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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 16, 1909)
Der verschollenc Solm Roman von RI.Beßh01d (1. FortseynngJ «Wenn Sie es wirklich gewußt hät ten, würden Sie nicht vergessen haben, es mir zu sagen«, antwortete der Dot tor trocken, aber Görner hörte nicht mehr ans ihn, er batte hastig die Dose eingestellt und seinen Hut ergriffen, rnit einem kurzen: »Aus Wiedersehen, meine Herren!« stieg er von der Ve randa herunter. »Seit der ein böses Wndwert!« brummte der Doktor, während er die Brille dichter oor seine Auge rückte. «West,alb es eigentlich auch solche Käuze geben muß, ist mir ganz uner klärlich. Mit dem General steht er aus dem sreundschastlichsten Fuße, wie er selbst behauptet, und hinter seinem Riiaen oerdiichtigt er ihn in der schlimmsten Weise!« »Ich hoffe. es wird keine schlimmen Folgen für ihn baben«, sagte Melus sen, bedenklich das Haupt wiegend. .Na, er wird sich hüten, an einein anderen Ort und in anderer Gesell-— ächaft solche Behauptungen auszuspre-l en.« »Der Polizeidiener Heß hat vorhink Alles gehört-" I »Den Teufel auch!« erwiederte derl Doktor bestürzt. »Weder wissen Sie dasse« ( »Na der Heß stand ja unten an der Eis-arm der Beranda.« .Sie hätten uns warnen sollen!'· »Als ich ihn sah, war es schon Horn spöt. Uebrigens haben wir Bei E nichts gesagt, und dern Görner tanni es wahrhaftig nicht schaden, wenn er einmal aus die Finger getlopst wird.« »Meinetwsegen, aber wir werden dsnn zeugen müssen, und das tann uns Beiden nicht angenehm sein. Den Deß werde ich vor-nehmen« ich will wis sen, was er gehört hat, er soll schwei gen, es Jst ja Alles barer Unsinn, was dies-er Görner geschmäht hat." »Hm, es liegt dennoch Methode in diesem Unfmn!« »Na ja, aber der alte General wird diese schwanhaste Elfter nicht fürchten, und sollte sie es daraus anlegen wol « len, ihtn das Leben zu verbittern, dann werden wir sie schon zwingen, einen anderen Wirtnzgslreii zu »suchen", sagte der Dotier, sich er eisernd, während er den Rest aus sei ner Flasche in’s Glas goß· »Er soll sich in Acht nehmen, es könnte sehri rasch so weit kommen, daß tein an ständiger Mensch mehr mit ihm ver kehren will« »Sind Sie böse aus ihn. weil er Ihnen mit dein Doktor Bach gedroht hat?« scherzte der Apotheter. »Ach was, Doktor v. Bach wird nicht so dnrnrn sein, sich in diesem Nest niederzulassen, und tbäte er es den noch, treil nun einmal seine Mutter hier wohnt, dann ioll’3 niich wundern« woher er die Patienten nehmen will. Mir kommt er so leicht nicht in’2 Ge hege, dazu bin ich hier zu alt gewor den. Ueberdies wäre es rnir auch außerordentlich gleichgiltig, ich hab’ nicht Weil-, noch Kind, und ein ein zelner Mann sindet überall sein Aus kommen, wenn er in teincm Fasse tüchtiq ist· Witten wir das ab. Col lege Bach hat den ganzen Feldzua mit gemacht und nachkicr noch einige Mo nate kei der Oktnpztionszarmee gestan den, er wird sich in die kleinlichen Verhältnisse unseres Städtchens nichtl Mehr bit-einfinden können Da kommt( der Mann mit dem Schleier, ille Wet ter isat der sein braune-, Gesich cht!' i ,,Ftst rie ein Mulatte!« erwiederte Neliessen, während er die hohe hagere Gestalt des Fremden betrachtete, der von dem Besitzer des Hotels und einem Kellner begleitet, einen guter-. Sitz auf der Berandakguchtr. »Scheint aber ein reicher Man zu sein, das sichere Auf treten und der elegante Anzug lassen es vermuthen« Der Doktor hatte sein Glas ausge trunken und sich erhoben. ,Daraus gebe ich nichts«, sagte er, »ich habe Manchen gekannt, der durch solche Aeußerlichkeiten den Leuten Sand in die Augen streute und nach her als Schwindler sich entpuppte. Mir scheint zum Beispiel der Bart ge färbt zu sein, solch kohlrabenschwarzes Paar hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesetzen Gehen Sie mit?