Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 30, 1909, Zweiter Theil, Image 16
site Geschichte dont Gericht. Von Paul Wilhelm. Der Derr Gerichtisekretiir Dr. Verlies sah seit einer Stunde zum vierten Male aus die Uhr. Er hatte III bei denQerbandlungen eine kleine Wie eintreten lassen. Eine drückende Dise lag in dem kieinen Arbeitsraum H beim seiirksgericht W» und aus den T verstaubten Akten strömten durchauT nicht die Wohigerüche Schiras. Der herr Mr war sehr mißmuthig. Er konnte kaum die Mittagsstunde er warten, um in seine Stammkneipe zu kommen. Und Arbeit gads wieder in hülle nnd Fälle« Es war doch die reine Ironie des Schicksals! Weil die Frau Cruder beispielsweise die Frau Siangelderger eine dumme Gans ge beißen hatte, mußte er in der Hiae Eber den Akten sitzen! Ja beim Schwurgericht ist das noch anders. wenn ei sich um einen Mord handelt, da gibts doch noch einige Spannung! Der herr Gerichtsseiretär pthe sorgfältig die Feder und sah zum fünften Male aus die Uhr. Da trat der Gerichtsdienee Brindl mayer ein. einen Regenschirm unter dein Urm. »Da is’ Eordas Delirti sür die morgige Verhandlung! J gibs deetpeil da ab.« »Welche Verhandlung?« fragte Dr. Walzel und blätterte in den Akten Mchs »Na, der Fall Strohmaner-hackerl, die Geschick-· mit dem Regenschirm.« «Ma. Die Diebstahlsdeschuldigung Strohmann contra hackerL here hattet-i soll bei deern Stroh-ander im Borzimmer eine Reparatur gemacht hoben und den neuen Regenschirm des Vernr Strohmann fortgetragen ha ben. Bei einer Hausburchsuchung wurde der Schirm bei hackerl ausge funden, den here Strohmann als sein Eigenthum reauirirte, während Herr Mk behauptet, denselben vor einein Jahre geschenkt erhalten zu ba den. Ra. einfacher Fall. Es ist doch sonnenklar, daß der Kerl den Schirm gestohlen hat. Jch wette hundert ge gen Eini. daß ich in einer Viertel Iande ein klares Geständnis zuwege W« «Ider der Derr Doktor-! Das Iviu i« sei-ent« sagte Brindlrnaver rnit ei m woswollenden Grinsen .Da gibts tein Felsk nit. Wann der herr Dotter was in d' band nimmt, da sit-ists sie nir—" O danke siir Jhre gute Meinung. Es höre mir allerdings werthvollen M man «oden« mehr Berständniß sit meine Fähigkeiten bekunden wür de,« meinte der herr Doktor mit ei nem selbstgesälligen Lächeln. »Im neerdin. da nehmen's sich ein Zigarrl,« M er mit einein Unflug von Leut seligteit hinzu. Jn solchen Momen ten bediente er sich immer eines sehr kollegialen Bienerscki .Danke, danke, herr Dotior,« sagte der Serichtsdienen »Da stell' i’s Pa rapluie ins Eck’, daß ? morgen bei der s band is.« »Schon gut.« wehrte der Herr Dr. Walzel den Redestrom des Dieners ab, und vertieste sich von Neuem in de Akten. Es war erst halb ein Uhr. Und draußen warteten noch zwei Fälle. «Eintreten lassen!