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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 2, 1909)
Bis aus Ende der Welt. sonn- Iin Ratt-um«- pokus-eh f (14. Fortsetzung und SchlußJ nlia war einen Schritt zurückste , tasiete rnit der Hand nach dern Dettpfoftern einen Halt zu fin den. seit-er Zorn, Abscheu stieg ir. It anf, nnd sie iiiälte deutlich, sie Hm den Rücksichtslosen hassen miif teu. wenn nicht noch das Mitteid mit feinem Förperiichen Elend in ihr wach gewesen wäre. Borgfiedts Augen glichen feurigen Kohlen. Jeder Nerv, jede Faier in feinem ishr-taten eingefallenen Ge sicht guckte nn Fieberdelirintn »Am den Ring wen, den verrnch ten« der Dich an den anderen bin .det!« feuchte er. »Ich kann ihn nicht sehen —- er ift wie eine Flamme die Deine Hand verbrennt. Giev idn ber —- oder ——« Seine Finaer griffen nach dem Verband, rissen daran, aus feinen-Zügen sprach der fette Ent «fM das wahysfknnige Vorkszenz auszuführen l Juki-n fiel ihm in den Arm, hielt2 ihn feft mit nnitlaminernoen Hän! M. «Winfrised s- drin Erbarmen!« . Mag weg -—— schwört ---« Er konn te nicht weiterfprechen, röchelte schwer, Untstropfen traten auf feine Lippen . Juli-a zog den Ring vom Finger: es. war thr, als wäre er mit tun-end Fä den tn ihrem Herzen verwachsen Mit tanfend Fäden, die sie unter weten Schmerzen zerreißen mußte. ·Da —— ich hat« gethan", preßte «tie.äetvor. M! Ich will ihn haben!« . n Augenblick wehrte sie sich noch. Da der Unsinnige sich aber von neuem aufzurichten suchte, lente sie den Ring in feine ausgestreckte Hand, die N sofort krampfbaft um das Meint-v zusammensetzt-Iß Dann wischte sie dem senchenveti das Blut von der-. Lippen, tief zur Thür, rief vie Schwester und wankte wieder an das Bett zurück. 15.Kaviiel. « Professor Aladorf war nacts der Operation nur noch einmal dagewess ietz, um einen neuen Verband anzu:3 legen- Kiilsl und iliichtiq hatte er ..:’(nlia die Hand gereicht, und beim Abschied hatte er, halb zu ihr. halb zu Irer o. Botqftevt aesaan »Ich brauche nicht mehr Dienern-kommen TlllQ was zu thun ist, kann Herr Doktor Wegener erlediaen.« Nach dem schweren Rückfchlaa aber, der den Kranken, als eine nur zu natsrlicie Folge der erreaten Unter redttng mit Julit getroffen hatte, hielt es Doktor Westener doch iiir ge rathen. Altdorf noch einnul um sei nen Besuch zu bitten. nd Altdorf tam, ordnete den Verband, nahm die Kaniilen beraus, ließ sie reinigen nnd setzte sie wieder ein« »Sie müssen fiir absolute Ruhe sorgen. Weiter iit biet nichts zu machent« Als er sich oerabichieden wollte er« spiihte sein scharfer Blick, dem so leicht nichts entging. daß Julia ihren Vers whwskinq nicht mec- sm Fing-J hatte. s Den Bruchtheil einer Setunde stand, er wie erstarrt. Seine Ylnaen um-» buntelten sich, seine Züge nahmen ei nen steinharten Ausdruck nn. Dann hatte er sich schon wieder in ver Ge ; malt. , z Er gnb«Julia die band und sah; sie an und sah den angstvoll stehenden Blick. mit dem sie ihm begegnete Derselbe Blick, genau so voll Qual nnd Verzweiflung dachte ek, wie der, »den sie einst an jenem ichmerzvolls nnveraeßlichen Abend in Lsebenitein Boraftedt zugesandt hatte. Nur da mali stand darin aeschriebem »He-if Erbarmen« —- heute aber: »Vetgib!« Ja. vergiebl —- Verneben, verges sen wäk nicht schmer, wenn unser Herz nur stille mit-It III zuckte ihm durch den Sinn, wälzt-IV er sint von den andren ver W. Und zwischen Thin und Insel-Wenn er: «Schreiben hätte se dir doch wenigstens können Die —Waschemg, die — Kränkung hätte se dir ersparen milssen!