Ver Reisekoffer. Stizze von Kontos Reinting. Der junge Bostgelkilse Iris Kriege betrat das Amtszimmer und blieb in dienstlicher Stellung vor seinem Vorgesetzten stehen. «Run, Dur Kriege. was haben Ste?m fragte der Postdirettor — .ettoai Mriönliches?« «Nein, Herr Direktor, eine dienli liche Meldung: der Geldbriesiräger Müller ist noch nicht von seinem Be stellgang zurückgekehrt obwohl be reits sost eine Stunde über die sonst« übliche Zeit verstrichen ist.« »Nicht möglich!« Der Bostditettor lehnte sich zurück und sah eine Zeit-; lang nachdenklich zu Boden —- »bö« ten Sie, Herr Kriege« — fuhr er dann sort — »Sie sind ietzt dienst irrit« «Jawohl, Herr Postdirettor. Jch hol-e soeben den Abschluß gemacht.« .Trotzdekn! Jch muß Sie noch ein Weilchen dienstlich beschäftigen Wir müssen sofort Nachforschungen anstellen. Ich kenne Sie als tüchti gen Beamten und intelligenten Men schen. Machen Sie sich sofort einen Auszug von den Bestellung-en die Müller heute zu erledigen hatte. Und denn sragen Sie nach — ob und rvo Müller bereits bestellt Tat· anohh Herr Direktor.«« Fritz Krieqe verließ das Amtszim mer und machte sich an die Arbeit Nach kurzer Zeit legte er dem Postdirektor Die Liste der Bestellgänge vor: «Müller hat 9534.7O Mark bei sich. Die erste Bestelluna ist Linden skraßeZ Ich mache mich soiort aus den Wen« —- meldete er Schon nach einer halben Stunde» kehrte er wieder zurück ! «Nun?" sraqte der Vorgesetzte ei- i lia. »Ein sonderbarer Fall, Herr Di: i rektor« — berichtete der junge Post s aehilse —- im Hause Lindenttraßes 17 hatte der Rechtsanwalt Tr. Maer zu bekommen. Das Geld ist nichti ausgezahlt worden. Ich habe nochl einige weitere Nachfraaen gehalten: vom Hause Lindenftraße 17 an ists keine weitere Bestelluna erfolth »Ja der That höchst sonderbar!« der Postdirektor schüttelte den Kopf — »Mutter ist dcch ein niichterner Mensch und ein alter, bewährter Be amter?« »Ich Denke, ja, Herr Direktor.'« «Hkn.... nun, dann bleibt uns in der That nichts- anderes übria. als zunächst der vorgesetzten Behörde und —- wenn meine Befürchtungen zutref sen —- der Kriminalvolizei Mittw luna davon zu machen. Ich danke Ihnen, lieber Mieae Sehen Sie nun noch schnell ein lurzes Protokoll aus und dann können Sie geben. Halten Sie sich aber zu Hause aus; es tann sein, daß ich Sie bald wieder telegrapsisch rufen lassen muß.« l Eine Stunde später war die Unter- I suchuna bereits in vollem Gonge. Der Geldbriesträger war noch immer; nicht zurückgekehrt und man mußte nunmehr entweder rnit einer groben Pslichtverleßuncn oder aber mit ei-« nein Verbrechen, das an Müller be-» ganaen wurde, rechnen. - Der Kriminaltornmissär und der Postdirektor begaben sich nach dem! hause Lindenstraße 17, ersuhren je- ! doch aus ihre Nachfrage, Daß Nie-i wand den allen bekannten Briefträgerl dort aesehen hatte. i Der Partien der im Keller vess Hciufes ein Fiobienqefchäft betrieb zuckt-: mit den Schultern und erticir te, auch keinen irrend-vie Vers EisFti nen Menicken vor dem quie oder in der Nähe beobachtet zu knien «H-.1ben Sie auch ionit Niemand bemerkt« —fraqte der Kommissär — »der in der neunten Stunde das Haus betreten oder verlassen hat?