FBis ans Ende der Welt Imm- vsn plagt-eilig- satt-Ich f (12· FortfetzungJ » Jutia stand mit feft geschlossenem Runde, den Kopf auf die Brust ge senkt.. Wie war es nur möglich, daß Borgftedts Worte so gar keinen Ein-« druck auf sie machten, weder den der Qual, noch den des Schreckens? Sie fühlte sich nur verletzt dadurch, daß er sie hartnäckig »Du« nannte. Sie» hätte es ihm verbieten tönnen, aber wozu? Diese Begegnung würde vor iibergehen und nicht allzu lange mehr dauern. «Wesl)alb antworteft Du mir nicht?« drängte Borgftedt. Seine Stimme bebte. · »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, was Sie nicht schon wüßten«, kam die Kenessene Antwort. »Und ich bitte Sie, Ihre Art, .zu mir zu sprechen. dar-ruf abzustimmen, daß ich mit ei nem anderen Mann ver-lobt, unlöslich an einen anderen Mann gebunden bin. Ich müßte sanft meine Mutter rufen.« Forschend. mit lauernder Miene sah Boraskedt sie .rn. »Juli.i!« rief er dann mit einem dumpfen Web laut. Nun begann Juligs Herz doch zu Zittern. Erst jeßt kam ihr tlar zum Bewußtsein. wie elend, wie jammer voll elend der Heimaetehrte aussah »Um deinetwillen!" schoß es ihr durch den Sinn. »Um deinetwillen ist et nach Afrita zurückgegangen, um dei netwillen hat er vie schwere Verwun duna erlitten.« Aber iie fühlte deut lich, daß es nur Mitleid und Schuld bewußtfein war, was sie bewegte-i Altdorf hatte recht gehabt: einemi Phantom war ihre Seele nachgejagt in a den leisten Monaten. Nur in sorgtedts befiechenres Aeußere war sie verliebt getreten. Seine Leiden stta«t, die in der Blüthe feiner ge sunden Männlichteit einen so sagst nirsmden Reiz auf sie ausgeübt hatte — fest, da er trank und ekend aus sah-, stieß sie direkt ab. Aber in dem Gefühl der Schuld, dss ihr die Brust beengte, sagte sie nun Loch in iksiildererns gütigem, fast bittedern Ton: »Sie müssen sich in das Unabänderliche fügen, Herr v. Bergs-M- Nicht freiwillig tat-« ich· Sie nnsaegeben, sondern weil ich’z nickt iiker mich brachte, meinen Vaterz in Groll und Zorn aus mich sterben zu lassen.« — i Bassssedtf lachte wieder kurz nnd LJhnisch ans. »Was Du mir, dem Lebender-, gegenüber ohne Besinnen gethan hast: wdrtbriichia werden — dem Todten gegenüber, der’s nicht weiß und dem’s nicht weh thut, wagst Duk- nicht!« »Ich bin Ihnen nicht wortbriichig gecvorden«, wies Julia seinen Vor wur7 zurück; »ich habe stets betont, daß ich nur dann die Ihre werden tiinnte, wenn die Rücksicht ans meine Familie es mir erlauben würde.« »Ganz recht. Aber nichts von dem, womit Du Dein Versprechen ein schränltest, steht seiner Einlösung heute noch hindernd im Wege. Dein Bruder ist gut versorgt, wie man hört, Und Dein· Vater ist todt. Du schuldest ihm also weder Pflege noch Rücksicht.'« Mit erstzuntem Blick sah Juli-r ihn an. Also so dachte, so empfand er? Selbstsucht, Egoismng über alles. Und diesen Mann hatte sie einst zu lieben geglaubt? Ein lalter Schauer rieselte iiber the Herz. Gemetsen erwiderte sie: ",,Die Schrante, die uns trennt, tren nen muß, haben Sie selbst zwischen uns errichtet. Oder ist das-, was die Zeitungen über Sie verbreitet haben, nicht wahrs« Borgsteot runzelte die Stirn. »Nic Inand kann wider-sein Temperament Jch am allerwenigsten Und Du tanntest mich fa. Du mußtest ja, daß Fcks heißrliitig und heftig bin.