Der verschollene Sohn Roman von M. Betzhold is. sentenng Mit dem Hut in der Hand trat gleich daran der Doktor ein. - »Sie nkiissen mich entfchuldigen, wenn ich seien bleibe«, tagte der Ge neral. «det Rheutnatiömus macht mit zu schaffen, danken Sie Gott, wenn Sie ihn noch nicht kennen. Bitte, neh men Sie Plas, was vetfchafft mit die Ehe-ef« Doktor Winter ließ sich in den Sessel nieder, forschend ruhte fein Blick auf dem frischen, blühenden Quillt des alten Herrn. »Die weite Reife zu Ihnen war keine angenehme für mich", erwiedekte er mit gedömpftet Stimme, »aber der Erfüllung einer heiligen Pflicht durfte ich mich nicht entziehen Jch war der Freund und Reisegefährte Jhtes Soh nes, here General.« Der alte Mann ftiitzte die Hände auf die Atmlehnen feines Sessels und versuchte, sich zu erheben, mit einem halb unteedtiickthchmetzensruf sont et auf feinen Siß zurück. ! «Wsren Sie mit iksm zugleich auf der ,Alemannia’?« fragte et und aus« feinen fiebetgliihenden Augen traf eins Blick voll unfagbaret Angst das ne-» bräunte Antlis des Fremden, der be-s stehend nickt-· Haben Sie den Schiff-E Mich miterlebt?« I »Steine-M here Generali« i End mein Sol-n ift unter denen,s vie ne Leben senkt-ne- I Er war es', sagte Winter tonlos Der General ließ bas Haupt auf die Brust sinken und ein schwerer Seufzer; entrang sich feinen Lippen. »Er war es damit ist Alles gesagt« ! erwiederte er leise, aber als ob er sich feiner Schwäche schäme, erhob er rasch wieder das Oaupt und ein trotzigerj Zug umzuckte seine Lippen. f »Sie irren vielleicht dennochc sagte er mit mühsam ernvunaener Ruhe. I Erst aestern habe ich einen Brief aus« Verwen, erk,alten, in dem mir mitgesj tbeilt wird mein cobn sei bei jener Katastrepbe mit dem Leben davonge lowmen·« .Darf ich fragen wer Jdnen diese Mittbeiluna gemacht bat?'« .Der Rbebser der Alenianniaf Jllnd woher weiß er — JEin Matrose der ebenfalls gerettet bat die Nachricht gebracht. feste die Aussage dieses Ma » nicht auch glaubwiirdig sein'-X ent wenn der Mann gelogen hätte, wiirde er doch einen bestimmten Zweck dabei gehabt haben,d1nn wäre er jedenfalls selbst hieher gekommen, um den Lobn fiir seine Lüge in Em pfang zu nehmen« Brunc Winter schüttelte dasdaupt, es war ibin oisenbat sebr schmerzlich diese Oeffnung vernichten zu müssen »Von der Rettung dieses Mater-ten weiß ich mchti«, tagte er, »aber seine Mittagen bestreite ich keineswegs. Wie aesth ich war mit Ihrem Sohne sebr befreunden aleiche Interessen verban den uns Die ,Alemannia war ein stattliches Schiff, aut bemannt nnd mit reicher Ladung versehen, ibre Be stimmung lautete dahin, daß sie —« »Ich weiß das Alles, Herr Dol tor«. unterbrach der General ihn un oedu«ldig: »ich weiß auch, daß der Kaviiän des Schiffes wenig befähigt und daneben ein Wagbalä war. Ich habe mich darüber genau informirt und dem· Rbeder meine Ansichten da rziber mit dürren Worten geschrieben; hatte ich zu befeblen, so würde ich den Kerl vor eine Kanone binden lassen und seinem Kavitiin in die Ewigkeit nachschicken. Also zur Sache, wenn ich bitten darst« ,Jch machte die Reise mit. weil ich dadurch reiche Gelegenheit zu natur wissenschaftlichenStudien una interes santen Entdeckungen zu erhalten glaubte, und da Ihr Sohn sich eben falls und sogar sehr lebhaft für die Mitarcvissenfchaft interessirte, fo was ten die Anlnüpfunaspuntte bald ge: binden Das gemeinsame Studium führte zu inniger Freundckchafd und all in jener furchtbaren Sturmes nseht das Schiff plötzlich an den Klippen strandete und in demselben Moment auch aus