Nebraska Staats- Art-zeiget und Eifer-old · szhkgapg 29 Grund Island-, Neck» 30.Zuu1909 Zweiter (Theit.) Nummer 49. ——I Die alte Blumenfreundin. » Sie hatte von je die Blumen so gern, Die rothen Rosen, der Astern Stern.’ Levtojen, Nellen, Geranium Wuchsen um ihr Häuschen herum Jm Winter die Fenster, im Sommer der Garten — Sie prangten in Farben aller Arten Da schritt eines Tags —- ’s war am Abend-der Tod Jn’s Häuschen —- Und bald verblich — alles Roth, Es flog mit der Seele die Sonne fort. Tlnd grau und verlassen lag der Ort. Das Mülterlein war in den Garten gegangen, Wo lauter ewige Blumen prangen. .-.--— ; Hausmtttteichen. Slizze von Konrad Nemling. ,,Fräulein Sarnow I« «Bitte!« Die tleine Hedwig Sarnoio tippte noch ein paarmal mit den rosigen Fingerspitzen aus die Tasten derI Schreihmafchine, ließ dann die Hände? sinken und hob den Kopf. l »Wie nett sie aussieht!« — dachtet der Prokurist. —- »Weisz Gott« ich fühle es mehr und mehr . ..troy mei- « ner fünfundvierzig Jahre: diefe oder leine! Und was für helles Haar sie hatt Ihre Augen haben jetzt, im hal ben Dämmerlicht, wirkliche Veilchen farde . . . und ihre schlanten, weißen Hände . . .« e»Der Prokurist trat an ihre Seite: »Na —- tiichtig müde gearbeitet?« »Macht nichts, Herr Korn!« Sie lächelte ihm unter halb geschlossenen Augenlidern zu. —— »Nun habe ich ja einen ganzen Sonntag zum Ausruhen vor mir." »Den ich Jhnen auch von Herzen gönne, Fräulein Dedwig!« —- Er er schrak über sich selbst, als er fie fest-— fast wider feinen Willen —- beim Vor namen angeredet hatte. Sie inertte das und lächelte zum zweiten Male. »Morgen geht es natürlich in den Grunewald?« fuhr er dann fort. »Ja — oder nach Grünau.' »Sie Glückliche!« -Weshalb? Das können Sie doch auch haben.« s »Ja. Gewiß.« Er wurde nun doch etwas verlegen. —- »Aber wag soll ein einsamer Mensch allein da?« «Einsain und allein? Sie werden doch Freunde haben? Oder vielleicht sogar . . « Sie lächelte und schwieg. .Was vielleicht sogar, Fräulein Hedwig?« Nun tani ihr Vorname schon etwas sicherer über seine Lippen. »Sie wissen ja, wag ich ineiiie.« »Nein. wirklich nicht!« lag er. »Na —- eine Freundin!« Sie sah ihn schalthast lächelnd an. »Nein. Die habe ich eben nicht. Ich müßte wirllich einsam und allein iu den Grunewald sahren.« lind nun schwiegen sie beide. Dann aber richtete sie sich plötzlich aus, sah ihm ins Gesicht und sagte: »Kommen Sie doch mitt« Er wurde sast verwirrt über diese plötzliche Aussorderung. »Mit Jhncnl« »Ja. Und mit meiner Schwester.« »Sie haben eine Schwester-« »Ja. Eine liebe, verständige, gute, kluge Schwester. Mein hausmütter chen. Sie ist zehn Jahre älter und« —— sie lächelte schelmisch s-— »hundert-« mal besser als ich." Martin Korn sand nicht aleich eine Antwort. Er schien zu überleaen. Dann sagte er mit schnellem Ent schlgtsi . . tIsfl .- Mc »pskalllem Deo-our: zoruu ro Ju nen mit dieser Aufforderung wirklich Ernst ist« dann komme ich mit. Aber wird esl Jhrem Fräulein Schwester auch recht fein?« »Wie lönnen Sie das fraaen. Herr « Korn! Es wäre für uns beide doch-— aber wirllich ohne Phrale —- eine lkhrr. Meine Schwester würde sich lehr freuen: denn ich allein bin ihr ohnehin fteis zu iihermiithig und aus gelassen.« »Ab«aemacht allo! Ich lomme,« fagte er und reichte ihr die hand. »Momen, um zwei Uhr!" »sich hole Sie von Ihrer Wohnung ab. »Auf Wiederfehen!