« »Quinte, ich möchte noch einen Schoppen trinken, ej ist zu Ingeneksm hier, und erst in der nächsten Woche Fabe« ich wieder einen sreien Nachmit III-« «Schön, dann komme ich in einer selben Stunde zurück, ich will nur noch einen Patienten besuchen-X« Damit verließ auch der Doktor die Veranda mit dem But in der einen nd dem Stock in der andern hand, ging er langsam tn das Städtchen hin TM . derilni begegnete it ich gis-i rWr Mute hatte in der . Use ke- nn de- ekste zu sei-Ju des Doktor umisrt Zodiak-Loch en seiner -« Pistka dem im schlau-es ANDERE-sit « M s« gis-Manches- Pha gwfxisw kein-« bund lEmpsang zu nehmen«, sagte er in sta gendern Tone, »sol!te es aber doch der I Fall sein, dann rücken Sie ohne lange « Einleitung her-aus mit der Sprache« j .Sebe ich aus wie ein Ung!iicks bote?« scherzte Gönner, wZibreyd er dem jungen Herrn eine Prise anbot, jdie kopfschüttelnd abgelehnt wurde. ! «Gniidige Frau Mama befinden sich wohl ich hatte Leute Miit aa noch das Vergnügen, sie am offenen Fenster zu sehen« »Gott sei Dank«. athmete Kurt aus, »mich bennrultsigte es, daß weder sie noch unsere alte Brigitte arn Boot mar, hat-e ich doch von Mainz aus kneine Ankunft telegraphisch ange: zeigt.« »Machen Sie sich desdalb teineSori gen, Herr Doktor. wer weiß, ob das Telearamm rechtzeitig angekommen iit. Sie kommen direkt aus Frankreich?' «Dirett gerade nicht. wir sind schon» vor einer Woche in Mainz einmar-« schirt, und es hieß, daß ich noch einige Monate beim Truppentheil bleiben müsse. erst gestern Abend kam die Ordre. daß ich sofort entlassen werden könne« Justus Görner datte seinen Rohr stock unter den Arm geschoben und rasch nach einander mehrere Prisen genommen. »Und setzt werden Sie hier blei ben?« fragte er. ..Vielleicht!" Jch glaube, Ihrem Herrn Cellegen würde das nicht angenehm sein«, er wiederte Görner. »Dein alten Doktor Bitter? Wie geht es ihm?" «Danle, er ist noch immer der Alte, Fie kennen ja seine göttliche Grob eit.« »Na, wenn er die noch nicht verlernt bat, so ist das ein gutes Zeichen siir ihn. Und Sie sind wohl auch der Alte geblieben Herr Görner?" sudr Kurt scherzend sort »Ich erkenne das an den zahllosen Fragen die Sie an mich stellen Was gibt es denn eigentlich Neues im Städtchens« «Leider gar nicht-, wes der Rede wertb wäret Unser alter Nachtwächter ist in voriger Woche am Delirium Tremens elendiglich zu Grunde ge gangen, und oon dem Sohne des Ge nerals tat man noch immer nichts er sahren.« «Weiter! Die Familie Riedel wohnt doch noch hierf« »Natürlich-, und das Familienhaupt liegt noch immer mit dem Fremd-obr terbuch und der deutschen Grammati! in beharrlichem Streit. Der älteste Sohn, das Jaköbche studirt in Bonn noch immer die Fillerlogie, wie der alte her-r sich auszudrücken beliebt — Gott segne seineStudia, aus ihm roird nichts, Hallelujabls Lein Lameln »gute urer oas schone Gesicht des jungen Mannes, dessen Blick jetzt aus das elterlicbe Haus siel, das am Marktoljtz des Städtchens lag, aber dieses Lächeln wich irn näch sten Moment wieder einem schmerzlich webmiithiqen Ausdruck. Wenn doch sein guter Vater, der jeyt schon seit Jahren aus dem stillen Friedhofe schlummerte, diese Heimlelsr seines einzigen Kindes erlebt hätte! Mit welchem Stolz, welcher Freude würd er den aus siegreichem Kampf zurückkehrenden Sohn in seine Arme geschlossen haben! Wie glücklich würde es ihn gemacht haben, die Brust dieses Sohnes mit dem eisernen Kreuze ge schmückt zu sehen! Aus seinem webmiithiaen Sinnen weckte ilin wieder die Stimme seines Begleiters. »Sie hatten einen Reisesiihrten, der mit Ihnen zugleich hier ausstieg«, sagte der Rentnet, »der bete trug ei nen weißen Schleier aus dem Hut, kennen Sie ihn?