Bis aus Ende der Welt. stumm von Mosis-man Bocttcher. « -— a ’ (6. Fortsetzung) .!,lch«,« unterhraeh ihn Julia mit endet Stimme »das ist es nicht, an III ich denke, darauf kommt es doch It Sicht anl« Eine Weile saß sie sicher schweigend dann bog sie der Mich vorn geluntenen Kopf eursick nnd sagte in ihrem alten bestimmten Ton: «Nein. Tisch gehe mit keiner Lüge in die Ehe. Ich Rinas- nicht »Aber mich. Jch würde niemals die sagst lot-, daß es sich rächen müßte .--—, le oder lo.« Wieder erschien der entlaste-Jene fast herbe Zug um ihren Mund, als sie schloß: »Wenn Sie sich die Mühe gegeben hätten, mich ein we tiisstennen zu lernen. hätten Sie das wissen müssen, Winfried. hätten Sie stir diese Stunde ersparen können« Borgstedt drang noch einmal mit be wegten Worten in sie, wiederholte feine leidenschaftlichen LieRserllärnnaen Hat und beschwor-; aber Julin blieb . M- wurde ungeduldig, und zuletzt gingen sie in offenem Groll auseinan ----.-----.---.—-.-.-·-——»— Mit den Abend hatte man sich mit Alma v. Schlichen zum Mufiziren MehredeL und so fand man sich denn gen-en neun Uhr. als es dean stärker zu dunkeln begann, nnd e Konturen der Baumkronen schon schwärzlich gegen den stahlhlauen « mel standen, im tunlich-behagli sen Musikinlon des Hotels zusam nette Nur der Oberst und Waldernar fehlten- Der erstere hatte am Mor gen hinter dem Rücken seiner Familie, m unbe·;wingbarer Leidenschnit ge . trieben, einen neuen Jagdausflug un ternommen und sich dabei offenbar Munstrengt Bei Tisch war ibrn noch verhältnsißmäßia wobl aeweienk Nachmittags aber hatten ihn starke herzbellemmungen und Bitt-einbe siiIclverden befallen, und bei dein tur jen Spaziergang, den er vor dem Rachtmnbl zu unternehmen pflegte. seinem sogenannten »Appetiterre·ner« tat ihn-. das Gehen so sauer gewor den, daß er nach wenigen hundert Schritten hatte heimkehren und sich Insi Sofu ausstrecken müssen. Der Professor hatte ihn untersucht, ins gebracht und neben absoluter stehe Diziitatiseinsvriszung und Eie ssiaiche verordnet. Gefahr wäre teine, meinte er; wenn's aut ginge. würde fchon nrornen trüb alles wieder hübsch is Ordnunq seit-« Beides-nat aber — so oberfläcblicke er war, so impulsiv war er auch — Ontie sch- nicht bewegen lassen, von seines Vaters Schmerzenästatt zu weichen —- trotz der beiden biibschen Schottinnern denen er begeistert die , Heut schnitt, wobei ihm die eine ge nau so gut gefiel wie die andere. Und während die beiden Kraustöpse inmitten eines halben Dutzend son « Damen und betten im - alon ihres treuen Verehrers harr ten, hielt dieser seines Vaters Puls mbliissia zwischen den Fingern, tte dem alten Herrn Zuversicht — its-und driirttr. als ihrn von ungefähr eine Thräne ins Augen steigen wollte, M beißen Kuß auf die sehnige, Hatt geeiinderte Soldatenband. Nie hatte er's so deutlich gemerkt, sie Lieb ihm der Vater war. nie hatte er es sc schrecklsait schwer empfunden, Mktei er gegen ihn versäumt und W, ais ietzt, da der Tod drau ssäxan der Schwelle-gewaltsam Ein , begehrte S. K a v i i e l. i Frau v. Rotienbuka, die sich trotz all des Schwerem Das sie im Leben durchgemacht-. immer die naive Hoff . nungsfeliaYeii eines Kindes bewahrt «« hatte und darum in isten Sorgen W wie ein Kind zu beschwichtigen M, saß jin Musiksalon am Klavier « und Ließ die weißen, feinen Finaer stillt-direkte über die