Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 25, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    ps- Use-Mensche
Weste von Teo v. Tetr
·Ills noch einmal - sperren Sie
esse sekälligß rieQdken aus« Mache-v!
Mit zum Gärtner, wo Sie das;
Wie Bouquei abholen und es zu
Meiner Wenn drinnen Verstanden3«;
Befehl Herr Leutnamk
nn zum Herrn Oberst von Gier-I
leg sit diesem Brief. Verfian denk«
»Ze! Befehl, Herr LeutnanW
» «Zulehi sagen Sie im KJssno Be
ickikkd, daß ich zwei Taae nicht zum
Essen komme. Das heißt, Mucbosv - »
wenn Sie den Brief zu meiner Braut. i
sie Blumen dagegen in’s lief-no traii
gen and womöglich dem Herrn Odeka
bestellen. daß ich zwei Tage nicht zum
Eisen komme. dann Länge ich Sie auf:
daer können Sie sich verlassen Al
so marsch! — Doch half mal
— noch Eins-. Wenn Sie fortgehen,
dann stellen Sie das Avis am Thür
bkieflasien auf »Nicht zu Hund«
Ueberhaupt bin ich heute und morgen
fäk Niemanden zu sprechen. Druck
aui fiir Niemanden am allerve
niIäen aber für den schrecklichen Kerl
der mit seit acht Tagen foriiväbrend
auf dem Halse lieqr Sie wissen. Mu
chow, den Aaenten —-«
«Zu Befehl. Herr Leutnam »wer
der ist schon wieder d1.«
Mann! Um Himmel-willen! lind
Sie beben gesagt, daß ich Zu hause
Ant«
»Ich habe nichts gesagt, Herr Leut
nani. Er hat gewußt, daß der Heer
Leuknnnt zu Hause sind. Seit einer
halbes Stunde sieht er draußen im
Korridor und ist nicht weg-zuteiegen.
Er möchte den Herrn Leutnant nur
aus eine knappe Sekunde sprechen«
.Eine Setundel Das tenne schl«
ries Leutnant Hasselbringb. indem er
mit zerkenden neroösen Bewegunqen
an seiner häuslichen Liteivta knövsiir
»Wenn Sie mir diesen Menschen« sie
fes Flecksieber, nicht vom Leibe halten«
Anschein dann weis-, ich nicht. was ich
ihne! Sagen Sie ihm ———"
»Es band-et sich wahrhaftig nur um
eine einzige kleine Zelunde«, lietz sim
eine setiige Stimme von ter Ihiir her
vernehmen. und zwar in einem Ton
sase· aus dem ein väterlicker fast
eäricicher Verwurf klang. Gleich
zeitig öffnete sich vie Iliiir gerade so
weit, daß Juli-in Gretowgti. General
vertreter der Gesellschaft »Um-Eben
MS A. G» den rund-In, blanten
Schädet hineänschieben tonnte, obne
sich die etwas ceniriiugalen Ohren ab
zerscheitern Als er aber festgestellt
daß ihm tein schwerer Gegenstand
drohte, schraubte sich der kleine Mann
sofort vollends in das Zimmer. Da
mit hatte er vorläufig gewonnenes
Spiel: denn wo Julian Gretorvgki
einmal ein-getreten war, hatte er den
fchkvierigsien der Widerstände über
wundern
Gieich nahm Juck; die Gesicht-leite
der blanten Keqelkugel einen anderen
Ausdruck an. Das nach rückwärts
spermgbereite lächelnde Mißtrauen
verschwand nnd machte eine-n wiirdii
ge- Ernste Platz. Die soulstigen
Sankt-fetten Lippen schwor-ten als
M sie sich siir eine längere Ansvrsiche
geschmeidig und hinter den kleiner
stillengläsern deren goldene Ränder
und baten tief in Fettriineln gebettet
legen sahen zwei noch kleinere Aenzaels
chen so freundlich und zuversichtlich
ans den sangen Ofsizier, als wenn
dieser sich nur zu, dem Zweck-e trank ge
steldei hätte, unt von Jzitian Gretomgs
ti «verscchert« zu werden.
Leutnant hasselbringb hatte dem
Burschen abgewintt, beide Hände in
nie hosentaschen aesiectt und sich in ei
nen Sessel sollen lassen.
