Was die Nacht verbarg. Roman von E. P. Oppenheim. (18. Fortfeßuna.) Nun hielt es Liollileder fiir rath sam. der Gräsin von feiner Unter-re duna mit der Chorjstin Mittheiluna ZU mscheth Er leate ihr die Frage dor. ob sie vielleicht im Laufe der Zeit irgend eine Beobachtuna aenkacht ita lie. die die Vermuthuna rechtiertiaen könne« Mariens sei verheiratrit gewe ien. « Kopfschiittelnd entaeanete sie: »Wie sollte ich dazu aetommen Hans-Ich habe ja doch mit Mariens niemals in einein Vertehr aestanden, der rnir einen Einblick in seine Brit-azurblau niise newährt hätte. Aber ich mei ne auch. wir müßten der Aussage die ser Theaterdame aroße Bedeutung beilegen Frauen sind in dieser Hin sicht sehr scharfiebnd und es sollte mich nicht ionderlich in Erstaunen se tzen. wenn durch seine Verheirattiung auch das Rötliiel seines Mordes ge löst würde. Und dann — die Briese sind spurlos verschwunden Wenn sich Mariens nun darauf gefaßt ge macht hätte, daß man versuchen tön iie. sie ihm aus aemaltiame Weise zu nehmen, und wenn er sein« tosthares Besitzthnm seiner Frau in Verwah runa aesaehen hätte, von der ja doch niemand etwas-« wußte?« »Auch ich habe diese Möalichkeit schon in Betracht gezogen. Aber es spricht doch auch sehr vieles dagegen.f Mariens aina mit der Absicht um« die Briefe an den Beauftragten des Prinzen Naprarin zu verkaufen: da zu aber mußte er sie doch bei der Hand haben« um sie dein Rechtsanwalt Ber aer vorzulegen. Außerdem ist es nicht recht wahrscheinlich daß er ein Besitz thuin aus den Händen gerieben haben sollte. das er so leicht am eiaeiien Leibe verwahren konnte. Jedenfalls ist es müßig sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ehe sich unsere Vermu thuna, daß er verheiratliset aerveien ist« überhaupt bestätiat hat. Wir müssen setzt oor allem mit diesen-Dorn browsti iertia zu werden suchen. Ich werde mich deshalb von Ihnen beur lauben müssen, gnädiaste Erd-im denn ich darf keine Zeit verlieren cderen aefährlichen Menschen aufzuiui . n.« Er hatte sich erhoben, und die Kom tesse reichte ihm die Hand· »Gehen Sie mit Gott!« sagte sie herzlich. aSie werden mich doch sogleich von dem Ergebniß Ihrer Unterredung mit Dornhroivsti benachrichtigen?« »Ich werde mir gestatten, Ihnen das Eraehniß durch Rohrvost mitzu theilen, und ich werde mir unter al len Umständen die Freiheit nehmen. morgen Vormittag mündlichen Be richt zu erstatten. da ich im Verlauf des heutigen Tages schwerlich dazu toinmen dürfte, Ihnen noch einmal meine Aufwartung zu machen.« 22. K a v i t e l. Heini war in dem Cluh gegangen, um die thn unbekannte Adresse Dom brorvski’s zu erfragen, nnd er hatte vom Speiiezimmer aus«- den Oberst lieutenant aus seinem gewohnten Platz im Rauchsalon sitzen selten. Aber er hatte eg nicht über sich gewonnen, ihn zu begrüßen Gewiß waren die Dinge, die er in zwischen erfahren hatte, nicht im min desten danach annetbnn seine Hoch achtunq und Verehruna fiir den treff lichen Mann Zu oerrinqern aber er fühlte, das-; er schon um Der Geheim nisse willen, de er jetzt vor ihm zu hüten hatte, Die frühere Unbefangen heit des Verkehrs nicht mehr wjirbe gusbringen können, und er münschtez arum die erste Wiederhegegnuna so" weit als möglich Hinauszuschieben Sobald er von den- Diener die Adresse Dotnhronoslis erfahren hatte," machte er sich auf den Weg, den Po len aufzusuchen, denn zunächst er ghien es ihm als die allerwichtigste usgsahe, die Komtesse Hermine aus ihrer auälenden