MS Land. Mke von hedwig Ste Han. «Vst, hast« sagte Herr Richard sehtinger und rieb sich mit Daumen nnd Zeigesinaer kräftig den Nasen räelzen — — ein Zeichen, daß er mit seinem inneren Gleichgewicht nicht ganz in Ordnungs war. «Wai denn, bm, hm?« fragte Frau Ernestine merklich ungeduldig· »Wenn man Verwandte aus dem Lande bat, dann sinde ich es aanz selbstverständ lich. daß man irn Sommer aus ein paar Wochen hinsäbrt!« .Na ja, na fa, Tinchen —- aber ich alaube, du machst dir von Tante Ernswi Unwesen eine völliq falsche Vorstellung! Es ist doch nur ein Bauernaut, und Kurzkes selbst sind Hang einsache Leute — und — —— —« »Aber, lieber Richard!" Frau Erne ßine unterstrich jedes Wort dreimal. .Dast ich da keinen Geroaiö bekom sen werde und keine Hummermauonsi naise, das weiß ich ganz allein —i aber es aiebi doch srische Eier, schöne’ Butter, Milch. Geflügel, Obst —- ——» das wäre ja schlimm, wenn man’s dabei nicht aushalten solltet " Sie schwieg etwas außer Athem,» und Richard benutzte die Gelegenheit unt schnell ein All-er —- —'« einzu-; werfen. ! Indes Frau Ernestine zoq ein Schmollmäulchen und meinte, sie würde ibn kein bischen mebr lieb ha ben, wenn er nein sagte. Und da Vehringers die einiäbrige Mel-erlebe ihres bochzeitstaaes noch m sich hatten. so erlediate sich die Ungelegenheit obne weitere Schwie rigkeiten. ———————— Es war so infernalisch beiß, daß die Tauben gebraten aus der Lust beruntersielen « Wenigstens behauptete das Frau Fruesinr. die stöhnend und scheltend In einen-. oollaepsropsten Abtbeil drit ter Masse saß und ihren Gatten ille skinf Minuten fragte, ob sie denn noch nicht da wären. Endlich, endlich — Ernestine lag schen aanz apathisch in ibrer Ecke — war das Ziel, Hoden - Beesekow, er reicht. Richard hatte noch bei der Gedäc abserttguna zu thun, und so schleppte ßch«denn Ernestine mühsam mit den zwei handtaschen bis zum Ausgang, wo schon ein kleinesprank wartete· ·Na. Tante Einn! hatte auch sür sorgen können aß der Kutscher etwas anständiger aussieth" dachte Ernestinr. während sie ian die beiden Taschen berausreichtr. »Hier nehmen Sie mir das mal ab —- Sie sind doch von Weder-Beete sowi« In diesem Auaenblick trat Richard, aesolgt von Gedöckträger an den Wagen und streckte dem Kutscher die Hand bin. «Guten Tag auch, Frieer ch. Wie aeht’5? Alles rot-bit Mit meiner Frau bast du ja schon Bekanntschaft gemacht wie ich schel« Ernestine war blutroth aeioorden. .Uch ich —- ich dachte —- ich wußte ia nicht —- bitte, nehmen Sie mirs nur nicht übel —- —« .J was« sagte Vetter Friedrich ge miitblich »Was die Damen aus der Stadt sind, mit denen muß man S so aeiau nicht ne -men! Steigt man im mer aus, herrschasten!« Ziemlich pitirt liesz sich Ernestine in den Waan helfen. Wenn dieser inmdatbische Vetter ietzt blos tüchtia drauflossahren wolltet Denn lanae hielt sie es unter keinen Umständen aus, bier aus der karten Holzbank zu schmorent Jndeß, taum mahlten die Räder in der Letnichaussee, als Vetter Friedrich die Zitgel sestband und sich, während der Gaul in aemächlichen Trott ver fiel, aus dein Bock berumdrebtr. «So, Richard, nu könn’ wir uns in akser Ruhe was erzählen —- die Liese sindet den Weg schon allein!