Tasten gleiten. silsu v. Schlichen. ganz in Weiß «dei, stand neben ihr, die Geige , am Kinn, den Bogen auf der - Ke, und b!ickte, während sie die We des Vorspiel-D- Leife mitzähite, ist« Borgitedh der sich. ganz abseits . m.Iulia, zwischen die beiden Schot tåum siefe hatte. Und aus-seinen . «an zucke ein Blit zu der »klei »-» km Zigeunerin« biniibek, auswan ? Gerad waldigen-T verliebt. W ward roth bis uniee das « W Gebt-, gerieth so in Verwir emez daß sie ims- ein Haar das recht igie Einsehen versäumt hätte, traf Wissen halben Tyn zu tief, faßte U rasch und spielte. Sie spielte Mantis DER-Tonart Spieltei - ; " ins-eite, jauchztk schluchzte unt M ei. Und alles an ebr sibriete ,, bebe-e. Nicht nur die edle Cre WaGeigef dg: Meistkäämaii di· M Jana ae eineef «, eeen, ei « sp lich-n Weit eingehaucht «zi ·. iet, nicht nur die klein« " W Anders-nd deren Finger wi « - über die Saiten sie-fees unt junge Mir Hex elfen beiteseie mein - M » Mesleris. der — Les-, .M W v Augen blickten iraurnbaft lächelnd aufwärts in selige Weiten. Die Hörer im Kreise unter dein großen, blitzenden Kristalllenchter sa ßen da wie gebannt. Die beiden Schot tinnen hielten die Hände im Schooß gefaltet und sei-den aus wie lebende Engel. und ihr Vater, ein verdorrter Riese, der nur aus Haut nnd Knochen zusammengeleimt schien. faß, die Ell bogen aui die Kniee stützend-, die lan gen Spinnensinger in den grauen Backenbart gekrolli, und eine Thriine nach der anderen tkovite aus feinen aefchlossenen Augen iiber die basieren lederartigen Wangen Professor Altdorf saß allein in der entlegenften Ecke, hilb von dein dont len. alterthümlichen Harmoniurn vers deckt. Er hatte den versteckten Platz ge wählt. um aut beobachten zu können Daß der ,,Afriic:ner«. nachdem er bei der Mittagstaiel in Galonierien ac aen Julia zerflossen war, sich beim Abendessen ganz in den Schranken obligater gesellschaftlicher Höflichkeit gehalten, Hatte ibn auf den Verdacht gebracht, daß eine neue geheime Aus sprache zwischen den beiden stattar iunden haben mußte. und er wurde den Gedanken nicht los, daß Bezie hungen zwischen den beiden bestanden. Fäden. die sich nicht nur von Borg fiedt zu Juliu, sondern auch von Ju lia zu Borastedt spannen, daß der jähe Wechsel im Benehmen des Lieus tenants auf das ja so leicht zu erwe elende Schmollen und Grollen beim licher Liebe zurückzuführen märr. Nun wollte er feben, ob nicht irgend eine Gebärde. ein Mienenspiel sein ·Blick ihm Gewißheit gäbe in seinem Verdacht. Aber über Vilma v. Schliebens Mrifterlpiel vergaß er. date er auf einem Spähen-often faß. Die schwin genden Töne wirkten auch um seine starke Seele vnitige Schleier. lief-en ihr Flügel und trugen sie fort vom Wirrsal und Leid dieser Erde: und auch feine hellen Augen fchkvssts sich und sahen im Dunlel nnirdiich lichte, traumhalt fchöne Gefilde. Die Geige schwieg plötzlich, und die verhaklenden Schlußatlorde des Kla viers weilten ihn ganz aus seiner seli gen Betäubung Die bunte Reihe unter dem Kron leuchter saß noch einen Moment wie erstarrt. Frau v. Boegftedt war die erste, die unter lauten Beifallsrulen in die von Ringen innielnden Hände tlatschte, nnd dann erbrause der all gemeine Beifall Vilrna stand lächelnd da· die Geige lässig in der Linien, und dehnte in wobligenr Behagen tieiatlnnend den biegfanIen Körper. Welcher Künstler ließe sich