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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 11, 1909)
Was die Nacht verbarg. Roman von E. P. Oppenheim (2. Fortsetzung) »Nicht die geringsten«, bestätigte Hollfeldet »Ich mag ihm etwa ein dusend Mal auf der Treppe begegnet sein, und wir grüßten ung, wie es unter Leuten Brauch ist, die im näm lichen hause wohnen. Im übrigen war mir der Mann nicht nur gleich gültig, sondern beinahe widerirärs ig.« »Sie empfingen also jene sonderba re Botschaft am Telephon, die Bot schaft, daß Mariens zur Erledigung einer wichtigen Angelegenheit im Savotz Hotel erwartet werde, Und Sie waren liebenswürdig genug, den unter den odwaltensden Umständen mindestens ungewöhnlichen Auftrag zu übernehmen." »Ehe Liebenswiirdigleit, die in der That wohl nicht jeder gehabt ba ben würde«, warf Dombrowsti in feiner milden Weise ein. während kein gelbes Gesicht undurchdringlich blieb wie zuvor. »Zum-l da die Ausfüh rung mit so erheblichen Undeguemi lichleiten verknüpft war." »Gewiß«, fuhr der Oberstlieutenant fort. «Eine Unbeauemlichleit muß es immerhin genannt werden. rrenn man zu nachtschlafender Zeit mit derarti gen Dingen behelligt wird.« »Sie vergessen, Herr Oberstlieute nant, daß Herr Hollfelder die Ver pflichtung fühlte-, seine Liebenswür, digleit so weit zu treiben. daß er so gar seine NachtrUhe opferte, um die Heimlehr des ihm so wenig sympathi schen Menschen abzuwarten. lediglich aus Besorgniß, daß Mariens den für ihn fo wichtigen Zeittel in seinem ver mutblich angeheiterten Zustande über: sehen könnte. Habe ich da nicht recht, wenn ich sage, daß nicht jeder solch-. Gesiilligleit an den Tag gelegt haben würde?« Arnstors schwieg ein paar Sekun den lang und sah den Sprechenden mit eigenthiiknlich forschendem Blick an, wie wenn er durch irgend etwas in seinen Worten stutzig gemacht wor den wäre. Da aber Dombrowsli fort fuhr, feine neroiisen Finger zu be trachten und im übrigen eher gelang weilt als interessirt aussah, sprach er,s ohne auf den Einwurf zu erwidern,I tn feinem vorigen Tone weiter: »Sie. seinigen also nach Verlan einigerStun-T n nochmals hinauf, lieber Hollfel der, um sich zu überzeugen, ob Mar iens inzwischen nach Hause gekommen sei, und da fanden Sie denn den Todten in seinem Blute· Unmittelbar; vor der Thitr seiner Wohnung war erz das Opfer eines Mörders geworden.«s »Eines Menschen« der aller Wahr-s scheinlichleit nach zuvor in dieser i Wohnung gewesen war«, fügte Dom browsli hinzu. »Es bleibt lauin einek andere Annahme übrig. denn der Zet-? tel des Herrn Hollfelder wurde weitf von der Thiir entfernt im Innern derz Wohnung gesunden. Nur ein Eintre-, tender oder Hinausgebender konnte ihn aui solche Weise verschleppt haben, es. wäre denn, daß irgendwelche überna türlichen Mächte ihre Hand im Spiele, gehabt hätten.« i Der Oberstlieutenant wollte anti worten, aber er wurde durch den Um stand daran verhindert, daß Hollsel der, nachdem er einen Blick auf sein-» Taschenuhr geworfen, plötzlich auf-" stand und« in hastigen Worten erklärte, durch eine Verabredung zum Aufbruch gezwungen zu sein« Seine Blässe nnd! seine nervöse Unruhe hätten in diesem! Moment auch einem oberilächlichen« Beobachter ausfallen müssen, und es war etwas wie herzliche, fast väterli ckte Vesorgnisz in dem Blick, den der Oberftlieutenant auf seinem Gesicht ruhen ließ- l »Ihr-e Verabredung wird Sie hof-! fentlich nicht hindern, sich frühzeitig schlofen zu legen, lieber jungerY Freund-", tagte er zwischen Ernst undJ Scherz. »Ich glaube beinahe. das-h Sie sich in der letzten Zeit ein bißchen z Zu viel zugemuthet haben -— in der; Arbeit und vielleicht auch in der Zer ftreuung. Ein paar Nächte ordent lichen, gesunden Schlafes sind noch immer das beste Mittel aewesen, die Härte Ordnung wieder herzustel Er schüttelte ihm kräftig die Hand, nnd Hainau folgte seinem Beispiel.