einander barst, da galt der erste Gedanke Ihre-J mutbiaen Sohnes mir. Wir hatten Alle den Kopf verloren, nur Eduard V. Stein thle nicht« aber seine Geistesgegenwart konnte nicht mehr retten, was bereits-! umttbar verloren war. Die Wellen « en das zertrümmern Schiff, wie Ist turnt eure Flagge zerreißt, dem Immde gelang es, emige StrickeL zu retten. wir banden uns an den Mast fes snt es aina und stät ten mit die sem hinab in die wil gepeitlchten W , Ei ist citr heute noch ein ·Ml, wie we die Mitte erreicht schen, aber auch der Zustand. in been II dort antun-ge- erspäht lieh seid-It Ost-bang te u e war n t bar, ist Gegentheih es gab biet Mächte und Wasser genug, aber mä und breit lieb sich kein mensch IW Meer sehen. Ebuard war zu usw. mn eine Wanderung IMM ssiijes zu W. und mcht m »dek kk M M »He-er beweint-et Die « hatten klm acan set-km ge « beesundeumsen bedeut TM sak- ihqt. wa MDETKW m is Ek W hilftmittel Ie than werden konnte, ging doch meine Befürchtung in Erfüllung. Ein hefti Iaes Wundiieber stellte sieh ein, am ; Tage daraus starb der Freund in mei : neu Armen. k Bruno Winter schwieg Der Gene ral hatte die buschiaen Brauen finster zusammengezogen: das weiße Haupt aus den Arm gestützt. blickte er schwei aend vor sich aus den glänzenden par tettirten Fußboden »Ich dabe, so gut ich es vermochte. ein Grad aeschauselt und den tdeuern Freund dort unter Palmen zur ewigen Ruhe arbettet«, nahm der Doktor nach einer lanaen Pause wieder das Wort, während er die einfache, aber sehr ge fchmackvolle Ausstattuna des kleinen Sasles betrachtete und dann durch die hohe Glasthiire den Blick hinaus in's Freie schweifen ließ. »Mir selbst stan den dann noch unsiialiche Strapazen und Gefahren bevor, ehe ich eine fran zösiiche Kolonie erreichte, in der ich Monate bleiben mußte, um mich von all« diesen Müdseliateiten und Aufre aungen zu erholen. Und als ich end lich wieder europäischen Boden unter den Füßen füolte, da riefen mich drin gende Briese schleunigst in meine Hei math. ej waren dort Angelegenheiten zu ordnen. oon denen meine ginze Existenz ask-ina. Ich hätte allerdings Ihnen sofort ichreiben müssen. aber ich konnte mich nicht dazu entschließen. denn ich wollte diese Hiobepost persön lich Ihnen bringen, Sie vorher daraus vorbereiten. und nun ich hier bin —« Er brach a-b, der General hatte ihn durch einen Wint gebeten, zu schwei gen. »Ich danke Ihnen recht herzlich turk Alles. was Sie meinem Sohne Lieber-l und Gutes erwiesen haben«, sagte derI alte Herr mit bebender Stimme,l »Warte sind zu schwach, diesen Danks auszudrücken Werden Sie sofort wie-— I der abreisen?« . .Sosort teinessalls«, antwortetek Winter· »Ich bin nun einmal am« Rkeine und möchte einige Tage hier; bleiben, zudem glaube ich. hier im sHutel «zur Sonne’ aut auiaehohen zu ern.« »Das sind Sie«, nickte der General. -Ich werde Sie also wiedersehen. Sie entschuldigem daß ich ietzt —' »Ich hegteise sehr wohl, daß meine Mittheilunaen Sie erschüttert haben«, unterbrach der Doktor ihn, indem er sich rasch erhob. »Versiigen Sie ganz über mich, ich bin jederzeit bereit, Jbre Frauen zu beantworten und die nähe ren Einzelheiten Ihnen zu berichten.« .Wenn Sie mir moraen die Ehre geben wollten! Meine Damen werden gewiß auch das Alles don Ihnen selbst zu hören wünschen und ich halte es siir nöthig, sie allmählig daraus vor zubereiten.