Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 11, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    va- vekmachmß dek nie-.
UicCaridk.
Eise New Yorier Siizzr. Von
Raetha Töplis Men- Yort).
Es ift noch gar nicht sehr lange her,
da befand sich in dem, nach der Errich
tung des neuen Palastes des Stadltös
Iigs «Earnegie heigth« genannten
Theile New Yartj neben vereinzelten
Privathäusern noch mancher steile
Felsen. dessen Gipfel mit einer bau
siisigen Hätte und kleinen, dazu gehö:
eigen Gemüsebeeten getrönt war. Das
wir der steinerneUrboden New Yorls.
Dichter und Naturforscher hätten, da
durch angeregt, genügend Stosi 3«.
Träumereien und Forschungen· in
W entschwundener Vergangenheit
gefunden. Die Bewohner der Hütten
waren jedoch wenig dichterisch und
wissenschaftlich veranlagt. Es waren
saß durchgängig Jrländee, die es sich
da oben heimisch gemacht hatten und
in der sich oornebm augbauenden Ge
gend ohne Dünkel aus ibre ariftotra
tifche Nachbarschaft herabblickten.
Westlich davon liegt die fünfte
IMM. an der allerdings zu jener
M die prächtigen Paläste noch nicht
so üppig aufgeschaffen waren wie
heute, so daß mancher Bauplatz eine
fteise Aussicht auf die Rasenflächen,
sinnreiche-stets und Bäume des Cen
tralparks gewährte. Wenn den Be
wohnern demnach Erinnerungen iu
flogen. dann waren es höchstens solche
an die Heimatb: denn fast wie auf der
stänen Insel« war es biet oben im
Sommer, wenn von drüben die arti
neu Baumwipfel herübernickten, Gras
und Unkraut aus allen Ritzen der Fel
sen berdorsprofzten und in den lleinen
Gemüsebeeten die unentbehrlichen tri
schenGemiisa Kraut und Kartoffeln
gediehen. -
Auf einem solchen Hiixel wohnte die
Familie McCarthu mit ibrer Ziege.
Im Gegensatz zu den anderen hätten
bewsohnern, welche die Felsen nur so
lange benutzten bis sie davon vertrie
ben wurden, oder die eine geringeMies
the bezahlten, waren die McCartkws
feste Eigenthümer diefeg Grundbe
siieQ Und das war so gekommen.
sls der alte Mac, wie Mccsarthn
der Abkürzung wegen allgemein ge
nannt wurde, vor langen Jahren mit
seiner Gattin unter Schwißen und
Stöhnen dort oben eine Bretterbude
errichtet hatte. war er noch ein junger
Mann gewesen« und die neunziger
Straßen der Madison Avenue lagen
für die New Yorter noch weit drau
ßen. Nicht lange daraus aber waren
Männer gekommen, die Ausmessungen
vorgenommen hatten, sowie ein Agent
der den McCarthns, wahrscheinlich
nur zum Spaß, mit Ausweisung
deshtr. Da hatte Mac, der mit seiner
besseren hälfte an diesem Tage dem
Genuß von Feuerwasser etwas tu
eifrig gefröbnt hatte. sich unter Flü
chen und Schmähungen verschworen,
den «verdammten« Felsen, aus wel
chem er sein schönes Haus mit so vie
iet Mühe gebaut. lieber zu taufen als
it Urlafselu Der Agent nahm ibn
its-n Art, und nachdem Mai sein
gefammtes Baarveemögen aus allen
Taschen zusammengesucht hatte. war
der Gipfel des Felsens unter Beglau
bigung des schekshasten Agenten der
die ganze Abmachung sür einen aus
gezeichneten Witz hielt, in den Besitz
der McCarthvs übergegangen
Um folgenden Tage, als die Wir
iuna des Jenerwassers bei-flogen war.