« Dombrowsti aber hatte sich erho ben und war an einem anderen Tisch Metern noch ehe Hollfelder sich zu hatte wenden ·tiinnen· Viertes Kapitel. Sobald sich die Thiir hinter dein gottgehenden geschlossen hatte, kehrte ombrowski an den Tisch zurück und nahm, ohne ein Wort zu sprechen, sei nen vorigen May wieder ein. Für die Dauer einiger Minuten herrschte tiefes Schweigen zwischen den dreien, dann wandte sich der Oberstlieuienant mit tieserem Ernst, als es sonst seine Art war, an Dom browsii. »Ich kann nicht verhehlen. lieber Doktor, daß Ihre Fragen und Bemerkungen bei unserem eben ge flihrien Gespräch mich etwas bestem dei haben. Zuweilen hätte man bei nahe versucht sein können, etwas Be sonderes dahinter zu vermuthen.« zctwas Besonderes? —- Inwiefern, pur Obetsiiieutenant?« »Stipe- wie —- nun. um es gerade »Winsagen —- etwas wie einen Argwohn gegen unseren Freund Holl selder.« «Jch erinnere mich nicht« derarti ges geäußert zu haben. Aber es würde mich allerdings kaum in Erstaunen setzen, einem solchen Argwohn zu be gegnen.·« «Das läuft in-. Grunde so ziemlich aus dasselbe hinaus-. und ich gestehe, daß es mich sehr peinlich berührt. tfin Mann wie Hollfelder sollte doch wahr lich gegen jeden Verdacht geschützt sein.« .Wenn er es in diesem Fall nicht ist, so darf er niemand dafür verant s wcrtlich machen als sich selbst« l »Wie soll ich das verstehen-« »Sie werden mir zugeben, daß sein sBenehtnen in jener Nacht ein recht isonderbares gewesen ist «- von den LSonderbarkeiten seines späteren Be snehmens ganz zu schweigen· Es ist seine merkwürdige Reihe von Zufäl »ligkeiten, die da ihr Spiel mit ihm getrieben haben. sittminalisten aber haben nun einmal die üble Gewohn heit, solchen Zufälligkeiten nament lich wenn sie sich in rascher Folge bäu: sen, ein start ausgeprägteg Mist trauen entgegenzubringen.« »Aber angenommen selbst, es wäre etwas Berechtigte-? in dem. wag Sie da sagen, ein Verdacht argen Holl selder könnte schon deshalb nicht aus kommen, weil siir die Annahme sei ner Betheiligung an dem Verbrechen auch nicht der leiseste Schatten einer; Beweggrundes ins Feld geiiihrt wer-» den könftk Dieser Marter-Z War ihm nicht mehr und nicht weniger algl ein gleichgültiger Fremder lsr tannsj te ihn nur von flüchtigen Begegnnn-«J gen aus der Treppe der. Sie hörte-il es ja soeben aus seinem eigenen! Munde« I »So sagte er — ja. Er sagte aber( auch, daß ihm der Mann höchst wi derwörtig gewesen sei.