Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 21, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Wenn Schreibebrief von
Tini- Isnkstmgki.
No. 363. »Du hafi amz meinem
ftille Friede mich gerisse, in aiiheend
Dracheqift hast du die Milch der
fromme Dentart "-mir verwandelt«, io
den ich als Jungfrau von Ruh-Or
lient detlamire miiffe un ins fiimmi
auch. Sehn Se emai, Milter Edithor,
· ich sin fchuhr. Sie könne sich gar nit in
die Kohndifchen von e Lehdie wie mich
eneidenle, wo en große Effekt gemacht
hat, in die Prammienz zu gehn un wo
auch weiß, oaß fe ehbes diesenies in
einige Lein leiste kann, wenn, fag ich,
fo e Lehdie aus ihren Himmel un aus
ihre Seligkeit eraus gerisse werd,
dorch en Mann, wo Jniellitschenz
klehme duht, un wo sich einhilde duht
en fchmarter Mann zu fein, mit einem
Wort wenn der Mann Jhne is, wo
mich fo e Unrecht anduhn duht, dann
sag ich, dann hört die Gemiethlichteit
auf.
Ich hen Jhne Prowe von meine
Dichtlunft aeschiait un hen Jhne mein
Lieblinaswunfch anvertraut. ich hen
Jshne wie mer sage duht in mei Herz
un in mei Sohl qucke lasse, was ich
bis ietzt noch keinem annere Mensche
genehmigt ten un Zie hen mei Kahn
viehdenz fo schnöde aeniißjnhitz feil
is e Schehm un wenn ich so miehn fein
wollt, wie Sie aewese fm un wie Zie
es diesehrfe duhn, dann dehte Se in
Ihren ganze Lewe keine Lein von
mich mehr aebrappt krieqe, dann deht
ich Ihm inieierlie dravpe un dann
wär es aus mit uns zwei Beide. Ich
will Jhne Ihren Brief hier foiae losse
un fraqe Jhne nur, ihn auch in feine
ganze Roh- un Genieinheit ahiuvrinie
awwer in fette Teivx mehhie, daß
trenn Se den Brief noch xmol lese,
tafz Se dann tonwinzt wer’n, baß S-.
wie en echter Nandie aeäcltet den, un
daf; fe eine an die Dichtkunit ertrankie
Lehdie infoltet hen. Hier is der Brief
un wenn Se noch en Funke von en
Schentelmann in sich ben. dann fag
ich: Fui DeiweL fchehm an fuh!
»Dier Mäddeml sDos »Mehr« bät
te Se sich spare könne« ich stn nit sehne
Jhr Dicht-) Wenn mir Jdne Ihren
Brief gelese hen, dann sin uns die
Thriine die Bade erunner gelaufe, aw
wer es ware nit Thräne der Richtung
iwwer Jhre Poesie« no es ware zwei
disserente Keinds von Thriine. Zu
erscht hen mer sor Lache geareint, es
is e Fäckt, mir hen Leidweh kriegt sor
Lache. Wie mer awwer die Senseh
schen iwwerstanne hatte, da hen mer
widder Thräne vergosse un das ware
Thriine der Wuth, dasz Sie so en
Ner un so e Gahl ben, uns mit so en
Schund zu moleste. Wei, wenn mir
mien sein wollte lsein w ollte ? Sie
sin mien) dann dehte mer Jhne for
Demmetsch sube, bitahs Se hen uns
unsere kostbare Zeit gestohle un hen
uns trank gemacht. For diesmal
wolle mer awwer nit Gleiches mit
Gleichem veraelte, awwer vas sage
mer Ihne, wenn Sie noch einmal en
Etempt mache, uns mit so en Schand
zu insolte, dann könne Se sich ufs
wenigstens zehn Jahre Vennitenscherie
gesaszt mache. Was jetzt das Buch
lonzerne duht, wo Sie in Jbren Un
