Ver RWlag. I wir-breite vonA.v.Blinegg. Leb Plai mehr im DamencoupeZ sie unangeman Das junge Fräu Ietn hier ist nämlich allein, ganz al-: lein! Und sie ist kaum sechzehn Jahre akt« So welterschütternd diese Thatsache der guten Hostäthin Wellner vorkam — den Konduiteur ließ sie kalt. Nur eine leise Trinkgeldabnung veran leste ihn, zu sagen: »Ich werde ein leeres Nichtrauchercoupe aufsperren — bitte zu tomrnent« «Gtatulie’ dir, lOcinsi!« slüsterte das Hosratbstöchterlein etwas indem loi der Freundin zu: »Jetzt erlebst du dielleicht noch ein Reiseabenteuer.« .Pst! Wenn deine Mann gis hört, steckt sie mich doch in die racheni Gle, ob Plah ist oder nicht!" Mit jener fieberhasten Hast, die allen des Reisens Ungewohnten eigen ist« kletterte hansi Baunmnn in das Taube und brachte ihr nagelneues Qndtosserchen irn Gepäcksnetz unter. "hrend die hosräthin den Kondui: beut beschwor, teine lästigen Mitrei senden bineinzulassen — ,,arn besten sur Damen!« —- plauderten die jun ku Mädchen leise miteinander. .Gelt, hausi. du schreibst recht ge nau alles über die Hochzeits Wie dein sendet sich als Bräutigam ausnimmt und ob du einen netten Kranzelberren »Aus den bin ich selber neugierig, Ieil es der beste Freund meines Bru ders ist« von der Universität her. Er bannt extra nur wegen der Hochzeit — überhaupt werden wir eine Menge Isße von ausmärtö —- ab!« unter brach sie sich, »so ein loletter Fran! Schau nur« Einwi, unglaublich!« Ein bactsiichhast getleidetes Damik ehe-, von einem Hofstaat junger Hek ren in Civil und Unisorm umgeben, schritt lachend und scherzend über den Herren. .Das ist ja die Landach,« rief Cmmi Wellner, »die berühmte Lilly Andach. unsere Naibe.« «Gott, ist die noch io jung? Jch half sie mir älter vorgestelltk« Rind, hist du köstlich! Das ist doch alles nur Kunst, sie ist gar nicht mehr jung und thut nur fo, weils zum Metier gehört. Wahrscheinlich reist sie wieder zu einem Gastsoiel.« Jetzt wendete sich die Hosräthin mit freundlichen Abschiedsworten an hausi, welche nochmals für die genos sene Gasisreundschast dantte und zum zehnten Male »bald zu schreiben« versprach. Huriictiretem der Zug geht ab’« wandte der Konduiteur und wollte das Coupe verschließen, da wurde er MS beiseite geschoben und ein fast zu spät Getonmiener sprang hinein. II Thüre schlug zu und der Zug iejte sich in Bewegung. hansi tonnte m noch sehen, wie die hosräthin sie Schrecken die hände über dein soff zusammenschlug während M spinnt-sich tacht- und winkte Das junge Mädchen hatte einen Roman der heimburg mit, in den sie sich nun anscheinend vertieste; aber Eber das Buch hinweg musterte sie verstohlen den Eindringling. Er war jung, hübsch und elegant. Unver 3 sing er ihren beobachtenden M aus und lächelte. Da wurde sie sehr verlegen und wagte nicht mehr, von ihrer Lettüre aufzuschauen Trotz ihrer Sehnsucht nach Abenteuer-n trug ihre gute Erziehung den Sieg davon. Aber auch der Fremde benahm sich tadellos, er wählte den Fensterplatz in It Diagonalecte und blätterte in der Iahrvrdnung. Das war alles muster haft korrekt und versprach, sehr lang weilig zu werden. Plöylich siel ihr ihre Fahrtarte ein, Do war die nur? Jn der Tasche, im IortemonnaieY Nirgendo zu finden! «Ialls gnädiges Fräulein Jhr Lilleit suchen, es steckt im handschuh, in Ihrem linken Handschuh!