Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 25, 1909, Zweiter Theil, Image 10

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    Was die Nacht verbarg.
Roman von E. P. Oppenheim
(4. IortsetznngJ
»Aber see kommt natürlich oft zu
E- Iden? Es könnte geschehen, daß ich
D hier begegne?
,Rein. Eine solche Möglichkeit ist
keider ausgeschlossen Meine Schrot-.
Der tonnnt niemals hierher.« i
»Und warum — verzeihen Sie diei
Unbescheidenheit meiner Fragen s
teckt-un haben Sie teinen Verkehr mit
kaJst sie vielleicht schon verheira
litt
Edith schüttelte den Kopf. »Nein.
Lbet sie hat sich mit dem Papa über
sprsen —- vor Jahren schon. Es ist
seitdem eine vollständige Entfernt
dung Zwischen ihnen ein-getreten. Jhr
Dame dars vor dem Vater niemals
genannt werden, und nichts hier im
Hause darf ihn an sie erinnern.«
«Das ist seltsam —- insosern selt:
sam, als ich Jhren Vater eines so tief
gehenden Grolls niemals fähig ge
glaubt hätte, noch dazu argen jemand,
der ihm verwandtschaftlich so nahe
sieht. Er ist so liebenswürdig und so
duldsam in seinen Anschauungen —
ich habe kaum je ein hartez Wort aus
seinem Munde gehört, es wäre denn
ein Wort der Entriistuna über eine
wirkliche Schlechtigteit gewesen«
Editi) nickte eisria. »Er ist der aiis
tigste und warmheeziaste alter Men
schen«, sagte sie einfach, aber mit ei
nem Ausdruck von Zärtlichkeit der et
was wahrhaft Rührendes hatte.
»Und dennoch ist er so hart gegen
Ihre Schwester? So hart, daß er Ih
nen nicht einmal qestatten will, ihren
Namen zu nennen, und daß Sie ihr
Bild wie etwas Verbotenes veriteclen
Iniissen?«
»Ich weiß nicht, wie cs dazu ae
kommen ist. Aber ich bitte Sie, lie
ber Herr Hollfelder, la en Sie uns
nicht weiter darüber .prechen! Es
giebt nichts auf der Welt, das cnir
schmerzlicher ist als dies, denn ich —
ich habe meine Stiesfchwester sehr lieb
gehabt. Mir kommen jedesmal die
Theiinen, wenn ich an sie erinnert
werde.«
Sie log nicht, denn auch jetzt stan
den ihre hübschen Kinderaugen ooll
Thtiinen, und Heinz hätte sich selbst
fiit den riielsichtslosesten Menschen er
klären müssen, wenn er es iiber sich
gewonnen hätte, die arme Kleine noch
länger bei dem fiir sie so betrüblichen
- Thema festzuhalten
-Et stand aus und erfaßte ihre
Haud. »Ziirnen Sie mir nicht, Fräu
lein Edtih, daß ich, ohne es zu wollen,
Ihre fröhliche Stimmung getrübt ha
be. —- Komrnen Sie und lassen Sie
nnz versuchen, zu vergessen, was uns
die glückliche Stimmunq dieses schö
nen Tages stören lonnte. Darf ich
Sie zu einer neuen Tennispartie auf
fordern?
Die Kleine nickte zustimrnend und
hemiihte sich tapfer, ihre ersichtlich
noch keineswegs betwhene Betrübnis
hinter einem liebenswürdgien Lächeln
zu verbergen Sie ahnte wohl kaum,
um wie viel schwerer ihr Partner
kämpfen mußte, eine Unbefangenheit
nnd eine Fröhlichleit zu erheucheln
von denen er in Wahrheit weit ent
sernt war.
Jn der That verlebte Hollfelder die;
nächsten Stunden wie in einem dum-(
psen Traum Weder die strahlendel
Pläne des Himmels und der süße»
Duft der Blumen, noch die lachendens
jungen Menschennesiehter um ihn her»
vermochten ihn aus dem Bann zu lö
sen, der alle seine Sinne umfangen
hielt. Wohl bemühte er sich, in den
. ausgelassenen Ton der Unterhaltuna
abzustimmen und zuweilen konnte
es fast den Anschein gewinnen, als oh
»t- der Fröhlichste unter den Fröhli
Cen sei, aber ein aufmerlsamer Beo
» seichter würde doch leicht wahrgenom
"I Ien l-a«sn, wie mühsam erzwungen
» " diese krnmdfhafte Lustigkeit war-, und
i-» wie wenig Antheil in Wahrheit seine
Gedanken an dem munteren Treiben
hatten.
