Was die Nacht verbarg. Roman von E. P. Oppknheim. (16. Fortsetzung.) -Jch beareise es jeyt nur zu gut. Martan war einer jener üblen Ge sellen, die sich aus Abenteuerlust oder dielleicht auch in der thörichten Hofs nnng dadurch ans irgend eine Weise ihr Glück zu machen. der Bureniache angeschlossen hatten. Wir standen bei derselben Abtheiluna, und Mariens schloß sich mehr an mich an. als mir lieb war, weil er mich einmal zufällig im Besih einer arößeren Geldsumme gesehen hatte. Wir geriethen später mit unserer ganzen Abtheiluna in ei nen hinterhalt, den uns die Englän der geschickt aelegt hatten, und ich wurde durch einen Säbelhieb über den Kopf verwundet, der mich bewußtlos niederstreckte. Als ich wieder zu mir lam. lag ich in einem englischen La zarett. Meine Briestasche war mit allen meinen übrigen Werthsachen verschwunden. Man lonnte mir leine Auskunft darüber geben. wer sie mir genommen haben könnte. aber ee war tein Zweisel darüber möglich, daß man sie mir schon aus dem Schlacht seid gestohlen hatte. Daß Mariens der Dieb gewesen war, erfuhr ich erst. heute aus dem Munde der PrinzessinJ Ich hätte mich natürlich nicht so un-! thätig verhalten. wenn ich nicht ange nommen hätte, daß der Dieb sich mit; dern erbeuteten Gelde beaniigt und die1 Briese als siir ihn werthlos beseitigt haben würde.« ! »Sie wissen nun, daß Sie sich in« dieser Annahme getäuscht haben.« : «Ja, ich weiß es. Mariens mußte aus dekn Inhalt der Briefe unschwer haben ersehen können. wie folgen schwer ihre Veröffentlichung sür die siirstliche Schreiberin sein werde. Da mit Sie den Zusammenhang in einemj tlareren Lichte sehen, will ich Ihnen auch von dem Inhalt der Briese mit-· theilen. was ich sagen dars. Sie wis-; sen, daß Maraot und die Schwesteri der Prinzessin nach Berlin aereist wa-« ren. um zu verhindern, daß die Briefes in die Hände der Gegenpartei ders Irinztfsin tamenZV , I » a.« »Aber Sie wissen nicht. wer diese Segenpartei war. Ich will es Ihnen sagen. Es ist niemand anders als Prinz Napraxin selbst.« «Ueberrascht fuhr heinz auf. »Aber wie ift das möglich? Welches Inte resse konnte er daran haben —« »Er hatte ein sehr triftiges Inte resse an diesen Briefen. Prinz Nov-s raxin ist einer jener Männer, deren: Gewaltthaten früher oder später eine verbünanißvolle Katastrovhe herauf beschwören werden. Er ist ein wüster Genuß-wusch der den verderblichsten ,Leidenscbaften frönt. Er bat Maria v. Waldendorff leidenschaftlich geliebt, aber diese Liebe ist in ebenso flammen-; den hast umgeschlagen, als er erkann-? te, daß sie schon bald von Abscheu vorj ihm nnd vor feiner politischen Thätig-j leit erfüllt war. Als seine Gattin erst hielt sie ja natürlich näheren Ein-; blick in das ganze Treiben, und ebensol natürlich war es, daß sie sich in sitt-s licher Empöruna auf die Seite der Unierdrückten und Gelnechteten stell te. Sie knüpfte Verbindungen an mit Leuten, die von der Absicht beseelt sind, ihr armes Vaterland früher oder später von diesen Schreckensmiinnernj in befreien, und sie sagte sich gleichzei tig innerlich völlia von ihm als Gat ten los. In jener Zeit hat sie die bei-J den Briese an mich qefchrieben, um biet ei sich handelt. Sie nannte mir da rin die Namen der Leute, mit deren; " w hilfe sie gegen Naprarin und seine Gesinnungsgenossen voraehen will — und diese Leute sind ohne Zweifel ver loren. würden die Briefe in die Hände Rapraxins gelangen. Vor einem Jahr bereits trennte sich Maria von ihrem Gatten, als seine Brutaliiäi unerträg lich wurde. Sie sitengte eine Schei dungstlage gegen ihn an, und nun setzt Naprarin alle Hebe! in Bewe gung, um Material zuiasmmenzubrim gen. mit dem er ihre Auslieferung erreichen könnte. Da tauchte dieser Mariens mit den Brieien auf, deren Besitz den Fürsten mit einem Schlage s das Ziel feiner Wünsche gebracht te — begreifen Sie nun, weshalb das Aenßerlle gewagt werden mußte, mn die Briefe wieder in den Besitz der prinzelsin zu bringen?