Sorge uno Ungewiß heit zu befreien. Konnte schon die Straße, in der sich Dombrorvske einquartirt hatte, teines wegs unter die vornehmeren gezählt werden, so fühlte sich Heini vollends überrascht von der Armseliqkeit Des Hauses, das die ihm im Club angege bene Nummer trug. und er war sehr geneigt, an einen Irrthum des Die ners zu glauben, bis er an einer oer drei Thüren des obersten Stockwerts wirklich eine Visitenkarte mit dem Na men des Polen entdeckte. Jetzt ver stand er allerdings, warum Dom brotvsli noch niemals einen seiner Bekannten aus dem Club eingeladen hatte, ihn zu besuchen. l Da irgend eine Möglichkeit zu for meller Anmelduna offenbar nicht vor handen war, klopfte heinz an die durch die Karte bezeichnete Thür, und das Geräusch eines zurückgeschoben-i siegels verkündete ihm die Anwesen iint des Seins-ten Eine Selnnde später tauchte das Usstz gelbliche Gesicht des Polen in seen Spalt der Thiir auf, aber in den Mchvinqltchen Zügen offenbarte nichts von irgend welcher Ueber Man bei dem Anblick des sicherlich U Herr-atmen Besuches-. - E , M m den dellfeldM I ’ « « ’ Zufall, da Sie mich due-— .Rteu II- I S« Das war alles. was er auf den Gruß des Anlömmlinos zu erwidern Hatte, und so wenia das Erscheinen des Mannes. der in ihm doch nur noch einen Feind sehen konnte, ihn in Erstaunen zu setzen schien, so wenig Verlegenheit bereitete ihm unver— Etenndar die Bescheidenksseit der Um kgebang, in der et sich von dem ele sannten junan Schriftsteller antref fen lassen mußte Man lonnte kaum einfacher und antbruchsloser wohnen. Wären nicht die hohen, dicht gefüllten Bächerregw le gewesen« die zwei Wände des schma len Zimmerchens vollständig bedeck ten, so würde man sich in der Betau suna eines armen Studenten geglaubt haben. Daß ein Mann. der siir die Schützlinae des Oberstlieutenantg oder fiir die in Noth aeratbenen Mit glieder des Cluhs jederzeit eine ofiene Hand hatte, für seine eigene Person so ganz auf jede häusliche Beauemlichleits Verzicht leisten könne. würde gen-ißt niemand von seinen Bekannten fürs möglich ge ,alten haben. i Aber Dombrorosli selbst hatte das ( fiir offenbar kein Empfindetn Er deu l tete mit artiaer Handbeweaung aus den einen der beiden vorhandenen wa ckeliaen Rohrstiible, während er selbst sich in einer anscheinend schon zur Ge j wohnheit gewordenen Bose an das Bücheraestell lehnte, die oerschleier ten Augen lalt und ruhig auf das Gesicht des anderen aerichtet. »Ich erfuhr von meiner Wirtltin daß Sie mir während meiner Abwe senheit Ihren Besuch zugedzcht hat ten, Herr Dottor«, eröffnete Heinz das Gespräch Der Pole stimmte mit leichtem Kopfnicken zu. »Ja der That —- ich «nahtn mir die Freiheit, bei J,nen vorzusdrechen Daß Sie sich aber daraufhin gleich nach szrer Riicllehr in eigener Person zu mir bemllhen würden, ist mehr Liebenswiirdiakeit. als ich erwartet hätte. Jch bedanke umsomehr, Ihnen diese Unbeauem lichleit verursacht Zu haben. als sich der Zweck meines Besuches inzwischen erledigt hat« »Sie haben also seht nicht mehr die Absichl. mich über diesen Zweck zu unterrichten?« »Ich glaube nicht« daß eine Noth wendialeit dasiir vorliegt Hätte ich gewußt daß Sie überhaupt und so aar schon so bald iuriicktehren witt den, so würde ich es ia vielleicht vor ;te,roaen haben, die Angelegenheit die mich zu Ihnen geführt, mit Ihnen zu verhandeln. Da ich aber nicht aus eine sehr ungewisse Aussicht hin war ten konnte, mußte ich mich wohl ent: schließen, damit an eine andere Stelle »- gilt-»F »Na-much zur ewan Wazoenoorii — nicht wahrs« Doinbroivsli zeigte sich nicht im mindeften befremdet. »Ganz recht«, bestätiate er ruhia.