Als die Dämmerung hereinbr.1ch,
begannen sich die Gäste zu verabschie
den, und auch siir Hollfelder wäre es
an der Zeit gewesen, sich zu empsely
len; aber er konnte nicht gehen, bevor
er mit dem Oberstlieutenant über sei
ne Entdeckung gesprochen hatte, und
bis zu diesem Augenblick lutte sich ihm
keine Gelegenheit zu unaestörtem Al
leinsein mit dem Hausherrn geboten.
Nun aber kam Arnstors selbst sei
sert Wünschen entgegen. Als er dem
leiten der aufbrechenden Paare bis
sur Gartenpsorte das Geleit gegeben,
wandte sich der Oberstlieutenant u
dem im Gespräch mit Evith begrifssp
·« m jungen Schriftsteller und legte
" M vertraulich die Hand auf die
Oel-Alten ·Die Kleine da hat nun
ins genug das Vergnügen Ihrer
H. Gesellschaft genossen. Lassen Sie mich
. altes Maan fett auch ein bißchen da
s - M profitiretr. Ich babe in aller
stille ein Fläschchen Rauenthaler
Mbm in der Gartenlaube kalt-ze
« - t, nnd weil Sie d·ach wol-l wissen»
der Wein ein gefährlicher Wider-s
L ist, werden Sie mi hoffent
tsst tritt ihm allein la en. Für
Its Meine da giebt es, wie ich meine,
if bese- ttn das-se lett Alb-M zu
I Händ u- tritt-eL sue Kamng
» . wes .
Wiens-, End dero »Ist
lieutenant nahm den Arm seines inn
gen Gastes. um mit ihm der in der
Tiese des Gartens gelegenen Laube
zuzuschreiten
»Es hat Ihnen im Verlauf des Ta
Hes rechtschassen heiß gemacht —- das
»Mävel, nicht wahr?« fragte er sicht
j lich gut gelaunt. nDie und da fählte
ich mich in einer Anwandlung von
Mitleid wirklich versucht. Sie von ihr
- zu besteien.«
·Jch hätte leine angenehmer-e Ge
sellschaft sinden können, als es mir
die Ihre-i Töchterchens gewesen ist,
Herr Oberstlieutenant«, versicherte
Dollselder aufrichtig. »Sie dürfen
stolz sein aus solch eine Tochter.«
.Na —- na!« wehrte Arnstors lä
chelnd ah. «Borliiusia ist sie noch
ein rechter Sausewind, und was für
ein Wein sich aus dem ungebärdiaen
Most entwickeln wird, müssen wir erst
abwarten. Heute aher schien sie mir
sitt Sie in der That die geeignetste
Gesellschaft«
Sie nahmen an dem runden Tisch
cben in der grün umsponnenen Lsube
Plan, nnd der Oberstlieutenant füll
te die hereitstehenden Römer mit dem
sunlelnden Wein. Just in diesem
Augenblick begann in den Büschen
hinter ihnen eine Nachtigall mit
schluehzenden Tönen ihren weichen.