« Damit reichte der alte Herr ihm die sand, und der Doktor Bruno Winter zog mit einer respektvollen Verbeu auna sich zurück, um die Villa zu ver lassen. DerGeneral athmete ties und schwer aus« die leite Hosfnuncn an die er sich mit der Verzweiflung eines Crit-inten den aetlammert hatte, war in dieser Stunde vernichtet worden. Die Portiere, die den Gartensaal von dem tleinen Musilzimmer trennte, wurde zurückgeschoben und in der nächst-en Minute hielten die Arme El friedenö den alten Mann umschlungen »Ich habe Alles oernommen«, sagte sie leise, «Muth, lieber Papa, es ist eine harte und schwere Prüfung. sie muß überwunden werden« »Und wir hatten unt ja längst in den herben Verlust aesunden«. erwie derte er, sich gewaltsam ausrassend, und seine Stimme tlana ieht wieder fest und sicher. »Wenn nur der dum me Bries gestern nicht aetonrsnen wäret Ei thut mir leid, daß Doktor von Bach die nuhiose Reise eingetreten hat, aber daran läßt sich nun nichts mehr ändern. hast Du den stemven Deren ges-heut« »Ich .tonnte mir nicht versagen. durch die Portiere einen Blick aus ihn zu wersen, aber ich würde eine Un wahrheit sa , wenn ich behaupten wollte, daß ein Zeichens mir gesiele.« Der General versuchte zu lächeln, er stich mit der band langsam iiber sein bleich-i Gesicht J »Was liegt daran!" etwiederte er.H »Die Sonne hat ihn verbrannt, dazu der lohlschwarze Bari und die Manto itische Kopibedeckuna —- der Peter hai nicht so ganz Unrecht, wenn er sagt, der here sehe aus wie ein fürtiicher Sultan. Seine äußere Erscheinung kann uns wenig liisinmern. Eliriede, wir fchulden ihm großen Dank und ich ! wünsche, daß er uns Gelegenheit gibt, seinen Theil unseres Dankes abzutra an. Wir haben nun Gewißheit«, fuhr er fort, «und hin ist hin, wir werden's fett rascher überwinden. Bleibt uns doch der Trost, daß er in treuer Pilichieriiillung lein Leben verloren und bis zum leiten Augenblicke auf leinem Posten ausgeharri hat Er hat nuierem Nun-en leine Schande ge macht. wir dürfen uns Holz und freu dig zu ihm bekennen. Du wirst Ma ms vorbereiten, liebes Kind, sie muß ei ia auch erfahren. und je e das geschieht, desto besser ist es "r uns Alle, der Druck wird dadurch von uns Warmen.« i «Ei ist eine schwere Aufgabe«, li fterte El-sriede, die zu Füßen des - teri auf einem Tadouret saß. ·aber ich; werde fie lösen-« j «Gut, und dem Doktor Bach mästet man telegraphiren« damit er sofort zu- s rücklehrt.· »Viel-in? Nach Bremen?« erwie derte das Mädchen rasch. »Das hätte keinen Zweck, er wird ftch dadurch· wenn er einmal in Brernen ift, nicht abhalten lassen, mit dem Matrofen zu reden, und uns lann das doch auch nur erwünscht iein.« »Ja welchem Zwecke« Eifriedek »Die Ausfaaen des Matrofen könn ten doch vielleicht mit den Mittheilun gen dieses Fremden nicht übereinstim men.« Der General sah seine Tochter de trofien an. «Glaubst Du. Griinde zu haben. an der Wahrheit dieser Mittbeilnngen zweifeln zu dürfen? fragte er· »Nein. aber fteiaen solche Zweifel nicht unwillkürlich auf? Miissen Zwei fel sich ftets auf Gründe ftiitzent e denfalls interessirt es uns, die Aus a aen des Matrosen zu hören, und da Herr v. Bach nun einmal die Reife nn ternommen hat« so tieqt auch wenig dran, oh er einen Tag früher oder spit ter zurücklehrt.· · Der General schüttelte mißdilligend das Haupt nnd ariff in ein Ctgarrens tiftchen. das zwilchen den Zeitungen auf dem Tische stand. »Ich meine, die Zweifel hätten uns nachgerade genug zu schaffen gemacht«, fante er, «nun wir endlich Volle nnd sichere Gewißheit hoben. sollten wir nicht länger selbst uns quälen. Wo der Peter nur stecken mags« «Soll ich ihn rufen. Papa?