« sagte der Fremde belustigt. »Richtig,s da war es mirrnchk hansi wurde roth vor Beschämung der Mensch mußte sie für ein gediege Ieö Gänschen halten! Sie faßte sichs schnell und log tapfer: ,,Dan!e, ich suchte nur mein Cigarettenetui«. .Oh!« machte der Fremde über rascht. Dann trat er näher und bot das seine an. Jest war hansi gut in der Patsche, nahen sie an, war sie geliefert, denn sie Inse, nach drei Zügen war sie ,matt« —- lehnte sie ab, war ihre Instede als solche gebranvmartt. Seht erleichtert entdeckte sie die Aufs ! schifft »Richtraucher« und wies vat cuf hin. »Seit-er wäre ei gegen die sorfchrisiery so will ich lieber auf das sag-tilgen verzichtenu It sah sie mißbilligend an und W is belehrendem Tone: »Das W ist Uberbauyt sehr fchöZlickn " M non noch so jung ist; ej war « ein Unrecht« von mir, die Cigarettea « Jspch p jung,« —- wie sie das IMM- ee schien ihr gleichbedeu pdw M zischt pollwerthigÅ hsesdu fuhr ihr durch den - · , Ost lachte affektirt « « W Sie mich wirklich »Sie knacken meiner Keins ein großes Kompliments Es ist ins-tie gen mein Wetter, jung entwische-, H bin nämlich Naive —- — vielleicht iß Ihnen mein Name bekannt. LMI Laut-ach Ich gehe eben wieder auf eine Gastspielreife -—-« Der Fremde murmelte, sichtlich verblüfft, etwas von »besonderer Ehre« und verneigte sich tief; dann sprang er rasch hinzu und schob den Kofser iiäser Hansis Haupt tiefer in das Netz hinein. »Da hätte leicht ein Ungsiick ge schehen tönnenl Ungtaudtåch, .vie ungeschickt die Träger so etwas unter drinzqen So, das wäre all right«, fuhr er befriedigt fort, »gefiatten Fräulein Lanoack, viß ich mich Tuch nenne: Edaar Mortoni. Run, was sagen Sie zu diesem reisenden Zu satt-« Ja, wenn sie gewußt hätte, was ingen? Dieser Mortini war irgend Even irgendeine Berühmtheit offen ar —- — Er schien ihre Verlegenheit gar nicht zu bemerken. »Nun ich das Gliick habe, Sie per sönlich kennen zu lernen. theueriie Kollegin, freue ich mich uns so mehr auf unser Zusammenspiet." Hznsi wurde roth und blaß vor Schrecken, ein unglaublich-es Pech! Wie hätte sie ahnen können. saß er Jerade ein Schauspieler sei! »Sie sind sehr erfreutich', brachte sie endtich tteinlaut heraus. Herr Mortoni setzte sich ihr gegen über und heitere feine feurigen Au gen auf sie. l «un2er Gatttptel umfaßt sont Stücke« glauh’ ich, vak- sechstite hat ja unsere samose Censur verboten — — Hat Ihnen der Direttor schon ge sagt. Fräulein Land-ach, welche Jhre Antrittsrolle sein wirvå« Hansi verneinte; sie beschloß mög lichst stumm zu bleiben, Ia jedes Wort sie oerrath tonntr. »Wissen Sie was, spielen Sie zu erst die Jza, die Jza aus dem Sud-er mannschen Lustspiel »Die Weher'. Da hab« auch ich eine Bombenrolle.« »Die Weer Untlare Erinnerun gen aus der Literatutstgtnhe stiegen ihr aus, sie hatten oas Eil-la nicht le sen diirien ater ihr nur« III sei ei ron Hauptmann —- und sehr ernst. Vielleicht hieß das aher »Die Schnei der« oder »Die Schuster« —- es gab ja so viele handwerler!