Ver postlagernde Brief. Novellette von B. R i t t w e a e r. »Ist ein poftlaaernder Brief siir mich da? Für Fräulein Ruih von Shdow?« Die junge Dame erröthete, während sie die Frage stellte. Natür lich — wenn ein junaes und hübsches Mädchen nach posilaaerncen Brieer fragte, so nahm man ohne weiteres an, es handle sich um eine ,,heimliche Liebe«. Der Beamte, den sie heute zieren ersten Male am Schalter sah und r sonsderharerweisecsivil trug, würde das selbverständlich auch denken. Schon dreimal hatte sie anaeiragt, oh etwas fiir sie da sei, und dreimal war es vergeblich gewesen. Ach, wenn die Dame, von der sie Antwort auf ihre Meldung erwartete, wüßte, wie lana ihr die Zeit wurde und wie schrecklich ihr diese Wege waren! Jsm Anzeiger hatte Rath vor eini gen Tagen ein Gesuch aelesen. Es wurde ein iunaeizi Mäde ans auter amilie als Bealeiterin einer krönt lichen Dame nach dem Siiden »ar wünscht. Es waren nur einiaeSprach lenntnifse erforderlich, und bei gesen Ieitigem Gefallen sollte die Stellung, ür die ein verhältnismäßig hoiee Gehaltokiebotrn wurde. eine dauernde sein« uth hatte sich hinter dem Riicken ihrer Mutter sofort gemeldet. Einer solchen Stelluna kennte sie aes niiaen. Sie heb-errichte die englische und französiiche Sprache ziemlich gründlich und hatte auch mit ihrem verstorbenen Vater etwas Jtalienisch etriehen, als er nlante, mit Frau und chter nach Italien zu reisen. Es kam nicht dazu: ein Hirnschlag machte dem Leben des Obersten ein fahre Ende und er ließ seine Familie — außer Rath war noch ein Sohn da in recht mißlicher Laae zuriiet tsdaar war Offiiier und brauchte einen Zu schuß. Das Kommißvermöaen, aus welches die Eltern aeheirathei hatten, war sehr zusammengeschmolzem und Rath fühlte immer bestimmter die Verpflichtung selbst fiit sich zu for aen. Ihre Mutter war noch riiftia und brauchte sie nicht unbedingt. Trotzdem war sie sehr dagegen, daß Ruth irgend einen Erwerbszweig er greifen sollte. Sie hoffte auf eine aute Heirath fiir die hübsche Tochter, der von vielen Seiten aehuldiat wurde. Es war ihrer Ansicht nach siir eine von Shdoiv durchaus unpassend, eine Stellung anzunehmen Aber Ruth hatte nach ein paar Jan ren das »glänzende Elend« gründlich satt. Ach, wenn sie doch die Stelle be äinel Dann wäre sie auch den gräß lich-en Mar Helmhrecht los mit seinen zwei lästigen Tauten. Ter reiche Ritterguthesitzer war ein notorischer Schwachtops. Trotzdem wünschte die Frau Oberst, daß Ruth ihn heirathen olle. Der ewigen Kämpfe auch nach dieser Richtung hin war das junge Mädchen so entsetzlich milde. Langsam und benriiat ging Ruth aus kltniregen ihrer Wohnuna zu. Sie sehnte sich nach einem Menschen, tei dem sie sich hätte aussprechen können. Trotz aller aesellschastlichen Beziehun gen, die die Frau Oberst so eifrig pflegte, stand Ruth doch recht allein. Es widerstrebte eben ihrem ehrlichen Charakter zu sehr. ihre wirkliche Laae su verbergen. Sie schämte sich, das-, sie, sung und nesund, wie sie war. ihre Tage mit Tennielpieh Tanz und ähn— kichen Amiisements auszufüllen ge zwangen war, daß sie sich auf den Hei rathsniarkt sühren lassen mußte, an statt sür ihren Unterhalt zu arbeiten. Als sie so in trübe Gedanken versun ken durch die Anlagen ging, treuzte ein Herr ihren Weg. Er stutzte bei ihrem Anblick und zog dann grüßend den Hut. Sie dankte mechanisch und besann sich, wo iie das Gesicht schon aelehen haben mochte. Und snit eineni Mal hatte sie’s: es war der Post beainte, der ihr vor einer halben Stunde den Bescheid gegeben hatte. Wie sonderbar, daß er sie griisztel Sie hatte ihm doch nicht als Dame gegen übergestanden, sie tannie ihn doch gar nicht· Es war eine stritt-it von ihm. Natürlich einem Mädchen gegenüber, das postlagernde Briese akholen will, erlaubt man sich solche Freiheitenl Jähe Nothe schoß ihr in’g Antlitz bei dein Gedanken, den sie dann gleich wieder verwarj. Ter Gruß war so resrettvoll gewesen« der Ausdruck des hübschen männlichen Gesichte so ehr erhietig. Eine Beleidigung konnte der Herr nicht beabsichtigt haben. Immerhin der Weg zum Schalter würde ihr moraen noch schwerer wer den, nun sie einmal die Aufmerksam leit dieses Postmenschen erregt hatte. Warum er nur in Civjl gewesen war? Im Dienst tragen doch die Be.1mten stets Uniiorm Tita, das tonnte ihr schließlich einerlei sein. Vielleicht hoffentlich! war morgen ein anderer am Schalter. Als Nuth nach Hause lam, traf sie Besuch an: die beiden Tanten des jungen Helmhrecht. Das hatte ihr gerade noch gesehltt Sie erainaen sich. naclxdem sie ,,ihre liebe süße Ruth« zärtlich begrüßt hatten, in Lobvreiiun gen des Neffen, versicherten, daß er »eine Seele von einem Menschen« sei und daß die Frau, die ihn bekäme, gewiß außerordentlich glücklich werden wiirde. Die zwei alten Damen waren ehen vom Gut des Neffen zurückge kehrt und erwarteten ihn in den näch sten Tagen in der Stadt Da würden doch die Oherstin und »die liebe süße ltuth« ihnen das Vergnügen machen, scai Thee bei ihnen zu trinken. Max J miirde sich natürlich vorher einen Be such erlauben. Die Oberstin sagtel lhocherfreut zu und machte nach dem Weggang der Damen Muth bittere Vorwurfe iiber ihren Mangel an Ent gegenlommen. ) Muth ließ den Redestrom schwei gend über sich ergehen und sagte nur zuletzt noch einmal in sehr bestimm tem Tone: »Da ich Max Helmbrecht ganz entschieden nicht heirathen werde, halte ich es für richtig, ihm, oder vielmehr seinen Tauten, dies möglichst deutlich zu zeigen Das er fordert meiner Ansicht nach der An stand.« Am folgenden Tage um dieselbe Stunde, wie seither, stand Ruth von Sndow wieder am Postschalter. und sie bekam einen sehr rothen Kopf, als der hübsche Beamte in Civil richtig wieder Dienst hatte. Und kein Mensch aufzer ihr wartete auf Abferligung es war wirklich zu peinlich! Der Beamte wartete ihre Frage gar nicht ab, sondern reichte ihr, leicht grüßend, sogleich einen Brief: »Heute ist etwas siir Sie da, gnädiges Fräu lein«. Ruth stammelte Verwirrt: »Da-Ue sehr«. und ärgerte sich dann über sich selbst. Man bedankt sich doch nicht am Poftschalterl Aber freilich —-ein Poftbeaniter grüßt fa auch fonst nicht. Und nun waren ja vorläufig die Wege zum Schalter zu Ende! Sie wandte sich zum Gehen, da hörte sie die Worte: »Einen Augenblick noch, gnädiges Fräulein . . . Entschuldigen Sie, bitte, daß ich mir erlaube, Sie hier aufzuhalten. Aber alte Bekannt fchaft giebt mir vielleicht das Recht dazu.« »Wie Bekanntschaft -—-- ich erinnere mich durchaus nicht -- « »Das glaube ich gern. gnädiges Fräulein. Sie waren ja noch ein Kind damals, als ich in Posen unter Jhrem Herrn Vater stand. Von Hart mann. Sie erinnern sich meiner na: tiirlich nicht, aber ich sehe Sie noch vor mir, mit den langen Zöpfen und der Schultasche am Arm. Die Nach richt vom Tode Jhreg Herrn Vaters hat mich tief ergriffen. Wenn ich mir gestern, als ich Jhnen begegnete, einen Gruß gestattete, den Sie gewiß als untorrett empfunden haben, so halten Sie es, bitte. der dankbaren Erinne rung an meinen gütigen Vorgesetzten zugute.