« »Der Schlinael soll mir meinen Schoppen bringen-" .Aber der Doktor meint ——" .Sapver1nent. was kümmern mich die Ansichten des alten Pflaftertip stens!' fuhr der General aut. aWenn die Gicht vorn Trinken tiime. wäre der Dotter längst an allen Gliedern ge lähmt« ich man von solcher Weisheit nichts wissen." Elfriede hatte dem Vater den bren nenden Wachsftoct gereicht, an dem er seine Ciaarre anziindete, sie zog «th an der Glockenschnur, aber es ver ri chen einiae Minuten, ehe Peter ein trat. i »Savverrnent, Schlinael, wa steckst Du?« fuhr ihn der General an. ,.Soll ich denn bier ganz und aar verdut ften? Die Ibiire zum Garten aeöffnett So. jeyt rolle einmal den Sessel da hin, damit ich frische Luft schöpfe!' »Der General werben verzeihen, wenn ich nicht sofort erschien«, sagte der Bursche leise, während er den Be fehl mitführte «die schwarze Frau war wieder am Thore·« «Jch wollt’. daß sie aus dem Blocks berg siisret« »Den General haben allerdings verboten —« «Wai?« «Jhr ein böses Wort zu sagen, da hab ich ihr heute ein gutes aefaat.« Der alte Herr sah ihn starr an. .Du haft ihr gewiß eine riesige Dummheit gesagt«, erwiederte er barsch.f « .Jm Gegentbeil, ich bin sehr höflich gewesen« ich hab' sie nur gefragt, ob sie nicht eintreten und mit dein Herrn Ge neral einen Frühschoppen trinten wolle." « uNa, ich dachte mir's ja«, brummte der General, »ein Bauer bleibt immer ein Bauer, wenn man ihn auch in Sannnt und Seide kleidet. Sie hat darauf natürlich nichts erwiedert?« Von dem breiten Gesicht des Bur schen war das Lächeln nicht ver schwunden. er war's gewohnt, daß der General ihm die derbsten Grobheiten in’s Gesicht warf. »O doch«, erwieberte er, »sie sah mich an wie ein gereizter Tiger, dann antwortte sie« der Frühschoppen müsse dem deren General zu Gift unb Galle werden« wenn es eine Gerechtigkeit gebes· Izu-inne Zeugs Las das ver rückte Weib in Stube, mag sie vor dein Gitter stehen und Dich anglosem zeig’ ihr Deine Kebrfeite und iümmere Dich nicht weiter um sie. Jeit hol’ mir meinen Schuppen. den zweiten kannst Du auch schon direkt kalt stellen, der diinne Kräser löscht nur den Durst und schadet weiter nicht. Noch Eini, Peter«, sagte er in weicherem Tone, ali der Bursche schon auf dem Wege zur Thiir war. · »Was besehlen ver hetr General-· ’ «Lasz' die Fiagge bis aus die halbe höhe der Flaggenstange herunter, aber Du sprichst im hause nicht darüber, verstanden?« »Ja Befehl, herr General.« Mach drei Tagen soll sie wieder ausgehin werden —- morsch!« Clsriede stand neben dem Sessel des Vaters in der ossenen Thüre. ihre schönen Augen blickten sinnend hinaus in die Ferne. »Diese Frau Brintinann muß einen aliihenhen baß gegen Dich hegen«, sagte sie leise, «ist die Ursache dessel ben Dir bekannt?« . , wenifstens ahne ich ihn, aber ich preche ncht gerne darüber«, er wioderte der General, die Brauen zu sarnmenziehend. .Eine alte Geschich te, die sie nicht vergessen konn: über dies gibt's Leute genug in diesem Nest, die eine besondere reude am beten haben, sie sollen ch nur in Acktt nehmet-, stß ich nicht einmal Beweise erhalte, die Reitpeitsihe wäre rnir serade gut -enug, ihnen einen Denszettel su ge . Ich kenne die Sorte Wen-im es isi Mancher un- « terihnen, mit meiner Frei-n that renoniinirt, iiher diese reun t moel mit meinem Schoppen und dem Doktor zugleich, — Herrgott von Munnheiin, ich lasse dem Ker! eine Elelkkåppt mochent Konnte er den Wein nicht lalt stellen, bis —« ; « Der Schluß dieses Sake- oerlor sieh! in unpetsiandlichem Oebrunime, Tot-H tor Bittre war schon in Flor-tin undi ohne den grimmigen ick seines Herrn zu bemerken, stellte Peter