« ,Jch begreife es«, erwiderte heinz »Und ich begreife, daß noch das Aeußersie gethan werden . Ins· ei zu erreichen. Ich irre wohl -Manwalt Berger daß der M. wenn ich annehme, Mittels der J met des Prinzen Napraxin isi. Jch J- U- seher so gut wie sicher, daß Nap » essen noch nicht in den Besiß der Brie « II sth ist« »ich glaube es auch nicht. denn der z; . Hm sich-krie- sozfeokt m ihnen A r ich glaube G gemacht Yes M ans anderm Gründen nicht. län- Doktor Dombrpioeki. erzählten meiner Schwester von Diexer B zweifellos ein Spion ni R Bei-fingen eZsieipeakiniet Heisa M set . er e an u - » - der Warten-schen Unsele en -"-.-T ei N einfach ansehen- us « » deIer von dem Pernzen erhal vq ei s ver « swkkipmkchiiprw »Ich hörte davon.« »Sie haben diesen Bruder in Afri ka nicht kennen gelernt?« »Nein. Jch wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir sagen wollten, wessen wir uns von diesem Menschen zu ver sehen dahen.« »Er ist einer von der übelsten Sor te — sicherlich nicht besser, vielleicht noch schlimmer als sein Bruder. Er ist durch Dombrowsti. der sich sogleich mit ihm in Verbindung gesetzt dat, Haus die Komtesse Waldendorss und Iwahrscheinlich auch aus mich geheht ) worden. Durch Rotizen. die sich sein ZBruder gemacht hat, und durch dies Aussagen des Rechtsanwalts Bergers hat er erfahren, daß sein Bruder Pa piere besessen hat, die ihm ein hohes ; Einkommen verfchasstem und er besin ) det sich nun aus der Jagd nach diesen sPapierem ohne eine Ahnung von ih » rem Charakter zu haben. Wer seines Bruders Mörder gewesen ist, interes sirt ihn wenig, er hat nur den bren ’nenden Wunsch, sich der Geldguelle zu versichern, die seinem Bruder so reich lich gesiossen ist.« »Wir thun also jedenfalls gut, auch vor diesem Burschen aus der Hut zu seini« being niste. »Er hat sich anfangs sehr eng an mich herangewacht«, sagte er. »Aber er wurde mir so unerträg lich. daß ich ihn turzer Hand abwies. Sicherlich beehrt er mich jeßt mit sei nekn besonderen Haß, denn er vermu thet. das-, ich ihm Austlärungen geben könnte und sie nur nichtgeben will.« Herbert sah aus seine Uhr und er hob sich. »Ich hat Sie vorhin um Ih re Bundesgenossenschast". sagte er. »Sie wissen nun, um was es sich han delt. Wollen Sie mir Ihren Bei stand zusagen, wollen Sie mit mir so bald als möglich nach Berlin reisen, um die weitere Aufklärung der Ange legenheit in die hand zu nehmen?« »Von setzen gern!" erwiderte heinz. »Ist es doch auch meine eige ne Angelegenheit der ich damit zu dienen gedenke.« derbert verstand ihn, nnd mit se stem Druck umfing er die band des neugewonnenen Freundes. 29. Kapitel. . - Unter leicht gefundenem Vorwande hatte Maraot nach Aufhebuna der Tafel den Freund in das nach dem Bart hinaus aelegene lleine Festh ftiickszimmer geführt. in dem sie nach ihrer Ueberzeuauna weniger als in irgend einem anderen Raume des Schlosses eine Störung zu fürchten hatten. «Kannsi Du mir meine Tollheit verzeihen?