« herrschte ver Ge richtisetretiir den Diener an. Fall Lipinsti - Lohn: Ehrenbeleidigungx Dieser und der nachfolgende Fallt wurden mit thunlichstrr Beschleuni gung erledigt. Jrn ersten Fall gelang ei dem Dr. Walzel einen Ausgleich zu Stande zu dringen. Herr Livingti nehm den Ausdruck Betrüger zurück Iogegen herr Lohn sich großmüthig bereit erklärte, von der Klage zurück-) getreten, falls hetr Lipinsli auch ser nerhin seine verehrliche Kundschast bleiben wolle. Beim zweiten Falle sind N ein plausibler Grund zur Berti-gnug dor, so daß der Herr Ge Æsetretiir einige Minuten vor ein Ist die leste Partei sür heute abge W SIM Wische-! hatte sich M draus-n die Situation einiger ntoßen geändert. Die Sonne blickte: nicht mehr aus wollenlofer Pläne Schwere Wollen waren ausgezogen. Ein Gewitter hing am Himmel und chon fegte ein Wirbelwind durch dies traßen und die ersten großen Tro pfen fielen schwer herab. herr Doktor solzeh der das Aufsteigen des Ge Iltteti Ior nicht edrnertt hatte, warf eines besorgte Blick auf die Straße und rief ärgerlich: Gerade heute, wo - ich meinen neuen hat sgenommen und seit dem Stock ausging, muß es reg m stindlmoyery, bringen Sie mir einen Mem.« Aber Brindltnoyer soc bereits entschwunden Es war fünf Motten noch ein Uhr nnd der alte Mit-teuer wor beim Verlas sen des Migebändes von einer user-ordentlichen Pllnttlichteit. Der here Mist-Mir war verzweifelt . Wes Mbliet kroch der Regen ? ständen los. - Ei me eine höchst : Mehr Situation Do plsslich Ue Unsere des herrn Dr. f. Zu der Ecke stand fried M«M« Den-ei m emsig M MWLJO Us nehme den Schirm und stelle ihn Nachmittags wieder in seine Ece zu rück. Es ist doch zuweilen gut. wenn die Leute Regensahirrne stehlen.« Und flugs entfernte sich der Oerr ;Gerichtsseiretiir. Eine baibe Stunde später hatte er zu Mittag gegessen und saß bereits in seinem Stamrncase bei der geliebten Tarockpartir. Mit einer wahren Freude vertieste er sich in das Spiel. Er genoß in vollen Zügen die Wonne der Freiheit. Aber leider nur kurze Zeit. denn um drei Uhr rief be reits wieder die Pflicht. Da herr Dr. Walzel jedoch heute im Gliick spielte und bereits iiber drei Kronen gewon-! nen hatte« wurde ihm der Ausdrucks er- s leid-irrt Er zahlte. steckte seinen Ge-! winn ein und griff nach seinem Schirm. Donnerwetterk Der Schirm war aus dem Stauden in den er ihn gestellt hatte, sortgetommenZ Jm Ei ser des Spieles hatte er ganz überse hen, den Schirm im Auge u behalten. An Stelle des fast neuen idenschir mes stand ein altes, zerbrochenes, mit schlechtem Zeug überspanntes Gestell dort« dessen Werth, wenn es überhaupt einen hatte, nur in seiner Eigenschaft ais Antiquität bestehen konnte. herr Dr. Walzel schäumte vor Muth Er erklärt-. er miisse sein Eigenthum wie der haben, toste es was es wolle, und schwor Stein und Bein, ein Lokal, in dem einem so etwas passian könne« nie wieder zu betreten. Der Casetier suchte ihn zu trösten, indem er bedau ernd bemerkte: »Das kommt leider öf ter vor. daß Schirme vertauscht wer den. Die herren neben eben nicht ge nug acht».'« »Was sagen Sie, ver tauscht?« schrie Dr. Walzel, »das nen nen Sie vertauscht? Das ist ein ge meiner Diedstabl mit dem erschweren den Moment böswilliger Versöhnung des Bestohlenew Sie werden doch nicht im Ernst glauben, daß ein Mensch mit siins aeraden Sinnen eine solche Mist aabei —- er schleuderte den Schirm wüthend aus das Billard — unab sichtlich mit einem neuen Seidenschirm verwechseln kann. Das ist ein ausge machter Diebstahl! So ein sollt-n ie...