« »Diese Dante aker wünscht in lei nerlei Verhandluna mit Ihnen ein zutreten. Sie hat mir Ihren Brief us lesen aeaeben und hat mich bevoll mächiiat, Ihre Mittheilungen entge aen zu nehmen« »Und ivenn ich Sie ask Unierhänlx ler ablehnen iviirde?'« »So würde Ihnen die Graiin an heimgeben, aani nach Ihrem Ermes sen zu handeln. Sie selbst io wenig wie eine der Perionen, die ihr nahe stehen, hat Veranlassuna. die von Ih nen angedrohten Schritte zu furch ten.« »Es ist mir iehr interessant das zu hören, und es erleichtert mein Gewis fen in einer fiir mich höchst erfreuli chen Weise. Jch darf doch wohl an nehmen« daß Sie sich diese Erlliirung der Gräfin Waldendorfs auch fiir Ih re Person zu eigen in-.1chen?« »Daß ich Ihre Absichten nicht fürch te, glaube ich Ihnen fchori bei einer früheren Gelegenheit erklärt zu ha ben, Herr Dottor!« »Und Sie haben sich aus leinem an deren Grunde hierher bemüht, als um inir das zu fagen2« »Ich hatte mich. wie Sie gehört ha ben, eines Auftrages zu entledigen, und ich ioar bereit, Ihre Mittheilun gen entgegen zu nehmen. Da Sie mir folche aber nicht zu machen wün schen, will ich Ihnen nicht länger lö stig fallen.« Er war sich vollkommen bewußt, ein gewagtes Spiel zu spielen, indem er diesen hochsahreiiden Ton gegen den Polen anschlag, denn mehr noch als bei der Lettüre seines an die Grä fin gerichteten Briefes empfing er jetzt, ivo er dem Manne Auge in Au ge gegenüberstand, den Eindruck, es init einein gefährlichen Gegner zu thun zu haben, mit einein Gegner, dessen terechnenoe Kälte hundertmal mehr zu fürchten ioar als die leiden ischaftlichen Aufwallungen eines von dein Gefühl persönlichen Hasses ge leiteten Widersacherö. Aber gerade weil er zu der Ueberzeugung gelangt war, daß es Thorheit- sein würde, ir gend etwas von dein Mitleid oder von einer anderen menfchlichen Regung idieles feltfamen, undurchdringlichen Menschen zu erwarten, sah er für den Kanin sitt ihin keine andere Mögle fett als des Versuch i in durch e Iainsiiak erso- m mission-rei- zu ! irnponiren, deren er selbst sich als wirliInier Waffen bediente. Vielleicht durfte Heinz es als einen ersten Erfolg dieser Taktik ansehen. daß Tomototvsti. nachdem er ihn ei nen Schritt gegen die Thür liin hat te machen lassen. sagte: »Sie fallen mir durch-aus nicht lästig, Herr oll ielderl — Wenn ich Sie auch ni t fo ohne weiteres als Vertreter der Korn teffe Waldendorff betrachten tann fo wird dadurch doch eine Unterhaltung iibce die Angelegenheit, die uns bei de in leichem Maße interelsirt, seines wesss ausgeichlossen Es wäre ja mög lich, daß Sie selbst inzwischen auf eine Fäbrte des Mörders gestoßen find Jlire sieheimnißvolle Reise hatte der wol-l den Zweck, sie in suchen?« - »Weobnlb nennen Sie meine Reife gebeimnißoolli Vielleicht weil ich es nicht für nothwendig hielt. Ihnen meine Absicht vorher mitzntlieilen?« »Nein — nicht deshalb! Jch habe eine vertrauliche Mittheilnng von Ihnen ebenfowenia erwartet, als es für rnich einer iololxen bedurfte. Schloß Buchberg liegt ja nicht so weitaus Der Welt, daß sich eine Spur. die man aern im Auae behalten möchte, nicht sehr leicht bis dahin verfolgen ließe.