»n Die Unorrisesscrliche Stizze aus der Seele einer Frau. Von Köthe Ludowsti. Als vor sechs Jahren der prattiiche Arzt Doktor Karl Wirdall in aller Form die Erlaubniß erhielt, sich fiir Lilli Gltiinere Verlobten zu halten, sagte ihm die gerührte Schwiegermut ter neben-vielem andern: »Ihr werdet sehr bald heirathen. denn Lilli ist durchaus prattisch und sparsam.« Damals hatte dem Glücklichen diese Botschaft wie Engelsniusit ge llungen. Seine Praxis war zeitram bend aber wenig einträglirh Die zahlreichen Grubenarbeiter wetteifer ten in der Sparsamkeit mit ieiner Uri nen Braut. Also hätte ers-ohne diesen Trost-— noch gar nicht an das Bau-en des eigenen Neites denlen können. Erst viel später lam ihm der leb liakte Wunsch, daß seine Frau ein we nig leichtlebiger —- großziigiger sein möchte. — Sie füllte ihren Tag mit dem Zusammenrechnen langer Spal ten Zahlen aus und konnte stunden lang mit dem lleinen Dienstmädchen iiier einen fehlenden Pfennig bera then. Freilich. in den Flitterwochen war ihm dies noch nicht zum Bewußt fein gekommen. Damals hausten sie noch in seiner Junggesellentlauie und fchiniedeten gemeinsame Pläne, wohin sie demnächst ihr heim verlegen soll ten. Eine reizende Van init Vor garten war in Aussicht genommen Als Frau Lilli jedoch ihren Preis hörte, niietbete sie turzentschlossen ein altes Häudleim dessen Geschichte sich mit seinen Rissen in das alte Ge mäiier gegraben hatte. Das Städtchen, in Um sie lebten, war nämlich von reichen Kohlen- und Kupfergruten umgeben. Zuweilen liefen die Reichthümer auch unter den Straßen hindurch welche die Behau fungen der Menichen trugen. Dann lam wohl eine leiie Sentnng vor. Die Fenster zogen schiefe Gesichter. Die Ballenlage neigte sich devot. Diese Demuth war aiich iiixkr das Hang ge kommen, m ocm Vorrat zur-kau rrirtlich einzoaen Der Dotter raite Zuerst Aber schließlich gab er sich rein. Es hatte sich ja auch in der That jahrelang teine Erberschiittei runq bemerkbar gemacht Die Zim mertecten waren mit eleganter Holz töseluna versehen. Die Fenster-, so gut es geben wollte. gerichtet Frau Lilli trug alles zusammen, was ein Haus traut und aemütblich macht Es gab ein rothes, arünes und blaues Zins-met Am schönsten war entschie den das »blaue«. Trotzdem des Dol tors Schreibtisch darin stand, durfte es wenig benutzt werden. Der herd sitt seine nöthig-en schriftlichen Arbei ten tvar in dem But-tr- und Pa tientenzimmer hergerichtet Er be stand aus eine-n irriberen Küchentisch« den Frau Lilli tunstvoll mit rünem Wachetuch benagelt und roytbraun arbeizt hatte· Das Zimmer zeigte keine einbeitliche Farbentviriuna Al les, was absolut nicht in die anderen Raume tineinvassen wollte, war hier aufbewahrt Da gab es Hochzeitsge schenke in Gestalt von Sosatissen nnd Decken, zu denen die Wollreste eines Jalrbunderts zusammengeivart er schienen, geb-rannte Zeitunasntapven mit au armalten Feuerlilien unb eine Menge alter Möbel aus dem Eltern baut Doktor Wirball nannte es da rum turzwea das Stiealiszimmer. Ell muthete ihn ebenso abschreckend an, wie ihn das blaue Zimmer ent zücktr. Dort stand nämlich, feinem richtigen Schreibtiich gegenüber, ein lichtblauer Dir-am auf dem ---in der ersten Zeit der Ehe — zuweilen iein Frauchen aeruht hatte. Jn solchen Augenblicken siiilte er sich einer un geahnten Beaeiiterung iähia. Ihr