«Wie gesagt, Herr Leut-neun es sind
nur weniae Minuten -—" begann der
Eigent, indem er seinen Hut aus einen
Tisch legte nnd aus der abgeändigen
Tiefe seiner Tasche ein Bündel Papiere
zäckte »Ueber das Allgemeine haben
wir uns ia in den lehten Tagen be
reits versiändigt——ee handelt sich heute
nur-darum ——« -——«
- » «-— At
«Aælll Achter Herr , ric- urr --«
fixier unaeduldia, »ich :,.rl)e Ihnen ers
klärt, Daß ich vorläufig gar nicht Da
ran denke - wenn Sie das eine Ver
ffiindiauna nennen, so verstehen kvir
nn- eben nicht, und ich muß bitten «
hekr Gretowgti wieqte mit iiberle
genem Lächeln das- hsx.upt, schwatzte
and sagte, etwa wie man ein Kind be
lehrt:
«Vpr(iiufig! Gewiß, Herr Leut
nant, vorläufig wolltenZie nicht. Vor
läufiq war doch aber qeftern nno vor
gestern. heute liegt die Sache ganz
anders, und Sie werden sich entfchlie
heu, wenn Sie nur aeftjtten wollen
»Nichts nesiatte ich, Herrrr!« be
schrie der Offizier auf, indem er die
Hände zu einer heftigen Geite aus der
Tasche riß und sich erhob. »Zum Don
netwetiet noch einmal, sehen Sie denn
ZW, daß Sie rnit lästig sind? Jch
habe eine trieqsgeschichtliche Abkgnd
— lass zu schreiben. welche morqenAbend
fertig fein muß.«
»Nun s- nnd Sie qlauben nicht,
M Leuten-L daß Sie die Abhand
tsss siel Maus-welke und infolge des
st- Ikstt schreiben werden, wenn Sie
· M die Zukunft Ihrer späteren lie
: ie- stmr Gemahlin siebet nestellt ha
"bts seid-IF
Wert drsseldringh dezwanv sich
Iris ein-In halt-unterdrücken Mika
«- ttct ers Fenster. Pan dort
et Idee die Schulter hin: «Def
fis sdckf CI USE-W
» M Sie sp »was sagen können«
· s · W, erwiderte JulianGrk
"- , H W er dessopf zwischen dies
« IN - -- ps. A W Stimme sit-»
ierteetrvae wie Trauer «Dser Heer
Benenner Ihr hereriezervaier,
ist ganz gewiß ein reioer Mann-»aber
wie es ikn Lesen manchan ipielt
writing Brett-ers in London waren
enge reiche Leute und haben dochPleite
gemacht, - nnd wenn die Glnudiger
nicht —- «— -—'· -
»Ich have überdies fett-it Vermö
gen!"
»Sie können auch Pteite machen,
Herr Leutnant."
Der ruhige, unerschiitterlich über
zeugte Ton, in welchem der Agent
dieie Möglichkeit hinstrllte, überraschte
sfo, daß der junge Offizier zunächst
nur mit einem Achselzueten antworten
konnte. Dann aber erklärte er: .Jch
werde nicht dersichern.« ;
»Sie werden versicheru, Herr Leut: (
nnnt.«· 1
«Jch werde nicht versichern!" tlnngl
et wüthend« aber doch schon mit einer j
hörbar niiirben Ratblosigteit vorn I
Fenster her. (
Herr Gretowsti legte das Bündel(
Papier-e neben feinen Hut auf den:
Tisch. Nachdem er umständlich Tau
men und Zeigefinger an den Lippen
benest, suchte er ein Antragsformulnr
heraus, und während er dasselbe aus i
einandersaltete und es dann zärtlichi
auf feinem Bauche glatt strich. ern-is ;
i
l
4
i
l
derte er treuherzig: s
Sie werden, Herr Leutnant. Sie.
werden » wenn Sie erft eingefebenk
haben, welchen glücklichen Zufall est
auszunutzen gilt. Ich habe erfahren, H
daß Sie übermorgen Geburtstag j
feiern. Schon beute beglückwünfche ich (
Sie zu diesem festlichen Tage und jz
vornehmlich auch zu dem Zufalle. der 4
mir diefe Kenntniß verschafft. Wiss- ;
fen Sie. was das für Sie bedeutett
Herr Lentnant? Sie sparen Geld!
Baares Geld! Wenn Sie den Antrag i
heute unterschreiben, fa zahlen Sie
jährlich zweihundert Mart Prämie
weniger. Sie brauchen lein Geschäftss
mann zu fein, herr Leutnant, um ein
zusehen. daß zweihundert Mart do
ben oder nicht baden ein großer Uni
terschied ist-"
Fris hasselbringb war ein umzi
lianter Mensch, der es einfach nicht
über's Herz brachte. die letzte Konfe
quenz zu ziehen. Außerdem war ibnt
inzwischen ein Einfall gekommen, wie
er sich dieses unheitnlichen Flecksieberg
entledigen konnte. Er unterbrach den
Redeftrom des Ugentrn mit einer
Handbewegung die einen Entschluß
ausdrückte.
