Nebraska Staats— Anzeiger und Jserold - J ggggggggggg 909. Zeiw pay-i t.) Die Brücke. Es führte eine Brücke morsch und schmal Ueber einen Bach. Da tam einmal Ein Mann mit leichtem heitern Sinn. .·Ei'«, hörte man ihn lachend sprechen, »Was sollte bei mir just die Briicle brechen2" Und er schritt leicht darüber hin. ·— Dann kam einer, ein Pefsimist, ein trüber; Der sah die morscheBriicke und sprach: »Ich komme sicher nicht gut hin über!'« Und er betrat sie ängstlich —- und sie brach. i — Wean der Tag sich neigt . . . Von Elisabeth Kohlenh jerna. Grau ist die Hütte, und bald fällt sie wohl ein. Grau sind die beiden Alten, die darin wohnen. Wie ein zitternder Sonnenstrahl, den der trübe Blick taum mehr zu unterscheiden ver-— mag, steht ihre Jugend vor ihnen. Sie war von Arbeit erfüllt von Früh bis Abend. Aber damals schaffte es sich so leicht. Und dann hatten sie ja im mer einander. Als sie ihren Haus stand gründeten, da wußten sie noch gar nicht recht. was das eigene Heim wertb war. Rings um sie regte sich das Leben und der Wald stand so grün. Und der Himmel iiber ihnen war so blau, der Himmel in ihnen so wolkenlos. So allmählich, Tag fiir Tag, wuch sen die Sorgen und die Liebe. An fangs hatten ihre Herzen freudig im Takt geschlagen, in den schweren Ta gen waren es gar nicht zwei Herzen mehr, eines war es, von derselben scheuen Hoffnung, derselben stummen Furcht-erfüllt Jhre Hände waren hart und rauh von dem Griff um grobe Gerathe, aber so steif wurden die Fin ger nie, daß sie sich nicht zu einem dankbaren zuversichtlichen Gebet hal ten tonnten. Kinder kamen, Kinder gingen. Die der Tod nahm« bekamen sie in gewis ser Weise in hellen Etinnerungen wie der, doch die das Leben mit sich zog, die gab es nie zurück. Wortkarge Brieie sind im Laufe der Jahre in die kleine graue hütte am Waldesrand gekommen. Grüße an Vater und Mut ter, eilig und ganz ausgefüllt vom eis genen Lebens-weg Jeht ist in dem Sinn der Alten die Sonne untergegangen. Und ein lan ger dunkler Abend bricht an. Er harrt ihrer im Armenhaus. Die Gemeinde will ihre hätte haben. Sie soll in ein Kulturmuseum weit weg gebracht wer den. dem ist sie versprochen worden, weil sie eine echte Riggaoghiitte ist, mit spitz zulausendem Dach, einer Mausesalle vor der Thiir und kleinen Fensterscheiben mit bauchigem Glas-. Der Dachlauch wächst sroh und iip pig bis zum Schornstein, und Moos verstopft die breiten Mauerspalten mit dem weichsten grünen Sammt, aber der Stein vor dem Eingang verwit« tert, als wüßte er, daß seine Zeit um ist. Lars und Maja haben all die Jahre geglaubt, daß die Hütte ihnen gehöre. Der Gutsherr liesz sie hineinziehen, als sie heiratheten, es wird jetzt zu Johan nis! stinsundvierzig Jahre. Und sie haben bei ihm in der Arbeit gestan den, solange sie arbeiten konnten. Jeht ist es aus. Sie sind in die Kammer eingekrochen, die niedrig ist wie eine Krhpta, mit ihrem Ballen dach und der leeren Brotstange an der Wand. Als wollten sie sich vor allem Bösen in der Welt verstecken, sitzen sie da an dem Klapptisch: Maja nur ein dünner kleiner Schatten, Lars ein knorriger, vertrockneter Greis, mit großen Kinderziigen in dem bartlosen Gesicht. Der Gutsherr hat es gesagt. Hin müssen aus der Hütte fort. Sie sollen nach »Rulpethal«. Freilich klingt es schön, der Name, und freilich brauchen sie dort nicht zu frieren und zu bun: gern. Aber nicht ein einziger Win tel, den man sein nennen kann, wird einem dort gegönnt. Und was das Schlimmste ist, die beiden, die nie ges trennt waren. die dieselben Lasten ak tragen. dieselben Kämpfe qetämpst, die immer, immer zusamgengehörtem