nicht gern von den Wogen des Upplaules ern-rauschen? Borgftedt schickte einen flüchtigen Blick zu Julia hinüber, die eben ne ben ihre Mutter qetreten war, um ihr zu tagen, daß sie rasch einmal nach dein Vater sehen wurde. Dann gina er feften Schrittes auf die »kleine Zigeunerin« los, nahm ihre rechte Hand, die noch den Bogen bielk iiibrte sie zu verehrungsvollein Kuß an seine Lippen und sprach in berboltenenk Ton, aber doch fo laut· daß Julia es hören mußte, hingerissen, begeistert gleichsam: »Ich weiß lein Wort, das meiner Bewunderung Ausdruck verlei- ; sen könnte. Aber ich bin glücklich, das-H es mir vergönnt ist, diese begnodete Hand küssen zu dürfen." Vilmia stand glutbiibergossen. Jn ihren dunklen Augen erschien ein Glanz, wie er wol-l in die Augen ei nes Menschen tritt, der nach jahre langen Ringen, nach tausend- und abertautendmaligein Verzugen sich blötzlich —- er weiß seldit nicht wie I— an das Ziel seiner hoffnung ge stellt fiebt —- ein Glanz, feucht oon niedergetärnpften Tbränen, verwirrt und Feigheit vom ängstlichen Noch nicht-glauben-wollen, und doch ein Glanz voll iubelnder Seligkeit. Der Lieutenont beugte sich noch ein mal über die kleine bräunliche hand; dann wandte er sich mit einein selt samen Lächeln an Juliu, die eben zur Thiir schritt. »Nun, gnädigei Fräu lseintk wollen Sie uns schon verlas m « Mit einem Lächeln sagte er das, in dem — so schien ei Altdorf — Iro nie, Herausforderung Rochelust und Drohung zum Ausdruck kamen. Julin fah den Lächelnden groß on, ein vonr Selunden lang. Altdorf aber wähnte, noch nie in seinem Leben einen so angstvoll fle benden Blick gesehen zu beben. und ihm war, oli zerspriinge etwas in feiner Brust seit scheillekn Klang. wie die Fette einer tönende-i Geige zer rei . . « ulia ging dinauj. Vilnia «o. i Schlichen begann von neuem zu spie k leu. Schuberts Ave Maria: »Sei ge t grüßt, du Oedenedeite!« Wie das; ,- Danlgedet einer von aller Erdennotl s befreiten Seele klang ei. Der Profesor hatte die Lippen sei , , -. Sein IIMI was ! III -der — » herantreten und ihm ins Ohr kenntenI mögen: Wüten Sie sich! CI giebt Männer. die keine Schertereien enter ihren Augen dulden!« Mit müder Bewegung strich er sich über die Stirn. Alter Knabe. was hast du dich ernr das Liebesgrländel drr Ungen zu iiiinniernt Dein Bart ist chon grau. und die Mädchen wollen Zagen liche Männer. Get- heicn an denen Ope rntionötiich. Was du wissen wolltest, haft du ja nun erfahren! Er sah noch einmal zu Borgstedt hin, der vorniibergedeugt, im den Rücken wendend, dasaik itterer Neid stieg in ihm aus. Also den dort Iiebte Julia, den dort liebte sie so sehr, daß ihre Augen vor Angst und Qual erstarrten, weil et einer ande ren mit schmeichelnder Rede die Hand getüßtl Daß Julia viel zu stolz war, urn je sür sich selbst zu bitten, daß sie nur um Schonung, um Erbarmen siir die andere, sür ihre Nebenbuhlerin, ge siebi holte — das lonnte Altdorf ja nicht ahnen! — Da idin der Aufenthalt in Lieben stein nun gründlich verleidet war, und er auch zur Fortsetzung der Fuß tour durch den Thüringer Wald ncht die geringste Lust mehr ver spürte. io wäre er am liebsten gleich am nächsten Morgen wieder nach Haufe oereiit. wo er in Arbeit und Berufs-sorgen Vergessen zu finden hoffte. Aber die Rücksicht auf den bedentlichen Zustand des Obersten hielt ihn fest: und dann wußte