reiche- Blondhaar hob sich wirlunao voll ar. Das weiße Fell, mit dem er sie einhiillte, schmiegte sich wie das Gewand eines Engels um sie. Kurz, er gewann das Haus lieb urn dieses Zimmers halber. Seitdem aber im Doktorheim ein Junae schrie, wurde das Zimmer ar schlessen aehalten. Frau Lilli wollte. wie die anderen Damen, ihr »gut« Zimmer« haben. Der junge Arzt kehrte sehr ener aisch den Herrn heraus-. Es aab aber einen Lerstrarnpi bei Frau Lilli und taaelanaes Brüllen des Stammhal ters« Die Thiir aber blieb auch wei terhin verschlossen. Immer höuiiaer seuszte der ent tiiuschte Ebemann unter der zuneh menden Sparsamkeit seines Weib chens. Immer heißer und ängstlicher schaute er sich nach irgend einer Ret tuna oder Mithilfe um. Eines Tages war er seit dem ersten Morgengrauen unterwegs. Das Mit tagessen lchrnorte seit vielen Stunden im Ofen. Bubi schlief niit aeballten Fäustchen den Schlas des noch von tei ner Spersaneteit Angekräntelten Frau Lilli nahm, nach tue-rein Zaudern, den ältesten Mantel, schörste dem kleinen Dienstmädchen erhöhte Achtsamkeit um Bubi ein und machte sieh aus den Weg, - um einen billigen Ausverkaus heimzu suchen. Das währte natiirlich viel lan ger. als sie ausgerechnet hatte. Gehen acht Uhr Abends, überladen rnit Paar ten. tam sie endlich zuriich Sobald sie die haust r öffnete, schwebte eine Wolte Stau aus sie u. Sie wurde blasz vor Schreck. Die suchte die Klin el —- irn Schlas hätte sie sie lonlt gefunden —- und suchte umsonst. Endlich tatn —- aus ihr ausgereates Klopfen, an allen Glie dern zitternd, das kleine Dienstmäd chen suin Vorschein l »Da ist has Kind, Lene?« schrie die aeiirgftigte Mutter heraus. .Ct schläft, Frau Tottorn!« »Gott sein Dankt Schnell, rede, was ist hier geschehen?« Es währte lange, ehe die Ver-äng stigte erzählen konnte. Vor einer Stunde sei der Herr in das Stieglitzs zimnrer gegangen und taum zehn Minuten später wäre ein Krachen und Stauden losgegangen Ganze Walten Staub lägen aui dem Flur. Frau Doktor wisse doch Bescheid, die Thür im Stieglitzzimmer habe die breiten Ritzen. Frau Lilli war einer Ohnmacht nahe. »Und mein Mann — tam — seitdem nicht heraust« Das Mädchen schüttelte den Kopf. Da stürzte Frau Lilli in bie Un glücksstnbe. Ihre Knie wantten. Mit wimmernder Stimme schrie sie seinen Namen. Schrie umsonst. Die Holz decte war, von dem briickelnben Kalt überlastet, niedergebrochen. Alle«Mb" telstücte erschienen verschüttet. »Von die Polizei!« sagte sie matt. wir müssen ihn retten.« Das Mäd chen war stob, ans dem unheimlichen hause sortzutiinnen Frau Lilli sah sich verzweifelt nach allen Seiten um. Sie fühlte ihre Sinne schwinden. In dem blauen Zimmer wußte sie eine Flasche Kölnisches Wasser. Dorthin taumelte sie seht. Quälende Vorwürfe zwangen sie zu Boden. Wenn sie ih rem Manne erlaubt hätte, hier zu sitzen. wie er es so gern wollte, ach, dann wäre das alles nicht geschehen! Plötzlich hafteten ihre vermeinten Au gen starr aus der zartblauen Sam metdecte des Ruhebette3. Sie stürzte hin und wars sich mit beiden Armen über einen duntlen Punkt, der eigen-: thümlich schnarchende Töne von sich gab. Es war ihr Gatte, her, müde oon der langen Arbeit, hier der Ruhe pflegte. Sie hing an seinem Halse und erstictte ihn sast mit ihren Küssen, zoa ihn dann empor und zerrte ihn in das verwüstete Stieglitziimmen