»Als-) schön. mein Herr ich Ist-i
tulire vor Jbrer Unwiderstehlichkeit
und werde mir den ,gliicllichen Zu
fall« zu Nase machen. Machen Sie
den Antrag fertig.'« Damit trat er
vom Fenster weg unb begann eine
Zimmerpromenadr.
Julius Grelowsti oerrieth keine be
sondere Freude. Er nahm den Ent
fchlufz wie etwas Selbstverständliches
unbedingt Borausgefetztes bin. Mit
einem jovialen »Na also -« nahm er
bequem am Schreibtifch Plan wählte
sorgfältig unter den Federhaltern und
machte sich fertig. Das National
mit feinen verfchiedenen Steelbrieifrag
gen war bald fertiggestellt. herr
Gretowsti schrieb, dag runde, blanke
Haupt leicht auf die linte Schulter ge
neigt, mit der Kalligravbie einesMaw
nee. dem das Schreiben eine liebe Be-«
fchäftigung ift, und so achtete er nicht
darauf, daß der foieier ibn von Zeit
tu Zeit mit einem Blick voll lauern
der Schadenfreude streifte.
»Borbebaltlich der iirztlichen Unter
fuchung, herr Leutnant, find biet
noch einige allgemeine Fragen vorge
seicbnet über Ihren und Ihrer Fami
lie Gefundbeitsruftand Ihre Grafe
eltern leben nicht mebr?«
,.Woran sind sie aeitorben?«
»An der Schlvindincht.'· i
»Und Ihre werthen islternkM
.·!«eben auch nicht mehr-« l
»Di) -— und die Todesursache?" «
»Auch Schwur-nicht« I ;
Julian Gretotvgti köusperte siebj
und traute mit der Linien merllichT
unzufrieden seine Platte. Aber erä
iraate weiter:
»Wie ift im Allgemeinen Ihr Ges
sundbeitszustand?«
»Schlecht.« .
»Nimm - leiden Sie an einer«
l
chronilchen Krankheit?«
»Ja, mir ist manchmal so, als hätte l
ich auch die Schwindfucht.«
»Aber hekr Leutnant,« äußerte der J
Agent, indem et zum ersten Male auf- «
fah und den in tiefem. Ernst an ihm »
vorbei Spazirenden mit einem miß-I
trauischen Blicke streifte. »Sie sehen (
doch ane, als wenn Ihnen der Früh-—- -
ling eine Kuß gegeben hättet« l
»Das täuscht, mein Lieder,« ent- z
gegnete der Offizier. »Die Sache ist I
in unserer Familie erblich. Fünfun-» l
siebzig Prozent der hasseldeinghj ge
ben an Schwindsucht drauf, und der
Rest pflegt lich mit Krebs oder ähn
lichen Annehmlichkeiten zu tragen M
ist traurig, aber es ist lo.«
« Iris hasseldringh war so entziitttl
von feinem Einfalle und dem augen- .
kfheinlichen Gelingen, daß et gar nicht «
bemerkte, wie Julian Gretaweti plöt
M die dicken Lippen spifie nnd mit
eine-is leichten Wiesen des copies nn
Iiriae m sich W. Dann trock
Iete der M das Wiese-se an
per Löschbtattanteriase ab nnd erbot-!
sich. -
«Untet diesen Umständen.· feste er, i
indem er bedauernd vie Mel- bot-,
Jchkiut mit ein-winzi- sesig uns-!
ficht vorhanden, daß meine Gesell
schaft Sie annehmen wird. Ubert
ieien Sie darum nicht traurig, hetr
Leutnant. Man hat Exempel von
Beispielen, wo sich der Gesundheits
zustand selbst in den hoffnungslose
sten Fällen in ganz turzer Zeit aus
sällig bessert. Sollten Sie eine Besse
tung Jhreg Besindens verspüren, so
wollen Sie die Güte haben, mich da
von in Kenntniß zu setzen. Jch stehe
dann gern zu Diensten Behalten Sie
dabei im Auge, daß die An
nabme bei einer Lebensversiche
rungegetellschaft immer eine gewisse
tröstliche Garantie siir gutes törpertis
ckes Besinden bedeutet Meine Adresse
ist Viiinlenstraße Js, drei Treppen
Eine Positarte qeniigt Also Mühlen
ftrasie 58 "
»Ich Dante Ihnen sehr, aber Siej
seien selbst ein, daß ich unter diesenl
Umständen schwerlich dazu kommen
werde, Sie zu bemühen.«
»Nun is man kann nicht wissen«
Herr Leutnant So Evas- tsessert sich
manchmal sehr schnell. Vergessen Siej
nicht Mühlenstraze 58, drei Trep-;
pkn - -« 1
!