« Der Caietier guckte die Ach seln und versicherte »dem Wüthenden wiederholt. daß es ihm unendlich Xeid thue und daß er qerne bereit set, ihm von den zurückgebliebenen Schirmen» deren ei ver der Kappe ein Dutzend gut-, - einen zu borqen. Im Uebrigen, feste er hinzu. habe es sich inzwischen wie der aufgeheitert und das Ungliick sei kein so nrpsesi herr Dr. Walzel börte gar nicht auf diese Trosseiworte« sondern siiirzie aus dem Lokal ins Freie. Ei war ihm durchaus nicht wohl zu Muth. Er daiie sich eines schweren Visziplinarpergebeni schul dia gemacht Wenn nun morgen die Verhandlung stalifand und das Cor pus Delirti verschwunden mur? herrn Dr. Walzel stand troi der durch das Gewitter eingetretenen wesentlichen gbÆblung der Schweiß auf der tirn. Da durchzuckte ihn ein rettender Gedanke. Er mußte genau den glei chen Schirm Jufzutreiben suchen! Zum Glück war ei eine ziemlich ge wöhnliche Type mit«einem rundgebp genen Griff gewesen. Er hatte den Schirm qenuu in der Erinnerung. Ei konnte also nicht allzu ist-er fallen, einen ganz ähnlichen zu finden. Du mit ging er einigermaßen beruhigt in sein Bär-« Tr dein arbeitete er mit ungewöhnlicher ervpsitiit und konnte den Augenblick nicht erwarten, da er wieder frei war. Sofort machte er sich auf die Suche. Von Geschäft zu GE fchäft pilgerte er, bis er endlich in ei ner kleinen Schirmhandlung ein dem gestohlenen völlig ähnliches Objekt fand. Ebenso wie ver entwendete ein Seidenschirm mit gebogenemGriss aus dem gleichen rauhen solz. Herr Dr. L ) Walzel war felig. Nachdem er noch seufzend vierzehn Kronen bezahlt hat te, trug er feine Beute triumpbirend heim. Arn nächsten Morgen tasn er absichtlich um eine Viertelstunde frü her in’s Bürd, um dae Corpus Delicti wieder unauffällig in die Ecke des Versandlungszimmers zu befördern. Um elf Uhr fand die Verhandlung statt. Der Prieatzguge Strohmann der mit feiner Gattin erschienen mar und der Angeklagte Hackerl wurden vernommen. herr Dr. Walzel blat— terte in den Atten. Das Carpue De licti laa auf dem Verhandlungstifch. Herr Dr. Walzel rief den Zeugen vor: »Sie haben anaeaeben, daß der hier befindliche Schirm sich im Borzirnmer Ihrer Wohnung befand, als Herr Hackerl dortfelbft eine Repvratur an einem Kaften vornahm. Nach der Entfernung des Herrn hackerl wurde der Abgang des Schirmed bemerkt Als Sie fofsrt sich zu Herrn hackerl begaben. fanden Sie in deffen Woh nuna diefen Schirm vor. den Sie fo aleich als den Ihrigen erlannten. De. haderl bestreitet diefe Behauptung, in dem fowodt er als auch feine Frau den schier-i als ihr Eigenthum,be zeichnete. Bleiben Sie bei Ihrer Ins last« Ohr-is bleib’ ich dabei« erwiderte Derr Sirt-W im Oe lil feines Rechts. »F sper’ do mein chirni ten M« ·Oas baden Sie daran zu erwi dern. Insektqu .Vais’i net wahr ill« entgegnete here Vater-l .Z’ Weihnachten inan me an Ost-O shabt von meiner Fakt- — die Im- ii fein-ei sie-st bih sitt Mc feliqi Und d hat mir ncchirnt sum christkindlass Priifent småt »Ist kunn( i’ beei I. is — sicut-.- W w Dr— Bat-et etwas span .da k Tante Ihnen gerade einen m zum Geschenk gemacht hat, und nach seltsamen daß sie seither bewarben r « »Was is denn da seltsam dran«. entgegnete Herr Hackerl frech. »Na türli is g’siurh’n, weil’s d’ Ausseh rung g’habt hat. Sie war ja- da, um an Professor z’sragen. War eh an Unsinn. Hat nur a heidengeld tost und a nix g'nuht. Da is s’ halt ge storb’n im März. Und weil mir uns ihrer ang’nomm’n hab’n, wia’s her g’kommen is, hat's mir an schiin neu chen Schirm g’schentt, weil i eh kan g'habt hab und hab’ mir allerweil anJ g’witnscht.