« »Nein —- ich kannte Sie nicht«. entgegnete Julia· »Aber es ist ja cnch gleich. Wozu reden wir über haupt von dem allen? Lassen Si« genug sein. Und, bitte. gehen Sie seht, bevor meine Mutter, die sich miß schon iiber Ihren langen Be fäch wundern Dieb« hierher kommt Bitte —- Sie miissen doch einsehen, « daß das alles keinen Zweck hat.« »Bei-M gab er zurück, und seine Innere slirrten in irrem Glanz rein, ei bat alles keinen Zweck —- ich te es inne wohl ein. Ei hat keinen Zweck gehabt. daß ich mein Leben snsi Spiel fette —- sür Dich. Es sei keinen M gehabt. daß ich mei Iannibahn dranaab — um Deinet willenl« . »Um meinetwillen?« fragte Juliu( voll Unruhe. » »«ch kann-S Dir ja sagen«, fuhr» Borgsiedi höhnisch fort, »zum Ab schied, damit Du weißt, wie vie! ich Die zu verdanken habe, damit Du weißt, daß Du nicht nur meine Seele, sondern auch meine Existenz aufgefo en basi, wie ein heißer Stein einen eapfen Wasser aussaugi. Als ich Deinen Brief ethieli, erbot ich mir, tm zu Dir reifen zu können, soforti n Urian-h Der pmtnandeut aber, o sehr et nkit gewogen war, glaubte nieste-Mach sage-kann zu net-kiffen s- II an gen nu an M W Lei- m user ei ist für ein Hin und her von Akten ein weiter Weg von Südweftafrita nach Berlin. Und ich konnte und wollte nicht warten. Fiir mich stand mehr auf dem Spiel, als diese Entscheidung. Fiir mich ging es um alles — um Dich. Ich wäre wahnsinnig geworden, hätte ich unthiitig dort unten siyen ·1niissen. während hier ein anderer im Begriff stand, Dich mir zu rauhen. Da reichte ich telearaphiich meinen Abschied ein — und dann durfte ich reisen mit fenem Urlaub. den Du als Ofiizierstochter ja kennst: mit dem Ur laub, der nie zu Ende gehtJF »Aber dafiir können Sie doch nicht mich verantwortlich machen«, ent aegnete Julia in unsicher-em, gequäl ten Ton. »Das ist doch nicht meine Schuld. daß Sie sich immer wieder und wieder durch Ihre iiigellose Lei: denichaft zu —— zu unbeionnenen Schritten hinreißen lassen.« »Ich mdche Dich fa auch nicht ver antwortlich dafür —- ich denke nicht daran. Nur zeigen wollt’ ich Dir, wiz weit es mit mir aekonsmen ist. wie wundervoll weit ich’s gebracht habe — um Drinetwillen. ——- Und nun mein lehtes Wort . Wenn Du kein Erbarmen kennst, wenn die Tod ten aus Dich mehr Einfluß beben als die Lebenden —- aut, so will ich auch zu den Todten gehen. Vielleicht stellt sich dann mein Schatten hindernd zwischen Dich und Deinen Bräuti gam. Vielleicht erreiche ich es dann, daß Du doch keinem anderen gehörst als mir.« Erschreckt sah Julia ihn an, fäh linas bis in die Lippen erblassend. Dann aber, während ihr die Röthe, ber Entriiftuna ins Antlitz schoßJ stieß sie hervor-: »Das ist unwiirdia. mich mit Drohungen einfchiishiern zu wollen. mit solchen Drohungen! Feige ist es. Ich habe Ihnen mehr Muth" zugetrant, Herr v. Borgstedt. Und wenn Ihre Worte keine bloßes Gerede sind, um mich zu erschrecken. mich Ih rem Willen gefügig zu machen. wenn Sie wirklich so Unsinni ez denken, so frag’ ich Sie nur: ifsen Sie nicht. daß Zie eine Mutter haben, ei ne Mutter, die schon so viel um Sie bat leiden müssen? — Und nun, bit te, gehen Sie.' Da er aber noch immer stand, sie mit einem slackernden Leuchten in den Augen ansah. wandte sie ihm den Rücken und verließ das Zimmer. Eine Weile verharrte Borgstedt noch aus seinem Fleck, blickte wie geistesge stört aus die Thür, durch die Julia verschwunden war und tastete nach sei ner Tasche. Dann nahm er feinen Hut und ging mit unsicheren, schwan kenden Schritten hinaus. Unten vor dem Thor blieb er eine Weile stehen und f«,-1rrte ins Leere. Was nun? Heimgehen zur Mutter? Noch war er ja gar nicht hei ihr gewesen hatte sie nicht gesehen seit Jahr und Tag Jn Gedanten verloren schüttelte er den Kaps. »Wozu?