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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 27, 1909)
E Der verschollene Sohn OOOOOOO M. Betzhold I IWIIJIJZI Z (7. FortsejungJ De haben Sie die erste Nachricht, Ekzriedk sagte sie; Jesen Sie selbst» des stief. e- stehi sichs-z dam, was! Sie nickt wiss-en dürften.« Flfriede eatfaltete das Schreiben unt Dachse-dem Etstauneu, schen die Läuse desselben mußte ihr beweisen, dgß ei wich-M Mittheilungen ent l breit l Mit fliegend-er Haft glitt Ehr Blick über die Zeiten« das Blut wich aus ih ren Bangen und das Papier knisterte in den zitternd-en Händenz · «Das wollte ich nicht", tagte sie mir bebender Stimme, während sie den Brief wieder zusammenfaltete, und doch strahlte dabei das Glück aus ih ren schönen Augen, »nicht soichen Ge: fahren sollte er sich aussetzen, nicht so lange der einsamen Mutter den Sohn rauben."v .Und glauben Sie, daß es Jhnen möglich gewesen wäre, ihn zurückzu halten?« fragte die Majorin ruhig. »Was Kurt einmal sich vorgenommen hat, das führt er auch aus, jeder Wi derspruch bestärkt ihn unr in seinem Entschluß« »Und er hat diese lange, beschwer liche Reise meinetwegen unternom men«. sagte Eifriede leise. »Ja, das bat er«, erwiderte die Worin, »und nun es geschehen ist. freut’s mich, daß er es gethan hat.« Eifriede senkte etgliidend die Wim pern, aber in der nächsten Minute lag sie an der Brust der atten Dame und aus ihren thränenseuchten Augen teuchtete ansagbares Glück. . »Hast Du nicht gelesen, theures Kind, was er am Schlusse seines Brie fes mir schreibt?« fragte die Majorin tief bewegt. »Ich soll Dich für ihn bäten und bewahren wie einen Midas ren Schat. den er bei seiner Heimtehr Vor mir zurücksordern will.'« Was fiirchtet ers-« erwiderte El sxiede, und wieder übergoß Purpur ginth ihr feines Antli. »Weisz er denn nicht« daß ich seit Jahren ibn kre iiebt habe, und daß ich iEsn lieben wer: de, so lange ich lebe? Wie darf ihm bangen, daß ich ibsn vergessen und ei nein Anderen angehören könne?'« »Ich wußte es«, saate die alte Da me. indeß sie liebtosend über das Haar des Mädchens strich, »ich habe Dir längst in’5 herz aeschaut, ehe Du es abstesi. Laß es ein Geheimnis; zwi schen uns bleiben, bis Kurt heimge W ist. Elfriede entwand sich sxnft den Ar men der Maiorin, das Lächeln des Giiickes verschwand von ihren Lippen. »Wenn wird er heimkehren?« fragte e. »Ja, das kann freilich noch tanae dauern, es kommt eben darauf an, welchen Erfola feine Nachforschungen haben werden-« Elfriede schüttelte betrübt den Kot-s. «Seine Nachforschungen können keinen Erfolg haben«, saate sie niedergeschla gen, »du der Doktor Winter uns ja die Nachricht von dem Tode meines Bruders gebracht hat!« «L«ieker Himmel, daran hatte ich nicht mehr aedacht,« erwiderte diei Maiorin betroffen »Hätten wir ihm· doch sofort diese Nachricht telearaohirt. Das ändert ja die Sachtage, die Reise ist ganz vergeblich« »Und ieht leider nicht mebr zu ver-, bindern.« »Ich werde sofort an Kurt schrei ben«. fuhr die alte Dame erreat fort, »der Brief must ihm so rasch wie mög lich nachgeschickt werden!