« »Gewiß· Die Dienstboten des Hin ses, der Depeichenbote, die Angestell ten des H rrn Rechtsanwaltes und. »Nun — und Besinnen" Die sich sdoch ’mal!« drang der Kommissär in ihn. Der Kohienkändler überlegte: »Ja — zwei Gefchäftgbotens die auf einem kleinen Handwagen einen Koffer brachten« . »So?« Der Kommissär wurde« nachdenklich — »einen großen Kof fer? »Der Kommissär notirte etwas in feinem Buche und fragte dabei: «Sagen Sie wo wurde der Koffer abaeqeben?« Der Kobleniiändler traute sich hin ter den Ohren: »Ja —- das war wohl ein Irr tdurn. Der Koffer sollte zu einein Herrn Krauie oder so ähnlich. Der Herr wohnt aber nicht in diesem dense. Die Burschen hatten ihn schon abgeladen und in den haustur ge stellt. Nach einiger Zeit sah ich dann daß sie ihn wieder aufluden. Uns auf meine Frage meinten sie: ues Wss M ein Bei-sehen vorliegen Du spsser sollte wahrscheinlich nach pkk Lisiensiraße und nicht nach der Kindes-streck« ni....« Der Kommissiie schrieb —- «nun, diese That wohl auch nichts mit un - . We jungen h klåw dann Wir-Jeder fortgefah «— M i nachderLii « -. —--·ih::i.isiietki der Kopfen Der Kommissar gab zwei unifor mirten Schuster-ten einen Wink und Ließ sie noch einmal das ganze haui til-suchen Wie sich herausstellte ohne jeden Erfolg. Dann trennten sich die beiden Her ren, und die Angelegenheit war vor läufig erledigt.... Am Nachmittage desselben Tages machten zwei Nadsahrer. die an der Mariendotfer Land - Straße fu ren, » turz hinter diesem Darfe eine sonder « bare Entdectuna: Im Chaufseearabem etrva dreihun dert Schritte hinter dem leßten Hause des Dorfes, sahen sie einen Mann, der die Unisorm der Postbeamten trug, anscheinend in tiesem Schlafe liegen. Sie stiequ von den Rädern, traten an den Mann heran und such ten ihn machzuriittelm Nach vielen Bemühungen gelang ihnen dies auch. Der Poftbeamte sah zunächst ganz verstört um sich, erhob sich aber dann, wenn auch schwerfällig und mühsam, und torlelte, die beiden Radfslhrer. die ihn fiir betrunken hielten, tüms merten sich denn auch nicht weiter um ihn. sondern setzten ihren Weg sort.... , »Ja, Miillert Um des Himmels willens Wo kommen Sie denn ei aenttich her?« fragte der Post-direk tor, als derselbe Postbeamte, noch im mer tsalb im Traume, etwa eine Stunde später das Amtszimmer be trat — »sind Sie betrunken, Mann? Wie setzen sie denn nur auös Zetzen Sie sich erst matt« »Ich weiß von nichts-, Herr Post direttor!'« entaeanete Mütter und nahm fchtverfiillia Platz. »Was Heißt das-? Sagen Sie mal: ist Ihnen nicht wohl? Wollen Sie i l etwas trinlen?« »Ja. Ein Glas Wasser, wenn ich bitten dars.«' »Hier trinken Ziel« er reichte ihm ein Glas frischen Wassers — »Und nun saan Sie mir zunächst, woher Sie lommen.« Der Geldbrieiträger trank und atbmete dann etwas erleichtert aus: »Aus aus Mariendorf lam :ne ich-« »Aus Mariendorf? Ja. Mann, wie sind Sie denn dahin gekommen?« »Das weiß ich nicht, Herr Postdis rettor.« »Uniinn!« der Postviretior wurde ungeduldig -— »machen Sie ietzt keine faulen Ausreden Sie steifen vor Ih rem Vorgesetzten nnd bis-ten die Wahr heit zu saan Haben Sie getrun ten?" .Nicht einen Tropfen« »Schön. Wo hat-Den Sie Ihre Ta sche. das Geld?