« Der Oberstiieutenant lächelte. »Und weil er ihm ebenso widerwärtig ::)ar, wie er es warscheinlich auch Ihnen und mir gewesen sein würde, darum finden Sie es nun ganz natürlich, das: er ihn umgebracht hat?" »Nein. Jch betone, baß ich bis zu diesem Augenblick für meine Person keinen Verdacht gegen Herrn Demsel der aus-gesprochen habe. Aber wenn ich Gründe siir einen solchen Verdacht hätte, würde es mich kaum beteten daß, wie Sie sagen, auch nicht der Schatten eines Motivs vorhanden zu sein scheint. Was wissen wir denn schließlich Von dem Jnnenleben selbst unserer besten Freunde? Wir wür den ost genug bestürzt sein« wenn sich uns ossesnbarte, in wie acwalkigen Irrthiimern wir uns bei ihrer-Be urtheiluna bewegten« Arnstors strich seinen grauen Schnurrbart. »Für die Mehrzahl der Menschen mag das vielleicht u tressen«, sagte er, »aber gerade Für Hollselder möchte ich es nicht seiten lassen. Er ist tein Geheirnnißiriimer. Leute von seinem Temperament pfle gen im Gegentheil ihr Here nur zu leicht aus der Zunge zu tragen.« .Wag doch wohl nicht ausschließt, daß auch sie ihre Geheirnnisse haben können. Gerade mit Leuten, bei de nen wir am wenigsten daraus gefaßt waren, erleben wir zuweilen die wun derbarsten Dinge. Ein Leken ohne Fehl und Makel, ohne Ihokheiten oder gelegentliche Verstöße gegen Ge setz und Recht ist ein Luxus, den sich atn Ende doch nur sehr wenige Sterb liche leisten können-" Der Oberstlieutenant sirirte ihn mit einem sehr ernstem Blick. »Sie halten also den Mann, von dem wir reden, in der That eines Verbrechens für sähig?« »Meine Worte waren nicht ledig-; lich aus Herrn Hollselder acmijnth sondern ich sprach aanz allaemein.j Täuschen wir uns doch nicht über uns. selbst, verehrter Herr Oberstliente nant! Gewiß sind wir alle durchaus berechtigt, uns für ehren-wende Män ner zu halten, und doch -—- ist auch nur einer von unI ganz sicher, daß er nicht unter dem Zwana irgendwel cher Umstände etwas thun könnte, was die öffentliche Meinung oder der Buchstabe des Gesetzes als ein Ver brechen bezeichnen würden? Nur ein Pharisäer tönnte diese Frage vernei nen. Wenn wir aber sogar unserer selbst so wenig sicher sind, wie thus ten wir da irgendwelche Bürgschast sür einen anderen übernehmen, von dessen Jnnenleben wir nichts-«- oder so gut wie nichts wrssen?« »Dombrokrssti ist eben ein unver besserlicher Steptiter«, wars Hainen ein, dem die Wendung des Gespräch-Z ein wenig peinlich zu sein schien. Der Pole schüttelte den Kopf. »Men nen Sie mich lieber einen Freund der .Wabrheit. Jch hasse nun einmal die bequemen Lügen, durch die wir ge slissentlich allen unangenehmen Er tenntnissen aus dem Wege zu gehen suchen. Jkn großen und ganzen lei sten wir unseren Nebenmenschen ja nicht einmal einen Dienst damit, daß wir sie zu schonen versuchen, indem wir unsere Augen vor ihren Fehler-n und Schwächen verschließen- Wir sollten uns vielmehr bemühen, ihre Fehler nnd Schwächen zu verstehen, indem wir diese bis ans ihren Ur sprung verfolgen. Nicht der ist der wahre Menschenfreund. der alles ver tuscht und beschiinigt, sondern der sich frechtschafer bemüht, alles zu bestei en." Der Cluddiener näherte sich den Herren, um zu melden. daß der Oderstlieuteuant am Fernkprecher ge wünicht werde. Arnstors stand sofort aus« um dem Rufe Folge zu leisten. Als er außer hörweite war, rückte der Bildhauer näher zu Dombrowsti heran und sagte, indem er seine Stim me bis zu leisem Flüstern dämpfte: »Im Vertrauen, lieber Doktor: Sie haben etwas ganz Bestimmtes gegen HollselderI Ich meine, etwas Be ·timmtes in Bezug aus diese geheim uißvolle Geschichte?