« sprach er halblaut vor sich hin, und ging vorwärts, ohne in wissen, wohin, ins Blaue hinein. immer mit schwankenden Schritten, wie ein Trunkener. Was nun? Es war ja ganz gleich, alles, alles —- nun, daer Juli-a verloren hatte. Rein —- es war doch wohl nicht mög lich? Hatte er sie denn wirklich ver loren? War es nicht ein Fieber traum, der ihn quälte? Wieder stand er still, griff sich an vie Stirn, sah sich mit verstörten Bli cken um Ita. es war richtig, alles richtig! Die heimathstadt war es, und die Straße, in der Julia wohn te, und zwei Straßen weiter wohnte seine Mutter. Ein Stöhnen rang sich von seinen Lippen. Eine Dame die vorbeiging, sah ihn mitleidig an. Da taumelte er weiter und bog an der nächst-en Ecke nach kurzem Besin nen links ab. Nur nicht dorthin kommen, wo seine Mutter wohnte, Jihr nur nicht hegegnenl —- Jsulia — Juliu! als wäre es zerrissen, eine eiternve Wandel Und der Kopf —- wie die Gedanken darin rasten! Aufschreieni hätte er mogen, laut ausscheeien wie ein Thier Todt sein —- daj beste siir ihn! Was hatte er noch, da er Julia vexloren hattet « Es schoß ihm Durch den Sinn, daß einer feiner Windhuler Beiannterh ein Besitzer großer Plantagen, ihm damals, als er sich an seinem Bur schen vergriffen, gesagt hatte: «Wenn’s mit Ihnen schief geht« kommen Sie Mk zu mir. Solchen Mann wie Sie sann ich gebrauchen, und ich beiheilige Sie gern am Gewinn, nehme Jhren Namen mit in meine Firma aufl« Un willig aber schüttelte der Grübelnde den Kopf, wie von Ekel ergriffen. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören — widerwiirtia alles — alle-! Zwei herren, die die Straße da herkammem blickten ihn forschend an und zogen dann die Väte. Wie im Traum sah er es und ·er widerie den Gruß z mechanisch. befchleunigte feinenigknii und bog in eine der Gassen em, vie zum Stadi pcrl f· ten. Ruer seit-unten mehr - - neu nnd ver allem der Mutter ni besessen, der Untier — »Es toar in der siebenten Stsndu die Abenddäwnerunq brach in. Unter den hohen Bäumen des tade parts duntelte ei bereits der herbst nebel stieg aus und legte ßch wie ein grauer Schleier zwischen die Stämr. Weitre Laubraschelte unter Vor i stedts Füßen. Den Kopf gesen t, schlich er einen der abgelegensten Pfade entlang. Kein Mensch treu-te seinen g. Aus die erste Dant, an die er karn, setzte er sich nieder. zog seinen Revol ver aus der Tasche und schob sich ohne Zögern eine Kugel in die rust. 12. Kapitel. Zwei Schuhleute sank-en den Kör per regungslos aus den kalten, nebel seuchten Boden hingestreckt Festse schlossen waren die Augen in dem hlassen. eingefallenen Gesicht, bluti ger Schaum quoll aus dem Munde, und die magere Hand hielt den Re voloer noch immer lrampsbast um klammert. Man hob den Unglücklichen aus, bettete ihn aus die Bank, oon der- ishn die Kugel heruntergeworsen hatte« riß ihm Weste und Oberhemd aus-l einander und sand den Einschlag des Geschosses in der herzgegend »Mit dem ist«s«vorhei'·, sagte ein ; Vorlauter aus dem Hausen der Um -stehenden, der« sich rasch gesammelt hatte. Der eine der Eiche-Heute aber, der sein Ohr lauschend an die Brust des Bewußtlosen geleot hatte, entgegnete, zu seinem Kollegen gewendet: »Noch lebt er. Willst Du gehen, den Kran tenrvaaezi zu besorgen, oder soll ich?