« fragte er freimiittkig. .Wenn ich Strafe dafür verdient habe, so ift fie mir wahrhaftia schon zu Theil geworden. Selbst meinem Todfeind möchte ich nicht die Hälfte der Qualen gönnen, die ich habe aus stehen mässen.« »Und doch warst Du fo schnell be reit, mich aufzugeben, ohne es auf irgendwelchen Kampf mit dem ver meintlichen Nebenbuhler ankommen zu lassen?« fragte Margot lächelnd. »Ach ich wußte ja laum noch, was ich that. Der Zufammenbtuch mei ner Hoffnungen war aar zu fürchter lich gewesen. Natürlich hatte ich zu erst teinen andern Gedanken als den der schrecklichsten Vergeltung an dem Räuber meines Glückes, aber in all meine wilden Rachepbantasien hinein tlana das Echo des Jubelrufes, mit dem Du ihn begrüßt hattest. Ich fal immer wieder Dein aliiklftrablendes Gesicht vor mir und Deine leuchtenk den Augen. Woher hatte ich da noch; den Mutb und die Kraft nebmen sol-; len, meine Hand gegen den zu erbe ben, dem das Aufjauchzen Deiner See le gegolten? Ich mußte verzichten um Deinetwillen, Mataot —- und um der unermeßlichen Liebe willen, die ich Dir bis an das Ende meiner Tage bewahrt bätte.« Sie ließ den Kopf an seine Schulter sinken und erbob die feucht schimmern den Augen zu feinem Gesicht. »Das war viel mehr Großmutb, Du Lieber, als ich um Dich verdient habe. — Aber ist es nicht seltsam, dass ich fast dieselben Worte einst aus dem Mun de des Mannes gehört habe, den Du jetzt um meinetwillen Zu schonen ge dachtest?« »Aus dem Munde Deines Bru » deri« ; »Ja. Nachdem mich die Prinzessin ibevollmächtigt bat, Dir alles zu er zählen, wird auch er mit’s verzeihen, wenn ich Dich einen Einblick in die Schicksale der beiden Menschen thun lasse, die meinem lVersen hier aus Er den am nächsten stehen« «So komme ich also doch erst nach ihneni« fragte et mit.sanstem Vor muri. Mai-got Himschlang seinen Nacken und bot ihm freiwillig ihre s llens den Lippen. »Das toar ga mag-; sprochen«. sagte sie als er sie w steiget-. .Du weise fer weh-, daß unt nichts anderem ver lelchen lä Justchsiitdichempfin « »Wenn ei so i Mant, wenn us iere Liebe auch r das höchste und Wittwe M Erden ist kann VI se tm stem- eia solch am m uss noch käm in dieser stottern den Ungewißheit ilber unsere Zukunst zu lassen?« Maraots schönes Gesicht war tief ernst gen-orden, und als wäre eine Fluth schmerzlicher Erinnernnaen ans sie einaestiirmt, aus deren Bann sie sich nicht sogleich srei zu machen ver mochte, verharrte sie in nachdenklicheni Schweigen, ohne daß being den Muth gesunden hätte, sie darin zu stören. Da wars sie mit einer energischen Beweguna den Kops zurück. »Du sollst ietzt alles wissen«, begann sie. »Ur theile dann selbst. Mein Vater war Ofsizier in banrischen Diensten. Aber icb habe leine Erinnerung an ihn be halten. denn ich Ioar erft anderthalb Jahre alt. als er infolge eines un aliickseliaen Zweitarnpses. bei dem er schwer verwundet worden war, nach monatelanaenr Siechtbum starb. Mei ne Mutter zog mit ihren beiden Kin dem. knit Herbert und mir, zu einer; Berliner Verwandten. die der jungen Wittwe ihr Haus aeiissnet hatte. Der-» bett. der selbstverständlich Ossizier werden sollte. wie sein Vater, wurde frühzeitig im Kadettentorps unterge bracht und dort natürlich in allen An schauungen und Vorurtheilen des Standes erzogen, sür den er besiirnnit war. Er tvar oon Anfang an der Stolz seiner Lehrer, aber er war zu gleich, was solche Musterschiiler sonst nur selten zu sein pflegen, der allezeit bilfsbereite und opserwillige Freund seiner Kameraden. von denen nament lich die schwächeren ihn geradezu ver götterten.