« Ernestine versuchte, den Redseliaen ein daarmal mit Bemerkunan iiler die unerträgliche Hitze zu unterbre chen, in der stillen hoffnung, daß er daraufhin etwas sorscher zufahren würde. aber Gott bewahre! Er meinte nur sehr aleichmiitbiq: »Ja, es ist ne bischen was beiß, aber dadran ge wöhnt man sicht« — Endlich —- ei dämmerte bereits und Ermitine standen die·Tk-ränen iebr sahe — kam in der Ferne ein Kirch tseurin in Sicht, und zehn Minuten später hielt der Wagen vor einein breiten hause. Im selben Augenblick trat eine äl tere Frau aus der Thiir und be W die Inkommendeii freundlich MI »Na gu'n Toq auch zufammen! Denn man gleich rein —- sie matten schon alle mit ’kn Essen!« - Damit schob sie sie vor sich her über den Flut und in eine große, niedrige Stube, die ganz voll Menschen und Tabellqualm war. Im Nu hatte man Erneltine von ihrem Mann ge trennt und redete von allen Seiten qui sie ein in einem Platt, von dem sie sein Wort verstand. halb betäubt knickte sie schließlich auf einem Stuhl zusammen und kam i ertt wieder zu sich, als ihr Nachbar, : der furchtbar nach Thransttefeln roch· - Dr eine Schüssel unter die Nase hielt catfejt fuhr sie zurüx Ein glü dhetset, gelblicher Brei dampft· entgegen —- und davon sollte si· fest roo ihre ganz-e Seele nack f « .etstalten Eitrvnenlimonadc « ablehnend schüttelte sie der t sanf, aber da rief die Jante Einma aner iiber den Tisch bei-älter .Ra. Timäu. man nich zieren! Das is hier nicb Mode! Ei is dir was nich fein Wai Was blieb der arm-en Erneftine übrig? Sie tbat sich ein paar Löffel voll aus nnd schluckte mit Todesvers achtung. Aber die Luft in dein mus figen Raum. die vielen Leute, der Rauch, die Ibranftiesel — — es ging über ibre Kraft. Sei-wankend erbob sie sich. »Liebe Tantie, entschuldige — mir » ist nicht aanr wobl —- ich möchte —« Richard sprang ebenfalls auf, mit » besorgt-m Gesicht. »Ja, Tinchen kann die hibe nicht« vertragen, Tante —- und dann die lang-e Fahrt — es ermüdet dach! Vielleicht zeiast du uns unser Zim mer, nicht wahrli« »Gott, was die Städtschen vimp US sind«, sagte Tante Emtna miß billigend· »Na. dann kommt man mitt« Es sing wieder über den Flur und eine steile Treppe hinauf. »So, das is euer Logirzimmer!« sagte die Tantr. »Und nu fckzlast auch recbt wcb1.« Das .Logirziminer« war ein Käm mercben von ungefähr zwei Meter Breite mit schräge-n Dach und ein paar Fensterluben Einen Augenblick stand Ernestine starr und stumm —- dann brach sie in beftiaes Schluchzen aus-. .Das —- das ist doch Seine Stube — das ist ja ein Loch! Da erstickt man ja drin! Und die Betten — sieb docb bloß —- iv dick und schwer wie die Mötzel Und da —- da soll ich drin schlafen ——! Es dauerte geraume Zeit, ebe sie sich mit vielen Arbs und Obs ent ichloiz die Bettenburg Zu besteigen. Aber leider sollte die Freude nicht allzu lange dauern. Die Morgensonne erweckte nämlich etliche Bruminetz die an der Gardine aenäcbtiat batten und nun io nach driicklicb Erneftines Nase umschnürt ten. bis sie schließlich aufwachte Ihre Absicht, die Fenstervorbönae zu schließen, fcheiterte an der That sache. daß gar teine vorhanden wa ren. Sie versuchte nun, die Bestien mit der Hand zu erschlagen, erreichte aber nur« daß die Wassertaraffe in Trümmer aina« und Richard nanz verstört ebenfalls aus dem Bette sprang. L Als man turt nach Sieben unten anlangte, wirtbfchaftete die Tante bereits in der Kiicbe berurn »Na ihr Langfchliifer? Die an nern sind all feit Klock fünf aufm Felde!' rief sie band ibr Kopftuch ab und folgte Richard in die Stube. .Den Kaffee bab’ ich in t Schadl aeftellt — febr warm wird er well nich rnebr fein, aber das fchad’ ja nichts bei der hihe.