schwermüthigen Gesang-· und Arn
stnrs erklärte diese musikalische Gra
tisunterhaltung siir eine Ueberra
schung, die er nur site die bevorzug
ten unter seinen Gästen in Bereit
fchaft habe -
Hollfelder machte einen schwachen
Versuch, auf feinen fcherihaften Ton
einzugehen aber er fiihlte sich nicht
mehr start genug, das fo lange ge
übte Verfteckfpiel noch weiter fortzu
fehetn und nachdem fie die Gläser zum
erften Male hatten zufammentlingen
lassen, faate er mit muthiaem Ent
fchluß: Sie dürfen mir nicht zürnen,
Herr Oherftlieutenant wenn ich Ieh
nen Ihre gute Laune durch eine recht
ernsthafte Mittheilunq verderbe. Sie
erinnern sich ohne Zweifel daß ich
Ihnen ron einer jungen Dame ge
sprechen die ich an jenem unglückli
chen Abend in meinem Zimmer iiber
rafchte, und die mir nachher auf der
Treppe —«
Arnftorf machte eine abwehrende
Geste. »Schon wieder diese Unbe
kannte. die Sie. wie es scheint, völlig
aus dem Gleichgewicht aehracht hats
Ich glaube wahrhaftig, daß Sie ihr
mehr Interesse zuwenden, als sie ver
dient. Frauenzimmer dieses Schla
ges —«
hhalt here Oberftlieutenant!«
fiel ihm der junge Schriftsteller ins
Wort. »bören Sie mich bitte erst zu
Ende! Seit heute weiß ich nämlich
wer diese junge Dame ist«
Arnftorfz Gesicht hatte vliitilich ei
nen Ausdruck lebhaften Interesses an
genommen. »Was Sie sagen! Seit
heute? Mit einer solchen Neuigkeit
sind Sie von Berlin herausgekommen
und Sie haben sie mir bis zu diesem
Augenblick unterichlagen ?«
»Ich war noch ohne jede Ahnung,
als ich die Fahrt nach Schlachtenfee
antrat. Erst hier in Jhrem Haufe
habe ich es erfahren.«
»Im meinem Haufe haben Sie er
fahren, wer die Unbekannte ift?«
jfragte Arnftorf ungläubig. »Das
imiifste mit wunderbaren Dingen
gegangen fein. Jch bin in der
aufs höchste gespannt.«
»Und doch war in der Art. wie ich
meine Entdeckung machte, durchaus
nichts Wunderbare5«, entgegnete holl
felder. »Ich erkannte einfach jene
nächtliche Besucherin in einem Bilde
wieder, das mir hier vor Augen lam.«
«Unter meinem Dacheisp
»Ja, ich fand die betreffende Pho
tographie in einem All-um. dessen Be
fichtigung mir Fräulein Ediih gestat
tet hatte.«
»Nun ——« und das Original?«
»Das Lriainal ist nach Fräulein
Ediths Erklärung —-— Ihre Stistockp
ter Maraot.«
Die Ciaarre war der Hand des
Oberstlieutenants entsallen, in sus
sungslosem Entsetzen starrte er aus
den Sprechenden. »Das —- das ist
ia heller Wahnin! —- Eine solche
Vermutdung können Sie doch nichts
im Ernst hegen! Eine zufällige Aehn
lichkeit hat Sie getäuscht, oder Sie
fangen an, in jedem Weibe Jhre ge-»
heimnißvolle Unbekannte zu sehen.«
»Nein, Herr Oberstlieutenanti Es
bedarf doch nicht erst der Versicherung,
daß ich nicht wagen würde, mich in
dieser Weise zu äußern, wenn es sich
um nichts als eine Vermuthung han
delte. Aber es ist mehr als das —- es
ist volle, unumitößliche Gewißheit
Jenes Frauensntlitz hat sich meinem
Gedächtniß so unauslöschlich einge
prägt, daß ein Jrrthum beim Wie
derertennen ebenso vollständi aut
gesthlassen ist, wie wenn es ch um
das Bild meiner Mutter gehandelt
hätte. Ich verbtirge mich Ihnen rnit
meinen- Ehrentoort dafür-, daß das
Original der Photographie nnd die
Dame, die ich in meinemZiimner über
raschte, eine und dieselbe Person ge
wesen sind.«
Die sestitnnitheit, mit der er
spkackh III- den Oberstlieutenant
tun dich U jagt haben. Ein aar
Hemden lata Dante er wie s e
senden Geistes aus seinen jungen Saft,
dann stöhnte er plöilich tief und
schmerzlich auf. und indemek seine
Hand über die Augen legte, murmel
te er: «Margot! —— Meine Tochter
Margotl — O mein Guitt«
So mächtig war unverkennbar die
seelische Erschiitterung des Mann-V
den Hollselder noch niemals seine hei
tere Sicherheit hatte verlieren sehen.
daß es dein jungen Schriftsteller an
Muth gebrach, irgend eine weiteres
Frage an ihn zu richten, wie groß auch
sein sekmfüchtiges Verlangen nach wei
terer Aufklärung sein mochte.
4
Eine schwere, hellemmende Stille
legte sich auf die beiden. Wie Gra
besschweigen lastete es iiher dein däm
mernden Garten, den noch vor tut-;
zem der Klang lustiger Stimmen nnd(
das helle Lachen sorgloier Fröhlichkeit
eriiillt hatten.
Nur die Nachtigall in den Büschen
hinter der Laube sang noch immer in
ichlucbzenden Tönen ihr weiches,
schwernsiithiges Lied.