« »O- wie gern, Herr von Hartmannl Jch fürchtete schon ich dachte ja, warum soll ichs nicht gestehen? Jch dachte im ersten Augenblick« Sie wä ren der Meinung, einem Mädchen ge genüber, das postlagernde Korrespon denzen fiihrt - es macht doch leicht den Eindruck, als ob man etwas zu verbergen hätte, nicht wahr? Und ich bestellte mir den Brief doch nur post lagernd, weil ich meiner Mutter eine Aufregung ersparen wollte. Es han delt sich um eine Stellung, die ich an nehmen möchte und -— « »O. gnädigeg Fräulein, da schlägt’s eben sieben Uhr. Mein Dienst ist fitr heute zu Ende. Würden Sie mir wohl gestatten. Sie ein paar Schritte zu begleiten? Ich möchte doch auch noch hören, wie eo Jhrer Frau Mutter geht. Und Ihrem Herrn Bruder.« »Gewiß, gern, Herr von Hartmann. Sie haben meinen Vater getannt ich freue mich darauf, noch etwas mit Jhnen zu plaudern.« Nach kurzer Weile schritt Ruth ne ben dein ftattlichen Mann, der den rechten Fuß etwas nachschleifte, durch die Straßen. Er berichtete ihr, dasr er infolge eines tomplizirten sinijchelv bruchs den bunten Rock habe auszie hen müssen, und daß er augenblicklich den Postdienst erlerne. »Ich bin bald fertig mit meiner Ausbildung und darf fofort aus Art-H stellung hoffen, gnädigeg Fräulein. Erft habe ich furchtbar gelitten unterH den veränderten Verhältnissen, aberj ich habe bald eingesehen, daß auch die-· ser Beruf befriedigt und seine Wer-i esfanten Seiten hat. Jch bin jetzt so- ; gar sehr einverstanden mit dem Wech sel. Ein foizier ohne Vermögen hat es nicht leicht. »Gewiß," erwiderte Ruth rasch -« »eg giebt wirtlich nichts «lleinli.heres, als über seine Verhältnisse lelien mits sen. Deshalb hatte ich mir auch so glühend gewünscht, die Stelle zu er-— halten. Aber es ist nichts damit, wie mir der Brief eben mittheilt. Jch habe ihn rasch gelesen, während ich aus Sie wartete. Die Dame stößt sich an meinem Adel. Jch sei wohl zu vor-: nehm siir den Posten. Es ist wirklich schrecklich! Gut, daß Mutter nicht-s ahnt!'« Ruth hatte rasch und ohne Scheu gesprochen, und jetzt erst tam es ihr zum Bewußtsein, daß sie einem ihr völlig fremden Herrn von ihren versönlichsten Verhältnissen erzählt hatte. Aber es hatte ihr so unendlich wohl gethan, und Herr von Hart mann war ja zuerst so offen gewesen. Und sie waren schließlich zwei aus der Bahn liteworsenh zwei Outsiders2 Als er sie ietzt fragte, ob er sich wohl erlauben diirse, der Frau Oberst seine Aufwartung zu machen, da erwiderte sie rasch und ohne Bedenken: »Natürlich. Herr von Hartmannl Mutter wird sich sehr steuert, und Ed gar lonimt in diesen Tagen aus Ur laub; da lönnen wir uns mal zusam-« men von vergangenen Zeiten unter, halten« — Es sand sich schon nach kurzer Zeit eine passende Stelle silr Ruth von Sydow, und zwar ohne daß sie noch einmal deshalb am Schalter für post lageri1deSenditngen zu stehen brauchte. Wolf von Heirtinann wurde zum Vorstand eines Postatnts am Rhein ernannt; er ietam eine nette Dienst wohnuna, und siir die brauchte er nothwendia eine Hausfrau Nuth nahm diese Stelle freudigen Herzens an . . . ——...—C-.