« »Wollen doch erst sehen, oh wir Legitimationsmoiere unz- Geld bei ihm finden. Sonst giebt das nach her wieder ’ne Masse unnöthige Sche rereien. Kein Krantenhaus nimmt ihn uns ab, und lanqe macht der ja doch nicht mehr mit so ’nem Schuß.« Aus des Bedauernswerthen Brust tasche heförderte man ein Vorteseuil le mit mehreren tausend Mart Jn halt zu Tage. ferner einen Münst oaß und verschiedene andere Aus weisvapiere, durch die man seine Persönlichkeit unzweifelhaft feststellen tonnte. — - « - ·- - Als die Schusleute deren Durch bläitern der Bat-viere wiederholt den Namen »v. Borgstedt, Hauptmann in der Schußtruppk vor sich hinge brumnielt hatten, ries jemand aus dem Publikum: »Eine Frau v· Borg stedt, deren Sohn Hauptmann in der Schuntruppe ist, wohnt ja bei uns. Wielandstraße 3.« Akermaliges Suchen· Dann ries der Schuhmannt »Hier ist ein Brief, wo hinten als Absenderin draus steht: Frau v. Borgstedt, Wielandstras sze Z, und drinnen steht als Anreder Lieber Sohn!« « »Na, dann stimmte doch!« Da siir die Männer des Gesetzes alles Wissensnötoige befriedigend sest gestellt war, wurde ein Krankenwagen besorgt — ein junger Militärarzt hat te sich inzwischen schon eingefunden — und man brachte Borgstedt in die Wohnung seiner Mutter. Welches Leid gäbe ed auf Erden, das du nicht tragen mußtest, Mutter herzk Und geadelt hist du, Mutter herz, heilig oor allem, was da leht, ;durch den Schmeri und den Jam mer, den du um deiner Kinder willen erdulden mußt! An die Seite des jungen Medizi ners, der den Unglücklichen im Kran lenwagen heimgeleitet hatte und ihn nun behutsam enttleidete, trat bald der hausargt Doktor Weges-en Mit vereinten Ktästen untersuchten die bei den die-Wunde, reinigten sie oon dem angestauten Blut, legten einen Noth verhand an und machten Beut-angi versuche, die verhältnismäßig rasch eine gesteigerte Uthmung und einen lebhasteren Pulsschlag verursachten. Der Verwundete laa noch immer he wußtlos mit geschlossenen Augen; tein Laut war im Zimmer vernehm har, als das leise Surren der Leimg. Draußen vor den Fenstern lag «e Nacht wie eine schwarze Wand. Beide Aerzte hzuckten die Achseln. »Die Kugel hat die linke herztamsj mer getroffen, auch den Lungenlapgl pen oerlest und scheint sich, da sie nicht aitjgetreten ist. an der Wirbel siiule oder an einer der mittleren Rippen in unmittelbarer Nähe der Wirbelsöule breitgeschlagen zu ha ben«, erklärte Doktor Degener. »Es wird nöthig sein, das Geschoß u ent sernen; auch wird ein doppeleitiger Ahsluß siir den Bluter usz geschaf sen werden müssen. damt nicht Er äiiiäing oder innerliche Zersetzung ein , ..Und das wird meinen armen Sohn wirklich reitenW »Dafiir tann sich leider niemand verbürqen, gnädige Frau. Es wäre aber immerhin eine Möglichkeit zur Rettung — die einzige. wie ich glau be.« Der jüngere Arzt gab mit eifri gem Kopsnicken seine Zustimmung zu den Worten des älteren, erfahreneren Kollegen zu erkennen. Eben regte sich Borgstedt,· stöhnte, röchelte, ein Strom schaumigen Blu tes quoll wieder aucjeinem Munde, und nachdem ihm die Arezte ernen ten Beistand geleistet, lchlug er die Augen auf, lah sich mit leerem, ver störtem Blick um und·fliiiterte nach mehreren langen Minuten feiner Mutter, die sich angstvoll über ihn gebeugt hatte, lau-n vernehmbar zu: «Julia holen -«— Julin Rottenburg —- nnr noch einmal ehe-l« Bellt-en Wunsch Aal-e es, nnd infi re es der tvllite, den eine Mutter nicht ihrem Kinde ersiillen möchte, ihrem Kinde, das aus der schmalen Srenzs ide zwischen Tod nnd Leben siebtt nd Frau v. Borgstedt ahnte IIZIS Ihren Sohn in die heimath zu rückgetrieben was then den Revoloer gegen sich selbst in die Band edriickt: daß die. die er liebte. mit nnloser Leidenschaft liebte, die Braut eines anderen geworden war. »Bitte. gnädige Frau. was wünschte Jlsr here Sohn?