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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 16, 1909)
Uebraska Staats-Anzeiger und Ilseroldx F Jahrgang 29« Grund Island, Nebr» »z. Juli 1909. Zweiter (Theil.) Nummer 47. Vu Abendstimnuth Dämmer-m noch ein bleicher Schimmer Milde blickt herein zu mir; Lautlos stille ist’g im Zimmer — — Ferne tönet ein Klavier. Tiefe Ruh’; kaum zu vernehmen Eine alte Weise klingt Von der Liebe Lust und Grämen — Plötzlich mich ein Weh durchdringt! Doch, was mir fo nahe gehet. Jst die Melodie wohl nicht! Nut, daß sie so leise wehet, Schon im Windeshauche bricht! Fast mich dünlt, es sei aus weiten Fernen dies ein Glückesgrufz, Der in meinen Einsamkeiten Bann nnd dumpf oerzittern muß . . .. SilbernageL Siege von Hermanntdesse Mein Frsnsid Konstantin Silber nagel sta» Zt allen Mädchen der Nachbarschaft aut, aber er hitte keinen Schein Wo er eine ftehen und aeye sah, war er mit einem Gruß, mit ei nein Witz oder mit einer Freundlich teit und vertraulichen Necterei zur Hand; nnd die Mädchen standen drein, sahen ihm nach und hatten Wohlgeial s len an ihm: Er batte jede von ihnen haben können, aber er wollte nicht. s Und so oft in der Werkstatt von Mäd- ; chen und Liebesgeschichten die Nebel mar, zuckte er die Achseln, und ioenn’ ihn ein-er von uns Mitgesellen fragte.’ was er davon halte, lachte er und meinte: Nur drauf los, nur draus los ihr »chleeler! Jch erlebs noch, » daß ihr alle heirathet.,,Ja,warum1 denn nicht«, rief da mancher, »iit denn Heirathen so ein Unaliiet?" »Kannst ja proviren. Aber ichs nicht. Ich nicht!'« Wir lachten ibn oft! darum aus namentlich weil er ja tein Weiberseind war. Einen Schatz k-,atte! er freilich nie, aber wo im Vorüber- » gehen ein lurjes Geschäften ein leichtes Sugreifen und ein schnell gestohlenerf Kuß zu haben war, ließ der Silber- l nagst sich nichts entgehen. Auch glaub ten wir nicht fehlzurathem wenn wir dnnahmen er habe irgendwo in Der Ferne ein Mädel sitzen und werde nohl der erste von uns sein, dem es sum heirathen reichte. Denn er ver diente aut nnd tonnte Meister werden, sobald er wollte, auch ikieß es, er habe ein settes Spätlasfenbuch Im übrigen war Konstantin ein Mensch den alle aern hatten. Er ließ es uns nie merken, daß er geschickter ivar und mebr verstand als wir Kol legen: nur wenn einer ihn um Rath fraate half er aern und griff mit su Sonst war er wie ein Kind, leicht zum Lachen zu bringen und leicht iu riih ren, lannisch aber harmlos und ich habe nie gesehen, dafz er etwa einen Lehrbuben aeschlaaen oder unaereckter weise angeschnauzt hätte Damals glaubte ich noch, es m derl Maschinenschlosserei zu etwas Rea; ; tem bringen zu können, und so schloß ich mich Immer an denSilbernagcl an, der an Begabung und Erfahrung cllen Kameraden weit überlegen war und esJ wohl auch leicht mit dem Meister aus genommen hatte. Wenn man ihn ar leiten sah, dann gina einem reibt die. Lust am Handwert aus, so leicht und fröhlich und unfehlbar ging ihm alles von«der Hand. Ertatte stets nur sein-. Arbeit zu machen, bei der man nicht schlafen und nicht dösen tann und immer alle Aufmerksam-en beisam men haben muß, und er hat nie ein Stück verdorben. Die nteiite Freude hatte er am Montiren neuer Maschi nen; auch solche Konstruktionen, die er