« »Eine Bombenrolle!" wiederholte Mortoni selbstgeiälli3. Jst- spiele in diesem Stück den Claoigo — unI im dritten Alt hin ich — ohne Eitelteit gesagt —- einsach großartig. Ich lege Jhnen einen Clavigo hin —- Sie werden pafs sein!" Sie war jeht schon pass, wie er das anmuthig nannte. Claoigo? Sie tannte einen tlassischen — von Grill parzer — oder Goethe —- ooer sonst wem, oer links ganz oben im Bil chertasten stand. »Ja, Fräulein Landrich. mein Cla oiaol Um den ist man mir neidisch; eine Jntrigue wird gesponnen, um mich zu hlatniren —- uno Sie auch! Wart wiro zu verhindern wissen. daß wir vorher zusammenprohen — und bei meiner eigenartigen Auffassung der Liebesszene tann es nicht klap ven, wenn wir nicht miteinander ein gespielt sind.« »Gewiß nicht!« bestätigte harrsi ahnungslos. «Darum möchte ich Sie herzlich bitten, oasz wir der Kahale zuoorzus kommen trachten, indem wir vie Szene jetzt gleich durchnehmen.« »Nein —- nein! Unmöglichl« pro testirte sie verzweifelt Jch tann nicht, wirklich nichts« »Aber liebste Land-ich, Sie thiiten mir wahrhaftig einen Gefallen da mit! Seinen Sie doch tein rasch!« .llch, ich bin so oergeßl· , ich ten ne rein Wort mehr von der Rolle-« Mortoni lachte spöttisch. «Lampen siehet, bei Ihrer Routinei Weil ei einmal ohne Soussslettr losgean sos, was? Ra, das macht nichts, ich habe ein hrillantei Gedächtnißx wenn es wo ital-vert, helf ich Ihnen ein. Also: dritten Alt, zweiter Austritt, erste Szene: ich finde Sie allein im Garten uno beginne Ihnen zu miß trat-ein« Er trat dicht vor haan bin unds sprach düster: »,,Jza — Jzal Jetzt mußt du Die Wahrheit qenenem In bafi dein Spiel mit mir getrieben, »du liebst mich nicht mehr«, noch näher tretenv. »obe: doch? Liebst du «:nich doch?« Famos, Fräulein Lan dach, Jht siurnrnes Spiel: der Schrecken, vie Abwehr in ver Hal iui:g, eine Meisterleisiunqk Nur die Pause ist zu lang; Sie müssen rasch und innig sagen: «Jch half dich lieb, wag zweifelst ou daran? Wenn du meinen Worten nicht glauben willst, glaub’ meinen Küssen!«« ! »Nein, nein, nein!" schrie Hnnsi und drückte sich in den lenken Winkel der Coupeecte, als ob sie sich vertrie chen wollte. Mortoni wurde ärgerlich. »Das sind Launenl Wenn Sie durchaus nicht spielen wollen — ut. Mat tiren Sie bloß. eine Ge e gening daß ich meinen Pakt durchführe. Jesi kommt nämlich vie Stelle, vie ich In deri aussasse, als —- Reixnets zum sei piet. Ins For »Ur-als meinen sü en« warte ch nicht Adlers-gen bis Sie so freundlich sind, mir einen Mk zu geben, sondern ich siürme aus Sie zu, ziehe Sie an mein herz und liiIse Sie wie ein Rasender — selxu Sie, so —' Aber die Szene san einen uner warteten AMIC: als er so wild Mußilrzie nnd »sei- W sein .—.spi LIC- s. ».-«.’.;-« -... ihren dedeehiich sahe kom. vergaß nsi, daß ei sich ja mir tin-i einen heaterkus sandte, nnd gab idrn eine iiaiichende Ohrfeige Morioni fuhr iachend zurück. .Sa verlom So kräftig hörte die Gesie nicht fein brauchen! Jirr Mariiren« versteht man auch ohne Worief Ater rnii Haufe Selbstdeherri Tchunq wars zu Ende; sie brach in Tdränen rui. »O Gott«. fchiuch te sie, »ich — ich bin ja gir nicht ie Landsch! Es war nur ein — Spaß — Jn ganz verjndertern Tone sagte Das isi hübsch von Ihnen, daß sie den Muth zur Wahrheit haben Fräulein haust Baumann!