« i s i SUnd wo wird dieser Brief ibn an LUJMP fragte Elfriede, während siei nich einmal das Schreiben Kurts ent-l faltete ,Ireilich erst in Afrika, und ists Furt einmal dort, wer weiß, ob er dann nicht troti dieser Nachricht sein Vorhaben ausführt Er ist in diesem sanfte sehr eigensinnig, und da er sticht derssrrlich mit dem Doktor Win szier jeredet bat. so wird er vielleicht »Mit-n Mittheilungen keinen Glau II scheuten «ser sltck Miean ruhte sinnend M dem Schreiben. das sie wiederum we nett Wer Aufmerksam net-soc hatte. - sei-f enthält Manches, was Des Mit-fingen Winters nicht »mWi-nrt«, sagte . suchst des Letteren soll ; gleich nach der Lands-no an »» « set-, der Matt-se : ee befinde sich im . - « Dåe Wie-te- Zchkitt auf dem wei chen Tepknch langsam auf und nieder-. »Macht verwechselt der Matkofe Deine-I Bruder mit dem Doktft Win tet«, erwiderte sie. »Wintet behauptet st, S set einige Zeit im Innern Afri ks’s M dort mag der betreffende Mettpse stt ihm zusammengetreter fein. Uebethaupt isi ei noch fraglich, sb dieses Mattofe dem qeretteten schicksalsgefädtten persönlich begeg Iet ist, oder ob et die Rettung desselben ZHJM durch hörenfagen erfahren hat.« « . Gmel-e Itetzte gkeifelnd daöhaupt »Ah finde da noch einen zweiten der mich einigermaßen miß MQU sagte ste. Jst-nott « Ist-e feinen ..Mtneeaden keine - » M Haben nnd W be liebt hei ihnen gewesen sein. Doktor; Winter behauptet das Gegentheil —" »Das find Kleinigkeiten, die nach meinem Dafürhalten gar nicht in die Wagfchale fallen. Der Matrose mag darüber von feinem Standpunkte aus anders urtheilen, fiir die Thatfache selhfi hat fein Urtheil keinen Werth« »Ich möchte dieser Behauptung doch nicht fo ohne Weiteres heipilichten«, er widerte Elfriede ernst, «Dottor Win ter hrt auch aus andere Personen tei nen Vertrauen erweckenden Eindrua aernacht.« »dat er Deinem Vater nicht die Uhr und den Ring Deines Bruders - bracht? Und ist dies nicht ein unträtgi licher Beweis der Wahrheit feiner Mittheilungen?« »Ich lann das freilich nicht leugnen, und dennoch weckt dieser Brief wieder Zweifel in meiner Seele —« aDie nach meiner Urherzeugung tei ne Begründung haben«, unterbrach die Maiorin fie. »Ich werde Kurt Ill les ausführlich mittheilen, ihn auch die geforderte Summe schicken. wir müssen es dann ihm überlassen, was er thun will.« Sie nahm vor ihrem Schreihtkiche Vlah und traf mit der ihr eigenen Ruhe die nöthigen Vorbereitungen and Elsriede glaubte nun den heim weg wieder antreten zu müssen, damit hie alte Dame ungestört ihre Gedan ken zu Panier bringen konnte. Die Majorin hielt fie nicht zurück, fühlte sie doch selhft«da5 Bedürfnis allein zu fein. Sie reichte ihr die Hand und versprach lächelnd, ihrer in dem Orieie zu gedenken. Elfriehe befand sich in erregter Stimmung, als sie das Haue verließ. Mochte hie alte Dame sagen, was sie wollte, der Brief Kurts enthielt doch Manches, was mit den Ausfagen Winter’s im Widerspruch ftand Auch der Zweifel Euqenienj mußte Elfrieve ietzt wieder gedenlen, sie beschloß nun auch, den Doktor zu beobachten und jede Gelegenheit zu heniihem ihn durch oerfiingliche Fragen in die Enge zu treiben; aber daneben hielt fie es auch für rathiain, wenigstens einstweilen über den Inhalt jenes Briefes zu schweigen und ihr Mißtrauen Nie mandem zu verrathen. . L Sie wanderte langsam am Nonne-ZU user entlang; nach Clemensrub führte eine Allen die der Verschönerungsdev ein des Städtchens bot einigen Jahren angelegt hatte. Die Linden waren freilich noch jung, aber sie boten schon genügenden Schat ten, und die Bänke, die bie und da this n ibnen standen, waren so auf geste t. daß man von ihnen aus freie Aussicht aus den breiten. unaufhörlich doriiberrauschenden Stran- bitte. Oft hatte Elfriede hier gesessen, in Träume veriunten, indeß ihr ganzes Denken bei dekn Geliebten weilte, den stündlich