noch nie selber gearbeitet hatte, brachte er zusammen und in Gang wie ein RinrerspieL und dabei sah er so edel und besonders aus, daß, ich damals zum erstenmal recht beariss. wag das beißt, daß der Geist den Ztosi be-; herrscht, nnd das-, der Wille stärker ist als alle todte Masse- l All-nötig denn entdeckte ich auch, baß mein Kamerad Konstantin sich nicht mit der aufgetragenen Handar beit begnügte. Es siel mir aus« daß er zu Zeiten nach Feierabend ver schwanden war und sich nirgends zeig te, und bald lam ich dahinter, dass er dann in seinem aemietheten Ziürlein in der Sensgasse saß und ieichnetr. Anfangs meinte ich, er wolle sich üben und die Abendschultiinste nicht einw sten lassen, aber dann aina ich einmal bin, und da sah ich »sama« dase er am Lösen einer Konstruktions-Aus gabe war, und als ich weiter redete nnd staate, ersubr ich bald von ihm,« daß er an einer Erfindung arbeite. Seitdem ich das wußte, tam ich in ein; vertrauliches Verhältniß zu ihn-, und; nach etni er Zeit rannte ich alle seine’ Geheimni e. Er Hatte zwei Maschi nen erfunden, von denen eine erst aus been Papier-, die andere auch schon int» Modell fertig war. Es war ein Ver-l , gniigen, seine Zeichnungen anzusehen, so tadellos sauber und scharf waren sie ausgeführt Mein abendlicher Verkehr mit Kon stantin erlitt eine Unterbrechung, als ich im Herbst die Franze Brodbeck ten nen lernte und ein Verhältniss mit ihr anfing. Damals fing ich wieder start zu dichten an, was ich seit meiner La teinschulzeit unterlassen hatte, und das hübsche leichtsinnige Miidel hat mich mehr gekostet, als sie vielleicht werth war, obwohl ich noch mit einem blauen Auge davon kam Eines Abends, nachdem ich lange weggeblieben war. kam ich wieder ein mal zum Silbernagel auf seine Man sardenstube und sagte: »Griiß Gott« Da schaute er mich bedenklich an und wusch mir wegen der Weibergeschichte gründlich den Kopf, so daß ich fasti lieber wieder fortaelausen wäre. Aben ich blieb doch da, denn in seiner zor nigen Rede war etwas vorgekommen, was meiner jungen Eitelkeit gewaltig schmeichelte. »Du bist zu qui siir so ein Weib«, hatte er gesagt, »und überhaupt zu gut siir die Frauenzimmer Ein großer Mechaniter wirst Du nicht, wenn Du das auch nicht aern hörst. Aber etwas steckt iu Dir, das wird schon noch ster austotnmen, trenn Du ihm mit Lie beeaeschichien und dergleichen nicht selber dael Kreuz abdrehst.« Und nun fragte ich ihn, warum er eigentliche so grimmig auf Liebe und Heirathen zu sprechen sei. Er sah mich eine Weile streng an, dann legte er los: »Das lann ich Dir gleich sagen, zum Erzählen ists zwar eigentlich nicht, es ist nur so eine Erfahrung oder eine Episode oder wie man dass heißt. Aber Du wirst es schon begrei fen, wenn Du nicht blos mit den Ohr lappen zuhörst Nämlich ich bin ein mal aansi nahe am Heirathen vorbeige ftreift, und von dein habe ich aus lang hinaus genug. Heirathen soll, wer will ,aber ich nicht. Jch nichts Ver standen? Jn Cannstatt bin ich zwei Jahre in Arbeit gestanden. War auch Gießerei dabei. ein schöner Betrieb und viel zu lernen. Kurz vorher hatte ich ein Maschinelchen erfunden, für Holzbear beitung, Zapsen, Spunden und der-« gleichen, ganz nett. aber es war nicht; praktisch, brauchte zu viel Kraft, undi da hatte ich den ganzen Kram wieder