« Der Pole, der sich eben eine Eigars rette angezündet hatte, blickte eine tleine Weile, wie in Gedanten verlo ren, ihrem Rauche nach, bevor er in seiner ruhige-, matten Weise erwider te: «Welcl:en Werth könnte es fiir Sie haben, das zu erfahren-! Seien Sie versichert. daß ich von Herrn Hollselg » der nicht schlechter dente, als Sie oder als irgend einer seiner Freunde« Ader der wißvegierige Künstler, der unter Umständen von großer Beharr lichteit sein konnte, war durch diese Antwort nicht befriedigt »Warum » wollen Sie mir ausweichen. Doktor? T— Was Sie mir sagen, bleibt doch selbstverständlich ganz unter uns-. Oly wolil ich nicht vie Ehre habe, mich sei nen Freund im eigentlichen Sinne nennen zu dürfen, liege ich doch die lierzlichite Zuneigung für Hollfelder. und Sie würden mir darum einen wirklichen Dienst erweisen. wenn Sie dieie Unruhe von mir nelnnen könn ten.« «Aber Sie beunruhiaen sich in der That onne jeden Grund. Meine bri nate Meinung ift für den genannten Herrn und für feine weiteren Schick iale ohne Belang.« » .Umfvtveniger sollten Sie mit die ier Jbrer privaten Meinung hinter dem Berge halten« nachdem ich Sie meiner unbedingten Verfchwiegenheit versichert habe.« Pombrowsti runzelte leicht die Stirn. Da er aber wohl einsehen mochte, daf; es unmöglich fein wür i i i de, den hartnäckigen Frager loszusj werden« sagte er: »Nun denn. da Sie es durchaus wissen wollen: ich vermu ·tbe. daß Herr Hollfelder weder uns noch den Behörden alles mitgetheilt hat« was er über jene nächtiiche Vor gänge in feinem Haufe mein' Der Bildhauer. der vor dem-Scharf finn des- Doltors offenbar einen ge maltigen Respekt hatte, machte ein höchst verdutztes Gesicht. »Sie glau ben, er hätte etwas verschwiegen — etwaä, das geeignet wäre. zur Ent deckung des Thiiters zu führen? Aber warum hätte er das thun sollen? Es« gäbe dafür doch teine andere Erklä rung als die, daf-, er selbst in irgend einer Weile betheiliat märe.« «Schließlich liefke sich doch auch noch eine andere Ertliiruna dafür linden.« »Eine andere?" fragte der Bild hauer verfiändnifjlos. »Welche denn?« «Die zum Beispiel, daß er den Wunsch hätte, jemand zu lchonen.« »Ah! Daran hatte ich freilich nicht gedacht. Aber die Verantwortung die er damit auf sich genommen hätte, bliebe für ihn doch immer eine ver münfcht ernfthafte Siche.« »Eine sehr ernsthafte Sache — das ift allerdinas auch meine Meinung, Herr Hainau!« Jbr Gespräch wurde durch die Rückkehr des Oberftlieutenants un terbrochen, der all feine gewöhnliche Heiterleit eingebüßt zu haben schien istnld seht ernst, ja bekümmert aus: a . ' »Sie müssen mich für die verabre dete Billardbartie entfchuldigen, lieber Hainau«, sagte er hastig. »Ich werde soeben abgerufen. Der mich da am Telephon zu sprechen wünschte, war tein anderer als unter Freund Holl felder. Er hat mich gebeten, ihn fo gleich zu besuchen. Ich konnte ihm das umfoweniger abschlagen, als ich fürchte, daß es mit feiner Gesundheit in der That nicht zum beften bestellt ift. Vielleicht habe ich das Vergnü gen, die Herren am Abend hier wie derzufehen«i« Er verabschiedete sich eilia und verließ das Rauchzimmer. Gleichzei tig trat eines der anderen Clubmit alieder zu hainau, um ihn zur Theil- . nahme an einer Billardpartie einzu laden. Dombrowsti blieb allein zurück, und indem er wieder seine mageren, nerviifen Hände um das Knie faltete. blickte er wie in tiefen Gedanlen un ,vern)andt auf den leeren Platz des i Oberftlieutenantö. FünftesKapiteL Es wurde Arnstokf schwer, seine heitere Unbefangenheit zu bewa ten, als er sich mit Heinz Hollselder allein sah. Hier, wo