« rief iie fröh lich. fenie ihren but auf. nickte ihm noch einmal zu und verließ das Kon tor. l5r schlief lehr nnrubia in diefer Nacht. Eine Stunde lana lag er wach und dachte an den kommenden Sonn tag. Jth follte es allo wirklich Ernftz lwerden! Weshalb sollte er auch noch zögern? Sie gefiel ihm; er kannte sie nun schon ein halbes Jahr. Sie war aus guter Familie, hatte eine gute Erziehung genossen und —— ihr Herz schien noch vollkommen frei zu sein. Er selbst mit seinen sünfundvierzig Jahren hatte auch in der That nicht mehr allzuviel Zeit zum Warten. Also nur geradeo Weges aufs Ziel los! Das «Hausmiitterchen« würde gewiß nicht zögern, ja und Amen zu sagen. Nur ganz leise tam ihm einmal der Gedanke, ob er nicht siir sie doch viel: leicht ein bißchen zu —- alt war. Am Sonntag Morgen kamen ihm noch allerlei kleine Bedenken, die aber der lachende Sonnenschein des Früh lingstages bald ganz hinwegscheuchte. Und dann fiel ihm ein, daß es seine Pflicht war, der älteren Schwester schon am Vormittage einen Besuch zu machen. So kaufte er denn Blumen und ging zu den Schwestern. Das »Halt-T miitterchen« empfing ihn allein. Er plauderte zehn Minuten mit ihr und ging dann wieder. Auf dem Rückwege war er ziemlich nachdenklich geworden; eigentlich hatte das »Hausmiitterchen« weder etwas besonders Hausbackenes noch etwas besonders liiiitterliches. Aeußerlich glich sie der jüngeren Schwester; nur war sie voller, größer, kräftiger; und damit hing wohl auch zusammen, daß ihr ganzes Wesen ge setzter, ruhiger, ausgeglichener war. Hm . . . ob . . .? Nun, gleichviel! Der Würsel war gefallen. Er liebte Hedwig, und jetzt galt es, die Worte zurechttulegem mit denen er es ihr am Nachmittage sagen würde. Als es zwei Uhr schlug, llingelte Martin Korn abermals an der Wob nung der Schwestern; und diesmal öffnete ihm Hedwig. »Herzlich willkommen!'« Wie Vogelzwitschern klang ihre Stimme, und wie ein Sonnenstrahl huschte sie in ihrem hellen Sommer kleide über den halbdunllen Korridor ihm voran. »Wie behaglich es bei Jhnen ist!'« sagte Martin Korn und ließ seine Au gen noch einmal im Zimmer umher wandern, das ihm jetzt, in ihrer Ge genwart, noch viel sonniger und an- z heimelnder erschien als am Vormittag. ; »Harmo, meine Schwester, läßt ums Entschuldigung bitten; sie ist noch» nicht ganz fertig mit der Toilette,« sagte Hedwig. Martin Korn achieie gar nicht auf das was sie sagte: er hörte nur ihre helle, frohe Stimme und sah ihre fri schen, rothen Lippen und fühlte, daß er jetzt sprechen mußte, ehe die Schwe ster lam, solange er noch mit ihr allein war. ,.Liebes Fräulein Hedwig« « he gann er und legte seine Hand dicht ne ben die ihre aus den Tisch »ich möchte einmal ein ganz ernstes Wort mit Ihnen teden.« Sie sah aus und bekam plötzlich ganz unnatürlich große Augen; dann aber schien sie zu begreifen: »Oh, ich weiß,«« sagte sie hall schiiiollend. — »Sie haben vor Uij meiner Schwester den üblichen Besuch gemacht und dabei auch von mir ge sprochen. Bei dieser Gelegenheit hat sie Jhnen ihr Leid geklagt, und nun tommen Sie, uin mich augzusckxlten.« ,,Meinen Sie, liebe Hedwig?« Er sah ihr tief in die Augen und weidete sich an dein lieblichen Auss drurk ihres Gesichts. »Gewiß. Aber sehen Sie, Herr Korn: ich bin doch nun einmal jung und steue mich des Lebens.« Sie machte einePause und fuhr dann nach denklich fort: »Ganz unrecht hat sie ja auch nicht; und daß sie dabei auch ein wenig an sich denkt, ist ja begreiflich·« Martin Korn verstand kein Wort von dein, was sie da sagte. »Wie meinen Sie ,,an sich denkt'«?« sragte er. »Nun« — sie erröthete ein wenig — »wenn . . . wenn eines Tages Jemand käme, der . . . der mich zur Frau ha ben wollte, dann wäre sie doch allein und . . . « »Ah so! . . . Das meinen Sie!