Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 13, 1909, Zweiter Theil, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Malassenml
W ans dein Iamilienleben von;
J. G. Seeger. i
s
s
i
e
Mit raschen Schritten bog Chri-«
Mh ; reiner in die heiße Vorstadt
« . on der Bahn, wo et als Tag-;
Mr arbeikete. hatte er einen loeiseis
Beg; aber der war ihm noch nie zki
lang geworden, lag doch draußen hier
sein Eigenthum, ein häuschen mit ei
setn Garten, woraus er so stolz war.
Wie die Rosen blühten und das Ge
rniise emporwnchs! Und dort in de:
M der Kaninchenstalls Warum sollte
er dein Mesger so viel Geld aus Den
Tisch legen? Arn besten ist dran, we:
des selbst zieht. Vor dem Stall
blieb er stehen. Ei« zum Kuckuck! die
Karnietel hatten ja lein Futter. Hatte
denn niemand außer ibm ein Herz für
die Thieres Schmecken ließ sich sein
Inb. der elfjährige Karl jeden Sonn
tag den Braten. aber versorgen wollte
er die «Viecher« nicht. Und eine Hitz
Ipelle stieg in die vollen Backen des
bereisten Christele Schreiner, und er
wollte ein regelrechtei Donnerwetter
·lo«lassen'·. Ader da besann er sich
eines besseren und dachte stehenblei
bend: ·Mein Weib gerätb ohnedies so
leicht in site. Schimpf ich auch,
wohin soll das dann führen?«
Und jfbedächtig trat er ins haus
nnd in die Stube. Schon stand die
Subpenschüssel aus dem Tisch, und
der Lusizua wehte den Dampf bin
kber zum Oelsarbendruck, als wollte
er den Feldrnarschall Moltte ein
Rauchan darbringen. Christopb ließ
sich müde aus einen Holzstudl nieder
Und legte die schweren Hände ans das
Tischtuch.
Wo nur sein Weib steckte? und der»
Karl? «
·heda, Karls« schrie er, daß die
sahe aus dem Fensterbrett erschrocken
arti dem Schlaf auffuhr. »Anm!
Wo seid ihr denn?«
Nichts regte sich.
»O da schlag doch gleich . . .!'«
Langsam füllte er seinen Teller mit
Suppe und führte einen Löffel voll
zum Mund. Aber er aß nicht, sondern
ließ den Löffel wieder sinken. Er rief
nochmals: «heda, Anna! Karl!"
Er lauschte und endlich hörte er
aus der Küche nebenan fein Weib ant
worten: »Ja, ja, glei !«
.Ilha,« brummte er vor sich hin,
.fiseht der Zeiger wieder mal aus Kra
kehlll Sicher hat der Karl wieder was
angestellt. Der muß aber auch seine
Mutter akkurat immer ärgern, wenn
sit schlecht Miso-legt ist«
In der Küche aber stand Frau
Anna Schreiner am Fenster, beküm
merte sich nicht um den rufenden
Maria« sondern sah auf die Gasse.
Nr Gesicht war keineswegs ärgerlich,
wie Ehriftodh wähnte. sondern eher
besorgt. Und mehr wie dusend mal
murmelte sie vor sich hin:
»Er schlägt ihn ja halbtodt, wenn
er nicht heimkommt."
Nin-and als sie hätte sagen kön
nen, wer mit dem doppelten »er« ge
meint fei, sund niemand als sie hätte
das Geheimnis zu offenbaren ver
mocht, wie jemand, wenn er nicht
heimkomme, halbtodt geschlagen wer
de. Sie aber wußte« was sie sagte,
und fügte jedesmal noch die Worte
hinzu:
»Es wird doch nichts Dassirt lein!'«
Nun aber ward das Rasen Chri
stvphs ungeduldiger, und sie wußte,
was dann folgen werbe. Drum ant
wortete sie mit tünstlichem Aerger
möglichst laut: ,,Kannst denn nicht
warten?« Schaute noch einmal durchs
Fenster, seufzte tief. nahm die Schüs
sel rnit dem Gemüse und rief, in die
Wohnstube trennt-, barsch: »Meinst
wohl, ich könnt hexeni Wenn das
Feuer nicht brennen will, dann toch’
du einmal, wenn dqu fertig bringst!«
Und fest stellte sie die Schüssel auf den
Tisch unb schaute dabei flüchtig
durchs Fenster. Dann feste sie sich.