sich Heinz keinen Zwang auferlegen brauchte, trat die erschreckende Veränderung erst deut lich zu Tage, die seit der Mordnaeht in seinem Wesen und in seinem Aus sehen eingetreten war. Die sahle Bliifse seiner Wangen und die dunk len Schatten unter den Augen gaben ihm das Aussehen eines Sehn-erkan len, und es guckte nnd arbeitete be ständig in feinem Gesicht· Das erste, was der Oberstlieute nant that, nachdem er Heinz lange nnd herzlich die Hand qeschiittelt hat te, war, daß er zum Fenster ging nnd beide Flügel weit össnetr. »Mit« sagte er ausathmend. Osten Sie, demselben wollen Sie sich hier lang sam rösten, oder haben Sie unverse hens einen Eiöblock verschluckt, den Sie aufibauen müssen? Wer hat denn biet bei bietet Temperatur to fürch terlich eingebeith »Jch!« erwiderte being und starr te auf die Flamme, die im Kamin prasselte »Mich fror." Und ebe Irnltori etwas hatte erwidern tön nen, trat being dicht an ibn heran und rannte ihm zur »Den-en Sie den Mann aeseben —- draußen auf der Treppe?« »Nu. Was iiir ’nen Mann denn?' Hollfelder guckte die Achseln nnd starrte wieder in das Feuer. »Wenn Sie ihn nicht gesehen haben. verbirgt er sich. Ich werde überwacht.« »Nun Sie mal —« »Ja- werde iiberwacht!« bebarrte Heini nnd vreßte trampihsaft die Handilöchen aneinander. »Der Mann ifi mir ein paar Straßen weit nach geaanaen — bis in das Haus bier.« Der Oberitlieutenant lachte. »Ja, Lieber Freund. und wenn zum Bei spiel ich hier wohnte, wäre er mir nachaeaznaen«- meinte er. »Er wird eben hier zu thun haben« Heini aab teine Antwort Schwei aend aina er zum Ofen und stieß den Feuerbalen heftig in die Flamme. Der alte Ofiizier trat zu ihm und legte ihm seine Hand auf den Arm· »Nun tommen Sie, lieber Freund, nnd reden Sie vernünftig iiber die Sache. Das sind doch nur Einbil dunsten. Hollfelderl Kommen Sie, wir wollen — —- ja, Himmel, das hab-e ich ja ganz vergessen-« Er ging zum Tisch und nahm ein Pastet, das er bei seinem Kommen dort nieder aeleai hatte. Haitig löste er den Bindfaden. »Es-eben Sie, Sie sahen ic verhungert aus« als Sie in den Club kimen«, meinte er. .·Da habt ::b Ihnen was zum Essen mitge bracht. Auch ’nen guten Tropfen szn Nachaießen So, aeben Sie mal ein paar Gläser bet —— ich babe auch Durst.'« Er brachte Kuchen zum Vorschein, an dem eine ganze Familie sich hätte satt essen können, und zwei langbal sue Flaschen Heini mußte wider Willen lachen und brachte geborsam zwei Gläser Der Oberstlieutenant schentte ein und zwang Hollselder obne Erbarmen, ein Stiick Kuchen nach dem anderen zu nehmen. Er selbst asz mit dem besten Appetit, und er sah mit heimlichem Vergnügen, daß es auch Heinr, der in der Tbat an diesem Tage noch teinen Bissen hatte genießen können, schließ Eich doch recht gut schmeckte. Der vor treffliche Burgunder versebtte seine Wirtung auch nicht; tote neue Lebens trast südlte Heini es durch seine Adern rinnen, und es gelang ihm, den lähmenden Druck abzuschiittelm der aus ibrn gelegen hatte »Herr Oberstliseutenant«, sagte er und ergriff iiber den Tisch weg die Hand des Freundes, »Sie sind der be ste Mensch, der mir je begegnet ilt. Jch glaube wirklich, daß ich nahe daran war. den Verstand zu verlieren.« Arnitorf umfing seine Hand mit festem Bruch lachte aber dabei. »Na, na!