« »Meine Mutter. die noch imnser ei ne felns schöne Frau war«, fubr Mar qot fort, »beitatbete nach verhältnis mäßig kurzer Wittwenfchaft zum zweiten Male, und ihre Wahl war die aliirtlicbfte, die fie für sich selbst und ihre Kinder nur immer hätte treffen !önnen. Der damalige Ritt meister c«arro Llrnftorf war nicht nur ein eleganter und ritterlicher Ofsizier, sondern er war auch einer der besten Menschen, ein Mann, dessen lautete Herzensgiite ihm die Hochachtung und die Liebe aller erwerben mußte, die ibm jemals nahe treten durften. Er wurde Herbert und mir ein Vater im weitesten und schönsten Sinne des Wortes. Seine zärtliche Fürsorge fiir uns blieb unverändert dieselbe. auch als meine Mutter ibm ein T" · terchen schenkte, meine Stiefschwester Editb. die Dir ja leine Fremde ist« Er that alles, was in seinen Kräften stand, um mir die denkbar beste Er ziehuna zu Theil werden zu lassen. und schickte mich. als ich in die Bart fifchjabre aetomcnen war, sogar in ein sehr theores und bornebmes Genfer Pensionat. Dort war es, wo ich die beiden Komtessen Waldendorsf kennen und lieben· lernte. Namentlich mit Maria, die nur um wenige . obre äl ter ist als ich, verband mich ebr bald eine geradezu schwärmerifche Freund schaft, denn sie erschien mir vom ersten Tage an als das, was sie in meinen Augen noch heute ist. nämlich als das edelste und liebenswertbeste aller weib lichen Wesen· Jbte ältere Schwester lHerminh die an vortrefflichen Eigen schaften des Geistes und des herzeng laum hinter ihr zurücksteht, und sich vielleicht nur durch eine leichtere Aus sassung des Lebens von ihr unterschei det, tonnte mit schon um des beträcht licheren Altergunterschiedee willen na turgemäß damals nicht so nahe kom rrsen wie Mario. Zählte sie doch nicht gleich uns ru den eigentlichen Zöglim qen deg- Pensionats, sondern hielt sie sich doch nur zur Vervollkommnung ihrer Sprachtenntnisse in demselben auf. Ihre ausgezeichneten Eigen schaften habe ich erst später nach ih rem oollen Werthe schätzen gelernt, und heute ist meine Liebe zu ihr taum geringer als die, welche mich mit Ma ria verbindet. Die Komtessem die ei ner der ältesten und vornehmsten süd deutschen Adelsiamilien angehören, waren mutterlos, und ihr Verhältniss zu dem Vater war tein besonders in niges. Sie fürchteten ihn mehr, als sie ihn liebten, und ich lernte diese Furcht begreifen« als ich einmal einen Sommer hier aus Schloß Buchberg verbringen darste. Im folgenden Jahre erwiderte Maria meinen Be such, indem sie ein paar Wintermo nate bei uns in Berlin verlebte. hier war es, wo sie meinen Bruder tennen lernte. Er war mit der glänzendsten Abgangsnote aus dem Kadettentorps in die Armee übergetreten und galt bei seinen Kameraden wie tei seinen Vorgesetzten sür einen Oisizier, dem man mit gutem Grund die rascheste Laufbahn voraussagen dürfe Mein Stiesbater hätte aus seinen eigenen Sohn nicht stolzer sein lönnen, als er es aus ihn war, und das Verhältnis zwischen den beiden Männern war von der schönsten und vollkommensten barmonie Maria-und herbert sahen » sich während des Berliner Aufenthalts ; der Korntesse beinahe täglich, und et ’ net Tages vertraute mir die Freun ! din an, was mein weidlicher Jnstintt s mich longst hatte errathen lassen: ihre strengen