die! Flasche und das Glas aus ein lleinej Tischchtm welches er neben dem Sessel des Generals aufpslanztr. »Steine Besserung, here General,l wie's« sragte der Dottor in seiner ber ben Weile, während er die goldene Vrille zurechtfchob und aus dem Sessel Platz nahm. den der Burlche dienst eisrig iiir ihn qinaerollt hatte. »Kann’s mir heulen, wenn man ins wendia einreibt, nutzen die äußeren Einreibungen nichts, und wenn Sie meine Vorschriften nicht befolgen wol len, dann ist das honorar, bog Sie mir zahlen, wegegeworsenes Geld, und Sie thun besser, es zur Anlchais sung von einein Paar solider Krücken zu benunen.« Der General lachte, er kannte die Grobheit des Doktor-. in keinen ge sunden Tagen machte es ilnn oft Ver gnügen, sie berauszufordern und sich aus diesem Felde mit ihr zu messen. «Trinten Sie ein Glas mitt« frag te er. »Ach was, nehmen Sie sich meinen Rath zu Herzen, ich verlange ja nicht das Unmögliche oon Ihnen. Wenn Sie nur eine Woche lang Enthaltsams leit üben wollten -—« »Seht nicht. lieber Doktor!« unter brach der General ihn topsschiittelnd Absolut unmöalich bei dieier schau der-haften hiyel Sapperment, ich möchte Ihre Jammetmiene leben. wenn Sie verurtheilt würden. acht Tage lang leinen Tropfen zu trin ten.« .-So mischen Sie wenigstens Wasser unter den Wein.« »Peter!« rief der General mit einer Stimme. daß der Doltor erschreckt zu sammensuhr. »Der herr General beiehlen?« stag te der Bursche eintretend. .Ein Glas und einen zweiten-Schop pen. Ich will Ihnen beweisen, Tol tor. daß unter diesen Wein süalich tein Wasser mehr gegossen werden lann, da bereits mehr als zu viel darin enthal ten iit.« «Sie wollen mir ausweichen, Herr Generals« · . « »Sapperment, nur die Wahrheit will ich Ihnen beweisen. Ich hoffe, Sie werden mir nicht qumutbem mei nen Darst mit Wasser zu löschen.« Der Bursche brachte das Glas, aus einen Wink seines herrn fiillte er es. «Sv. nun versuchen Sie, Dottor!« sagte der General. .Sie sind jeden falls Besseres gewohnt, aber ich tann anen diese saure Pille nicht ersparen. Und heute muß ich trinten. biet sittt's, aus dem herzen«. fuhr er fort, indem et auf seine Brust schlug, «es muß herunter. und die trüben Gedanten weichen nur. wenn ich eine gute Ci garre zwischen den Lippen und ein Glas Wein oor mir babe. Ra, was sagen Sie zu dem Grüneberger?« .Daß er mit Wasser vermischt bes ser schmecken würdet« erwiederte der Doktor ärgerlich· »Gutes Wasser würde dadurch sin aenieszbar gemacht. Aus mein Wort, Dottor. beute müssen Sie mich absol oiren, es gebt nicht anders. Vorhin war ein Fremder bei mir, er hat mir die Nachricht oon dem Tode meines Sohnes gebracht, er ist bei itstn gewe sen bis zum letzten Augenblick, und wenn ich auch längst aus diese Nach richt gefaßt war, ertchiittert bat sie mich doch. weil sie meine letzte schwache Mfsnung oernichtete.« Mit einem Blick der herzlichsten Theilnahme reichte der Dotter ihm die band. «Diese Gemütbsbewegungen sind auch Gitt siir Sie«, tagte er. »aber dagegen läßt sich freilich nichts machen. haben die Schmerzen zugenommenk Jkann ich gerade nicht behaupten, ich witrde sie besser ertragen, wenn ich Nachts schlafen tönnte." «Ita, wenn Sie Schlaf und Ge sundheit wieder baden wellen, dann befolgen Sie vor Allem meine Vor schriften«, erwiederte der Dottor, in den sriiberen derben Ton zuräicktali lend. «trinten Sie Selterswisser, bal ten Sie sich warm und lassen Sie die trauten Stellen kräftig einreiben, dann wirW bald besser geben« WennJ Sie das Alles aber nicht wollen, dann ift es auch überflüssig, daf; Sie nach ferner mich zu Rathe ziehen.