Lang sam begriss er. Er war also im letzten Augenblick einer nicht zu unter-schätzen rsen Gesahr entronnen. Als er sie end lich ein wenia beruhigt hatte, mußte er an einen Fall in seiner Praxis denten. Eine Patientin hatte nämlich durch ein grausiges Ereigniß die Sprache ver loren. »Sprich ein Wort, mein Liebes«. bat er beweglich. »Sieh, es ist ja al les gnädig abgegangen. Was ist denn an der dummen Stube gelegen? Sie war ohnehin unerträglich. Zudem glaube ich sogar, die Bergwertzgefelk sch.1ft ersetzt uns allen Schaden." Dies fügte er hinzu, obgleich er sicher war, ihre übertriebene Spar samteit sei nun für alle Zeit geheilt. Nach dieser säh aufflamnienden hoffnung fand sie selten schnell die Sprache wieder. Er neigte das Ohr zu ihr, um ihr Flüstern« das sicher ein deiliges Gelöbnis brachte, ·s,u verste hen. Noch nicht mit der alten schönen Energie, aber doch völlig verständlich erklärt es: »Du bist doch in dem blauen Zimmer gewesen, und du soll test doch nicht!« Der vers-seen Jn einer mäßig großen Stadt lebte ein guter und gerechter Amtsrichten Der bitte ed sich zum Grundsatz ge macht, die streitenden Parteien, wenn irgend möglich, zu versöhnen. Um diesen Zweck auch sicher zu erreichen, benutzte er folgendes Mittel. Er ließ in dem Verbandlunggzimmer den Ofen beizen, bis er rotbaliidend war Dann stellte er die streitenden Parteien ganz in die Nähe des Qfens und rede te so lange auf sie ein, bis sie sich ver glicken, was in der Regel schon nach wenigen Minuten der Fall war. Ein nral aber bei einer Verhandlung wollte das dem Richter absolut nicht glücken. Nachdem er erhebliche Zeit aus den Kläger eingeredet batte, sagte dieser in aller Gemüthgriitx: »Herr Amte-»ar richtsratb, geben Sie sich nur terne Mühe, ich war nämlich Heizer beim Norddeutschen Lloyd.« III-imst- dexöchnee Ivitl scheut Während der Nearerungszeit des alten Fritz hielt einmal der Winter über alles Ermatten lange an, und der alte König war darob nicht wenig ärgerlich. Oftrnalg gab er feinem Un willen darüber durch laute-, Schim pfen Ausdruck. Diese Gesvobnbeit be nutzte nun ein Soldat, der den Fa miliennamen »Schau« trug, um sieli vorn Militördienft frei zu machen. Er ging eines Tages dem König, der sich den übenden Truvpen näherte· entgegen und sagte: »Maieltät, der Schnee will geben!« Der König er widerte ganz tun: ,,Mag er sich zum Teufel fcheeren!« Der Soldat trat noch an demselben Tage seine Heim reife an, und erft später wurde der alte Fritz über die wunderbare Ent lassung aufgeklärt Die Geschichte er götzte ibn dann aber doch derartig, daß der Soldat feine Freiheit behielt. Der klarste Wes. Sie: »Wollen wir unsere Verlo bung unseren Freunden telegraphiren oder telepboniren«t« Er: »Sagen wir es doch deiner Freundin Elln, da wird es am schnell ften betannt.« Sie kennt das. Gnsdigu »Sagen Sie mal, Min na, Sie waren doch bei Asseffor Meyer in Dienst, wie »macht denn die Frau Ussessor das, daß ihr Mann jetzt nicht mehr so häufig ausgeht, wie meiner?« Minnen »Ja, die Frau Assessor t halt I Kuchen und ’I Klavierspie en aufgegeben.