« ! »Sie sehen also«, wendete sich Drs JWalzel zu Herrn Stroh-neuen der sAngetlagte bestreitet Ihre Aussage Es wird also nichts Anderes iihrig bleiben, als Sie und eventuell Ihre Frau zu beeiden. Bleiben Sie alsa bei Ihrer Behauptung daß das nor liegende, bei berrn Hackerl vor esun dene Objekt aus Ihrem gefihe stammt? Hier sehen Sie sich den Schirm nochmals an, ich werde so gleich die Beeidigung vornehmen.' Hieran ettheilte herr Dr. Walzel eine kurze Belehrung iiber den Eid und der Gerichtsdiener Brindlmaher zündete die beiden Kerzen an. here Strohmener nahm den Schirm zur hand. reichte ihn seiner Frau und sagte: »Na, is er’s oder is er’s net? Du haft ihn ja tauft." Frau Stroh meher sah den Schirm prüfend an, dann meinte fie: »Er is, aber ichwsr’n kann i net· weil i überhaupt nit schwör’!'· »Es genügt ja die eidliche Einver nahrne Jhres Gatten allein. Also er kennen Sie das vorliegende Objekt als Jhr Eigenthum an?« here Stroh meher nahm den Schirm in die hand, sah ihn nochmals genau an. Da fühlte er, wie feine Frau ihm heftig auf den linken Fuß trat. Er wiegte den Schirm in den händen. und als er ihn näher betrachtete, zeigte fein Gesicht plöhlich eine merkwürdige Tendenz zum Längerwerden. »Diis is aber mertwiirdi.'· stieß er hervor, Jest is die Voll-seiden aus amal Zei den wur’n.« Er traute sich hinter den Ohren und murmelte vor sich hin » s dös aber merkwürdi.« »Eint Sie also bereit, Jhre Aussage zu be eideni« fragte here Dr. Walzel etwas net-bös »Es-späten möcht' i’s net. hoher herr Gerichtshof. »S« lunnt de sein. daß rna sich irrt und dann bringet ma an Menschen unschuldi ins Landesgericht.« »Als-) ift der Schirm der Jhrige oder nichti Jch er mahne Sie, nur die vollste Wahrheit zu sagen!« »Daher here Gerichts haf,·· entgegnete here Strohmeher mit llliglicher Stimme, »i hin an ehr licher Mensch, und als ehrlicher Mensch muß i sag’n, i hab' mi geirrt. Mei Schirm war net gansseidem und der Griff war um ein kleines vmel breiter." Da fuhr here Dr. Walzel aber empor: «Ra hören Sie, bat ist denn doch stark. Das bemerten Sie erst fest? Sie haben doch in der Bar untersuchung mit absoluter Bestimmt beit ertläri. der Schirm sei der Jbs rige, und jest erklären Sie, baß Sie sich geirrt batten.« Haber here Ge richtsbos,« bemerlte herr Strobmener völlig eingeschiichtert. ·J’ bätt’ schwö ren können, baß ? meiner war. Er muß rein vertauscht worden sein-" ,.Etlauben Sie mal. was glauben Sie denn vom Gericht?' fubr here Dr. Walzel empor· »Ich verurtheile Sie wegen dieser Bemerkung zu einer Ordnungsstrase von zehn Kronen. Glauben Sie, das t. l. Bezirligericht bat ein Interesse, Jbren Schirm zu vertauschen?« Geer Dr. Walzel war wütbenb, baß er einen tbeuren Ganz seibenschirm getauft hatte. ·J bitt« vielmals um Verzeihung, here Dat tor,« slebte here Stroh-neben »Ich hab' mir'n ja genau ang’schaut, unb ich hätt' jeden Eib geschwar’n. es is der meine.« »Aber fett, wo Sie lchtvoren lot len, jetzt ist’g mit einemmal nicht der Jhrige.