Christoph wollte schon los-fahren:
aber gleich besann er sich und dachte:
»Daß sie doch atturat immer dann
zornig ist« wenn ich eigentlich zornig
sein solltet« —- unb langsam begann
et zu essen. Anna aber bangte vor der
Frage nach dem Sohn, und weil sie
diese möglichst hinaus-schieben wollte,
sing sie zu reden an und schalt auf
eine Miethjvartei. auf vie gewässerte
Milch, auf die Flecken, bie Christoph
«an seinen Sonntagsanzug »gebracht«
habe, und auf viele anbere Dinge
Eise Weile hörte er ihr zu aß be
dichtig seine Sappe und blinzelte
manchmal zu seiner Frau hinüberv
, III He aber von neuem von dein Ile
« ess- an seinen Sonntagianzug zu re
- s W Ue er den Löffel beiseite
- detach akkurat immer dann
;Ij» a- · rxkfh wenn ich auch qui
»Ist sen-i u vix mag n« km
U WM m taki-disk sk
AUTOR-ichs dabei-IF .
risse-. as sie-see sei-ist w
Is: ki- two-MAX
III W sitt Ue sat
W Ists-It Ist Allen
DER hvrc da trifft rnis gar keine
Schvld. '
»Bielleicht michk Er richtete N
aus, und ängstlich, ohne daß sie es ihn
merken ließ, lenkte sie ein, aber ihre
Antwort tlang gereizt:
«Vor einer Stunde hab’ ich den
Buben fortgeschiclt, in zehn Minuten
hätte er wieder da sein können.«
»Er wird ein Streuner, ein her
umtreiher."
»Kann ich war dasiirs«
Etwa ichs Jch bin den ganzen
Tag nicht daheim Du bist dir Mut
ter. Du mußt ihn zieh’."n
»Nun ja, mach’ mir nur wieder
Vorwürfe! Ich rede in den Buben
hinein, was ich nur kann. Aber wer
oerdirdt ihn denn? Du.«
Akturat ich! Ra, höres«
»Ja, du! Erst gestern hast ihm wie-.
der erzählt, wie du als Bud Forellen
gefangen hast« und andere Nichtstaik
gereien.«
»Dann-r wird der Karl nicht
:Bin ich vielleicht schlecht gewor
den? he? Die Forellen sind längst
verdaut, und ich mein-e. ich bin ein
ganzer Kerl. Alturat oon einer sol
chen Geschichte soll unser Bub schlecht
werden —- hahaha!«
,,,Run od mit oder ohne Geschichte
er ist aus schlechtem Weg Aberf seit
war Frau Anna wirklich erzürnt. »ich
treib’ ihm die Schlechtigteit schon
aus, und müßte ich zehn Odems
stecken in einem Tag an ihm zerschla
gen.'
Christoph sah in das Gesicht seiner
Frau und sagte dessnstigend: »Na. er
muß ja nicht alturat schlecht sein oder
schlecht werdet-. Vielleicht ist ihm
was iuaestotien.«
»Dein wird was zustoßen, dem!'
»Als wenn nicht atturat bei uns
da draußen in der Vorstadt jede Woche
was pafsiren thät.« Er schob den
halbgeleerten Teller beiseite und
blickte besorgt aus seine Frau, die an
ein Fenster trat und hinausfah. Und
nun sann er nach und lam zu der
Ueberzeugung, daß sein Bub nich.
schlecht sein könne und daß er ihn
schühen müsse dor den drohenden
Zuchtrutheu der Mutter. Vorläufig
sing er zu reden an: »Gelt, Anna,
wenn er heimtomrnt, dann prügelst
ihn nicht gleich, sondern fragst ihn
erst . . .«
»Auf der Stelle triegt er seinen
Theil.«
«Frag’ ihn zuvor!'