sollen jetzt jeder in einem andern Saal wohnen. Die Ordnung ist streng und zeitgemäß in dem neuen »Altersheim«, einem mächtigen Gebäude, aus das die reiche Gemeinde nicht wenig stolz ist. und wohin sie all den Menschenaus schuß versrachtet. der seine Zeit gedient hat oder vorzeitig geknickt worden ist. Lars’ blaue Augen haben einen] ängstlichen Blick bekommen, und un ausgesprochene Worte zittern um den eingesuntenen Mund. Warum sollte er sie aussprechen? Niemand hörte aus ihn. Der Nachbar dort oben in dem großen rothen Bauernhos mit dem Herrschastsaltam er, der sich sonst nicht um die Alten titmmert, bat ge stern gesagt: »Na, jeßt werdet Jbr es aber gut haben. Ich höre ja, Jhr tommt nach Nuhethal«. Die Bibel und das Psalmenbuch la gen aus dem Tisch vor Lars ausge schlagen. Er las und las vom Gott der Liebe, der denArmen und den Rei chen gleich wohl will, der den Vög lein ibr Nest giebt und den Lilien aus dem Felde ihr Kleid. Und schwer tropsten die Tbränen in- die Furchen seiner Wangen. Die Menschen hatten gewiß Gottes Gebot alle zu lieben vergessen. Er sagte etwas davon zu Maja. Sie nickte leise. Jbr Gesicht war gelb und die Augen waren groß und glän zend vom hungersieber, das ihre letz ten Kräfte verzehrte. Sie sagte doch nur selten, daß sie hungrig sei. Das Bißchen, was sie hatten. sollte Lars bekommen. Bald tonnte sie sich in dem großen Saal an dem langen Tisch sattessen, wo sie nur eine Nummer war. Ach, Herrgott! Es ist wohl sünd haft, aber sie bittet jeden Abend, lie ber vorher in ihrem armseligen Bett sterben zu dürfen. Aber nicht nur sie, auch Lars2 Aus Erden ist es wohl zu enge, da nehmen sie zuviel Raum ein, wie derschrumpst und vertrocknet sie auch sind. Aber unter der Erde muß wohl Platz sein für zwei schmale Ar mensärge. Sie dentt sich, wie gut und friedlich sie Hand in Hand einschlum mern könnten, so wie sie jetzt jeden Abend liegen. Sie wagen es nicht, einander loszulassem nicht, solange sie zusammengehören durften. Die Tage gehen und der Tag kommt immer näher heran, an dem die beiden Alten nach Ruhethal gebracht werden sollen. Jhre Gebete werden immer inbrünstiger. Gott tann helfen. Die sen Glauben geben sie nicht auf, aber vor den reichen iooblthätigen Menschen haben sie mehr Angst als je. Die sprechen eine Sprache, die die Alten nicht begreifen. Sie stehen gleichsam oben aus einer hohen Treppe und werfen ihnen Brosamen hinab. Manche dieser Almosen werden so hart geworfen,« daß sie sie wie ein Schlag ins Gesicht treffen. Eines Abends entschlummert Maja mitten in einem Vaterunser. Lar musz ihre Hand gewaltsam aus der seinen ziehen, und er fchluchzt wie ein Kind, weil er nun ganz allein ist. Aber noch hat er sene Erinnerun gen. Der abgenutzte, dürftige Haus rath hat sie einmal neu und schinuck hierherbegleitet. Er ist mit ihnen ge altert. Jedes Stück hat seine Ge: schichte. Und er spricht und plaudert mit seinen Erinnerungen, bis es ihm in einem glücklichen Augenblicke vor-i tonimt, daß die Stube zu den Feier tagen fein und gesegt ist, daß Maja jung und frisch und froh Birkenlaub in die große ostindische Schale steckt und die Kinder rings um Vater und Mutter jubeln und tollen. Er ist so ganz in seine hellen Träu me versunlen, daß er vor Schrecken in die höhe fährt, als lzwei Männer aus dem Arinenhaug vor der Thür stehen und rufen: »Jetzt sind wir mit dein Sarg hier. Wir sollen die Leiche ab holen!