verstand tahle duhn iver Unverstand
is ganz an Jhne Ihre Seit, Mister
Edithor) so wolle mer Jhne en aute
Ettweis aewwe. Wenn Se das Buch
vrinte lasse, dann jnhse Se recht
lartschseist Pehper, bitahs die Gros
sers tause das viel liewer, als wie
schmales, wo se doch nicks enei rävve
könne. Wenn Se awwer doch e antes
Wert vubn wolle un die Menschheit
bealücke wolle, dann nemme Se das
Geld, wo Se sor das Buch iuhse woll
te un aewwe Sie es die Arme deireckt,
Un iuhse se die Zeit wo Se dran
wehste wollte, sor Ihren Hosband die
Sacks zu mende un wenn dann noch
Zeit iwwer is. dann aehn Se in en
Institut, wo Se Ihre Nöhrss un Ihr
Brehn —- ecksiuhse Se den Ratte Aus
druck — triete lasse, bitahs mir hen
die waerzeuguna daß hei Ihne en
Beehnstorrn zu eckspeckte is odder eb
bes noch Schlimmeres So setzt wiss
Se unsere anneste Oppinfien un wenn
Se es nit alauwe, dann staae Se
emal Ihre Freund die Missus Wehes
weilern un wenn die sage dicht, daß
mir rona sin, dann esse mer unseren
Kampfe-buck. unsern Pehstvatt Un un
sere Sissersch un zeichene achtungsvoll
Juhrs trulie.«
So, Mister Edithot, jetzt sag ich
nur noch emal Fui DeiweL Mister
Edithor un ich duhn das Thema nit
mehr totsche; Awwer qlauwe Se nur
nit, daß ich Jhne den Jnsolt vergesse
kann. Jeder Hund hat sein Daa un
meiner kommt also auch« emai, dann
sag ich astvwer die Rtetvehnsch is
ichwiet un Sie besser qncke ans. Beforvl
daß ich iiohse, muß ich Ihm noch eb
bes mitdheile. Sie wisse, ein Unglück
kommt ielte allein. Denke Se nur
emai, der Philipp, was mein Hosband
is, der hat mich verlasse, nit for gut,
nv, nur temperierie Er hat von den
Pressendent Rnhfefeld e Order kriegt
daß er reitewea zfi ihn nach Africka
komme follt un der alte Schofsiopp is
auch hin. Jetzt is es schon wer weiß
wie lang, daß ich nicks mehr von ihm
gehört hen. Wenn er auch nii viel
werth is un wenn er mich auch nur
Butter gemacht hat un TrabeL so is
es doch immerhin mein Hosband un
mer duht doch nit gern so e altes Ka
meel misse. Jch weiß jetzt nit, is er
mit den Schiff unner sange, hoi er en
Sonnfiroht in die heiße Temperatschur
von Africka kriegt, hvt ihn e Krackedil
for Breckfeit aelonfchi, odder hen ihn
gar die Wilde uffgefressex well, mer
wolle das beste hoffe. Mit beste Rie
gardö
Yours
Lizzie hanfitengeL
Das Kein-litt
»Warum hast Du denn euer Mäd·
chen entlassen?«
»Ja, denke Dir, die hat meinem
lPisa-in immer den Hausschliissel gege
en.«
g
Zustikdensestellt.
Herr: »Das Bild ist von meiner
Tochter, diese Statue von meinem
Sohne, dieses Buch hier ist von mir
und diese Symphonie von meiner
Frau«
Gast: »Ich staune, — aber sagen
Sie mir doch, von wem wird denn das
Mittagsmahl heute sein?«
Herr: »Von unserer Köchin.«
Gast: »Gott sei Dant!'«
Ver-schnappt. !
Hausfrau (in die Küche tretend und »
dort einen Soldaten sindend): »Wer
sind Sie und was wollen Sie hier?«
»(?ntschuldizaen Sie, ich bin der
Bruder der Köchin« i
»So, wie heißen Sie denn?"