« Es schien. als bemerkte Müller erst jetzt das Fehlen seiner Geldtaiche. Entsetzt ariss er nach der Stelle, an der er sie sonst zu tragen pflegte, und entaeanete nun in lläalichem Tone: »Das weiß ich auch nicht. Herr Di kettor verloren oder » .. gestoh en... Nun brauste der Vosidireltor auf: »Zum Teufel! Wer hat sie Ihnen denn gestohlen? So sprechen Sie doch endlich ’mal zusammenhängendP Dann wurde er wieder ruhiger, als er das trostlose und veritörte Gesicht des Gelbbriestriiaer sah —- «also nun ’mal in aller Ruhe: es ist fest füns Uhr Nachmittags; heut früh um acht Uhr hab-en Sie Ihren Be stellaana eingetreten Besinnen Sie sich darauf?« Müller niclte langsam: »Ja. Jetzt besinne ich mich: ich iabe in der Lindensiraße bestellt, his...'« ti- zum HI- use No 17 JGani recht! Dort atte ich keins Rechtsanwalt Tr. Mark 500 Mart tu bestellen« »Haben Sie das aetlian?« »Ja! Ich . . » items-setzt entsinne ich mich ..... ich betrat das Haus und ...... da stand ein Koffer . . . . ein großer, neuer Koffer » ich sah ihn mir noch aenzu an und dichte. wer im Haufe wohl einen fo großen Kos fer aebrauchte . . . ." »Nun weiter! Und dann...?«· »Dann ....'« Müller fuhr sich mit der Hand über die Stirn —- »dann hörte ich Schritte hinter mir, ex- flü-’ sterte Jemand etwas und plötz lich fühlte ich etwas Nasseå im Ge sicht — war es ein Tuch oder ein Schwamm —- das mir plötzlich den Athern raubte ich griff darnach, aber man hielt mich wohl fest . . .. ich tonnte mich jedenfalls nur noch schwach wehren und verlor gleich dar auf das Bewußtsein ..... Von die fem Augenblicke an weiß ich nicht mehr, was mit mir vorgegangen fein mag. Jch erwachte erst oor etwa einer Stunde in — Mariendors. Soweit ich mich besinnen kann, hat mich ein vorüberfahrender junger Mann, oder waren es zweit geweckt...?« Und nun schien dem armen Menschen erft tlar zu werden« was das Ganze eigent, lich bedeutete: er begann zu jammern »meine Tasche das Geld ..... ich werde meine Stelluna verlieren man hat mich beraubt, bat mich viel leicht ermorden wollen und ist dabei gestört worden ..... here Direktorl Ich bin ein alter, treuer Beamter. sagen Sie Lelbft daß ich mir nie auch nur die geringste Nachlässigkeit im Dienste habe zu Schulden kommen lassenf uW lieber Miisef — ent eg note der Weithirettor —- »den-g Gesicht-ecki- cs hatJhnenja noch Mem-d Mefe deswegen mcht Its-reist stillb- Ste mit a: .IW Si- Ue Stelle Dieser -. a der m .Sewiß. Derr Direktor! cefprt will ich mit Ihnen gehen . . .' Nun — wenn Sie sich wohl ge nug fühlen. mit mir hinausgesch ren . . . .« »Juki-Mk Herr Direktor! Bielleichh l daß sich die Tasche mit dem Gelde. .. « « ..... noch wiederfindet, meinen Sir? Nein, lieber Freund! Fitr so dumm halten Sie die beiden abqueiniss sen Burschen doch wohl nicht, daß e. . . .« »Ja-ei Burschen. sagen Sies« »Bei-mittinnen lieber Müller, aber In diesem Augenblicke trat der Kriminaltornmissör ins Zimmer. .Da haben wir den verlorenen Sohn wieder! Mit diesem Worte stellte der Post direttot dem Kommissär den Geld-» brieftriiger vor. »Seit und gesund-P » «Gott!ob ja, Kommissär, wenn nuchi noch etwas schwach auf den Beinen-T Weiß der Teufel, was die Burschen mit dem armen Kerl gemacht haben!