-—— Von Zigurd CA. Hedeints j e r n a). Fabrikant Vsiirt war ein braver, ordentlicher und biederer Mann, und das war er sein ganzes Leben lang gewesen Nur wenige Menschen hats ten so wenig Jugendthorheiten zu be reiten, nur wenige so rerechtiate Ursa che, im Allgemeinen mit sich selbst zu srieden zu sein, wie er. Er war auch mit sich zufrieden und wünschte nur, mit anderen ebenso zu srieden sein zu können, mit seinen Lsiiichststekenden, seiner Frau und sei nen Kindern, mit seinen Geschäfts : freunden und Untergebenen Leider lonnte er das nicht. Zuweii len fragte er sich verwundert, ob nicht seine nächste Umgebung aanz beson ders tadelnswerth sei. Frau Bjiirl war ja in ihrer Art ein guter Mensch, und es gab wohl viele Kinder, die schlimmer waren als die seinen, das gestand er zu. Aber sie hatte nicht das rechte Verständuiß, unt das Hauswesen tadellos zu führen; sie vergaß und berabfiiumte einen Theil des tliiglich Geringen, siir das sie die Verantwortung trug, und nie konnte man sich darauf verlassen, dasz sie Lon seauent und nach Prinzipien handelte; man mußte viel Nachsicht mit ihr ha t«en, mit der armen lleinen Frau. Die Kinder hatten nicht gerade Ci-.1ralterfehler; aber wenn man be dachte, wie lanae sie schon in die Schule gingen. wie viel ilxre Extra stunden tosteten und zu welchen un glaublichen Dummheilen sie fähig wa ren, obgleich ein vermögender luger und sorgsamer Vater, der selbst aus schließlich durch eigene Kraft sich aus Armuth und Elend heraufgearbeitet hatte, alles fiir sie that --— so durfte man sich nicht darüber wundern, daß er zuweilen unzufrieden war. Diese Unzufriedenheit hatte jedoch io ost und schwer auf ihnen allen ge lastei, daß sie alle Vertraulichleit in die Flucht gejagt h.1tte, und die Ver traulichleit hatte viel Liebe und Beha gen mit sich genommen. Das sichere, wohlversorate Heim war meist düster und hallte selten von Frohsinn oder aar Urberinuth wieder. Am wenigsten aber jetzt, da der Fa britant an einer Lunaenentziindung ernstlich trank darnieder1aa, so daß der Arzt täglich mehrmals kam und alte Ha:isbewol«,ner auf den Zehen um ierschlichen. ) Herr Biörk verlangte nicht viel, er l lag mit geschlossenen Augen und ging T im Stillen mit sich selbst und anderen ins Gericht, siir den Fall, daß es nun eine unglückliche Wendung mit ihm » nehmen miirde. Und er fand fast al »le«o, wag ihn selbst betras, sehr gut. » Klug und sicher hatte er auch für den J schlimmsten Fall vorgesorgt. der nun » vielleicht eintreffen tonnte. Zur rech ten Zeit hatte er aus seiner Fabrik eine Gesellschaft gemacht, deren Attien zum größten Theil ihm selbst gehörten und tatte drei tüchtigen Geschästsleuten gerade so viel davon überlassen, das: sie es lohnend fanden, ihre Kraft siir die Sache einzusetzen Wenn doch nur seine Familie, siir die er das alles ge than hatte, einen Funken von seiner Tüchtigkeit besäsze, seine Frau dort nicht eine solche Gans wäre! Im innersten Herzen aber glaubte er nicht an eine Gefahr für sein Leben, obwohl es ein besonderer und ganz neuer Genus; war, sich besvielsweise die nsirre Unentschlossenheit der Hin terbliebeuen vorzustellen, im Hinter grund seine eigene Vortresslichteit Mit ixiend etwas mußte man sich dcch wirklich trösten und ausmuntern. denn die Schmerzen in der Brust pei nigten ihn arg. Seine Frau störte ihn durch ihr Weinen, und er schalt mit ihr. Auc, die Kinder waren niedergeschlayen und ließen die Köpfe hängen; da fraa te sie der Kranke, ob sie nicht wenig steng jetzt, too er sie wahrscheinlich verlassen wiirde, sich bemühen wollten. ihrem Vater ein wenig Freude zu be reiten. Erschöpft und matt sank Bjork da raus in die