»»Wie ich heiße —— —- ja das hat sie »
mir selber iioch nicht aesagt.«
Siitthselhash
Kaufen »Sagen Sie, Herr Königs
beraer, wie können Sie denn eigentlich
eristiren, wenn Sie alles zum Selbst
lostenvreise vertausen?«
König-Zwecken »Wie haiszt? Kauf
ich eben unterm Zelbstlostenpreis ein."
Böse Ersahruns.
Tante: »Hier, Häuschen, habe ich
dir etlan Gutes mitgebracht. Mach’
’mal den Mund aus und die Augen
ZU —
Hänschen lschreieend): »Nein, nein,
nein: so hat der Zahnarzt neulich auch
aesaat."
Auch ein Judith-un
»Ihr Freund seiert also heute sein
sünszigstes Berufssubiläum?«
»Freilich, fünfzig Mal hat er schon
seinen Beruf gewechselt!« -
Eine geheimnisvolle Geschichte. i
Hausfrau (die einen von der Köchin .
verlorenenBrief aefunden hat): »Mut
wiirdig, was doch alles niit einem ge
bratenen Huhn passiren lannl Für
meinen Mann mass bestimmt, die.
Katze hai’s gefressen und der Polizist
unserer Auaufte theilt dieser hier driti ;
mit, wie gut es ihm geschmeckt hat!« i
Refleriom
Der neue Gärtner: »,Nv das-s
scheint aber a’ arq verschuldete Herr
fchaft zu fein, die jetzt ’lrirgt hab’
Sogar in der Vogelscheuch’n noch a«
paar Mahnbrief’!«
Gemüll-liess
Polizist: »So eine Frechheit ist mir I
aber noch nicht vorgekommen! Haben
die beiden Kerls, die da im Sprihem
hanc sitzen, einen «ettel ans Fenstey
geklebh »Dritte: ann zum Stab
.fucht«.«
Ein kleiner Nasenstttber.
Slizze von Henri de Regnier
»Aber-, lieber Freund, wo kommen
Sie denn her? Alle Zeitungen waren
voll von Ihrem Malheur· und nun
stehen Sie da vor mir, als wenn
nichts Passirt wäre!?
Der Mann, welchem Msoritz Ber
ger sein Erstaunen, ihn wiederzu
sehen, in diesen Worten zum Aus
druck brachte, war ein wohlbeleibter,
behäbiger Vierziger mit breiten
Schultern und vollen Backen, über
denen ein Paar autmüthige Augen
lkeiter um sich schauten. Moritz Ber
ger betrachtete ihn hier an der
Straßenecle, on der er mit ihm zu
sammengetrossen war, mit der Ver
wunderung, die man jemand zu er
kennen geben würde, den man 311
derselben Zeit sechs Fuß unter der
Erde ruhen wähnte.
»Ha. ha, ha, Sie haben davon ge
hört: no ja, das war eine tolle Sache.
Das Auto in tausend Stücke, der
Chaufseur Arm und Bein gebrochen
und unsere Wenigleit im Chausseegra
ben; Sehen Sie hier« diese Schromik
me.« .
Dabei lzeigte er mit einem Finger
an die rechte Schläfe. die mit einem
schwarzen Tassetstreisen bedeckt war.
Dann fuhr er fort:
»Hei nichts zu bedeuten, nur eine
Kleinigkeit. oon einem Glassplitter
herrührend, nicht der Rede werth,
ein kleiner »Nasenstüber«.«
Moritz Berger mußte unwillkür
lich in das Lachen einstimmen. i
»Dann können Sie aber von Glück
sagen; gratulire bestens. Nun haben
Sie aber wohl genug von diesen
Iruselsinaschinen?«
»O nein, das wäre ja thöricht,
mein Lieber. Wegen der Ungliiclsi
fälle? Aber diese ungliicklichen Zu
fälle gerade sind die beste Schutz
wehr, wenn man einmal gut davon
gekommen ist, natürlich.