fluchte McCartby noch oiel mehr, auch
in dieser Hinsicht von seiner Gattin
würdig unterstützt Er hielt den Kauf
weniger fiir einen Witz, als- fiir einen
«Reinfall«. Der Agent sowohl als
der Eigenthümer hatten sich geirrt, wie
dir Zukunft beweisen sollte. j
Während New ketort auknanncn vor
rückte, und auf Den Straßen und
Avenuen der oberen Stadt vereinzelte
häutet in die Höhe zu schießen began
nen, vergrößerte sich das Geschlecht
der Felsenbewohner. Geld hatten iie
zwar weniger, aber dafür desto mehr
Kinder, so daß vie Kraut und Rar
tosselbeeie einen um io sit-öfteren Um
fang annehmen mußten. Ob die Da
raus gezogene Nahruna sich nicht als
Mftisend genug erwiesen hatte, oderl
di die meisten kleinen McCarthns »Hu
gut für diese Welt« waren, wie die
Met- sich ausdrückte, läßt sich nicht
feststellen So viel ist sicher, daß die
Kinder bis auf eins starben. Dieser
Ene, Mike mit Namen, entwickelte
I zu einem ftrarnmen Bengel, dem
Ue bösenluft nnd das frugale Essen
Mzsglich anschlagen
iSchulbssknrng und ionitigeo Wissen
knicken Mike nicht sonderlich, dafür
- CI hatte er andere Beschäftigungen
Its Unterhaltungen Wenn er nicht
M in der Sonne laa, oder mit der
U ums-erjagte half er bei der
t- und Kartoffelarbeit und ilickte
- ih- nnd da am Häuschen, an der
Wissen Treppe oder den zerbroche
- — sensteticheiben herum. Er sei ein
stud, ans das jede Mutter stolz sein
Me, behauptete Mes. MeCarthn.
H Ilte Uae hatte nie allzugern ge
Met Ped Inn, da er älter wurde,
· ee miser Lust alt je dazu. Die
,.Y der Familie machte ihm
! — soe- ali die erhalte
g » sei-et Molche- « pel
firte daher häufig das, wenn Mei.
Mars-o Abends vom Wafchen oder
Scheu-ern rieth Daufe kam, nicht nur
vie GeiRr aufeinaoer plastew
Trost-ern war die Trauer groß, als
der Patriarch von -«Shantyville", der
alte gute Mar, eines Tages todt auf
! fein FelsenHloß gebracht wurde. »Er
vwar zu voll geladen,« sagten die an
deren Bauarbeiterx »es ift ihm
fchwindlig geworden,« sagte oie Witt
we. um feinen Absturz vom Baugeriift
zu erklären.
Mes. McCarthy veranstaltete eine
große Leichenwachr. Es wude fehr
animirt aewacht, da oben auf dem Fel
fen. Mes. Carthys ganzer Wo
chenoerdienft fowie der nachgezablte
Lohn des Verstorbenen qina dabei und
bei der Beerdiguna, die ebenfalls höchst
nokel oerlief. drauf. Verfchkerene
Eouipagen waren daru gemiethei
worden. Die Traueraefellfchaft in den
Waan fürchtete jedenfalls, oom Gram
ükserwältigt zu werden. Sie nahmen
Deshalb Irinkbares und Spielkarten
mit, welche Leibe eifrig daiu verwandt
wurden, die mutigen Gedanken zu
verschweben Es war ihnen auch eben
fo gut gelungen wie bei der Leichen
wache. Möglicherweife trua diefer
raufchende Erfolg die Schuld daran.
daß sich die vornehmen Nachbarn be
situierten
Es waren nämlich im Laufe der
Fabre immer mehr und immer schöne
Säufer in der Nachbarschaft aufge
fckofferu Dynamit hatte manchem Fel
fen und dem daran existirendenitraut
idtill ein Ende bereitet. Der MrCars
tltvfcke Todesfall hatte auch auf diese
Familie die Aufmerksamkeit gelenkt,
und eines Tages fand sich bei der
Wittwe ein Aarnt ein« um ihr fasten
niafte Räumung anzuempfeblen Da
lam er aber fchleckpt an. Auf Weigerun
aen waren die Agenten wobl faft regel
mäßig arftoßem aber eine loiche Muth
Von Schimpfworten war now von kei
nem Felfengipfel herunteraeprasselt«
wie von demStiammfchloß der McCar
ihn-.
»Und irenn Sie es wissen wollen«
ichrie schlieiich Mrg. MICHAEL die
aerade ani Wntchiuber beschäftigt war
Und so aufgeregt mit den Händen
keruinsuchtelte, daß dem Aaenten der
Seifenschauin in's Gesicht staa« »so
Lat mich überhaupt kein Mensch von
hier tu verjagen, und dieies hau- und
Der Boden, aus dem es steht, gehört
inrr.'