« »Ich bitt’ vielmals um Entschuldi gung, aber Jrren ist menschlich.« »Ein Jrrthum, tvo ei sich urn die Ehre und die Unschuld eines Neben- - menschen handelt, ist nicht menschlich, sondern unmenschlich!« Herr Dr. Walzel war aus den Witz ungemein stolz. Herr hackerl, der bei den Bor bereitungen zur Eideileistung immer mehr iusammengelnickt war, wußte nicht« wie ihm geschah. Sein Gesicht wurde immer leuchtender, seine Mie nen immer zuversichtlicher. Er wars heraussprdernde Blicke zu Deren Strohmeyer und dessen Gattin hin über, die völlig gebrochen aus der Zeugenhant niedergesnnlen war. here Strohmener bemerkte, dass ihm das ganz unertliirlich sei, er müsse rein seine Ausen anderswo gehabt haben. derr Dr. Rahel aber entgegnete in flammender moralischer Entrü stung: «Es ist doch eine unglaublich Leichtsertigteit, mit solcher npodiltis scher Sicherheit eine Anklage zu erhe ben, wenn man nachher ertliiren muß, daß man sich geirrt habe. Wissen Sie, daß derr hackerl Sie tpe n Ver leiimduns versiegen kann Deer Weil M sich auf. »Mit-is nnd ,i wer mir’i a no tiberiogen. Co weit Ein da du's sticht ritiren. Da hört sie do die O’miithlichteit aus. Ihrr bös solt 'n reichen Derrn Strohmeher no heimzahlt werd’n.« Den Strohrnehn der völlig zer tniistht wac, erklärte sich freiwillig behufs Sühnung seines Jrrthuins zu» einer Getdbuße von zwanzig Kronen an Derrn Hackerh ebenso wie zur seit I ertichen Abbitte und sosortiger Zu rückziehung der Klage bereit. »Na. in Gott’snamen,« sagte Oerr hackerl gnädig. .i bin an anderer rMensch, i bring an Andern nöt gern zins Landesg’richt!« »Das ist Jhre Privatangetegenheit,« sagte Herr Dr. Walzel kurz, erhob sich und verurtheilte, da die Klage zurück gezogen wurde, herrn Strohrneher zu den Gerichtitosten, intlusive einer Disziptinarstrase von gehn Kronen« indem er hingusiigte: «Danten Sie es meinem Wohlwollen. daß ich Sie nicht noch zu einer Muthwillenssirase wegen der leichtfertigen Ungeige verurtheile." Den Strohmroer war völlig ver nichtet und verließ mit seiner Ehegati tin, die ihn schon aus der Stiege mit den bittersten Borwiirsen überhäuste, den Gerichtisaal herr Hackerl be mertte. aus den Gerichtssetretär zuge hend: »F dank schön siir'n Frei spruch. Aber mein Schirm dars i mir do wieder z’ baut trag'n?« aEsell)stoersttindlich." bemerkte Derr Dr. Walzet innerlich vor Wuth schäumend, daß er dem braven Mann. von dessen Schuld er sesi überzeugt war, den Seidenschirm, der ihn baare vierzehn Kronen geto stet hatte, auisolgen mußte. Er tonnte sich dabei nicht versagen. die anziigliche Bewertung zu machen: »Geben Sie acht, daß Jhnen der Schirm nicht einmal irgendwo gestoh len wird. Das pflegt mit theuren Schirmen zuweilen zu geschehen.« »Ah, i gib schon acht,« meinte Herr hackerl treuherzig, »aus so a schön’3 Stück Damit nahm er schmunzelnd den Seidenschirm unter den Arm und begab sich die Stiege hinab. Drunten itand herr Strohmever im haus slur, ein wahres Bild des Jammers. Denn draußen hatte ei inzwischen zu regnen begonnen und herr Stroh mever hatte im Vertrauen« seinen Schirm wieder gu erhalten, iein Pa raolui mitgenommen Nun stand er unter dem DauithoU zwar vor dem Regen geschiigt. aber nicht vor den Vorwursen seiner Ehegattim die ärger ais ein Woltmbruch aus ihn nieder vrasseltem .Da hast ei fest, Du Narreniaiel,' " fest kannst wascheinaß wer’n, oder a Stand do im hauethor stehn Als ohst keine Augen im Kopf hätt’st, hösi nei giei sagen können, daß net Dei Schirm war. So a Reinasnri machen. Jeft is Dir g’hois’n, weilst D« kan Schirm hast« und no a heidengeld zahkn kannst siir’s G’richi. dehnen tee tramhoppater!!