auch Juliu, die in der Angst um das be drodte theure Leben alles andere Zu vergessen schien. io ielir um ienL Bleiben zu bitten. Nur zu ihni hatte" sie das felsenfefte Vertrauen, daß er dem Vater über diele gefährliche Kri sis weghelfen könne« Der Badearzt wäre ja aewiß ein tüchtiaer Mann. aber Professor Altdorf bliebe eben Professor Altdorf. Und unter Thra nen lächelte lie ihn an. Ja, Professor Altdorf blieb Pto fessor Altdorf· Er that seine Pflicht bei dein Obersten, auch noch etwas mehr als die bloße Pflicht und sagte nichts weiter. Schließlich dachte er: es ift wohl ganz gut so. Wenn du dich noch ein Weilchen in Julias Nähe aufhalten mußt, unter dein Zauber « ihrer Augen, dem Bann ihres Wesens, mit der unumssößlichen Gewißweit, daß du nichts mehr von ihr zu hoffen hast« so wirft du vielleicht ani rasche flen deiner Empfindung Herr. Jen mer bern Feind dreist ins Auge sehen — lo ists am besten siir einen Mann. Jn der dritten Nacht nach dein Jagdausflugniorgen stellte sich bei Rottenburg eine lo ftarle Schwellung ein« daß ber Professor, urn das Aeußerste abzuwenden, einen Skolar einstich machen mußte, um die durch die Störung des Kreislauer versä lachte Ansammlung oon Blutwasser zu beseitigen. Die Oberation hatte ganz uner wartet günstige Folgen. Ratten burgs Zustand besserte sich sast von Stunb’ an. zwei Tage danach war er —- fiir den Auaenblick wenigstens —- außer aller Gefahr, unb Altdorf konnte beruhigt abeeifen. Waldemar. den er fin alle Fälle noch eine Woche bei bern Kranken las ien wollte, und Julia begleiteten ihn Zum Babnhof, von dein aus man das Liebensteiner Thal ini Kranz leiner ariinen Berae von ben Altensieiner Hälan an bis zur Burgruine hin chkschailkll konkl. f Der Prosessor hatte nur einen flüchtigen Blick fiir das liebliche Bild, das im letzten Glanz der schei denden Sonne gluthiibergossen lockte und grüßte. Sich nur nicht auch noch von der Natur umstricken lassen! Das Abschiednebmen kam ihm ja so schon schwer genug an. Jn den Wagen hinein reichte ihm Julia einen Strauß wundervoller Rosen in allen Farben, und er nahm ihre band und tüßte sie. Zum er sten Male! Nie vordem hatte er eine Frauenhand geküßt, auch die seiner Mutter nicht, und noch lange spürte er die Berührung der feinen. sammt weichen haut an seinen Lippen. Die Rosen hütete er sorgsam aus der ganzen Fahrt. Zu hause aber schloß er sie in ein Fach seines Schreibtisches und dachte dabei, er wäre gar nicht er selbst, sondern ir gend ein verliebter Primaner, der »Erinnerungen'· sammelt. Denn er selbst hatte noch nicht eine einzige mit seinen dreiundvierzig Jahren. Als» die Geschwister Rottenburg vom Bahnhos ins Dorf zurückkehrten gesellte sich auf halbem Weg Borg-i jstedt zu ihnen. Er hatte in den ver- ’ gangenes Tagen. in denen Julia am Krantenbett ihres Vaters unaufhör lich mit dem Professor zusammenge trofsen wars wii end er selbst sie taum zu Gesicht kommen, wahre hsllenaualen der Eifersucht ausge standen und fühlte sich nun wie von einer erdrückenden Last befreit. Ali Waldemar in einen Laden ge treten war, sich Zigaretten zu taufen, fragte er Juliax »Das Versprechen, das Sie mir vor acht Tagen am Sandberg gaben —- eI gilt doch nocht« Julia sah ihmJn das schöne, wie der Wschaftltch We M und antwortete: »Ich denke, was san eins-l MM.M- sitt trmner.s « s- eism wi- sse-«- ist er W M »Und dar-II Its ich Ihnen noch einmal fagen. was Sie mir versprachen. Sie verspra chen mir, auf mich zu warten. bis ich im Stande fein wiirde, Sie ohne Stel lung einer Deiratbsiaution zu meiner Frau zu machen« ,Jch versprach Ihnen, auf Sie su warten, fo lange es in meiner Kraft siebt, fo lange es von meinem Willen abhängt. Winfried.