»Allemal, wenn ich mir beinahe
sie Knochen zerbrochen oder den
Schädel emaerannt hatte H und das
ist nicht selten vorgekommen —, Sie
tonnen es mir glauben, das ist kein
Spaß siir mich gewesen. Ich habe da
vielmehr meine eigenen Ideen. Sie
brauchen nicht dariiber zu lachen,
wenn ich sage« meine eiaenen beson
deren Jdeen, und die hervorste
chendste oon diesen ist, daß meiner
Meinung nach ein jeder Mensch von
einer gewissen Anzahl ihn bedrohen
der Gefahren umgeben ist, jawots!,
von unglücklichen Zusiillm die sei
ner warten, von anderen ganz abge
sehen. Diesesn starken Ansturm, der
sich jeden Augenblick gegen uns los
lassen kann, miissen wir versuchen zn
»ierti7.eilen. zu zersvlittern, so daß
uns der Stoß nicht mit ganier
»Macht trifft, sondern sich in eine
Tilnzabk kleiner Erschiitterungen ans
löst. Er muß geschioächt werben in
seiner Wirkung, wie ein Blitzableiter
allmählich die in einer Gewitter
tvolte inqehänite Elettriiität bers
angfordert, ihr entgegentritt und ibr
die Zähne zeigt und ihr nicht Zeit
läßt« ihre ganze Kraft in tonien
triren.
»Wenn Sie mir versprechen, sich
nicht iiber mich lustig machen zu
wollen, will ich Ihnen erzählen, wie
ich zu solchen Ideen gekommen bin.«
Moritz Bekgek forderte ihn mit ei
ner zustimmenden Bewegung des
Kopfes dazu aus.
»Es sind also an die zwaniig
Jahre bei-, lieber Bergen nein,
ganze iijnfundzwnnzig sind’s, denn
ich war damals gerade zwanzig; ein
guter Frei-nd von mir hatte rnich
eingeladen, den August mit ihm bei
seinen Eltern in einer Prächtiq ist-le
qenen kleinen Stadt, die er später in
seinen Romnnen so tkessend geschil
dert bat, zu verbringen. Der Vor
schlag aesiel mir, und ich besann mich»
nicht lange, ibn anzunehmen.
Vom ersten Tage an, den ich dortl
treilte, war ich entziicki. ifss mirs
ein großes tomsortables Hang- snitl
hellen Lorridorem weißen Wertste
lungen, freundlichen Zimmerm einem
altmodiichen titemiisegarten mit Tin
aen Spalierwiinden· Die Familie
nabm mich aus das lierilicktste «ns.
Mein Freund selbst suchte mich in
jeder Weise zu unterhalten; er er
zählte inir von feinen neuen Bii1«ern,
die er jetzt schreibe, versorqte mich
mit Einen-ten und enthiillte mir die
tiefsten Geheimnisse des Städtckkew
Da wußte er sozusagen altes-K
Zu den originellsten Tlipen des
Städtchens zählte unstreitia der ilte
Baron v. Waldftätten Es- wnr ein
kleiner-, schmucker, ziemlich transner
tllter mit weißem Badenbartr.
Jn demselben Hause, das er be
wohnte. war er geboren, heimge
wachsen, hatte er sich verl·.-eir»it?:et;
dort waren ihm ein Sohn und eine
Tochter geboren, die jetzt ebenfalls
in der Nähe ihre Familie haben,
überhaupt alles im Dasein dieses
Birons war in musterhaster Weise,
wie man es sich nur wünschen t.1nn,
rot sich gegangen. Er wir einer
oon den wenigen, denen nichts seht
schliiat, was sie auch angreijen In
keiner seiner Spekulationen liitte er
Pech gehabt, keiner seiner Pläne war
ihm niißqiiickL Er hätte sich nicht
entsinnen können, daß ihm jemals
ein unvorgesehenes unwillkommenes
Ereigniß in den Weg getreten wäre
Niemals hatte ihn eine gefährliche
Situation überrascht. Was auch ge
schehen war, er hatte es kommen se
hen, da es eben hatte so kommen
müssen; es war nichts als die logische
Folge feines Denkens und Handelns.