« nahm Wegener sie bei Seite. »Eine —- eine besreundete Dame möchte er noch einmal sehen. eine Dame, die er —- um derentcoillen ——« Sie brach ab und schlucktr. »Danegen möchte ich doch primiti ren, gnädige Frau, die aroße Aus reguna, die dieser Besuch zur Folae baden müßte, kann nur schaden, und Jhr here Sohn wird alle seine Kraft noch brauchen iiir die Operation. Ue berdies baden wir nickt die geringste Zeit zu verlieren.« «Entschieden —- ganz entfchieden!« stimmte der jüngere Mediziner wie der voll Eifer bei. Winsried o. Borgstedt, der essen bar Worte aus der Unterhaltung ausgesungen hatte, versuchte sich aus zurichtern bekam aber nur den Kopf ein wrnia hoch, ballte die Hände und leuchte: »Dann soll niemand knle an mich heran —- niemand! Ich la e mich nicht mehr ansassen — sterben sollt Jbr mich lassen!« «Gehen Sie. gnädige Fran, thun Sie, was Jbr Sohn verlangt«, sagte Doktor Wegener nach kurzem Besin nen. Frau o. Borgstedt naism ihres Sohnes hand. küßte ibn aus die Stirn und raunte ibm zu: «Jch arbe. thue alles, was Du willst —- alles. Nur sei ruhig, sei aut! -—— Stirb mir nicht —- stirb mir nichtk Unter heißem Ausschluchien wnnlte sie zur Tbiir Unaus. Der Verwundert-e blickte ibr mit aroßen Augen nach. Wenige Seinnden später hatte ihn dann eine neue Bewußtlosigteit seinen körperlichen Schmerzen und seinem Seelenleid entrückt 4 » «» - »Würden-Sie wohl die Güte ba ben, zu Professor Altdorf zu fah ren und ihn zu bitten« daß er uns verziiglich. und zwar gleich mit al len nöthigen Instrumenten hierher tomnien möchte?« wandte sich Wegener an seinen jungen Kolleqern »Sie meinen doch auch. daß sitr diese schwierige Oderation niemand sonst in» Frage kommen lann als Altdorf9« »Ohne Frage —- allerhöchstens noch Dorn, falls Altdorf verhindert sein sollte, Aber selbstverständlich; nur dann. Denn an Altdorf reicht so leicht leiner heran.« »Sie sind dann also so aut. ihn herzubitten?' unterbrach Wegener den entschieden noch aus längere Dauer berechneten Vortrag. »Sie wissen ja selbst, daß hier höchste Eile geboten ist. Da — schon wieder ein Erstickungsansall.« Und beide Aerzte mußten erst rasch noch einmal Rachewhöhle und Lusttöbre oon den angesammelten Blutmassen befreien. Dann machte der junge Doktor sich aus den Weg. I Frau o. Borastedt hatte die Not tenbur 'sche Wohnung betreten. Auch in die er schweren Stunde wußte sit haltung zu bewahren, diese immer so sehr aus die iiuszere Form bedachte Aristotratin «Gniidige Frau, liebe Julia« — der lehteren band hielt sie noch von der raschen Begriißung in der ihri gen ——-. «niein Sohn —- es ist furcht bar — dar einer Stunde brachte man ihn mir mit einein Schlzß in der Brust ins Darm-" Leise zwar, sast sliissernd, aber ohne Schluchzen und Weinen, ohne jede Rührselig teit im Ton. brachte sie die Worte iiber die blossen Lippen. »Nun möchte er Sie noch einmal sehen, Juli-L Sie wissen ja, wie sehr er Sie liebt. Und Wege-irr sa te, ich solle alles aushieten. Sie zum itloinmen zu bewegen. Es ist höchste Gefahr. Mein Sohn droht, niemand mehr an sich heranzulassem will sterben, wenn er Sie nicht —« ; Nun lain ihre Stimme doch ins Kit . ten-. »Don-u Sie mik folge-se riski ilen Sie meines Sohnes Wunsch er stillen. der vielleicht sein letter sein wirdk Regungslog, wie qetöhmt, stand Julia da, bleicher noch als Frau v sBorgftedL Mit beiden banden hatte sie die dargebotene Rechte Fntlamgi mert, als müßte sie einen halt, eines Stiise suchen. i »Du bist schuld — du allein!