So aut war dem Leutnant Frist
Lmsselbrinad noch teine seiner im gan J
,;en Regiment berühmten krieg-ge
schichtlichen Abhandlungen gegliickt.
Wenn er aus diese Arbeit bin nicht zur
Kriegs Atademie einberufen wurde.
dann gab eg- teine Gerechtigkeit Vor
läuiig aber hatte er now nicht die min
beste Veranlassung an dieser Gerech
tsgteit zu zweifeln Bei Vorgefe ten
und Kameraden gleichermaßen belebt,
mit dem Ausblick aus eine glänzende
Aarriere der Verlobte de- liebendwiir
digsten und itmirorbensten Mädchens
der Stadt so bian ihm der Himmel
voller Geigen
Die freundliche Perspettive, welche
fein junge- Dasein eröffnete hatte er
eigentlich nie so iumrnaeisch und ein
druckeooll empfunden, wie beute Mai
aen. War es die glückliche Lösung ei
ner besondere tomblizirten Aufgabe:
war es die jauchzende Erwartung
nach zwei Tagen der Trennung seine
liebreiiende junge Braut wiederznse
den oder ivirtte der frische sonnige
Morgen auf feine Stimmung je
denfalls war er jubelnd vergnügt, als
er das Haus verließ, um sich zum
Dienst iu melden.
Die Geburtstage Bowle im Kasino
sollte ginz besonders erauisit werden
und fo ausgiebig, daß selbst der dicke
Oberleutnant oon Leesren nicht aus
den Grund kommen würde
Kauin gedacht tauchte der Oberleut
nant aus einer Seitenstraße auf.
»der-rie, hasselbringhL Eben wollte
ich zu Ihnen, un! mich zu erlun ·,gen
wann Sie sterben wollen —- un nun
tanzt der Mensch auf der Straße um
ber! Das beißt, angegriffen sehen Sie
noch genug aus-. Ich wäre an Jbrer
Stelle nicht ausgestanden Dassel
dringli, das ist doch unvernünftig!«
«Angegrifsen? Ich? Erlauben Sie
mal —"
.Na, Sie haben sich doch traut ge
meidet Kind-den«
Gearbeitet haben-· sie in dem-Zu
stande auch? Nee Hafselbringb da;
verstehe der Dei-well Es war gestern
im Kasino ganz allgemein die Rede
davon, daß ein altes Familienleiden
bei anen zum Auebruch getoinmen
wäre. Und da Sie ein lieber leerl
sind, haben wir Sie alle von herzen
bedauert.«
»Da-·- ist sehr nett von Euch aber
mir sebtt aar nicht-» Ich bin nie so
knotvil armesen, wie gerade beme!«
»Na ja, das mag schon sein. Jrn
merk-in —-— mit so wag ist nicht »in spa
ßen, hasselbrinab. Ich war aus
Kriege-Mute mit einein entfernten
Vetter zusammen Bei dem mass
auch so. Mal puppenlustiq und frisch,
und am nächsten Tage schl:pp wie
eine ausgerissene Winterleotoje. Noch
einem halben Jahre war er todt. Also
sehen Sie sich vor, lieber Kamerad.
Ich mus-, nun geben· Adieu! Wenn
Sie sich gut befinden, dann treffen
wir uns vielleicht itn Latium nichtj
wahrt Adiiis, Hisselbrinabt Unb
vor alten Zinnen schlagen Sie den
Manteltraqen boch!«
Die Stimmung des jungen Osti
ziers hatte durch diese Begeqnung
schon bedeutend aelitten. Der Um
schlag wurde totnplett, als er eine bal
be Stunde später im Regirnentibureau
vor seinem Oberst stand und der alte
Herr ibn rnit einem Ausdruck anstarr
te, als erlebe er eben die Auserivectunq
von Jairi Töchterlein.