« Rosen. Von Guy de Teramond. Herr de Mord-indes war ein Origi nal. Er hatte iinmer abseits der Ge sellschaft gelebt, sich gar nicht oder we nig uin ihre Angelegenheiten gekäm mert und selbst die wichtigsten Ta gesereignisse mit philosophischer Ruhe« der sich auch etwas Hochmuth und Steptizismus beigesellte, an sich vor beiziehen lassen. Reich, ohne Familie, hochgebildet, lannte er tein anderes Gesetz, als seine Laune und hatte seine vollständi eUn abhängigleit zur Grundlage cseiner Existenz gemacht. »Warum heirathen Sie nicht?« hat te ihn einmal ein Freund gefragt »Mit Ihrem Namen, Jhrem Vermö gen tönnten Sie die glänzendsten Par tien knacken.« » »Sie haben recht«, hatte der Barons mit seiner unerschjittetlichen Ruhe ge-; antwortet, »an diese Möglichkeit habe« ich noch nicht gedacht.« » ,,Sehen Sie sich vor, daß es eine-k; Tages nicht zu spät wird. . .« s »Möglich...Sie haben recht, ich muß mir die Sache einmal überlegen.« Alxr die Jahre vergingen, das Haar des Barons bleichte und er war im mer noch Junggeselle. Und mit dem. zunehmenden Alter schien seine Men schenscheu noch zu wachsen. Er hatte Paris verlassen und sich ein kleines Gut in der Bretagne, dicht bei Dinard, getauft, und dort, wo selbst im Herbst die milden Frühlingsliiste wehen, flos sen seine Tage inmitten seiner Bücher, seiner Pserde und seiner Hunde in ego istischer Beschaulichteit dal,in. Von der Villcn die hoch cui einem Hügel sich erhob, zogen sich herab bis an die Ufer des Flusses die munderoarsten Blu menbeete, als deren Abschluß ein im mer blühender Rosenhiin die größte Attrattion der ganzen Umgegend war und mit Vorliebe mit allen Badegäiten als Ausflugsort benutzt wurde. Eine setkr feinsinnige Aufmertfamteit des Barons gegenüber den Besuchern sei ner Anlagen hatte nicht wenig dazu beigetraaen, den Nimbus des Äußerste ivöhnlichen und Geheimniszvollen um die menschenscheue Person degBesitzers aller dieser Herrlichkeiten zu erhöhen. Mitten unter all den blühendenRosen sträuchern erhob sich eineTasel, auf der tu lesen war: Jede schöne Frau hat das Recht, ei ne Rose zu psliickenl Und nicht eine ging vorüber. Jede blieb stehen, las die Antiindigung und brach scsort eine Blüthe. allerdings nicht, ohne mit einem schnellen Blick die Farbennuance ausgewählt zu ha ben, die ihrem Teint am besten stand. An ein Fenster gelehnt, jedoch hinter einem Tülloorbana, der erlaubte zu sehen, ohne bemerkt zu werden, amti-. sirte sich der Baron manchen Tag an» dem sich immer wiederholendenSchau spiel weiblicher Koietterie. Und das sonderbarste war, daß nicht eine der Frauen, die den Nosenhain aufsuchten,s auch nur einen Augenblick zögerte, bers liebenswürdigen Einladung Folge zu leisten. Bei allen war es dieselbe instinktive Bewegung, wie gegen einen Spiegel der ihnen bezeugen sollte, daß sie schöns seien. schön trotz Alters, trotz der Nasj tur, die nicht immer verschwenderischs mit ihren Reizen umgegangen war s schön, wie sie gewesen waren oder seins wollten« schön wie diese Rose, die sichs von ihn-en widerstandle pflückenl ließ. Aber eines 4age5 ueg oen sum-. seine Menschentenntnisz im Stich. Eis war Anfang Juli. Die Bavesaiioni näherte sich idrem Höhepuntte, unds täglich ergoß sich ein Strom von Be i suchern über die in herrlichster Bliithei stehenden Anlagen. Zum ersten "—.I.ltal. seit er seinen aelseimen Beobachtunge vosten eingerichtet hatte, schritt eine Frau, deren Gestalt schlant und ele aant schien, an den Rosen vorüber, ob ne sie zu beachten, und ließ sich einige Schritte weiter aus einer Bank nieder. Herr de Morvandes war aus dagHHchs sie