht den Verzweiflungsschrei. der aus seinem gequälten Vaterherzen quoll. ---— Nein . . er hatte nicht das Recht, so zu handeln, er schuldete sein und der Seinen Leben den Reisenden deren Wohl seiner Wachsamteit anvertraut war, und wenn man noch mehr von ihm verlangt hätte, so durfte er nicht einen Augenblick schwanten! Der Zug nahte heran . . . unbe weglich stand der Beamte, den Hebel der Weiche in der band . . . Jetzt hatte die Lotomotioe das Kind er reicht· und eine Minute später war der Erpreß in der Ferne verschwun den. — — — Wie dont Blih gestillt, lag Ridard am Boden, die hande vor das Gesicht gepreßt, als fürchte er sich, das Ent setzliche zu schauen . . . da tönte ein leises, ängstliches Stimmchen an sein Ohr: »Ach Papa, ich habe mich so schreck . lich gesürchtet!« Er richtete sich langsam in die shöhn — Träumte er —- oder hatte »die ausgestandene Angst seinen Vet ! stand zerriittets Doch nein, es war tlein Traum, sein Kind lebte, und während er es in seinen Liebtosungen beinahe erstickte, erfuhr er aus den un zusammenhängenden Worten, welches Wunder sich eben vor seinen Augen er eignet hatte: Vor Schreck über die ungeheure Lotomotive, die plötzlich vor ihr austauchte, war die Meine aus dern Geleise hingesunten. und ohne ihm wehe zu thun. war der Ex preß über den kleinen Körper hinweg gerast. —- — W ten-sitt »Den Dein Papa auch so blaue Au gen wie Du. Molche-M Panlcheni «Ja, manchmal hat ee sehe blaue lagen« ok- ithesi Tärtisrhe humoreite von Roda Rodm Im Mittelpunkte der orientalisehen Märchenohantasie thront von jeher der Nichter, der Kadi. Der Tiefstand der orientalisrhen Gesehgebung läßt natürlich dem Ge wohnheitsrecht und dem freien Cr messen des Nichters breiten Spiel raum. Auch das Verfahren mag in ’jeder Landschast des Sultanats ver schieden sein. Jn der Herzegowina zum Beispiel mußte noch vor wenigen Jahren iiir einen Mord, dessen Thöter unentdeckt geblieben war, der ganze Polizeibezirl herhalten und den An gehörigen des Erschlagenen ein Blut geld entrichten. Gelang es aber, den Sünder zu erwischen, so iällte der Kadi über ihn alsbald dao Todesurs theil Das Leben des Kadi bewegt sich sonst in ruhigeren Bahnen. Die klei nen Zänlereien des Geschäftsoiertels vertreiben ihm die seit. An der Ver schlagenheit der Armenier. Griechen und Zigeuner, an dem starriiipsigen Trotze der eigenen Genossen iibt und mißt er seine Weisheit Eheschließuns gen und die ziemlich höusigen Schei dungen, Verlassenschalts - Angelegen heiten nnd dergleichen beschäftigen ihn vorwiegend. Den Tod aus der Pilgerreise nach Metia zu finden, gilt dem Moglem siir sehr verdienstlich. Wer sich aus die weite Fahrt zur Kaaba begibt, rechnet immer mit der Möglichkeit, nicht mehr zurückzukehren, und ver theilt daher Haug und Habe unter seine Kinder. ) Also tbat es auch Salib-Bers. AlsP er zurückgekehrt war. bereute er es ties. Seine Kinder wollten ihn, einen König Lear des Ostens, nicht im hau se dulden. hadschi Salih - Bey war aber schlau, viel schlauer als die un getreuen Kinder. Er lieb sich von ei nem seiner alten Freunde eine Rolle Dukaten und zählte sie in der Stille nach der Vesper in seiner ärmlichen schmalen Stube. Tie Kinder im Zim mer nebenan borchten beim Klange deg Goldes überrascht aus. Von nun an gingen sie dem Mekkapilger wett eifernd um den Bart und behandelten ihn mit zartesler Aufmerksamkeit Wenn sie ibn um den Verbleib seiner Schätze besragten, wies er aus einen versiegelten Tops im Winkel des Ge maches und sagte gebeimnißboll: »Noch meinem Tode werdet Jbr Eu ren Theil erbalten.' —- hadschi Sa libBey starb endlich, umgeben von seinen Lieben. eines ruhigen Todes. Der Moslam wird sofort begraben, wenn die Leiche erkaltet ist. Aber ehe sich die Erben noch Zeit genommen hatten. den Vater zu bestatten, trugen sie den schweren Tops gemeinsam und argwöhnisch auseinander zum Kadi. Der sollte den kostbaren Inhalt aus tbeilen. —- Der Kadi schlug das Erb recht aus. las lange, lange darin und sprach: »Eure Sache ist ungemein ver wiaelt, denn jeder von Euch hat schon zu Lebzeiten des hadschi seinen ge bührenden Antheil erhalten. Möge denn Allah selber über den Rest ent scheiden. Jch will diesen Tons boch an der Decke des Gemaches aushän gen. Jbr schaart Euch um mich, der Schreiber wird das Gesasz mit einem Hiebe zerschlagen. und was dann aus Jeden stillt, sei von Nechtswegen sein Eigenthum. « So geschah’s. Der Kadi aber stell:e sich gerade in die Mitte, nachdem er seine Turbanrinde recht weit ausge lockert hatte, um eine möglichst große Summe zu erhaschen. »Schlag