« Dabei goß sie in die Tassen eine araubraune Fliifsiateit nnd schob Erneftine einen mächtigen Knubben Schwaribrot bin. » »Na lang auch tüchtig zu, Tim ten!« Erneftine sab die Tante an, dann das Schwarzbrot und dann wieder die Tante Ja — liebe Tante — ift nicht — habt ibr nicht— ich dachte — Sein Itse — —« Seininel!« Tante Emina lachte laut auf. »Me. Döchting, die bact ich für uns bloß mal zu de Feier . tage!« ; Erneitine schnitt ein Gesicht, nabrn sein paar Schluck von dem laut-dar ; men, start nach Zichorien fchrneckenden i Getränt und war feft entschlossen, sich zum Frühstück mit einer größeren Anzahl frischer Eier zu entkchädigea Die Zeit bis dahin mußte sie mit Milchabrabmen zubringen, denn die Tante meinte, sie bötte ja abnedies nichts zu thun und tönnte sich ern ein bischen nütlich machen. Ri ard batte sie aus dein gleichem Grunde zu Friedrich aufs Feld aefchicki. Als Ernesiine mit steifen- Hals und fchmerzendem Niicten endlich ent rann, um sich etwas zu erboten, ging gerade die Magd mit einein Körbchen voll prachtvoller Eier an der Milch tarnnier vorbei. Erneftine bielt sie an. »Ach, warten Sie mal, davon möcht’ ich mir aleich ein paar zum Iriibftiick tochen lassen!« Aber aanz ängstlich zog das Mäd chen den Korb wieder zurück. »Okt- nä, och nä — die sen nich tukn Essen —- die sin bloß zum Ver töpen! Do is de Frau arg drusp Getnickt schlich Etnefttne in die Wohnstube und schnitt sich ein Stück chen von dem unouigebackenen Schwarzbtot ab. Dann gtna sie in die Küche. wo das Mädchen am herbe neben einem Ton von riesigen Di mensionen stand und sie mißtkauisch ansah-· »Na. Riese, oder Mine — was to chen Sie denn heut’ Schönes zum MittIgW »-Sunttuut mit Plumm’!« lautete die latonifche Antwort. Sen-erkennt mit BackpfloumenL Ernestine mußte sich rasch auf die Bank fetten, so fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Dann fragte sie zaghaft »Sogen Sie mo-! — junge Hühn chen oder fowas — das — das kommt wohl gar nicht so oft auf den Tischt« Das Mädchen verzog den Mund zu einm breiten Geiste-h »Sieh nä! Mee dont dieses-hu man einen W hners . Nettchtens do wqteti Tüttetn mit Speck nnd Grilie un W — blos wenn de iung' here nach - Beesetow sabren dnbt. das er me en Hammelten mitbringt. Da essen iner denn so ’ne Woche dran!" -·— — l Schaudernb wandte sich Ernestine ; ab und tebrte in die Wohnstube zuriici. Jndeß der hunger plagte sie immer heftiger, und so beschloß sie denn. in den Garten zugeben und alles Eß bare zu vertilgen, aanz gleich. ob es die Tante nun zum Einmachen oder zum Ver-laufen bestimmt hätte. » Dort binter den Ställen mußte jaj wohl der Eingang »zum Garten sein» —- sie öffnete eine Gitterthiir und schritt nachdenklich über den granse ivachsenen, umzöumten Plat, der an scheinend zum Bleichen oder zum Trocknen bestimmt war. Aber plötzlich blieb sie stehen. Ein mertwiirdigei Schnaufen nnd Benin men war an ibr Obr aedrungen Sie sah sich um — und da — da. grund aiitiaer Himmel« da stand ja in der Ecke ein ariißlichei schwarzes Thier —7 das — das rvar ein Balle, der die Menschen aufspiesit und in die Lust schleudert — — o Gott — o Gott! Sie rannte mit wantenden Knien zur Thiir zurück, aber ibr Mitteln und Zerren war vergeblich, und fest kam auch schon das furchtbare Thier binter ibr ber! In Todesangst sprang sie zur Seite und lief laut schreiend am Zaun rntlana — schon meinte sie die spitzen Hörner des Stier-J in ihrem Rücken zu sviiren —- — aber plöslich —- rief da nicht eine liebe bekannte Stimme: «hier. bier?'