« «th das Ihr Ulti tum, Doktor?« fragte der Genersl far aftifch. «Saps perment, fo verfährt man nicht mit ei nein alten Freunde! Wenn ich mich zu Ihrer Entdaltfatnleitilnr entschließen wollte, dann wäre Ihr Rath aller dings lehr überflüssig. aber fo kurirt man im Milititrlazanth den Rheumas tismui der widerbaariaen Relruten, mir dürfen Sie damit nicht kommen. Ich verlange von Ihnen, daß Sie mich von diefen elenden Schmerzen befreien, ohne daß ich qeniitbigt werde, meine emhnte Lebensweise zu ändern, und tvenn Sie das nicht können, dann stehe ich fiir Ihre ganze Wissenfchaft lernen Deut.« »Na, das war deutlich aefprochen', faate der Doktor, der fich erhoben hat te und nur mit Mühe feine Erregung be ingen konnte. «hatte ich rück P sloi mit Wen verfahren wollen, o ward- ich Sie mit ein« Tasse na millenihre in's seit geschickt haben, fest bleibt mir nichts Anderes übrig« CII Ihnen die Adresse eines BandagiJ sten zu schicken, damit Sie wissen, wo E Sie Ihre Kriteten taufen litnnen.« i s Damit eilte er von dannen, der General aber ließ sich durch die ihm Hangedrohten schlimmen Folgen nicht abhalten, sein Glas wieder zu stillen. · In dieser Weise hatte der Dottor ihn schon oft verlassen, asbee am näch sten Tage war er doch wieder gekom men. wenn es auch unter dem Bor wande aeschah, daß er nicht den Pa tieråtem sondern den Freund besuchen wo e. 4 Der alte Doktor befand sich in einer tebr gereizten Stimmung. als er den General verließ, denn nichts tonnte ihn ariindlicher ärgern, als der Wider spruch eines Patienten gegen seine An ordnungem Aber ebenso rasch wechlelte auch seine Stimmung wieder, nnd er konn te sich eines tiefen Mitleidsgefiihls nicht erwehren, als er im Korridor der Generalin begegnete, die seinen Gruß laum erwiedernd schweigend an ihm dordeischritt. Todes-bleich evar das noch immer schöne Antlitz der eleganten Dame tieier Schmeer spiegelte sich in dem starren Blick, er den Doktor flüchtig streifte, und dieser Blick erinnerte den alten Herrn wieder an die Mitwel luna, die General v. Steinthal ihm iiber das Schicksal seines Sohnes ge macht hatte. Er bereute schon, so derh aufgetre ten zu sein, aber ihm waren doch auch Worte gesagt worden, die jedem An deren ebenfalls die Galle in’s Blut ge trieben baden würden. »Ach was, ein Hansnarr ist er«, brummte er, »ich tann ilnn nicht del sen, später wird er einsehen. wie gut ich ej mit ihm gemeint habe.« Mit diesem beruhiaenden Trost ver ließ er die Villa. und er hatte eben das Gittrthor hinter sich zu gezogen, als er sich dem Polizeidiesier Deß ne geniibersah, der dei seinem Anblick scheu zur Seite trat. .Na. was wollen Sie hieri« fraate der Dottor, die Brille dichter vor die Augen rückend. »Es sieht fast so aus« als ob Sie tein reines Gewissen hät ten —- wie?« Ein oerleaenes Lächeln alitt iiber das rothe, aufaedunsene Gesicht des Beamter-« »Wie lönnen Sie das nur glauben, Herr Dottor!" erwiederte er. »Ich und tein autes Gewissen!« «Ra, na, haben Sie nicht aestern Abend unter der Veranda des Hotels aestandeni Es sollte rnir leid thun, wenn Sie das, was Sie bei dieser Gr legenheit gehört haben. ver-werthen wollten« Sie tennen den alten Götner sa. er schmäht sehr viel, was er nicht verantworten kann. und ebenweil das Jeder weiss, ist sein Geschwas unge fiihrlich.