zul« besabl der Nicht-r. Der Schreiber schwang den Stock, und aus dein Tops siel ein großer, großer Stein dem Kadi aus den Scheitel. I I I i Die ottomanische Regierung traut iden eingeborenen Beamten selber nicht. Sie pflegt die Richterstellen mit Leuten aus entfernten Piovinzen des Reiches zu desetzen So tam auch einst nach Bognien ein Kadi aus An gora in Aleinasien der weder die Sprache noch die Sitten seines neuen Bezirks kannte. Eine orientalische Griechin hatte sich vor dem Asiaten wegen Diebstahlg eines Fertele zu verantworten. Der Kadi, der in seiner islamitischen heimath nie ein Schwein gesehen hatte, nahm mit Widerwillen den Namen des Thieres in den Mund, das der Koran als unrein brandsi markt. —- ,,hast Du das Schwein geij stohlen7" liesz er die Sünderin besea-l gen. ; »Ja, herei« antwortete sie, und der Dolnietsch überseste ihre Antwort. »Was hast Du mit dem Fertec ge than?« «Gegessen habe ich ei,« entgegnete die Geiechin erstaunt. »Uni- die harrt-t« »Die erst recht.« «Run,« sprach der Kadi, »wenn Du so viel banger gelitten, dass Du sogar. die harrt des etelhasten Thieres ver-l schlossan W. malt du isolich treil usw« . l Ewig-. Wie man die Jtleptomon sche Un dentenfoad« der Meigäiie heilt. er zählte dieser Tage ein Direktor eines der vornehmsten Londoner Wesends doteie einem Hinter-viewed Es sei fest in den feinen dotels nicht mehr nöthig, ein wachsomes Auge auf die Löffel oder aus eine håibsehe Porzellantnfh die leicht in die Tasche zu praktiziren sei. zu haben Die unter den Besu chern verbreitete Krankheit Anden ten" mitzunehmen fei schließlich aus eine ganz natürliche Art und Weise verschwunden. Oft bewunderten ho telgäste irgendeinen kleinen, in dem botel benudten Gegenstand-. und in diesem Falle bitte man fie, ein Publi tat dieses Gegenstandes — man halte sich stets ein Laaer derartiger Tupiis tote im Dotel —- anzunehcnem Mist verständlich befinde sich aus diesen Duvlitsten auch nicht der Name des Qotels. Besonders halte man stets Duplitote von silbernen Streichbolzi hehiiltern. die gern bewundert werden, voriithio. und oft mache man diese Duvlitate Personen, die tief-länger im Hotel aufgehalten hätten oder aushiel ten. ium Geschenk — oder· wenn diese Personen es ooriiehen sollten. certaufe man ihnen auch diese Dunliiate und setze ihnen den Preis- an die Rech nun-g Kinder seien die einzigen An denkenfammler. so saqte der Leiter ei nes anderen Londoner WeitendUHo tels die man in seinem hause fest kenne. Gen-ähle wählten sie sich — Saislöfselehen ons. sraaten aber auch in der Regel, bevor sie sich diesen Ge aenstand aneiqneten die-Hotelleitung, ob sie sich ihn mitnehmen dürften. In- wie- ue satt-eh Womit wäscht man Löwen?« Die Beantwortuna dieser Frage aib wie der Ani.« aus Hoflreiien aeschri eben wird, vor Kurzem dem Kaiser Wil helm Gelegenheit en einem Wide, der von der aanien Gesellschaft mit Hei terkeit aufgenommen wurde. Der Kaiser befand sich nämlich in Stettin aen, wo er sich den Thierpart Hagen bects betrachten wollte Der Kaiser wurde von dem bekannten Besiyer der Menaaerie umher-geführt und über alle Einielheitem welche die schwierige Pflege dieser wilden Bestien betreffen unterrichtet Die interessanteste Mit ti,eiluna, die dem Kaiser gemacht wut de, war die. das; die Löwen und Tiaer allwöchentlich einmal gründlich arme fsten würden, also auch eine Art »Gros3reinmachen« mitmachen müßten Aui diese Bemerkuna wandte sich der Kaiser lachend an die Offiziere und iraate sie. ob- wodl jemand von ihnen errathen würde, womit die Thiere ge waschen-würden Jeder von den Tisi zieren hatte einen besonderen Einfall lkiner «laubte, daß Seise dazu verwen det würde, ein anderer meinte, man wasche sie mit Soda ein dritter ers tlarte dask sie mit einer scharsenBiirsie aewaschen wurden. Aus all diese Ant werten hatte der Kaiser stets e nen Bescheid: »Falscb!'« Als sich schlieLZich teiner mehr nseldetr. sagte der Kaiien »Na, ich wiil’s Jst-nen saaen Die Thiere werden . « mit Ledensaeiahr gewaschen . . . !« W—— Uebertriebem — — Is vaI Untercssizien »Piefte. da fehlt schon wieder ein Knopf an Ihrem Nost! Nächstens werden Sie ivobl im s« Negligee antreten. Nu elf-! Ein junges Ehepaar hat den ersten Streit hinter sich. und das Gewitter hat sich noch nicht ganz verzogen. Beim Mittagessen holt der Gatte ein Haar aus der Sttvpe denn-Z. Gatte: »Als Junggeselle fand ich so etwas nie.« Gattin: »Nun, ich habe in der Ehe auch schon ein haar gefunden.« s f »Ist Ihre Braut bloud oder braun7« «Weiß noch nicht! Muß warten, bis sie d- 'rauslommt.«