«i Wie das Brausen der vom Nord fturni gepeitichten Meeresbrandung» tönte ihr die Selbstanltage in den Ohren. »Du haft ihn zum Selbst niord getrieben, dul« .Ja«, rang ei sich endlich heser aus ihrer gequälten Brust «ge:viß —- ich gehe mit Ihnen. Aber Julius« Frau v Ratten barg, die bisher vor Staunen und Schreiten wie erstarrt auf ihrem So iaplah gesessen faltete die hände iiher dem vor ihr liegenden Buch und blickte ihre Tochter iassungglos an. »Was soll denn Dein Bräuti gam tagen Julia wenn Tit —i Das Unalttck ist ia entiesli aber Fu hist Braut, wie kannst Du al o --« - .Jeh muß, Mutter, ich muß her neaem werde ich lehre ihe n. — Verzei hung —- einen Il hlia.« Sie nahen die Lampe vom tteltiieh, stellte sie auf den altmodtiehen Sehreibtifch,her ans Mutter M. und warf, ohne M niesen- Zeilen auf ein statt bar-ten adrei den srtef mit flie get-der hast nnd tkingelte dem Mäd en. »Hier —- zu Professor Altdorf. So reich wie möglich. Nehmen Sie eine Drolchte!' L Mit dem Mädchen zugleich betrat sie den Nasid-m um Hut und Um hang zu nehmen. Eine Minute lpöterI stand sie schon wieder in der Thiir. »Bitte, aniidige Frau, net-en wie!« Ihrer Mutter nickte sie tautn zu. Wenige Straßen weiter lag einer, den sie in den Tod getrieben. und laß ihn nicht sterben! Laß ihn nicht« tterbent Ich ertriig es nicht. Erst der Vater und nun —- Und er ist to jung, und leine Mutter hat lei nen weiter als ihn! Mit schwankenden Füßen schritt sie» vie Treppe hinunter, hielt sich traut-pf haft unt Geländer fest. Sie lah. sie« wußte taum. wo sie war. Jeder Nervx jede Fiber an ihr zitterte und bebte in» ungeheurem Aufruhr. Das setz lagl ihr wie ein aliihendes Stück Eisen-tut - der Brutt. Ihr Kopf brannte, in til-l » ren Schlitten hämmerte das Blut« vorz " ihren Augen tanzten schwarze Sehnt-! ten. s Erst der Herbitwintx der sie nnteni auf der Straße frisch und ialt ten-i blies. brachte sie wieder zur BesinnunH 13. Kapitel. 1 Der junge Mediziner hatte Alt darf im Krautenhaufe nicht anne troffen. .D-er Herr Professor ift noch ein mal in feine Privattliuil«. hatte der Diener erklärt. »Sol! ich anilin geln. ihm Befcheid fagen lassen?« .«Danle, nicht nöthig. »Ich habe Einen Waaen unten. Fahre ielbft rn.« . Im Galopp war der Dottor die Treppe hinunteraeftiirmt und hatte, in die Drofchte springend. dem Kut fcher zuaerufem Was der Gaul laufen will. Eine Mart ertra!« Als er aber in die Klinit lam, war Altdorf fchon wieder rdea — nach Haufe Nun mußte er doch telephonirerYlaffem damit der Viel befwiiftigte ihm nicht etwa abermals entwifchte. Gerade als Altdorf die Thür zu feiner Wohnung aitffchlofi. ftand der Diener am Fernsprechapparat den Hörer am Ohr. »Sei-r wohl —- gewiß -—— werde be stellen. Eben tritt der Herr Professor ins Haus« »Wasl aiebt’s?« fraate Altdorf. die Thürjeife hinter sich ins Schloß ziehend. Iohann richtete den Auftraa aus. »Der berr Professor möchten sich möglichst bereit halten. Dringende Oderation an einem Offigier der sich eine Kuael durch herg und Dunae gefchossen hat. Kugel wahrscheinlich an der Wirhelfiiule oder Rippe breit geschlagen« lIortfefzung folgt.) —«——«-.