tiput gemacht. Jetzt wollte ich noch was Ordentliches lernen, und das that ich auch, und nach ein paar Monaten fing ich schon wieder was an- die kleines Waschmaschine dort; die wird gut. Da wohnte ich bei einer Heizerswittwr.s eine kleine Mansarde, und da bin ichs fast jeden Abend gesessen und habe ge-( zeichnet und gerechnet. Das war eines schöne Zeit· Du lieber Gott, was hats man sonst vom Leben, als dass man; schafft und aus seinem Kopf heraus. was in die Welt setzen lann? i »Aber im gleichen Hause hatte eine gewohnt« eine Näherin, die biesz Lene Kolderiinger und war eine schöne Fi gur, nicht groß, aber wohlgeschaftsen und nett. Die tannte ich natürlich bald, und weil es in der Natur so ist, daß junge Burschen gern mit Mäd chen einen Spaß haben, lachte ich ihr »in und taate rnr manchmal etwas Liistiaes« und sie lachte wieder, und es aina nicht lang, da waren wir aute Bekannte und hatten ein Verhältniss mit einander. Und weil sie ein an ständian Yliiidchen war uno mir nichts Unrechtes erlaubte, hinaen wir um so fester aneinander. Am Feierabend sind wir in den tlnlaaen spaiieren ar siangen und am Zonntaa aus einTors in’s Wirthssaus oder zum Tanzen. Einmal beim Reaenwetter tain sie auch tu mir in mein Stiiblein, und da kein te ich ihr meine Zeichnunaen zu der WaschsMaschinse und erklärte ihr al les, weil sie natürlich in solchen Za chen tuhdumm war. Und wie ich mit ten im Reden und Erklären und ganz im Eifer war, da sah ich auf einmal, wie sie hinter der Hand gähnte und aar nicht aufs Papier hinschaute, ions dern unter den Tisch aus ihre Stiefel. Da hörte ich plötzlich aus und that die Zeichnunan in dieSchublade, aber sie merkte aar nichts und fina gleich zu spielen und zu kiissen an. Das war das erstemal, dasi ich im Sinn brin nen mit ihr uneinia war und mich iiraertr. »Nachber dachte ich mir dann aber. warum soll das Mädchen sich um Deine Zeichnerei bekümmern, wo sie doch nichts davon versteht Nicht wahr? llnd da nahm ich mich zusam nxen, und es war auch wirklich zu viel verlanat. Nun, das war also gut. Sie hatte mich aern, und lang dauerte es s nicht, so sanqu wir an vomheirathen : zu reden. Meine Aussichten waren ja inicht schlecht, ich hätte es bald zum Aufseher bringen können, und die Lene hatte eine ordentliche Aussteuer : lsei einander und auch noch ein paar . hundertMart Etsparnisz. Und seit wir etnander das gesagt tten und immer ssteenger an’e Dochzetrnachen dachten, ( »sp- s ist sie immer zärtlicher geworden. etc auch ich hatte nichts anderes mehr Kopf als meine Verliebtbeit, »Ueber all dem Zeug bin ich natiik lich nimmer an’5 Zeichnen aekommeth weil ich die ganze Zeit bei der Lethe war, und den ganzen Kopf voll hatte von der Heiratberei. Es war auch ganz schön, und ich war recht glückli -, wie es einem Bräutigam ansieht, lie, mir Attsweis-Popiere aus meiner de - math kommen und wartete eigentlich nur noch auf mein-e Aufbesserung i Geschäft; die konnte nimmer lang au : bleiben, vielleicht nur noch vier ode sechs Wochen. · »So weit war alles in Ordner-K Bis die Ausstelluna eröffnet tout . O Sternsatrament, Junge! Es wax eine Gewerbe-Ansstellung, nur ziemt lich klein, und wurde an einem Son taa eröffnet. Von der Fabrik hatte ich eine Eintrittskarte gekriegt, und « die Lene batte ich noch eine