Versen hatte si gefunden Vorderhand oder mußte ch die ein zige Mitwisserin ihres Geheimnisses bleiben, denn aus die Einwilligung bei Grasen Waldendorss war zucm ft kaum en heiter-. Imd herbett wo tes nemssr Weebu ng so lange ver-s seitdem bei er in seinem Beruf Geis gesundenhabenwiirde einenj W und seine Richtigkeit zu er-; Milli- schoq jamm- loarf Dein-« Use-m als Maria dann åhläww III- M ine sub-· fein-u ersten still-even Ut leub. nur nochwnzureisenusd M in der Nähe von Schloß Buchberg » Besuch auf dem Schlosse machen. Sie » fanden nichtsdestoweniger oft Gele I dem gesprochen. was sie damals von « ich bin jedoch gewiß, daß es das Aru einzurniethem Auf den ausdrücklich ften Wunsch Marias, die von der Un berechenbarkeit ihres fehr iöhzornigen nnd in feinen ein-mal gefaßten Ent fehliiffen überaus eigensinnigen Va ters fiir den Bestand ihres heimlichen Glückes fürchtete, durfte er leinen genheit, sich zu sehen, und die Erinne rung an die seligen Tage, die er da mals hier verleben durfte, ift ej ge wesen« die herbert jetzt hierher aefiihrt hat. Er reiste dann nach Beendigung feines Urlaubs ab, ohne fieh dem Gra fen erklärt zu haben. Aber der Ver iehr der beiden Liebenden war trotz aller aufgewandten Vorsicht nicht un beobachtet geblieben, und das entstan dene Gerede kam schließlich auch dein Grafen zu Ohren. Maria hat zu niemand. nicht einmal zu knir, von dem Zorn ihres Vaters zu leiden hatte, ßerfie war, was ein Weib zu ertragen vermag. Aus ihrem Munde weiß ich nur« dafz sie monatelang fiir ihre Lie be aelämpft hat« bis es den brutalen Gewaltniitteln des Grafen gelungen mar, ihren sogenannten Starrfinn stückweise zu brechen und sie feinem Willen aefiigig zu machen. Dieser Wille aber war, daß sie den Antrag eines anderen Bewerbers annehmen und das Weib des ruffifchen Prinzen Naprarin werden solle, den er bei ei nem Parifer Aufenthalt kennen ge lernt und später zu einem Staatsauf enthalt nach Schloß Buchbera einge laden hatte-« ,.Aber dieser Waldendorss muß ia’ ein wahrer Despot gewesen sein!« sag te heim in ehrlichem Unwillen. »Noch allem,«was man über den Prin en Naprarin hört, ionnte doch nur r herzloseste und unnatürlichste Vater sich dazu verstehen, ihm sein Kind auszuliesern.« »Ein so hartes Urtheil verdient die handlungsweise des Grasen doch viel leicht nicht«, widersprach Margot, Wenigstens nicht. wenn man versucht, sich in seine Anschauungsweise und in seine Standeöoorurtheile hineinzudem ken. Er glaubte seiner Tochter da durch, daß er aus dieser heiratb be stand, ein alänzendes Los zu bereiten, und somit die äußeren Verhältnisse in Frage kommen, war diese Annahme ja auch vollkommen berechtigt. Nat-ra rin ist nicht nur eine der einflußreich sten Persönlichkeiten am Zarenhosr. sondern auch ein unermeßlich reicher Mann. der seinerGattin an verschwen derischem Luxus alles zu bieten ver mochte. was eines Weibes Sinn zu berauschen verng. Du darsss ihn Dir keines weg-? als einen säbelrasseln den Wütherich vorstellen, der ständig mit der Knute in der band herum flsiust und schon durch sein Aussehen und sein Benehmen Furcht und Schre cken um sich verbreitet; er ist im Ge geniheil einer der arschmeidigsten und elegantesten Weltmiinner, die sich ie aus dem Parlett eines hoses bewegt haben, ein liebenswürdiger Plaudern und ein sebr schöner Mann. Die asia tisehe Wildheit und Grausamkeit, die ihm als ein Erbtheil seiner Vorfah ren im Blute steckt, ist