-—— Der TIIIIOL Im Buche Le Grund fagt Deine: .Schöne Frauen sind fchön in jeder Iracht.« Selbstverständlich ift nicht jede Tracht felbft bei der fchönen Frau fchön, doch darf man wiederum nicht alles in einen Ton werfen. was ernft lich zu betrachten heute einmal die Aufgabe des Frauen - Chroniften fein will. Es scheint, als ob die Frauen fest fo schrecklich viel zu denken hät ten; der Kopf genügt nicht mehr, und hat fich die Dame früher (waa den Kon betrifft) nach der Breite zu aus« gedehnt, fo thut fte es dies Jahr der Länge nach. Sie wickelt sich den Kopr ein, und das Stroh der hutform wird fo verfchwenderifch genommen. daß es auf allen Seiten heruntertrieft und( ihr um die Augen hängt wie eine » Schwinpr Sollte wohl der Topfhut ein Sym ’bolum fein dafür, daß die Frau doch noch ein wenig an die Küche denttt HAn die Küche als Stimmungs- und Charalterbild, als altiibertragener ’Begriff früherer Hausfrauenpflichten, aus welchen wir ja längft heraus find. Und wie der Soldat feine Flinte, der. »Mac-: seinen Breit-sitt sei sich hatt auch oft nur als Symbol, durchaus! nicht um immer die Leute zu treffen« fo hängt sich die Frau den Hut iiber« und gedenkt voll Wehmuth derienigen,? welche früher einmal wirklich bei den Fleifchtöpfen standen. - - . Aber der Topfhut war eine folge. zitchtige Entwicklung des Bestrebens kvon dein Zwange der Linie völlig sich jloszulösen Und hat der Gainss sborough als Inbegriff des idealen Charakter gegolten, da er die schwin ; ende Linie nach oben zeigte, so ist der Zoofhut der Puritanisrnus. Er ist ein Zeichen deo Einlehrens in sich. Die» Frau kriecht unter ihren hat. Möge draußen die Welt stiirnien und lärnien, sie zieht dahin wie Goethes wandelnde Glocke. und liimniert sich um niemanden als um sich selber. Der Topfhut ist ja eine uralte Farin. Schon in den Kreuzzilgen trugen die Krieger den Topfhelrn, und vielleicht ist er es. der den Gedanken sur That; werden lief-. Und heute tragen sie ihn’ alle-. Schöne und Verschönte, Ver schämte und Unverschämte. Und wir Männer stehen da in un serer Lächetlichleit Was können wir dagegen aufbringen an Phantasie? Zylinder, Melonenhut, weicher fut. tnrner dasselbe. Wir hahen var ei ahr nachahrnen wollen, und haeen den englischen Konstablerhut zu tra derfncht, aber es war die lächer Fse Demonftration eines gänzlich phantafielosen Geschlechtes gegen ein Mtchenwelt. Wir Msnner ziehen Fun- vemnach. war die Hüte betrifft : schmählich zurück. Aus das Haupt ge schlagen in des Wortes härtester Be deutung. Ja, natürlich, wenn die IFrauen nicht dabei sind, da nehmen Twir den Mund voll Durchaus nicht hildlich gemeint), da pampsen wir uns an mitMuth und Spott, aber- wenn sie unter dem Riesenhut, oder derGiocke, oder dem Topf. oder dem Barett, oder dem Tutban erscheint, du«-schweigen wir und starren. Und werden blaß. Und jubelnd schreibt die Frau wie der einmal einen Sieg ins Fechtbuch. HAber es ist ein dlutiger Sieg. J Denn erstens sieht sie nicht viel un ter so einem Todfhut. Er ist zwar manchmal in einer Auswallung von Menschenliebe auf einer Seite ein we nig ausgestiilpt, aber nicht mehr, wie sk- ein mitleidiges Athlet-jucken Doch die Frau will ja nicht sehen, sie will gesehen werden. Und das geschieht. Dann ist der Hut auch so unhequetn, mancher wiegt schwer. Aber was scha det das? Um der Mode willen erlei det die Frau gerne Kopfschmerzen in Helmsorm, und Rückenschmerzen in Gürtelsorm, wenn’g nur