« — Er war froh, daß sich ein so leichter Uebergang von selbst ergab. — »Nun —- bis jeßt ist ja doch aber noch keiner gekommen.« Sie schwieg und zapfte an den Fal ten ihres Kleides. ’ »Nicht wahr, Fräulein hedwig?« sragte er weiter,« und es war ihm bei ihrem Schweigen, als lege sich plötzlich eine kalte band aus sein Herz. »Doch!« sagte sie endlich leise. — »Ich bin . . . heimlich. . . verlobt.« »Nein!« Es klang beinahe wie ein Hilferuf, dieses abwehrende Nein. Dann ließ sMartin Korn den Kops sinlen und schwieg. Schiichtern und zaghast näherte sie sich ihm nach einer turzen Pause, schob ihre Hand in seinen Arm und sagte: ,,Lieber Herr Korn! Sie dürfen mir nicht bose sein . . . ich habe nun einmal zu Jhnen ein so großes Zu trauen . . . Hanna weiß noch nichts davon, und Sie müssen mir helfen, es ihr zu sagen. Denn sehen Sie: das ist i eigentlich das schwerste .daß ich sie verlassen soll, die nun so manches Jahr sür mich gesorgt hat. .Es sieht so undankbar aus. . aber was soll ich lthun, Herr Korn- Jch liebe Georg und. »Also Georg heißt er?« Es waren die ersten Worte, die Martin Korn sand. Dann biß er die Zähne zusammen und schwieg wieder. »Ja, Georg Reckmann« -—— suhr sie sort und begann im Eifer des Ge spräches an seinen Knöpfen zu nesteln —- »und — aber Sie müssen mir ver sprechen, vorläufig noch zu schweigen -—heute Nachmittag wird er in Pauls: born sein . . · ganz zufällig natürlich, und dann wird er uns begrüßen . Hanna tennt ihn ja schon.« Endlich athmete Martin Korn schwer aus; und nun versuchte er sogar zu lächeln. »So? Und mich wollen Sie also zum Mitschuldigen dieses Komplottes machen-i« »Ja . . .ach ja, bitte! Einmal muß es Hanna ja doch erfahren: und dieses Heimlichthun ist mir längst zuwider. Wenn Sie dabei sind, wird es mir leichter werden. Sie sollen mir ja nur helfen. Hanna zu trösten.« »Nun, Fräulein Hedwig« —- er reichte ihr die Hand und schien nun wieder ganz der alte zu sein -—- »was an mir liegt, soll geschehen, Sie glück lich zu machen. Darauf können Sie sich verlassen.« i s- i- s Sie waren hinaus-gefahren in den Grunewald und waren nach Paus born gewandert, hatten dort Kassee getrimien und Herrn Georg Reck rnann an ihren Tisch gebeten, der «ganz zufällig« daran vorüberging. Und dann waren sie weiter gewan dert in den Grunetvalb hinein. Und dort hatte Martin Korn, der mit dem »hausmiitterchen« ging, ein langes und ernstes Gespräch mit ihr. Hedwig aber, die mit Herrn Rectmann ging, war gleichfalls ernster und schweigsamer als sonst. Und sie blieb es bis zu dem Augen blicke, wo Martin Korn, das Hang mütterchen am Arm, vor sie undGeora Reckmann hintrat und sagte: »Liebes Fräulein Hedwig! Jch habe soeben Ihre Schwester gefragt, ol) sie meine Frau werden wolle. Sie hat mir leider zur Antwort gegeben, das-, sie Sie aus keinen Fall verlassen tön ne. Was sagen Sie dazu? Können und wollen Sie mir helfen?« »Ja, von Herzen gern!« jubelte es da in Hedwia auf. ——— »Ich will Ihnen helfen, ebenso, wie Sie uns geholfen haben!«-—Sie deutete aus den Freund an ihrer Seite. »Und wag sagen Sie dazu, Fräu lein Hanna?« Martin Korn hatte die Rechte des Hauskniitterchens genommen und sah ihr in die Augen. »Ja und Amen!« saate Hanna Ud damit war der doppelte Bund geschlossen. .---.—.s.