« Der Kommissiir nickte: »Sie haben also denselben Verdacht wie ich. Herr Direktor?« »Wellen sehen! Aber —- darf ich die Herren ietzt zu einer kleinen Spa zierfahrt einluden? Halt, Herr Mül ler. Sie trinken erst noch einen tleinen Konnt-W »Svazierfal1ri?« frsgte der Kom missar —- »und wohin?« »Noch —- Mariendorf!« entgegne te der Bostdirettor qui gelaunt — «nach den Anstrenqunccn dieses Ta »aes sind wir unserem braven Müller schon ein kleines Ertravergniiqen fchiildia.« Der Kommissar begriff zwar nicht recht: aber Da es fein Beruf war, rn lombiniren, fo fchwiea er und folgte ten beiden. Sie nabmen ein Auto und batten in tisrzer Zeit die Stelle erreicht. an der Müller ein fo wenia würdiges Lager aefunden hatte. Sie stiegen aus, und der Poftdirettor sagte: .Wollen mir die Herren noch ein Stückchen zu Fu folaen. Ich habe fo meine eigenen danken nnd Absich ten dabei. Vielleicht täusche ich mich auch. Aber felbft dann lann unferetn wiederzewonnenen Freunde Müller ein kleiner Spaziergana in der fri fchen Frisblinasluft nichts fchaden ..... « Der Postbirettor batte sich nickt ge täuscht: nachdem sie etwa hundert Siscbritte geaangen waren, rief Milli ler plötzlich laut und erschreckt: «Der Koffer. Herr Direktor! Sehen Sie dort! Derselbe Koffer . . . .« « ..... in dem man Sie bierber transportirt bat.« »Was? Mich? Jn dem Koffer?« Der Geldbrieftriiger fing an zu be greifen »Ich denle fo, lieber Müller. Groß genug ift er jedenfalls dazu« Dann batte man das Corpus delicti erreicht. Der Kommissar öffnete den« Deckel. fchloß ibn aber fofort wieder und mur melte: Also wie ich es mir dachte: Chlo roforrn!« »Wie meinen Sitt« fragte ver Di rettor. Nun öffnete der Beamte den Koffer abermals und bat die beiden anderen. naberzutretem ein fader, fiißlichek Ge ruch stiea ibnen daraus entgegen. »Ab! Das war das fcheuleiche Zeugs« rief Müller und wandte sich sofort wieder ab. - «Jawobl, here Müller« —- sagte nun der Kommissar ernft — »das-ten Sie den beiden Burschen, daf; fie dies mal etwas weniger plump zu Werte Frei-sangen find, als es fonft Leute ihres Schlaaes zu thun pflegen.... Hoffen wir. daß uns der Koffer mög lichst bald auf ibre Spur führt!« Der-Furt Fräulein: Ja unserer profaischen" Zeit schwingt sich aus Liebe zu einer Frau Lein Mann mehr zu einer herni fchen That empotf Junggeselle »So! und die Männer, die heirathen?« Der Kenner. »Auf DeibeU So scheußlich kann Riunsteinwasset ooch bloß in ’net Kleiustadt schmecken!« Vie Franenrichtleciw Humor-rote oen Köthe Lu how-ti. Die Clettriiche 98 war fast leer. Der Schaff-set bog sich zuweilen nach rückwärts. damit die Luft über iein Gesicht streiche. In dem geräu migen Brutaoparat des Verkehrs ils-at die Mittoglonne mit lchroülen Diensteifer ihr Wert... Der ältere Herr, der ihr breit nnd behaglich standhielt, ließ feine Zeitung linten und wandte sich an den jüngeren zui : seiner Linien. s »Was ftudirft du denn da io eif rig. Paul?" Der Pananra des Befragten be wegte sich —- wie automatisch — nach rückwärts denn der Rechtsan walt Paul Berg tonnte schon seit lei nern vierten Lebensjahr mit dastün liaut und den Ohren wackelm »Ronsens, Ontel Klodwia ..... dirnrnelblauer Unsinn, lage ich dir!