dazu ac kauft. Wir hatten Ermäßianng. « rvar großer Klimbitm kannst Du Dir denken. Musik und Zpettakel und eine Masse Leute, ich habe dem Mädchen einen Zonnenschirm gekauft. aus ei nem Ztoff wie Seide, in allen Far ben, und da ainsaen wir herum und waren oeraniiat. Jm Freien spielte eine Militärtarselle auLs Ludwigsbur es war auch das schönste Wetter un alles voll. Später habv ich sagen hdk ren, sie hätten Defizit gemacht, aber das kann ich nicht glauben. »Wir liefen überall herum und sa ksen uns die Sachen an, und die Lene ist jeer Augenblick irgendwo stehen geblieben und ich auch. Da kamen wir an die Maschinen, uno wie ich die lebe, fällt mir auf einmal ein. daß ich so viele Wochen lang nimmer an mei ner WaschiMaschine aeschafft habe Und auf einmal packte es mich fo arg, daß ich am liebsten gleich im Augen blick beimoselaufen ware. Das kann man gar nicht erzählen, wie es mir zu Muthe war. »Komm laß die langweiligen Mu schinen«, sagte Lene und wollte mich fortziehen - « : »Und wie sie da an meinem Arme » giebt, kommt mir’S auf einmal so vor, »als müßt-e ich mich schämen, und als wolle sie mich von allem fortzerrem was mir sriikter lieb und wichtig gewe fen war. Ich ipiirte ganz deutlich, wie in einem Traum, —entwedet bei r.ttk-eit Du und qebst inwendig kaput oder Du gelift wieder an Deine Wasch Mafchine. Da sagte ich der Lene, ich wolle noch ein Weilchen hier in der Maschinen-Halle bleiben, da zankte fi: und aina dann allein weg. ,,Jawol)l, Junge, fo ift’5 und so war’s. Am Abend saß ich wie ein Wilder am Zeichenbrett, am Mann-i Morgens hab ich in meiner Fabrik aetiinoiat, und oierzebn Tage darauf war ich celson weit fort. Und jetzt wer den Maschinen gemacht, eine hab ich schon im Kopf, und fiir die da krick-X ichs Patent, so gewiß ich Zitbernaiek Z;eif3e.« W Eiszauber. · —«— Stizzc von s os es B u eh l: r n Die junge Frau ließ die Handarbeit und legte die steifzigen Hände, die nn eriikiidlich den ganzen Nachmittag iitser gestichelt hatten, in Den Zchoos3. Die Augen schmerzten sie ein wenig. Tag lani Von dem Zwielicht, das jetzt schon gegen vier Uhr einsetzte — Aus der Straßenseite gegenüber vzündeten sie bereit-J die Laternen an, nnd ihr heller Schein huschte iiber das Trottoir und legte sich vor die Fenster der Parterretoohnungem auc- deren Glas dsg- Leben der Gasse teilettkrte —- so tonnte sie auch nicht mit als-so luter Sicherheit feststellen, ob in den Ziminern eine Eigenbeleuchtung war, ob beispielsweise —- wie dunimkI Sie fühlte, daß sie über nnd iiber kvkh ward. — Und dabei sahen teine sorschenden Augen ioie sons« »in ihr herüber, drangen teine bittenden Fra gen in ihr Bereich —- wie sonst, wenn ihr Bis-achtet stundenlang sein Fen ster besetzt hielt, also daß sie nur zö gernd und ungern ihrem lleinen Jun Jgers nachschaute, der der Schule zu ’st:ebte — »Mutti, Fenster tuclen«, bat ier altiiiorgendlich — ,,Fenster tucten, Matti, bitte.