« »Ein richtiges Spionirfyftetn also, das Sie da einqerichtet haben! — Wasrbaftia. Sie haben Iehren Beruf verfehlt, Herr Doktor!" »Wie können Sie wissen, ob ich mich mit dem. was Sie die Einrichtung eines Spionirinitem in nennen be lieben, nicht mitten in der Ausübung meines Bernfes befunden habet« »Hu Ihrer Ehre will ich es einsi roeilen noch bezweifeln Das Ge werbe eines Eviong ailt in den Au nen jedes- Initändigen Menschen fiir so verächtlich daß man sich nicht leicht entschließt. einen anderen ohne voll wertbiae Beweise diefes Gewerbeg zu verdächtkaen.« »1ln!·ere Ansichten stimmen da nimi sont iibereirn mein roertber Herr Hollselcerf -—— So lange Eie mich nicht davon übers-essen können, daß das menschliche Leben etwas anderes ist« als ein Krirq —- und zwar ein höchst erscitterten grausamer Krieg, in dem es weder einen Friedensfchluß noch auch nur einen Waffenstillstonb giebt, so lange werden Sie mir wohl auch ziiaeben müssen, daß die Kund ichaster in diesem Kriege ebenso nn entbebrlich sind wie in jedem anderen Feldrua.« »Möalich! —- LIlber tvo man eines oon ihnen habhaft wird. hängt man ibn nichtådestoweniger an den näch sten Baum —« »Ob« schießt ihn obne weiteres über den Hausen. Gewiß! Aber wo durch unterscheidet sich denn eigent lich ein solcher Soion dann noch von einem Helden? Wird nicht der furcht lose Einsatz des eigenen Lebens aller orten als das charolteristische Merk mzl des Heldenthurns angesehen und gefeiert? Sollte also der Mann, der neben seinem Leben auch noch sei ne Ebre aufs Spiel setzt, nicht im Grunde noch urn einiges böber ge schätzt werden?« »Das sind Spitziindialeiten herl Dottor Tombrowsli. Sie wissen so qui wie ich. daß es die Niedrigkeit und Erbärmlichleit der Beweggründe ist, die den Muth des Spionz aus die selbe Stufe stellt mit der Tollliibnbeit des von Grenzwiiebtern verfolgten Schmuaglers oder des binterlistigen Einbrechers. der schließlich auch auf eine Revoloerluael gefaßt sein muß-" Die schmalen Lippen des Polen ver zkaen lieb slitchtia tu sartcstischem Lä eiteln. »Ah -— da sind wir ja, wie ich sehe, von einer Verständiauna gar nicht io sehr weit entfernt. Denn da rin stimme ich vollkommen mit Ihnen überein, das-: siir die Beurtkieilung ei nes Menicken nickt seine Handlungen an sich, sondern einiia die Verveqs qriinde seiner Handlungen entschei dend sein ritrien Unter solchem Ge sichtswinkel betrachtet aber könnte doch wohl unter Umständen ein Spion ein ebenso ebeenroertliee « ienich sein, wie etirsa eine junae Dame, die sich aus Freundschaft oder anderen achtungs iriirdiaen Motiven zur Nachtzeit mit Hilfe von Nachschlüsseln in die Behau una eines fremden Mannes ein schleicht, um ibn Fu bestehlen. Die allgemeine Verachtung, die bei einer Entdeckung ja in dem einen Fall eben so unvermeidlich wäre wie in dem an deren, schließt. tvie Sie aus diesem willkürlich gewählten Beispiel erse hen, wirtlich nicht immer ein unfehl bar richtiges Urtheil in sich ein.« Jn tiefster Seele erschrocken, nahm Heinz alle Energie zusammen, um wenigstens äußerlich seine Ruhe zu bewahren. »Ist es Fräulein v. Web rinaen, aus die Ihr toilltiirlieb ge wöhltes Beispiel Bezug haben soll, Herr Doktors« »Ich babe den Namen der Dame nicht genannt —- evas Sie vermuthen wollen, steht bei Jlsnen.« »Aber das ist eine beispiellose Drei stigteit. —- Wobet nehmen Sie das Recht, aus der zufälligen Anwesen beit der Dame in dem nicht nur von Mariens, sondern auch von rnir und von verschiedenen anderen Parteien bewohnten hause solche Schlüsse zu ziehen?