« aSie sind merkwürdig vorsichtig mit Jbren Bersprechungen Sie las fen sich iiberali eine hintertbiir offen.'· MHaben Sie wirklich den Eindruck von mir?« fragte Julia und sprach, da Borgftedt schweigend die Stirn runzelte, in bestimmtem Ton weiter: »Ich weiß nicht, ob nicht Ereignisse eintreten, die mich zwingen, meine Hoffnungen und Wünfche meiner Fa milie zum Opfer zu bringen. Mein Vater ifi irant, meine Mutter ift lei dend. Es lann geschehen, daß eines non beiden hilflos und dauernder Pflege benötbigt. Dann darf. dann kann ich ihn nicht Fremden überlas fen. Eine Kranienpflegerin aber wäre eine fchlechte Frau siir Sie. Und mein Bruder? Sie baben es wohl felbft fchon gemerkt. er bat leichtes Blut, er fpieit und macht Schulden, unfer Name ist bei ibm nicht in den beften händen.· Wieder trat der herb-entfchloffene Zug um ibren Mund deutlich hervor. »Es mag Jbs nen vielleicht veraltet, romanbaft tlingen. was ich nun fagen werde. aber ich bade Veranlassung gehabt, es mir reiflich zu überlegen: wenn un ferem alten guten Namen einmal durch den Leichtsinn meines Bruders Schmach und Schande. meinen Eltern Gram and Leid droben follte, so würde ich mich —- iiinnie ich die Ge fahr dadurch abwenden -—«- ohne Be sinnen irgend einem reichen Mann-« fie holte tief Atdem und stieß dcrnnL hervor — .vertausen.' l Sie sentte die Liver; es war, als rieselte ein Schauer über ihre schlante Gestalt. Borgftedt streifte sie mit einem Blick, der scharf war wie geschtissener Stahl und heiß wie Flammen. »Ich werde Sie keinem anderen Mann las ien!" stieß er heiser hervor. »Gegen das Schicksal sind wir machtlos.« aab sie zurück. Der Lieutenant blickte durch das Schausenster in den Laden hinein, in dem Walde-nat mit dem Auswahlen feines Rauchbedarss augenscheinlich nicht recht zu Stande kommen tonetr. Dann sprach er weiter: «Jtsr starter Familiensmn giebt Ihnen dünge spinste ein. Sie quälen sich mit Uederlegungen, die in die Dimension des Unwahrscheinlichen, Unnaiiirlichen gehören. Bleiben wir doch im Reich der Möglichkeiten!« .Jch habe von meinem Vater ge lernt, alle Konsequenzen zu ziehen, ede ich mich mit einem Wort binde. Denn ein Wort muß gelten, muß un löslich sein.« Borgstedt machte eine Bewegung der Ungeduld. «Ilso. um zum Zie le zu tommen: Jch gehe nach Asrita zurück.« In sassungzlosem Schreck blickte Julia den Geliebten an. »Was wol len Sie? Nach -—?« Die Worte er starrten ihr aus den Lippen «Jch habe teine andere Möglich teit. Sie in absehbarer·8eit zu mei- s net Frau zu machen." ruht oer cau- s tenant. ganz und gar voll diisterer Entfchlossenheit, fort. »Trete ich wie der in die Schuhtruppe ein, so werde ich sogleich zum Hauptmann beför dert, und bei den günstigen Avances mentsverhältnissem die wir dort un ten haben. tann ich's in zwei, drei Jahren bequem zur ersten Klasse bringen« während ich hier noch min bestens sechs, sieben Jahre zu thun hätte, bis ich so weit komme. Dann vermag ich aber auch bei meinem Ge halt erhebliche Ersparnisse zu machen, was ich hier nicht tann.