« Sie starrte ihn fasnngsioi an: .Sie wissen meinen Namen —- herr Morionii« »Ich war so indisirek, mich zu be iehren«, er deuteie auf ihren Handw fer, der in zierlicheni Lederriidmchen ihre Visiteniarie trug· »Mit der Landach bat es mir doch nicht recht gefiimini, weil ich die kenne. Uebri gens bin ich auch zufällig gar nicht der » Mortoni, das war gleichfalls nur ein« Spaß — sondern heiße Reiner, Dot ior Georg Reiner." i .Georg Reiner? Der Freund meiJ nes Bruders? Ja oder, seit wann sind Sie denn Schauspieleri« »An ich ja nichi3« »Aber die ganze Szene, die Probe vorhini« »Auch nur ein Spaß: freie Jrnptoi diiation. Schneidig, was?« .Sie sind —- bodenlos steck-P »Dürfte stimmen; aber dann find allemal die andern schuld. Sie trif fen: »Das Karnickel hat angefangen!« »Wäre meine Mama dagewesen, hätten Sie das nicht gewagt!" »Stimmt wieder; nur hätte das Karnickel dann auch nicht angefangen sein — Zigarettenetui zu suchen. Nicht wahr-« hansi wurde einer Antwort entho hen, denn der Zug rollte in die Sta tion ein. Reiner hob den Koffer herab, während das junge Mädchen ihrem Bruder zuwinkte, der pünktlich zur Bahn gekommen war. Während Neiner dem jungen Mädchen aus dem Wagen half, hat er leise: Friedensfchluß —- jai Jch will dankhar Jhr getreuer Ritter fein«, und da packte ihn wieder der Uedermuth und er lachte, »den Rit terichlag haben Sie mir ja vorhin er theilt!" »Hier-en Sie nicht davon, dao wirft wirklich eine Schatten üher —« Höchsten-I einen Schlagfchatien — der macht das Licht nur heller.' »Wenn Sie fo find, hereue ich -—-« Sie entzog ihm ihre Hand. »Nicht höse fein, Fräulein hansik Dieser Schlag war mir lieber als ein Kuß, weil -——« »Weil —?'· »Weil ich gut von Jhnen denien darf —- deshulh. « »Und da- freut Sie?" »Mehr als das: es macht mich glück lich!'· Da erfaßte auch sie ein feltfamei, unerklärliches Glücksgefühlx fie fiel dem Bruder. der eben herzutrat, um den holst und küßte ihn fiiirmifch. »Aber Maufis Wirst du nie ver nünftig werden, da Wildfang?« riigte diefer überrascht. Doktor Reiner aher strich sich lö chelnd den Schnurrhart und fah io strahlend vergnügt aus. als oh er fel ber den Kuß erhalten hätte. ts- Freud-ist« RQINNGVVQIW s I -' s .Ika, und was bat das Fräulein von mit ges-gif« »Ein-as seht Schönes. Der haupt mann —- hat sie leise zu thut Its-n din gesagt —- ist ein großmächtiget JdioU Siehst-seen Ebemann (von den Verbesserungen der Luftschifssahrt lesend): »Ach Gott! Wie kurze seit nur wird ei noch sdauetn, daß meine Frau auch ein Lastschiff haben will!« Der Its-. Mktäuferim »Allo, eine haus apotbete wünscht der herr?« Miner »Wie heißt hauiapotheh Seh ich aus« ali ob ich wohnet in ain han« Geben Sie mit öine Palast spotbekek Der Mundiger. Siizze von Max hofft-sann -Jsi denn die-r gar nichts weiter zu sehens« sragie ich meinen Onkel, nach dem er mir den Marliplaf knil den Denlmälern nnd die alierllsiiwliche Kirche gezeigi hatte «Ja, was verlangst Du denn noch von unserm kleinen Nest?« gab er la chend zurück. »Und wenn ich Dir den Hitnalaya mit dein doraufgesegtekl Mont Blanc verführen würde, siir Euch derwöhnie Großstädter isi doch das alles nichts Euch kann ja iisers haupi nichts mehr imponirenX Daraus hab ichs auch gar nicht abgesehen Onkel. Jch meine nur man müßte sich doch irgendwo ein bißchen amiistren können. Besonders am Abend. GiebM denn hier kein Tteas ter Z« »Nu: bisweilen. Und dann isH auch noch danach. Aber halt, ich hol-M Wir gehen heute Abend nach dem Cir ius Morlini.