die Kuaeln des Feindes be drohten: sie naan auch in dieser Stunde hier Platz, um ernst und ruhig über die empfangenen Nachrichten und deren mögliche Tragweite nachzuden ten. Aber in ibretn Sinnen und Grübeln sollte sie bald gestört werden« schon nach wenigen Minuten ließ eine schwarz gekleidete Dame sich neben ihr nieder. Elfriede batte stets Mitleid mit der Förstersnsittwe empfunden, teopdern sie den Hase dieser Frau gegen tbren Vater kannte, desien Ursache sie nicht ergründen konnte. aber in diesem Au genblick war ihr die Gesellschaft der Frau Brintmann unangenebm und schon wollte sie mit einein turjen Gruße sich erbeben, als raube Worte ihr geboten. zu bleiben. ( Besrentdet blickte Elsriede die Witt we an, die Fülle de- hnt-sei die aus den dunklen, tiefliegenden Augen ibr entgegen leuchtete. slößte ihr Ent seten ein. »Was baben Sie mir tu sagen-P sraate sie: »Ich weiß, daß Sie meinen ; Vater mit Jbrenr baß verfolgen s—" ’ ·Jch verlange nur Vergeltung«, un terer Frau Drininiann sie. »die Er siilluna dieses gerechten Verlangens kann allein meinen Hast tilgen.« Bekaeltungf Bestäti« « t Versichtung meines Glücke-P »Ich verstehe das nicht,« sagte El friede tdpsichiittelnd « weiß wohl. daß ein schweres Schick aus«-lag m hätten »Sie-breit Sie aetroffen bat, « s »Jch habe niemals Theilnahme von Ihnen gefordert«, unterbrach rau Brintmann sie mit schneidendem oh ne, »von der Tochter des Mannes, der; mich so elend gemacht hat, will ich tein Wort des Mitleids hören. Zwi schen uns liegt ein Grab, das uns für immer trennen mußt« ! »Das ist Wahnsinnt« rief Elkriede entleßtz aber sie konnte nicht fliehen, die magere, tnochige hind der Wittwe hielt ihren Arm fest nmilarmneri. Wahnsinn?« wiederholte sie. »Ich hätte wahnsinnig werden müsse itpennnicht der Gepant an die Ra e mir den Verstand er ten hättet Und die set ist nun nahe. das dunkle Mr wird endlich gelöst wer zden unddie sahtheit an den Tag tun-um [ «2«« ten is fsr Sie nur witt s fchenswertb sein«, sagte Etsrtedg »aber ! was habe ich damit zu thut-W Z »Es spird eine Zeit kommen, in der iSie nicht mehr so hochmüthtg sind', kerwiderte Frau BrintmaneL und ihre IStimme hatte Aehnlichkeit mit dem ysischen einer Schlange »denten Sie ; an diese Stunde!« I »Ich werde um ilse rnsen —" » »Unsinn, Ader ollte Sie höreni ; Mein armer Mann hat hier aus der i selben Stelle auch um hilse gerufen· ser mußte ttoidem sterben. Fünfzehe ;Johre sind seitdem vergangen, und fest erst ereitt den Mörder das Oe richt, denselben Mann, den ich vom ersten Tage an ais den Mörder be zeichnete.« Elfriede hatte noch immer keine Ahnung davon, daß diese Worte ih rem eigenen Vater galten, sie war em pört iibet das Benehmen dieser Iron, gewaltsam suchte sie ihren Arm zu be freien. den die Wittwe noch immer mit eisernem Griffe festhielt »Wa3 kümmert denn das Alles mich?« sagte sie entrüstet. »Ich muß Sie bitten. mich damit zu verscho nen —'« » i .Was das Sie kümmert-' unter-l brach Frau Brintmann sie höhnisch» »Frage-i Sie Ihren Vater. der wird-T anen sagen können, der weifi ganzi genau, wer meinen Mann ermordet hat. Ein Menschenleben fiir das Le-? ben eines elenden Hundes! Es llingts uugisuhiich und doch ist es tut-ki- s Starr blickte Elfriede sie an, sies erinnerte sich, daß der ermordete För ster aus- persönlichem baß den Lieb lingöhund ihres Vaters erichossen hat-I te. fest verstand sie den furchtbaren Sinn diefer Worte. Aber ehe sie Zeit fand, eine Antwort darauf zu arben, vie jedenfalls den Daß der Wittwe noch gefteigert hätte, stand der Doktor Bitter an ihrer Seite. .Jch mqu Sie bitten, mir gegen diese Frau beizustehen, herr Destor'·, sagte sie mit zitternder Stimme. »ich tann nur annehmen, daß Wahnsinn ihr die Worte dittirt hat« mit denen sie knick- und meinen Vater beleidigte.