« Derr hackerL der von der verzwei fellen Miene des Deren Sttvhmehet gerührt war, nnd den heimlichen Ge danken hegte, der reiche hat-then habe seinen Schirm im lesten Moment nur verleugnet, um ihn nicht ins Landes gericht zu bringen, trat auf das Paar ist«-end sagte: .Wann ich die gnädige Frau einladen diirsi’, unter mein Schirm die paar Schritt z' machen. Mir liegt nix dran, i kann schon naß wer’n.« Dieser edle Vorschlag des von ihm so schwer gekränkien Mannes rührte herrn Sirohmeyet auf's tiefste. Er nahm das Anerbieten dankend an, froh, daß er den Vorwürfen der Gat tin hier unter dem Flur des Gerichts gebiindei ein Ende machen konnte, nahen den Schirm nnd erklärte hern haekerL daß er ihn nachher gegen ein gutes Trinkgeld in seiner Wohnung alcholen thue. Während des Rach hausegehene sagte er zu seiner Frau: «Siehsi Du, nnd diesem braven, an ständigen Menschen haben wir ein so bitteres Unrecht gethan. Wie man sich doch manchmai täuschen iann.« Derherr Gerichtsselretiir aber stand oben am Fenster und sah wüthend in den Regen hinaus. Da er mit dem Corpus delicli ins Büro gekommen war, hatte er nun abermals keinen Schirm und mußte voraucsichtlich im Regen nach hause gehen, während herr hackerl mit seinem iheuren vier zehn Kronen - Schirm gemüthlich da vonsegangen war. Aber ein ganzer Kerl war der Dr. Walsel doch! Er hatte die Sache wieder einmal gros ariig gemacht Einsach seudal. Die ses Bewußtsein war schließlich vier zig Kronen werth. Ei ver-schaffte ihm wieder siir längere Zeit das Voll gesiihl seiner durch nichts einzuschiichs ternden schneidigteii. Er sejie sieh behaglich zu den Akten, strich den Schnurrhari aus und ries: »Mithsier Zell- Eansa Il. s. contra M. G. se irngianzeigel Eintreten lossen.« W M. Madame: «3u Ihrem Geburiitage sollen Sie ein neues Kleid haben, Annal« Dienstmädchen: glich Gott, lassen Sie M doch lieber von Ihrem Mann A eins sQenken», Sie hast« nsihis W« Va- Verhsngnis der Signal trW Ein Maniloerttiiachen oon Robert Dillmanm . Haben Sie den Trompeter Stiptki getanntf" «Neinl« »Auch nicht oon ihm gehört?« .Keine Zwangs-Sie machen mich neugierig." »Na, da muß ich Jhnen einmal ein Stückchen-von ihm erzählen. Ei en det zwar traurig. aber lustig ist« doch Sehen Sie! Der Stipsli war in seiner Art ein Original. Nicht etwa, daß er ein militärisches Genie gewesen wäre, und eine Jnsanteriesignalresorm geschaffen hättet Nein, davon auch nicht die leiseste Spur einer Ahnung. Stipiti war froh, als man ihm in der «Pseisereite« hinter der Hasel-nen mauer mit Mühe und Noth die Ge heimnisse der tattischen Musik einge drillt hatte. Und wenn er alle die Titulaturem die er dabei zu hören bekommen hatte, aus seine Visitenlarte drucken lassen würde, so müßte sie so groß sein wie Mutter Stidstie Scheunenthor