«Erst die PrügellU
So klang es hin und her. bis mit
einem Male Frau Anna zornig aus
rief: .Da kommt er!«
»Du er noch alle Glieder?« fragte
Christoph besorgt, erhob sich und
feste sich gleich wieder fest aus den
Stuhl.
·Du lieber Himmel, wie sieht er!
ausl« schrie Frau Anna in höchstem
Zorn. «Wie eine gebadete Maus!«
Und mit großen Schritten eilte, sie
sum Schrant, packte den Zuschuß
ftock und raste in die Küche. Ungehiirt
verhallte hinter ihr Chrifiophs Rus:
»Frag’ ihn zuvor!!«
Schwer athmend stand sie an der
Thür. die aus der Küche in den Gar
ten fiihrte, hielt den Stock in der
Rechten und blickte zornig hinaus. Da
lani langsam mit einem Gtailorb,
barfuß ihr sommersprossiger Junge;
das Wasser triefte von haaren und
Kleidern, und ängstlich sah er auf
feine Mutter. Jegt stieg er die letzte
Stufe hinan, und hui! — da packte
ihn die mütterliche Linie, die mütter
liche Rechte ließ den Stock über seinen
Rücken niedersaufen, und wüthend
schrie Frau Anna:
»Du erreuner ou . . . grunvo
ver. Hdor .bener Bub.
tornmft . . . du . ber?«
»Ach, Mutter, Mutter, ich . . .'« Er
drehte sich, von starker Hand gehalten.
um die strafende Frau, die von neuern
rief:.Wo..bist..du...ge...ge
wesen?«
»Ich bin . . ach, Mutter! · . .
»Wv...haft..du..dich...he
rum . . . ge . . trieben?«
»Ich bin . . . ich, Mutter, ich bin
ins . . . ich bin in den Kanal gesprun
gen.«
»Was? . . . Jn den Kanal . . . bist
du . . . gesprungen?« Und der Stock
tanzte abermals auf dein nassen Rü
cken. »Aus pnrern . . . Muthivillen «
springt der Kerl . . inj Wasser·«
»Ach, Gott, nein!« tief der heu
lende Junge, riß sieh los und sprang,
von der stoekbetvassneten Mutter ver
folgt, um den Köchentisch.
»Willst hu stehen bleiben!« schrie
Frau Anna. Und der Junge blieb
folgfarn stehen, hob die hönve und
sagte bittend:
»O, nicht mehr schlagen, Mutter!
Nicht mehr schlagen! Ich koilkj gewiß
nimmer thun, ganz gewiß nimmer.
Ader . . . au, au, aus«
Von neuem sprang er um den Tisch
und rief
«Die kleine Mino von Eis-mann
ift in«i Wasser gefallen und ist weiter
aetrjeden worden.
Or konnte nimrner sprechen vor
IIIHZ denn Frau Anna hielt ihn mit
W Rufs-enden nnd sah neit großen
M jeder.
AMICI-Nycte- «
EIN-Qka
und zog ihn näher an sich.
, «l.lnd ja, und wenn niemand P
herausgezogen hätt’, wär sie unter die
Mühlrader gekommen. Und da bin
, ich ’neingesvrungen und hab’ sie akku
« rat vor dem Mühlrad nach an- M
« erwischt und herausgezogen!«
» »Mein Bub, mein braver Buhl«
s jauchzte die Frau und kiißte ihn ah.
I hAber ach, schimpf nicht! —- meine
Muse hab’ ich verloren . . .'·
I »Macht nichts macht nicht-IS« ries
EIrau Anna, seske sich aus einen Stuhl
und hob den Knaben aus ihren
Schoosz. Eine viel schönere sollst du«
kriegen, eine viel schöneres« Und sie
tjißte ihn, und ihre Thriinen sitiiniten
nieder und mit einem Male sagte sie:
»Aber warum hast du denn das
nicht gleich erzählt?«
»Ach Mutter du hast mich ja nicht
san-reden lasse-if Und heftig begann
er zu weinen. Ei dauerte lange bis
, sie ihn beruhigt hatte, und dann sagte
er stoßrveisc
I »Ach und wenn es der Baker hört
; krieg ich mch einmal Peitgell«
I «Nein,' ries Christi-ph, der eben in
die Küche bereinschaute. »Ich driigeke
nie, bevor ich nicht weiß. ob akkurat
Prügel nöthig sind.«
Da legte Anna wie zum Schuh ihre
hände um den Knaben und sagte rnit
einem trohigen Blicke zu ihrem
Manne:
»Du läßt mir den Karl in Ruh’.