« »Wer tönnte denn Ihren Vater noch heleidiaenk erwiderte die Witt we höhnisch. «Wenn er auch jetzt noch ein Ehrenmann genannt wird, to kreist ich doch besser. rafi er es nicht ist, und bald wird’s auch die ganze Stadt erfahren." .Jch glaube wahrhaftig, Frau· Brintmann, daß Euer Verstand aelit- i ten L-at!« saate der Doktor ärgerlich, «man hat Euch bisher Eure verrück ten Ideen hingeben lassen. weil man sie ungefährlich hielt und Mitleid mit Euch empfand. Aber wenn Jhr text ia weit geht. Euren daß itan den General aus offener Straße auszuw faunen. dann wird es Zeit, Eurer bö ien Zunge einen Zaum anzulegen-' Ein verächtliches Lächeln umzuckte die schmalen, farblofen Lippen der Wittwe. .Warten Sie nur noch einige Tage, dann werden Sie anders reden«, er widerte sie, das haupt trahig zurück wersend. «Der Richter bat mich schon verhärt, er erkannte meine Bett-achts ariinbe an, und fo weit ich diesen herrn kennen gelernt habe, glaube ich nicht, daß es dem General gelingen wirb, ibn zu bestechen.« .Wollen Sie denn mit aller Gewalt in’5 Jrrenhaui?« riet der Dotter witthend, aber die Frau hörte ihn nicht mehr, sie schritt rasch von dannen. -Jsi das wirtlich Wahnsinn, oder alsaubt sie ielbft an dieien entfejlichen Verdacht?« fragte Elsriede. zitternd vor Erregung. Der Doktor zuckte die Achfeln und stieß dabei mit feinem Rohrftoct heftig auf den Boden. »Eine sixe Jdee ist ei allerdings", erwiderte er. «in allen iibri en Dingen ift die Frau aani verniin .ig. Viel leicht hätte diefe Idee nicht io fefte Wurzel gefaßt, wenn nicht andere» Leute so unklug gewesen wären. sies darin zu bestärken und sie immer wies « der aufzuhesenk Aber wie ist das möglich —« Jliein liebes gnädiges Fräulein, ariibeln Sie darüber nicht nach, eine ; seltsame Vertettuna verfchiedener Er eignisse hat hiefen Verdacht in der Seele dieler unglückliche-i Frau ge weckt und solche Naturen fragen nicht lange· ob Gründe den Verdacht unter stii n. Beunruhigen Sie sich weiter m t darüber, was die Frau stink mann iiber diesen sit-it auch szn staa, Niemand f t i Olau , man tann sie get-NO la en. Ihrem deren Vater aeth ia be n tend besser, wie er fast feine te Na tuk hat na- t-« noch ein-ist etc-it ak hpliem aber der Infall wird von Zeit «- Zett immer wieder . wenn er sich nicht In einer g ndlichen sur Mithlitßtk , - « » - « Und worin bestände vier erwi derte Eliriede, während sie an der Seite des Doktors langsam der Ban zulchritt. Es wäre gut, wenn er noch in bie sein Sommer nach Wiesbaden geden molltef »Don wird er lich nicht entschließen tönnen.« »Dann tann ich idnr auch nicht del fen«, polterte der Doktor heraus Wir sind darüber einander schon oft in die haare Heirath und ei war längst meine , gar nicht niedr zu besuchen, abertm mein utes here trieb in uim immer eber din. Und wi ieEin was er mir deute Mor rissenbe ssxtefcin einfaches dautrnitie habe turirt, und das Beste dabei sei s er bei diesem hausniitteleden leben könne. wie es idas betiebe.