Achtez Kapitel.
Die Kvmtesse Waldendorss sitllte
den Kassee in die lassen· und bei der
graziösen Bewegung der schlankem
wohlgepslegten Hand blinten und
. funkelten die Ringe an ihren Fingern.
»Meine liebe Margot«. sagte sie und
unterdrückte ein leichtes Gähnen. »für
ceft Du nicht, daß wir uns recht lang
weilenI Mir gesöllt dieser- Berlin
gar nicht«
Die junge Dame, an die ihre Worte
gerichtet waren, zuckte leicht mit den
Schultern. »Mir geht es ebenso«, sag
te sie qleichmiithig. »Aber was willst
Du thun? Man muß doch- irgend
ivo leben."
Die Griikin entnahm dem essen ne
ben ihrer Tasse liegenden goldenen
Etui eine Cis-irrend Ein aufmerk
sarner Kellner eilte herbei, ibr Feuer
zu geben« und sie nickte ihm mit zufrie
denein Lächeln zu.
»Es ist wahr. nian muß irgendwo
Ieben«. nahm sie dann das unterbro
chene Gespräch wieder aus. «Und ei
nen Vortbeil hat dieses Berlin vor nn
sereni München: inan hat mehr Bewe
gungsfreiheit —— man ist hier gewis
sermaßen ,moderner’. Aber ich gäbe
etwas darum, wären wir fest in un
serem gemiithlichen München.«
»Finsdeft Du nicht, daß nur die
Umstände, unter denen wir hier le
ben. an unserem Mißfallen an der
Hauptstadt des Reiches die Schuld
tragen?« meinte Morgen »Es sind
uns so viele Beschränkungen anset
legt —«' - .
Die Kamtene seufzte. »Es-, mer
llnker uns, Margot —- eigentlich ge
fällt rnir Berlin wirklich ganz gut,
nnd wir brauchten es mit den Be
schränkungen nicht so tragifch zu neb
rnen. Ich möchte bier zu gern ein
paar nette Bekanntschaften machen.
auch ein paar nette — Eroberungern
Aber wenn ich mit Dir ausgebe, wer
de ich qleich von Deiner schrecklichen
Korrektdeit angesteckt. Ich habe dann
das gleich-e Gefühl« wie ich es als
Kind Hatte, wenn mich meine Gouver
nante begleitete. Woran liegt das,
Kleine? hast Du denn gar keine Luft,
Dich zu amiifiren?«
»Ich verstehe Dich nicht«, erwider
te Margat ruhig. »Wenn Du da
mit mein-it, daß ich keine Lust habe,
»Bekanntfchaften und Erobernngen zu
machen, haft Dsu allerdings recht. Ich
; bleibe viel lieber mit Dir allein.«
«Schrectlich fchrneichelbaft!« seufz
J te die Gräfin. .Wa«5 fangen wir nur
« heute Abend wieder ani Geben wir
ins Theater?«
»Wie Du willst«, meinte Margot
gleichgültig. »Giebt es denn wirklich
noch etwas, was wir nicht gesehen
haben?«
»Wir wollen uns eine Zeitung
bringen lassen und uns überzeugen.
Jeden Abend können wir doch un
möglich zu Haufe sihenf
Margot lachte leise. ,Jeden Abend,
Liebste? Sind wir wirklich, seitdem
wir in Berlin sind, mebr als zwei
Terz« drei Abende zu hanc geblie
«Weiß ich nicht« Kind. Ich weiß
nur« daß ich mich inebr als zwei oder
drei Abende gelangte-eilt habe. Ei
gentlich habe ich auch keine Luft, ins
Theater zu geben« höchstens in ein
Variete. Wollen wir ins Eldorados
Theater, Margot?«
»Ich weiß nicht recht, oh zwei Da
men allein dahingehen lönnen«, er
widerte Mater-It »Aber wenn Du
Lust hast, will ich nicht —«
Sie brach kurz ab. Jhre Augen
hatten sich plötzlich weit geöffnet —
die Komtefse wußte nicht recht, oh es
kriecht oder Ueberraschung war, was
ich dar:n spiegelte. Jedenfalls war
Margot recht blaß geworden, und un
verwandt sah sie aus einen Punkt.