« « ...L Seine Gedanken qlllgcll Will um« keaus. Das Ablegen des Ringes war der Anfang vom Ende. Bornsiedt hat -ie sie wohl halb und halb dazu ge zwungen, und das Schuldbewußefein hatte ihrer Widerstand-straft den Reffv - gebe-. Aber Unsinn. das-! Sie hatte ja gar keinenGtund, sich schalt-bewußt zu fühlen. Was den« Iolliopf den Re volvet in die band gedrückt hatte, war ja weit mehr die Verzweiflunq um die ges-We Existenz als der Schmerz um des Bei-Just Jek Geliebten gewesen! —- Iulia war doch sonst so klug in al len Dingen. So mußte sie doch auch das einsehen. Doch die Liebe machte eben blind. Und daran las-, nur datan,· daß Julia diesen Menschen noch immer Iiebiei Bauten eigentlich not in aller Weit? Ja. warum? Ein Narr war m Jni Antwort l ch » L« b .- GI b eben woh do eine ie e, die gis-E das ihre nicht« die alles Ins W duldet, die mznmer auf . M sk- dts anderen nicht fallen - ten ist. Vorbei! Altdorf bodrte sich hinein in den YGedantern verrannte sich fgleittiain darin. Ja, so geht-L wenn alte Nar ren ils-te Hände nach jungen Mädchen dlüthen ausstreckenl — Von Tag zu Tag wartete er, daß Juli-i ihm schreiben sollte, und als lein Brief von ihr kam. sagte er sich voll höhnischer Bitterleit: »Sie findet wohl vor lauter Pflege und Aufopfe rung, vor Gram und Sorge ieine Zeit zum Schreiben, over sie hat nicht den Marb, oder sie denkt, Du weißt ja genug und wartet nun, daß Du sie großmütliia steiget-en sollft.« Vollständin irre wurde er an ihr in feinem dumpfen Gram. Auch wenn sich in feiner Brust die hoffnun re gen wollte: sie sitzt in verzweielter Enge, gefangen, eingezwångt zwischer nagendern Schuldgefiidl und dem rücksi tslofen Drängt-en eines Egoi ften, der nur sich selber tennt ——— sie weiß tell-it nicht« Mr- rvertien foll, so erftictte und erdriictte er die Hoff nuna, so oft sie auch immer wieder und wieder ihr Haupt erhob. Rede dir nichts ein: sie liebt den anderen —- das ist des Räthkels llare Lösung! Aber immerhin ——- er konnte ja auch abwarten, er konnte ja auch die Dinge an sich herankommen lassen. Dotter Wegenser schscte ihm regel mäßige Berichte, aus denen hervor ging, daß mit Borgftedt alles feinen guten Gang ging, daß die Wunde glatt und ohne Komplitationen ver heilte, daß feine Kräfte sich hoben von Tag zu Tag. Wißt und wenn er noch so weit uni i l I l Ein paar Msl ainaer zu Frau ins Rottenlmrg, halb urd han der Leute wegen, die sich schon über den seltsa men Verlan feiner Verlobuna die Köpfe Zu zerbrechen schienen. Er traf die alte Dame immer in heller Ver imeiiliina, geradein außer sich, an. Sie hätte keine Macht mehr iilier Ju lia. So oft nnd so stren: sie ihr auch ---— jeden Abend. trenn sie nach Haufe täme —- befeble. keinen Schritt met-r über Frau v. Borgstedte Schwel le zu setzen, die Unselige ließe sich nicht halten. aing immer wieder. Kaum. daß sie sich überhaupt noch Abends nnd Morgens ein Ständchen um ihre Mutter liimmere. Und dabei siihe sie blaß. verbannt, geradezu bejammerssi werth aus« würde zusehends elender von Tag zu Tag, und aus ihrem gan ten Wesen spräche eine unbeschreibkkche Nervosität und Unsicherheit In der ersten Zeit hätte sie beim Heimtomtnen Immer noch gefragt: «War Hermann da? Hat er nicht aeschriebenP « Aber nun thöte sie fchon seit Tagen des Bräutigams mit teiner Z:lbe mehr Erwähnung. Gleich als wäre sie von einem bösen Dämon besessen. Und wenn sie sie sroar. was um alles in der Welt daraus werden solle, niemals aiibe sie eine vernünftige Antwort, fast immer nur die Abwehr: »Quöl' mich nicht!