--— Der Dopvetqäuser ve- Grasen ;«Ievpecin. Ueber eine amüsante Verwechie lung wird aus Nürnberg geschrieben: Als Abends zwischen 7 und- K Uhr ein Herr, der m Begleitung einer Dame war, die Kaiserstraße entlang ging, wurde er durch seine ausfallende Aehnlichkeit mit dem Grasen Zeitbe lin sür den berühmten Lustschisser gehalten und von einer großen Kin derschaar und Erwachsenen umringt und aus dem ganzen Wege begleitet Trotz der Betheuerung des Herrn, daß er der Gras Zeppelin nicht sei, lies-, sich die Menge nicht bewegen. sich zu entfernen, sondern ging weiter mit in dem festen Glauben, den ech ten Grasen Zeppelin vor sich zu ba ben, zu mal da Graf Zeppelin wirt tich am Vormittag in Nürnberg weilte. Am Josessplatz stieg Der »Herr Gras«, um sich der grossen Schaar Begleiter zu entledigen, in eine Droschte, und wie auf Kom mando erscholl bei seiner Absahrt ein donnerndes »Hoch Zeppelin!!!« —--.--—-»« Ein deutscher Professor versichert, er habe Rauch aus demMonde bemerkt. Vermutlich hat sich der Mann im Monde eine Havnnna gegen die-Schlaf lofigteit angesteckt. Die Leute von der Wasserkante ha ben recht genug, wenn sie den Binnen liinder nur für einen halben Menschen ansehen. Denn dem Unglücklichen fehlt ein ganzes Element: das flüssige Stück dieser Erdenwelt, auf dem alle die, denen es sozusagen in die Wiege gelegt wurde, oft festeren Boden gewonnen als tvir auf unserem trockenen. Wer einmal ein paar Wochen lang ausgedehnte Wasser gegenden besucht hat, wer zu Meere gefahren ist, sieht bald verwun derunggvoll ein, daß da ein ungeheures menschliches Besitzthum ausgebreitet liegt, mit eigenen Schicksalen, Jdealen nnd Gesetzen, eine neue und doch so alte Welt, in der es vieles zu bestaunen, noch mehr zu lernen gibt. Das Wasser schafft sich seine eigenen bedeutungs vollen Typen, vom schweigsamen Kapi: tän, vom guanoverhandelnden Groß-« kaufmann bis zum luchsäugigen Loots sen und dem Heringsfifcher mit Oel jattr. Was der Halbmensch der Binnen lgjnden beim Küstenbewohner alsHoch näsigleit erachtet, ist in Wirklichkeit das erhebende Gefühl, das ganze Leben der Beherrschung eines widerspensti gen, selbst herrschlustigen Eleinenteg ioidmen zu können. Um dieses Element dreht sich ein Gigantenapparat von ·3ignalen, Wimpeln, Leuchtthiirmen, tausend technischen Wunderdingen, de ren Geheimnisse dem armen Wasserw sen unbekannter sind als dieGrablami nxerszsriiche der letzten Psammeniten. Von allenReisemethoden der Welt sind Seereisen diemerkiviirdigsten,tveil man mitten in dieses Bereich von Zauber: baftiakeiten aus Natur und Menschen lunst hineingeseht wird,weil man zahl lose neue Daseinsmöglichteiten, seltsa me Zweeke und Ziele, ein mächtiges Stück praktischen Lebens in der An schauung und schließlich einen verän deeten sozialen Kodetz ein anderes Handbuch des Anstandes nnd der guten Sitte kennen lernt. Schiffe sind Staa ten fiir sich Jch reiste in oder eigentlich aus zwei solcher Staaten erst vom Nordmeer in den Ozean, und dann auf dem Süd-: meer herum. ließ mich manchmal, wo es schön war, vom Verdeel ans Land spülen« sah mich dorten neugierig um und kroch Nachts wieder in meinen Staat. Der Bauch des ersten Staates —- eines Schiffes, das ein wenig von Hamburg nach Kapitein fuhr und noch iiibrt — war vollaefüllt mit tausend Lasten;Lundwirthschaftsgeräthe,(sisen bahnschienen, Riesentonnen und Kin derwagen bitdeten seine Gingeweide, und in den einzelnen Häer wurden sie immer voller aestopft — — dieser Staat tonnte nicht genug schlucken. Er war unersättlich. denn er hatte dies alles nach Deittschthairita iwie auch die meisten seiner Passaaierei zu bringen, und darum schluclte er fo. Jn tltotter dam, wo die