« meinte er. »So schnell gebt das, nicht, lieber Freund. Ich halte Sie soweit für geistig ganz normal. Sein bißchen Nervositiit bat ia beute schließ lich jeder von uns Großstiidtern. Ra also. und nun reden Sie. Sie daben mich doch jedenfalls hergew sen, um mir eine Generalbeichte oder so was ähnliche-— abzulegen. So, ietzt gießen wir uns noch ein Gläschen ein, und dann schießen Sie loS.« Heinz lebnte sich in seinen Stuhl zurück. Sein Gesicht trug ietzt wie der einen diisteren Ausdruck »Es ist es liandelt sich um Mar ten«, sagte er abgebrochen. »Ich ba be etwas verschwiegen. Meine Aus sage war nicht ganz mindeste-gemäß« Das beißt. sie enthielt nicht die volle Wahrheit Die Folge davon ist, das-, ich selbst in den Verdacht lommen kann, etwas mit dem Morde zu schaf sen zu baben." DerOberstlsieutenant war sehr ernst Fest sah er heinz in die Augen. »Was haben Sie lverschwiegenk tragte er kurz. being qab nicht toglesch Anirvarl. Unruhig stand er auf, ging ein paar Mal im Zimmer auf und nieder und blieb schließlich am Schreibtifch ste hen. »Es rvar jemand hier im Haufe —- in jener Nacht', sagte er. und man merkte es ihm an, wie er sich jedes Wort abrinaen mußte. ,,Jeniand, der ein Interesse an Martens hatte. Je mand, der oben in feiner Wahnuna war « oben war, während das Ver brechen verübt wurde.« Arnftvrf bedeckte das Gesicht mit s der Hand. Vom Ofen lam eine un " erträgliche Hißr. »Warum haben Sie das verfchrviegen?« fragte er. »Weil —- weil es eine junge Dame war —- und weil ich ein Narr bin.« Da stieß der Oberftlieutenant lei nen Stuhl mit dem Fuß zurück und athmete tief auf. »Aha — eine junge Dame!« tagte er, und feine Worte hatten einen seltfam heftigen Klang. »Ich habe beinahe etwas derartiges er wartet. Ertliiren Sie mir ——« »Jn jener Nacht«, nuterbrach ihnI hvllfelder, »tam ich um zwölf Uhr; nach Haus« öffnete mir die Wohnung mit meinem Schlüssel — und fand in meinem Zimmer, an meinem Schreibtifch, eine Dame, die meine Papiere durchsucht hatte.« «Eine Bekannte?« «Eine völlig Fremde. Jch hatte sie nie vorher gesehen. Jhre«Ueber rafchung, mich zu sehen, war nicht ge ringer »als die meine. Ich erfuhr B eßltch. daß sie geglaubt hatte, in arteni’ Wohnung zu fein.« »Und was t aten Stei« »Wäher t noch mit ihr sprach, llingelte das Telephon, und ich em psina jene Botschaft, die Sie ja len nen —- von dem unbekannten Freunde des Mariens Während ich am Tele phon stand, schlich sie sich hinaus, und ich fand sie nicht mehr —- weder in meiner Wohnung noch draußen aus der Treppe.« »Ist das alles?·« sragte Irnstprs. »Nein!« stieß Heinz hervor.und schauerte zusammen. »Ich wünschte, dass es alles wäret« Arnttors suhrfork »Erzählen Sie weiter«, sagte er ruhig. »Alle die Unbekannte verließ Jhre Wohnung —- was dann weiter?« »Ich schrieb den Zettel siir Mar tens und ainn damit an seine Woh nungsthiir. Ein paar Mal lautete ich, aber es machte mir natiirlich nie mand auf. lind es war drinnen tod tenstill. Mir war die Geschichte merl würdig unheimlich. Es war mir ein fach unmöglich« zu Bett tu aehen. Ich überleate, was ich thun sollte, und be schloß, aus Mariens zu warten. Ich ließ also sämmtliche Thüren offen, damit ich ihn hören konnte, wenn er nach Haus tam, und setzte mich hier in mein Arbeitsiimrner. Dabei hin ich dann eingeschlafen Als-sich auf-» wachte, war es drei Uhr. Lachen Sie mich nicht aus —- aber in den Minn-» ten nach dem Erwachen habe ich michi zum ersten Male in meinem Leben gefürchtet, noch dazu ohne jeden