« Aber Altdorf ließ den Gedanken, der ihm während der erregten. von Thränen begleiteten Schilderung Frau v. Rottenhurgg schon halb zum Ent fchlufi geworden war, Julia zu schrei ben, das-. er sie freigäbe, nun doch wie Dier fallen. Warte noch —s— vielleicht findet sie hoch noch zurück zu dir!. Aber immer deutlicher merkte er, daß seine Bekannten sich angelegent lich mit seinem Liebeshansdel beschäf tigten. Oft, wenn er irgendwo eine Minute seither eintrat, als man ihn wohl erwartet hatte, fiel ihm auf, das-, die Unterhaltung der vor ihm Dage wesenen jäh verstummte, nnd daß man um das schleunige Wettern-in nen des Gesprächsfadeno einigerma ßen in Verlegenheit gerieth. Ueberall behandeln man ihn so sonderbar riietsicbtsvoll nnd zartfiihlend Seine Freunde, seine Assiktenten, das Per :son—al in seiner Privatklinik, sein al ster Johann. — Js, selbst auf seinen IStudenten in der Universität schien ief wie ein hetlemmender Druck zu liegen. Keiner mucksie sich. wenn er sein Colleg hielt, alles war so still wie in einer Kirche. N war doch früher nicht so gewesen! —- Oder doch? Jagte er etwa schon Virngesbinsten nacht « Das eine aber stand fest, ganz ohne Zweifel: der dice Ober-Itzt leistete sich mikunter einen so liebevoll-befugten Ton, baß er Hm am liebsten grob ge kommen kär. wenn er nicht eben ge wußt hätte. daß der Mann von seiner Gefählth M Ilchi mehr zu tueieen roar. « Weg gina au oxe Leute sein Ber druß und Kummer ans Mochien sie sich doch um ihre eigenen Angelegen heiten kümmern! Er verzichtete dan kend auf alle gütig-r Theilnahme- —— » Als er wieder einmal zu Frau v.« Rotienburq kam, traf er dort zu sei nem nicht geringen Erstaunen eine alte Bekannte aus Liebenstein an« Vilma v. Schlichen. »Ich habe doch schon vor drei Mo naten von Cbicago aus get-beli, daß ich bakdmöglichsi hierher-kommen wür zde um alle meine lieben Liebenstexnet iFreunde wiederzusehen, und um Ih inen und Fräulein v. Retter-barg per fönlich meine herzkichfien Gästen-kin sehe auszusprechen«· sprudelte sie der vor. »Und nun muß es sich gerade fv unglücklich treffen, daß Fräulein Julia zu Verwandten gereist ist. HERR fch.s.de!« Altdorf fah sie prüfend an. Nein das war keine Verstellung, die meine mußte wirklich nicht« wo Julia sich aufhielt. Und Frau v. Rohen burg konnte er die Rothiüge von der Reise ihrer Tochter wahrhaftig nicht seraraert. Vilma o. Schlieben eriiihlte dann in ibeer temperamentoollen Art noch eine ganze Weile von ihren Fabrten und Reisen. Bornitetts Namen er wähnte sie nicht. Und doch waren es die aus den Zeitungen entnommenen Nachrichten über ils-n gewesen, die sie sofort nach inseer Rückkehr aus Ame rila bierberzaeirieren hatten. Aber sie würde fich- biiten· etwas merken zu lassen. O. man stand nicht unt-sonst jahrelang ailein und aus sich elbft znaewieien noch dazu ans dem schliipsriaen Boden des Concertsaal vodiiizns. von Neiderinnen und Fein dinnen belauert Da lernt man schon biibsch iiir iich behalten, was tein« anderer iu wissen braucht. « Nur aani zulenn als sie schon zumj Anibruch riiitete, sagte sie: »Ich wer- · de wol-l bis moraen Abend, mögli cherrveise bis übermorgen Abend, hier bleiben. Jch muß mir durchaus den« Saal des Deutschen Hauses anse tren. in dein ich im November spielen soll. Eine Kolleain eriäblte mit nämlich. die Alustit wäre miserabel. Jst es wirklich so man dars Kol leginnen nämlich nicht immer glau ben ---, so musi mein Jnmresario sich iiir mein Coneert um ein anderetl Lokal bemühen Auch die llmgeqend will ich mir ein wenig betrachten. Und richtia Frau v. Borasredt muß ich ja auch noch meinen Besuch machen. Jedenfalls, aniidiae Frau —·' sie tiißte Frau o. Rottenbursa die Hand --— «lomme ich vor meiner Ub reise noch einmal, um Adieu zu sa aen.