modern ist. Und wer würde heute noch vom ge stern sprechen, und lächerliche Vers gleiche mit früheren Moden anstelleni Die Frauenmode ist souverän, lnechi tet die Königin wie die Magd, wirst alle Standesunterschiede und Klassen inerlmale um« wie es die revolutionä ren Franzosen rnit der Elends-me Siiule taten, und gießt aus dem er haltenen Materiale eine neue Säule, aber ee muß ja nicht immer die Säule der Göttin der Vernunft sein. Wenn eTe nur überhaupt eine Säule ist, die man anbeten kann. Es ist unglaublich, was wir heut zutage noch siir Göhendiener sind. Und wir Männer lachen und spotten ja nur weil wir neidilch sind auf den Farben- und Formenrasch der Frau. Wir siihren den Kampf nicht weil wir des Gegners Recht verkennen, nein, weil wir es erkennen. wir der mögen nur noch nicht den letzten Schritt zu tun, den vom Erkennen zum Anerkennen. Aber auch diese Stunde wird korn men. wir werden endlich anerkennen müssen, daß auch das häßliche schön ist« wenn es die Frau schön macht, oder machen kann, oder machen könn te, und dann werden wir erst sehen« wie schön die Frauen sind, wenn wir die Frau nicht nach der Schönheit bes urteilen, sondern die Schönheit an der Frau messen. Dann werden alle Frcuen lächeln, und srohe Augen des tommen. denn tsagt Bierbauml nie sind die Augen einer Frau schöner, als wenn sie miide sind vom Glück. Und auch ein Topsbut kann den Be griss von Frauengliick nicht ausschöps sen. und sei er noch so groß (der Be grim Anerkennen wir die Form als die Vollendung, und warten wir darauf, was Ins das nächste Jahr bescheren wird. Wo wird das noch enden? Wer kann zu prophezeien wagen, aus was siir hutaedanken die Frauen noch versallenZ Die Gedanken sind es nicht. die die Frauen sürchten, aber das Versallen. Und dageaen soll eben io ein Hütchen propbnlaktisch wirken! Wir Männer haben zu schweigen, wir haben den geistigen Manisesta tionseid geleistet, wir baden nicht mit zusprechem Wir sind die sekundäre Erscheinung. Und so war es schon immer. Topfhut, sei begrüsiet siir und siir. Wir sreuen uns, daß das Paradies Henry UT eingetreten ist. Jehk bar nämlich schon fast jeder Bauer —- sein Hiibnchen unter dem Tapfe (Aus der Prager Bohemia.) — Schulden machen macht keine Sor aen, aber Schulden bezahlen. I- O I Die Engländer sind mit 82395 per ilops und Jahr die höchstenSteuerzads ler der Welt. Um den Vorzug wird sie niemand beneiden. s i i Die Nachwelt slicht dem Mimen keine Kränze, aber die Gegenwart ist erkenntlicher. Sie hat Anna Held zur Millionärin aemocht. . O s . J Nach der Entscheidung des Casa lblanrasSchiedsgerichts haben beide Teile unrecht. Ein nicht seltener Fall, der aber selten richtig erkannt wird. I E Essen und Schlafen find üble An gewohnheitenx das eine kostet das halbe Vermögen« da- andere das halbe Leben. i f f Ein Mädchen in Chicago erhielt in einer Klage wegen gebrochenen Ehe versprechens 50 Cents zugebilligt. Offenbar waren die Richter der An sicht, daß sie nicht viel verloren hätte. O I it Die herren Professor Tot-d und Stevens versichern. daß sie sich noch vor dem 15. September mit den Marsbetvohnern in Verkehr gefest haben werden. Wir bitten, freund lichst zu grüßen. c Andy Carnegie weilt gegenwärtig in Paris. Nachdem er fiir einen französischen heldensond eine Million Dollari ane ewieien, ist er dort der Löwe des agei geworden. Wie lehr müssen ihn die Löwen in Afrik beneiden, die der Bliebst Roofeoelts II keine Minute ihres Lebens