« -—— Und sie wußte, daß sein Aiiiderherzchen schwer war, wenn sie esi unterließ: tvcnn sie den forschen den Augen auszuweichen versuchte und den bittenden Fragen teine Antwort gönnen wollte —- — Seltsam — als ihr Mann, ein mittlerer Beamter, vor Jahren einem Lukgenleiden erlegen war, dessen An fänge ans den schweren, aufreibenden tGrenzerdienst stammten, hatte sie ge irneint, niemals mehr einem anderen IMenschen gut sein zu können —- sie Jtvollte nur ihrem Jungen und seiner TErziehung leben — die kleine Pension Hermöglichte ter Vorhaben, sie und die paar Groschen, mtt denen man ihre; Kunststickerei und aparten Handar beitsentwiirse lohnte —- Und dank-? Wenn — sie meinte immer, es sei; schon eine Sünde und ein Verbrechen, einen solchen Gedanken überhaupt ais szudenken —- wenn sie nun wirklich necl einmal einen anderen Menscheni slieb gewinnen könnte —? Wie wür ’de der sich zu ihrem Bubi stellen? ihrem einzig-süßen Bubi? der an ihr Ihing —- mit einer solchen rührenden Treue, mit — ach Thorheit, ihm einen zweiten Vater zu geben, wäre ja Wahnsinn gewesen —- wäre — Sie sprang aus und hastete durch den kleinen Raum. in dem das Dun kel des Abends lag, das nur durch den Widerschein von der Straße er bellt wurde —- Und während sie von einer Ecke in die andere trippelte, preßte sie die kühlen, schmalen Hände an die Schläer und —- wie das brannte? wie das sengte!? Das kam von den sorschenden Augen, den bit tenden Fragen —- « Es hatte sich so einfach - harmlos entwickelt —: sie wohnten aus dersel-« ben Straße, sie sahen sich häufig; zu ersi zufällig, später öfters; dann hatte irgend ein Köter einmal ihren Bubi bedrängt, daß er stein- und beinerwei ein-nd ausgebriillt hatte —- und dann war er aus derThiir gehastet. just, als sie ebenfalls aus dem Plan erschienen war —- Na —- und dann waren sie elen ins Gespräch gekommen —- ein Wort gab das andere, und ihr Leben war rasch erzählt. —- Er war Land ivirth im Westpreußischen; er hatte Gliiit gehabt und ein paar Onkel be crkt; deren Ackerweiten hatte er los geschlagen und dasiir die seinen ausge breitet — nun wollte er in der Haupt stadt ein paar Monate lang Vorlesun gen hören, die siir ihn von Nutzen wa ren: praktische Uebunaen erledigen, die ihm bei der Bewirthschastung seiner Ländereien zugute kämen — Dann mußte er wieder zurück: sein Vater stand zwar seinemBesiszthum vor; aber dessen Hände hielten vie Zügel nicht mehr so straff, wie es wohl vonnöthen gewesen, und die Knechte und Mägde, mochten sie auch noch so diensteisrig und arbeitswillig sein, ließen zweifels ohne nach, wenn der eigentliche Herr in der Ferne weilte. So strebte sein Herz längst denSchollen ,iu, indeß sein Körper noch in der großen Stadt weilte — und sieh müde plagte. Das mit seinem Lernen war nämlich ein eigen Ding. Es ging nicht mehr so leicht weg wie damals, als man noch aus der Schulbank gesessen, und selbst da war er keineswegs einer von den riihrigsten und regsten Jungen gewe sen. Sie hatte mit Aufmerksamkeit zu gehört und manches verständige Wort eingeworsen: auch nicht gelacht, als er von seiner Wißbegierde und seinen Ausnahmesähigkeiten sprach — kurz und gut, ihm war warm und wole ge worden, und als sie ihn abermals ge stagt hatte, ob er denn keine Frau da heim habe, die nach dem Rechten sähe, da hatten seine Augen aufgeleuchtet, und er hatte langsam, jedes Wort mit einer eindrucksvollen Betonung erwi deri; »Nein, noch nicht. Aber es ist möglich, das-, ich mir eine Frau von hier aus mitnehme.