« Lars bat nun seine treue Maja, nicht nur die Hälfte seines Lebens. sondern sein Alles, aus dem Kirchhof in die Erde senken sehen. Er hat selbst einen Kranz für den Sara gebunden. Man lacht über den Kranz, denn er ist aus dem Hauslauch vom Dach der Hütte gewunden. Aber Lars weiß, daß es siir sie, die nun dein Kampf entrückt ist, keine lieberen und schöne ten Blumen geben kann. Nun ist er allein mit seiner Anast. lind er wartet mit tlopsendem Herzen aus den Augenblick, tvo auch er geholt werden wird—nicht zu der ledten, gu ten Fahrt, sondern in das neue Heim. Lieber Gott, lieber Gott, bittet er nnd verbirgt sich wie ein dunkelscheuesäind unter der abgerissenen Decke. Laß sie mich nicht nehmen! Es kann Deine Absicht nicht sein, Maja und mich noch länger zu trennen. Der Johannigabend kam. Lars hatte seine Hütte mit Laub nnd Blu men geschmückt Er hatte einen Korn blumentranz um das Porträt seines ältesten Sohnes in Amerika gehangen, und er hatte das weiße Drilltuch- Ma jas Stolz, aus den weißgescheuerten Tisch gebreitet. Etwas zu essen- hatte er sich fiir das Laub angeschafft, das er in der Stadt verkaufte; viel war es nicht, aber über den Feiertag würde es schon reichen. Dann tamen sie viel leicht . . . ach, wenn dieser Gedanke nur nicht gewesen wäre. Er steht in seiner Hüttenthiir und sieht hinaus in all die grüne frische Pracht, die im reichsten Sommer-J schmuck um ihn lacht. Jn der Lust ists Duft, auf der Wiese blühen Blumen, und der Wald singt für den Alten Er innerungslieder. Plötzlich wird sein verrunzeltes freundliches Gesicht ganz starr und unter dem spärlichen weißen Haar tritt der Schweiß hervor. Die Augen star: ren aus die Landstraße, als käme da« eine Räuberbande heran, aber es ist nur das schmucke, braungestrichene Wagelchen des Armenhauses und da rangespannt das ausgediente Reit pferd des Gutsherrn, von dem einat migen Johann tutschirt, der so ver soffen war, daß er es bei teiner Ar beit lange aushalten tonnte. Lars weiß, dasz ietzt seine alteHiitte zugesperrt wird.' Das Herz klopft nicht mehr. Es scheint stehen zu blei ben und wie ein bleischwerer Klum pen in seiner Brust zu liegen. Nicht ein Wort sagt er auf dem Wege, nicht » ein Wort, als sie ihm aus dem Wagen ; helfen. Er möchte ja gerne »Dante!«" sagen, aber er tann nicht. Die Lippen sind wie eingetrocknet Er sucht in seinem müden Hirn nach einem Gebet um Stärte; einem Gebet, das ihm über die Prüfung hinweghelfen kann, denn Gott kann es ja nicht so schlecht mit ihm meinen. Gott ist die Liebe!s Das hat er doch all fein Leben, all fein langes, mühsames Leben geglaubt und gehofft. »Na, also, da haben wir Lars,« sagt die Vorsteherin mit ihrer resolu ten klaren Stimme. »Wie geht es Al terehen? Schlecht sieht er aus, aber hier wird er schon wieder munter wet den. So — hier stellen wir die hol - schuhe hin. Mit denen darf man e hinauf in den Saal. Was hat er da in seinem Bündelchen? Das hebe ich inzwischen aus.« Sie nimmt ihm seine kleinen Be sidthiimer aug den zitternden Händen. Sie hat strengen Befehl, nicht zu nach sichtig zu sein und alle gleich zu halten. Auf Ruhethal muß mustergiltige Ord nung herrschen. Keine Unreinlichteit, teine Nachlässigkeit Die glatten Fla« chen der ölgestrichenen Wände streben leer und nichts-sagend zu der weißen Decke aus. Die Betten stehen in einer Linie, gleich lang, gleich hoch, alle mit grauen Decken. Alle mit einer Nummer am Kopftissen Die Fenster sind weit ge öffnet. »Ja, jetzt ist Lars Nummer fünf zehn,« sagt die Vorsteherin und klopft ihm auf die Schulter. »Schön nnd ruhig wird er es jetzt haben auf feine alten Tage.