Es fiel ihr aber fchiven den Beweis
siir diese Behauptung zu erhrinaen
und Mike war nie Zu Haufe, um sei
ner Mutter während der Drohungen
und wiederholten Besuche des tilgen-ten
beizustehen; denn er war jetzt städtifch
angestellt. Es war ihm nicht icknver
geworden, eine Stellung zu finden, ais
er zur Arbeit bereit war: denn in New
York herrschten damals die Jrliinder.
und als Mike sich beim Strahenreinisi
gungsaint meldete, da bitte er eine
Anstellung, ehe er sitt-I verfah. Es
war zur Zeit. als Colonei Waring die
bisher arg vernachlässigte Straßen
einigung revolutionirte. Die Stra
ßenreiniaer mußten weiße Anzüge tra:
aen. Die Witzhlätter fanden in die
ser anscheinend unprattiichen Anord
nung vielen Stoff, und der Volle
mund nannte die weißaetleideten Ge
stalten die »Engel«: Colonel Waring
ließ sich aber in seiner Anordnung
nicht beirren. da er genau wußte; daß
der weiße Anzug unter anderen Vor
iiigen auch denjenigen besaß, den
Kneipenbetuch während der Arbeits
zeit zu verhindern. Mes. Blei-Tar
thy aber ließ teinein WäschestiiC das
in ihr Bereich karn, so tiebevolle Spra
satt angedeihen, ais den weißen cUnru
aen ihres Sohnes-, und sie blickte
manchmal aani vertliirt aus die
Waschleine, wenn der Wind Dosen
und Jacke mit tänsehender LebengrunH
Hullq stillte
llir5. McCarthn suchte also nack
Der Urtunke, Dein Zettel, Der den Ver:
taui des Fellengivfele beglaubigte
Umicnft; das Totument, Dem sie his
jher aar teine Wichtigkeit beigelegt,
jtcar verschwunden In der Straße
waren unterdessen überall Fundamente
gelegt worden. Ein elegantes haus ne
ben dem andern wuchs empf, nnd
manches süße Schlöfchen Mes. Mc
lsartlms wurde durch den dumpfen
Knall von Eprengitossen gestört. Im
mer näher riiclte das Verderben, im
xner deutlicher wurden die Drohungen
Zuletzt blieb ihr die Wahl, inE Ge
fängniß tu wandern over ihr Felsen
lchloß, welches sie so lange getreulich
aeichützt hatte und das nun allerdings
dem Zularnrnenbructs verzweifelt naht
war, zu verlassen.
Groß war das Wehklagen. als sie
Bündel um Bündel schnürte, und we
nig poetifch und segensva waren die
Wünsche, die sie dabei auf vie häupter
ihrer Verfolger herahrief. Noch einmal
durchstöberte Mu. Methy die hin
terbliebenen Fesen und Lumpen — da
fiel ihr ein alter Tabaksheutel in die
hand, und in dem lerde gehröunt
und start dirstend, a noch iemlieh
wohl erhalten, der Zettel, verle n rnit
Datum, Namen des Agenten und rh
rer, sowie ihres Mannes und eines
FelleInCQbars wenig schönen lnnd
deutlichen, aber immerhin ertennharen
Unterschrift
Arn folgenden Tage nachden- Med.
Mecarthv sich in einer tleinenMethi
wahnung der Oftleiie häuslich einge
richtet hatte. nahm Mie, der irliindi
ist Schlauheit mit amerikanischer
W verhand, den Zettel zu ei
nein Natur« der Mart einen Pro
esse-»O
i , - IICMO W ist« ACT
z ten-« als US- iend Heim-M
i
fm Sie winkte ne Wut-n uudj
die rauschenden Parlbäunte nicht is«
sehr, als es sie schmerth Kran und
Kartosseln seht heim Krämer einhau
deln zu müssen. So oeriging die Zeit.
Mike brachte den Thei seines Ver
dienstes. den er nicht oertranl —- nnd
er konnte viel vertragen —, seiner
Mutter heim, deren Stolz aus ihr ein
ziges Kind daher immer größer wur
de· Da wurden sie mehrere Male hin-:
ineinander zum Gericht beschieden.