« .Jsi das der Mann mii der- Lö wen Z« «Freilich! Er hat hier für eine Wo che seinen Circuj aufgeschlagen, und die Glanznumtnern sind natürlich sei ne Löwen. Jch hab ihn schon gesehen —- wirllich großartig! Also abgemacht, wir gehen hink« Am Abend begaben wir uns beide nach dem fliegenden Cirlus, den Mor lini vor der Stadt ausgebaut hatte Ein ganzer Park von großen und kleinen Wohnwagen, auf Rädern be findlichen Käfigen und Geräthen ver rierb, daß sich hiee für turge Zsit ein Artiitenviilllein niedergelassen hatte. Tie Vorführung bot zuerst nichts Neues, und Onkel Karl bemertre de sorgt. daß ich bereits zweimal gegiihnt hatte. «Rur noch ein wenig Geduld!« tröstete er mich. Gleich wird der Di rektor selber erscheinen, und Du wirst schon wieder munter werden-« Ich wollte spöttisch die celchsel zu cken; aber ich fuhr zusammen vor dem fürchterlichen Gebrüll, das sent an meine Ohren drang. Jn demselben Augenblick wurden zwei große eiserne Kasige von je sechs drächtigen Schim meln in den Cirlus gezogen. Jn ie dern befanden sich zehn gewaltige Lö wen, die zornig hin- und herrannten. Die beiden Käfige wurden dicht zu sammen geleitet, und dann die beiden Zcheidewiinde bochgezogen, so daß die zwanzig Jnsassen sich ungehindert durcheinander mischen konnten. Aber sie thaten es nicht. Jn majestiitischen Stellungen maßen sich die beiden Par teien. und es hatte den Anschein als wenn jede darauf wartete, die andere solle den Kampf beginnen. Jhre Schweife peitschten den Sand, daß er bis zu den Zuschauern flog, mit tro tzigem Fauchen starrten sie sich an und stießen ab und zu ein erschütterndei Gebrüll aus« Und was siir Prachtexernvlare wa ren das! Jch hatte schon häufig ge fangene Löwen gesehen, aber weder vorher, noch nachher Thiere wie diese« die vollkommen den Eindruck ma!,ten, als ob sie geradewegs aus der Freiheit hinter die Gittersiiibe gebracht wären. Ja, das waren wirklich Wüstenlönige, wie sie in abenteuerlichen Jagdge schichten geschildert werden. Beson ders ein Thier fiel mir durch seine ei genartige Erscheinung auf, von dessen Vorkommen ich wohl bisweilen gele sen. wie ich ei aber nirgends bemertt habe: ei war ein tolofsaler Löwe mit einer dichten schwarzen Miihne. Eben schienen sich die Bestien auf einander stiirzen zu wollen, als sich wie auf ein Zauberin-et jede Partei scheu in die Ecke zurückzog. Morlini war eingetreten. Seine Erscheinung, sein ganzes, ich möchte sagen heldeni hant Auftreten mußte jeden Zu schauer sofort file ihn einnehmen. Ein dunkelgriines, sammetaetiges Trikot" umschloß seine hohe Kraitgestalt und . ließ deren volltotnmene Ebenmäßigkeit . ;baribeilbast erkennen; die Füße steck-; ten in gelben Schniirstieseln, aus dem schwarzlockiqen haar trug er ein duniles Federbarett, und aus seinem schönen Gesicht spielte ein liebenswür digei, zuversichtliches Lächeln. Er betrat gemessen den Käsig und begann mit den Löwen ein gesäbr-’ lichei Spiel. Es wer wunderbar, wie sie diesem Mann aus ein Wort, einen Wint, einen Blick seines Auges ge horchten. Sie stürzten auseinander los, oerbissen sich scheinbar ineinander ’ und trennten sich aus seinen Besebl wieder; sie biinsten wie