Alles in seinem Leben war an sei
nem rechten Platze gewesen nud eine
augensällige Gunst des Schicksals
hatte alles in ihm aufs beste ge
ordnet."
, Einen Asgenblick fchwiea ttllired
Bonnet, ehe er fortfuhr:
»Ein so ausgezeichneter Mensch
war dieser Waldstätten; wahrhaftig,
ich hätte ihn fast beneiden tönnen
und ich hatte Stunden, wo ich mir
wünschte, wie er zu sein« Jch war
vollständig unabhängig; wag ihins
derte mich da, mich hier in diesem
glücklichen Erdenwintel, gesichert vor
den Wechselfällen des großen Lebens
und fern von den eitlen Machinatio
nen der Welt, ljier draußen festzu
setzen?
»Solche und ähnliche Hunge
ipinste beschäftigten mich eines Ta
ges; es war an einem Sonntage Ende
August, das Wetter war heiß und
ein Gewitter war ins- Anzuge. Es
mochte so gegen drei Uhr Nachmit
tags sein; ich hatte es mir etwa-s
bequem gemacht und den Sessel an
offene Fenster gerückt. Die be
driictende Schwiile lag mir in den
Gliedern, und die Stille des Hau
ses, der Straße und der ganzen Um
gebung wirkten geradezu lähmend
auf die Sinne. Die Familie war
ausgegangen, um einer alten Tante
einen Besuch zu machen, und mein
Freund hatte'sich ihr angeschlossen.
Eine Fliege summte am Fenster;
mir fielen die Augen zu. Jn mei
nem Halbfchlumrnek hörte ich
Schritte aus der Straße, die ich als
die des Barons erkannte. Merkwür
dig, es war gar nicht feine Zeit; siir
gewöhnlich ging er nicht so sriih
aug. Nun, das war ja seine Sache.
Ich hörte, wie er den Schlüssel um
drehte und die Thür »iuich!ug, und
schlief dann weiter-«
Alsred Bonnet nahm seinen Hut
ab und fuhr sich mit der Hand durch
fein striippige5, schon ergrauendes
» Haar.
»Ich wußte nicht« wie lange ich
geschlafen Laden mochte, atcz mich
plötzlich ein furchtbarer Schrei aus
meinem Schlummer rif),, daß ich er
schreckt im Sessel auffuhr. Auc- dem
Hause gegenüber war der Schrei ge
kommen. Jch zitterte am ganzen
Leibe. Ohne Zweifel, dem Baron
mußte etwas Schrecllicheg geschehen
. sein«
»Was geschehen, hat man nie
erfahren, aber ich bin mir darüber
nicht im Unklaren. Als man in sein
Zimmer drana, hat man ihn in einer
Ecke nicderaeåockt, mit dem Rücken
an die Wand aelehnt, mit offenen
Ausgen, aufgesperrtem Munde und
mit oon namenloser Angst verzerrten
Zügen gesunden. Er war todt, nnd
eg laa weder ein Verbrechen noch
ein Unqliicksiall vor. Er war todt;;
und was l«-at ihn getödtet? Nichts«
anderes als das ewige Einerlei sei
nes Lebens, das keinem nnoorgesehe
nen Zwischensall gewachsen war, ihm
keinen Widerstand entaeaeneuletien
vermochte. Er hatte zu viel sich
ansammeln lassen, darum hatte es
ihn mit allerWucht aetroifen und
ihn vernichtet ---- da mußte es so
lommen.«
»Auch eine Ansicht, alter Schwär
mer!« meinte Berarr sächelnd
Und Alfred Bonnet strich mit den
Fingerspitzen fast zärtlich, als- aiilte
es einem kostbaren Talismen iiber
das kleine runde Pilästcrchen an sei
ner linken Schläfe das die Wunde
bedeckte, die eine aröszere Gefahr sei
ner Meinuna nach von ils-n abgelentt
hatte. Ja, ja, für einen kleinen »Na-,
senstiiher« kann man nur dantbar
sein.