Mes. MeCarthn hatte die grinseer
gelegenheit mehr als einen Gegenstand
betrachtet, an dem sie ihre Verachtung
der Reichen irn allgemeinen und der
Madison Avenue Bewohner im beson
deren auslassen konnte: großen Hofs
nungen ans einen Gewinn hatte sie sich
nicht hingegeben Und nun geschah es,
daß danl der Findigkeit des Advolaten
der Prozeß zu ihren Gunsten entschie
den wurde. Der Werth der Grundstück-e
aus der Madison Ave-tue war inzwi
schen enorm gestiegen. Nach vielen De
batten und Schreibereien war sestge
stellt worden, daß derFelsen nicht ohne
Genehmigung der Gipfeldesiher hätte
ist-getragen werden dürfen, und so
toar den Klänern eine Absindunge
summe gezahlt worden, die entschieden
bedeutend gewesen sein mußte, da nach
Abzug der Kosten und der Advolatens
gebühren noch ein beträchtlicher Theil
siir Mes. McCarthd verblieb.
Jnsolge dieses Glückzusalles trat
tirte Mike seine sämmtlichen »Miten
gel« aus so ausgiebige Weise. daß er
selbst die Wirkung verspürte. Der
sonst gutmüthige Mensch wurde raus
und händelsiichtig es entstand eine so
lenne Reiterei wobei Mike einen so
unglücklichen Schlag aus den Kot-s er
hielt. dosz er Gelegenheit bekam, seinen
Enaelderus in einer besserenWelt aus
zufüllen.
Der Pomp des Leichenbegängnisses
stellte den des alten Mac vollständig
in den Schatten, und als der Trauer
’waaen mit den schweren schwarzen
Tuchdraperien und den elegant ge
schirrten Pferden vor deni Hause stand
und Mes. McCartbd, von einein lan
aen Kredpschleier umwallt, die erste
Cauipaae bestieg« da schwirrte das
erste Gerücht von dem großen Reich
thurn der trauernden Mutter durch die
Luft.
Geriichte sind wie Lawinen. Klein
und unbedeutend ist ihr Anfang. irn
Niedergeben gewinnen sie fortwäh
rend an Kraft, und alles im Wege
trägt dazu bei. sie zu vergrößem So
aig es auch rnit dem Gerücht rnit Mes.
MeCartbysi Reichthum Bald hieß es.
der alte Mae wäre bereits ein sehe
reicher Mann gewesen, der den Felsen
unt schweres Geld ertauft hätte.
Jemand wollte auch von einer sehr
hohen Lebensversicherung des so jäh
ums Leben gelontrnenen Mike wissen.
Die Summe. welche irn Prozeß ge
wonnen worden war, stieg ins Fabel
hafte, turz, die Lawine wuchs.
Mc McCarthy hatte bis dahin
nicht geahnt, wie viele treue Herzen,
wie viele mitfühlende Freunde sie be
saß. Da waren vor allem die Ber
wandten, die außerhalb der Stadt
wohnten und rnit denen sie seither we
nig oder gar nicht zusammen gelern
men war. Entfernung aber bedeutet
nichts für wahrhaft liebende Verzeih
und so sah sich Mei. MrCarthy jetzt
stets von einem Kreise treu um sie be
sorgter Verwandten umgeben.
Den Verwandten aber liefen bald
andere den Rang ab. Hatte Mes
MrCarthy bei dem Uebereiser ihrer
Verwandten ein Mal ironisch gelä
chelt und war dies Lächeln ausgedew
tet worden, oder hatte sie sich vielleicht
eine Bemerkung entschluvten lassen-,
es wurde bald ruchbar-, daß Mre. Mc
Cartby durchaus nicht entfchlossen sei,
ibr Vermögen den Verwandten zu
überlassen, sondern baß sie darüber
Zganz und gar nach ihrem Wohlgefal
» len verfügen würde.
War seit dem Belannttoerden von
Wir-. McCarthys Reichthum die Ach
tung vor der Besitzerim die bisher gar
keine hervorragende Rolle gespielt
hatte, enorm gestiegen« so gesellte sich
dieser nun von allen Seiten das eifrige
Bemühen, ihr Wohlgefallen zu errin
gen. Hatte die Verwandtschaft die
Familienzugebörigkeit betont, so leg
ten die Freunde ben Schwerpunkt auf
die Stammverwandtschaft. Es reg
nete förmlich Einladungen zu Leichen
wachen. hochzeiten und Tausen, na
mentlich zu den lehteren und Mrs.