« »Nein«. antwortete Kurt in kühl abweisendrn Tone, während er seine Schritte beschleunigte. Aber so leicht ließ der Rentner sich nicht abschiitteln. er blieb dem jungen » Manne zur Seite. s »Ich möchte doch wissen, was der sFremde hier suchen will«, sagte er« ; «eine Touristenstation ist unser Städt- I ; chen nicht. und von den reisenden Eng- s Rändern hat bisher noch Keiner daran igedacht, uns mit seinen Goldstücken zu l beglückm.« «Wiinschen Sie wirklich, es zu er sahrenf seaqte Kurt, der ith vor dem hause stand. »Ich aiibe was darum —« .Dann wird's wohl der kürzeste Wes sein, wenn Sie ihn selbst fragen Und nun Gott befohlen, here Gsrner, grüßen Sie die Freunde am Stamm tische von knir.« Die Thüre wurde in diesem Augen blick Zeissan Furt trat in da- han« und ein lauter Freudennes war das W, swai der horchende Rentner noch vernahm. — Frau Brigitte, die alteAnnne Kurti und fest das Falte-inne der Majorin, Mond neben dein staunenden Dienst mädchen vor dein stattlicheu Manne und reiäite then beide Rinde. »Bei-lich enle haben wir Sie Wink s IF mitzåitteeäidee « esse. « egne en I lieier d- " Sie ; große und Plötzliche Freude könnte der gnädigen Frau Martia schaden« Kurt blickte der kleinen, beieibten Frau bewegt in die treuherzigen An gen« in denen Tränen schimmerten. »Zum Schreiben blieb mir feine Zeit«. erwiederte er. »aber ich habe Leute Morgen telegraphirt.« »Stütin Gott, wir haben kein Te legrarnm gesehen, das ist ja ganz un verantwortlich!« »Und ich dente, die Freude toird meiner Mama nicht ichs-dem fie war ja darauf vorbereitet, daß ich erfier Tage, wenn auch nur auf Urlaub. kommen würde. Wo finde ich fres« »Du-en in ihrem Zimmer Aber warten Sie, ich will doch vorausge hen. es iit besser fo.« Kurt nickte und langsam stiegen die Beiden die Treppe hinauf. Ein-or ein altes, ichlichtes Bürgersbauz, aber in feinem Innern entbehrte es nicht ekner foliden und gefchrnackvollen Ele aanz. die von der Wohlbabenbeit der Bewohner zeuate Das erkannte man sofort, wenn man in das haui ein trat, und die trauliche, eomfortabie Einrichtuna aller Zimmer ließ gar teinen Zweifel Daran mehr aufkom: » men, die Maiorin v. Bach mußte eine iebr reiche Dame fein. Frau Brigitte öffnete leife eine Thüre, die Beiden durchschritten einen elenanten Satan. essen Fußboden mit weichen Teppiche bedeckt»tvar, dannj gab Brigitte dem jungen Herrn zu’ verstehen, er möge vor der Portiere warten. bis sie ibn angemeldet habe. Aber diese Vorsicht erwies sich als höchst überflüssig, das fcharfe Gehör der Majoan hatte das Mitten der Sporen vernommen. und ehe Kurt die Portiere erreichte, hielten ibn schon die Arme feiner Mutter umschlungen « Grosk und jtattlich wie der Donn, hatte ihr Auftreten etwas Jmponireni des und zugleich auch fiir Diejenigen, die mit ihr in nähere Berührung ta men, ungemein Ylnrkehendes, sprach doch aus- ihren noch immer schönen Zitan ein warme-A tief fühlendes Herz, neben einem feften, willensstar ten Char.rlter. Es war nicht leicht. das Alter der Dame genau zu bestimmen; das Ant litz zeigte noch leine Falte, aus den dunllen Augen blitzte