Kissen und verfiel in eine schlasöhnliche Betäubung Vielleicht schlief er auch wirklich erst eine Weile; aber als er wieder zu klarem, vollem Bewußtsein gekommen war, laq er noch immer mit geschlossenen Awem still und unbewealich. Was war dac fijr ein Flüstern im Raume, das er durch die ossene Tbiir aus dem Neben zirnnter hörte? Ach so, der Arzt und seine Fran. Sie dachte natiirlich wie der nicht daran, daß ihn das merken würde, trenn er schliefe, und daß es ihn stören :1«iirde, wenn er wach wäre! Ach -- not-H wnr dag? ,,—-—-...ja, er kann höchstens noch ztvanzia Stunden leben . . . .« slilsterte der Arzt. »Wie? Jst eg möglich! Der Aertn ste! Der Aermste!« innrnielte Frau Biört seufzend. Ja, sie seufzte wirklich, das that sie, aber keinen Anastruf, keinen Ver zweiflttnaöschrei. lein Schlnchzen hörte er. Was silr eine armselige, ober slächliche, äußerliche Natur! Sterben, sterben! Oh, das war ja nicht mög lich.... Wie mit glühenden Zangen paclte es ihn an Brust und Kehle, er wollte rufen, tonnte aber nicht; er ver suchte, sich inr Bett höher aufzurichten und —— sank in Ohnmacht Als er erwachte, lag er lange still Was... was hatte sich denn nun ei » gentlich ereignet2 Es war wohl et: ? was ganz Entsetzliches, über alle Be schreibung Grauenhafteö! Oh er sollte ja sterben... Vielleicht war schon eine halbe Stunde von den zwanzig vergangen? llnd was bedeu tete das übrigensl Zwanzig Stunden waren das Maximum, das Höchste . .. Er konnte jeden Augenblick sterben . .. Er empfand ein thörichteg, wahnsinni ges Verlangen, sich an das Herz seiner Frau zu driielen und zu weinen cr, der würdige, stolze Mann! -- den Kindern viele liebevolle, ungetheilt herzliche Worte zu iagen - den trä aen« nachlässigen, tadelnswerthen Kin dernl Aber er war so unbeschreiblieh matt, und er --- schämte sich, schämte sich selbst angesichts des Todes, seine Nächsten hinter die Kulissen seiner iins ponirenden Ueberleaenheit blicken zu lassen. Er fragte seine Frau nur: »Lina, ist . .. ist Bramhera sehr be unriibigt über meinen 3ustand?« »Aber nein, Lieber, er hofft von Deiner großen Widerstandslraft das Allerbeste." Daß sie ihm mit so offenein, ruhi aem Blick gerade ins Gesicht liiaen lonntel Wollten diese Cleriden ihn ins Grab hineinlisten, ohne ihm die Zeit zu geben, sein Haus zu bestellen? Aber nein, o nein, er wollte nicht mehr zürnen hier auf Erden, er hatte leine Zeit mehr dazu . . .. nur noch wenige Stunden... Wenn das nun ans Liebe wäret Wenn sie ihm die schaurige Botschaft nicht brincien lonns te? Wenn sie nur durch grenzenlose Eelostbeherrschuna ihrem Ton diese Ruhe, ihrem Blick diese Klarheit gäbe? liine Uhr schlug. bang zählte er die Zchlägr. Zwei Stunden waren der: ganaen von den »höchsteng ,zwan1,ig'«. Alle Qualen waren geschwunden lir hatte aelfört, das-, das vor demToke häufig so zu fein pflegt. Mertwiirdta trat es aber, daß seine Kräfte unoer ändert blieben, ja, sich vielleicht ein aanz tlein wenig steigerter« War das das letzte Ausflackern der erlöschenden Flamme? War es die Todesangst, die die Schmerzen betäubte und alle Ner ven noch ein letztes Mal anspannte?· Denn Björt suchte sich nicht mehr zu verbergen, daß er die bittersteAngsi vor dem herannahenden Tode em pfand..