« «Winfried!« flehte Julia, »das — das werden Sie nicht thun! Schon» um Jhrer Mutter willen dürfen Sie» es nicht!« " Borgftedt zuckte die Achseln. »Es ist entschieden. Jch hin mit mir im reinen. Doch — Jhr herr Bruder sammt. Wenn Sie mir noch etwas zu sagen haben, dann bitte heute Abend aus der Promenade. Jch er warte Sie gegen neun Uhr." — Und wieder ging Julia zu der be stimmten Zufammentunft. Zu ihren Eltern sagte sie, daß sie var dem Schlafengehen noch ein wenig frische ;Luft schöpfen wüßte« i Diesmal spürte sie nichts von der Unfreiheit, der Scham, die stch vor wenigen Tagen, aus dein Weg zur Raienlaube, wie der Druck einer Iaufi um ihr herz gelegt hatte heute war fiir nichts Plas in ihrer Brust, als site eine grenzenlose Angst um den Geliebten. Noch zu keiner Stunde hatte sie io deutlich empfun den, wie viel er ihr galt. als gerade est tn der Furcht vor dem Abschied, der to leicht ein Abschied auf ewig sein kannte. Daß wieder ihr starter Stolz in ihr Zählen hineinftrahlte, das sie. die Opferbereite, ein to gro ßes Liebesopfetz das ihr wie ein Spiel um Tod nnd Leben erschien, nt an sah-en wollte, darüber ward sich sechs nicht klar. M t- iIIMO I- N Ists su den Geliebten ding. so heiß und innig P auch immer wieder von neuern bnt nnd flehte, das er sich doch nicht seine zweiten Male den Gefahren des Tro pendienftes ausseien möchte, er blieb Fes: bei seinem einmal gefaßten Vot a . s »Ich wiirde diel Schlimmeres, ich wiirdk das Aeußerfte, das Tollste wa gen. um Dich zu erringen,« sprach er heiser vor Eingang. »Ich weih nicht, ob es überhaupt etwas giebt. wovor ich zurückschrecken wiirde um; diesen Preis." I Da stieg wieder das leise Grauens dor seiner Leidenschaft in Julia auf. i Milde des aussichtslosen Kampfes« schwieg sie still. ; »Ich darf Dir doch schreiben-VI fragte der Lieutenant nach einer? Pause. »So oft ich will ?' Sie nickte und nannte ihm eine Chiffre, unter der er seine Briefe an« das Postaint ihres Wohnortes senden sollte. Jbre Eltern durften natür lich nichts von dieser Korrespondenz erfahren. »Und auch Du wirst mir schreiben? Oft? Jede Woche einmal?« .Ja ——- ich werde schreiben.« Die Kirchthuentuhr schlug zehn. »Ich muß geben« sagte Julia ton- ; los. Dann, in deni fahlen Licht ei net Laterne, nahm sie Boegstedis Kopf in beide Hände, sah ihm rnit! einem wehen Blick in die Augen undi hauchte: »Leb’ wohl! Der himmels nebine Dich in seinen SchnhP J Das war das erste — und das leyte Mal, daß sie ihn »Du« ge nannt! —- ; Schon am nachsren Vormittags lam der Lieutenant, um von dem Obersten. der noch ans Zimmer ge bannt war. Abschied zu nehmen. Die Familie Rottenburg war vollzählig versammelt. - Kröstig schüttelte der Alte dem jun- ( gen Ossizier die hand. »Na, dann machen Si« gut. Sie unruhige Geist,'« sagte er in einem Ton. in dem sich Tadel und Anerkennung stritten. «Man dient ja auch da unten redlich für König und Vaterland. Aber« er zog ihn näher zu sich heran, so daß er ihm ins Ohr raunen kannte — »nicht wieder Dummheiten machen!" Laut sprach er dann weiter: ·Jmmer bedenken, daß auch die Hereros und Bonhelzwarte, oder wie die Schwar zen in Südwestasrila sonst noch heißen mögen, Gottes Geschöpse sind, und daß sie schließlich ni is weiter thun, als so, wiss ihre Un ultur ihnen ge bietet, um den Besiß der angestamms ten Schalle lömpsen.