eine Fülle von Lebensluft, aber dass Haar, das reich und voll die bohe Stirn umrahmte, war sittergrau Lange hielten die Beiden sich um schlungen, dann legte die Majorin ihre Hände auf die Schultern des Sohnes, um ihn nicht minder lange mit einem innian Blick voll zärtlicher Liebe und stolzer Freude in’s Antlitz zu schauen. »Ich danle Gott, daß er mich diese Freude erleben ließ', sagte sie. »Aber werden wir nun beisammen bleiben? «Jch hoffe es, Mama«, erwiederte er, »wenigftens lehre ich nicht zum Truppentheil zurück »Hättest Du nur vorher geschrieben, Du Böser, wir würden Dir einen recht festlichen Empfang bereitet ha ben! Aber dem wolltest Du wohl aus dem Wege gehen?« »Dann habe ich wirklich nicht ge dacht«, sagte er fcherzend, während er ihr in das anfioszende Zimmer folgte, das außerordentlich behaglich einge richtet war, »ich erfuhr meine Entlas tung erst gestern in später Abendstuns de und habe heute Morgen meinem Burschen ein Telegramm an Dich übergeben, das aber, wie ich höre, nicht angetornrnen sein soll. Wer daran die Schuld trägt, weiß ich nicht« es wird sich auch nun schwer feststellen las en —« Wer-richten wir darauf«, unter brach die Mai-drin ihn, »mir genügt es, daß ich Dich wieder habe.« Sie hatten Beide auf den- Divan Plan genommen Frau Brigitte brach te im silbernen Kiihleirner eine Flasche Wein, sie holte geschäftig Gläser und fündete die Gaslampe an. und bei die er ruhigen, gerät-schlafen Geschäftig teit traf aus ihren treuen Augen monch’ froher inniger Blick den jungen beten, der in hei ern Tone sein Zu sammentreffen mi Görner erzählte «Ja, ja, es ist fast Alles noch to, ioie es war, als Du von lfiier fort ginast«, sagte die Majorin, als Bri gitte sich entfernt hatte, »es hat sich wenig oder gar nichts geändert, die tieiniichen Verhältnisse sind ganz die selben geblieben. Wenn Du Dich hier niederlassen willst« wirst Du Dich bald hineingelebt haben —« »Das möchte ich nicht, Mama«, er wieoerte er rasch. »wir ist der Wir kungskreis hier u beschränkt, und ich fürchte auch, da ich nicht die geistige Anregung finden würde, deren ich be dars. Ei ist gewiß ganz hübsch, mit den alten Herren dann und wann ei nen Abend hinter der Flasche zu ver plaudern, zu scherzen und zu lachen; aber aus d,ie Dauer wird das doch zu langweilig weil diese Unterhaltung kleinen tieferen Eindruck hinterläßt. HUeberdies möchte ich meinem alten «Freunde, dem Doktor Bitter, auch nicht gerne Konkurrenz machen. Jn dessen wollen wir uns iiber diese Frage heute noch nicht den Kopf zerbrechens —- tomrnt Zeit, iomrnt Rath.« T .So denke ich auch»«, nickte die alte Dame. »Ein den ersten Tagen wirst Du die besteundeten Familien be suchen, sie haben alle herzlichen An theil an uns genommen, vorzüglich die Familien von Steinthal uno Riedel Elsriede v. Steinthal hat mich sast täglich besucht, um sich nach Dir zu erlundi en«, fuhr sie sort, und ig: sorschen r Blick streifte dabei versto len das Antlit Kritik «i glaube, da ich Dir das auch geschrie n habe; un er den Liebe-gaben die ich Dir irr-s Feld sandte, var viele-, Ia —J Elsriede rnir siir Dich übergeben batte.« Die Wangen des iunaen Mannes hatten sich dunkler gefärbt, ein Lächeln des Glücks umspielte seine Lippen. »Aus Deinen Worten darf ich wohl entnehmen. daß Du es gerne sehen würdest, wenn ich Eifriede als meine Gattin beimsiibrte?« fragte er. »Wir können ia ganz offen mit einander re den, liebe Riemen es ist niemals meine Sache gewesen, mit dem, was ich auf dem Herzen hatte, hinter dem Berge zu halten« und vor Dir habe ich über haupt keine Gebeiennisse.