·. Er kämpfte noch dagegen an, es seiner Umgebung zu zeigen. Er sprach es nicht mit llaren, deutli chen Worten aus. Aber eine plötzliche, vollkommene innere Zertnirschnnq brach unwiderstehlich durch. Er ergriff die Hand seiner Frau, Zoa sie sanft an sich und fliisterte ihr liebevolle Worte ins Ohr. Sie faßte es als Dankbarkeit fiir ihre sorgsarne Pflege auf und liebtoste ibn mild nnd schüchtern. Als er ihr aber zuflüsterte daß er »für den Fall feiner Abberu suna sein aanzeo Vertrauen in Linag klaren Verstand setze und in ihre ruhiq und treulich ordnende Hand«, da fuhr sie erschrocken ans, schlich auf den Zehen zlst Thiir und fliisterte bestürzt: »Hättet Euch nm Gottegsvillen still bier nebenan! Vater ist entsetzlich schwach, er beginnt zu phantasiren.« Nachniittaas niollte er die Kinder sehen, sprach zärtlich und liebevoll mit ihnen nnd meinte, »Gottsried werde doch wol-l noch schließlich Naturwissen schaftler werden« Dieser brach in ge waltsames Schluchten ans-. tfr hatte das letztemal eine tsing in diesem Fach aehabt, aber nie zuvor hatte der Vater t hierüber ein Wort verloren. lind nun ioar es, alg wäre plötzlich etwas ne J schmolzen im Herren des Vaters nnd l des Sohnes. tkr sprach so zärtlich, alg ’ bereue er es, das nicht friiher auch ae than zu haben. Sie weinten unauf haltsam, als hätten sie verlsoraene aarstige Gedanken abenbitten Da sagte plötzlich die kleine Gier trn.d, ohne die llnzuliissialeit eines solchen Gespräch-J in einem Kranken einirner zu bedenken, durch des Vater ungewohnte Giite und Milde Veran laßt, sich wichtia zn thun: «Drnl’ doch, Vater, auf der Straße erzählten sie eben, dafi Rathsinann Btecker in diesem Auaenblick aestorben sein soll, nnd leiste Moraen hat Ontel Branibera zur Mutter aesaat, das-, er höchstens noch Zwaran Stunden leben könnte. Wie tanik ein Doktor das ei nem Menschen anielsery Vater?« Gertrnd hat es nie im Leben be arisfen, warum ibr Vater, der sich doch seit vier Taaen tausn beweaen tonnte, da plötzlich im Bett aufkre sprunaen war und sie so itiircnitch nnd lange aeliifit hatte. während schwere heiße Thränen iiber seine Wangen glitten. Gerettett Dem Leben wiederaeae ben! Matt, völlii erfelriipft fchlofk er die Augen« faltete die Hände unter der Decke, das Herr von Freude erfiillt, nnd fchfief nach einer Weile ein wie ein Kind. fchlief fest nnd rnhia, wie nach der Erlöfnna von qerfckinietterns den, anaftvollen Gedanken Als er erwachte nsar er wieder zu frieden. Aber er tonnte es nicht sin terlassen, dariiber wehender-ten daß er sich ja eiaentlirb aar nicht in Gefahr befunden hatte, wenn jene unheimli ctien Worte einens aani anderen Men fcben gegolten hatten Wie unvor sichtig jedenfalls von Lina in feiner Nähe folche dummen lstefmäelie mit dem Arzt zu fiihrenL Sie hatten einen Mann mit geringerer Seelen-straft als er tödten können. wahrlich das hätten sie können! Er tltngelte, feine Frau kam selbst. »Wenn ich zur Nacht umgebettet Iwerden soll, io ist es wahrlich an der · Zeit. Oder soll ich hier vielleicht eine ganze Woche lang so liegen?« Lautlos schlich Frau Lan hinaus und rief das Mädchen: »Dir-neu Sie das Bett vom Herrn, aber nur recht behutsam, ohne ihn zu stören. Heute Nachmiiiaq war ich wirklich be orgt um ihn; doch nun hoffe ich das Beste und bin so froh, Denn nun ist er wie der ganz der alte-« Die Romamtt des Lebens. Wie der ,,Frlf. Ztg.