Weißt. wag der ist? Ein held ist er.
Jawohl, ein Held! Und ich hab’ ihn
dazu erzogen. Jch!"
.Ob er akkurat ein held ist, rvill
ich seh’n. wenn er in trockenen Klei
dern steckt. Vorwärts, Karl. in die
Kammer! Und du« Anna, gieb den
Karnickeln Juttet! Oder sollen die
»Viecher« akkurat vor lauter heldens
schait alle Viere von sich strecken?«
»Du halt kein herz tjir den Bu
ben,« brummte sie und eilte weinend
mit dem Graskorb in den Garten.
Christoph aber nabrn seinen Sohn
an der hand und führte ihn aus der
Küche .
I «Rein!" Sie wars den Stock seg
I
I
I
Der parier.
Schwanl vom Ballan von R a da
N o d a.
Ein Bauer batte in seinem Garten
einen edlen Birnbanrn Als einmal
im here-it die Früchte besonders gut
aeratben waren beschloß der Bauer
einige davon dem Sultan zu vereh
rei; und machte sich nach dern Palast
au
Im Palast lrai ihn ein sonderba
rei Schietiai. Während er nämlich
noch in der Vorhalle stand und war
tete, brachte man zwanzig Räuber
ein, die man gefangen hatte —- und
faviel sich der Bauer auch·webrte, er
wurde sammt den Räubern ins Ge
iiinaniß gen-orien.
Nach einiger Zeit fiel dem Sulian
ein, die Gefangenen zu beiuchen Bei
dieser Gelegenheit war das Gliiet dem
Bauern balder, und feine Unschuld
kam an den Tag. Der Sulian war de
itiirzt iiber die Ungerechtigkeit, die ei
nem feiner treuen Unterthanen wider
fahren war und suchte sie nach Kräf
- ten wieder gut zu machen. Der Bauer
sollte sich eine Gnade erbilten.
Eure Habeit«, sprach der Bauer.
»ich will nichts als iiinf Gro eben und
einen Karan.«
Und wein das?«
»Für die filnf Gras-den« Eure Ho
beit, will ieb mir eine Art laufen. um
damit den Birnbaum zu Haus annu
backen Den Koran aber brauche ich,
weil ieb baran einen Eib leisten will:
mein Leben lana daheim in meinem
Dorf in bleiben und nie mehr iu Hof
zu neben, um dem Sulian Geichenle
zu bringen«
) III-ists- stttselsetue old Friede-O
stiftete-h
Eine recht hübsche Geschick-te wird
aus der Jugend der Königin Wilhel-?
mina erzählt: Wie bekannt. war ihr
Vater ein Mann von iiihziirnigiemi
schwer lenkbarem Charakter, und wenn
er sich über etwas geärgert hatt-, war
es nicht leicht, mit ihm in Ruhe zu
verhandeln Eines Tages war er über
den Artikel einer holländischen Qeitiing
wüthend, der eine seiner handlungen
abfällig heut-theilt hatte. Er weigerte
sich, seine Minister zu empfangen und
stürmte erregt durch die Zimmer des
Palastes-. Die Minifter waren verzwei
felt, da fie den König in einer wichti
gen Angelegenheit dringend sprechen
mußten. Jn ihrer Noth xoandten sie
sieh an eine der hofdamen. die das
Gemüth des Königs heruhigen sollte.