ver nünftigen Grund. Ich wußte be stimmt, das-. mich irgend etwas geweckt haben müsse, lonnte mich aber nicht erinnern, was es gewesen war. Kurz, ich befand mich in einer Stimmung, —. » noch einmal auf, fofort zu Martens’ fchwieaen das, was Sie mir da er-, wie sie nicht trostlofer hatte sein ton nen» Und dann denken Sie fich · plötzlich höre ich einen leifen Auifchrei. aebe auf die Treppe hinaus und fin de —- sie. Sie kommt von oben ber unter« offenbar aus Mariens Wob nuna, bald obnmächtig nnd unfähig zu sprechen Ich fiibre sie in mein Zimmer, gebe ihr ein Glas Wein und oerfuche, sie zum Reben zu drinnen Sie foqt aber nichts mehr. als daf-, ich hinaufgehen follte —-- fofort hinauf. Sie felbft könne feine aut allein ael««en. Natiirlich konnte ich sie in dem Zu ftand nicht allein gehen lassen Ich begleite sie alfo hinunter bis vor die Hauskliiir —- weiter läfst sie mich nicht mitgeben. Drinnend fordert sie mich Wobnuna binaufiueilem Ich that’g —- und dann fand ich ihn. »Das ift alles?« »Ja-« »Sie wissen nicht« wie die Fremde; beißt. was sie bei Mirtens wollte?; Sie hoben sie inzwischen auch nicht mehr gesehen?« Heinz schüttelte den Kopf· »Ich weiß nichts weiter, als was ich Ih nen erzählt babe.« Arnftorf war heftig erreat aWenn ich nur beareifen könnte. warum Sie die Existenz bieier Unbetannten nicht bei Ihrer Vernehmuna erwähntent« Heini lachte neroös: »Ja, wenn ich das nur felbft begreifen tönntek«' fogie er. »Ich kann nur wiederlwien, was-; ich schon aefaat habe: fie war eines Dame —- und ich bin ein Narr.« »Auf gut Deutsch also: Sie ver zählt haben, die Unbekannte zu fchiihen?« »JA»« z »Sie war vermuthlich iuna und -— fchön?« — Ukll »Ja. Sie war jung und ichon." Der Qberstlieutenant sah vor sich nieder. Hollselder stand In den iSchreibtiich gelehnt und iterrte bit-« ster durch das osiene Fenster aus die Straße hinunter. lfr dachte daran. wie sie an der aleichen Stelle gestan den hatte -— und er dachte, daß es; roch besser gewesen wäre, hätte er den Telephonruf nicht beachtet und sie nicht geben lassen — da hinaus! Plötzlich hob Arnstors den Kons und sah Heini an. »Sie besandeng sich in einer schwierigen Lage«, sagte er ruhig, »aber Sie haben eine ver-i zweifelte Wahl getroffen Als ich« hierher-kann erwartete ich, ernste Dingez zu hören; aber das —- —— glauben Sie,i daß sie den Mord begangen haben lZnnte?« s »Nein!« erwiderte Heinz rasch und bestimmt. »Wenn ich das sür mögst lich gehalten hätte, hätte ich nicht ge-l schwiegen.« ! »Gut-den Sie, dass sie irgend etwasi mit dem Thäter zu thun hat, daß sie —- vielleicht indieelt — doch bewei ligt ists« »Ich weiß nicht, glaube es aber nicht« «Jn jedem Fall scheinen Sie doch der einzige gewesen zu sein« der die geheimnisvolle Unbekannte gesehen hat. Ob Sie tlug gehandelt haben oder nicht, wollen wir nicht erörtern· Schließlich hat jeder von uns schon eine Dummheit um eines schönen Mädchens willen gemacht. Wo ist da der Mann, der sich zu Ihrem Richter aufwerfen dürstet Ich tann Sie gut genug verstehen. Aber was ich nicht verstehe ist wie Sie sich deswegen tin so thörichte Einbildungen verren snen tonnten. Jch sinde, Sie haben ’ lsehr wenig Aussicht gehängt zu wer en hollselder lächelte gezwungen. »Sie sagten selbst, daß wir Großstadtmen schen mehr oder weniger Stlaven un serer Nerven sind«, meinte er. »An meinen Nerven hat die Geschichte ge hörig