da heim. Jch kann ja die Geschichte ruhig er zählen, denn unser Stipsti ist leit Jahren zur großen Armee a gangen. Es war an ihm nichts Musikalischej als die rothen, weißgestreiftenSchwals bennester an den Aermelm Ader ein Original war er doch, und zwar im Schlafe-il Das klingt allerdings für einen Trompeter, der weiten soll, etwas selt sam. Ader es war doch so, und die extraoagante Vorliebe sitt einen gesun den und vor allem nicht zu kurzen Menschenschlas wurde silr Stipskis manchmal verhängnisvoll. i Zwar halfen ihm feine Kameraden aus der Paische, da er im wachen Zu fiande ein seelensguter Mensch war. Einmal ist er aber doch iibel gefahren, und das wollte ich erzählen. Stipsti machte sein zweites Mand ver mit. Eines Tages hatte sich iein mufilalischer Genosse, d. h. der andere Trompeter, Blasen an die Füße gelau fen. Zwar hinderten ihn die Blasen nicht am Blasen. Ader ein Trompeter muß nicht nur blasen, sondern auch laufen können, sie-war's damals und wird’s bleiben, bis man ihm ein Fahr zeug zur Verfügung stellt. Unfer Stiosli war von dem Unfall seines Genossen nicht fonderlich er baut; denn der Maior d. Kratehlwig dem er zur Verfügung ftehen mußte, war iein guter. Der erfte Tag ging ganz leidlich ohne weittragende Mißbelligteiten vor nher. Für den zweiten aber war ein hauptschlag geplant. Es war gegen 10 Uhr Morgen-. heiß brannte die Sonne hernieder. Ein Theil der Ilsfanierie lag un der BHchuna der Ehauffee in Ruhe oder stand, Gewehr ad. in tleinen Gruppen. Noch war vom «Feinde« nichts zu se hen. Auch die Borposten hatten nichts aufgestöbert. Natürlich hatte der Ma jor wieder einen feiner berühmten Gewaltmärfche ausgeführt und war zu friih zu dem bestimmten Ziele ge kommen. Um nun die im Schlachten plan vorgesetzte Verbindung nicht zu verwfsem mußte er mit feiner Helden schaar hier in Deckung verharren. Solche unerwarteten, aber nicht un erwiinschten Ruhepausen wurden gründlich ausgenuU und un-. ja leine Zeit zu verlieren, legte sich unser Trompeter in dem törglicheu Schatten eines morschen Kirschbaum zur Ruhe. Bald war er, die Trompete fest tm Urm, selig entschlummert. . . I L Plößlich tam Bewegung in die rn-I tenden Massen. Aliutanten flogen umder, die Chargirten otdneten ihre Schenken Kommandoruse jagten durcheinander, Meldungen folgten aus Meldungen. Es war ein lebensvolle Treiben auf die Ruhe gefolgt. Nur Stipsti laq unter’m Kirsch baum und schlief, und nicht einmal lein hübnerauge ahnte, daß der qroße Augenblick des Entscheidungstampses bevorstand. Das Ganze vorl« schnarrte Kra tesltpig »Ich! . . Trompeter!« Ei war keiner da. Aber eine schlimme Ahnung mußte unseren Stipjti aufgeweckt haben; denn bekanntlich haben bisweilen auch Schlafmiiten Abnungen, und bald meldete er: .Zue Stelle . . .« »Kerl, ich lasse ihn einstecken! Bla ten.·.daj Ganze vorl« »Er nahm die Trompete und blies lnnem — —- Iuppt Fuppl tlang«t dumpf hervor. «Blalenn! Nerli ossst ilnn das Wetter von 93 in die npchen geseh ten! Blase-int« Im höchsten orne ichrie es der Major. Sein erd wette zusammen unter der mich gen Zügelung, mit der es zu dem un glückliche-i Stipsti herumgerissen wurde. Der stand zitternd da, wie ein nach Stätten verbanntei, easirtei Kameel und schüttelte die Trompete und blies, und Fuva Fuppl tönte es leise her-« H« «...s s» »du-— U»:. »e. k« seee Stimme sein .Vlasennnn!