Diese sandte wiederum vie damals
fünfjährige Prinsesfin Wilhelmina in
das Zimmer, in dem der König erregt
auf und ab ging. Eine Zeit lang schau
ie die kleine Prinzestn ihrem Vater
stumm zu. Dann stemmte sie ihre klei
nen Föufte in die stiften und ing, in
dem sie eine zornige Miene aii zusieelen
versuchte, neben dein erregten König
hin und her. Ali der König dies fah,
blieb er stehen und brach in ein helles
Gelächter aus« Eine halbe Stunde va
raiii fand der Ministerprasident den
K« ia vollkommen beruhigt, wie er
au Iei- soden den Zimmer mit fei
ner Ida-ten die er iiber alles liebte,
pieltr.
M
Diener (etnes tief vers uldeten sa
rores): »Aber nobec ist Alter doch
bis auf die W; den Weh-li
zieher löst er jedesmal tin Ante-meint
ustli wle few-P s
sie m few-.
Die jüngste Zusammentunst dej
deutschen Kaiseri mit dem Haken al
ler Reußen. die in den Finnischen
Scharen stattsand, gibt Berliner Blat
tern Gelegenheit, an eine andere
Manna zu erinnern, die fich oor
ungefähr 200 Jahren in Berlin voll
zcg. Damals, 1««12. larn Peter der
- Große zum erstenmal in die preußi
; sehe Residenz und wurde non Fried
rich l., den er schon früher in Kö
" nigeberg ausgesucht hatte — mit gro
ßer Pruntentfaltung empfangen Be
sonderes Interesse zeigte er sitr dise
ortsübliche Behandlung der Verbre
cher und wollte durchaus einen Mör
der am Rade sehen. Da zufällig tein
derartiges Delilt vorlag, stellte er
großmüthig einen seiner Untergebenen
zur Verfügung« aber in dem humanen
Preußen nadm man dieses barbaeische
Anerbieten natürlich nicht an. Nur
init großer Mühe brachte man ihn
von seinem Vorhaben ab. Bei seinem
Berliner Besuche nun hatte man große
Emdsangsseierlichleiten vorbereitet,
ohne zu bedenken, daß dem russischen
Fürsten jeder Pomd völlig zuwider
war. Es gelang ihm, unertannt durch
den Fest-un dindurchzutommem der
vergebens aus ihn wartete. Er stieg
bei seinem Gesandten. dem Grasen
Golonslin. ab. tleidete sich um« ging
zu Fuß nach dem nahe gelegenen
Schloß und liest sich bei dem Könige
melden. Die Berliner waren seeilich
ärgerlich. daß sie um den erwarteten
Anblick getomtnen waren. Der ar hat
auch späterhin während seines Aus
enthaltes in Berlin sein Intognito
beibehalten. Er lehnte eh abt im
Schlosse zu wohnen. und benuzze nie
male eine Equipage Er dur reiste
zu Fuß die Straßen der Stadt und
insormirte sich überall über die Ein
zelheiten des handele und Gen-erbei
Fiins Jahre später, unter der Regie
rung Friedrich Wilhelme t.. ist der
Zar dann nochmals nach der preußi
schen Hauptstadt gekommen. Die
Martarüsin von Banreutb, die Schwe
ster Friedrichs des Großen, hat uns
eine eingehende und sehr interessante
Schilderung seines damaligen Aus-ent
baltee hinterlassen. Charakteti isch
ist solaender Beseht. den der preußi
iche IKönig damals dein Finanzdirek
tcrium zugehen ließ: »Ich will 6000
Thaler destiniren, dafür soll das Fi
nanzdirettorium die Menagen so ma
chen, daß ich den Zaren sreihalten tann
von Memel bis WeieL Jn Berlin
aber wird der Aar sparte tractieretz
nicht einen Psennig gebe ich mehr das
tu. Aber vor der Welt sollen sie ein
Geschrei machen. von 30—-40,000
Thalern, das es mir toste.«
Dte stund-en elaei stets
ein-erst
Der betannte Rinatiitndfer hacken
ichtnidt bat sich bei einem Aufenthalt
in Wien von einein Mitarbeiter des
»Wer-en Wiener Tages-bitt' iiber fei
ne interessante Persönlichkeit u. a.
auch iiber die hshe feiner Einnahme
autfragen lassen· hattenfchtnidt, der
sich durch feiner »Und Arbeit« faft
eine Million Mart verdient haben
soll, bat, wie er mittheilte, erft vor
etwa sieben Jahren in London tennen
gelernt, was «Bustneß« ist. »Ich
wurde gut gemanaget«, erzäylte der
Ringtämpfer, «und war bald der
Liebling des Publitume· Mein Name
war die beste Reilanie, und wae im
mer ich iiir Gegner i.atte, das Publi
tunt folate mir, wohin icb wollte....