« »Na« denn ichmeiß das Zeug doch einfach mea. Zu Haus in Klobitten Evas ich mit so tvns regelmäßig auf und hou damit in aegebenen Momen ten den Ochsenjungen um die Hör teller.« .Wir sind nun aber mal leider in Berlin. Onkel und zwar tnum 200(. Schritt oon der qelobten Gegend des Kreurberas entfernt.« Die junge Stimme tlang dumpf und grollend Die ältere zitterte leicht. als wenn etwa-s Rührung da tin läar. »Sieiiste. Junge, da lannste einfach nicht mit! Machst dich wohl gar im stillen til-er mich lustig, daß ich mir die Stätte besehen habe, wo ich ,,ihr" den ersten Kuß gab. Herrgott —- s—« s— dreißig Jahre ist das nun ber.z Mein Alter hatte mich damals zunis eriten Male mit der Schaswolle nach Berlinchen gelassen.« .,Ja. ja ich weist ..... ge heirathet tat sie sich ja nachher doch nicht« Die weiche Stimmung des Alten schlug um· »Sei doch sroh, Paul. Sonst wärst du heute um einen Erhontel ärmer. Sprich dich meinetwegen ruhig aus. Sag es ist ein Blödsinn, Onkel Mod wig. daß du jeyt —— itn Juli —- hier her pendelst, wo tein Gentleinan den Ztiesel aus den Ast-halt seyt«, und ich werde dir antworten: »Das Heu is rein. mein Junge, und der Roggen is noch nicht ganz so weit. Kalter Winter usw. pppp. —- Da hatte ich eben drei Tage Zeit . . Einen Grund, deswegen so tradbürstig zu sein, giebt dir das noch lange nicht.« Die jungen, energischen Augen sa hen ihn wie abhittend an. «Wiithend hat mich nur die elende Schreiberei hier gemacht, Onkel. Eine Frau schmiert da über die Ehe, he-« legt ihre spitzen, niedertriichtigen Be hauptungen rnit großartigen Episo den« die sie miterlebt haben will. Jch werde dir mal ein paar Siide vorle sen: . . . . »Ja euch, ihr denkenden, weil erwerbenden Mitschwestern, spreche ich also. Laßt euch nicht durch glatte Reden verleiten, eure sichere Brotstelle, mit dem Leben eines Lastthieres za vertauschen· Prüst zuvor, oh der Mann euch Besseres zu bieten irn Stande ist als das, was ihr bisher genossen. Solange war der Mann der Mitgistjiiger. Nunmehr« . . . Die Stimme des jungen Anwalts wuchs in Kraft und Wirth Der On kel lachte schallend. »h"or’ auf, Junge!« . . . »So eine alte Schachtel«, ries der andere empört, »ist natürlich niemals in die Lage gekommen ja zu sagen. Neid ist es — wilder Neid. Alle die sitzen bleiben. werden gistig.« Da sagte plötzlich hell und muthig eine Frauenstiknine in der Nähe: » »Verzeihung! Jch hörte jedes Wort Ihrer Rede· Warum schmähen Sie jemand, den Sie nicht tennen? Daß Sie es wissen . · . . die Versasserin jenes Artitels« . . . eine schwüle, be iingstigende Stille glitt herab . . . »bin ich.'· — »Dunnerwetter«, sagte Onlel Klo dewig leise -—- und laut: «J, Fräu leinchen, es war ja nicht so schlimm gemeint. Die hitze, wissen Se.« Paul Berg lüstete ein wenig den Panama und betrachtete die Spreche rin. Seine Augen wurden groß und starr. Das war ja eine ganz junge, ent zückende Pekson — Jhrn wurde noch heißer. Sein Zustand glich dem, den er einst als Elsjähriger ausgestanden, wo ihn Onkel Klodwig’s »Manisall« versehentlich in die Räuchertanimer eingeschlossen hatte. Trotzdem be hauptete er seinen Standpunkt. »Der Artikel ist schmachvoll, gnä digei Fräulein. Das ist und bleibt » meine Unsicht.