-——--—--.
Erster Gedanke
Lehrer: »Du hast also an jeder
Hand siinf Finaer, Hans — das macht
zusammen zehn. Wenn Dir nun von
jeder Hand zwei Finger sortaenoins-s
men würden, wag hättest Du dann?«
Hans-: ,,.steine.iIlaoierst1111den mehr."
Vorbild.
» Angellaater tals seine Frau als
«Zeuam auftritt zu dem schwachen
Vertheidiaer): »Da schauen », io ein
Mundwerk sollten Z l)ahen!«
Umfasriebcn.
»Ich habe iuiiillia vernonnnem dass
Sie sich iiber mich ertandiaten, wozu
sollte da53«
·»Jsch wollte nur missen, ob ich der
richtige Zchioieaersuim tiir Sie wäre.«
Pech.
Gotte jeur Fraun »Mit unserem
Buben iltssI ivirtlid).ein streuz
absolut tecue Stelle riir ilm zu fin«
den! . .. Ter traut ihm nicht, der an
dere traut iknu wieder alles zu!«
Mut begründet
»Warum reisen Sie denn allein und
nicht mit Ihrer Frau-Z«
»Zusauunen amustren wir uns im
mer nur zur Hälfte!«
Angel-reicht
»Sie haben ein riesiq energisches
Wesen, Frau Meier!«
»Ja, ich muß auch sieben Schwie
gersöhne im Raume halten!«
Das Jan-ori.
Hausherr: »Heute scheint sich der
schwerhörige Vetter seiner Flamme
endlich erklärt zu haben, denn ich sah
sie zusammen aus dieser Bank sitzen
und dort im Sande steht ja auch noch
«von ihrem Schirm ein großes »Ja«
eingetraht!«
Der sterbende Tor-ero.
Die spanischen Blätter berichten,
dasz Spaniens größter Torero, Don
Luig Mazzantini, im Sterben liege,
und bringen, ohne erst zu warten, bis
er wirklich gestorben ist, augführliche
Biographien des ,,großen« Mannes.
Jnteressant sind die Mittheilungen, die
im «Journal« die schöne Tänzerin
Otero über ihren sterbenden Lands-.
mann macht: »Mazzantini,« so schreibt»
sic. »war ein wunderbarer Mann. Jn
San Sebastian als Sohn einesBahw
hofsvorstehers geboren, wurde er
gleichfallHBahnhofgvorsteher und blieb
in diesem Amte, bis er von der Manie
ergriffen wurde, gegen die Stiere zu
kämpfen. Geschickt, flink und von
großem Muth, zeichnete er sich bald so
sehr aus, daß man in ganz Spanien
von ihm sprach. Er hatte anderen
Stierkämpfern gegenüber den Vorzug,
daß er über eine gediegene Bildung
berfügte; er war sogar schriftstellerisch
thätig und machte hübsche Verse. Nach
dem Stiergefecht zog Mazzantini sei
nen Frack oder seinen Smoking an und
ging in die beste Gesellschan die vor
nehmsten Kreise hielten es für eine
Ehre und für ein Vergnügen, mit ihm
verkehren zu dürfen. Man begrüßte
ihn überall nur als »Don Luis«; der
Muth und das vornehmeWesen hatten
ihn geadelt. Mehreremal wurde er bei
den Stierkämpfen schwer verwundet.
Er kehrte aus Amerika als Millionär
heim, verlor aber fast sein ganzesBer
mögen, alg er die Madrider Arena auf
eigene Kosten und Gefahr übernahm«
Er ging dann von neuern nach AmeriL
ta und kehrte mit einem neuen großen
Vermögen zurück; klüger und gewitzig
ter als zuvor, gab er, zum großen
Leidwesen der Spanier, die Tauroma
chie auf, um sich der Politik zu wid
menx er hatte auch auf diesem Gebiete
Erfolg und wurde in einem Madrider
Arbeiterviertel zumStadtrath gewählt.