Was ich in Enaland verdiene? Ich
bade feit singen einen Kontratt, wo
nach ich pro oche 200 bis 250 Pfund
laleieb 81000 bis 81250 beziehe, das
macht durchicbnittlich 84000 per Mo
nat und IRS-Un bis 340.000 per
Stadt. Drei Monate ieiere ich.«
Gleichfatn entfchuldiaend, fügte er bei,
daß er außer diesen iixen Bezii en
noch einige »Nebengeiebiifte« habe. so
verdiente er itn Match gegen den Tür
len Madrali 1200 Pfund und im
zweiten Match 1000 Pfund. Ein
gleich großes Honorar erbielt elen
febinidt in feine-n vor-jährigen ampf
aeaen den Ametitaner Gotch zu Nen
orl. Hattenichinidt soa sich in die
etn Mai-z lkuriiex weil fein Gegner
niit beiinie oler stobbeit ran , ohne
daß das Schiediaeriebt einae chritten
wäre. Jet- babe übrigens ieine Angst
" vor Gottbc faate hackenlchniidt lebt
;felbftbetvußt, »ich bade mit ibrn ein
neuerliebei Matcb vereinbart Das
felbe findet Anfang des nächsten Jalo
ret in Sodney ftatt. Den Kontratt
habe ich in der Tasche. Ich erhalte
810,000 fiir das eine Match und au
ßerdetn noch die ReifespeferU — Man
sieht da wieder einmal, daß handwert
iintner noch goldenen Boden bat.
tosend-frei txt see Leipsiser s
Oefchism
Eine alte Schrift über Lein ig er
zählt folgende Geschichte, die ich in
dem hause zum Goldenen Sieb im
Jahre 1618 zugetragen haben soll. Fa
dem betreffenden hause befand ich
schon dazumal eine Wiriblchait Der
Besiser dieser Schenle roar ein eld
aieriger Mann, der rnii feiner fasrau
die Gäste ara auipliindrrie. Der ein
zige Sohn, den der Gainyirih besaß,
war hingegen ganz anders geartet;
ihm roar das Treiben der Eltern ein
Greuel und er verließ darum Eltern
haus und heimath, urn sein Oliitl in
«der Fremde Zu suchen. Nach dreiund
zwanzig sJahren lehrte er in die Vater
stadi zurilet als ein Mann, der sich
ein Lerdliches erspart hatte. Urn den
Eltern eine vollständige Ueberraschung
zu bereiten und auch unr su leben, o
i n die Macht noch irnnrer irn
seien iife, gab er fis- nichi als Sohn
zu erkennen, sondern betrug sich. tosiel
wenn er sum ersten Male im hause«
ser. Am anderen Tage wollte er sich
ihnen offenbaren. Vorher aber war er4
bei seiner Schwester gewesen« die
außerhalb des elterlichen Hauses
wohnte, hatte ihr seine Ankunft
kundgethrn und sie für den näch en
Tag zu den Eltern geladen· wo s
Wiedersehen mit einem kleinen Irru
denfesie begangen werden sollte. Am
Abend nun, bevor sich der Angekow
mene zum Schlafen hinlegte. übergab
er den Wirthsleutew seinen Eltern.