« »Bei tue W UrtestP 421 Die N Seit nabrn iibers l band. Die erneren Ibtbeilren warteten aus das Signal. Die O i ziere schüttelten ratsos die Köpfe, und einige dachten schon an einen «blauen ies« siir den Maser. «Kerl2 Jeb reite ibn zusammen! Vlaaasennn! Zum Doria.... Das Ganze vorrrl« schrie Mateblwig mit röter Anstrengung und machte ein cht, als ob er den Trompeter ber schlingen wollte. Sttpsli ergriff noch einmal die ver hängnisvolle Trompete und blies mit aller straft seiner derben Lun enslii gel, so daß sein seistes Gesi t vom iatten Rotb zum Dunkelblau sich ber ieirbte und die Augen sbrmlich zum Kopfe beraustraten. Iuppl Juppi Päiiäiiöi entquoll es dem meta enen Munde. Etwas Kleines, Graues sloa in weitem Bogen aus der Trom petenössnung und lief rasch davon binter die Furchen des Allers. Fuppl Piiiiiil wieder etwas tleines Graues.... " Nun war das Verhängnis der Trompete gebannt. »Das Ganze vor!« schmetterte das Signal iiber die weite Flur. Es war die höchste Zeit. Wären die Mäuse noch fünf Minuten in der Trompete geblieben« dann wäre alles verloren ne wseen.« . I s Ja, aber ieb bitte Sie. wie waren denn die Mäuse in die Trompete at tomment »Ach, richtig! Das abe ich ja noch aar nicht erzählt. S sli tte mit zwei anderen seiner Korpara chast am Borabende Quartier aus dem Boden eines Bauernbauses gehabt. Dort schienen die Mäuse aber gegrade einen Kongreß abzuhalten, und desbalb war es den beiden Nichttrompetern un möglich, Nachtrube zu sinden. Nur Stipsti schlummerte mit der ian ei aenen Virtuosität, und die Mäuse tanzten um ibn und aus ibm, und er merlte nichts. Er schties so sest wie weiland Baal zur Zeit des Propheten Elias in Israel. Zum Zeitvertreib batte der eine Kamerad sich daran gemacht, Mäuse zu sangen, und Hatte zwei der Thier chen in Stipstis Trompete gesteckt, die am Thürpsosten bina. Böses batte er dabei nicht im Sinne: denn er glaubte, Stipin werde vor dem Ausriiaen sein Instrument puten und über den selt samen analt erschrecken. Statt bes sen batte er aber bis zum lebten In enblick geschlasen. und die beiden an deren batten im Rummel des Aus brnchs nicht wieder an die verhäng nisvolle Tbat gedacht. I I i Stipin ist übrigens nicbt wieder als Trompeter tbiitis gewesen« Er saß seine drei Taae ab mit der Resianation eines Menschen, der eben nichts anderes zu tbun bat. Als er aus dem Kasten kam, meinte er betrübt: .hiibich war es nicht. Aber ich babe wenigstens beinahe ausschla sen können-« — Eis sorsltbtiser. , I hausherr Un der stelleiuchenden Kinderfrau): »....Noch ein-! Das Kind, weiches Ihnen anvertraut wird, hat kürzlich ein 85 Goldstück ver ichluckt, das nach nicht wieder zum Vorschein aetotnmen». Können Sie Kautian stellen?« Das Rezept A.: »Ich muß neulich meiner Frau irgend etwas gesagt haben, was ihr nicht gevaßt hat; seit drei Tagen spricht sie mit mir kein Wart.« » L. (eifrig): Können Sie sich nicht erinnern, was Sie ihr gesagt habe-IN Reichsst v Sie: »Wenn Sie mich wahrhaftig lieben, so beweisen Sie M« Et: .Getn!» Stüt- eu Sie sich ins Wasser! Ich steht Mut heraus-'