« »Wenn Sie Wunsches sind, here hollselder. daß Fräulein v. Weins-i gen in der Nacht, da er vor der Thiir seiner Wohnung ermordet gesunden wurde, das Zimmer des Otto Mar iens nicht betreten bat, so baben Sie teine Veranlassung« sich ieber mein Beispiel aufzuregen, denn dann ist die Dame, on die ich dabei dachte, eben eine andere alt Fräuleinv Weh ringen. Dasiit ober, da diese andere in seiner Wohnung gen-e en ist, bosiir i besitze ich einen unanfechtbar-en einen im buchftiiblichen Sinne des Wortes init händen zu greifenden Beweis.« «Einen Beweis. den die Komtesse Waldendorff anen ablaufen solltes« «Abkauien? — Vielleicht nicht ge rade gegen die Art von Münze. an ie Sie deuten mögen. Aber im letzten Grunde war es allerdings eine Art von handelsneschiift, das ich der Grä iin mit aller ichuldigen Ehrerbietung voraeichlagen haben würde, wenn sie mich der Auszeichnung awiirdigt hätte, mich zu empfangen· Da sie es nun aber. wie Sie sagen, ablebnt, mit mir zu verhandeln. und da Sie au ßerdem ganz sicher sind. das-. es nicht Fräulein v. Wedrinaen war, die in je ner Nacht das Zimmer des Otto Mar iens betrat. io kann uns ja das von mir aeolante Taufchaeichäit nicht wei ter intereisiren.« »Es gefällt Ihnen, mich zu verspot ten: aber ich meine. daß es eines eh renhaften Mannes würdiger wäre, of fen und ohne Hinter-halt zu reden.« ,,Ek)renbaft?« wiederholte Dom broivski. während wieder das kleine, charakteristische Jucken um seine Mundiointel spielte. »Was können Sie sich von einem Appell an meine Ebrenbaitigieit versprechen, Herr hollielder, nachdem Sie mich als ei nen gestiindigen Spion soeben erft den veröchtlicbsten Auswiirilingen der Menschheit zugestellt haben? —- Und ieb bin ein Spion! Ich bestätige es Ihnen hiermit im oollen Ernst. Ein Spion, wenn nicht im Solde, so doch im Dienst der ruisiichen Regierung. Sie können von dieser Mittbeilung unbedenklich jeden Gebrauch machen, den Sie als mit den Interessen Jbrer Freunde vereinbar ansehen " »Das beißt: diese meine Freunde würden es entaelten müssen. wenn ich mir? einiallen ließe, Sie zu entlar: ven « ,,Vielleicht! — Das Leben ist ein Krieg, Herr Hollielder. ein grausa mer und erbarnsunasloier Krieg, in dem alle Waffen erlaubt sind - auch die vergifteten« »Aber aeaen wen führen Sie denn eiaentlich diesen Arie-It Gegen ein paar mebrloie Frauen, die nie in ih rem Leben etwas Feindieliqeg gegen Zie unternommen haben!« »Nicht argen sie· Wenn es diese wehrloien Frauen wären, die ich als meine Widersacher oder als die Wi dersacher des von mir verfochtenen Gedankens aniöte so wiirde ich we-» der in jenerNacht zu anen aetommenf sein« noch würde ich meinen Brief an die Gröiin Hermine Waldendorff ge schrieben nahm« »So bin ich es, den Sie zu treffen beabsichtigen?« Donrbrowsti schüttelte den Kopf. »Was bade ich mit Ihnen zu schaffen? Ich mache Ihnen sogar tein Hebt dar aus, daß mir meine Sympathien fiir Sie bei der Verfolguna dieser Ange legenheit schon wiederholt recht liiftiaq und hinderlich gewesen sind, und daß ich mir erft vorbin bei Ihrem Ein tritt febr ernstlich vorgenommen ba de, sie energifch abzufchiitteln.« »Was Ihnen hoffentlich umso leich ter werden wird, nachdem Sie von mir die Versicherung empfangen ds ben, daß ich diese angeblichen Sym pathien in teiner Weife ru erwidern ·perrnag«, laate Hollfelder scharf. »Aber wenn es weder meine Verforh snoch eine der in Betracht tomrnenven ! Damen ist, aeaen die sich Jbre feind ifeliaen Absichten richten — wen be i tämgfen Sie-denn sonst-i« «:«ehmen Sie an, oan es vie kuran » net wären. deren Namen die von dem serrnordeten Mariens zum Kauf ans gebotenen Brieie der Vrinzesfin Na prarin enthalten.