Die Gräsin verlor ihre Zeit nicht
knit Fragen. Sie führte vie Lorgnet- «
te an die Augen und folgte der Rich-«
tung von Margots Blicken. Gerade
aus ihren Tisch zu kam ein junger·
Mann, der kein Auge von ihnen wand
te. Er war sorgfältig und elegant
gekleidet, sein blasses Gesicht mit dem
energisch geschnittenen Mund war
klug und vertranetierweekend, iihee
seiner ganzen Persönlichkeit lag jener
dauch von Vormhmheit, der sich so
soet bemerkbar« macht und seinem
Träger die Zuvorkomnrenheit von
Wirthen und Kellnern sichert. Die
Komtesse ließ ihre «Lorgnette sinken
und sah Margot lächelnd an. Der
ink: Mann gefiel ihn
blieb ein vaar S itte vor ih
nen stehen und stiftete ko ich den t.
Die Gräfin tvar ilr eri , alt fie ah,
wie kalt und ahwei end Nargot nun
aussah. Sie sehnte lich ein wenig
for-r and war fest entschlossen, sosort
einzugreifen, wenn Margot ihn durch
rbre Untiebenswiirdsisteii, die jungen
Männern gegenüber oft erschreckend
Laroß sein konnte. vertreiben sollte.
s Der junge Mann sah wirklich sehr nett
) a
s
»Ich bitte um Verzeihung«. sagte
er tnit vor Erregnn zitternder Stim
mr, ich habe so se gewünscht Sie
irgendwo zu fressen, Fräulein v.
! We ringen.« -
! rgot zuckte zusammen Dann
Jstie eine seine Röthe in ihr blasses
1 Geächt, und sie wars mit einer Bewe
rtung den Kopf zurück, die die Kom
.tesse gut genug bannte. »Wie tönnen
Sie vermuthen, daß ich so beiseit'
ssragte sie kalt.
«Jhr Herr Vater, der Qberstlieus
tenant Arnsiorf, ist einer meiner be
sten Freunde«, erwiderte er ernst.
-Jch babe den gestrigen Taa in sei
nein Haufe verlebt. Erst heute mor
aen bin ich nach Berlin hereinaetotn
men. « Aber ich itte um Verzei
hung. Sie befinden sich anscheinend
nicht wohl ——« «
Wirtlich war Margot natv ohn
tniichtiq zurückgefunten Die Kam
tesse ergriff ihre Hand und umfing sie
mit festem Druck. Das junge Mäd
chen fand denn auch iogleich ihre
Selbstbeherrichung wieder.
»Bisher wissen Sie« daß der Oberst
lieutenant Arnitorf mein Vater ist?«
fragte sie.
»Ich fand eine Photographie von
Ihnen im Alt-um Jhrer Schwester«,
erwiderte Hollfelder ruhig.
Sie hatte ihre Fassung wiederge
fanden Ein wenig neigte sie sich ge
gen ihn vor. und nachdem sie sich mit
einem raschen Blick davon überzeugt
hatte, daß die zunächftftehenden Ti
sche unbesetzt waren, iagte sie leise:
.Bitte. halten Sie mich nicht fiir un-«
freundlich, hert hollfelder. Ich weiß»
daß ich Ihnen zu großem Dant ver
pflichtet hin, ich weiß auch, daß Sie;
das Recht haben, gewisse Ertläruwi
gen von mir zu fordern, nnd doch’
bitte ich Sie von ganzem Herzen, zu
gehet-, mich nichts zu sagst-, bitte ichl
Sie, mir zu glauben. wenn ich Ihnen
versichere, daß nichts in der Welt so
wenig wünschenswerth ist, wie eine
Beianntichaft zwischen Ihnen und
mir.«
heinz wurde unsicher. Sie sprach
so eindringlich, und der Blick, mit
dem iie ihn aniah, war so heredt, daß
er später nicht mehr zu sagen ver
mochte, wie feine Antwort ausgebl
len wäre, wenn man ihn hätte zu ei
ner Antwort kommen lassen.