McCartlw wußte schließlich gar nicht
mehr, wie viele kleine Mart-thi, Sul
livani, McGrathi, ODriens und
Mulliganö sie zu Patbenkindern hatte.
Ei leer auch ein deutsche-D mit
Kindern gesegnetes Ehepaar in dem
hause. Bis vor Kurzem hatten sie
sich oft genug über die Alte lustig ge
macht und sich viel besser gedünkt als
die »eirische Bande«. Nun war es
aber ganz anders geworden. Wenn
Frau Erbmann Kuchen gebacken hatte,
so wurde Mr5. Mccarthy zum Kassee
heraufgeholt. Die tleine Grete mußte
sie Tante nennen und der kleine riß
öfters von den selbstgezogenen P an
zen hinaufbringen silr das Grab des
«armen, guten Mike«.
Mei. December fiiblte sich augen
scheinlich sehe wohl inmitten so vieler
set-eile m Zweig-up Ihr rothes
Gesicht mit den schwimme-ide- Zeug
lein unb der typischen tue-er Ober
lippe trug seit san immer einen mth
wollenden Ausdruck Den Trauer
schleier legte sie nie tiefe ab, sele als
sie bereits wieder rotbe und grü
Riae trug. Denn sie von been schwar
zen Gewebe ums-act über die Straße
schritt. so fand niemand etwas Lacher
liches an solcher Aucsiasirrth und
die ibr dargebrachten Gräße waren
deshalb um nichts weniger verbind
lich.
Zu arbeiten brauchte sie sasi gar
nicht nrebr. Stets tanr die eine oder
andere Nachbarin oder Freundin, die
«grade nichts zu thun hatte«, der lie
ben Mrs. McCarthy schnell das Bett
machte oder die Stube ansiebrte und
die »paar Wäschestiiae" mit den ihri
gen wusch. Leckereien wurden ihr von
allen Seiten zugetragen, und iochte
jemand etwas besonders Gutes, so
schmeckte es nicht, wenn Mes. Mc
Carttsn nicht daran Weimaan
So oon allen Seiten mit Zinsei
guna überhäuft floß ibr Leben dahin;
ja diese Znneigung batte sich bei einem
angejöbrten Jrländer und einem nicht
viel jüngeren Schatten zur glühenden
Liebe gesteigert· Der erstere wollte
gern einen Auf-schaut mit Spiegel
scheiben errichten und der zweite übers
bauot nicht mebr arbeiten· War es
da zu verwundern, daß ihre Versen
bei solchen Zielen sür die über sech
zigjährige Mrs. MkCarthn entbrann
ten
Die Umworbene aber war durch die
Anträge gar nicht beleidigt. Der Eri
sche Humor brach seht öfters bei ihr
durch. »Mein alter Mai war viel stär
ler ale du«, sagte sie zu dem Ersterem
»wenn wir alle irn himmel zusam
mentomtnen, schlägt er dich braun und
blau. und das wäre eine schlechte Be
lohnung siir deine große Liebe«. Und
zum Zweiten: »Geh zum Doktor,
mein Junge; mir scheint, ou bnst
schwache Augen« Als er ihr mit
schottischet Bebarrlichteit versicherte.
sie wäre schön genug und gefiele ihm
gerade so, wie sie wäre« da sagte sie:
«Na, wenn ich wirtlich so schön bin.
dann suche ich mir einen Jüngeren
aus.«
ileber ihr Vermögen sagte sie nie
etwa-» und grade deshalb wurde der
goldene Nimmt-, der sie umgab, immer
störten .