« Als sie hinaus war, starrte Alt dors im dumpfen Schweigen zu Bo den· Die subr nun bin zu Borg ftedts, traf Iulia dort und ersubr. dasi man sie beloaen hatte· Aber hätte er Frau b. Rottenburq Lügen stra fen sollen? Nein. Oberhaupt was fragte er nach der Meinung, die die kleine Zigeunerin iiber ihn und Rot renburas mit wegnehmen witrdeS Dac- war ja alles aleichaiiltial Aber sein seelisches Unbebagen wuchs. wurde iu einem rein körper lichem Es aebt so nicht weiter; ein Ende muß sein! .Gniidige Frau!« Er verneigte sich und bot Frau o. Rottenburg die Hand zum Abschied. Etlchreat, geradezu fassunasloz sah die lLlrxne idn an. Er hatte sie nach seiner Verlobung mit Julia immer »Frau Oberst« genannt. manchmal im Wohlsein einer gemiitblichen Stunde auch wobl schon »Mama«, aber nie in so siirmlicher Weise .anädige Frau« «Hermann!« -s- sie brach in Tdriizh nen aus —- «wollen Sie mich auch allein lassen-? Was soll ich denn an fangen obne Sies« Dieselben Worte, die sie schon einmal zu ibm gesprochen -.,Haben Sie doch noch Geduld mit Ju lia. sie wird ja wieder zurücksindeni Ich will ibr noch einmal ins Gewissen reden beute Abend« Altdorf schiittelte trübe den Kons. »Ich lann nicht mebr2« Und er ging mit einem lesten hän dedruch Zu hause· in seinem stillen Ar beitszimmen sab er Julias Bild aus seinem Schreibtisch lange. lange an. Ob du auch noch so schön bist, mich noch so betbörend anblickst mit deinen wundervollen Augen —- es muß sein! Er zog den Berlobungdting vom Finger —- den Nottenburg’schen Ring mit der Jnschkkst »Ist Treue sesl« trug er schon lange nicht mebr —- und legte ibn in das oerschwiegene Fach szu den Briefen. die Julia ibm ge schrieben, ein-d zu den Rosen, die sie ihm vor nun satt anderbolb Jahren aus dem Liebensteiner sahns-of in das Fenster des zur Absabrt bereit ltebenden Auges bineingereicht hatte. Damals schon hatte er gedacht, es wäre der Abschied siir immer, den er da von ishr nahm. Ei wäre besser iiir ihn gewesen« hätte er recht gehabt. Dieser Abschied nun war tausendmal schwerer! Mit einem Ruck ichod er den Ka sten zu. Jalias Briefe und ihr Bild ionnte er ihr wohl ein andermal zu rüaienden wenn er ruhiger war. Er nahm Papier und Feder nnd schrieb: » »Liebe Jniiai Ehe wir uns offi-« ziell verlobten, hatte ich Dir geschrie ben, ich würde Dich ohne Besinnen ireigeden, wenn Du eines Tages zu der Ueberzeugung tämesi, daß Du das Vergangene nicht vergessen, daß Du nicht hassen iönntesi, an meiner Seite ein volles Glück zu finden. Nun —- das Vergangene ist wieder Gegenwart geworden bei Dir und — Zukunft. Möge ed eine gute Zukunft werden. Zwar nicht ,ohne Besinnen’, son dern nach langem Zögern und hartem Kampfe qehe ich Dir hiermit Deine Freiheit zurück Herniann Altdorf.« Diesen Brief sandte er durch Jo hann nach Wielandstraße Z, der Woh nung Frau v. Borgstedti. ——·——-—--———— Mit itteknden Banden ri Julza den Uen chlon ani, überflog ie m ni en tnapven Zeilen. ran o. sorgsiedt und Alma o. Entstehen saßen an thfrievs Beu. Drei Augenpaare riOteten sich spr tchend auf das todtenvtnfse Llliöxvtiens chsichL Einen Moment war es Jutin, als müßte sie kritisierten So schwer hatte Altdorf-«- Brief sie getroffen. Dann aber tarn es über sie wie eine geheim nißoollr. wunderbare Kraft Alles, was sie in Fesseln und Bann gehal ten in diesen letzten Wochen, Schuld bewußtsetn, Angst und Zweifel — iiet wie ein Nebel von ihr ab. Und groß, allmächtig war in ihr nur noch das eine Gent-finden das eine Ver-z langen: den nicht tu verlieren, den nicht länger leiden zux lassen, den sie liebte! »En51diae Frau« s— ne wandte sich an Frau v. Borqstedt « «bitte, ver anlassen Sie Ihren Herrn Sohn mir meinen Rina zurückzugeben Dort in Der Kassette lirat er. Den III-Müs se! kält Ihr Herr Sohn unter seinem Aar-stiften verborgen.