« « aglaube. die Frau des hat ihm die rauter gebracht«, sagte Elsriede. vor dem Thore der Villa stehen blei bend. »Und das sd ihm geholfen ha Fn,«laßt sich gar nicht in All-rede stel n. « »Drit« diese Quacksalherin wieder rhre»hande irn Spielr« rief der Dot tor araerlrch. «Ei isi wahrhaftig Zeit. daß ihr endlich einmal das Handwerk gelegt wird. und dafür werde ich jeht sorgenl« Elfriede erschral liber diese uner wartete Wirkung ihrer Worte. deren Tragweite sie freilich nicht überlet hatte, sie wollte den erbitterten Do - tvr crurüetbaltem aber sie fand keine Zeit dazu, rnit einem flüchtigen Gruß war er rasch von dannen geschritten. 7 l Der General war ern ört über das Benehmen und die Aeu erringen derz »Frau Brintknann, die Elfrrede ihrnJ ’nicht verschweigen zu dürfen glaubte.s ’ Er tannte den aliihenden Haß die sser Frau. er wußte ·auch. welchen furchtbaren Verdacht sie gleich nach dem Tode ihres Mannes aus ihn ge worfen hatte, aber daß sie noch jetzt, nach einein Ieitraukn von fünfzehn « ahren. diesen Verdacht öffentlich außerte und sogar seine eigene Tech ter damit verfolgte, das mußte ihm die Galle in's Blut treiben. Es war am Tage nach dieser Be gegnung, als der General seinem Bur schen befahl. die schwarze Dame in’i Haus zu führen, sobald sie in ihrer gewohnten Weise wieder am Gitter der Vilia erscheine; sollte sie aber sich weigem der Aufforderung Folge zu leisten, so wollte der General selbst hinausgehen, um draußen mit ihr zu reden. « Mochie nun der Doktor oreair Za ben, wenn er sagte, die ternseste 9 a tur dei- alten deren hohe sich selbst geboiiery oder hatten die Hauswittel Eer Frau Deß das Leiden beseitigt — genug, der General fühlte sich von Taa zu Tag wohler, und er war lei nrn Augenbtiet darüber in-. Zweisel. daß er dies nur der Frau Deß ver danke. Er lonnte ieht wieder den Sessel verlassen und eine turze Strecke gehen, wenn er auch dabei sich aus den Stock stützen mußte; das war wenigstens schon ein bedeutender Fortschritt und die Frau Deß gab ihrn dabei die Ver sicherun«:, daß Die Genesung binnen wenig Tagen vollständig sein würde. Da konnte ei denn Niemand be sremden. wenn der General heute die durstig gekleidete Frau mit der größ ten Freundlichteit empfing, hing doch ietzt allein oon ihrem Wohlwollen siir ihn oie gänzliche Beitriung oon einem schmerzhaften Leiden ab. , Die alte Frau brachte wieder einige Packete frischer Kräuter, über deren Gebrauch sie ihren Patienten in tur zer und hündiger Weise unterrichtete, dann llesz sie den sterbenden Blick sor scheud durch das Zimmer schweifen «Jede Krankheit hat ihre Ursache«, sagte sie in ihrer harten trockenen Wei se. «beseitigt man die Ursache, so wird dadurch einer Wiederholung der-krank heit oorgebeugt.« »Das ist ebenso wahr alts verstän dig«, nickte der General, »es lie t aus der hand, aber die studirten Herren denken nicht an das Einsachr. te ba ben siir Alles einen lateinischen Namen und ihre theuren Mixturen.« Ein Lächeln der Geringschähung glitt über das hagere Gesicht. »Was hilst denn das Studiren!« suhr sie satt, »die herren müssen ba rutn doch rathen, wo die Krantheit sitt. Aber um aus die Ursache uriirtl zu lommen, haben Sie seuchte ändei in , hrem hause?« « tt bewahre!« »Sie haben vielleicht noch nicht da rauf geachtet, here General, rnö sicher rorise wiirden Sie es auch ni t ein mal bemerten, weil Sie die Mrrtmale nicht kennen.« «Sapperrnent, nein«, erwiderte der General. «Betiinunert habe ich rnig allerdings wenig darum, aber i wiirde ei trosdenr bemerkt baben.