Tulpen und Windniiihlen in der That ohne Konkurrenz gedeihen, ferner insouthainpton, wo ich sämmt liche Dickensche Originale neben einer Temperenzlertneipe disputiren sah, aing das Bollpacten des Schiffes wei ter. Das Schiff fährt und fährt. Es ist mnjestätifch und traulich czualeich eg» hat die Ferne einesltönigsschlosseg und die warme Nähe einer gemiithlichen Märchenhüttr. Ich iaae nichts von den respettheisckenden Schornsteinen, den stattlichen El.ltasten, dem fabulären Ma schinenramn, in dem die Kräfte Tag und Nacht an der Arbeit sind. Da sausen Werlzeuge herum, die vor ihrer eigenen Gewalt zu bersten scheinen, da fahren Rothen. die auf der Lauer aele gen haben, Plötzlich wuthentbrannt in ihre Eisenbeute hinein und stoßen sie wahnwitzia hinlund her. lieber den boten Itanal ntoynl nunnenianq Dak Nebelhorn Beinah feierlich ift es, trenn auf einfamem Meer das Schiff einem anderen begegnete, wenn dann bunt und flatternd das Grußmimpel herauf- und herunteraezoqen wird Und es ergreift einen an Bord, wenn das stolze Schiff mit Abschiedgmnsik von der Mole eines Aufenthaltshafeng abfäkytt, sich im fpielenden Abendlicht langsam von den Hunderten die da weinend nach ihren Theuren dieTiicher schwenken, entfernt und bald in nahe Nacht taucht. Die Majeftät des klei nen Staates fühlt man mich bei der Weltferne der Sonnenuntergänge, in der tiefen Schweigniß der Sternen nächte. Und wieviel Witnderbarliches um einen her: der unerrniidliche Mö venflua. das fchießende tlmbettollen der Delphine, nächtiaes Meerleuchten — ein Goldberlenaeblitz Und manches Trauliche griißt den Wasserfkemdlina Es ift eine vatrioti fchc Katze an Bord mit einem schwarz weiß- rothen Band unt den Hals, es ift eine friedliche Pilfener Ecke da und die fKabinen künden das Prinzip von der Ausnutzung des kleinsten Raumes mit höchster Gemüthlichteit. Man guckt Morgens aus den geblümten Bettvor hängchen wie aus einem Kasperlethea ter heraus und sieht Sonne durchs Bullauge hereinfließen. Auch Tugen den gewinnt man. Man lernt Spar samkeit ohne Smiles, indem man mit seinem Viertelpsund Waschwasser täg lich hauszuhalten sucht; Mannesge duld, wenn im stariwelligen Bistaya Speisen, Teller und Gläser sich unun terbrochen vor dem Essenwollenden aus der Wanderschast befinden; Beschei dung, da man in fortwährender Er wartung eines Stürmischerwerdens oder eines ,,Anfalls« dahinträumt; Philosophie von den Hühnern und Hunden, die in Kisten eingesperrt bis Dar es Salain reisen. Struppige, wilde, freiheitgewohnte Köter in Haft, von der sie nicht einmal wissen, daß sie eines Tages aufhören wird. Auf diesem Schiff sitzt die dicke Frau Hoffnung am Steuer. Nicht wenige huldigen ihr, denn von ein paar hoff nungslosen »Vergnijgunasreisenden« abgesehen, ist hier alles mit jugendlich schtvarz-weiß-rothem Unternehmungs geist versrachtet. Das deutsche Ost asrila, das jungfräuliche, zieht alle diese Kömmlinge herüber; es sind lau ter fröhliche, intelligente Leute, die »hinwollen« oder vom Besuch in der altenHeimath aus ihreFarm zurückkeh ren. Mit diesen hoffnungsfrohenMen schen spricht das Schiff seine schöne Jdee aus; hier zieht Jugendmuth aus, um neues Gebiet zu erobern, ein un verzagter Kaufmannsgeist wagt den Sprung ins Unbetretene, alle Gedan len sind auf die Erbeutung des tägli chen Lebens unter einem noch halb feindlichen Himmel gerichtet. Fast alle sind Zwanziger und·Dreißiger, Kauf leute, Handwerker, Gewerbemenschen, aber alle von derselben Jdee gefesselt. Darum sind sie auch alle so zusammen