in seinem Ver lehr mit dem Grasen Waldendorfs sicherlich niemals zum Durchhruch g lommen, und ohne Zweifel hatte r Vater Marias ebensowenig eine Ah nung von den iviinsten, zügellosen Le bensgewohnheiten seines künftigen Schwieaersohnes. Jhm erschien die beharrliche Weigerung seiner Tochter einfach als eine thörichte Madchenlaus ne, der er unter leinen Umständen nachgeben Durse, als ein untindlicher Trotz, der unbedingt gebrochen wer den rniisse. Es gelang ihni in der That, sie zum Gehorsam zu zwin en. Wie ein halb zu Tode gehetzteå ild ergab sie sich endlich in ihr Geschick und schrieb meinem Bruder aiis Ge heiß ihres Vaters einen Abschieds brief, dessen Inhalt sich iin wesentli chen auf die Mittheilung ihres Ver löbnisses mit dein Prinzen Napraxiii beschränkte.« »Die Arme! Wie muß sie gelitten haben!« Sicherlich. Aber noch in derselben Stunde, da sie mii Entsetzen und Grauen seinen Verlobungstusz hattes dulden müssen, erzählte sie dem Miit-i zen die Geschichte ihrer Liebe mit dem! hinzufügen. daß ihr Herz ihm nie-l mais werde angehören können. Viel-’ leicht hatte sie gehofft, daß Rapra in« aus dies Geständnis-, hin sie steige eni würde. Aber sie hatte sich getäuscht-» Der Prinz empfand siir sie damals ivirtlich eine leidenschaftliche Liebe. er’ ivar von ihrer Schönheit berauscht und dachte leinen Augenblick daran. die glücklich errungene Beute einem an deren zu überlassen. Wohl aber hat te Mariaö Beichte eine andere, von ihr weder beabsichtigte noch geaheite Wirkung hervorgebracht Sie hatte ihn mit tödtlichstem Daß gegen mei nen Bruder erfüllt, und als ein Mensch. der von jeher gewöhnt war, ohne alle Rücksicht seinen leide-is st lichen Impulsen zu fvl en, zöger e er nicht lange, diese Eniv indung in die That umso-lesen Er ivvllte nicht mehr und nicht weniger als meines :Vriiders Leben. Nach seinem Willen « vllte der Mann ni t länger athinen. - sich rühmen due te, die Liebe des Weibes Fu besihen aus das er elbst im- iie en Minia- lWicht-i m. Ohne da Gras Wa dor oder Maria etwas davon ahnten, iihr er Melim ließ«sich aus Anlaß eines Sie able- voii einein sie iineiitss Wiss-· W Mkstiäksp ' ms is I kcs Im Manieite dort aus irgend ne«r vom Mu OWN , — , k. «««s«f - , q« q— - »Mir Geistesgegenwart muß man haben und dreift fett-F dann totnmt man schon durch«, sagt der Spitzt-ab Ede zu feinem Freu . «Bin ich da vergangene Nacht in der Wohnun eines Studenten eingebrochen —- da kommt der Kerl plönlich nach hauf, lücklicherrveise schwer geladen-' · .Nanu, wattnachenSiedenn hier n meiner Bude. Männeten?« schreit er mich an. »Im Ihrer Bude?« erwidere ich, und mache ein möglichst erstauntes Ges gichLfSie irren sich wohl, mein herr! Wetche hausnummer haben Sie enn " »Elfe!" brüllt er. »Und-hier ist Nummer sieben!· . .So, io«. itattert er verdutzt, »dann haben wir wohl beide den qlei chen Hausfchtüsset.» na nichts für unautt —- Damit lüstet er die Mütze und tortelt wieder die Treppe hinab. — Ich hab' natürlich gemacht, daß ich zum Fenster hinauskam.