« »Ju!ia!" rief es vom Bett her in » heiserem Aufschrei. . »Bitte, gnädiae Frau«, wiederholte die zum ttleuszerstenEntschlossene, »for aen Sie, dase ich meinen Rina zurück erhalte. Ich will, ich muß ihn halten« Und während Frau v. Borgstedt, einarschiichter durch diesen unerwars teten Auser zorniaer Energie, die Aassette öffnete i- es war ihr gelun nen, den Schlüssel aus seinem Versteck hervorzuziehem ehe der in seinen Be weaunaen immer noch start hehinderte Kranke ihn hätte an sich bringen tön nen «—, fuhr Julia in entschiedenem Tone fort: »Ich habe gethan, was ich konnte. Wenn ich etwas an Ihrem Spek- qknan Mc dadurch. daß ich mich ihm in einer schwachen Stunde Versprach, ich habe ej gut gemacht. we niaitens gut zu machen versucht. Wei ter reicht meine Kraft nicht aus. Mein Glück und das meines Bräutigams tann ich ihm nicht zum Opfer bringen. Einmal muss Klarheit sein. einmal muß ich es sanent es war Täuschung. daß ich glaubte, Ihren Sohn zu tie bem Wahn war es.« Sie steckte den Rina, den Erst Frau v. Borastedt schweigend hingereichh an sden Finger und ging festen Schrit tes hinaus. »Julia«, rief der Krante noch ein mal und versuchte sich aufzurichten. Vilma v. Schlichen hielt mit ihren tteinen energischen Händen seinenArm .Zeien Sie ruhiat Sie werden dar über hinweatommen. Wenn Julia Sie doch nun einmal nicht lieb hat -«« Dann trat auch Frau r. Borgstedt heran, strich ihm über haar und Wangen und sprach ihm mit zärtli cten Worten hegtitiaeno zu. Er stöhnte vor Zorn. aber daran, feinen Verband abzureißem dachte er nicht mehr. Ei hätte ihm auch we nig geholfen, denn die Kaniilen wa ren schon vor Tagen aus der fast ver heilten Wunde entfernt wkdem und unter der Pflege, der immer regen Sorqfalt einer liebenden Mutter lernt man das Leben wieder liebge tvinnen, wenn man auch einmal im halben Wahnsinn versucht hat« es fortzuiverfem « —«-—---—-·--.—-....-.-— Julia war auf die Straße aelanqt s sie wußte nicht, wie. Sie hatte erst daran qedacht, nach Haufe zu fahren ihre Mutter zu Altdorf In schicken. Aber nein! Reinen unnöthisgen Auf schnitt Selbst mußte sie zu iinn, selbst! Das war ihre Pflicht, das war sie ihm schuldig nach allern, was er um sie aetitten hatte. Sie hielt eine ooriiberfahrende Droschle an. »Lazarnstranienhau5!« rief sie und stieg ein. Der Wagen rurnpelte weiter. Wie lanasani kag qinat Wie spät war es denn eiaentlich? Sie zog die Ube. Halbkünf Da würde sie ae rabe antornrnen, während er Sprech stunde hatte. Aber das war ja gleich. — ,,Ah, gnädiaes Friiirlein«, fuhr es Johann iin Ton lebhaften Erstau neni heraus, als er auf ihr Klinaeln die Thür öffnete und sie vor sich ste hen sah. Darauf war er nicht gefaßt gewesen« Mein Gott, ein alter Die ner merkt doch, was mit feinem herrn vorgeht. Nun konnte er wirklich, trotz aller aebieaenen Selbstsucht, nicht die übliche aleichaiiltige Miene zeiqen. »Rosen Sie, bitte, sraqen, ob ich den Herrn Professor nicht sogleich sprechen lannt" Aberfelbstverständlich --selbstver stöndlicht« Er eilte davon rnachte aber auf halbem Wege halt. »Verzeihung,s gnädigei Fräulein, so lange werdenj wir aber doch wohl warten müssen, bis» der Patient, der gerade drinnen ifi beiin herrn Professor, wieder heraus konnt-U ; »Das werden wir freilich wohl müssen.