«' »Ich laube es nicht«, sagte die grau ru ig. «ich gobe schon in vielen äusern die Ersa rung gemacht, daß i die Leute oon ihren feuchten Enden s teine Ahnung hatten. Und ein seuehtes Schlaszimmer ist sehr gefährlich, here General, namentlich ür diejenigen welche zu Gicht und heumatisniug neigen. Wenn Sie inir erlauben wol len, einmal nachsusehen so werden Sie baritber Gewißheit erhalten« ich habe nun die Kur übernommen und nr e sie auch aritndtich durchsiihreu.« . tann · hnen datiir nur dont bar sein«, erls berte der General. in Iät ät Zitisilberne Hebräer-i die bit-; an , n Veso-jun e, «nre sursche toll Sie J alle Minore fähren und Ihnen iiber sllet. was IF wissen wünschen, Auskunft ge l , Veter war inzwischen schon einge treten, per Genera! gab ihm den nö thigen Beseht und die Beiden versiegen den Gartensaai. Frau heß wünschte alle Raume des hausei zu besichtigen. «Wenn das Schlaf immer, wie ich vermuthe, feucht ist, so muß ich doch wissen, welche andere Stube ich dem General anweisen FUL« sagte sie. »Aber rch kann ie doch ni r in die Zimmer der gnädiaen Frau übten!« wars der Bursche ern. »Weil-all- nichtP » »Ei, ich will mir die Finger nicht verbrennen!« Das Weib zog«die· bus igen Brauen finster usarnmen, ern bs er Zug um zuckie i re MundwinteL »Für-been Sie daß die gnädi e Hsrsu Ian die Thüre zeigen wird « « sagte sie.ff «Jch elende doch, auf DontI in diesem Hause Anspruch machen zu dürfen. Aber ich will darauf verzich ten. gebe-· Sie rnir nur on, wo die Zimmer liegen, ich will die Damen durchaus nicht stören.« Jrn Erbsefchoß der Bille- lagen außer dem Gnrteniaale und dein Mu sitztnrrner die Miche. das Speisezints mer uno die Gesindesinbez Frost Deß warf nur einen flüchtigen Blick in die se Räume. dann folgte sie oecn Bur schen die Treppe hinauf. Einen großen Theil des oberens Stockes nahm der sehr eiegant ausge-» sinttete Solon ein, neben diesem lags an der einen Seite das Bondoir vers Damen, on der anderen Seite dass Rauch- und Arbeitöziintner des Gene roll. Frau ß schien sich fiir vie Waf fen und seiten des alten Deren sehr zu interessieren sie betrachtete sie lange und widmete dann ihre Aufmerksam teit dem soliden Schreibietretör und den Bücherschräntem »Wean wir das hätten, wag in dem Setretär liegt!' sagte der Bursche und über tein breites, rothes Gesicht glitt ein pfiffiget Lächeln. »Ist es to viel?« fragte die Frau gieichgiltig· »Na. wir Beide hätten für unser qatues Leben genug-« »Beste« Gelt-P »Im onch boores Gelt-", nickte Pe ter, Aktien nnd Staatspapiere; Gold iachen und Edelsteine, o. der Herr Genenl ist ein sehr reicher Mann, reicher, wie die Leute glauben.« »Und das Alles liegt in veanchront hier?« »Alle Schubloden sind voll.« (Fortiesunq folgt.) l l Veilev von citiencron Wie bereits der Telegraph meldete, isi der Dichter Deilev von Lilien cron gestorben. Besonders durch seine foldatiich kräftigen und toioristiich iesselnden Gedichie hat er sich als mo derner Lhriier Anklang zu verschaffen gewußt. Alle feine Vorfahren waren Pflugeisenfiirfien irn öfilichen Schlei wia. Bis auf den Großvater des Poeten war der Besiy dieses Uradeis groß. Mit ieinern Tode ging er je doch an eine Seiteniinie über und Deileos Vater mußte sein Brot als iönigiich-diiniichrr Beamter verdienen. Er stand im Zolldirnft zu Mel, als der Dichter am s. Juni 1844 geboren wurde. Seine Mutter war vie Toch· ter eines mneriianiichen Generais von Harten, dessen Vorfahren einst in den hrernischen Landen angesessen waren. Es waren beides herrliche Menschen — sein Vaier ein Nobeimann vorn Kon bis zum Fuhr. wie aus einein Ahnen kild herabgestiegen