« Zaun gebrochenen Ursache einen Streit mit meinem Bruder. herbert, der ihn siir betrunken hielt, suchte durch Ruhe und Besonnenheit einem Standal vor zubeugen, aber der Prinz. dem es ja einzig darum zu thun war. den ver haßten Nebenhuhler vor seine Pistole zu zwingen. oereitelte sein Bemühen dadurch, daß er ihn zuletzt sogar that lich insultirte. Zwar ließ ihm Her bert fiir diese Beschimpfung aus der Stelle die gebührende Züchtigunq zu Theil werdens-»aber nach den Ehrenge setzen eines Standes war er dadurch natürlch erst recht der Notwendig leit nicht überhoben, den Beleidiger zu sordern, und seine Kameraden mußten ein solchen Schritt für umso sethstverstiin licher halten, als nicht nur das aesammte Ossiiiertoeps des Regiments, sondern auch noch einige fremde Gäste Zeugen des Vorialls ge wesen ivaren. Es erregte darum ge radezu Sensation, als Herbert mit aller Bestimmtheit erklärte, daß er sich mit dem Prinzen Napraxin unter lei nen Umständen schlagen werde, und daß er bei dieser Erklärung verharrte, auch als ihn sein Kommandeur in vä terlich eindringlicher Weise aus die un vermeidlichen Folgen hinwies, die ein solcher Entschluß siir seine ganze Zu tunst haben müsse. herbert erwi derte ihm einfach, daß er alle diese Folgen in Betracht gezogen habe. daß die Rücksicht aus sie aber tein Grund tiir ihn sei, seinen Sinn zu ändern.« Aber warum —" »Höre nur weiter. Ich werde Dir seine Gründe noch darlegen Der Re gimentsiommandeur entliesz ihn dar-· aushin mit dem unzweideutiasten Aus druck seines Unwillens, und ungleich siiirmischer noch oerlies die Auseinam dersetzung, die Herbert unmittelbar daraus mit dem Stiesvater hatte. Der forderte Aufklärung von meinem Bruder, und als herbert ihm wieder holte. was er zuvor seinem Obersten gesagt, gerieth mein Stiesvater, der damals ielbst noch altiver Ofsizier war, in einem so maßlosen Zorn, wie er bei dem ruhigen, immer beherrsch ten und immer gütiaen Manne zu den allergrößten Seltenheiten gehörte. Die Szene endete damit, daß er herbert eine zweistündiae Frist setzte, inner halb deren er sich aus die Pflichten der Ehre und der Ritterlichteit besinnen solle. Würde er auch nach Ablauf dieser ,eit aus seinem Entschluß be-: harren so wäre damit zugleich jedei; Band zwischen ihnen zerschnitten l Ohne ein Wort der Erwideruna ver liesz mein Bruder aus diese Erklärung hin das Zi mer Jch aber erschreckt durch den lang der erregten und zor niaen Stimmen, hatte draußen im Nebengemachl gehorcht, und ich ließ herbert nicht fort ehe er mir allei er-! zählt hatte. Und mir, die ich von je-! her seine Vertraute und seine treuesiej Freundin aus Erden gewesen war,; mir allein ossenbarte er in jener Stund-« mai ihn bestimmte, lieber auf die Fortseßuna einer glänzenden Laufbahn zu verzichten, als gegen den Verlobten Marias zum Kampf auf Leben und Tod in die Schranken zu treten. Er befand sich in einer Zwangslage Sein eigenes Leben war ruinirt. sollte er auch das Leben der Geliebten iiir immer vergifteni Fiel er selbit in dem Duell, würde Maria in ihrem Gatten immer nur seinen Mörder sehen, tödtete er aber den Prinzem stand dessen Blut sür alle Mist zwischen ihm und dem geliebten t .« ,.Eine siirchterliche Lage!« wag heinz erschüttert ein. »Aber spri weiter!" «Un senem trautigen Tage verlor auch ich selbst die Liebe des gütigen Vater-. Er konnte es mir nicht ver seiden, daæ ich mich aus die Seite des Bruders eilte, und in seiner Erre gung ließ er ch zu Worten hinrei sen, die es m r unmöglich machten, nur noch eine Stunde länger unter dem Dach seines hause- zu verweilen. seit allein weiss, wie schwer es mir Le tvorden ist, mich von ihm und Edib zu trennen, die ich wie eine leibliche Schwester liebte und immer lieben werde. Aber eine heiligere Pflicht wies mich an die Seite dessen, der in edelfter, felbfilofefter Aufopferung be reit war, den Hahn und die Verach tung der Welt auf sich zu nehmen, und niemals ist mir auch nur fiir die Dauer einer Minute der leiieite Zwei fel getornmen, ob ich damals die rechte Entscheidung getroffen« Sie hielt inne, ergriffen von der Gewalt der schmerzlichen Erinnerun gen. being aber tüßtc ehrfur tsvoll ihre kleinen weißen Hände unt ließ eine geraume Weile verftreichen, ehe er sie an die Beendigung ihres Be richts zu mahnen wagte. »Und dann-Z« fragte er. »Wie löfte sich die traurige Vertvirrung?