erstaunt. Waren die Züge, die der weite Hut verbarg, wirklich so häßlich daß sie es wußte? Er empfand sofort das Ungebdriae der Inschrift, und als Gentleinan wollte er die Beleidiguna, die er km wissentlich der Unbekannten zugefügt hatte, rückgängig machen. Versunten in den Anblick der unter gehenden Sonne hörte sie nicht seine Schritte, nnd Herr de Morvantsez konnte sie ungestört betrachten. Sie war blendend schön. Goldblonre Lo den umrahmten ein reaeliniisiiaesti teingeschnittenes Gesicht. Ter leichte Schatten des weißen, nur mit blanem Band garnirten Charlotte-Huteg aabi ihrem Teini einen Glanz von unt-se i rührter Frische, nnd von ihrer ganzens Erscheinung ging ein unbeschreiblicheri Hauch von Jugend und Anmuth aus Auf das angenehmste überrascht näher te sich Herr de Morvandes, um sie nicht zu erschrecken. ,.Sollten Sie, gnädiges Fräulein, nicht vie Ausschriit an jener Tafel ge lesen haben?« Das junge Mädchen aus seinen Gedanken gerissen, sprang erröthenv in die höhe, und wollte sich entfernen, ohne dein ungebetenen Frager eine Antwort zu geben, als der Baron sich respektvoll verbeugt: «Verzeihung, meine Gnädigste, daß ich Sie so ohne weiteres anspreche, aber ich bin der·B-esitzer dieser Anla gen, Baron Morvandes — Sie wer den meinen Namen vielleicht schon ge hört habenf Der bösltche Ton, das fvmvatlzische Aeuhere des Barons bechwtchtgten augenscheinlich das Mißtrauen des jungen Mädchens. und es wandte sich zu ihm zurück. »O, in diesemFglle muß ich Sie um Entschuldigung bitten, mein Herr, daß ich den Anschein erweckte, als gesielen mir ihre Rosen nicht, während ich sie gerade im Gegentheil entzückend finde.« s »Nun warum haben Sie sie denn U chk gepflückt? Ihnen ist es doch er laubt! » sügte er lachend hinzu » Sie ienlte die Augen und gestand ganz offenherzige »Ich habe es nicht gewagt Das Eis war gebrochen und wiej alte Freunde plauderten sie zusam-; men. Nach und nach erzählte sie, daßi sie aus drei Wochen zum Besuch einerl alten Dame nach Dinard getommen wäre. Ihr Vater war gestorben, als sie noch ganz jung war, und hatte ih-» rer Mutter nur ein sehr bescheideneö Vermögen, das kaum zur Bestreitung der nothwendigsten Bedürfnisse reichte, hinterlassen. Was tonnte ihr die Zu tunst bringen? Das Schicksal eines jungen armen Mädchens ist nicht be neidenswerth. Ein ernster Bewerber zeigte sich nicht« da man wußte, daß sie mittellos war; Und zu stolz, um nur als Spielzeug zu dienen, lebte sie ein sam und vergessen. Sie erzählte das alles traurig und resignirt, aber doch glücklich, einen Vertrauten esunden zu haben, der ihr mit Jntereäe zuzu hören schien, und dem sie nun um so eher ihre Seele öffnen tonnte, als sie ihn wohl niemals wiedersehen würde. Und doch, trotz der hochmüthigen Glei chgiiltigleit, mit dem sie dieses Thema besprach. lag in i.,rem Ton die l·d’lecht verhehlte Sehnsucht nach dem Gatten, nach dem eigenen Heim, das sie mit ihrer lächelnden Anniuth ge schmückt hätte. Herr de Moroandeg verstand jetzt ten Grund, weshalb sie die Rose nicht gepflückt hatte. Was niitzte ihr eine Schöntxih die ihr nur Enttäuschung und Leiden gebracht hatte. »Wie die Zeit beim Plaudern ver geht!« Das junge Mädchen stand aus. »Ich werde mich oerspäten, nnd meine Tante wird besorgt sein. Jch muß sie jetzt verlassen, mein Herr...