« Wie froh und leicht ihr ums herz war, wie feliqt Sie hätte lachen ins gen vor Glück —- oder weinen Das eine war ihr so nahe wie das andere. Eben gina die Thilr die vorn Kor ridor Jus Drdinationtzinnnee führte Johann schlüpste hinein. Gleich daraus schritt Iniia durch das Wartezinnner und dachte beim Anblick der vielen Kranken, bie da noch des ar tli n Rathes harrten: Du hättest d ch lieber noch ge dulden sollent« Im nächsten Augenblick fiel die Portiere hinter ihr herab, nnd sie stand Altdorf gegenüber. Ansehen lonnte sie ihn ni nigstens nicht aleich efil tewe nun doch beklommen. Würde er ehe vergebens i Gäftenttenctä eies trat gis dåckztu att: hn an, n ne n un fie. danle Di houchte »dann Dir« daß Dis mir geschrieben hatt. Das hat mich zur Besinnung aebrarbt, hat mich erlöst-« Dann ich sie ihn an. mit einem vollen, innigen Blick ihrer ftrahlenden blauen Augen. «Ver;o,ieb mir, daß ich Dir so viel Kummer gemacht habe. Aber das al les brach herkin iidet mich wie eine Sturmiluth riß mich nml ---- Willst Du aut sein« mir derart-enti« Nun begriff er erfi, iah auch endlich. daß sie wieder feinen Ring trug. Und plöslich er wußte nicht, wie ihm ge schah -- ichlana sie ihre Arme um sei nen Hals. »Siehil Ding denn nicht? Muß ich Dir«s wsrllich erit sagen, daß ich nur Dich lieh habe. nnr Dich « leinen anderen?« Sie nahm seinen Kopf zwischen Ehr-. hände nnd liißte ihn, lüßte ihn mit einein l.:naen, lanqen Kuh hingebender Liebe und Zärtlichleii. - Da riß er sie an sich. vrefite sie an seine Brust und hielt sie selimdenlang schweigend umfangen, ftreichelte nur immer ihr htandes Haar und liißte sie wieder und wieder. Er hätte sie tragen möaen nach hundert Dingen. Aber er brachte tein Wert hervor. Er wußte ia am besten, ein wie feines, ein wie leicht zu verstimmendes Instrument die Menschenseele tit. Und wenn nun gar eine raube, rücksichtsloie Hand in die Saiten griff, kannte es anders fein, als daß sie in ichrillen Dissonanzen erklangen-Z Endlich fielen ihm ieine Patienten draußen im Wartezimmet nieder ein. Ob er sie wegschiettesZ Ihnen sagte« daß er die Sprechftnnde nicht fort setzen lönnte, ihnen anheimgab, am nächsten Taae wiederzutommen? Rein! Nicht im Ueberfchwang des einenen Glückes das Leid der anderen vergessen! Nicht den lkgaiömue das Uebergewirht erlangen lassen -—· nicht auf einen Iaa, nicht auf eine Stunde! »Geh, Liebste, aeh jetzt zn Deiner Miter. Jn einer Stunde bin ich wieder bei Dir!« Vier Wochen später —- die Bäume standest entlaubt nnd der Oktober sturrn brauste über die kahlen Felder — machte Winirieb o. Borgstedt seine Verlobung mit Vilma v. Schlieben bekannt. Seit dein Tage· an dem Julia ihn verlassen. war die .tleine Zigeune rin« nicht von feiner Seite gewichen. hatte ikm gepflegt mit ausovsernder Liebe, hatte seine Launen geduldig ers ; tragen. ihm Trost ru.1esprochen, ihm; begiitigerid die Hand nnd die Stirnx nestreichelt, wenn die alte Sehnsucht anch der verlorenen Geliebten wieder über ihn gekommen war. Und wie fee seinen wund-en Körper gesund pflegte, so pslegte sie auch seine wun de, zerrissene Seele beil. Stunden lang spielte sie ihm aus ihrer Geige« por· was er nur bäten wollte, bis er sich so an ihre Güte und on ihr Spiel aewöhnt hatte, daß er sie nicht mehr entbehren zu tännen meinte. An ih rem starken, zähen Willen richtete er den eiaenen TBillen auf zu neuer straft und neuern Lerensmutb Zwei oder drei Tage nach dem Be H kannte-reisen idrer Verlobung tras Vil-» rna aus der Straße mit Frau o. Rot tenburg zusannnen. .Liebes Kind«, begann die alte Dame und umschloß die band der jungen Braut mit zärtlichern Druc, »ich wünsche Ihnen Glich so viel Gliirll Aber —- ich srage gewiß nicht aus Neugierde danach —- wie denten Sie sich nun eigentlich Ihre Zu kunst?