»Mensch! Was wollen Sie denn?«
»Viel-e rat-F gehorsamst zurnDiensL
Dummheiten, Hasselbringh. Gehen
Sie nach hause und legen Sie sich
wieder bin. Jet- war schon erstaunt,
gestern Abend die Arbeit von Ihnen
zu erhalten —- und nun wollen Sie
gar Dienst theat«
«Vetzeihen der here Oberst -- — aber
ich befinde mich durchaus wohl.«
»Das soxn Sie so, lieber ha el
bringh. U r Sie halten mich ach
nicht fiirvxo wissenlos, Sie heute
;schonin en zunebnrentGe nSie
»auch baute — mit dergleichen lt nicht
zu spat-m Namentlich wo es sich
doch um Eil-übel handelt. Ich wittde
ais Ihrer Stelle überhaupt Urlaub
nehme-. Ins die Geschichte. soweit sieh
das nur-sen Ast, gleich im Keim nie
derartige-«
f It die-ansah Wie ask ie
INI s tzu Ziff nim: aber er bes
zivang N. ,
»Herr Oberst sch get-e vie Verw
esung ab, daß ich vollständig geil-nd
bin nnd —- -— -—«
»Schön. lieber Hasselbrinnb«, erwi
derte here von Gieriem .Sie iiihlen
sich interne-nickt gesund: trotzdem aber
Mehle ich OQuer- hiernrit, daß Sie auf
direkt-m Åege nach Haufe gehen nnd
dort den Besuch des Oberstarbsnrztes
abwarten, der fide iibrigens ile wun
dert, daß Sie ihn noch nicht toninltirt
indess Hatten Sie einen anderen
Arit.«
»Nein, Herr Oberst. ich hatte über
haupt feinen Arzt, ich —---·«
»Sie find vollständiq gesund. Weiß
ickson Aber es bleibt bei dem, We ich
qeiagt habe. Und nun von Herzen gute
Besserung, lieber dasselbringhsss Dich
lonrme morgen oder in den nächsten
Tagen feil-it mal bei Ihnen vor und
sehe. wie es Ihnen geht. Vergessen Sie
nicht. den Manteltragen hochzuichla
Jen!" -
Als Fritz hasseldringd auf diretkem
Wege nach Hause ging, wußte er nicht«
ob er lachen oder heulen sollte. Ent
weder waren alle Menschen in den
zwei Tagen seiner Weint-geschieden
heit verrückt geworden qder -- -
Plöslich dämmerte eine fürchterliche
Das Fleetiiei :
Ertenntniß in ihm auf.
Julien Greiowstis
ber -
Leutnant hasselbringh itiirmte in;
einer Pace nach haufe, als gälte es,»
die geichsftige Fama, welche ihn zu den ;
Todestandidaten zählte, in ihrem «
Laufe einzuholen. «
i
»Macht-wi« brüllte er, nachdem eti
taum den Korridor betreten battr.j
Muchow aber ließ sich Zeit und er-l
schien erst nach dem zweiten dröhnen- !
den Lotto-ei j
,,Wo iteaen Die denn, vervammrer »
Kerl!« hauchte ihn Hasselbrinah an. L
»Hu Befehl, here Leutnant.« erwi- j
nerte der Bursche mertlich getriinlt."
»Ich war in der Küche.«
»Ja der Michel Sie sollen doch
antreten, sowie ich in den Korridor
tommel Was machen Sie denn über
haupt in der Michel Heli«
»Ich habe Milch mit Kognat ge
kocht, Herr Leutnant. Die Frau Pa
storin von nebenan hat tnir heute
Morgen gesagt, das solle ich machen:
das wäre aut iiir den Herrn Leut
nant·«
»Im-gen Sie das Gesöii zur Frau
Pastorin, Sie Esel, und sagen Sie der
Dame, sie möchte das selbst trinken!