« Wohl war Heini irn Gespräch mit diesem Manne jederzeit auf Außerges wöhnliches und Ueberraichendeg ge: frißt. aber seine letzte, im ruhigsten Tone abaeaebene Erklärung wirkte aus ihn doch wie ein Faustschlag. und er mußte Selunden verstreieben lassen, ehe er Mich wieder hinlänglich » in der Gewalt hatte. um ihm zu ant warten. «Also nicht die russische Regierung, sondern der Prinz Napraxin ist es, für den Sie arbeiten?« »Die Wünsche und Absichten des l Prinzen kommen tiir mich nur so weit i in Betracht, als sie sich mit meinen ei l genen decken. Seine ehelichen Zwistig leiten interessiren rnick nicht im ge ringsten. Jch liebe diesen Prinzen nicht, und siir seine privaten Angele genheiten würde ich keinen Finger rühren. Sie sehen, man Linn un rnöglich oisenherziger sein, alr- ich es Ihnen gegenüber bin. Vermutblich wären wir schon erheblich weiter ge tornrnen, wenn Sie gegen mich die gleiche Praxis der vertrauensvallen Aufrichtigkeit befolgt hätten·« »Sie erwarten wohl taum, Herr: Doktor, daß ich diese Bemerkung ernst- - hast nehme. Oder wollen Sie mir gestatten, die Probe auf Jhre spat nannte Ottenherzigleit zu machen, in dem ich Sie ersuche. mir mizutheilen wie alle diese Dinge su Jhrer Kennt niß gelangen tonnten?« »Ich habe gar keinen Grund, Jl nen ein Geheimniß daraus en machen. Aber wenn Sie mich verstehen sollen, muß es mir schon gestattet sein« noch einmal bis aus vie ersten Anfänge zu rückzugehew Sie werden wir dann zugeben. dasz sich alles aui die natür ltchste Weile von der Welt nnd ohne jede teuflische Schlauheit von meiner Seite entwickelt hat. Ei fing, wie Sie wissen, damit an, daß ich in einer gewissen Nacht rein zufällig gerade in dein Augenblick an Ihrem hause vor über ging, als Sie einer jungen Da unser-stiftu. Madame:»1a like t e: ne annehmeer .,iaakette auf der Fischfchijsselk Köchin: »Ja anädiae Fr u, wenn Eie kiu auteH Werk thun wollen, dann stiften cie doch mal e: nex« Ylfchbechet fiik die Nichts« tne has Geleit bis aus die tStaße hin aus gaben. Meine guten Augen ge statteten mir das Gesicht der Dame in allen Einzelheiten zu erkennen, und es war mir. ais müsse ich dies Gesicht schon sriiher einmal gesehen haben. Aber es ionnte nur eine sliichtige und siir mich hedeutungslose Begeanung gewesen sein, da ich mich bei meinem ausgezeichneten Gedächtnis; sonst ohne Zweifel sogleich erinnert hatten wiirs de. wo und unter weichen ilmseiinden sie stattgefunden Auch die zuiiilliae Wahrnehmung sen-er Nacht interessir te mich recht wenig, und sie tauchte erst wieder in meiner Erinnerung aus, als ich in der Zeitung Von der Ermor duna des mir völlig unbekannten Ot to Martens las-, und davon, daß Sie ee aetvesen seien, der ihn unt drei liht ’ Morgens aus der Haustteppe qesun T den Die Sache newanm wie gesagt, ein newissee1 rein psncktoioaisches Jn teresse für mich erst mit dem Augen blick. ais ich die sehr aussallende Vet ändetuna in Ihrem Benehmen he merite. Nicht. daß Sie der Krisni nalpoiitei die Anwesenheit der jun aen Dame verschwiegen hatten, er schien mir verdächtig sondern was mich stutzig machte, war einzia die sonderbare Vetstiirtheit Jhres Wesens und die höchst charaiteristischen An zeichen eines schlechten Gewissens Ich a auhe nämlich ein ebenso auter Veo dachtet tu sein. ais Sie ein schlechter; Schauspieler sind, mein bester Herts Hollselder.