Frösche über einander und siibrten einen kunstvollen Reigen aus. Nachdem die Thiere« dann auch durch den üblichen brennen den Neisen gesprungen waren, schien das Programm erledigt zu sein und; Morlini trat unter dem tobenden Vei sall der Menge wieder in die Arena. Er oerbeugte sich dankend und wintte dann mit der hand. Er schien etwas sagen zu wollen« Als endlich einige Stille eingetreten war, bielt er that sächlich eine kleine Ansprache. «Verebrungswiirdigei Publikuan Für die freundlichen Qeisailsbezeuguni gen, die Sie meiner Arbeit gespendet haben, sage ich anen meinen tiefge fiihlten dank Aber ich erlaube mir batest hinzuweisen det- etst fett bis Daubtnummer folgen soll. Was Sie bis fest gesehen haben, war die soge nannte zabme Dressur, nun aber möchte ich Jhnen auch die wilde Dres sur verführen. Meine Löwen sind nicht in der Gefangenschaft geboren oder sung eingefangen. sondern als vollkommen ausgewachsene Exemplare eingebracht und nur durch mich allein dressirt worden. Sie haben deshalb ibre volle Wildheit behalten. wovon Sie sich überzeugen tönnen." Ob Morlini nun renommirtei Mag sein! Jedenfalls machte sein Auftreten den Eindruck vollkommen ster Aufrichtigkeit Nun kam die große Sensatiom Mit der Peitsche Hund geladenem Revolver hatte Mor i lini den Käfig betreten — ein Schuß, Idie Löwen sprangen brüllend durch einander; mehrere Diebe mit der stktscht. und sie wichen scheu vor ihm Izuriick. Er trat unerschrocken zwi Ischen sie, und nun begann ein wildes Durcheinander. Oft sah ei aus« als - wenn die Bestien diesen Mann, der da »aufrecht wie ein Fels stand, nieder s reißen und verschlingen würden; aber durch eine geschickte Wendung. einen wohlgezielten hieb, einen Schuß, wußte er immer wieder der furchtba ren Gefahr zu entgehen und die rasen den Thiere in ihre Schranken zurück Tzuweisen Er war der Mittelpunkt det schrecklich-schönen Bildes und fchien mit den neben und iiber ihm durch die Lust tausenden Raubthieren Fangball zu spielen. Es war ein grausiges Gemisch von Zorn und un bändiger Kraft, das dem Zuschauer ein Gruseln verursachte, und dann kam der Schlußeffett Morlini batte die beiden Parteien nach ihren Seitens zurückgedrängt und zwang seht durch einen kräftigen lhieb den schwarzen Löwen« in die Mitte zu treten und sich niederzulegen Er riß ihm den Na chen aus und steckte, auf dem Rücken liegend, seinen Kopf tief hinein. Und so liegend teuerte er mit jeder Hand Revoloerschiisse in die Lust. Gleich daraus erhob er sich mit einem Ruck und war in! Nu aus dem Käfig hin aus. an dessen Gitterstöben sich die wütbenden Thiere mit gest-reizten Pranten zöhnefletschend emporrichte ten. - Jn athemloser Spannung hatte das Publikum zugeschaut. Nun brach der Beisallssturm los, und Morlini wurde wie ein Sieger beiudelt. «Na,« fragte Onkel Karl, als wir den Cirtuo verließen, »was meinst du? Bist du zufrieden?« «Sehr!" erwiderte ich. «D-as ist ja ein Prachtmensch, dieser Morlini. Was silr ein Mann! Ein eiserner Wille, ein Körper wie Stahl und die Ruhe und Sicherheit eines gebotenen herrschers. Ich möchte ihn wohl ten nen lernen.« - «Dazu kann Rath werden, mein ; Junge. Wir gehen fest nach dem Lö ! wenbräu am Marti.