« Ale Borgsiedt gegangen war — leine Miene hatte in seinem schönen Gesicht gezuckt, als er sich zum letzten Male über Julius eislalte hand ge beugt —, athmete der Oberst wie er leichtert aus. (Fortsehung folgt.) steten-Kindern Die zur Genüge belannten verschie denen »Asiiiren", von denen Däm marl im oergangenen Jahr heimge sucht wurde, zeitigten als einschnei dendstes Resultat die Beschäftigungs losigleit. Wenn die Plalate, die überall zur-hilse aussorderten, nicht übertrieben« so gab es in die sen Winter-Monaten mehr als 50, 000 Arbeitslose in Kopenhagen Selbstverständlich wendet sich das heer dieser Armen nach Kopenhagem das mit seiner halben Million Einwohner etwa ein Fünstel der Gesamnrtbevölle rung einschließt und von den Provinz lern gistig der .ungesunde Wassertovs Dänemarlö« genannt zu werden pflegt. Zwar hat man in der Meteo vole selbst iibergenua zu thun, um der wirthschastlichen Depression herr u werden. Aber die schlimmen Ereignisse werden als Rationalungliia angesehen und getragen, das bindet aneinander; und darum werden auch die Konse quenzen nicht zu saulen Ausreden be nutzt, um den lieben Nächsten von sich abzuschiitteln, sondern als Avvell an die verdoppelte hilfsbereitschast und Gebelust. Ali dann der stramme Winter mit dem berüchtigten diinischen Nordost einsehte, da wurden die Nati und Vorschläge, wie die grimmigste - Noth zu lindern sei, die wichtigste Ta gessragr. Zu allererst dentt man im Norden immer an die Kinder. Zu der großen Masse der Arbeitslosen tommi die noch dreimal so große ihres Nachwuchses. Dasiir reichen alle schon bestehenden Versorgungjeinrichtungen nicht aus. Und ein hungerndes — srierendes Kind —- schon greist der, der selbsi nichts hat, suchend in seine Taschen. So versiel man ans die Jdee der Jll tientinder«. Es gibt Attien zu zwanzig Kronen und darunter. Iiir zwanzig Kronen erwirbt der Aktioan oder die Ullios niste, denn es können sich natürlich auch mehrere zusammn eine Altie lau sen, den Anspruch daraus, baß ein ar ’mee Kind 80 Tage la mit, neben bei bemerlt, sehr reichlicher und gan vorzüglicher Kost versehen wird. Be niedrigem Altien kommt diese Wohl that den Kindern einen Tag um den andernokugutk Zudem, was damit er reicht d, sieht die Dilhe der Aktien Jmnme in aar keinem Verhältnis um o mehr als sich ost vier, siins« nnd mehr Monsre an einer eiPen Iltie seen was- d n HEXEN-III- Semi fäng« löst die Anwartfch W ·r freie Oeliiftigung in allen ti fchulen. vertheilen. Nicht nur die witt digften, vor alle-m werden die lirm en kleinen Schlatter beriiafichiigt. Klassenlehrer eines jeden Aktienkindei wird iiber die Persönlichkeit der Jll tieneltern« unterrichtet und fest mit ihnen in direkte Verbindung du etwa folgendes Schreiben: Ei wird hnen hiermit mitgeteilt, daß Jhr Al tientind N. N. ißt. Das Kind ift. . . . Jahre alt und eine Eltern sind . . . . . ( hier fclgt Name und Adresse). — Auf dieie Weise geht der Okktioniir sicher, daß fein Geld auf die defte Art ver wendet wird Und weit mehr noch: er wird bekannt mit der Existenz seian Schutzlings, tann sie verfolgen und unter llmftiinden noch in anderer und umfassenderer Form Einfluß auf ein aanze6, werdendea Menschenleben ge minnen. Kaum war die Anregung geben, so ließen auch die Meldungen It Al tioniire nicht mehr lange auf fich war ten. Im Laufe weniger Tage hatten schon fo