« lfsortsehuna folgt-) Warum altern wir ? Ei lomrnen bei diessn Prozeß ver schiedene Momente ins Spiel, die sich aber fast alle auf die Abnunung der Organe zurückführen lassen. Von entscheidender Wichtigleit scheint z. B. die hohe innere Tempera tur zu sein, deren warmblütige Orga nicmen zu ihrer Erhaltung bedürfen. Mertel hat darauf hingewiesen, daß in den Geweben der Kaltblüter Alters rniartungen. wie sie die Warrnbtiiter zeigen, nicht aefunden werden. Die größere Lebbaitigteit des Stoffwech iels, die zur Erhaltung der Eigenmäc me nothwendig ist, wird für denMen schen verbönanißvoll. Die lang!ebig fien Wirbeltbiere sind unbestreitbar Kaltblüterilmplzibiem Die im zoo logischen Garten in London lebende große Schildtröte zählt 300 Jahre. Jm allgemeinen läßt sich lagen, daß die das Altern bedingende Abnutzung der Organe eine Folge der unentbehr lichen Lebensleiftungrn des Organis mus sind· Selbst bei den unter den allergiinstigften Bedingungen lebenden Menschen wird die durch die natürliche Funktion veranlaßte Schädigung des Organs auf die Dauer nicht vollstän dig ausgeglichen Wir sehen dies am klarsten am Blutgefiißfyslem Die itete Debnuna der elastilchen Gefiißwiindeh führt schließlich zu einerVerminderung ihrer clastizität Hier stehen wir vor dem grossen, entscheidenden Mangel, der den sonst von der Natur so voll tommen gebauten und eingerichteten Organismus vernichtet. Spezies siir den Menschen kommt noch ein anderer, sehr wichtiger Faktor in Betracht, der sein Altern veranlaßt: die seelt chen Einsiiisse Der körper liche Zu and des Menschen ist von sei nen- seelischen Zustand in hohem Maße abhängig, ganz besonders in reiseren Jahren. Gerade im Alter aber sehlt es nicht an Veranlassunaen zu nieder gedrückt-r Stimmung, was das her annahm des Endes beschleunigt. Eine Ursache des Alterns sind auch die Schädigungen, die gewisse Krank heiten in unseren Organen und Ge weben zurücklassen. Sie machen sich mit der Seit um so sicherer geltend, als picht seiten die gleiche manches an gleicher Stelle auftritt. Im übrigen gehört das Wesen des Alterns zu den noch wenig ersorschten Gebieten der medizinischen Wissen schaft. Am greisbarsten tritt noch die Abnnhung des Blutgesässsystems aus. Hier läßt sich eine Erlahmung der Cle siißtviinbe zweifellos seststellen; hierzu tritt in vielen Fällen die Verlalkung --..-—-. —,-.W...s«.—-—-—.-—.-- -.—-»— kxnktekiosneepsen Minder deutlich reißt isch die Abnutzung des Nervensvfterni verfolgen. Auf welcher Veränderung der Gewebe dosNuchlassen der Leistun gen der Nerven beruht, ist nochunbei kannt. Der schläeßliehe Schwund der Fasern und Ganglienzellen ift nur ein Ergebniss längst eingetretener Störun gen. Als ausgemacht gilt es fiir die ärztliche Wissenschaft- dass fiir die Liinge des menschlichen Lebens ange borene Eigenschaften bestimmend wir len, und daß diese Eigenschaften erb lich sind. Unter den Familien, die sich durch Langlebigieit auszeichnet-. gibt es viele, siir die dies nicht durch günstige Lebensbedingungen erklärt n-ird. deren Angehörige vielmehr unter harter Arbeit und starlem Kräftever orauch ihr Leben fristen. Die zur Lanalebigteit Vorherbestirnrnten las fen dies vielfach durch ihr Aeuszeres keineswegs erlennenx sja. viele von ihnen sind gegen Kranlheiten durchaus sticht besonders widerstandsfähig und manchmal dauernd leidend. So er reichen z. B. die Neurasthenischen nnd Hysterisehen in der Regel ein hohes Alter, in dem aerade das Nervensystem ausfallend gut lvnservirt bleibt. Fragen wir nun nach den Mitteln zur Hinansfchiebung des Alters s wie man es überhaupt beseitigt, wissen wir vorläufig nicht «- fo muß zunächst ans Metschniloffs Rothscbläae hinge wiesen werden. Nach feiner Anschau una handelt es sich beim Altern um