« »Ich noeiß jetzt auch, meine Gnädige, war-im Sie die Rose nicht pflücken wollten« Der Baron versuchte, einen scherzen den Ton anzuschlagen, aber nichtedes stoweniger durchzitterte eine tiefe Be :wegung seine Stimme. »Der ganze Rosenhain müßte zu Jhren Füßen s liegen.« ; Und als sie lächelnd protestirte und ; ihm drohte, böse zu sein« wenn er sade Komplimente mache, fügte er hinzu: »Aber Sie gestatten mir wenigstens, daß der Gärtner Jhrer Tante morgen i einen Strauß Rosen bringt·..« Sie reichte ihm dankend die Hand und er blickte ihr nach, bis sie hinter einer Biegung des Weges verschwun den war. Dann blieb er noch lange nachdenklich vor seinen Rosen stehen. Er fand in jeder etwas von der ent zückenden Unbekannten wieder: die ro sasarbenen hatten den durchsichtigen Sammet ihres Teints, die rothen den Purpur ihrer Lippen, und die Thu rosen erinnerten an das blasse Gold ihres Haares. Langsam war die Nacht hereingebrochen; der Rosenhgin loiillte sich in einen grauen Nebel. der alle Farben nach und nach vermischte. Er kehrte nachdenklich und mißge stimmt in sein Heim zurück, und zum ersten Male fragte er sich ängstlich, ob er nicht unrecht gehabt hätte, das Glück im Egoismug und in der Ein samkeit zu suchen. und ob eS nicht viel leichter wäre, als er geglaubt hat te, glücklich zu sein. Mechanisch betrachtete er in dem Spiegel seine grauen Haare und die Falten, die vierzig Jahre ihm unbarm herzig in’s Gesicbt gegraben hatten, und ängstlich wiederholte er, mag ihm einst der Freund gesagt: Das; es nur eines Tages nicht zu spät ist! Aber am nächsten Morgen lieh er ei nen großen Straan der schönsten Ro sen binden und brachte sie selbst dem jungen Mädchen. Für-W eåsttthe Leben Uebertreibe nie, damit du keine Zweifel an deine Glaubwiirdigteit bervorruist. Es aiebt Leute, denen es sast zur zweiten Natur geworden ist, jede Anaeleqenbeit, auch wenn sie von aar keiner Bedeutuna weiter ist, auszubauschn Jngzuschmijaem luez —- zu übertreiben. Daß damit der Lüge, wenn auch unbewußt, Vorschub aeleistet und namentlich Kindern ein sebr schlechtes Beispiel gegeben wird, bedenken sie nicht« Die Uebertreibnng ist und bleibt immer unschön. in wel cher Gestalt sie auch einher-neben mag, ob in Wort oder Schrift. Sie erweckt in jedem rnhia und sachlich denken den Menschen stets Zweifel und sollte deshalb vermieden werden. Kann man eine Sache mit Ueberzeugung vertreten, so braucht man nicht zu übertreiben. Nachricht-« »Also, Jda, ich ersiille dir nun auch diesen Wunsch — wir reisen nach Venedig! Dafür verlange ich aber auch nach unserer Rückkehr einmal in der Woche den Hausschlilssel!« ,,Herzenömann, den tannst du doch alle Tage haben, wenn du ibn mir nur Abends um 9 Uhr wiedergibst!« Er weiß ec. A.: »Warum ist denn das Braut-— paar so still?« H B.: (verbeirathet): »Das ist die iStille vor dem Sturmt« Auf Umwegen. Humoresle oon Hermann hei berg. Jch bin ein Frühaufsteher. Wenn die Sonne noch kaum ihre großen Portale ausgestoßen hat, um über der sehnsüchtig nach solcher Wonne ver langenden Welt ihre goldigen Feuer ströme sprühen zu lassen, werfe ich schon einen Blick hinaus, schaue zum himmel empor, werde ein Wetter prophet und beobachte, was sich auf der Gasse regt. — Es ist ein unbeschreiblich herr liche-Z Gefühl, nocu sern dem getäusch vollen Marktgefühl der Welt zu sein, sich von der Ytaturstille erquicken zu