« Und da seine Blicke über die Person, die er ineinie, leine Zweifel ließen, hatte sie sich rasch entfernt und, über und über ergliihend, in ihr Zimmer verkrochen, ihren Bubi in die Arme geschlossen und, während ihr die Thrsnrn in die Augen flossen, einmal über anderemal vor sich hinne murnielt « »nichi, mein Süßer, wir bleiben beisammen —!?- wir, du und deine Mutii, halten zusammen — gegen jeden, aegen ——« Und der Klei ne hatte die Aerinchen um sie geschlun aen und ebenfalls Zu weinen anaesan »ren: »Mutti, Mutti und Bubi — Vubi und Mutti«. . .. ian in diesem Sinne hatte sie eine essizielle Bewerbung beantwortet, die er nach ein paar Wochen« hilflos-, aber» ehrlich. ungeschickt, aber gutgemeinhx angebracht hatte —- sie würde sich nie? von ihrem Jungen trennen, deshalbl —- Ja, aber davon wäre doch auch gars keine Rede —- doch, doch: wenn sich ir- s gend wer zwischen Mutter und stinds schöbe — auch das sei nicht beabsich-j tigt; er hätte den Kleinen so lieb wie! sie —- Das seien Worte. Worte, schönes Worte — Nein, das sei heiliger Ernst» Das glaube er nur« ireil er sie gerns habe und turz und gut: er solle sie» allein und in Ruhe lassen, denn siel könne und sie wolle —- und dann hatte ; sie plötzlich ausgesrbluchzh und er wars gegangen, ohne Hoffnung ohne Trost; i traurig, geknickt; scheinbar gebrochen. ————————————— s Plötzlich stieg eine Angst in ihr hoch. I Die Uhr pendelte aus sechs an, und ihr Junge war immer noch nicht zu Hau e. Die Schule war doch um vier Uhr zu Ende? Wenn ihm nur nichts zugestoßen war? Wenn er nur nicht«-? O Gott, ihr Herz bubbertes und ihr Puls lief in schnellem Auf nnd Ab — Sie griff nach einem dicken Wintertuche und schlang es um die Schultern. Ob sie ihm entgegenginge? Ja, aber wenn er nun einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Und vor die Thür trate, die verschlossen war? Dann war sein Sinn beschwert, und seine Augen würden anklagend die Mutter suchen! Aber auf die Straße würde sie hinaustreten und sie zur Rechten und Linken hinunterspähen, vielleicht, daß ihre bangende Sehnsucht ihn heimwärts zog — Sie sah zu der ge genüberliegenden Häuserfront hinüber Nein, in seinen Zimmern brannte kein Licht. Der helle Schein war nur ein Reflex des Gaslichtes auf seinen Fen stern. Wenn er doch da gewesen wäret Sie würde bei ihm angepocht und ihn gebeten haben — sie würde —- ja, was würde sie nicht alles! Bei ihm, von ihm — dem wildfremden Menschen — Wildfremd2 Und wieder floß ihr al les Blut vorn- Herzen durch die Adern, daß sie schier überall von dem rothen Safte waren, der ihr Gesicht in Pur pur tauchte — Da, da —- gottlob, gottl —- Tritte anf der Treppe — Kinderlachen. Männerworte — Sopran und Baß in einem wundersanien Gleichklang — Männerlachem Kinderstammeln — ein Pochen —- die Klinke ging nieder, fund »Mutti, Mutti«, jubelte es ihr sentgegem und zwei kleine Aerchen um ifaßten ihre Knie — »Der Onkel hat mir Schlittschuhe geschenkt, und wir sind auf das Wasser gegangen und — o Mutti —- es war so schön, so — und der Onkel sagt, wenn Du erlaubst, daß er morgen und übermorgen mit mir mitkommt, dann kann ich es — und wo der Onkel wohnt, ist ein See; da kann man noch viel weiter laufen, bis in die dannen Windes — Wollen wir ’mal hin Mutti?« »Wollen wir ’inal hin, Mutti?« fragte der Basi, und er klang so hell wie der Sopran — Da wankten ihre Knie, und sie kam ins Tau-nein s— ,,Mutti«, schrie der kleine Kerl und heulte auf — ,,Stille, stille,« sagte der Baß; ,,es ist nur die Freude, daß sie mit uns in vie Wälder kommen und mit uns über sden spiegelglatten See fahren darf-« »Ja, Mutti?