« Lars antwortet nichts, aber fein Herz beginnt zu hämmern. Er bewegt die Lippen. er streckt die Hände aus« wie in wilder Angst, dann siillt er plötzlich schwer in den Holzsefsel zu riiel, er kramvft die Finger ineinan der. versucht sie zu falten. Aber sie gleiten obnmächtig und bläulichmeisz hinab. Mit dem alten Larg ist es zu (5nde. Ein anderer mag Nummer fünfzehn werden. q-·-— Eine Schatmetensilapellc In Caravaggio, einem anniisttiigen Ort in der Nähe Von Bergamo, bat sich eine originelle Kapelle gebildet Es handelt sich um eine Anntsl von Schalmeienbliifern (Z.impognari), die mit einer ganzen Reihe von Instru menten der verschiedensten Größen und Tonlagen ausgerüstet sind und so ein richtiges Orchester bilden. bei dem die Melodie- und BegleitinftrumenteJ geschieden sind. Zur Verstartunq ver Wirtuna werden Tamburins und Zchallbecken gebraucht. Durch das Intsammentvirien der verschiedenen Tonarten der Zampogne, unter denen einige von ganz gewaltiger Größe sind« ergibt sich ein hoher, kräftiger harmonischer Ton, wie von einer Menae von Flöten Die Musikstücke, die von dieser eigenartigen Kapelle zum Vortraa aebracht werden, sind Hirtenli ever, Tanzmeisen uno Marsch aesänae, die einen seltsamen einschmei chelnven Reiz ausüben. Di-· Orche ster hat kiirilich mehrere Concerte in Vicenza aeaeben und einen grossen Er folg errunaen —-—--. -.-———-— Hauswirth: Sie scheinen mir ein sehr staubiaer Bruder zu sein. Bettler: Dafür kann ick nich. Wir Menschen sind ja doch alle aus Staub jemacht. Was ein Kameel leisten kann. Von W. He l in uth Jn seiner ergöhlichen Schilderung der seltsamen Abenteuer, die sein süd sranzösrscherLandgmann Tartarin von Tarascon aus einem Jagdaussluge nach Asrila zu bestehen hatte, erzählt Alphonse Daudet sehr rührend von der Treue einesKameels, das seinemherrn nicht nur über das Meer folgt, sondern zuletzt auch noch dem Eisenbahnzug »nachläust, in dem er dem allzu an »l1änglichen Viersüszler zu entrinnen trachtet· Leider aber gehört diese Perle von einemKameeI mit Haut und Haar dem Reiche der Fabel an, denn wag auch immer man von den Charaktereigen schaften des KameelH zu sagen wissen mag. die Anhänglichkeit an den Men scben spielt unter ihnen sicherlich die al lerbescheidenste Rolle. Persönliche Lie benswiirdigteit ist überhaupt nicht die starke Seite dieses in mehr als einer Hinsicht merkwürdigen Wiederläuerg. tfin ausgesprochen murrlöpsiaes und cholerisches Temperament pflegt viel mehr ivn Verein mit einem reichlichen Dutzend anderer übler Eigenschaften den näheren Verkehr mit ihm zu einem höchst unersteulichen zu gestalten. und unter den Hausthieren desMenschen ist aanz gewiß keines, das an Unaugstehi lichleit und Widerwärtigkeit dem Ka meel auch nur halbwegs nahe käme. Selbst der Wüstenaraber, der die ho hen Tugenden seines edlen Rolles nicht ' wori- und bildereeich genug zu rühmen weiß, der Tuareg, dessen Existenz un trennbar mit der Benutzung des Ka meels verknüpft ist, der in beinahe glei chem Maß-: auf seine Dienste angewie fene Bewohner der westasiatischen Stevpe, sie alle haben noch nie einWort ium Lobe des Höckerträgers gefunden, der zwar seit vielen Jahrhunderten der Sklave des Menschen, aber noch nie gleich dem Pferde, dem Hunde, dem Elefanten sein Freund und Gefährte gewesen ist. Seine abenteuerlicheHäß lichleit und gewisse unverschuldete Be sonderheiten, wie der Mißklang seiner Stimme, seine zuzeiten beinahe uner trägliche Ausdünstung und anderes, würden gewiß kein unüberivindliclies Hinderniß fiir die Anbahnung herzli cherer Beziehungen zwischen dem zwei keinigen Herrn und dem vierbeinigen Diener gebildet haben: aber der Erfin dungsreichthum, den das sonst so dum me und stumpfsinnige Geschöpf zu os ienbaren weiß, wenn eg gilt, den auf seine Dienste angewiesenen Menschen durch immer neue Tücken Bosheiten