Ein Mal erlrantte sie. Wenn es
sich uin hab tostbarste Menschenleben,
um ein unersenlicheo Genie. einen
Wohlthäter der Menschheit gehandelt
hätte, die Erregung und Besorgnisz
bätte nicht größer sein können. Der
Arzt. der sich bei den Arinenbesuchen
sonst Zeit ließ, erschien in tiirzestez
Zeit, Weine und stärtende Suppen
waren unverzüglich zur Stelle, und
teine vornehme. von den geübtesten
banden geoslegte Patientin hätte sich
sorgfältigerer Wartung ersreuen tön
nen. Wirs. McCarthy erholte sich denn
auch wieder zur allgemeinen Freude
oder auch zum allgemeinen Bedauern
Während ihrer Retonvaleszenz brach
ten ihr die Freunde auch Zeitungen
und illustrirte Journale. Ein solches
bilderreiches Blatt, welches Abbildun:
gen der berübmtesten Campi Santi
enthielt, betrachtete sie lange und an
dächtig Immer wieder feste sie ihre
große Brille aus und oersant förmlich
in den Anblick der Gut-malen von
denen viele die Verstorbenen in der
Ausübung ihrer irdischen Thätigleit
zeigten. Kam Besuch, so versteckte sie
die Zeitung unter ihrem Kopftissew
uen sie in under-achten Momenten im
mer wieder hervorzuholen und sich
auss« teisrigste in do- Studiutn zu
vertreten·
Sobald sie nicht mehr ans Bett ge
sesselt war, begann sie wieder aus-zu
geben, stets-.- im bunten Rock, umwallt
vom Trauerlchleier. Die Neusierde er
Nackte an allen tscten und Enden.
Umsonst bot sich die eine oder andere
Freundin an, die schwache Mel-inva
leizentin zu begleiten. Sie wies alle
ab. Zu solaen wagte ihr nie:nand;
das allaemeine Mißtrauen verhals ibr
zu völliaer Ungestörtheit.
hätte aber eine derGetreuen ilkr unne
stört folgen können sie wäre nicht wenig
erstaunt gewesen, den Gegenstand ihrer
Fürsorge in ein elegantes Bildhauer
Atelier eintreten zu sehen. Der junge
Mann im Bureriu behandeln die ärm
lich aetleidete Frau, die im breitesten
irischen Dialelt sprach, selir von oben
herab. Uns ihre annsch vzeigte er ibr
photoarapbische Ausnahmen, aber er
konnte sie nicht zufrieden stellen.
Schließlich zoa sie ein altes illustrirteg
Journal aus ibrem Umschlagetuch
.bervor, und mit der rothen, von der
Arbeit geltiimmten band aus eine
i eIllustration weisend, meinte sie
schmunzelnd: »So was habe ich im
Sirt-W Ganz perpler eilte der junge
Mann ins Reben-Zimmer Der Bil -
sauer selbst lain berau- und lud MrL
Mecartby ein, ihm en folgen. In
seinem Privatbureaa ließ sie sich dann
in einen- beauemen Sessel zu einer
liln eren Besprechung nieder.
ie gebeimnisivallen AusgangeMrt
McCartlzyi riesen natürlich immer
größere Neugierde hervor. »
Da ertrantte Mes. Marthv aber- »
mals. Dlme die rührende Pflege wäre;
sie dieses Mal sicherlich nicht durchge
lommen. So recht gesund wurde sie
aber nicht mehr, und nach einigen Mit-«
naten ltarb sie.
Mischt wie durch Zauber eva
ren das bösliche Lächeln und die
freundlichen Bltaex erwartusgjvplle
Spannung. hinter der kalter daß
las-erte, malte sich aus allen Gesichtern
bei der Testamtserifssn Und
das te ament lautete da n das
ver-. Why eis- Æke Sau
« ssie Seele-messen site t Man-. th
ren Sohn und sich selbst ausgese t
hatte, ebenso kleine Summen site a e
Vatheniinden mit deren Auffindung
die Testamentioollstrecker betraitt wur
den. Ihre WILL Kleider und die im
Laufe der leisten Jahre angesammelten
Geschenke sollten unter die Hausgenos
sen, Freunde und Verwandten ver
theilt werden. Sie ließ allen fiir die
erwiesene Giite danken und sie sammt
und sonders einluden, sich an einem
bestimmten Datum aus dem Kirchhofe
einzusindem
Die Neugierde trieb oiese hin, und
dort sahen sie. was heute noch die Be
sucher des Kirchhoses staunend be
trachten: Eine aus ieinstem Marmor
oemeiszelte lebensgroße Gestalt eines
New Yorter Straßenreinigers. Er
trägt weder Besen noch Schaufel in
der hand, sondern weist nach oben.
Den aoidenen Lettern, die im Sonnen
schein sieabast glänzen, ist darauf zu
lesen: «Jbre:n artiebten, uninteressi
cken Sohne errichtet. Von seiner
treuen Mutter Bridaet Meissnva
--
Ver Vogel.
Von Gertrud Schulte«
Ja Grünbeide war zu Ovekföklteks
ngtrbetuch getommenz ein junges
bubsches Mädchen, Anita Rotinann.