Jch sei gesund, verstehen Sirt Voll
ständia gesund!!«
»Das freut mich, hert Leutnantl
Freut mich aufrichtig!« quälte die
Stimme Julian Grelowstis dem in
sein Zimmer tretenden Ositzier entge
gen
»Bitte, Herr Leutnant,« eisette der
Agent. »ich bin im tslultraae Jhres
herrn Schwiegervatero hier. Jch hatte
geschästlich bei dem Herrn Geheimrath
zu thun s — und der Herr Geheimrath
ist sehr besorgt, daß seine Tochter un
vorbereitet etwas von Ihrem Gesund:
heitszustande ersahren könnte!«
»Das ist unerhört, Herr! Das
ist — —«
»Ich weist — und ich habe auch
mein Möglichstes gethan, dern Herrn1
Geheimrath die Sache auszureden»
Aber Sie wissen ja, Herr LeutnantJ
wie alte herren so sind namentlich I
Geschäftsleute. Was sie nicht schwarz i
aus weiß haben, das hat schwer Gel- :
tuna. Da Sie sich nun wohl fühlen,
sieht gar nichts mehr im Wege, allen
beunruhisenden Gerüchten in der
wirksamsten Form zu beaeanen.«
Leutnant hastelbrinah ließ sich
iiberwiiltigt in einen Stuhl sinken
Mit dem Humor der Situation über
lam ihn etwas wie Staunen und Be
wunderung. Was tönnte aus Julian
Grelowsli iiir ein Kerl werden« wenn
er nicht Generalvertreter der Gesell
schaft »Providentia«, sondern Stra
teae wäre. Ein Napoleon an Ver
schlaaenheit, Kühnheit und Rücksichts
loftgteitl
Julian Gretowsti aber nahm be
quem am Schreibtische Platz, wählte
sorgfältig unter den Federhaltern und
Imachte sich fertig.
Dur-.
«Wie kommt es, daß Sie sich diese
annimmt-me Geschichte nicht aus dem
Gedächtnis schlagen könne-IV
»Weil ich zu viele »gute Freundin
nen haben .....
Den ausstekbenden Nothäuten soll
in New York ein Modentmal
M werden E: ht da, wie so häu
ig im Leben: tmüssen die Leute
tot sein ehe man sie ehrt
Si -,.-- --,.,.z-.. ,«-—-k-—k- -. ki- - -,, -
nisaifeufvsysuuksn
Erlebrei von Lothar Schnitt-L
Man erzählt von einem spieenigen
Engl-änder, das er die Welt treuz und
quer durchstreifte in fieberhafter Haft
mit dem feltfamen Wunsche, endlich
einmal dieSenfation einer Eifenbahn
sieataftrophe zu erleben. Er ftudirte
eifrig die Statistit der Linien, welche
die meisten Unfälle zu verzeichnen hat
»ten, und bereifte sie zu Zeiten, wo Ne
)bel« Wasserschiiden oder fonftiae Um
- ftönde die Möglichkeit einer Gefahr er
höhten. Aber trotz aller Bemühungen
wollte ihm das Ungliiel nicht lächeln.
Er itarb deiahrt eines natürlichen To
des zu London in feinem weichen
IBette, ohne jemals auch nur den ge
lringften Zusammenston oder die
stleinfte Entaleifunn mitgemacht zu
shabern
i Diese Aneldote, ob wahr oder er
Hunden, hat tiefere Bedeutung. Sie
Iift im weiteren Sinne ein Symbol fiir
idas Schicksal, das im Guten wie im
»Biser unabhängig von unferem Wil
’len sich erfüllt. —
Als ich vor einigen Jahren von
Wien nach Breelau keifte, ergina es
mir gerade umgelehrt wie jenem Eng
lander. Jn hefter Laune erwartete ich
mir, wie etwas Selbstverständliches«
eine glückliche Fahrt und erlitt einen
Eifenbahnunfall, an den ich Zeit mei
nes Lebens denten werde.
Der gegen 9 Uhr Abends vom Wie
ner Nordbahnhof abstehende D Zug
war ftarl über-füllt. Ich theilte mein
Coupe mit einem Russen. feinem tiirs
lifchen Begleiter, ferner mit einem
Oberleutnant, einem Offizierftellvers
treter und noch zwei anderen Herren.
Gewohnheitsgentan belegte tm auch
diesmal einen Eaplah unmittelbar
neben dem langen Korridor des
Durchgangswageno· Dann stieg ich
noch ralch aus den Perron hinab. um
Abschied von meinen Bekannten zu
nehmen. Bei der Niitttebr fand ich
meinen Plan von einem der beiden qu
letzt genanntwen Herren eingenommen,
Mantel und Reisedecte aber in die
ichng gegenüberliegende Paliterecte
geworfen. Ich retlamirte sebr ener
ailch meinen ursprünglichen Plan, und
der ihn usurpirt hatte, mußte wohl «
oder übel weichen, zu meinem Glück
iibrigens. denn einige Stunden später
fuhr uns gerade an dieser Stelle un- ,
weit der mäbrifchtn Station Wohl ein
Gitterzua in die Flanlr.