« »Und siir diese Offenheit. dieses Vertrauen danke ich Dir, Kurt«, er wiederte die Majorin in ihrer herzli chen Weise. »Ja, es würde mich glücklich machen, wenn Du mir diese Schwiegertochter in’s Haue brächtestz ich kenne Elstiede seit dem Taae. an dem ihre Eltern in Clemensrub einze aen, sie ist eine Perle unter den Mäd chen and der Liebe des besten Mannes. werth. Auch Du lennst sie seit eineri Reihe von Jahren, und ich müßte michs febr täuschen, wenn ich nicht bemerkt hätte, daß eure Bergen sich längst ge sunden halten« »Glaubst Du das wirklich?« «Zweiselst Du daran?" fragte die alte Dame schreiend »Dann, daß ich Elsriede liebe, zweisle ich keineswegs-C antwortete Kurt mit ernster Ruhe, «ob aber diese Liebe erwiedert wird, das ist eine an dere Frage, die ich einstweilen noch nicht beantworten kann.« »Ich bade Dir die Antwort daraus aeaeben. Aber tron dieser sesken Ueber zeugunza möchte ich Dir den Rath ge ben« Dich noch einige Zeit zu gedul den; in Clemensrub herrscht Trauer, und das junge, siir seden Eindruck empiiingliche Herz Elsriedens wird da von am tiefsten berührt« Kurt blickte seine Mutter erwar tungsvoll an. «Øorner tagte mir schon, von m sriedens Bruder habe man noch immer nichts gehört«, erwiederter er. »Man muß ihn also zu den Verfchollenen rechnen, indeß ist es ja schon oft vorge tommen, daß ein Verichollener in seine Heimath zurückkehrte." Die alte Dame wiegte sinnend das Haupt und ein schmerzlicher Zug zuckte um ihre MunbwinteL »Habe ich Dir denn damals nicht geschrieben, daß der General betrüben be Gewißheit über das Geschick seines Sohnes erhalten habe?« fraqte sie. »Ich erinnere mich nicht ———« »Dann muß ich es in der eigenen Sorge um Dich vergessen haben, nun, möglich ist das immerhin. Also bald nachdem unsere Truppen in Frankreich eingeriickt waren, empfing General v. Steinthal einen Brief aus Bremen, in welchem der Schiffskheder ihm mit theilte, das Schiff «Alemannia« sei an der afritanischne Küste geftrandet und mit der ganzen Bemannung unterge nangen.« »Und dies war eine verbiirigte Nach richt?« fragte Kurt bestürzt. »Jmmerhin durfte man das anneh men, da ja der Rheder, der Eigenthü mer des Schiffes, dieselbe gesandt hat te. Der General begnügte sich aber damit noch nicht; er schickte Briefe iiber Briese nach allen Weltgegenden, und die Antworten, die er empfing, lauteten sehr verschieden. Daß die «Alemannia« untergegangen, wurde übereinstimmend bestätigt, aber wäh rend einige Nachrichten dahin lauteten, daß die ganze Bemannung dabei urn’s Leben getommen sei. besagten andere, einige Ofsiziere und Matrosen hätten das Leben gerettet. Nun llammert der General wie Du Dir wohl deuten kannst, sich an die softwan sein Sohn befinde sich unter den rette ten, aber alle Bemühungen, darüber Gewißheit zu erhalten« sind erfolglos geblieben. Der alte herr hatte einmal sogar den Vorsan gesaszt,«sel«bst nach Afrila zu reifen, uno wurde ihn aucn unzweifelhaft ausgeführt haben, wenn nicht ein heftiger Gichtansall dies un möglich aernacht hätte. Nun ift vor Kurzem wieder ein Brief angekommen, der die Mittheiluna enthielt, das Schiff sei mit Mann und Maus e funten und der Untergang so ra ch und plötzlich erfolgt, dasz die Mann schaft lerne Zeit gehabt habe, an ihre Rettung zu denken. Diese Mitthei luna soll aus sehr zuverlässiger Quelle stammen und ist wohl taum noch an ihrer Wahrheit zu zweifeln.