feine Mutter eine zarte, phaniasiereiche Frau, deren Schwärmerei siir Poesie in ihrem Sohne als iraiivolle poeiifche Bega bung wieder aussehn Das Kind ist des Mannes Vater. Detlev strich als Knabe am liebsten einsam im Wald und Feld umher, abenteuerlichen Phantasien nachbäni aend. Die tiese, schwellende Kraft, die in seiner Seele gebunden lag, gewann bier zum ersten Male Form: in dem gluhenden Wunsch. Wildbielx Räuber bsictvtmanm Korsarentavitän, Condot tiere zu werden. Von den Guatösten aus denJabrmärtten war er nicht weg zubeingem die primitiven Schlachten lIilder oder Ansichten eines Stadtbrani des versesten seinGemiith tagelang in stärkste Aufregung. Seine Kindheit siel in eine erreate Zeit: die Emporung seinerseimatb gegenDänemart loderte aus und wurd brutal erstickt. Als er beeanwuchs, wurden Kriegsbeldem wie Schill. seine Ideale. Er träumte da von, seineheimatb zu befreien und be schloß, Soldat zu werden, da sein Va ter sich all Landeslind aus die Seite Schleswig-holsteins gestellt hatte, in Preußen. Aus dem träumerischen Knaben wurde ein slotter, mächtiger Ossizien dessen Lebenosreude ost überschiiumtr. Er lernte eine größere Welt lennent durch sieben Provinzen und siebzebn Garnisonen siibrte ibn die Soldaten zeit. Aber sie siibrte ibn nicht bloß durch Rosentagr. sie slibrte ibn auch in Schlacht und Krieg, sowohl IM. wie 1870471. Scheu damals war er Dichter. Hundert S en in seinen geandipsen Schlachten tldern bezeu gen, dass er schon damals alle Ereig nisse vom tilnstlerischen Standpunlt laut betrachtete. Aber wozu sollte er reimen? Er empfand wahrlich nicht bawedilriniß. sich mit Poesieschreibeu ein Leben zu vergrldem bat an sich schon Poesie nach seinem Sinne war. . sit er eines Tages aus der grauen Straße stand, als Civilisi. »Schul den und Wunden halbet,« wie er schreibt hatte et den Abschied nehmen müssen. Ihm mag zu Muthe gewesen sein, wie einem Fische, den der Angler uns Ufer gezogen hat. Und an dessen Anschnellen und Zukücksallen erinnern seine nächsten Versuche, sich ein neues Dasein u gründen. Allen-seist bat ei idn vie eichi getrieben. die dildnetische Kraft und Leistung des Menschen an der nährenden Erde zu erproben. Doch ein Juntetdqsein konnte et nicht süh ten. Die hoffnung, in die amerikani sche Armee einzutreten, in der es sein Großvater bis um General gebracht hatte, etsiillie slä nicht. Ali ee von Ametiia intiick eiehti war und in hantbnea alleele Andenken an die Mi liiätzeit durch-aussau, überwäliigte I Eihn vie Erinnerung derart. daß er aus jdie Rückseite einer Photographie nist .(ich oier Zeilen schrieb. . . Sie reimten sich. es waren Verse! Das war ver Augenblick, in dem der Dichter in Lilienrron die Augen ausschlag. Und schließlich machte er doch von seinem Cipiloersorgungi Werechtipingsschein Gebraucht er wurde Hardeioogt aus «Pelltoorin, dann Kirchspieivogt in Kellinghusen Wie schwer mag sich sein beißhliitiget Temperament an die große Stille derheimath an ihre lang sam denkenden und langsam sprechen den Bewohner gewöhnt hoben! Die Nordsee nnd die beide boten ihm Trost und Zerstreuung; wieder wurde der einsame Wanderer, der er als Knabe gewesen war und sog seine Seele voll von dein heimathzauber. Auch die ein scchen Landleuie gewann er lieb. Und der Ueberschusz an Kraft, den der Bu reaudiensi ihm ließ, die Uebersiille der in ibrn gährenden Empfindungen ent lud sich in — Versen. Die Adjuians tenritte entstanden. Aber gerade sein neuer Dichterberus