· Sie drehte sich um —- die Tbiir war otsen. und in der nächsten Minute lag sie zitternd und schluchzend in sites Mannes Armen. .O Richard —- der Brille! Und — nnd das —- Sauertrautl Mit Mau men. Richard! Und eine ganze Woche lang hammelsleischt Wir wollen fort, Richard —— gleich —- aus der Stelle —— teine Stunde bleib ich nie-let biet —— hörst du, Richard-Zw »Aber Tinchen! Wir wollten doch vier Wochen — —« . »Richer! Wenn du mich noch ern aanz klein wenig lieb hast —- ——— ——« Alles Zureden half nichts —- — auch nicht Vetter Friedrichs unter dröhnendens Gelächter abgegebene Ver sicherung, baß der Balle eine ganz harmlose Kuh gewesen war. Erne stine bestand unter Tbriinen daraus. noch vor Tisch abzufahren. troh des höchst beleidigten Gesichts von Tante Einma· die ziemlich deutlich so etwas wie: »Alberne Gunst« brummte. Nachdem Ernestine dann aus dem hohen-Beeselower Bahnhos ein Beei steat. eine Portion Nührei und zwei Schintenbrödchen verzehrt h.itte. hielt sie reumiithig Richard die band hin. »Sei nicht böse, Schad! Ich wills auch ganz und ganz —- und ganz ge: wisz nicht wieder thun!« Und Richard drohte ihr lachend mit dem Finger und sang mit halber Stimme: « Aus dem Lande möcht' ich le—ben —- aui dein Lande ist'5 so—o———o——o schön!« — »Aber-« So unschuldig das kleine Wörtchen »aber« aussieht, so schlimm und ge waltihätig lann es sein, so viele Wünsche durchtreuzem zuerst einen trügerischen hoffnungsschimmer er wecken, um desto bitterer das Bewei nen fühlen zu lassen! »Ich möchte dir gern helsen, aber es geht nicht an! Ich wollte gern deinen Austrag aus führen, aber Zeit und Gelegenheit dazu fehlte! Jch würde dir rnit Freu den deine Bitte erfüllen, aber dies steht nicht in meiner hand!« u. s. w. Wie viele böse.,aber« mischen sich den ganzen Tag nicht nur in unserer Rede« sondern besonders auch in unsere dandlungjweise und gleichen den ge siihrlichen Insekten, die so klein und kaum sichtbar sind, und doch so schlim men Schaden anrichten können. Nicht jedes »aber« ist nothwendig; guter - Wille, Dienstsertigteit und Obsersreu idigteit räumen manches »aber« aus s dein Wege, über welches wir sonst als Stein des Anstossei stolpern und da bei andere verlehen Es handelt sich ost nur um eine kleine Gesölligteit, um einen unbedeutenden Dienst, sur uns, iit’s tein Opfer, warum den Wunsch nicht erfüllen? Warum uns mit »aber« entschuldigen, wenn ei sich darum( I handelt, Fehler und iible Gewohnhei ten abzulegen? »Ich möchte inich gern bessern, »aber ich kann nicht«, beißt es so ost. Wo aber ein sester Wille ist, da ist auch eine That, und wenn inan erkennt, was gut und recht ist, so soll kein Schranken und Zaudern, tein »wenn« und »aber« uns davon abhal ten, das Böse zu unterlassen und das Rechte zu thun. vie sei-mo- sn same-. Der Bericht der französischen Ta batregie gibt einen interessanten Ueber blick über den Tabationsiun der Fran zosen. Jn dem vergangenen Jabee wurden in Frankreich nicht wenin als 100 Millionen Dollars siir Ta t ausgegeben. Der Reingewinn der Monopoloerwaltung ist