« Kurt hatte fein Glas langsam aus getrunken, die Majorin füllte es wie der und erhob das eigene Glas, um mit ihm anzuftoszen »Ich nehme gewiß recht herzlichen Antheil an dem schweren Schlag, der diese Familie betroffen hat«, sagte er, »aber ich meine, der General habe in zwischen Zeit knug gehabt, den Schmerz über diesen harten Verlust zu überwinden« ,So rasch überwindet man solchen Schmerz nicht, wenn auch im Laufe der Zeit jede Wunde bernarbt«, er wiederte die alte Dame. «Und man ches Andere kommt hier hinzu, was den Schmerz noch herber macht. Die Generalin ist fürwahr reine schlimme Stiefmutter gewesen« wer dies behaup ten wollte, würde sich einer argen Llige ; fchuldig machen.« .,,Und doch gibt es Leute genug, die ei behaupten«, fchaltete Kurt ein. »Weil die späteren Ereignier diese Anschuldi ung alaubwitrdig er cheinen ließen. ie Generalin hat Alles ge than, was sie thun konnte, um das heez ihres Stiessohnej zu gewinnen, aber tzå konnte ei doch nicht verhin dern, ß ihr eigenes Kind in manchen de. Eben NR ÆZM Musik-MS denn Kinder beobachten scharf, ein un uderlegtes dartee Wort kann sie ver Wem Da mass denn eine natürliche FULL, daß der Knabe in feiner Er bitterung Opposition gegen die Stief mutter machte. die das ganze Haus be derrichte und ihm, wie er glaubte, auch das her-i des Vaters entfremdete« und diefe wachsende Opposition nöthigte den General zur Strenge« in der Eduard nur lieblofe Härte erblickte. Und als nun der General die Thor deit beging, ihm eines Tages zu sagen, das ganze Vermögen rühre von der Stiefmutter der und Eduard werde keinen heller davon erden. da war dem FaF der Boden ausgeftoßen, und von die er Stunde an bederrfchte den Kna ben nur noch der eine Gedanke, das band fiir immer zu verlassen. das ihm nach feiner Ansicht niemals eine Vei niath werden konnte. Er wallte See inann werden, die Sucht nach Aben teuern, der tiefinnereDrang, alle Welt theile zu durchstreifen, bederrfcht ja faft jeden Knaben. Der General war mit diesem Proiett nicht einverstanden, es tam, wie Du Dich erinnern wirft, zu harten Kämpfen zwi"chen Vater und Sohn, denen das aufgeregte lei denschaftliche Temperament des Gene rals eine Schärfe gab, welche den Kna ben mehr und mehr verbittern mußte. Eines Tages war Eduard verschwun den, und der General v«. Steinthal er tliirte fortan, er habe teinen Sohn mehr·« Ader fpiiter -——'· »Spiiter tain Cduard als Schiffs offizier zuriich und die ehrenvollen Zeugniffe, die er feinem Vater vor legte, ließen den alten Herrn alles Vorgefallene vergessen. Du warft da mals auf der Universität und fandeft nur zu einer flüchtigen Begrüßung des Jugendfreundes Gelegenheit —« « »Nicht doch, er war, ehe er sich wie der einfcbifite, einige Tage bei mir in Hedelberg.« - » sp· ilnd hat er damals ntan mir zur über seine Beziehungen zu der Stief mutter aespeocken ?« ; »Er ließ ihr jetzt volle Gerechtigkeit» widerfahren, aber einmal äußerte er doch, sie habe ihn aus dem väterlichen Hause in die Fremde Zingusaetriehen Er sprach nicht aerne über sie, aber er tonnte nicht müde werden, iiber seine Schwester Eltriede und Euaenie Rie del zu plaudern. Wennfich dem Reinl tat meiner damaligen Beobachtungen vertrauen dars, so mußte er mit Fräu lein Niedel im Stillen verlobt sein; er sprach davon, daß dies seine leßte Reise sein solle und er nach ihrer Be endigung den eigenen herd zu grün den aedenle.