verieidete ihm das ohnehin unliebe Beamtendasein voll ends. Seine Gednnten vermochte er der Enge des Kieindiensieg nicht zu subordiniren. Und so machte er eines Tages ein Ende und stand wieder aus der Straße. einen neuenDaseinStamps beginnend, der schwerer wor«als alles Vorbergeganaene: Erst vor einigen ehren endete dieserKnmos: durch kni eriiche Uniersiiiyuna wurde ihm das Leben erträglicher gestattet. Liliencron entdeckte seinen Dichter herus in dem Augenblick. in dem er nackt langer Abwesenheit ru dauerndem Aufenthalt in seine heimath Schlei wig - holstein ruriicttehrw Unleug ha: hat ihre Natur großen Einfluß aus seine Entwicklung ausgeübt Er liebte sie mit einer Treue und Izu-rig teit, die ergreifenden Ausdruck m sei nen Versen aesunden haben. Die schlichte Schönheit ihrer Landschaften beschwichtigte sein wildes herz: nim mer miide ward er, ihr in das stille. mütterliche Antlitz ru schauen. Er wußte sie auch zu schelten, wenn sie gar zu melancholisch dreinschaute, aber ge rade in diesen Versen ieiate sich seine Hingehung fast am meisten. Aus allen seinen Versen klingt es hervor: »Das ist Schlestoigsholstein unsere geliebte, vergötterte heimath, an der wir mit Leib und Seele hönarn, aus die wir io stolz sind, die wir nie müde werden, anzuschauen und zu besinnen.' Aber alle diese Verse sind aani ohne Pathos, ohne unnatürliche Empfindung, son dern nur, als wenn es sich um Selbst verständliches handle, was jeder erste und beste ebenso gut saaen könnte und miifstr. Besonders waren et die wilde, tobende Nordsee und die Tieseinsaw keit derheide, die es ihm angethan ha ben. Da steht er aus dem Deich, re gunasloöx da lehnt er an einem Fich tenstarnm und spricht mit derheimaih —- und wir sehen sein Antlitz mit dern zugleich aesammelten und unendlich gespannten Ausdruck des Jnsvirirten ror uns. Aher ei ist nicht nur ihre Natur« ei ist auch die Geschichte der Hei-noth, die ei ihm angethan bat. Wunderbarer Weise war die Vergan genheit Schleswigsholsteins, trotzdem sie so gestaltenreich und sarbenpriichtig ist, völligesNeuland siir die Poesie· Er hat sie u. a. in einer Reihe oon inei sterhasten Balladen behandelt. Doch hie"r kam ihm schon seine adelige Ah stammung zu aute. In adeligen Krei sen wird die Ueberlieferung sorgsamer lebendig gehalten; Ahnenhilder, Was sen. Chronilen sind Zeuaen aus alter Zeit; die Vorfahren sind hii in graue Zeit zurückzubersolgem u. ihre Thaten ersiillen den späten Nachsahr mit Ehr furcht. Stolz und dem Vorsah, ihnen stachrueifern Kommt eine so eigen artige Familiengeschichte hinzu. wie sie Tdie Ahlefeld-L die Thienens und die ILilieneroni auszuweisen hohen, aus deren Blättern auch die huntbewegte diiniicht Geschichte heraanaener iten eine Rolle spielt« so ist eine sur thare Beeinflussung der Phantasie des Dichters um io eher ru erklären. Von seinen Vorfahren liberkommen ist ihm auch seine aristotratische Weltanschaus ung, die er so wenih reoisionshedilrstig sand, dass er sich nach ihr auch eine ent sprechende Kunstanschauung hildete. Dass seine Ossirierslaushahn die Dich tun Lilienerons urn zahlreiche neue An chauungen und Bearisse hereichert hat. liegt zu klar aus der hand, als daß man daraus näher einzugehen braucht. M spukt set-desti. — »Ach von heute ab bin ick Schnab tyittwek denn meine Olle haben se uff vier Wochen injespunnen!· . dermann ist bereit, anderen zu hel en wenn ihm anderer Leute Geld mittel sur Bersiigung stehen Eine gute Gebäuden ist ein hal bes Stil-.