viel Antheilnedmer gezeichnet, daß mit der Betöftigung von 500 Kin dern begonnen werden konnte. Die seltsamften Altieneltern meldeten firh zu einein Altienkinde ——- oder mehreren. Die Stich-vorte, unter denen sie es ta ten, ließen ahnen. dafz die Altioniire fich aus allen Gefellfchaftsfchichten und allen Altern zufammenfehiem »Ein Phoinbre Partie« wünschte glei vier Attientinder. »Gudruns Sparb chfe« gal- die Mittel zu einer halben Aktie her. »Ein Kellnertrifolium« kaufte eine ganze Aktie, »ein Oillardkluk nahm ebenfalls ein Kind auf fich, und einige Studenten konnten sich zu drei Kindern beglückwünfchen. Es versteht sich von tell-in baß uoer den Kleinen die Großen nicht vergessen werden. Zum Theil sorgen diese aller dings schon selbst dafür, daß sie nicht -iit?erseben werden, denn es ist rein un glaublich, wie oit man in Kopenhagen aus oftener Straße und im hause an gevettelt wird. Und von wem! Auch hier ist vie bedauerliche Kehrseite der Medaille. daß die wirtliche verseorenen und oerschömten Armen durch ihre un versrorenen und unverschämten Lei densgenossen zu lurz tommen. Was sieht man da für jammervolle Gestal ten unter diesen Stieslindern des Glücks---laum Menschen mehr. Ueber all lungern sie herum, mischen sich un geniert in den Strom des Publitums, ein London im kleinen Stil. Man össnet die geheizten Kirchen, um diesem Proletariat. das oft nur Rock und hose auf dem bloßen Leibe trägt, eine Schlafstelle zu schaffen. Man speist lie, so gut es geht« zu hungern braucht niemand in Kot-entsagen Ein humaner Bürgermeister richtet eine Art Nachtashl in den Gängen des herrlichen Rathauses ein. Leider mußten die gaitlichen Pforten des Rommunepalais schleunigst wieder geschlossen werden, denn die Gäste brachten ein ungebetenes Gastgeschent in solcher Menge mit, daß die Magi stratsbeamten sich nicht nur aus Be dentlichteit am Kopie lraßten Ein besonders linderliebes Gemüt brachte in Vorschlag, die Köpfe armer Schul tinder regelmäßig von zwei Gemein deschwestern aus sremde Einwohner hin untersuchen zu lassen, diese til-nee gung stieß aber selbst bei den til-er zeugtesten Philanthropen auf Wider stand. So weit soll die Armenfiiv sorge denn doch nicht gehen. Zahlen miißig berechnet genießen etwa 5 v. h· der Einwohner Armenunterstiißung die der Kommune ungesähr 5 Millio nen Kronen im Jahre tosten. Man tann begreifen, daß es in die sem Winter auf dem «lustigen Loben hagen« wie ein Dömpser liegt. Eine graue Melancholie fliegt von dem bereisten und schneeverwehten Meer iiber die Stadt und iiber die Men schen. Irgend ein heller, froher Grundton schweigt diesmal. Man sehnt sich nach den Sommernachtss träumen, nach Tivoli und Klumpen borg, nach allem. was auch die Irerns den in Kopenhagen lieben, was es ihnen unvergeßiich macht. MO. X T Gut-then- ,,Was siFt du denn da und hältst Maulassen eil?« Strom-: «Weil ict müde bin, han« Gutsherr: »Mde?« Strauche »Ja, —- so dumme Fragen zu beantworten.« Der Romanabschnitt in No. 45 det Niederschlesischen Zeitung erzählte: Röte entledigte sich schnell ihres ans tnisterndet Seide gearbeiteten Tuch eocti.« Romanheldinnen ste n auch in ihrer Kleidung von dem lltiiglts chen ab. Ei sollte uns nicht wundern, wenn Aste den ans Pelz modelltetten - Strohdut ablegte und dann the ttess Roten-sei Monds-at vor dem etchenen Wntsptesel ndnete. · J- - —- —