« aus Charlot tenburg berichtet wird, ereignete sich dort kürzlich auf der Berliner Straße ein Vorfall, der durch seine seltsamen Umstände einem Kapitel eines Ro mans entnommen zu sein scheint, aber thatsächlich nur ein Beweis dafür ist, daß das Leben und seine Zufälligteis ten die schönsten Romane schafft. Ein junger Gardeoffizier, seit turzer Zeit verlobt und der glücklichste Bräuti gam, ging an einem schönen Nachmit tage die erwähnte Straße entlang, um seine Braut zu einein Spazier gange in den Thiergarten abzuholen Plötzlich sah er in ziemlich weiter Entfernung eine Equivage daherrasen, deren Kutscher die Herrschaft über sein Pferd vollständig verloren hatte. Der Offizier dachte sofort daran, sein Möglichstes zu thun, um das Pferd aufzuhalten. Allerdings hatte er in Erinnerung an sein junges Liebes gliick, wie er selbst erzählte, einen Aus genblict geschwantt, da der Ausgang dieser Rettungsthat nicht gewiß war. Aber sehr schnell waren die augen blicklichen Bedenten verschwunden, er stürzte sich dein Pferde, das zügellos dahinstürrnte, entaeaen, und es gelang ihm auch, das Thier zu bändiaen und rurn Ftehen tu l·rinaen. Plötz lich schien ihm der Kutscher auf dem » Bock bekannt zu sein, aber er hatte in der ungeheuren Aufregung doch nicht Reit, tlar nachzudenken, da öffnete sich die Thiir des Weinens und zitternd und bleich vor Todesschreelen stieg eine junae Dame heraus, um ihrem Lebensretter iu danken. Kaum batte sie ibn erblickt, als die beiden mit ei nesn Jubelschrei einander in die Arme stiirzten denn die Dame, der der iunae Osfietser das Lebet- aerettet hatte. war seine — eigene Braut. -- .- - -—-—«. Dieser Ring dem Wüedtgseem fEin Vermächtniß JsflandsJ August Wilhelm Jsslond wurde der Besitzer eines eisernen, reich mit Dia inanten geschmiictten Ringes-, den er in seinem Testament sur den »Mut digsten« unter den Schauspielern be stimmte. Die Nummer des ,,Roland von Berli·n'· vom sil. März erzählt, daß dieser Rina dann an Ludwia De priet tam, der das Kleinod in seinem Testament Emil Devriet vermochte. 1872 aina er darauf an Theodor Dis rina iiber, der ihn testamentarisch Friedrich Haase iiberaab, weil er ihm besonders wiirdia dieses Ehrenzeichens zu sein schien, dessen Träaer stetg ei ner der Besten in der deutschen Schau svieltunst sein sollte. Und Friedrich baase hatte in seinem Testament den Ring iiir Adalbert Mattothtn bes stimmt, denn er hatte wohl nicht ac dacht, dass, er den so viel iiinaeren Kollegen überlisten toiirde· Vor einem Jahre wollte Haase Titattomgtn von diesem tiinstiaen Erbe in Kenntniß setzen und tiindiate ihm seinen Besuch an. Aber Mattoiogtn, der dem Ael teren den Gang ersparen wollte, erbot sich in Haase zu kommen. Krankheit verhinderte es. Der Tod tam da etvischen nnd so ersuhr Mattowth nicht einmal etwas davon, welche Eh rnna ihm zugedacht war. Friedrich baase steht also von neuem vor der Frau-H deren Venntwortuna sur Zeit wirtiich recht schwer sälttt Wer ist der Wiirdiaste, dem er diesen nun schon durch den siinsien Triiaer eines arofzen Fchausnielerssmnens aemeihten iRina hinterlassen soll? Eer Fuchs ate- ungeborener Tischtrun Jn dem ersten Hotel des in der eng lischen Grafschaft Surreh gelegenen »Orte5 Redhilt waren die Mitglieder »eines Jagdtlubg zu einem größeren Diner vereinigt. Schon näherte sich das Mahl seinem Ende, als plötzlich! ein alter Fuchss, der sich vor den ver folgenden Jägern in den Garten des Gasthanfes gefliichtet hatte, durch ein offenstehendes Fenster in einein ge-. ioaltigen Satze auf die Tafel sprang. Hier richtete das unvermuthete Er scheinen Meister Reinetes eine heillofe Verwirrung an. Settliihler, Cham Ipagnerflaschen, Weingläser, Blumen svasen und