Aber ehe er etwas hatte sagen tön
nen. meinte die Komtesse, mit einem
bezeichnenden Blick auf den Kellner,
der herbeigetominen war und sich in
unmittelbarer Nähe zu schvssen mach
te: «Findeft Da nicht, liehe Marsch
daß der Ort für intime Geipriiche
nicht recht geeignet ist? — Willst Du
mich nicht mit m Herrn hetannt ma
Denk
Hollselder, der schon gefürchtet bat
te, daß er wirklich würde gehen müs
sen, wandte sich sosort an die Kom
tesse. die er bisher lauen beachtet bat
te. Sie lächelte ibrn liebenswürdig
zu, und er sand, daß die höchstens
dreißigjährige Dame ein angenehmes,
ils-Bed- Gesicht hatte.
rgot zögerte einen Augenblick,
man merkte es ibr an, das-, sie von
dem Eingreifen der Korntesse keines
wegs angenehm beriihtt war. Aber
sie fügte sich in das nun Uns-erwid
liche. »Gem. liebe Herininel »z- here
Hollselder, von dem ich Die bereits
Iprach.«
Die Komtesse zog ein wenig die
Brauen hoch. Aber die Lieben-wür
digteit ihres Wesens blieb unverän
dert. »Gewiß — ich erinnere mich«,
sagte sie freundlich. .Ueberdies habe
ich Jbren Namen als den eines be
kannten Rotnanschriststellers ost nen
nen hören. Herr Demselben —- Wol
lenSie nicht Ihren Kassee bei uns ein
nebnien?«
»ti- sürchte, Knie halten herrn
soll elder auf', sagte Margot rasch
«Unb denkst Du an die Zeit, herna
net«
Aber heinz hatte sich schon einen
Stuhl an den Tisch gezogen, gab
dem derbeieilenden Kellner seinen
hat nnd bestellte Kasser. Er war
nun fest entschlossen, unter allen Um
ständen zu bleiben.
»Wenn Sie alfo freundlichft ge
statten —« sagte er mit einer leichten
Vetneigung«. und auf vie nochmalige
frenudliche Aufforderung der Gräfin
hermine Waldendorff feste er fich.
»Sie tönnen uns die Antwort auf
eine Frage geben, die uns foehen he
fchäftigte«, fagte die Komtessr. »Wir
wußten nicht recht, oh es fiir zwei Da
men, deren eine über sie mittleren
» Jahre hinaus ift, möglich ist, in das
; Ebenda-Theater zu aehen?«
heinz fah von einer zur anderen
«Darf ich fragen«, fagte er lächelnd,
»wer die Dame ist, die über die mitt
leren Jahre hinaus ift -«
Die Kornteffe lachte leise und lie
heniwitrdiq und fah ihn mit einem
Blick an, dessen Wirlfamleit sie kann
te· Sie konnte einem Mann noch im
mer gefährlich werden« obwohl fie
nicht gerate fchön zu nennen war
»Ich sehe, wir werden Freunde
fein, here hollfelder«, sagte fie. »Ein
Mann. der in der erregtesten Stim-’
muna noch fähig ist, Komplimente u
m , tft nach meinem herzu-. n
wenn Oalanterie thut auch uns äl
teren rauen wohl. Dabei ift ei die
si- mssoxkskgzs Meist-si
MC sc . -
ne Furcht, Bat t ift nicht fo schreck
lich unfreunbli , wie sie . hnen fest
Celnen mag, und ich wer leinen
—
falle geßattem daß sie Sie fartschiat.
— Und nun miisfen Sie meine Frage
beantworten Minnen Margot und
ich diese schreckliche That begehen. al
lein heute Abend das Eldaradossheas
ter F besuchenk
« ein·, erwiderte Hvllfelder ernst
haft. »wenn ein Mann bei der band
ist. der Sie so gern dahin begleiten
möchte, wie ich.«
Die Komtefse llatschte in die hän
de. ,hörst Du. Margoti« rief sie
freudig erregt.
»Ich höre«, sagte das junge Räd
chen ernst and ruhig.