« da sinden wir ihn swahrscheinlich am Stammtisch, und ; da ich auch dazu gehöre —- —« ! ,Das ist ja samoö, Onkel! Bin so I sort dabei!" Als wir beim zweiten Glase waren, ierschien auch wirklich Morlini. Er trug einen bis an den halj zuge knöpsten dicken Ueberzieher und da runter einen sehr einsachen grauen Jasettanzug war bei der Vorstellung sehr bescheiden und sehte sich, sür die sreundliche Einladung bestens dan kend, an unsern Tisch. Er wollte gleich wieder ausbrechen und sah bei dem hinweist daraus ängstlich nach Z der Uhr. Aus allseitige Bitte blieb er aber und nahm ei gern an, daß von der sidelen Stammtischrunde ein Schar-den nach dem andern siir ihn be stellt wurde. Er wurde gespriichig, erzählte allerlei tleine Schnutren aus dem Artistenleben, und als gar aus Anordnung einiger ehrwürdiger, trinl: sester Männer eine mächtige, lunstvoll I gebraute Bowle anritclte, vie mit sröhlichem Hallo begrüßt wurde, ver slog die Zeit wie im Fluge. I Da zog Morlini plötzlich seine Uhr hervor, und wir alle bemeriten, wie er erschrocken auf seinem Stuhl zurück suhr. Ei war, als ob er einen elektri schen Schlag bekommen hätte, und sein Gesicht wurde blaß. »3wei Uhr! O Gott!« murmelte ers beklommen. Wir sahen ihn fragend an. Aber er s hatte sich bereits erhoben und Mantels und hut ergriffen. H »Aber, Herr Morlini«, riefen weh-s rere, »Sie wollen doch nicht etwa fchon . gehen? Bleiben Sie doch noch einwen chen, fest wirt« ja erst gemiithlichl Es lommt gleich eine frische Bowle!« Er schüttelte stumm sein Haupt, winlte elegisch mit der hont- unb ging eilig hinaus. — Am nächsten Vormittag sah ich den i hell-en der wilden und zahmen Raub ! thieedrefsur noch einmal, und zwar auf dem Wochen-nackt Er ging neben sei ner Frau her, die ich bei der Abend vorsiellung an der Kasse gesehen hatte, I unb trug ihr biensteifrig und ängstlich Ibie Markttaschr. Die lange, hagere Frau sprach heftig auf ihn ein, wäh läeäxr schweigend, fast furchtsam zu f Nun spukt-e mit wo sein klug-e iLust-euch von der Stammtischrunde ! klar. Das also war der große Thier s händigeri Armer Veldt Wenn ihn so seine Löwen gesehen hiitient der Ise Inst-I des starken - des Kurfiirstenwon Sachsen und Kö nigs von Polen, war ein großes, prächtiges Thier, das sich der Fürst selbst erzogen hatte. und mit dem er zu spielen pflegte wie mit einem Hündchen Ein besonderes Vergnü gen sand der König daran, seinen Zögling aus allerlei Weise zu necten und sich an dessen spoßhastem Zorn zu ergöhem Aber eines Morgens, da August beim Frühstück dem Bären eine Semmel etliche Male vorhielt und immer wieder schnell zurückzog. wurde der Geneckte im Ernst wild, richtet sich brummend empor und ging aus den König los, der mit der linken band den Tisch angriss, um die De stie sich vom Leibe zu halten. mit der rechten band aber einen hirschsiinger, womit er den immer näher rückenden Gegner so verwundete. daß das Thier zu Boden stel. Unterdessen war, von dem Lärm angelockt, das Vosgesinde herbeigetommen und wollte den Bä ren vollends absangen; doch gebot der König, ihn in ärzttiche Pslege zu ge hen und womöglich herzustellen. Dies gelang auch, und Augut wollte, urchtlos wie er war, den "ren wie den zu sich nehmen« gab aber dem Zu reden der sür seine Sicherheit besorg ten Getreuen nach und sandte das Thier