außerordent lich hoch, rund 77 Millionen Dollars. Aus den Kopf der Bevölkerung in Frankreich entfällt eine Ausgabe iiir Tabat von 32.60, von» denen etwa 3240 in die Staatskasse sließern Der Ciaarettenderbrauch tin Fabre IM erreichte die ansehnliche hohe von 15 Millionen Dollars. Der Unesa an cisarven betrug M Millionen tsc. MDek AWte ai- Schüsse. Fheiteres aus einein Berliner Gericht. s — ’ Unsere Justiz arbeitet bekanntlich nicht nur fteti richtig und korrekt, son dern — nach Ansicht wenigstens der Juristen —- auch gut und schnell, mag so mancher Prozeß noch so lange sich hinziehem Besonders in Strassachen pflegt die Schnelligkeit mitunter sogar einen Retord zu schlagen. Wer da weiß, daß so ein oielgeplagter Berliner Schöffenrichter oft seine 40 bis 50 Strassachen an einem Tage zu ent scheiden hat, der wird sich nicht wun dern. wenn er hört, daß da mit einer Schnelligteit gearbeitet werden muß, die einen Vergleich nur noch mit ders Tresfsicherheit, Trefflichkeit und un anfechtbaren Güte der gefüllten Ent scheidungen aushalten kann, und der darf sich auch nicht wundern, wenn da hie und da einmal etwas passirt, was nicht einmal in der eigenen Straf prozeßordnun , die so mancher Stras richter im Lasfe der Jahre sich gebil det hat, eine Stüye findet, geschweige denn in der, an der wir seit 1879 noch immer tranken. Und so wird man denn das folgende Geschichtchen, das kürzlich vor einem Berliner Schwen gericht sich ereignet hat« mit Milde und oerständnißvoller heitetteit ausneh men. Wieder war es ein heißer Tag für unsern Amtsrichter. Keine Minute durfte angesichts des großen «Speise: zettele«« der Terminslifte, verloren gehen! 9 Uhr Morgens. Die Sitzung soll eben beginnen. Doch da fehlt zum Entsesen des hohen Gerichtshoses ei ner von jenen beiden Männern aus dem Volle, welche in ihm das Laien element repräsentiren sollen. Ohne ihn kann zur Ahurtheilung all der zahlreichen Sünder natiirlich nicht ge schritten wirdern Ein hilfsschöfft ist natürlich nicht bestimmt; einen solchen auszuloosen, ist, wenn auch umständ lich. schließlich erwägenswerth ob aber auch praktisch und ersolgsicher, immerhin zweifelhaft, da es ja nicht immer ganz leicht ist« ihn auch sofort zu —- finden und heranzuhoien Der Gerichtsdiener läßt daher seine Kom mandoftimme erschallen, an der man sofort den »treugedienten« preußischen Militiiranwörter erkennt, der Richter eilt ins Berathungszimmeu überall schallt und hallt es wieder: »Dur« — nennen wir ihn »Lehmann!« Die Ner oositiit des Nichters wächst, je weiter der Zeiger der Uhr vorriiekt, und auch der Gedante an eine rächende Ord nungsstrafe für den Schöffen Leh mann. der ohne genügende Entschul digung sich zur Sißung nicht rechtzei tig eingefunden hat lkä 56 Gerichtsver fassungsgeseßes), kann sie nicht de schwichtigen. Da eben tritt in den Zuhörerraum ein Mann und alsbald hört er seinen Namen. Er meldet sich. Große Freude am Richtertisch. Der Sorge und Unruhe de- Warteni wähnt man sich enthoben. Der Rich ter ruft herrn Lehmann zu sich mit hastiger Eile: »Warum haben Sie sich denn nicht gleich gemeldet? Warum sind Sie nicht früher getommeni Wa rum find Sie denn erst dort hinten hingegangeni Schnell, schnell, wir ha ben keine Zeit! Beeidigt sind Sie wohl noch nichti heben Sie die rechte hand hoch und schwören Sie den Schösfens eid . . . . (Geschieht). So, nun