« (Fortseßung solgt.) «- — ste euer Ich tee Judteu Mit-lau verscham. Zu den Beauemlichleiten des Le bens, die der Europäer in Kaltutta und Jndien überhaupt zu einer eini germaßen erträglichen Existenz dens thiat, gehören oor allem dieMittel zur Abtühlung in der heißen Zeit und eine genügende Anzahl von Dienern. Man könnte vielleicht einwenden, daß es bei uns im Sommer auch heiß genug ist, und daß man trotzdem laum besondere Vorkehrungen zur Abtiih lung trifft. Jawohl, unser Sommer ist mitunter auch bedeutend warm, aber im ganzen ist er viel kürzer, die sehr heißen Tage sind doch ewöhnlich nur wenig zahlreich; auch isSt gewöhn lich die hiße dei Tag und Nacht nicht gleich intensiv, die Nächte lind lühler, Gewitter und Regen bringen öster länger anhaltende Ahtlihlung mit sich; man hat hier frisches Quellwasser, andere gut ahgetühlte Getränke, kühle, schattige Erfrischungsorte. Anders ist es in Indien im Som mer der Fall (natiirlich die Bergstu tionen ausgenommen). Dort dauert der Sommer lmit Einschlußderjsto aenzeitj von Mitte Mars vis Unoe Oktober; die Nächte sind gewöhnlich nur wenig kühler; alle Räume, selbft die schattigen Plätze find durchwärmt, sodaß nichts anderes übrigbleibt, als sich künstlich, roie nur möglich, Abtiih lung zu verschaffen. Schon die ganze Vauart der Häuser ift derartig, daß die sengende Kraft der Sonnenstrah len womöglich abgeschwächt wird und freie und ausgiebige Luftcirtulation soviel als möglich stattfinden kann. Zunächst ist es die Pankha, die in ih ren mannigfachen Formen und Grö ßen uns labende Kühlung spendet. Pankha bedeutet den Fächer über haupt (Pankhi einen kleinen Fächer), der aber in Jndien überall einen viel praktischeren Zweck hat, als z. B. bei uns zu hause, wo er vielfach nur ei nen Toiletteartikel bildet. Schon in Aegvptem z. B. Alexandrien, -Kairo, Suez usw. bekommt man allerhand Fächer angeboten, und auch auf den Schiffen, bei der Fahrt durch das Rotbe Meer und den Jndischen Ozean werden solche gehandhabt. Jn Indien gebraucht man vorerst die sogen. handpanlha, mittels deren sich jeder einzelne selbft Luft zufächelt; für diese werden fast allgemein Palm blätter verwendet, und zwar stärkere. nach einer Seite gerichtete, von der Fächerpalmh dann etwas schwächere, ogen. chinesische, auch von einer Palme solche, die auch bei uns sehr allgemein geworden sind und auch vielfach benuht werden. Diefer Blät trri ndpankhas bedienen sich auch die ingeborenen allgemein, und häu fig kann man sie sehen, wie sie, auf dem Rücken liegend, fich Kühlung mit dem Fächer zuführen oder ein ander mal, tote sie auch den Kon oder selbst den Rücken anfächeln. Die Weißen Hihuu ei in ähnlich-e Weis-, aber - wohnlich im Lehnftu le ausgestreistz ohne handpanlha wir , in der heißen Zeit wenigstens, nicht nusgefahren. Diese Blätterpanlhas werden aber auch von den Köchen dazu beniihh um bei der Bereitung der Mahlzeiten an den offenen Herden das Feuer anzu fachen. Die Ausstattung der Panthas ist verschieden; entweder sind es ganz einfach die Blätter ohne jede weitere Verzierung, oder die Blätter find mannigfaltig bemalt, oder sie sind am Rande noch mit einem Ansatze aus weißem Stoffe versehen und mit Glimmerbliittchen beliebt usw. Sehr häufig lommen auch größere Blattpanihas in Anwendung, die aus Blättern der Talipotpalme bestehen und von einem eigens hierzu bestellten Diener iiber der betreffenden Person hin und her geschwungen werden. Viel wichtiger aber ist die Zimmer pantha lPanlha im eigentlichen Sin ne); das Prinzip dabei ist, innerhalb des Zimmerrauines mittels einer ge eigneten Borrichtuna einen soviel als möglich kräftigen Lustzug oder Lust ftrom hervorzubringen Diese Vor richtung besteht gewöhnlich aus einem lönglichen, mit Stoff überzogenen Holzrahmem an den nach unten ein Stoffanhang, "vorhangartig