nach hohenstein in den Bären grabem Dort lebte der verbannte Gitnstling traurig und mürrisch; von seinen Genossen im Bärengraben sonderte er sich gänzlich ab. Augen blicle wehmüthiger Freude genosz er, wenn der König, der dies bei seinen Besuchen aus Hohenstein nie vexgasz. zu ihm ans Gitter trat. Den Schei denden begleitete der Bär stets mit herzzerreißendem Geheul. wobei Au gust sich taum der Thränen soll er wehrt haben. Nach des unglücklichen Bären Tod tam es erst an den Tag, dasi vor jenem verhältnißvollen Aus tritt in des Königs Kabinett ein thos diener dem Bären das Frühstück ge stohlen hatte, so daß er grimmig ge worden war aus Hunger. site schlauer Zelt-schien Anfangs Mai war ein großberzogi lich - luremburgischet Zollwächter an der belgischen Grenze auf einem Dienstgang begriffen, als er sah, daß ein ibm persönlich bekannter Lurem burger ein Kalb von der anderen Seite der Grenze beranfiibrte, und es in einem dicht an der Grenze, noch auf belgischem Gebiet gelegenen Stall einstellte· Argwöbnilch. wie Zollbe amte sind, nabtn er an. dafz der junge Wiedertäuer nächtlicherweile iibee die Grenze geschmuggelt werden sollte. Um nicht gezwungen zu sein« die ganze Nacht über auf die Ausführung des geseiwidrigen Vorhaben-I seines Landsmannes zu warten, nabm er seine Zuflucht zu einem überaus schlauen Mittel, aus das ibn ein ge nialer Einfall kommen ließ. Als es dunkel geworden war, schlich er über die Grenze, begab sich in den Stall und schnitt dem Kalb mit einer Scheere das Schwanzende ab. Mit die ser Trdpbiie versehen kehrte er im Be wußtsein ersiillter Pflicht zu den häus lichen Penaten zurück. Zwei Tage spä ter machte er feinem Vorgesetzten Mel dung von dem Vorfall und die beiden Zollbeamten begaben sich zu demhause des mutbmaszlichen Delinauenlen. Die ser spielte zuerst den Entriisteten, als man ibm auf den Kopf die Begebung des Schmuggels zusagte. Doch unser Zolltvächter holte mit überlegenem Lä cheln das Schwanzende aus der Tasche und der überlistete Bauer sub gegen liber diesem Corpus delicti ein, daß ein weiteres Leugnen nutzioe sei. U blieb ihm weiter nichts übrig, als die beträchtliche Gelbstrase, welche bag Gesetz vorsieht, zu bezahlen. Aber der Bauer dachte sich, wer zuletzt lacht« lacht am besten. Die Sache hatte noch ein Nachspiei. Einige Wochen später erhielt der Zollbeamte eine Vorlabung vor das Gericht in Arlon (Belgien); der Bauer hatte ihn wegen Beschädi zung seines Kalbes und nächtlichen indringeni in sein aus belgischem Gebiet gelegenet Eigenthum aus 100 Franken Schadenersatz verklagt. Das Gericht verurtheilte ben listigen Zoll wächter wegen seines unberechtigten operatioen Cingrisses zu 10 Franken Geldstrafe unb Tragung der Kosten. sont-then Der Landessiirst tommt ganz un verhosst in ein großes Dort. Er macht im ersten Gasthofe Nasi. Als bald ist ber Schulze mit einigen ho noratioren ba. Der Fürst restaurirt sich und zum Schlusse meint er zum : Wirth: »Ich bin wirtlich zusrieben, . . bat Essen war gediegen, . . der Wein auch vorzüglich, . . aber sagen Sie mir nur, woher nahmen Sie so schnell einen so gewanbten Kellnrr7!« »Q« beeilt sich der Schutze zu erwidern, «h·oj is seht im Sommer toa Kunst stlick —-« wir hab«n noch zwei im Ar rest »Um .. c