neh men Sie hier Plaßt Wir haben schon sehr viel Zeit durch Sie verloren, ich weiß gar nicht, wie wir heute fertig werden sollen! Gerichtidienert Schnell die erste Sachet« Das alles war das Werk weniger Setunden. Unser «Schiiffe Lehmann« wollte zwar wie-. derholt etwas erwidern, der Richter! aber ließ ihn nicht zu Worte kommen: . »Ja ja, ich weiß schon, Sie sind ent schuldigt!!" Die Hauptsache war fiir ihn gewesen« daß jener seine Frage, oh er schon vereidigt sei, verneint hatte. Alles andere interessirte ihn nicht mehr, fiir ihn war es das«Wichtigste, dasz er seinen zweiten Genossen gerun den hatte und nunmehr verhandeln konnte. Der »Schösse« Lehmann also waltete nun wacker seines Amtes und schließlich mag er wohl geglaubt ha ben, daß so alles in bester Ordnung sei. Eine Sache nach der anderen wird erledigt. Da rust denn der Gerichts herold eine weitere aus: «Contra Mül ler und Genossen!« und rapportirt so dann: »Den Amtjrichter, in dieser Sache sind nur die Angetlagten Mitl ler und Schulze erschienen, der dritte Angellagte Lehmann ist ausgeblio ben!« Oben am Richtertisch ist inzwi schen einer etwas unruhig geworden. Der alte Fundamentalsag: Niemand tann Richter in eigener Sache sein!« versehlte, offensichtlich anch aus unse ren «Schössen« Lehmann seine Wir tnng nicht« Und so erhob und rang er sich zu dem Betenntnisse durch, er sei der vielbegehrte Dritte im Bunde jener zwei aus der Bant der Ange llagten. Und slugi stieg er hinab vom lurulischen Sessel zum etsenumgitter ten Raume und ward zum Obielt der Verhandlung. Tableaul Alles war Indust, am meisten der Richter, aber so sehr er auch zürnen mochte, den innwand seines verflossenen Schössen lund Heisisers vermochte er nicht zu rtlckzuweisew daß er ihn ja gar nicht erlt habe erwidern lassen nnd er, der Fremdling im Mkslaah geglaubt habe, so schnekl als möglich alles than zu mitssen. spat der Richter ihm he-» fehle! Und auch der Richter konnte fiir sich eine Entschuldigung finden denn » rote sollte er denn in dem großen Ber iltn alle seine Schössen kennen, zumal ;da er vielleicht ielhst diese Schössen gerichtsabtheilung eben erst übernom-! men hatte. Man machte daher schließ- l lich gute Miene zum hölen Spiel Die allgemeine Heiterkeit, die der Vorfall ausgelöst, erhöhte sich ahe- noch ist-! nun ein Brief nebst ärztlichem Attest von dem wirklichen Schötfen Lehmann einlief, der dessen Ausbleiben entschul digen sollte. Das Schlimmste war für den Richter wohl der Gedanke, lo ganz vergeblich gearbeitet zu haben; war ihm doch die Zurückweisung sämmt licher unter Mitwirkung des Sol-öffen Angeklagten Lehmann ahgeurtheilten Sachen an ihn. die Vor-instanz. sicher! Großmutterfreuden. Humorezle von Lina Sommer. Sie hießen Leopold und Theodor, wurden der Kürze halber Leo und Theo genannt und waren zwei urroiichs sige ler.-igesunde «Jch-Menschlein'· von suns und sechs Jahren, die sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lie ßen. Ihre Eltern machten eine tleine Reise. und, um den Dauihalt und die Enlel zu versorgen, tam die Großmut ter zu Besuch. Sie war eine einfache, orattische Frau — ohne jegliches Ver ständnisk siir »das Jahrhundert des Kinde-« — und hatte mit Leo und Theo —- die ihrerseits absolut lein Verständniß siir den tategorischen Im perativ des vorigen Jahrhunderts zeig ten —- ihre liebe Noth. Eines