lassen, noch nicht der unabweislichen Pflichten gefügiger Diener zu sein. Jch wandle durch denGarten. Durch den Thau feucht versilbert, leuchten die Gräser, die belaubten Bäume, Alles( schaut mich so träumerisch, im glück-s seligen Einklang mit sich und der Um- ; gebung an. Während ich den frischen Athein, der dem Erdreich und dem smaragd nen Rasen entströmt, aufsauge, geräth mein Jnneres in einen sanften Tau mel des Wohlbehagens. Allem, was meinen Gedanlen und Ueberlegungen widersteht, ertheile ich teine Audienz. Ich bade mich in Morgenluft und in himmlischer Ruhe, durch die mein Körper und mein Geist für das Kom mende gestählt werden. LAber freilich! Die Ruhe ist mir eine Zeitlang einmal sehr unheilig ge stört worden. Mir gegenüber wohnt ein Handwer k-ck, t-.-. e..i twtiiuuui »He-- ..,i««7« »i ierlei Nebengebäude gehören aus dem Hofe dazu, die prattischen Zwecken die nen. Auch ein Hühnerftall mit gackerni deinVolt ist dort, und nicht selten spa zirt der Hahn —- seinen bunt-en Hof staat hinter sich — auf die Gasse-. Im ; mer giebt’s etwas zum Aufpicken In jenen Sommertagen hatte mein Nachbar einen jungen Hahn ange schafft. Und dieses vermaledeite Vieh —- ich legte ihm, sonst ein eroszer Thierfreund und nachsichtig selbst ge gen Spinnen und Fliegen, diese Be zeichnung bei —- iibte sich in der Mor gensriihe eine volle Stunde — was sage ich —- stundenlang —- im Kräheru Es war um aus der Haut zu fahren. Er lernte das Kriihsen nicht, und zu dem litt er offenbar an einer Kehl bräune. So waren es denn jedesmal nur heisere, alle feineren Sinne bis zur äußersten Unerträglichteit beleidi gende, die Luft erfullende Krächz laute. Auch des Haupthahns Unterricht blieb ohne jede Wirtungt Anfangs habe auch ich ihm ein Ki teriti entargengeschmettert, ein volles, träftigeg, reines Riterili. Wer mich kennt, kreiß, daß ich wie der beste Hahn trähen kann. — Aber o weh! Immer hatte dieses Beispiel nur die Wirkung, daß der Schreier noch ausgiebiger schrillte. Ein trankhafter Jdiot unter den Löhnen der Welt! Wiederholt überlegte ich, ob ich mich nicht mit den Nachbarleuten drüben in Verbindung setzen, sie bitten solle, dem Thier den Garaus zu machen, oder mir das Federvieh, selbst gegen höchsten Preis zu vertausen. Aber stets scheiterte mein Entschluß an der Erfa. ,runa5 - Erwägung, daß man ausnahinlog fehl geht, wenn man Besitzern von Kindern und Thieren Vorstellungen über deren Fehler und Schwächen macht. Meistens ist eine persönliche Verftimmung die Folge. Ich aber verfotge den Grundsatz: Halte in erster Linie Frieden mit Dei nen JJtE Menschen Du hast genug mit dein Unfrieden der Tinge urn Dich und dem in Miner einenen Brust zu kämpfen Aber ein anderes Mittel gab es: »Morr!« Ich konnte, nrenn drüben alles noch schlies, dag Vieh fassen und es an einem versteckten Ort zu seinen Voroätern versammeln Aber freilich. Schon bei dem, blo ßen Gedanken zitterte mein Gebein-— Ich kann nicht einmal ein Käferlein tödten! Massenmord, wie er ans den Schlachtfeldern kriegsührender Natio nen acfübrt wirb, erfüllt mich mit tiefsteni Abscheu. Was blieb also übrig! Alle meine auten Ideen lief-, ich in meinem Gehirn antreten und Parade machen, und priifte sie sorgfältia. Die Augfiibruna aller aber mußte ich ver werfen. Erst Zuletzt kam mir ein wundervol ler Gedanke. Ich faßte mir ein Herz und sprach eines Vormittags die Nach barin, die das -Lberkom.