Der uma- Fctstallefior wir glau
lich, da das Einerlei der Tage und
Wochen endlich mal so angenehm un
terbrochen wurde. Es war ja ganz er
freulich, im schönen, grünen Wald mit
der Büchse umberznstreisen aber« wenn
er dann nach hause lam, boten ihm
die beiden alten Leutchen doch gar zu
wenig Anregung und Abwechslung
Herr und Frau Obersiirster Haus
dors waren rührend nett und sreunds
lich zu ihm, das mußte er anerkennen,
und das sreundlichste war wohl, daß
Frau hausdors das junge Mädchen
eingeladen hatte. Für sich selbst zur
Unterstützung in der Wirtbschast sagte
sie· aber Ericb Wolsden wußte genau,
baß sie es seinetwegen gethan batte.
Und was sür ein schöner Gedanle
war es aewesenl Seit Anita da war.
sab das ganze Leben viel lustiger und
sröblicher aus. Die Sonne schien noch
einmal so bell, das Grün der Bäume
war frischer und saftiger geworden,
und die Vögel sangen ganz anders als
sonst.
Anita war aber auch ein richtiger,
samoser Kamerad, immer bereit zu al
tem, srisch und natürlich.
Sie irar ungesäbr vierzehn Tage ba«
als Lre Freundschaft mit dem jungen
Mo einen Riß bekam.
Man sprach bei Tisch von der Mode
der Damenbtite, daß sie übertrieben
groß, ausgebauscht und aussallend wü
ren.
»Das lann ich nicht sinden«, sagte
Anita, »wenn man von einigen Ueber
treibunaen im allgemeinen absieht. sin
de ich sie hübsch und tleidsam und
nichts daran, worüber man sich ausre
gen tünnte.«
»Ich will meinetwegen alles gelten
lassen«, sagte Erich« »aber entsetzlich
und barbariscb ist die Mode, sich ganze
Vögel aus die Hüte zu seyen. Mir ist
jede Dame unverständlich, die es sertig
bringt, mit solch einem Pan aus dem
Kops berumzugeben Ich sinde es
ganz richtig und begreiflich, daß sich in
Amerila ein Verein gebildet bat, der
den Damen diese armen, unschuldigen
Thiere von den hüten reißt.«
herr und Frau hauidors pslichteten
Erich volltommen bei. nur Anita war
anderer Ansicht.
«Das verstebe ich nicht«, sagte sie
ruhig. «:vie gerade Sie, herr Weiden,
sich darüber so ausregen tönnen. Sie
als Weidrnann, der täglich sn und so
viel Thiere tödtet und auch die Vögel
nicht verschont. Da finde ich es eine
Zentimentalitiit von Ihnen, so zu
densen.«
«Erlauben Sie«, unterbrach sie
Erich, »wir müssen das thun; es· ist
unser Beruf. s «r schießen die Thiere,
weil sie dem Menschen als Nahrungl
dienlich sind, und wenn wir Vögel
schießen, sind es vor allem solche, die
im Walde schädlich sind. Das ist et
was anderes. als wenn Damen aus
reiner Pugsucht sich ganze Vogel aus
den Kovs setzen. bei deren Anseben ib
nen das Herz web tbun müßte. Wenn
meine Schwester solch armes, unschul
diges Thier aus dem hat hätte, wurde
ich es ibr auch vom Raps reißen, und
meiner Frau würde ich es nie erlau
ben, so etwas gu tragen.«
pWenn Sie ibr auch den Vogel vom
Kost Ieise-IS ian dm dem-It
»so txt-ihr ist cis-e m M im Kopf
sikem and des ist das schlimme-K
»Sie können mich nicht überzeugen,
Herr Wolven«, lagteAnita, «und wenn
es mir paßt, trage ich meinen Hut mii
dern schönen großen Vogel doch.«
Erich ichwieq verstimmt. Nach dein
Essen forderte er Anita nicht wie ge
wöhnlich zu einem Spaziergang aus«
londetn hing ieinesBüchse über und
ging in den Wald.
»Den» sie wirklich so. oder iftfes
nur Mädchentroh, daß sie es nicht ein«
sehen will?« fragte sich Erich.
Die Sonne strahlte warm und
freundlich, und doch schien ihm die
Welt heute io anders —- so grau und
farblos. Wie das nur zuging?