« »Das alles haben Sie rnir schon früher angedeutet oder ausgesprochen Herr Doltori« «Jawohi, ich isin von Anfang at ausrichtig gegen Sie gewesen. Jch habe Ihnen auch schon gesagt an wel chetn Heitvunit sich das rein alademi sehr Interesse an dem Fall sur mich in ein sehr persönliches verwandeltea - Sie erilä«rten das sei geschehen,! als Sie die junge Ditnte in der Ge sellschast der Komtesse Waldendorss wiedersahen.« l »So ist es. -—— Und nun muß ichj mich. um auch weiterhin attsrich". a tit. sein. wohl entschließen« auch den iet- j ten Rest von Achtuna preiszuaeiemi den Sie mir misalichernteise hisherx noch bewahrt haben. Also ich wußte, ( daß die Komtesse Waldendorss im he s sonderen Austraae sehr hochstehender und einsiuskteicher Persönlichieitenj von russrschen Geheimagenten scharsk beohachtet werde. Ich wußte es, weils ich telkit io eine Art von weheimi; agent der russischen Regierung bin nicht erit ieit heute und gestern, Ton dern schon seit dein Tage, da ich alt-( junger Student die Berliner Univer sität heiog.« i »Ist das nun wirklich Jdr Ernst?l Lver beliebt eg Ihnen noch immer, sich über mich lustig zu ni.ichen?'· »Nein, es in mein vouek umsi. Ins-i iagte Ihnen ja schon. das-, ich mir auf eine Fortdauer Ihrer Hochachtung von diesem Augenblick an teine Rech-. nung mehr mache. Aber lassen Zie uns bei dem bleiben, wag iiir Sie Interesse hat! —--- Ich wußte also, dahl vie Gräfin tür meine Regierung ein Gegenstand des Mißtrauens war, aber die Ursache war inir zunächst nicht be kannt. Um sie zu erfahren, mußte ich mich erst mit den betreffenden Peters huraer Kreisen in Verbindung sehen, und da ich mich in diesen Kreisen ei nes weitaehenden Vertraueng erireur. erlangte ich nach und nach Kenntnis von Dingen, die allerdings danach an-. gethan waren, den Fall Mariens iiir mich in eine ganz neue Beleuchtung zu rücken. Ich erfuhr, daß die Komtesse Herinine Waldendoris lediglich in ih-l rer Eigenschaft als Schwester der ih rem Gatten entflohenen Prinzessin Naprarin beobachtet werde, und ich» wurde dadurch. daß man den Rechts-» anwalt Berger inir gegenüber van seiner Schweigevilicht entband, auch von der Rolle unterrichtet, die ver eh renwerthe here Matten-I gespielt hat te. Bei der ireundschaitlichen Natur Ihrer Beziehungen zu den erwähnten Damen tann ich wohl annehmen, daß "alle diese Dinge auch Ihnen bereits betannt sind.« »Sie sind knir bekannt-« »Ich tann mich so turz fassen. — Man weiß in Pete barg, over rnan glaubt zu wissen, daß die Peinzelsin Nahruin während der letzten Mo nate ihres dortigen Ausenthalts höchst bedentliche Beziehungen zu Leuten un terhalten hat, die mit der Organisa tion einer allgemeinen revolutionä ren Voltjerhehung beschäftigt sind, und Sie begreifen, daß man ein sehr let-hattet und iehr berechtigtes Inte resse daran hat. sich in den Besih von seroeitmaterjal gegen diese Leute zu bringen. Als ein solches Beweis material nun betrachtet man die Brie fe, die. zu schreiben die Prinzessm Navrarin die Unvorsichtigleit hatte, und die auiiraend eine gesetzliche oder unlaesetzliste Weise in die Hände des erioabnten Mariens gelangten« »Auf eine höchst ungeietzliche Wei se, wie ich Ihnen versichern kann. Der Schurke bat sie einem auf der »Tai- oertvundeten Kameraden mit sammt feiner Baarschaft gestohlen-« »Er selbst bat dein Rechtsnntoalt Beraer aeaeniiber den Erwerb der illaviere auf andere Weise ertlört, aber ich bin überteuat dasz Ihre Quellen iuverliissiaer sind als die Angaben dieses dunllen Ebrenniannes, und ich ; träte der letzte, mich zu feinem Verthei idiaer zu machen. Genua, das-, er die lBrieie besaß, und dasi er tliia genug Zwar. idren Werts richtig zu taxiren.