« -. Jhte Die Sie antwortete nichts mehr-. seinen Nasensliigel zitterten. zsiihne gruben sich ties in die Unter lippe. Noch zehn Minuten drückendes Schweigen . . . sie rasste ihr Kleid und sprang leichtfiiszig aus dein Wagen, noch ehe er vollends hielt. zAuch die beiden Vers-en waren am Ziel. Aber Onkel Klodtoig hatte sich —- aui angeborener Sparsamkeit — die langen Ueiterstiesek stir Berlin kurz schneiden lassen und war ein UW W im Fltsksein It ließ die- Elektrtsche erst richtig halten,« ehe er sich herunter begab. Der kleine Zwischenfall hatte ihn sichtlich er srischt. «So’n süßes Mädel,« sagte er ehr lich entzückt, «weißte Paul, da pup pert mein altes Herz ordentlich und du . . . nee, die heutige lederne Ju gends . .Jungr, ich fall’ um Sieh doch dloszl ’s das die Menschenmög lichkeit sie läuft ja gradeiider von suns rein . . Hherrje wenn sie da wohnte!« . . ! Und sie wohnte wirklich da! Paul Berg sah sie von nun an alle Tage, wie sie aus dem Balton die Blumen goß· .den Kaffeetisch deckte. dem Vater draußen sorglich den Leitnstuhl mit Kissen auspolsterte . . . immer flink und lustig und gleich entzückend anzusehen! . . Er wurde allmählich tiefsinnig. On kel Klodwig war längst wieder in Klobitten und telegraphirte ihm: »Wann kommst Du endlich?'« Er wußte es nicht. Er konnte ein fach nicht fort. Zu thun war wenig. Die paar mageren Fetiensachen rech neten kaum mit. Den ganzen Tag starrte er aus den Balkon gegenüber. Sogar die Mahlzeiten fielen unregel mässig und dürftig aus. Eines Abends war er am Ende seiner Kraft. Er stellte sich ihr in den Weg, als sie ausgehen wollte: »Gnädiges Fräulein, das Bewußt sein, Sie neulich gekränkt zu haben, ist mir nun doch noch getommen, wenn ich auch meine Ansicht über den Artikel nicht ändern kann. Dars ich bei den Jhren morgen ossiziell noch )mal"5 Absolution erbitten?« ) Sie wurde sehr roth. » Das ist ganz überflüssig« . . . ; »Daß ich um Vergebung bitte · . . - daß ich zu Jhnen kommen möchte?« »Das letztere-" »Dars ich wissen, warum?« Sie antwortete hastig und leise: »Meine Mutter ist todt. Mein Vater ahnt nicht, dasz ich . . . schreibe. Jch möchte auch nicht, dasz er jemals von unserer Belanntschast und deren Ursache ersiihre.« »Nur darum?« »Es ist auch noch ein anderer Grund vorhanden.« »Und den dars ich wiederum nicht wissen?« »Um keinen Preis. Jm Uebrigen bin ich Jhnen gar nicht mehr böse . . . es war nur . . . es übertam mich so« . . Sie stockte. Fort war sie. Paul Berg durchlebte seitdem furchtbare Stunden. Die Strase sür sein —- im Grunde genommen —- ge rechtes Urtheil-erschien ihm grausam. Die Liebe war über ihn getommen. Er hätte sein zartes Gegenüber am liebsten in die Arme gerissen und ihm zugesliistert: »Schreibe, was du willst. Nur schreibe Xin meiner Wohnung . . . als mein ,Weib . . . meinetwegen sogar an meinem Schreibtisch.