geschlossen, und wir bloßen Bummler mit ihnen. Das sind nun die Land pioniere, die den Entdeckern und den Diplomaten nachfolgen. Ein Stück von jenem Trieb ist verlörpert, der Vasco de Gama und Magellan zu Meer zwang· Das unbekannte Land hinter der Meeresweite lockt und lockt. Und man freut sich, das; nun auch Deutschland dabei ist, daß hier eine Jugend auszieht,das leichtverletzte Gut eines nationalen Namens mitzuhiiten. Ein Schiff macht gemeinsam wie kein anderes Dach. Bald und genau kennt unter dem gemeinsamen Geschick einer den anderen. Die Förmlichteiten schwinden leichter, alles Natürliche of fenbart sich rascher. Man ist denselben Ereignissen unt-er denselben Bedingun gen preisgegeben Und wir denken ge meinsam an die vielen Millionenge schicte in den Ländern und Stadien. Fern hinter den Ufern, die wir nicht scheu, als wären sie gar nicht da——da ackert und dämmert ein ganz andere-T Geschlecht an oerzwickten tausendfälti aen Geschicken tiin Schiff ist ein Staat und ein Schicksal. Jedes Wrack im Ozean erzähl ’H, und wir wissen, daf-, jede Leiche an Bord das Grab in der Wasser-tiefe findet, wenn sie weiter als einen Tag vom nächsten Hafen ent fernt ist. Hier macht auch der Todten gräber keine Unterschiede mehr. IT Ik si Sondkrbar scheint eg, daß man in jedem Land den charakteristischen Haupttyp findet, den man sich von ihm zurechtaemacht hat. Von Natter dams Echtheit im Ostade-Stil braucht nicht mehr gesprochen zu werden, Süd enaland beschert gleich ganze Schockg seiner berühmten efeuumsponnenen Schlcßsitze, Portugal ist kultutell ge: nau so zurüekaeblieben, wie man sichs nach seiner Münzrechnung vorstellt lein Anzug: 11,000 Reig) und landschafts lich ebenso srisch und farbig, wie fein Nationaldichter Camoens eg aedichtet hat; Tanaer ist wildmarokkanisch ge nug für eine Portion Wirren,und man zieht dort die Stiere mit Stricken um die Hörner ins Schiff — was ein un gträglicher Anblick ist. Der ganze Vuoen yar nur gemeinsam, oan er me meisten Apothelen des Erdballs auszu neisen hat. Sonst hat alles seinenSpe zialtyv, wovon der sübspanische mir der Beste zu sein scheint, denn die Frauen, die sämmtlich schön sind, tra gen nur echte Blumen im Haar und leine Topshüte. Die meisten Leute miissen unterweas alles gesehen haben: sie wollen in Lis sabon gebebt, in Sevilla einen lustian Barbier besucht und in Granada ge nachtlaaert haben. Wenn ich auch das letzte-statt sei Dank mehrere Male thun durfte, so bin ich doch einem Stierge secht lniemand wird es glauben) mit Absicht aus dem Wege gegangen, weil ich es vorher in einem spanischen ,,Kientopp« schon scheitsilich genug riese hen hatte. Es qinq mir wie dem Gra sen d’Esseintes,von dem Huysmans er zählt, daß er seine Schiff-steife im Fahrtartenbureau und in einer Ma trosentneipe gemacht hat, und zwar täuschend richtig. Es war mir spaß haftet, den farnosen Gleichnissen eines pädagogischen Reisegenossen zu lau schen, der, angesichts vieler schwatzender Engländerinnen, von seiner eigenen Frau erzählte: »Sie läßt mich nur re den, wenn sie spuclt oder Luft holt.