Don Luis wollte seinen Ehrendegen
dem König Carlos vonPortugal schen
ken; der König wurde aber ermordet,
und Mazzantini schenkte nach dem
Lissaboner Attentat seinen Degen dem
Fiönig ManueL Wenn er sterben
wird, wird man ihm sicher ein Leichen
begüngniß bereiten, wie man es einsi
dem Torero Chiolareno bereitet hat.«
Im Verwaltung-dienst.
Unter dem Titel »Bundes:Verwal-s
stunggdienst als Laufbahn« ist kürzlich
ein Buch erschienen, dag, vermuthlieb
Von einemBeamten herrührend, darauf
berechnet scheint, jungen Leuten Lust
zum Eintritt in diesen Dienst zu ma
chen. Es wird darin geschildert. wie
mit verhältniszmiifzig geringen An
strengungen, im Vergleich zu anderen
Lebensberufem man in ein Amt hin
eingelangen kann und dann, unter dem
Schutze des Civildienstgesetzes, Aus
sicht auf eine lebenslängliche Stellung,
auf sein ,,sichere5 Brod« bat, das die
Familie ernährt und den Vater vor
Nahrungs: nnd anderen Sorgen be
wahrt, die frühzeitig graue Haare
machen. Es wendet sich damit haupt
sächlich an Solche, die den Kampf ums
Dasein scheuen und die Möglichkeiten
zufälligen Erfolges der Gewißheit ei
ne anHkönnnlichenExistenz opfern. Und
daß es deren Viele gibt, mag man aus
dem Bestehen zahlreicher Vorberei
tnngsschulen ersehen, die es sich zur
Ausgabe machen, Bemerber um ein
Amt siir das Examen einzuwirken Zu
den im April vorigen Jahres stattge
habten Priisungen meldeten sich nicht
weniger aliJ 4(),s)()(), deren Papiere zu
prüfen bis zum Januar in Anspruch
nahm«
Andrang zu Vertoaitunggämtern
hat es immer aeaeben, aber der war
nnoerer Art Vor Einführung des
tiafsificirten Dienstes hat es vermuth
lich mehr Bewerber aeaehen als jetzt zu
verzeichnen sind. Aber dies waren
Znineist eineritirte Polititer, de
nen es im Dienste ihrer Partei
nicht qelunaen mar, in ein besonderes
Amt aewähit zu werden nnd die nun
eine verspätete Veraiitung in irgend ei
nem Posten suchten, der mitHilse ihres
Fionareßvertreterg und - Senat-Its zu
ergattern war; nicht junqe Kräfte-, son
dern meist nbaebranchte die nach einer
Sineture politischer Donkbarteit such
sten und sie auch aewöhnlich fanden
denn überarbeiten brauchte sieh nie
mand unter dem alten Reqime ietzt
ist es anders Ontel lZchlendrian bat
sich sehr ins hintertrefsen zurückziehen
müssen. Jetzt wird schneidiaer qear
beitet und fiir exaktere Dienstleistunaen
Ewrrttftcim
Ein Vorschlag für Atchitettem
braucht man fäfzigr. jüngere Kräfte.
Die Prüfungen etzen nicht nur Jn
telligenz, sondern auch einen bestimm
ten Betrag positiven Wissens voraus,
das sich zwar in der Hauptsache auf die
Erfordernisse des Dienstes bezieht,doch
auch von einer gewissen Allgemeinbil
dung begleitet wird. Dadurch hat sich
auch der Charakter des öffentlichen
Dienstes mehr gehoben. Er gilt nicht
mehr, wie sonst, als öffentliche Krippr.
EinBeamtenthum, wie es die tontinen
talen Länder von Europa kennen, hat
sich zwar hier noch nicht herausgebildet,
doch sind wir augenscheinlich auf dem
Wege dazu.