ei nen Kampf zwischen den edlen Theilen der Gewebe und jenen im Blute ent haltenen Körperchem die sie aufzulösen bestrebt sind, den sogenannten Phagw Inten. Der Arzt muß nun geeignete Mittel anwenden, um dieNervenzellem die Lebetzellen, die Muslelfaiern des Herzens unv. zu rrarngen. Ooiape Mittel besitzen wir heute: es sind dies die verschiedenen Sera. Allerdings hat sich bis jetzo noch niemand daran gewagt, den Kampf gegen die Phagos znten auf diesem Wege auszunehmen. Viel brauchbarer erscheint vorläufig jene Methode gegen das Hereinbrechen krankhaften Greisentbums, die Profes ior Naunnn empfiehlt. Es handelt sich im wesentlichen darum, die Wider standgfiihigleit des Körpers gegen alle Schödlichteiten mögliehlt lange zu er halten« Diese hängt jedoch nach Rau nyn in erster Linie von dem Ast-chi ichen ab. Der körperliche Einfluß der Berufsthätioteit auf den Menschen ist gewaltig; und eine besonders erheb liche Rolle spielen in allen Berufdarten geistiaeMomentr. Gewohnheit Pflicht, Gefühl, persönliches und sachlich-s Interesse, Ehrgeiz verleihen dem Or ganismus stets erneute Spannkraft. Fallen diese Triebfedern aus« so tann der Mensch mit einem Male altern und zusammenbrechen. Der Mangel on Beschäftigung erzeugt Schlaslosigs leit, die zur llntergradung aller tör perlichen Funktionen beitriigt. Wer also aus seinem Berufe schei det, der suche sich einen neuen zu schaf fen oder wenigstens eine Liedhaberei, Interessen, die ihn in Anspruch neh rnen und Leistungen verlangen, am be sten ausser dem hause. Wo dies un durchführbar erscheint, bieten Reisen einen gewissen Ersatz, da fie durch ihre Anregungen und ih n Zwang die das Alter-n beförderudeksinsörmigleit des Daseins ersolgreich unterbrechen. Ein überaus lehrreiches Beispiel. das die Bedeutung der Arbeit als Mittel gegen das Altern illustrirt, fiihrt der Londoner Arzt dermann Weber an. Ein Mann von großer Energie und Einsicht, der eine hervorragende Stel lung in der Direktion eines großen Krankenhaufes einnahrn, sing mit 78 Jahren an, alt zu werden. Die heer thötigkeit wurde sckiwach und unre l miiszig« es bildete sieh chronifcher a tarrh der Bronehien, die Lippen tout den hängend, es fiellte sieh fortwähren der. Speichelfluß ein, die Augen trief ten, an den Beinen machte sieh zuneh mendes Oedem bemerkbar. Mit 82 Jahren schien der Mann vollständig erschöpft zu sein« — « . - .. Da ereianete es sich, pag vie von ihm im holt-ital geschaffenen Einrich tungen in Gefahr lamen, umgestofzen zu werden. Das brachte den Greis in größte Aufregung Er begann zu nächst Brieie zu diltiren, hieraus selbst zu schreiben, Besprechungen ab zuhalten und Himmel und Erde in Be wegung zu seyen, um seine Schöpfung zu erhalten. Von Tag zu Tag er sch«en nun in seinem Wesen eine höchst au allende und rasch zunehmende Besserung Das Oedern der Beine tchwand, der Puls wurde regelmäßig. der Speichelfluß hörte auf, die Lippen lehrten in ihre normale Haliung zu rück, der Gesichtiausdruck drlam die alte Intelligenz. n diesem verjüng ten Anstand erhielt eh der Mann tlber ern « ahe, bis eine Lungenentzlindung ihn "fartraffte. So lann man die Quintesfenz der Altershngiene tn die Worte zufammen fassen «Arheite, damit du jung bleibst und lebst!« Man sat, daß die Liebe blind ist; das, ist au der junge und. Aber ein großer Unterschied beste mischen hei den doch; der und wird n neun Ta gen sehend, waher es der Liebe in der Regel weit längere Zeit nimmt, um die Augen zu öffnen. e i i Der glarreiche Vierte wird leider vielfach mit Mach und Ich gefeiert.