ein Packet in Verwahrung, in dem sich
dreihundert Thaler haarei Geld be
fanden. Er iaate das dem Wirth und
fügte hinzu, daß nun am nächsten
Tage ein Ireudenbanlett anstellen
wolle. Der Sohn war schon lange im
Schlaf und träumte wohl von der
Feier. die am nächsten Tage stattfin
den sollte, da saßen seine Eltern, die
der Teufel verblendet hatte. das Geld
des vermeintlichen Fremden an sich zu
bringen, noch lan e berathend zusam
men. auf welche ise sie wohl ihren
sinsteren Plan am besten würden aus
fiihren tönnen. Es hatte den Fremd
lina Niemand kommen sehen —- wie
wär's .. .. meint die Frau nnd läßt
erkennen, der Mann solle den Frem
den tödten. Erst sträubt sich dieser
lange dagegen. Endlich siegt aber die
Geldgier und die Ueberredungsgahe
der Frau. und der Wirth geht hin
und erwürgt den ihm unbekannten
Sohn im Bette. Den Leichnam
fchleddten sie gemeinsam nach dem
Keller und verscharrten ihn. Am näch
sien Morgen kommt die Schwester und
fragt nach dem Bruder. und da erfah
ren die Eltern, daß sie den eigenen
Sohn ermordet haben. Die Neue und
Verzweiflung über ihre ruchlose That
bringt sie dazu, daß der »Vater sich
erhentt, die Mutter sich mit einem
Messer erstechen und die Tochter sich
ersäufet hat«
Die Trophae vier Dort-.
Die berühmte Fahne des 69. engli
schen Jnfanterieregirnents, die 1814
bei der Belagerung Rorfuo durch die
Englander im heißen Nahtampfe von
der französischen Besatuna erobert
wurde, ift fest wieder in die hönde der
Engländer Zurückgekehrt Ein briti
ichrr bauptmann hat die alte Trophiie
in Frantreich gekauft und dem Berl
ihiressiegiment den ehemaligen Neun
undfechziaern überwiesen. Die fran
zösischen Soldaten hatten seiner Zeit
die Trophüe ihrem General Danzelot.
dem Gouverneur von Korfu, überge
ben, der sie mit nach Frantreich nahm
und bei sich bewahrte. Ein Rachtonsme
des Generalt hat sie fett verlaufen
mitgen. Der Zufall führte den eng
lischen hauptmann Jeffroot in das
Schloß d"kl.ian, wo er die berühmte
Fahne mit der Aufschrift »Hu vertau
fen« sah. Der Partier verlangte 600
Fr» die der Engländer sofort bezahlte;
To gewann er feinem Vaterland mit
Gold zurück, was die französischen
Soldaten vor einem Jahrhundert mit
Blut eroberten. Der Verlauf hat in
Frankreich lebhaite Mißstimmunq her
voraerusen
tue einzig Richtigk.
»Warum ichweiaft du eigentlich be
harrlich, wenn dein Nachbar dichfragt,
wiss Geschäft aelitia
»Was iall ich andere machen? Saa’
ich, es qebt schlecht, muß ich mich är
aern über seine fchadenfrohe Frahex
saa’ ich, es aeht aut, dann pumpt er
mich an.«
neuem-Mk
Chef: »hören Sie mal, here Meier,
aus Ihrem Brief, den Sie hier an die
Firma Schutze ö- Co. aeschrieben ha
ben, tann ia aber tein vernünftiger
Mensch kan werden.
Korrespondent Meier: »Nu, was
braucht r vernünftiger Mensch auch
noch erft tlua zu werden?"
Sehr richtik
aNun, here Professor, darf ich hof
fen, daß mein Sohn ein bedeutender
Klavierspieler wird?«
»Oui! Darüber bin ich mir noch
nicht tlar.« «
«hat er denn noch gar nichts von
einem großen Pianisteni
j »O, fa — zwei dsndeF
Der setsihliche Japan-.
Gnädiger .Johann, spanan Sie
sofort an, Sie müssen in die Stadt
fahren, den Doktor holen -— ich fühle
meine Migröne wieder lommen.«
Johann: »Ach, qnö Frau —- lal
len’s Ihnen bloß nöt mit die Salt-en
ichmierer ein —- da nehmen’6 o Pri
ierl, das iii das beste Mittel für an«
Brummlchädel.«
Madlise still-sinns
Der kleine Dank (leinen iranien
Oniel heluchend): »Aber Onlel, Du»
liegst ja ganz bequem und gerniithlich
im Besti« -
Onkel: .Ja. Kind, wie ioll ich denn
anders liegen?«
Der kleine hart-: »Na, der Papa
erzählte doch In hast-, Du bist an’s
seit gefesseli.«
Museu- Mit-.