« erkundigte sich der iSopram und er klang so verständig Z wie der Baß —- ,,ja, Matti, ist es die Freude?« Da brach ein tontiefer Alt in das Duett und »Ja, mein Junge, ja,« gab er eine beruhigende Antwort — —- s W Die Mode der Witten. Ebenso gut wie die civilisirten Völ ker haben auch die Wilden-« ihre Mo den. Eine der verbreitetsten Unsitten, —-—- denn von Mode tann man dabei wohl nicht sprechen — ist das Täto wiren. Urspriinglich hatte das Be malen des Körpers eine religiöse Be deutung, es sollte als Schutzmittel ge gen bösen Zauber gelten und wurde daher auch von den Priestern ausge führt. Eine weit verbreitete Mode ist das »Verschänern« der Zähne. Es wird in der mannigfachsten Weise bei den Australiern, Papuas, Negern und den Battas aus Sutnatra geübt. Ge wöhnlich werden die Zähne so bear beitet, daß das Gebiß einer Säge gleicht. Zum Anhängen von Schmuck ist von allen Körpertheilen die Nase das beliebteste Organ. Die Weiber in Jnnerasrila tragen im rechten Nasen sliigel ein Stück Koralle. Die Paduas durchbohren die ganze Nasenscheides wand, und stecken entweder zwei mit Spitzen nach oben gerichteteSchiveins hauer hinein oder auch ein mehrere Zoll langes Knochensttick. Zu demsel: ben Zweck werden auch vielfach die Lippen durchbohrt. Selbst die Essi mos thun es, obwohl sie der Kälte wegen den Metallschmuck der Lippen nur in der Hütte oder im Sommer tragen können. Einige Völkerstäinme durchbohren sogar die Wangen und stecken in die Lippen und Wangen löcher Federn, Stachelschweinborsten und Pfeile. Daß auch die Ohren dazu dienen, um Schmuckgegenstände da ran zu hängen, ist selbstverständlich Wenn aber bei uns das Ohrläppchen dazu verwandt wird, so durchbohren verschiedene wilde Stämme auch die Ohrmuschel und den ganzen Ober rand. Bei den Kasfern wird die Oesss nung in den Ohrläppchen so ausge dehnt, daß sie ihre Schnupstabals döschen darin tragen können. Die sonderbarste Mode ist aber jedenfalls die Umsormung des Schädels, wie sie bei einigen Jndianerstämmen vor kommt. Diese Art Verschönerung be steht besonders in der Verlängerung des Schädels nach oben; sie geschieht in der frühesten Kindheit, solange die i Knochen noch weich sind, und wird durch Binden und Bretter, die man um den Scheitel legt, hervorgebracht. — Hinsichtlich der Kleidermoden ist von den Wilden nicht viel zu berich ten. Erwähnenswertb ist nur die Art und Weise, wie die Jndianer sich klei den. Diese phantasievolle und mit leb haftem Farbensinn ausgestattete Rasse weiß sich in dieser Hinsicht ein Muße res zu geben, daß zwar den barba rischen Geschmack nicht verleugnet, aber hoch über allem anderen steht-, was sonst bei anderen wilden Völkern vorkommt. —-—--.