zusam mengelegt, angeheftet ift. Die Dimen- « stonen sind, nach Größe des Zim:ners, verschieden, und davon hängt natürlich auch der Preis ab; derselbe wird ge wöhnlich nach dem Liin enausmasze berechnet. Bei besseren orten von Zimmervanlbas ist der holzrahmen durch eine fiarle polirte Holzstanae lgewölznlich aus Tealhom ersetzt und daran der zwei bis drei Fuß breite Stoffanhang angebracht. Der Preis dieser Sorte stellt sich etwas höher. Diese Panlhas nun sind mittels Schnüren am Plafond fo befes«iat, daß sie mittels einer anderen Schnur, die an der Panlha selbst angebracht ist ·« und auf der gegenüberliegenden Wand gewöhnlich «iiber eine Rolle geführt wiro, von einem eigene oazu benimm ten Diener, dem foa. Panthaschwinaer in schwingend-er Bewegung erhalten werden können. Durch dieses Hing und Herschwingen wird eine mehr oder we niger lonstante Bewegung der Luft erzeugt. Diese Pantha ift in ganz Indien südlich vom Himalaya ein nothwendiaes Bedürfniß von wenig stens Monat März bis Mitte No vember. Während dieser Zeit sieht man sie überall. in den Privathiius fern, in den Aemtern, Kanzleiem in den hotels, Berlaufslolalen usw. von der Decke herabhängen und fast den ganzen Tag nicht zur Ruhe lommen. Sie sind stets so hoch gehängt, daß man frei darunter herumgehen lann; ebenso können sie ohne weiteren Nach theil iiber die Tischlampen hinweg schwingen, denn diese sind über dem Zhlinder mit einem eiaens lonstruir ten Deckel versehen, sodaß der Luftzug die Flamme nicht beeinflussen kann. Viele gebrauchen die Panthas auch in der Nacht; »aber,« sagt Professor Fetstmantel« der iiber diese und andere wohlthuende Einrichtungen in Indien eine fesselnde Studie geschrieben bat, «erfahrene Jndier halten dafür, daß die Rachtpanlha einen schädlichen Einfluß auf den Organismus übt." Anfangs kommt es einem recht ei genthiirnlich vor, so ein Ding iiber sich rastlos hin und her schwingen zu sehen, zumal gewöhnlich der Panlha schwinger außerhalb des Zimmers sich befindet sindem dann die Schnur durch eine Oeffnung in der Wand oder Thüre nach außen geleitet ist). Ge wöhnlich verrichtet ein Panlhaschwins ger seine Arbeit sechs bis sieben Stunden hindurch und bekommt dafiir 8222 monatlichen Lohn. Diese Leute sind fast wie lebende Maschinen, die es schon so weit gebracht haben, daß sie bei dem· Ziehen auch schlafen können Da sieht man sie ans theilnahmslos dasißen mit gefchlo enen Augen, die HiiIZde mechanisch auf und ab bewe gen . s Das Tagedlatt in Bitterfeld bietet im Romanabschnitt der Nr. 98 folgen de Schilderung: ,,Ausbliktend bemerkte er zu seiner Rechten ein hübsches Häus chen mit tleinem Vorgarten, den eine junge Dame, die Blumen begiesiend, durchritt.« hoch zu Roß? Das ist in einem kleinen Vorgarten nicht aui möglich. Vermutlich ritt sie, als sie die Blumen begoß, nur ihr Steckenpserd. O f I Wesche Menschen sind unerträglichen die gar nichts ernst nehmen« oder die clles ernst nehmen? O i I Wer nicht standesgemäsz leben kann, muß verstandeigemiiß leben. s ·- - Nicht nur große Unternehmungen, auch lleine Passionen können ein Ver mögen kosten. i se i Seinem Unglück schaut man tieser ins Auge als seinem Glück. , I O I hat der Mann, der Uncle Samt Gewissenssonds 98 Cents einschickte, von dem Dollar das Briesporto abge zogen oder einen Bargainpreis ge macht? — . s «Konsiabler,« sagte der Polizeitich ter, »was liegt efen den Angellagten vort« —- »Er it m Besitze einer Höl lenmaschine esunden worden, Euer Eulirmgman gierigde Bkamkr. — « nar o er u eur· ragte de Richter.