« Vilcna zudte lächelnd die Achseln. »Wenn das triegsgerichtliche Verfah ren gegen meinen Bräutigam erledigt ift ——- die Vorladung zur hauptoers handlung hat er gestern erhalten« und den Kopf wird die Sache ihn ja nicht kosten, denn es ist da vieles übertrie ben und ausgedaulcht worden ——-, dann werden wir heirathen. Und dann ja ——- wahtfcheinlich gehen wir dann nach Afrika. um eine Form zu tausen, oder uns an einem großeniltslanzungsss unternehmen. das einem Freunde mei nes Bräutigams gehört, zu betheili »n« »Und ist Ihnen denn da nicht ban ge?« Vilrna »in-te wieder lächelnd die Achseln. In ihren dunklen Augen schienen funkelnde Lichter zu bren nen. «Bange? Wovor denn? Gott ist überall, und —- dat Glück tragen wir Menschen doch in und« Wenn man ei nenptann lieb bat, dann geht man doch mit ihm bis ans Ende der Weltt« Ende chirreos rund sann-tos. . Cburros und Bunuelost Sie glau ; ben wohl, das seien die Namen zweier ; berühmter Stiertärnpser oder etwa lgar die zweier berühmter Banditen. Keine Spur. Es sind vopuläre Ge bücke, die den Morgenimbiß der mei sten Madrider bilden. Wer eineMonos rapbie der Madrider Stegs-engerlin che schreiben wollte. dürste den Ruf Churrosy Banne-los nicht vergessen,der Morgens ganz srüb. wenn es noch dun tel ist, tn den einsamen Straßen von einem alten Mütterchen ansgestossen wird. Die Churros besiegen aus in Oel gebackenem und rnit ucker be streutem Mehlteig in Form einer Schlinge. Die Bunuelos sind in Oel getochte Windlringeln, die etwa die Größe einer Kartosselscheibe hoben. Beide werden glühlseiß verzehrt. Der Arbeiter, der srith zur Fabrit gebt, der Nachtwächter, der ch zur Ruh nach hause begibt, die -;«-traszentebrer. die Zettungsjungen, die Qroschtentub scher. die Lumpensarnmler, die Milch bändler, kurz, alle Zeitqu M ständige Abnehmer der leiteten Waare, die von ihnen zu einem Gläschen Ani sette verspeist wird. Das hält Leib und Seele zusammen! Der behäbige Bürger läßt sich die Cburros und Bann-lot iviel später in der Kächenosenräbre auswärmen unb verzehrt sie zu setner dictslitssrgm Schott-lade Fabrieas be Eburros. wie bte butt debausäbnlichen Buben pornpöi be nansset werden« in denen die besagten Gebäete verfertigt werden, gibt es in den vollstkrümlichen Stadtvierteln aus Schritt und Tritt. Wer aber in aller Bequemlichkeit ohne früh aufzustehen. die Herstellung der Thurroö und Ou nuelos beobachten will, der brau t nur aus die Veranda zu geben. Es i dies eine Art Messe bei Fackel-— und Later nenschein, eine äußerst belebte, echt spanische Belustigung, die im Sommer am Vorabend der bedeutendsten Feste. und das ist sehr ost, veranstaltet wird. hier gibt es Baden, in denen Wachs figuren gezeigt, Schieszs und Spielgei legenbeiten geboten, Blumen und Früchte, woblriechende Kräuter und Spielzeug seilgeboten werden. Eine Ibesondere Erwähnung aber verdienen sbie Buden, wo Cburros und Bunuelos sgebaäen werden. anen entströmte ;blauaraue Dunstwolten, von den bro svelndem mächtigen Oeltesseln herriibs E read, in denen die genannten Backwerte fgeschmort werden. Diese Dunittpolten jduiten siir spanische Nasen lieblich, den Hungetvöbnten Anständer aber zwingen