Tafelgefchirr flogen tra ’chend zu Boden Ein Kellner, der ge rade eine Platte mit Speisen herein brachte, wurde zn Boden gerissen. Die iTischgäste waren im ersten Augenblick svor Bestiirznng sprachlos. Bald aber schwangen sie ihre Stiihle nnd hetiten Reinete mit lautem »Horrido« in eine Ecke des Saales. Hier wurde er nach heftiger Gegenwehr iiiiberioiiltigt und in einen Satt gesteckt, nicht ohne vor her die Mehrzahl seiner Bedränger durch heftige Viszwunden zum Theil recht erheblich zu verletzen. Sein Schwanz wird als Trophäe einer wohl einzig daftehenden Jagd in den Klubräurnen unter Glas und Rahmen verwahrt werden. Von der alten Minervens X. - Soldat: »Hauptma’, hör« en mal, du hofth en Sporn verlore!« Hauptmann: »Macht nir. i ta’ ja so net reit"n!« Bart und Gewissen. Vor einem Londoner Richter wurde ein Vagabund mit einem mächtigen schwarzen Barte geführt. Nachdem der Richter einen Blick in die Akten gethan, wandte er sich an den Ange tlagten mit ben Worten: »Noch den Akten zu schließen, muß Ihr Gewis sen ebenso schwarz sein wie Jhr Bart!« »Nun,« entgegnete der Vagabund, »wenn man das Gewissen nach dem Bart mißt, so hat Euer Ehren über haupt tein Gewissenl« In der neuen Wirst-schritt Junge Frau: »Sag’ mir mal aus richtig, Männchen, schmeckte dir das Essen im Gasthaus besser, als bei Inir?« Mann: »Steine Idee, liebes Kind, dein Essen ist mehr als ausgezeichnet, nur weith bu, ein Gutes hatte man im Gastlmufe doch, man konnte auf ber Speitetarte immer sehen, was man überhaupt aß." Triunwll. Die Tochter eines Gutsbesitzers er wartet ihren Verehrer, der Sonntags reiier ist. Lange, lanae richtet sich ihr Blick veraeblich in die Ferne. Endlich ruft sie triuinnhirendt »Jetzt kommt er endlich, das Pferd sehe ich schon. Der kleine Verräther Hängehem »Du, Mama, hat Papa nicht eine aanz falsche Vorstellung vom Himmel?« Mutter: »Ich weiß nicht, mein Kind, ich habe ihn noch nicht darüber sprechen hören.« HängehenJ »Aber ich. Er erzählte dem Kaufmann, es sei ganz himm lisch gewesen, als du verreift warft.« Der Unterschied »Nein, Einma, wie kannst Du nur den einfachen, schäbia gelleideien Ednard meinem schönen, eleganien Bruder voriiehen?« Sehr einfach: »Dein Bruder ist in sieh und Ednard in mich verliebi.« Any der Schule-. Lehrer: ,,Miiller. woraus sind Deine Siieiel's« Schüler: »Aan Leder« Lehrer: »Und woher lonnnt das i Leder«.-»« ! Schiller: »Aus dein Fell des Och J sen.« Lehrer: »Wer liefert Dir also Echuhmerl nnd Nahrltna?« Echijlerz »Mein Vater!« Untier-traten Hausfrau (den Koffer ihres-» Dienst mädchen5. revidirend): »Da ist .ja auch die schöne Bratenschüsseh welche Sie angeblich damals zerbrochen hat ten!« Dienstmädchen (schmollend): »J, sehen Sie, und dafiir hat«-en Sie mich so furchtbar augaeschirnpft!« Darum. Ball-mitten »Sagen Sic, Herr Doktor, warum heirathen Sie nicht?« ,,Sehr einfach, meine Gnädige, ich passe nicht mehr in den heutigen Rah men deg thestarrdeg, für die jünge ren Damen bin ich zu alt und file die älteren zu jung!« Mißvcrftnndcm Runde-: »Wenn Sie mir den Anzug kiLi Freiter fertia stellen, werde ich Irrt ewiger Schuldner tsleiben.« Schneiden »Wissen Eie, dar-an tieat mir nichts; dac- Geaentheil wäre mir viel an-aenehmer!« Brichtsiiridlkrs Leiden Kunde: »Was will Denn die junge Frau mit der Suppenschüssel bei Ih nen im Laden?« KotqncigJ »Ach, die hat dieer Mor gen km Rochbuch getauft und jetzt ;kommt sie jeden Augenblick sich be k « L schwerem