zur Verzweiflung zu bringen, seine Halsstarrigkeit und seige Gehiissigkeii auch bei freundlichster und riielsichts— vollster Behandlung, seine llnzugäng lichkeit siir alle seelischen Einwirkungen lassen auch bei engfter Daseins-verbin dung zwischen demKameel und seinem menschlichen Gebieter kaum je ein an dere-S als feindseligeg Verhältnis-. auf kommen. Wenn ihm nun auch um solcher uni gemiithlichen Charaktereigenschaften willen seine widerwillig geleisteten Dienste nicht gar zu hoch angerechnet zu werden brauchen: daß sie an und für sich unter bestimmten Verhältnissen und Vorausseyungen von beinahe un schätzlnrremWerthe sind, muß doch rück haltlos anertannt werden« Was das »Schiff ter Wüste« iiir einenTheil des dunklen Erdtheilg bedeutet, weiß jedes Kind. Seine durch die Besonderheiten des Körperbau-Z ledingte Leistunggsäi higkeit macht es zum wichtigsten oder zum einzigen Verkehrämiltel in Gegen den, wo jedes andere Reit: und Last thier oon vornherein versagt Von der Natur auf ein Leben in vslanzeu und wasserarmen Landstrichen eingerichtet, kann das Kameel selbst bei verhältnis-, mäßig bedeutender Anstrengung tage und wochenlang Entbehrunaen ertra gen, denen jeder andere Warmbliither erliegen würde. Mögen auch imAbend lande etwas iibertriebene Vorstellungen von seiner sintsggungsfiihigkeit herr IOCIL IO Dekolklll PS VcIO llllmckylll Alb ein hohes Maß von Besckeidenheit be zeichnet zu werden, wenn schon ein al-v ter Weidentorb oder eine abaeniitzte Matte als Nahrung bereitwilliaft an genommen werden, oder wenn lslattlos fes Gestrüpp mit zolllangem ftablhar ten Dornen unter allen Atneichen woh ligen Behagens verzehrt wird. Ungleich wichtiger noch als diese Ge nügsamleit in Bezug auf feste Nahrung ist ja bekanntlich die Fähigkeit des Ka meels, längere Zeit ohne Wasserzufuhr auszulomtnm Sein Magen, der sich übrigens von dem aller anderen Wie-— derläuer durch wesentlich einfacheren Bau unterlebeidet, ist darauf eingerich tet, in besonderen Stellen getrunkenes Wasser aufzubetrsahrem das nur sehr langsam imtbausbalt des Körpers auf gebraucht wird. Der Umstand, daß es in diesen stellen alsbald zu einer schlei migen, überlriechenden gallenbitteren Flüssigkeit wird, mag nur nebenher er wiibnt werden, um die thörichte Fabel von den durstgepeinigten Wüstenreisen den zu widerlegen, die mit dem Was frvorratb im Magen qefchlachteter Ka meele ihrDasein gefristet haben sollen. Auch ein Berschmachtender wiirde sich mit uniiberwindlichemtzlbscheu von die- , ser widerwiirtigen Jauche abwenden s müssen. I Die Gattung Kameel zerfällt be kanntlich in zwei Arten, das zweihöcke einhöckerige Dromedar. Der Gebrauch des Dromedars fiir denTransvort von Waaren und Menschen durch die afri tanische Wüste ist uralt. Auch zu Kriegszweeken bat das Kameel schon in weit zurücklie genden Zeiten Verwendung gefunden. Es kam mit den vordringenden Türken in das südöstliche Europa und mit den als siegreiche Eroberer einziehenden Arabern nach Spanien, um bei ihrer Vertreibung gleichfalls wieder von dort zu verschwinden Der Versuch seiner Einbürgerung in anderen als I Wüsten- und Steppengegenden hat sich s beinahe überall als erfolglos erwiesen. s Zwar ist es für klimatische Verände rungen nicht über die Maßen empfind lich und kommt, außer im eigentlichen Gebirge, unter den meisten Himmels strichen ganz gut fort, aber es verliert überall, wo nicht die Voraussetzungen seiner Heiinatbländer gegeben sind, sebr bald gerade die Eigenschaften, die seine Niitzlichteit für den Menschen be dingen, und zu einem europiiischen Hausthier wird es darum taum je mals werden. . Jn:mer