Die Komtesse ver og ihr Gesicht zu
einer tleinen Krima e. «Du bist in
einer unmöglichen Laune. Herzchen«,
sagte sie. Immerhin —- ich ent
scheide mich iir das Eldorado-Thea
ter und für die Begleitung des deren
hollselder —- wenn er es wirklich
ernst gemeint hat.« ·
»Ich versichere Jhnen«, sagte er ei
lig- »daß Sie mir die größte Freude
bereiten würden. dürfte ich Ihnen
meine Dienste zur Verfügung ftellen.«
Die Gröfin nictte ihm noch einmal
freundlich zu und stand auf. »Sie
sind gerade zur rechten Zeit geh-m
inen, mich vor völliger Verzweiflung
zu bewahren, Herr Hollfelder", sagte
sie lächelnd. »Ich will Jhnen ein
Geständniß machen. das Sie beglü
aen muß: wir Frauen können die
Gesellschaft von Männern nicht län
ger als aus höchstens drei Wochen
entbehren. Da ich sie aber schon seit
Monaten entbehren muß, können Sie
ja das Traurige meines Zuftandes
errathen. —«- Hier«, fügte sie hinzu
nnd nestelte eine Börse aus Goldgr
flecht von ihrem Gürtel los, »wenn
Sie so freundlich sein wollen und den
Rasse für uns bezahlen? -— Viel
leicht smd Sie später so liebenswürdig
und belorgen uns auch einen Wagen
und die Eintrittstarten Margot
nnd ich machen uns inzwischen in der
Garderobe fertig — am Ausgang
können wir uns dann ja wieder tref
sen.«
Hein; erhob sich ebenfalls. »Der
Wagen wird bereit sein« und ich wer
de sofort telephonisch eine Lage im
Eldoradotheater bestellen«, sagte er.
»Es wird da ein neues Ballett ge
geben, das sich alle Welt ansieht«
Als er den Kellner abgefertigt bat
te, sah er. daß die beiden Damen ei—-.
nen Brief aus der Tischplatte hatten
liegen lassen. dessen Briesmarle nicht
abgestemvelt war. Unwillliirlich las
er die Adresse. als er das Schreiben
aufnahm, um ea den beiden Frauen
zu überbringen. Ek- war an »Frau
Gräiin Maria Waldendcrsf ani
Schloß Buchberg« gerichtet
Jn der Garderobe ließen die Da
men sich inzwischen die Mäntel umle
gen.
,,Das also ist Herr Hollfelder«,
sagte die Komtesse, während sie vor
einem Spiegel ihre Frisur ordnete.
Ja! Ich wünschte, Du hättest ihn
gehen lassen«, erwiderte Mai-got, unr
ein leichtes Zittern überflog ihre
schlante Gestalt.
Die Komtesse lachte leise. »Werk
halb denn?« fragte sie. »Ich finde,
er ist ein sehr angenehmer junger
Mann. Wer sann wissen. ob er une
nicht noch nützlich sein kanns-»
Maraat machte eine ungestüme Bei
wegung. »Veraißt Du, wie sehr ich
ihm schon zu Dank verpflichtet bin?"
sagte sie heftig.
, L
Die Geäfin machte eine beschwich
tigende Bewegung und deutete mit
einer nnmekttichen Kopibewegnng auf
die Gaedeeobenskau, vie nenqiekig
lauschte. Jst-en weil ich es nicht ret
aesse, durften wir ihn nicht sortichiil
den«, sagte sie leite. »Es hätte sich
nicht mit den Pslichten der Dantbati
teit vettkaaen.« :
Morast guckte die Achseln nnd sent-·
te miide den Kopf. »Wenn Du wüß-?
test, warum ich ihn svktschieten wollsi
te!« mutmelte sie so leise, daß dies
Komtesse es nicht verstand. ;
Fragend sah sie du«- junge Mäd-«
chen an.
Aber Matgot sagte nur: »Du haft
mich diesmal in der That nicht ver
standen. meine Liebe! Aber es ist ja
nun nichts mehr daran zu ändern. —
Kommt«
Neuntes Kapitel.
Die Komtetse, die ans einem Vor
deeplah an der Logenbeiistung saß,
ließ ihre Loegnette sinken und wandte
sich nach dem hinteren-nahe der Loae
zurück. wo hollseldet sich niedergelas
sen hatte.
«Da unten im Parlett stct ein
Herr-, für den wir interessantee zu
fein scheinen, als die Vorstellung auf
der Bühne. Ei sind fest mindestens
fünf Minuten, seitdem er angefange
bat. zu mir benutzt-starren Lei
; sehe ich tros meiner Gläser zu schlecht,
nun sein Gesicht genau zu erkennen.
Lader wenn mich nicht alles täuscht, ist
; er in der That so etwas wie ein alter
! Bekannter.«
: hollfeldet neigte sich vor, und er
brauchte nicht lange zu suchen, unt un
ten irn Partett den Mann zu entde
»cken, van dem die Komtesse gesprochen
hatte. Ei war Doktor Dombrowss
tis blutloses. gelbliches Gesicht, das
zu der Lage emporgewendet war.
I Nun hatte auch der Pole den jun
gen Schriftsteller erkannt. Er grüßte
mit einer Kopsbewegung und Holl
selder gab natürlich den Gruß zurück.