Vormittags, ei regnete wie mit Kannen — hatte die Großmutter nöthige Einliiuse zu besorgen, sie woll te die Kinder bei dein schlechten Wetter nicht mitnehmen, und damit die jun gn beeren nicht etwa ErlursionssGe liiite belömen, schloß die alte Frau die Korridor-Thiire ab Als sie zurückkam. war der Riegel innen vorgeschohen, und Leo und Theo erschienen triumphirend aus der Bild sliichr. Sie hatten aus einem Stuhl Posto gesaßt —- die Gardinen zur Seite geschoben drückten die Stumvts naschen an die Glasscheiden und riefen im InquisitopIom «Großmutter —- hast Du uns was mitgebracht?« «Jawohtck,e. aoch noch. guckt, des dhiit grad not sehle. wart'n nur, wann ich erei tumm, dann triegt Jeder vun Eich de Buckel voll Schläg.« «Grogmutter —- iitsch —— dann thun wir halt nicht ausmachen.« »Was-sich soll jo der Kuckuck hole — wollt Ihr seht glei die Dhiir us mache?« «Großnrutter, hast Du ith was mitgebracht?« Drohend erhob die alte Frau die hand: wie auf Kommando duetten sich die beiden tleinen beiden einen Augen blick, standen aber gleich ivieder in all ihrer Glorie da. und riefen: «Großrnutter, hast Du uns was mitgebracht?« Jeht ging der alten Frau das Ber stiindnisz fiir die Situation aus, mit Drehen war da nichts zu wollen —- sie verlegte sich also aufs Bitten. .Leo’che, auch Du bischt doch der Aeltscht und der Berichtäindioscht iveischt de. ich muß ietzt zu Mittag to che. es is io schun else vorbei ·— ich bact der auch ’n schöne Psannluche, jetztj mach mer doch die Dhiir us.« s Leo aber erwiderte, tiihl bis an-» Vers hinan: . »Groszmutter, hast Du uns was mitgebracht?« In beller Verzweiflung wandte sich die alte Frau seht an den Jüngsten. .Theo«che — Du bascht doch so e gut Dersel« guck. do draus schiebt dei alte Großmudder un bot batschnasse Füß, un sbolt sich amend noch die Schwpr over Lesbweb —- gelt mei Meiner-, Du willscht doch nit bawwe, daß die Groß mutter trank werd —- ießt sei Du doch so gut un loß mich erei!'« Aber auch dieserAppell nüste nichts, auch Eli-to war unerbittlich, er echote: «Großrnuttet. hast Du uns was » mitgebracht? Ali die alte Frau merkte, daß sie eber hätte einen Stein erweichen tön nen, als diese hartbetzigenBriider, bei sann sie sich anders. , »Ihr Buwe«, ries sie — »freilich hob ich Eich ebbes mitgebracht, schiebt doch e ängig Mel de Riegel zurück, dann geb ich’s Eich.« «Großniutter, wo bast Di« denn?« »Da drin, in mein Körwelche.« «Geoßniutier, zeig's doch mal.« MmmelXSappeelotPssoll ich ver leicht noch 'n heilige Eid drus schwöte —- des werd jo immer besser.« «Grosznmtter —- so —- ob web — Du haft getilgt —- ieht kommst Du in die höll’!« »Ja-i srog ich Eich Zum allerletschte Mal, wollt Jbr mich ieht ereilkrssr. oder ich geb us die Eisenbahn un sahe bääm?« «Großinatter — hast Du uns was mitgebracht?« Jett tapitulirte die Großmutter, mit Denkenden Schritten ging sie zum Konditor, and als sie sich dann wieder die Treppe berausschleppte, und von jenseits rnit der Frage: »Moßniutter, Mk Du unt was mitgebracht« em psangen wurde, streckte sie vollends die Wisse-ex bedingungslos hielt fee die beiden Zuckerdiiten zur iitigen Ein sicht an die Mast-If ben. woraus ihr dann, mit wahre-s Indianerses heul, die oerrtegelte Pforte fperrangeli weit geöffnet wurde. Miit-e und matt feste sich die alte Frau auf's Saphir, und in der Er -tenntniß ihrer Ohnmächtigleit liefen