Es war etwa zwei Uhr Nachts, als
mich eine unruhige Bewegung meines
Nachbars, des Ofsizierftellvertreters,
ans dem Schlafe wecktr. Der Herr,
mit dem ich den Wortwechsel gehabt
hatte, mußte inzwischen unterwegs
ausgestiegen sein oder in einem ande
renWagenabtheil Untertunst gesunden
haben. An seiner Stelle schlies, den
Kopf in die Polster vergraben, der
Oberleutnant. Auch die übrigen Pas
faaiere schienen einaenickt, nnd so
machte auch ich bald die Auan wieder
zu. Da plötzlich im Halblchluntmer
fahre ich jäh in die hätte. Ein furcht
barer Cbol liat stattgefunden, der
Waqu steht still und stillt sich im Nu
mit siedend heißem Dampfe. »Die
Lampen erloschen, das- Bach lum
auseinander die Zeitenivanb birst,
Fensterscheibem Gepäckstiictr fliegen
durcheinander: ein Stbhnen - tein
Schrei, trin Hilferuf, nur ein ivortlv l
ses Stöhnen wird hörbar Jn mir;
ein Wirbel Von unbestimmten litesiih j
len der Angst, von Empfindungen desz
Schreckens Jch handle noch rein in ·
stinttiv, rein automatisch wenn ich niiti
einem Satz den Korridor erreiche, ins
» den alle Coupes einmiinden. hier erst, »
» wo eine Anzahl Reisender in wahnsin
niger Hast und Verzweiflung an ein-«
under vorbei-, über einander hinweg
l
l
l
l
- i
stürzt esser .nit weit ausgerissenem ir-;
ten Augen und bleichen. verzerrtenGes ;
sichtern sich irrntranipst, hier erst wan« .
delt sich in meinem gestörten Jntellettl
das Chaos wilder Eindrücke zur deut: j
lichen Erkenntnis-, dessen, was aeschehen ;
sein muß. Aber schon im nächsten
Augenblick bin ich im Bann unabweis-- ’
barerktnssnaevorstellungen: »Du mußt
verbrennen, lebendigen Leibes verbren
nen . Es giebt tein Entrinnen!...
Die da seht schreien, wie Du nie einen
Menschen schreien hörtest, sie sterben
bereits den qrquenhasten Flammen
tod.. .. In wenigen Setunden
tommst du an die Reibe....« Und
deutlich, viel deutlicher, ol- ee in
Wahrheit möglich wäre. sehe ich durch
den dichten, briibenden Dampf bin
durch mit visionärem Auae Menschen
leiber. die sich in schmerrlichen Zuckun
gen winden, und blutige züngelnde
Flammen, die sie vernichten.
Und trotzdem bin ich fähig, an den
Schmerz des lieben abergliiubischen
Wefens zu denten, dae mich nicht ab
reifen lassen wollte von Wien, wetl'i
am Freita war. Mein .ch spaltet
sech. Ich sehe die Ueberre meines
vertoblten. bis zur Untenntlichteit ver
ftiimmeleen Leichnams in einein Sarg
liegen« Vom uslmunenstos ble zu
dieser Autosugge ten mag noch keine
Viertelminute onna-Fe- sein, und
doch welch lange Ges hielt-eh welch
reichee, wuchtigee Sinne-kleben inzwi
schm!
Da, auseinmsl weicht die Leibs-nun
der That. Ich habe mir, ich wet n’
mehr wie Sahn macht du das
dichte Oe klinge. stehe vor etnee
Tblty bte sich in Ecken des sa
gens befinden. Ich Mitle, klinttz stehe-«
die Tolle aeht nicht Irrf. Endlich ieit
das perauollene oder klettern -
fter noch. Aber N be Her-er Dur-ff
strömt oon außen herein, und ich er
blicke die Silbonette und lpilre den
glühenden Atbetn einerLelsnrotioe, die
umarftiirzt vor mir liegt, wie ein un
aebeurer Drache, der die lacht aus
der grauem-allen Gefangen chaft dro
hend wehrt.
Das Fenster boschgerifsenutnd schnell
nach der gegenüberliegendenTbilrl Die
ift ebenfalls von außen gefchloffem Jch
lertriimniere die Scheibe mit detnStfe
selabfas.
Man oeraeaenwiirtize sich das won
niae Gefühl beim Erwachten aus qual
vollein Tranm.... An der Grenze
zweier Möglichkeiten, deren eine dte
sinstekflrn Schrecken dee Todes, die
andere die seliafte Lebensfreude bedeu
tet, erwacht plötzlich das geönaftigte
Bewußtsein zur Nettuna. zum Licht.