-nandn über die Hühner und Hähne bat, an. Ich fragte, ob sie wohl einen reiz voll finaenden Kanarienooael kaufen wolle. Er sei billiast zu erstehen. Er koste fast nichts. Gewiß! Sie war dankend einver standen! Und dann sagte ich, wie plötzlich von diesem Gedanken ergriffen: ,,Vielleicht machen wir es so! Jch möchte aern einen ganz iunaen Hahn haben. Können wir vielleicht tau schen?« »Ja, gewiß, aernl Wir haben ei nen noch aanz jungen!« (O Himmel ja! Sie brauchte diese fürchterliche Thatsache nicht zu bestätigen) »Aber er kann nur schlecht trüben —- —" WAch das thut nichts! Ich lehre es ihn schont« Die Nachbarin, ich merkte ei ilkr an, hielt sich innerlich über mich au ! Welche sonderbare Idee das wart Ich wollte den Hahn lriihen lehren! Dost gleichvie!! Ich schickte ihr umgehe einen gesprenlelten Kanarienvogel hin über, der herrlich singen konnte, nnd erhielt dagegen den zappelnden nnd bei der Uebergabe entsetzliche Töne von sich gebkiden Schreier· Aber so viel lann ich berichten: Es währte nur wenige Minuten! Da! ritsch, ratsch hatte die Köchin seinem Leben ein Ende gemacht, bereits am folgenden Mittag brachte sie ihn aus die Tafel. Er schmeckte ganz ausgezeichnet die ser talentlose Kräh-Fanatiler. Und zudem — welch ein unschätzbarer Ge winn! Jch konnte mich fortan wieder san der heiligen Morgenstille erfreuen, die meinen Lebensgeistern aushals, die meinem Dasein neuen Impuls ver lieh. W Der kleine Triften «Aegere dich nicht, Tante!.... Du siehst noch gar nicht fo alt aus — be tonders von hinten.« Protest. Hausfrau: »Es ist traurig, Anna, daß Sie gar keine Anhänglichkeit an Ihre Herrschaft zeigen!« »Aber, Madam — ich bin doch tei Forterrier!« Aus der Jnftruttionsftnndr. Unteroffizier: »Wenn ich mit diese-a Gewehr aus hundert Meter hundert Schuß gegen eine Ziegelmauer gebe, so fällt sie nach dem fünfzigften Schuf : Um!« Maliziss. Frau: »Ich will mir zwei Haar flechten tausen, auch möchte ich mit neue Zähne machen lassen. Was meins du dazu, Paul?« Gatte: »Thue das Du hist ja alt genug, um ’mal aus-gebessert zu wer s den.« Gerade recht. »Ich muß Ihnen aber sagen, daß meine Tochter ein ganz willenlosei ; Geschöpf ist!« I »O, dann nehme ich sie erst recht!' s Zweierlei Noten. Pianift (in einer Gescllfchafdi »Nun, Herr Kommerzienrath, Sie fe hen ja so als-gespannt aust« Komnicrzienrath: »Ja, mein Lie ker, ich mufz auch mehr arbeiten, wie Sie, denn Sie verdienen doch Jht Geld spielenl !« Pianist: »Da haben Sie recht, ich wünschte nur, daß ich Ihre Roten da zu hätte!« Entfchuldigt. Herr ?l.: »Sie, Herr Meier, Sie schlafen ja!« Herr Meiert »Lassen Sie mich doch, der Schlaf ist mir eine Wohlthat.« Herr A.: »Sie sind hier doch aber im Concert.« Herr Meier: »Na ja, es ist doch aber cin Wohlthätigkeitg-Concert!« Der rechte Mann. Gefängnißdiretton »Man wird Sie niit Anfertigung der Sträflingstleider beschäftian; Sie sind doch von Beruf Schneider?« ’ Sträflinat »Jawohl. Spezialität; Frael: und Smotinaanziige!« s AhnmragvolL s »Nun heiratten Sie wohl bald, Fräulein Nudelmeier?« ; ,,Jn diesem Jahre nicht: mein - Bräutigam meint, es hätte ihn heuer l so schon viel betroffen...« Beim Maler· v Bauer: »Aber ich finde mich gut nicht ähnlichs« Maler: »Nun, ich kann ja noch ei nige dämliche Züge ’teinbringen!«