Anita ftürmte nach dem Essen in
ihr Zimmer. Sie riß ihren Huttars
ton vom Schrank und setzte sich ihren
Hut mit dem großen, prächtig schil
lernden Vogel auf. »Nun erst recht',
dachte sie. »Er bildet sich sonst noch
Schwachkiten ein.«
Verr»uno Frau Vaueoorf laden ihr
lopfschuttelnd nach, als sie zum«Gar
tenthor hinausschrith dem Walde zu.
»Wie lomilch und unberechenbar die
Frauenzimmer sind«. dachte Herr
Dausdorf, «sonst ist sie solch ein liebe
and oerstiindiaeö Mädel.'«
«Wie schade«, dachte Frau Haus
dors, »man hatte so seine lleinen ge
heimen Wache-r avkk bei dem iro
wird es nun wohl nichts werden«
Anita trällerte ein Lied vor sig
hin, aber es war ihr nicht so fröhli
dabei ums herz. Es klopfte vielmehr
sehr beunruhi t. »Ich gebe aber nicht
nach«. dachte re: »ich gehe seht zu sel
nem Lieblinaöplaß in die dichte Laube,
da lommt er vielleicht hin und sieht,
daß ich doch thue. was ich will."
Sie setzte sich wirklich dorthin,
nahm ein Buch und las.
Erich strich planlos durch denWald
In der Nähe der Laube. auf die er
seht zuschritt, machte er plöhlich halt
und leate die Büchse an. Ein wunder
barer Voael bewegte sich dort hin und
her zwischen dem dichten Laubwerk.
Er tonme ihn nicht deutlich sehen, er
war noch etwas fern. Ader er war ein
guter Schüsse, und wenn er nun zielte
und abdriickte, tonnte er das seltene
Exemplar wohl erlegen.
Der Schuß trachte, aher im selben
Auqenblia ertönte ein durchdringender
Schrei.
Erich überlief es lall. »Anita!«
schrie er und ftiirzte vor.
Da laa sie am Boden, leblos wie es
schien, neben ihr das Buch und der
Hut mit dem durchschossenen VoaeL
«Anital« rief Erich jammernd und
hob das junae Mädchen aus.
Sie reaie sich nicht und er rief in
wilder Verzweiflung immer wieder
ihren Namen.
Allmiihlich tam sie zu sich und er
wachte aus tiefer Ohnmacht.
»We- bin ichi Was ist mit mir ge
lchthtn?«
«Gottlob du lebst!« rief er. »Du
lieast in meinen Armen, ich halte dich
und lasse dich nicht mehr sort.«
»Ich träumte von einem Schuß. der
mich ins Herz tras«, sagte sie, .und
dann weiß ich nichts mehr. Ader das
Her-i tlopst noch surchtbar«, setzte sie
hinzu und sah ihn dabei aliialich an.
«Jch wollte einen seltenen Vogel
schießen, und es war der Vogel aus
deinem Hut. Kaum hatte ich geschos
sen, da hörte ich deinen Schrei.«
Er hielt sie immer noch fesi im Arm
und küßte sie innig.
«Anita«, sagte er weich, »du sollst
immer bei mir bleiben, du darfst auch
so viel Vöegl auf dem but tragen, wie
ou willst.«
Da lachte sie herzlich und tagte
«Das fehlte gerade. Dann schießt du
womöglich wieder, und wer weiß, ob
der Tellschusz dir wieder so gut ge
lingt. Ja. du lannst mehr als Tell«,
fiiate sie hinzu, »du hast nicht nur den
Vogel von meinem Kopfe geschossen,
du haft auch noch einen zugleich aus
meinem Kopf herausgeschofsenl«
Unitkssied
»Hei Ihr Freund fein Schäan
in's Trockne gebtacht2«
.Nein, der war selbst ein Schaf und
siyt jetzt auf dem Trockenen!«
Bester set-eis·
Mutter: Wills, han du dir auch
wirklich die Hände gewaschen?
" Willi: Wahrhaftig, Mantos Wenn
du mit es nicht glaubst, sieh dir nur
das handtuch an!
Weist
Direktor «hätteu Sie einen be sauberen Wunsch«
Neun Stcäklium «Jawohl, bitte, geben S’ wir die Felle, in des mein
seliaer sum lo ans wori«