Und jauchzend ftatnmelt der Mensch
aus aeurarterter Seele das fonft so
triviale »Gott sei Lob und shaan
ivorin sich nun der Inbegriff aller DE
seinstluft ausdrückt. So unaefiibr ift
mir zu Muthe, als auf einmal kalte.
frische Rachtluft an mein Gesicht
schlägt. Ich fühle am aanzen Körper
ihren belebenden Hauch, nachdem ich
soeben noch von Dem liebenden Tarn
pfe, welcher der ietrifsenen erizleitung
entströmt, verbriilzt oder erstickt zu
werden fürchtete
Unbeliimtnert uin die scharfen,
Glassplitte, itvönae ich mich durch den
von einer Querftanae noch verengten
Fensterralunen und wage den Spruna
ins Unaewiffr.
wer-eilen aereiteiz
Ich ftelie auf fest-m. sicheremBoden.
ltnd nun. was ich laufen tann das
Geleite entlang. binkrea von der Stltt
te des Unheil-L Doch nach wenigen
Schritten schon fchelte ich mich einen
Feigling. einen erbärmlichen Wicht,
und lehre itiriick« um zu helfen und zu
retten.
Noch ist tein Babnbeamter vzur Stel
le, nach hat lein Passagiere ausser mir
ten Zug verlassen. Mit leichter Miibe
öffnete :ch die Thüren. Die Reisen
den, soweit sie bei Besinnung sind,
stiirzen heraus-» in welchem Zustande,
ist bei dem Dunkel der Nacht nicht zu
unterfcheiden. Man unterftiint mich in
meinem Abt-n, nnd wir zieben eint
mächtiae Kinder und Frauen aufs
Geleite. Allmiilrlich lommen die
Zchaffner mit ils-ten Laternen. Ein
biinenbafter Mann streckt den ver-—
briiliten trebersztben Arm in die Luft
und schreit in tiefen, sresndliindischen
Guttnraltönem «Wassck:-er! Wasscher!«
Als ich mich ihm hilfsbereit nähere.
stößt er mich mit der Faust vor die
Brust, daf; ich nur so ittriiataumelr.
lsin Anderer, nur mit dem Hernd
belleidet, steht vor dem übrigens un
versehrten Schlaftvagen und verlangt,
wen immer er siebt, feine Brieftasche
mit zehntausend Gulden.
»Seien Sie froh, daß Sie das Le
ben babenl« sage ich.
»sehr-tausend Gulden«. jammerte
er, Jebntauiend Gulden!'·
Der Offizieestellvertreter, ein Fiibs
fcher, junger Mean. wird herausge
schleppt. Er ist balb bewußtlos. So
bald man ihn auf die Biifchuna des
Babndammes, in Decken aeliiillt nie
bericht, fängt er wie ein Kind zu wei
nen und zu wimmern nn.
Der Schafsner leuchtet jeht in unter
Couve hinein. Es ist am schlimmsten
befchiidigi. Wir erblicken zuerft den
Oberleutnant. Wir hatten fo lustig
geplaudert bei der Abfahrt von Wien,
und fest hält er mir stumm, mit
schmerzentftellten Zügen, die handges
lenle entgegen. Beide Pulsadern find
ihm durchschnitten, aarbenförmig in
hoben Strahlen fchiefkt das Blut aus
den Wunden. Einige Tafchentiicher
find schnell berbetgefchafft Ich ver
binde ihn, to fest ich es vermag, mäh
rend er männlich hinter den zufam
mengebissenen weißen Zähnen jeden
Klagelaut verbirgt. Er verlangt
Schreibzeug und richtete mit fiebern
der band einige Zeilen an die Seini
gen. wobl die lesten. Der Unglück
liche ift bald darauf im Garnifvnslas
zaretb zu Mäbrifch-Weistlirchen fei
nen Verledunaen erlegen.
Außer ibm fielen von den fünf Mit
intaisen meines Coupes der Rutfe und
der Offiziersftellbertreter dein Zusam
menftoß zum Opfer.
W
Ast sm- Iie Sehnsucht kenn-.
-CI
»
«Das ist doch ein Saustallt Ge
schlq ene drei Stunden warte ich fest
auf « bren Dottor!«
Diener tzurn erlten Patienten):
»Das ist noch gar nichts, wir warten
bereits sechs Monate auf Stet«
Jener Gelehrte, der die Behauptung
aufgestellt hat« ver tierische Körper be
stehe zu neunztg Prozent aus Wo er,
hat jedenfalls an das goldene als
von Wallimet gedacht