»Ah —- der here gehört zu Jhrer
Blanntlcheftt« tagte die Kvmtessk
sichtlich intetetsirt. »Vielleicht einer
Ihrer Freunde?«
»Er ist Mitalied eines txtan dem
auch ich angehöre«, erwiderte der Ge
sraate, der es stets halb instinktiv
oermieden hatte, Dombrowili seinen
Freund zu nennen.
»Das man seinen Namen ersah
ren?«
»Es ist ein Doktor Gregor Dom
browsti.«
»So bat mein sonst recht schlechtes
Gedächtnis mich diesmal wirklich
nicht artiiulcht.«
»Komtesse sind ihm schon friiher be
gegnet-? Vier in Berüan
»Nein — nicht hier! -—- Warten
Sie ein wenig —- ich muß mich be
sinnen. Maraot und ich -—-- wir find
während der letzten Jahre io viel in
der Welt herumgelommem daß sich
Personen und Ereignisse in meinem
Kopie zuweilen ein bißchen verwir
ren. Aber jedt erinnere ich mich. Es
war in Ottenhe, wo ich mit Deren
Dombrowöli bekannt wurde. —-— Auch
Du hast ihn vielleicht im Gedöchnisz
behalten. Margot?«
Das junge Mädchen, dessen Tluaen
ieit dem Moment ihres Eintritt-i un
verwandt aus die Bühne gerechtet ge
blieben waren, .oie wenn sie durch ihr
wirtlichei oder erheucheltes Interesse
an der Vorstellung einem Gespräch
mit ihrem Bealeiter ausweichen woll
te, schüttelte den Kons. »Nein, ich er
innere mich nicht«. iaate iie kühl
»Aber findest Du nicht, d dies Bal
lett wirllich reizend ist I, habe
niemals schönere und aeschmackvollere
Koitiime aeiehen."
Die Gräiin wars einen sliichtiaen
Blick aus die Bühne. » a, fie sind
wunderhiibich«. stimmte sie zu. »Die
Tänzerin in dem meerariinen Kleide
iit ein entzückendes Geschöpi. Aber
erzählen Sie mir doch etwas von Ih
rem Freunde, here Hollseldert Mei
ne Berührung mit ihm r nur lehr
iliichtia, aber ich sand chon damals,
daß er ein sehr —- wie ioll ich sagen?
--- ein sehr interessanter Mensch sein
iniisse. Er iit Journalist, nicht wahrt«
»Nicht eigentlich. Er nennt sich
Privataelehrter. Aber es wiirde Inir
schwer fallen, Ihnen ««-tuoerliiisigei
iiber die Art seiner Beichäitiaung
mitzutheilen.« ·
»O, das tlinat ja recht geheimnißs
voll! Er ist doch wohl nicht etwa
ein verirrt-vier Anarchist ober etwas
deraleicheni«
tFortiehung solgt.)t
» Der Zuwachs der Fichte auf
gutemStandort beträgt im 20jiibrigen
Alter über 9 Prozent, im Riährigen
nur 1.3 Prozent: bei der Eiche im 20
jiibrigen Alter 6.8 Prozent, im 80i
jährigen 1.7 Prozent, im 160jährigen
nur 0.5 Prozent.
« Der Verlauf der Tunfifche ist
nur innerhalb 24 Stunden nach dem
Fange gestattet, weil sie später giftig
werden.
—- Steinerne Pfeiler für einen
Brückenbau verwendete man zum
erstenmal siir eine Brücke, die zur Zeit
Nebukadnezars Gott bis 561 v. Chr.)
in Babylon über den Euphrat geführt
wurde. Auf den Pfeilern ruhten Ze
dern- und thressenbaltem
—- Die Kometentchtveite vestreeten
sich auf eine ungeheure Ausdehnung im
himmeliraume. Man hat z. B. den
Schweif des Kometen von 1811 auf
eine Länge von 56,,,250000 den des
Kometen von 1853 aber auf eine sol
che von 162,500,000 Meilen berechnet.
Hist is eins-G
Ufucqo .
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Richter: Sagen Sie m»al, fuhr denn das Anwva welches Ihr
Schwein iioekfahuxs ouz,·sm verbot-im Fahrzeichipiudigkiw
Bauer: »Fall« steil-. Den Ra !«
Richtu: »Ur-geizig wieviel Me leu die Staat-ef«
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