— Die Heilunq durch . . Studium-h Von einer Berliner Operndioa wird eine heitere Szene erzählt, in der sie durch eine Einbildung Von einem Lei den geheilt wurde: Vor einigen Tagen lam sie von einer Wagnerauffübrunsg nach Hause. Da sie sich nicht sehr wohl fühlte, so legte sie sich sofort zu Bett und schlief bald ein. Nach einigen Stunden wachte sie jedoch noch mitten in der Nacht mit allen Zeichen einer heftigen Erlranlung auf, die sich be sonders in Athemnoth undErstickungs anfällen äußerte. Die einzige Rettung wäre für sie eine Oeffnung des Fen ster-Z gewesen, durch das sie wieder Lust bekäme. Eine Klingel war aber nicht zur Hand, und sie selbst fühlte sich zu schwach, um vom Bett aufstehen und selbst das Fenster öffnen zu kön nen. Jn ihrer Todesangst, die durch die Atbemnoth noch gesteigert wurde, ergriff sie einen kleinen hölzernen Stiefelauszieher und schleuderte ihn nach der Richtung, wo sich die Fenster befanden, in der Hoffnung, eines der Fenster ausschlagen zu können und da durch frische Luft zu erhalten. An scheinend war der Stiefelknecht auch richtig gezielt, denn mit lautem Mir ren fielen die Glasscherben einer zer-.» brochenen Scheibe zur Erde. Die Künstlerin fühlte sich, wie sie erzählt, sofort durch die hereinströmendefr1 sche Luft ungeheuer erleichtert und konnte wieder aufathmen. Sie schlief bald darauf ein und wachte gesund arn Morgen wieder auf. Da sah sie die Bescheerung, die sie angerichtet hatte. Sie hatte nämlich mit dem Stiefel tnecht nicht ein-es der beiden Fenster, sondern den zwischen diesen Fenstern befindlichen hohen Spiegel getroffen, der nun zerschmettert dastand, und durch dessen Löcher die frische Luft hereingedrungen sein muß. Die bei den Fenster waren nämlich fest ge schlossen und noch vollständig erhalten, so dass, das Hereinströmen der fri schen Luft, das die Rünstlerin genau gefühlt haben will, nur in ihrer Ein bildung bestanden. Der Ortenttnmqssinn der Thiere. Zu diesem Thema giebt Professor Jäaer in der Zeitschrift für Gesund lpeitglehre folgenden interessanten Beitraaz »Geleasentlich einer J«aadein laduna trete ich in den Wirthshaus saal einer Dorstneipe, der so vollge fiillt ist mit mindestens 50 rauchen den, trink-enden und schmausenden Personen, daß ich mich nur mit Mühe zu einem Plätzchen durchschlängle, wo ich mich eben gerade niederlassen kann. Es vergehen teine zehn Minu ten, so siihle ich eine Hundsschnauze zuerst an den Beinen, nnd ali- ich hin unterareise, das Lecken einer Hunds zunase, und als inir endlich mit Mühe ein Blick unter den Tisch gelingt, er lenne ich meinen alten Fassam den ich ein halbes Jahr zuvor, weil er taub ökiria arti-orden, an einen andern Jä aer verkauft hatte. Also in dem Ge wirr oon mindestens Im LUienschem siisssen —-— denn ein Gesicht konnte der Hund unmöglich sehen hatte der Hund nach so langer Zeit seinen alten Herrn aeLunden und erkannt, doch an nichts Anderem, als am Geruch, und trotz all’ dem, wie man meinen sollte, sinnrerwirrenden Mischmasch von Menschen-, Hunde-» Speisen , Ge tränke, Mist-« und Stiefeldiiten, der den Wirthschaftsraum füllte. « Wa rum wird dieser wunderbare Zinn, der dem Menschen so aut anaeboren ist. wie dem Thiere, so jammervoll oerimchliissiat?« Im Gebirge. Touristen law Gasthaus zum Rie sens»all): »Herr Wirth, könnten wir wohl den Wasserfall besichtigen?-« Wirtin »Bedaure, meine Herrschaf ten, der Fall bleibt leider heute ge staut, weil meine Frau dag- Wasser inorasen nothwendig zur großen Wä sche braucht!« Bei-schnappt. Frau lzur stellesuchenden Köchin): »Daß Sie schon einmal bei einer Gra sin als Köchin waren, das kann ich doch nicht so ohne Weitered glauben! Köchin: »Oho, tönnt’ Ihnen heute noch beenden mit Grasentrone zeigenl«