« »Sie fand ihr Ende, nicht ihre Lii sung, damit, daß nicht nur Herbern sondern auch mein Stieivater ieinen Abschied nahm, obwohl letzterer un mittelbar vor der Beförderung zum Regimentstommandeur geftanden hat te, und daß Maria v. Waldendorff das über alle Maßen unglückliche Weib deo Prinzen Napraxin wurde. Vielleicht bätte sie dennoch im letzten entfcheidenden Augenblick nein gesagt wenn nicht die schwere Ertrantung ih res Vaters und fein dringender Wunsch, sie noch vor feinem Tode ver möhlt zu sehen, ihre leßte Wider ftandstraft gebrochen hätten. In der That starb Graf Waldendorff me nige Monate nach ihre-. Hochzeit, und von dein Augenblick an, wo er sie ih« res einzigen natürlichen Beschützer beraubt wußte, bemühte sich Prinz Naprarin nicht länger, die Maett sestzuhalten. hinter der er ihr in der ersten Zeit der Ehe sein wahres Ge sicht wenigstens nothdiirstia zu verber; gen gesucht hatte. Mit Ekel und Ver achtuna wandte Maria sich von ihm ab und bemühte sich, in der Stille we nigstens zu einein tleinen Theil wie der gut zu machen, was er in seiner grausamen Despotenwilltiir und in seiner zügellosen Leidenschastlichteit verbrach. Aus solche Art lniipsten sich fast ohne ihr Zuthun die gefährlichen Fäden zwischen ihr und einigen von den Führern der steiheitlichen Bewe gung in Rußland« diese Fäden, deren Entdeckung jetzt ein ig davon abhängt, ab die meinem ruder gestohlenen Briese der Prinzessin in die hände ilk res Mannes sallen und dadurch unab sehbares Elend liber viele bringen« »Wie war sie dazu gekommen, diese Briese zu schreibean Hatte see die Be ziehungen zu dein Jugendgeliehten nach ihrer Verheirathung wieder aus genonnnen«i« »Sie hat von Herbertg Schicksal erft erfahren, als sie bereits die Frau Napraxins geworden war, und sie hat fofort die Beweggründe feiner für alle anderen fo unverständlichen Hand lungsweife errathen. Verdient sie ei nen Vorwurf, wenn sie sich da ge drängt fühlte, ihn um Verzeihung zu bitten für all das Weh, das sie in fein Leben gebracht? Da sie seinen Aufent halt nicht kannte, schrieb sie an rnich unb fügte einen fiir herberi bestimm ten Brief bei, den ich ihm nach Afrita nachfchickte. Dann, nachdem er ihr ge antwortet, fchrieb re ihm noch zwei mal, und diefe bei en Briefe sind es, die ihnr auf dein Schlachtfelde von Mariens entwendet worden sind. Die Prinzeffin hat ian darin arn Scher mitgetheilt dak biet das letzte birete Lebens-et en ein müsse, das er von Hihr erwarten dürfe, und hat ihn be «fchworen, an sie fortan nur wie an eine Gesiorbene zu denken. Damals hatten sich ia iene Ereignisse noch nicht zugetragem von deneni ich Dir oh ne ihre ausdrückliche Ermächtigun uzfsnien sprechen darf, Ereignisse die weiteres Zufarnmenleben mit dem Prinzen einfach unmöglich machten, und die fie bestimmten, Die Schei bungtilage gegen ihn anznsirengen, nachdem es ihr glücklich gelungen war-, feiner Gewalt In entrinnen.« Gen-Uebung folgt.)