« Aber er tonnte und durste es doch nicht. hatte sie nicht klipp und llar in ihrem Artikel auseinandergesetzt, aus welchen Gründen ein Mädchen die Ehe eingehen sollt! War er nun nicht als zutiinstiger Erbe seines Ontels eine brillante Partie, die sie darum . . . aber auch nur darum . . . nie mals ausschlagen würde?! . . . Also Zähne zusammenbeifzen und überwinden wie ein ganzer Mann. II c s Die Tage wurden noch schwüler. Die Sonne sprang behende von drü ben nach hüben, und eines Morgens stellte Paul Berg durch das Opern glas fest, daß sein Gegenüber ver weinte Augen habe. Arn Abend desselben Tages sprach er sich, gerade als sie zu ihrem Buch handler gehen wollte, gründlich mit ihr aus Das Resultat war eine Depesche folgenden Inhalts an Ontel Klodwig: »Sie will tnich trotz Vortalls in Elektrischer. Tretsen beide Nachmit tag-vier bei Dir ein. Paul und Braut.« Onkel Klodwig hatte zum Ern pfang weiße Leinwandhosen an und feinen Frau, der ihnr zwar ein biß chen eng geworden war, sonst aber ausgezeichnet stand. Er lüßte die zu tünstige Nichte aus die Stirn und, als sie sich das ruhig gefallen ließ. auch aus den Mund, tlopste ihr die Backen und sagte väterlich: »Na, sehen Se woll . . . ich werd’ auch noch lang »Sie« sagen . . . nu läßt er dich tooll ruhig weiterschrei ben, waö?« Da holte der Anwalt zu einer lan gen Rede aus. »Dente dir, Onkel, es ist ja gar nicht wahr. Sie tonnte nut nicht er tragen, daß ich eine Mitschwester so erbarmungilos abtanzeltr. Darum sprang sie ein. Darum — na ja — slunterte sie ein wenig. Sie hat den blödsinnigen Artikel überhaupt nicht geschrieben. Sie kann gar nichtl lckfiststellern.« Onkel Klodwig psiss durch die Zähne und sehte wie ein hirsch in das Nebenztmnter. «Johann,« rannte er dem Alten zu, der heimlich die Sitte der Psirsichs bot-le feststellte, »aus-her mal ein — zwei — drei ean ins Wenzimmer. Die Literslasche Tinte, hellstes Stahlsedern und — hat janze Schutt-papier weg. Ja de Rumpel kammer. . . . Jeit gieb mir aber mal erst einen Schluck Bowle vorweg. So heiß wie heute war’s ja überhaupt noch nicht« ».OIA"cI«. Ueber die Derlunft des uns so »ttJeuren Herrn Standard Oel-Rocke feller schreibt die Neuwieder Zeitung: »Gut-lich ist das Dunkel über die viel befprochene Heilunft der amerikani schen Rockeseller gelichtet. Die von ei nem Herrn aus einein benachbarten Dorfe ausgeführten Forschungen in einer Reihe von Kirchenbiichern des ehemaligen Fürstenthums Wied erga ben folgendes: Die ersten nach Amerila ausgewanderten Roaefeller waren: I. Johann Peter Rockefeller und dessen Bruder Johann Wilhlem aus Segen dorf, welche sich im Jahre 1723 in Rinaoes lzu deutsch Rheinqaty im Staate New Jerer niederließen. 2. Theil Rockenseller aus Bonefeld wan derte 1735 nach Germantown im Staate New York aus .3. Bald dar auf wanderten noch eine Reihe von Rockenfeller nach Amerila aus, dar unter vermulhlich Bodhart (Gotlhard) Rodenfeller aus Daseroth und Mar tin Noaenfeller aus Edlfcheid ZU l Jcohann Peter und Josann Wilhelm waren Söhne von Johannes Rocken feller, welcher verxtiuthlich bis 1682 auf der Mühle tu Arienheller wohnte, dort am l7. Oltoher 1681 die Zwil linae Peter und Lorem in der Kirche zu Rheinbrohl tausen liesz und als dann nach Senendori verzog. Jo äzann Peter Rockenieller verheirathete sich 1707 mit Maria Remagen aus Segendori, 1720 mit Eliiaheth Chri stiana Nuntel aus Boneield