« Etwas Aehnliches kann man von einem weiteren Standpunkt aus von den männlichen Engländern behaupten, namentlich wenn man nur von fern ihre Befestigungen bei Southampton undGibraltar gewahr wird. Sie brau chen nicht einmalLuft zu holen. Als ich den äußersten europäischen Südzipfel verlassen hatte-» man erhält eine ein tägige Erlaubnißtarte für den Aufent halt ——— und mich nach Neapel auf den ,,zweiten Staat« begab: ein ungeheue res Amerikaschiff mit Marconi-Aus riistung, trat dann die andere Seite des deutschenPionierthums imAuslan de gegen die ausreisendenOstafritafah rer hervor. Hier waren Hunderte von Deutschen an Bord, rücktehrend von Onkel Toms nüchternen Dollarpro vinzen — und alle waren vom Ameri kanismus verschlungen! Nicht einmal auf der Rückkehr in die Heimath spra chen sie deutsch — in ein paar Jahren des Dollarverdienens hatten sie ihre Muttersprache und ihren deutschen Sinn völlig verleugnen gelernt. Auch die jungen Leute, die mit vollen Por temonnaies nur »auf Besuch« herüber rntschten, waren schon im amerikani schen Geist völlig umgemodelt — sie warfen in den Salons entweder die Füße über den Tisch oder spielten stun denlang auf englisch die sinnigen Spiele: Pomto mu-, Obst-wiss Tug »i« wur; Nest-cito tin-i ihn-Ast mer-; stinkle bonI-it und ähnliche JUtellck übungen. Es war ein zwitterhaftes Schauspiel, wie sich Sachsen, Schwa ben, Norddeutsche so vollblut-amerika nifch gebärdeten —— nur ein alter, ver schrumpfter Schwhzer, nach vierzig Jahren humpelnd heimwärtsfahrend, hatte seinAppenzellerthum bewahrt und fragte jedes neue Gesicht auf gut alt deutschr »No, wo tommscht’n du her? 's is a recht scheens Wetter hüt!« Als ich das vernahm, tauchte mein erstes Schiff mit seinen jungen Verheißungen wieder schüchtern am verlassenen Hori zont empor. Sen-Herbste Bürgermeistern-Mk Zu Zeiten, da Grimsby noch eine kleine Stadt und nicht der große eng lische Seehasen von heute mit einer Jahresein- uan sausfuhr von rund zwanzig Millionen Pfund Sterling war, wurde dort der Bürgermeister auf qanz absonderliche Art gewählt. Die Verderber um den Posten des Stadloeberhauptes wurden auf den Gemeindeanger geführt; dort ver band man ihnen die Augen und ließ jeden ein Bündel Heu vor sich halten. Dann wurde auf den nämlichen An Jer eine Kuh gebracht, der man, um sie hungrig zu machen, einen Tag lang nichts zu fressen aeqeben hatte. Von wessen Bündel nun die Kuh zu erst frnß — ein bloßes Herumschnup Vern war ohne Geltung --, der wur de alsbald var versammeliem Volke feierlich zum Bürgermeister ausgeru sen. s Von einer Muschel gefangen worden. Wir erfuhren aus Lory Beach: Rot Spratttn begab sich nach Wbite Point auf den Tlliuschelirrnq, Er langte un ter einen Felgbloch um einige beson vers schöne Muscheln hervorzubolen Wie erschreckt war er aber, als er plötz lich einen Schlag verspürte und be merkte, baß er von den Schalen einer Riesenmuschel eingellemint ivnr. Ver neblich versuchte er, Insit seinem Ta schenmesser die Schalen derMuschelzn öffnen, idie Versuche hatten nur den Zivech daß die beiden an den Taschen niessern befindlichen Klingen nachein ander abbrnchen Inzwischen hatte die Fluth eingesetzt isnd das Wasser stieq immer höher. Zwei Stunden schivebte so der Unqliiclliche in der Gefahr, langsam zu ertrinten, bis endlich auf seine Hilferuse ein japanischer Fischer aus ihn aufmerksam wurde und ihn aus seiner lebensgesäshrlichen Lage be freite. -—-—-.— Etscnbahmtubthette für Säusltnse Wie berichtet wird, bat die franzö sische Eisenbahnverivaltung auf eini gen Strecken Eisen-bahn-Abtbeile für Zäunlinge einnerichtet. Sie sind nur für Reisende, die Kinder bis zu vier Jahren mit sich siibren, bestimmt; in ihnen befindet sich ein kleiner Kocher, der heißes Wasser liefert und es den Miittern mäqu 1n.1cht, Suppe oder Milch zu wärmen· Die Reisenden wer den dadurch in Zutunst von den klei nen Schreibälsen befreit werden — eine Neuerunafdie auch bei uns Nach alnnunq bedient.