häufiger und mannigfalti get aber ist in jüngster Zeit die Ver wendung vonKameelem und zwar von iweihiirkerigem im südlichsten Asien, in Britisch-Jndien, geworden, wo man aelernt hat, aus Exemplaren bevorzug ter Rassen —- innerhalb der Gattung Kameel gibt es deren kaum weniger als isnter den Pferden —- brauchbare Reit und lebeitsthiere heranzuziehen, die wenigstens einige von den vielen Untugenden ihrer Art halb oder ganz uboelegt haben. Man sieht sie als Was-« serträger im Dienste eines indischen Gärtners, sowie als Zugthiere vor ei nemWastEerwagen u. vor sinem zurP«er sonenbeförderung bestimmten Gefährt, das dem Verkehr im Wüstendistrilt von Radschputana dient. Die Leistun gen, die ihnen in all diesen Fällen zu gemuthet werden, sind verhältnismäßig gering, und die Halsstarrigteit der Thiere-. die sich gegen jedes größereMaß von Arbeit sogleich mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu sträuben pflegen, bereitet darum auch ihren Führern und Treibern nicht zu emp sindliche Schwierigkeiten Dieffahrer der Kasmeelartillerie und die Reiter der Kanieltorps dagegen wissen von den Bosheiten ihrer Thiere ein unendliches Klugelied zu singen. Soll ein Kameel niederlnieen, um leladen oder anfgezäumt zu werden« so beouemt es sich dazu, namentlich auf den Raststationen längerer Märsche, nur unter den stürmischsten Protesta: tionen in Gestalt von Stöhnen und Schreien, von Beiszen, Schlagen und Spucken Aber mich ohne einen sol: eben immerhin noch begreiflichen Ani lafz geräth es oft urplötzlich in« eine maßlose Wuth und wehe dem Kameels treiber oder Soldaten, der in derarti gen Augenblicken nicht auf seiner Hut ist. Das Gebiß desZ Kaineelg mit sei nen ini Oberkiefer sitzenden Schneide ursd seinen fürchterlichen Eitzähnem die mehr an die Reißet eines starken Riiiibthierc5, alg an Gebißtbeile eines Miederliiuers erinnern, ist geeignet, die schrecklichsten Verletzunaen hervor zubringen. Die Knochen splittern zu weilen unter einem Kameelbisk wie Glas-, und Fälle von tödtlicben Vers wundungen durch einReitthier gehören bei den Kameeltorps durchaus nicht zu ten Seltenheiten. Zur Paarungszeit ist mit den Hengsten überhaupt nichts mehr anzufangen, um so weniger, als das Kameel bei seinen tückischen An griffen kaum je einen Unterschied zwi tcken Fremden und Dem Wohlthater macht, der es seit Monaten füttert und pflegt. Man kann um diese Zeit größeres Unheil gewöhnlich nur durch Anlegen eines Maultorbes verhüten, dessen Zwang aber natürlich ander seits nicht danach angethan ist, die Laune des ungebärdiaen Thieres zu verbessern Daß das Reiten aus einem Kameel schon unter gewöhnlichen Verhältnis sen nicht unter die irdischen Vergnü gungen gerechnet werden kann, weiß man aus den übereinstimmenden Be richten ialpllaser Reisender, die sich nur mit gelindem Grauen ibrer ersten Ver suche erinnern konnten. Das Schlin gern und Stampsen eines Schiffes aus bewegter See ist ein himmlicbes Wie gen im Vergleich zu dem unre Ielmäszis gcn hinundbers und Ausundniederges marsenwerdeu in einem Kamrelsattel Für den aeübten Reiter, der schon ge lernt hat, sich zu halten, wird die Sache etwas erträglicher, sobald es erst einmal gelungen ist, das Thier in jenen slotten und gleichmäßigen Trad zu setzen, in welchem es, ohne zu ermü den, Strecken bis zu 85 Meilen zurück zulegen vermag. Jn dieser Gangart schlägt es mühelos auch den schnellsten Renner unter den Pferden, der ihm zwar anfangs zuvorlommt, aber bei der überlegenen Ausdauer desKameels kald weit zurijclbleibi. Ein Thier von der Heirirasse macht im Nothsall ohne Ueberanstrengung 60 bis 70 