»Im habt Ihr wieder rnii Eurer
Teileite la lange gebraucht daß wir
fast das halbe conceri versäumten!
. . · Da heis« immer: »wir haben
nichts anzuziehn« — und dann wer
dei Ihr vor lauter Ansiehen gar nim
mer fertig-'
f
Nasi: «J tbiit’ den herrn ·rschter
recht schön bitten, dass er m wieder
beim herrn Baron treiben laßt«
Fürsten .Warum denn gerade
beim Baron9«
Nazi: »Weil die Liicher in meiner
Lederbos’n zu seinem Schrot so schön
passen!«
Die Umkehr-Is
.Schwerbreitt, ich bin dömlich!«
»Ja, das stimmt.«
»Den, was erlauben Sie sich!«
»Na. Sie sagen’s doch selbst!«
»Ja, das sage ich öster, aber ich
denke mir natürlich nichts dabei·"
»Und ich denle öfter; aber ich sage
natürlich nichts dadei.«
Er his- nicht zu eilis.
Arzt: »Allo, bitte, Here Moder,
wenn Ihrer Frau wieder ·mal Aehn
liebes passirt, dann schnell ein nasses,
kaltes Tuch auf die Stirn legen. Je
tölter. delto eher wird sie wieder zu
sich lommen.«
Gatte: »Na, da wollen wit’s nur
lieber nicht zu talt nebmen."
Lflntacheo sertsbrem
Neuer Gehilfe: »Es sind zwei Post
bestellungen da: eine aus Lederlonser
virungssett und eine auf Gesichts
Creme; wo iit das irn Magazin?«
Chef: »Ach, nehmen Sie Beides
aus dein großen Porzellantiegelz es ist
ja im Grunde genommen ein und das
selbe!"
Jst-te- dee Nase nach.
Junge Frau: »Du hist’5, Mamaf
Rein, diese Ueberraschung! Und Du
hast unsere Wohnung so ohne Weiteres
gesunden7«
»Weißt Du, ich bin immer dem
brenzlichen Geruch nachgegangen; Du
schriebst rnir doch, Du tachtest fest
selbstständig.«
HirtiknlsriessC
Dorsnolizist tals sich unter die Neu
gierigen. die den Landesfiirsten erwar
ten, auch ein Stromer postirt):
«Machst. dass D’ weiterkirnnsti Sonst
denkt Durchlaucht gar, Du bist a Ein
heimischer!«
Der Nunmequ
Bekannten »Den Kommerzienrath
scheinen ein großer Nuturfreund zu
sein —- wie ich sehe, haben Sie auch
Goldfische in Ihren Parkset setzen las
sen!"
Kommerzienrath: »Ja, die hab’ ich
’reinsehen lassen« weil meine Kinder
gern angeln wollten!«
Missis.
Sie: «Jeht wohnt unser neuer Zim
merherr schon vier Wochen bei uns,
nnd noch nie ist er vor sieben Uhr in
der Früh heimgekommen.«
Er: «hm —- da könnten wir ei
gentlich sein Zimmer siir die qtacht
noch an einen Andern vermiethen.«
Eises-tm
A.: «Sieh’, den schlichten Mann
dort, der hat Aussicht aus ein Denk
mal.« ,
M.: »Wie —- tvaö — der? —- Wo
durch hat er sich denn hervorgethan't«
til-: «Er wohnt am Markte und hat
von seiner Wohnung aus Aussicht aus
das BismarckdenkmaU
Die Inst-rinnen. v
m
Its-ww
Gaitim »Paul, du mußt mit einen
neuen but innien.«
Gatte: »Aber. was fällt die denn
ein« du haft doch etii vor einigen Ta
gen einen neuen bekommen!«
Gattin: »Nun, hast du noch nicht
bemekii, uniete Nachbarin bat enau
solch einen but ihrer Vogelscheu im
Gatten auiqeiesik