Ob das einen Fortschritt bedeutet,
darüber mag man verschiedener An
sicht sein. Beamtendienst als Lebens
beruf zu wählen, ist uns noch nicht in
Fleisch und Blut übergegangen, na
mentlich dem jungen Volk nicht. Aber
wie Onkel Sam für die Werbebureaus
der Armee und Marine mit allerlei
Retlame arbeitet und so denHang zum
Zum Militärdienst fördert, mag auch
für den tlassificirten Dienst gewor
ben werden, falls es nöthig würde. Und
wenn er Jedem Aussichten eröffnen
sollte. wie sie siir Cortelvou und Hitch
cock Wirklichkeiten geworden sind.diirf
te es an Zulauf nicht fehlen. Aller
dings sind die Gehälter nicht gerade
danach angetban, iunae Leute, die Un
keänehmungsgeist in sich spüren, anzu
o en.
Dann annimmt
Mutter: »Man hat mir erzählt, daß
Robert Schmidt einem Hunde eine
Konservenbüchfe an den Schwanz ge
bunden babe.«
Feige »Nein, Muttchcn, das ist
aber qanz gewiß nicht wahr; es war
ein alter Theetessel!«
»Das ist ja noch fchlimmetz hast
Du es denn gesehen?«
»Ja, Muttchen, aber ich hab’ den
Theetessel nicht angebunden«
»Du wirft doch so etwas auch nie
mals thun?!«
»Niem.Ils, M·uttchen!«
»Ja, warum hast Du den bösen
Robert denn nicht daran gehindert?«
»Ich konnte doch nicht, Muttchen!«
»Ei, warum denn nicht, mein Lieb
lina?«
»Na -— einer mußte doch den Hund
festhalten!·'
«----——.--—
Seufame Zeitmess r.
i Noch heutigen Tages gibt es einzelne
tVolksstämme die noch recht dürftige
Einrichtungen für die Zeitbestimmung
besitzen. Sehr originelle Uhren verfer
tigen die Eingeborenen auf den südli
chen Inseln im Großen Ozean. Sie
nehmen die Nußkerne eines dort wach
senden Baumes und setzen sie nebenein
ander auf den Stengel eines Palmen
blattes. Dann zünden sie den ersten
Kern an. Die Kerne find so ausge
wählt, daß sie von derselben Größe
’sind, und jeder von ihnen brennt genau
eine gewisse Anzahl von Minuten und
steckt den nächsten in der Reihe folgen
den Kern in Brand. Nach der Anzahl
der abgebrannten Kerne berechnen die
’t5ingeborenen mit Hilfe iltrer Priester
die abgelaufene Zeit. Auf eine Piinlti
slichleit auf die Sekunde darf diese Uhr
fallerdings keinen Anspruch machen, die
iNaturvijller miissen aber auch nicht mit
Iihrer Zeit so rechnen wie wir. Jn
zChina sind die Uhren noch nicht so ein
gefiihrt wie bei uns und werden es
wohl auch niemals werden; denn das
sparsame Kind des himmlischen Kai
serreiches braucht sie nicht, um zu wis
sen, welche Zeit es sei. Will der Chi
nefe dies erfahren, so läqu er zur näch
sten Katze, deren es dort unzählige gibt,
nnd zieht ihr die Augenlider hoch; so
fort weiß er dann, wag die Glocke ge
schlagen hat. Er beobachtet nur die
Ausdehnung der Oeffnung der Pupille,
denn er hat gelernt, daß diese während
der verschiedenen Tageszeiten verschie
dene Größen hat, weil sie durch des-.
Stand derSonne und das auf sie schei
nende Licht, selbst wenn der Himmel
uinwijllt ist, beeinflußt wird.
Man merkt, daß die Disziplin im
curopäischen Konzert sehr mangelhaft
geworden ist: iiberall fliegen die No
tenblätier herum.
.- si- xc si
Selbstfucht gleicht der Blendlaterrke
fiir kurze Schleichwege, Gerechtigkeit
dem weithin strahlenden Leuchtturm
an den großen Verkehrsstraßen der
Menschheit