ihr die hellen Thränen aus den Au ! gen· Da kam Lea leise heutigefehlb l chen und sagte grausam: ·Großmuttet — Großmutter —- es hilft Dir alles nichts, Du lommfi doch in die Hölle!" Ver sahest-reiner sei satt-us Jn einer Plauderei über den Sul tanspalast Dolma-Baadsche erinnert ein Mitarbeiter des in Konstantinopel erscheinenden »Levant Herald« an die merkwürdigen Abenteuer Guatelli Pa fchas, eines italienischen Kapellmeii lters am Hofe des Sultans Abdul Am. Eines Tages pafsirte es Gua telli Bev — er war damals nur erft Bev -—, daß er im Palaste über einem Buche, das er vor sich liegen lah, ein ichlief Ali der Sultan ihn schlafend fand, wurde er so wiithend. daß er ihn aus dem Daufe jagte. Am nächsten Tage warf der arme Maeftro, auf die Gefahr hin. von den Hufen der laifer lichen Pferde zertreten zu werden, dem zum Selamil fahrenden Abdul Au eine Bitilchrift in den Wagen. Der Sultan lies; sofort halten, rief-Gua - telli Beu zu sich heran, überhautte ihn auf offener Straße mit nicht wieder zugebendenSchimpfworten und fchenk te ihm dann, um ihn wieder gu beru higen, 300 tilrkifche Pfund und ein urächtiges Haus. Einige Aber-de spä ter wurde Guatelli ins Schloß ge rufen: er follte dem Padifchah etwas oorfoielen. Es war 8 Uhr Abends. Guatelli begann zu spielen, und Abdul Aziz... fchlief und schnarchte. Der Jtaliener foielt und spielt, der Sultan aber schläft ruhig weiter, und Guatelli darf n icht aufhören, wenn es der Großherr nicht ausdrücklich befiehlt. Es wird 10 Uhr, 11 Uhr. Mitternacht. l Uhr, 2 Uhr, 3 Uhr. Die Kerzen in den Armleuchtern brennen eine nach der andern herunter, undGuatelli Bet foielt noch immer, während die Witt denträger des hofes ftehend einfchla fen . .. Wie mit hämmern fchlägt der Pianift mit den Fäuften auf die Ta ften——ganr umfonft. denn Abdul Aziz fcheint überhaupt nicht mehr aufwa chen tu wollen. Endlich, gegen it Uhr. öffnet er langsam die Augen« fchaut aäbnend um. sich. bemerkt die blassen und übernächtiaen Gesichter der höf linae, wirft einen Bliet auf den wie verblödet dreinfchaeunden Maoierloies ler und begreift. Er fleht auf, nähert sich dem unglücklichen Maeftrd. ftrei chelt ihm freundlich die Wange und laut: «Genug fiir heute, lieber Pa icha!« So wurde Guatelli Beh zum Pafcha befördert. -—-—..---« Ist-ker- Druckfehler-. Sie hatten sich durch die Zeitung kennen gelernt, auf der kurzen hoch zeitsreife aber gleich liebgewonnen. Jhm war übrigens alles recht —- nur nicht das Essen in den Gafthöfen. Als fte in ihrem heim landeten, war fein erfter Wunfch, ein von den hän den feiner Frau bereitetes Mittags mahl zu genießen. Und das Mahl kam — aber es war kein Genuß! — Er konnte das auch nicht überwinden und machte mit umwiflkter Stirn die Bemerkung: »Ja. liebes Weibchen, in der Annonee, die uns zufammenges führt« las ich doch, Du hättest die Kochfchule abfolvirt!" Zitternd und bangend erwidert die junge Frau: »Das war ein Druckfehler Jch habe die Hochfchuke abfoldirt!« Der Lust-b « — »Das rann ich die sagen, in deinem Alter habe ich keine Cigaketten ge taucht.'· Recht haft du gehabt, Onkel! Ci gakken sind mit schließlich auch lieber.« Ist-sicht hett: »Mein Fräulein, darf ich Ih nen meinen Arm anbieten?« Dame: .Danke sehr, habe fele z to e i!« scharf-. Rath Czum hüstelnden Mantiss-up Ich möchte Sie etsuchem »Y- Ut kauvsgetuch schaff-ich einzuer ek