«' i »Wer aber bürate Ihren Hinter ’männeru iijr die Echtbeit der von Mariens- anaebotenen Briefe?« fragte Heini, einer plötzlichen Einaebuna folgend. »Komm er nicht aus einer -!)arrnloien Korrespondenz, die er in der aeitolilenen Brieftaiche der Ver-— .!r-undeten voraeiunden ein paar itaatgaeiäbrliche Dotuniente fabrizirt haben, mit deren Erwerbuna die Kaus fer ariindiich angeführt aetvesen wä ren?'« Tombroivsti lächelte. »Sie niiiii ien vie Petersburaer Herren und id ren biesiaen Bevollmächtigten nicht für aar io einsiiltia halten. Verebrte ster! Für hunderttausend Mart tauit nxan nicht die Katze im Sack, auch wenn man über unaezäblte Millionen oerfiiat roie Print Navrarin. Da sich Mariens aus iehr beareiiiichen Grün den weiaerte, dem Rechtsanwalt Ber aer die Einsichtnahme in die anaebote: nen Brieie zu gestatten, so wurde itan die Bedinauna gestellt, eine Abichr it unter Weglassung aller in den Schrift ftiieten aenannten Namen vorzulegen. Diese Kopien find dem Vrinzen über iandt worden« und er bat aus ihrer Prüfung die Ueberieuauna gewon nen, daß die Brieie echt iein müssen. Der charakteristische Stil der Prin zeifm war von Ansana bis zu Ende aani unverlennbar, und es sind iibers dies in den Brieien eine Menge Dinge erwähnt, von denen niemand außer idr Kenntniß haben konnte. — Außer dem aber aab es noch etwas anderes-, das sehr unzweideutia iiir den wichti aen und tomproniittirenden Inhalt der Papiere sprach. »Und das wäres« »Das waren die hchen Schweige aeloer, mit denen sich die Printessin durch Vermittlung ihrer Schwester die Verschwiegenheit des Marteng zu ertausen nesucht hatte Die Damen leben ja in recht guten Verhältnissen, aber ihre iliissiqen Mittel sind doch nickt und-carran und wenn sie be reitwillia so erhebliche Ovser brach ten, wie jener unersättliche Herr sie ihnen zumuthetr. so müssen sie daiiir tvchl außerordentlich schwerwieaende Grün-de gehabt haben. Für die Un terdriidung von harmlosen Korre spondenzen pflegt man im allgemei nen nicht Tausende zu zahlen, son dern man zieht es vor, den Crpresser der Staatsanwaltschast zu überlie fern —- nicht wahr?« hollselder mußte die Antwort schul dig bleiben, und er drängte, um seine Verlegenheit zu mastirem in unge duldiaexn Tone zur Beendigung der Erklärungen »Aus dem allen also schönsten Sie die Vermuthung, das; die Prinzeisin und ihre Schwester an der Ermordung des Mariens beibeis ligt seien, nnd daß man sich des Fräu leins v. Wehringen als eines Wert zenaes siir die Ausführung der That bedient habe?« (Fortsehung spng Die Putzmacherinnen behaupten, daß sie bei der Ansertigun der Topf hiite schweres Geld zugesetzt haben. Geschieht ihnen recht! Ein so schweres Vergehen an dem guten Geschmack ver dient tüchtige Strafe s I O s Das Leben hätte genug Wegweiser, »wenn die Menschen sie zu lesen verstün den. . i s l Aus dem Giornale d’Jtalia zittert die Posener Zeitung in Nr. 361 die Lobpreisuug eines Jtalienersx »Selbst seine unversöhntichsien Gegner müssen gestehen, daß Wilhelm der Zweite ein Kavalier vom Scheitel bis zur Kohle ist.« Das ist die Kohle, die er dann aus das haupt eben dieser Gegner sammelt.