nnd nahm vier Kinder mit nach Amerika· Oihm wurde in Ninaoes ein Denkmal ge,eht. Johann Wilhelm verheirathete lich 1714 mit Anna Maria Baue aus Se aendori, nahm zwei Söhne mit nach Amerita. Zu 2. Tönqu Nosenseller, Sohn von Johann Wilhelm aus Edl icheid, verheirathete sich 1685 mit Gertrua Pauli aus Rockenseld, wohn te ltiszx bis 1688 in Rocke-ibid von da ab in (shlscheid: dessen "l695 alö vierteg Kind aedorener Johann Thiel —- auch Theil aen.innt —- verheirathete sich mit Anna Gertrud Algdori. ver toa nach Voneield und von da 1735 mit drei Kindern nach Germantotvn irn Staate New Vort. Thiel iit der Urabne der Vetroleumlöniar. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wohnten Rockenieller in Ehlscheid, Boneield, Renasdori. Hardern Meis tsach, Daheroth. Altwied. Segendors, Bieder« Heddesdorf, Fahr nnd Arien heller. Gemeinde Rheinbrohl.« sonderbarer- kleidet-eh Arn Jahre-tagte der Schlacht von Waterloo, am Is. Juni, spielt sich im Schloß von Windior eine tleine Ge dentceremonie ab: Ueber der Vüste Wellingtons wird ein Zähnchen mit den französischen Farben ausgehängt. Dieses Zähnchen ist der Tribut, den die Nachkommen des eisernen herzogs siir die Besihung von Strathsieldsahe der Krone zu entrichten haben. Eine ähnliche Verpflichtung liegt den Erben des Herzogs von Marlborough oh; sie müssen am Is. August, dein Jahres tag der Schlacht von Blenheim. eine kleine Nachbildung der französischen Königssahne liefern, die über der Bu ste ihres berühmten Ahnherrn befestigt wird. Vei dem Herzog von Marlbw rough hat diese wohlfeileArt der Zins zahlung einen Pilanten Beigeschmack; er war, wie Green in seiner Geschichte des englischen Volkes sagt, »dielleicht der einzige, wirklich große Mann. der das Geld um des Geldes willen liebte«; sein Ruhm überstrahlt manche Unredlichteiten, die heute einen Gene ral ins Zuchthaus bringen würden. Außer den genannten haben sich in England manche andere sonderbare Zahlungen bis in die Gegenwart er halten. So besiht der heezog von Atholl einen Theil seiner Ländereien unter der Bedingung, daß er dem Kö nig, wenn dieser ihn mit seinem Ve suche beehrt, eine weiße Rose darbietet. Die Königin Viktoria und Prinz Al bert waren einmal außerhalb der Ro senzeit Gäste des Herzog-L und er hatte viel Mühe, zwei Rosen silr die altiiberlieserte Kinderei zu beschassen. Noch bedenklicher als die Rose er scheint der dem schottischen Geschlecht der Munros auferlegte Tribut eines Schneeballs, der aus Verlangen zu jeder Zeit des Jahres beizubringen ist. Glücklicherweise liegt der Ven Whviö in der Nähe des Familiensiyes, und dort ist an Schnee auch im Sommer lein Mangel. Von den verschwunde nen Feudaldiensten sei die im 13. Jahrhundert dem Salomon Attisseld siie Verleihung von Kronland bei Do ver auferlegte Verpflichtung erwähnt, daß, so ost dem König beliebe, aus dem Meere zu fahren, Salomon und seine Erben ihn begleiten und ihm, ·tvenn er seekrank werde, den Kops hal ten sollten. Zuleht ist dieser Sama riterdienst an heinrich V l. ausgeübt worden. — Eis Nimmt-n Zuchthausaussehen «6eut’ kriegen wie hohen Besuch; ein Ministerrath kommtk« Striitlinat »Sei Was hat denn der ausgeseessenp