grissen. Geben Sie mir, bitte, noch ein Glas Wein Herr Oberstlieik tenantt« Arnstorf füllte die Gläser mit den-. Rest der zweiten Flasche. Dann trat er ans Heim zu und sagte herrlich: »Und nun lassen Sie die Einbildun gen und Befürchtungen begraben sein. lieber Freund! Was Sie mir anver traut haben, bleibt selbstverständlich unter uns — ich werde leine Silbe davon verlauten lassen. Erinnern Sie sich daran, das; schließlich nicht Sie bei rufen sind« diese Mordgeschichte auszu tlären, und überlassen Sie alles wei tere actrost unserer löblichen Polizei. —- Also Profit, lieber Freundl« Die Gläser tlangen zusammen Noch ehe Heinz jedoch das seine hatte an die vapen siihren lönnen, wäre ek- beinahe seiner Hand entsallen. Mit schtillem Klang ertönte die Wod snunaggioae. »Sehen Sie wie weit ich mit mei nen Nerven bin!« jagte Dein-L der leichenblaß geworden war. »Wenn der Brieftriiger tlinqelt glaube ich ie desrna!, der Himmel stütze ein. — Entschnldigen Sie mich einen Augen dlick Herr Qberitlieutenant!« Er aina hinaus um tu öffnen. Vor ihm auf dem Treppenilur stand ein lleiner, ältlicher Mann mit verknif ienen. nichteiaaenden Gesichtgziiam die auch ausdritetelos nnd unverän dert blieben, menn er sprach. ,.Verzeihuno", saqte er mit einer dünnen. llrnsglosen Stimme, die Heini merkwürdig bekannt vorkam, obwohl er bestimmt wußte, daß er den Fremden nie zuvor aesehen hatte. Habe ich die Ehre, Herrn Hallfeb der —« »Jnmolrl". erwiderte Heini kurz, die Kleidunq des Fremden. die nicht besonders elegant, nber auch nicht ges rode schäbig war. flüchtia musternd. »Die ist mein Name. Womit lsnn ich Ihnen dienen?« Der Fremde drehte wie in leichter Verleaenheit seinen steifen schwarzen Filzhut in den Händen. Es war ihm offenbar peinlich, fo zwischen Thür and Anael aboeiertiqt zu werden. « »Mein Name ist Beraer - Rechts antvalt Berger«, sagte er und hiistelte leicht. »Ich hätte oern ein paar Worte mit Ihnen aesvrochen, Sie kennen mich nickt-« »Ich habe allerdinas nicht die Ehre. Aber bitte. treten Eie ein, Herr Ber gen Ich habe zwar Besuch. aber wenn es sich um etwas Wichtiaes handelt-« Der Reclrtsanwalt hilftelte wieder. »An der That ·—« die Anaeleaenheit, die mich berfiihrt, ist Von Wichtig-trit Sie werden sich vielleicht erinnern — ick televlsonirte Ihnen in jener Macht« als Herr Otto Mariens ——« »Ah. — Hier herein. wenn ich bit ten darfs« tFortieizuna solt-U Mancher ist leicht zu täuschen nicht weil er dümmet, sondern weil er besser ist als- dee Täuschendr. If Its I Das Gefühl iibekwijltigender Schläfrigkeit, wenn man nicht im Bette ist, auch nicht zu Beti gehen kann, ist das unangenehmste, was sich denken läßt« — philosophiert der At chinson Globe. Zugestanden, ausge nommen vielleicht nur das Gefühl der Wachsamteit, das sich einstellt, wenn man im Bette liegt und gerne schlafen möchte. i If M »Williakn,« sagte die junge Dame gedankenvoll, »meint es so gut mit mir, James meint es vielleicht noch besser, und Geotge —« »Es-Weint es has sentlich ernst!« schloß Martia die Ge dankeneeihe ihres Töchterchens ab. I I If Die Fettigkeit. Lasten aus dem Haupte zu tragen, ist von unserer Fetauenwelt gar schnell etsaßt wor n. MAY Junge Dame: »Aber sagen Sie, ich habe Sie doch ohne Stelzen seht schnell laufen sehen-« Bettler: »Ja, sehen Sie Fräulein, das ist mein Reklamefchild, und ohne Nella-ne wird heutzutag seen Geschäft mehr armes-if