Meilen an einem Tage, wobei es außer mit seinem Reiter auch noch mit demNahrungsi undWasservorraih für eine Woche belastet sein kann. kommt es aus dem Marsche aus ir gend einem seiner tausend unbegreif ilchen Gründe in Wuth, so verfällt es nnsehlbar in einen kurzen Galopp, der für den Reiter noch viel schauderhaster sein würde als der stelzende Paßgang, wenn er nicht immer nur vvn kurzer Dauer wäre. Erstens kann das Thier selbst ihn nicht lange aushalten, und kann liegt der Reiter gewöhnlich schon in der zweiten Minute am Boden. Die Abgewöhnnng solcher Galoppgelüste bildet darum auch den wichtigstenTheil der Kameeldressur. Der Tuareg, der diese Dressur meist halbwiichsigen Knaben überläßt prügelt sein Drom dar nach jedem Galoppversuch un barmherzig bis zur Erschöpfung, und als ein brauchbaresReittliier gilt auch in Indien nur einKameeL das nie eine andere Gangart als Schritt oder Trak kinschlägi. W Wen soll man heirathen! Diese Frage ist von allen lebenden Völkern verschieden beantwortet wor den, und wer von ihnen recht hat, bleibt wohl dahingeftellt. Jede Theo rie in Fragen so heikler Natur wird wohl zum Schweigen gebracht wer den, wenn das Herz spricht. — So sagt der Chinefe z. B» es igibt fünf Arten von Frauen, die man nicht hei rathen foll. Zunächst nicht diejenige, die aus einem Hause stammt, wo man die kindlichen Pflichten nachlas fIg ausübt, sodann keine unordentli liche; eine, die schon einmal öffent lich befchimpft war, eine, die eine Fa Inilienkrankheit geerbt und schließ lich, die älteste Tochter des Hauses, die ihren Vater verloren hat. —- An dere Völker fassen sich zu dieser Fra ae kürzer, die Slawen stellen als Re gel auf: »Hol’ dir die Frau aus der Nachbarschaft, die Gevattern von so weit als möglich« Der alte Deutsche dachte etwas derber über diesen Punkt und hielt als alte Regel den wenig poetifchen Spruch: ,,.fJeirathe über den Mist, so weißt du. wer sie ift.« Oder auch: ,,Kaufe Deines Nachbarn Rind und freie Deineg Nachbarn Kind-« In Jtal ien und Spanien gilt derselbe Grundsatz. »Wer in die Fer ne geht, um zu heirathen, will ent weder betriigen, oder wird betrogen.« Der Toskaner sagt: »Wer sich die Frau ans fernem Lande holt, hat oft für die neuen Verwandten Ausgaben zu machen-« Der Franzofe wie der Serbe faatz »Wie die Mutter-, fo die Tochter.« Als Haiiptrichtfchnur bei der Wahl des Mädchens wird überall empfohlen, auf ihre Familie zu ach ten, und die meisten Völker sind der Ansicht, daß namentlich die Mutter dabei entscheidend fei. Die Meinun gen, ob man der Schönheit weg-en heirathen foll oder nicht, sind getheilt. Der Spanier sagt: »Mein häßliche-» Miidchen und keine grobe Goldm beit.« »Nicht um eines Hauses-, noch nm eine-Z Weiniseraes willen nimm eine Frau, die einem Affen gleicht«, und »Nicht so schön, daf; fie tödtet, und nicht fo häßlich, daß sie er fchreit.« Der Litaner dagegen warnt nnd faat: »Mit dein-er Frauen-Schön heit wirst du dich nicht zudecken« Denn Schönheit ist zwar mächtig, oder wie es im Sprichwort heißt: ,,Sch·o"nheit zieht mehr als Ochsenss aber sie ift vergänglich und —-- kein Brot! Freie-II In Rechtssachen soll man nicht sei nen gesunden Menschenverstand fra gen, sondern Juristen. si- ss si· Allen qefällige Menschen sind wie ein ansdringliches Parfüm ik ie- si Lieter einmal betrogen werden, als immer misztrauen. sit III I Je leiser der Flug, um so gesäbelt cher der Raubvogei. II- Iis L Stille Wasser sind tief — aber nicht immer ruhen Perlen aus ihrem Grunde. Di- ss· III Wenn sich einer nur entschlossen, in einen saueren Apfel zu beißen, bat et ihm hinterher oft noch geschmeckt.