sie ost zur Flucht Sehen wir nno dennoch einmal an, wie die Churros und Bttniielos, die von den Besuchern der Verbena mas senhaft verschlungen werten, ins Da sein gerufen werden. Neben dem sie denden Oelkessel steht ein mit gelbli chem Teig gefüllter Backtrog. Ein Mann in weißer Schürze nimmt ein nuszgrosies Stück davon. gibt ihm eine abgeplattete, runde Form, macht ein Loch in die Mitte und wirft es ins Oel. wo es blos; etwa eine Minute auf und ab tanzt und hierauf als gold geiber, schwammiger Bunuelo, an ei-« nern Eisendtaht ausgespieszt, hervorge zogen wird. Es wird mit Zucker über vudert und, wie gesagt, heiß gegessen Die Churros sind von demselben Teig. aber ihre Erzeugung ist spaßiger. Der Mann mit der weißen Schürze verfügt über ein Instrument, das einer großen Wurstspritze gleicht. Er fiillt’s mit Teig und spritzt dann fingerdirte Strahlen in das glühende Del. Das werden Chr-tros, die ebenfalls mit Zucker iiberstreut werden« Diejenigen, die ihre Thurros und Bunuelos ge hend verzehren wollen, bekommen sie auf einen Binsenhalm gezogen, dar-it sie sich die Finger nicht verbrennen. Gegenüber dem Herd aber befindet sich eine große Bude. in der sman die ge schilderten lkfzwaaren auch auf reinli chenTellern ausgetragen bekommt Im« mer ist das dazu arnommene Getriint Aquardientr. ein drastischer tttachenput irr. Selbst seine Damen sieht man zu Churrog und Bunuelos diesen Zchnapg zu sich nehmen« was um so mehr aus« fällt, als sonst sogar Wein von spani schen Frauen selten getrunken wird Aber . . . aus einen groben Kloß gehört ein grober Keil . . . und rhne Yguar diente wären Thurros und Unuelos nicht zu verdauen. Churtos und Bunuetos ,wie über haupt die meisten spanischen Siiskigkei ten, sind eine Erfindung der Araier. Als Granada noch nicht von den tatho lischen herrschern eingenommen wor den war« lebte in der Alhambrastadt seine Maurin, die den Ruf hatte, die besten Churros und Bunuelos zu hak ten. die überhaupt menschenmöalich Haaren. Das raubte der Königin Isa ibella den Schlaf, denn sie hätte so igern von den töstlichen Baawerten ge igessen, und mit allem Eifer beschleu nigte sie die Belagerungsarbeiten. in der hoffnung, bald der geschickten Ku chenbiicterin habhaft werden zu können. Allein. wie man weiß, zog sich die Be lagerung in die Länge, so sehr, das Jsabella für ihre heere vor den Mau ern Granadas eine neue Stadt, Santa Fe. erbauen und mit den gewöhnlichen Bunuelos und Churros vorlieb nehmen mußte. Einst llagte sie dem tapferm Sonzalo de Eordoba, dern großen Ka pitiin, ihr Leid bezüglich der Kuchen. Gonzalo, dem tein Unternehmen zu schwer war, schlich sich am folgenden Tage, als Maure verlleidet, in Gra nada ein, und es gelang ihm, die Lu-. chenbiickerin zu entsühren und ins spo nische Lager zu bringen« zur grossen Freude Jfabellad, die in ihrer guten Laune darüber ihre Juwelen verkaufte und mit dem Erlös dem Christohh To lumbus die Mittel zu seiner Gall-ek kungssahrt nach Westindien lieferte. So haben denn einst. obschon berufene Historiker in ihrer Schulweiöbeit sich nichts davon träumen lassen, Thurros und Bunuelos eine welthisiorifche Rolle gespielt! Fünfhundert Ptanos sind in dem Palast des Sultans und den Wohnun gen seiner Hatemsdamen gefunden worden« leln Wunder, daß das ento pälsche Konzert manchmal solche Milbe hatte, gegen die tütltschen Noten aus zukommen. I s I Aus den Boturteilen etneö Men schen gewinnt man am schnellsten etn Urteil über ihn. I . I Frauenmund tst eine Blume« Und die Blüte dieser Blume Jst das Wort ich llebe dich