Traume vom Glück: Skizze von Ruth Goen « . . . . Ei ist nur, weil die Kinder nun doch in die Stadt zur Schule sollen; aber ich meine damit nich . . nun, Sie werden es ja verstehen, lie bes-Fräulein Norden, mein hau steht Jhnen oisen, solange Sie wün schen-« Jn das Gesicht des Mädchens war eine glühende Nöthe gestiegen, und Clifadeth Norden senkte den Kopf, all das Wort gar nicht iider ihre Lippen wollte. Sie trampfte die ; hiinde ineinander. ihre Augen hoben sich nicht empor, aber die Gedanken jagten durch ihren Kopf. Nun wie der weiter, wieder hinan-, und sie hatte doch schon gedacht, hier eine heimath zu finden. Diese Kinder, diese reisenden drei Kleinen, wie sehr waren sie ihr ans Herz gewachsen. Mins Jahre lang war sie ihnen Mut- ; ter gewesen, Mutter, Etzieherin und Bildnerin. Wölschen zählte damals kaum vier Wochen, seine Mutter war in dai finstere Land gegangen, aus dem es kein Zurück mehr gab. Sie hatte das Kind wachten sehen, und wie prächtig hatte es sich entwickelt. Und der Manns Liedte sie ihn? Viel leicht liebte sie in ihm nur den Ver lassenen, den Unglüeklichen, der da mals fein Liedstes hingeben mußte, ohne helsen zu können. Vielleicht be teke sie in ihm die Güte an, die Zärt lichkeit, die sie so ost aus seinen Wor ten zu hören glaubte «Die Kinder kommen s-» noch eing, liebes Fräulein Norden, meine Braut sieht mit etwas hangen Augen in ihre Zukunft, helsen Sie mir und ihr, die Liebe der Kinder zu erringen. Sie wissen ja, wie sehr meine Kleinen Sie in ihr herz geschlossen haben. Es wird siit Sie eine Kleinigkeit sein, die Kinder zu überzeugen, daß ihre Mutter ihnen eine wirkliche Mutter sein will.« Ein trohigen ein finsterer Zug legte fich uni den Mund der Lehrerin. «Ach Gott« Herr Schmitz,« sagte sie init einein leichten und etwas verächt lichen Tonsall, »die Mutter der Kin der wird glücklich sein, und den Cliicklichen fällt es ja so leicht, die Versen zu gewinnen. Es ist eigen thiinilich, aber es ist doch so, wer die Schwere des Lebens nicht ienni, hilft auch den andern zu einein freudigen Geniesien.« Betroffen fah der Mann in das diistere, erbleichende Gesicht, und blitz artig lain ihm ein Gedanke, den er nur uersi, als er sich mit deni Duii che trug, seine kleine Beute fei nen Kindern zu gehen, bedrückt, den er aber später immer weiter von sich gewiesen· Er dachte an die Herzens liinipse, die dieses Menschenherz wird durchtänipsen müssen, ohne eine Thriine zu vergießen Er ergriff die beiden schlanlen, weißen hände und hielt sie fest, so sehr sie sich auch aus der Klar-inne dieses eisernen Griffeg sii befreien versuchten. »Meine Braut ist auch ieine von den Glücklichem Fräulein Norden, tein verwöhnteg Töchterchen, das nichts von deni Ernst des Lebens, von der Schwere der Tage tennt. Beate hat in den zehn Jahren, die sie nach dein Tode ihrer Eltern verledte, hart und bitter um ihre Existenz ringen iniifsen, ivie ioe nig Sonnenschein war auf ihrem Wege, nur ihr Herz ist voller Güte und Liebe geblieben, und all das Gute will sie nun meinen verlassenen Klei nen schenlen. Können Sie das ver stehen? Und werden Sie ihr mit ein wenig Freundlichteit entgegenkom weni« Elisabeth rang die Hände ineinan der. Also leine Glückliche . . . leine oon den Reichen, die sich mit Geld alles taufen lönnen, auch ein ringen der Mensch wie sie. Und ihr Herz öffnete sich weit, weit in jähem Ver stehen, und aus ihren Augen brach ein gütiger, leuchtender Strahl. Sie hol-»den Kopf und ein Lächeln lag in deni Gesicht, wenn auch die Flügel der Nase bebten und die großen Augen begannen, sich irsit Thränen zu füllen. »Ja, ich will, here Schmitz.« II I c »Nein, Fräulein Norden, geh' nicht von uns-, geif nicht von uns, bleibe bei uns, liebe Tante Liese, ich geh« mit dir mit, Tante Liefe,'« die tleine Erita klammerte sich mit beiden hönden an das Kleid der Eriiederim Wolfgang, der Fünsjiihrige, hielt die hand der Lehrerin umschlossen und drückte wieder und immer wieder seine Lippen darauf; ja, ich gehe auch mit,« betheuerte er ernsthast, und um seine Lippen guckte schon sein Kinderweinem dai Clisabeth io ost, so unzählige Male hinweg getriistet und geküßt hatte. Editha, die Drei zehnjiihrige, stand mit bösem Aus druck in dem etwas sriihreifen Ge sichte daneben. »Aber ihr belommt doch eine neue Mantu«, sagte das Mädchen und nahm ihre Zöglinae alle drei in den Arm, wie sie es so oit gethan hatte. Jhr Herz jubelte, ihre Augen strahl ten. Vier waren drei Welen, die sie nicht vergessen wollten, deren Ge müth mit jeder Faier an iir ge leitet war. Nur zögernd und wider , strebend hielt sie ihr Versprechen und die Worte, die sie zu den Kindern sagte, klangen nicht sehr überzeu gend. »Was-a wollte euch doch eine Freude machen, denkt mal, ihr sollt nun wieder mal eine Mutter haben, eine schöne, qnte Msama.« »Wenn Papa uns eine Freude machen wollte, warum hat er dich nicht zu unserer Mama gemacht?« sagte atttlua Editda. »Was-a weiß, daß mir nur dich lieben, mir wollen gar keine Mutter, gar teine andere Mutter.... höchstens dich, und ich werde sie auch nie Mutter nennen, Lan hat mir gestern in der Küche schon qenug erzählt, Stiefmutter peitschen ihre Kinder, sperren sie ein und geben ihnen nichts zu essen . . aber das lasse’ ich mir nicht gefallen, ich net-me Erita und Wölichen und komme zu dir, Tante Lies’, nicht wahr, du wirst uns immer ausneh men, und wenn du nichts hast, hun gern wirst du uns nie lassen.« »Aber Editha·...« wehrte Elisa deth erschrocken ad. Und sie schloß ihre Arme um das große Mädchen, das vielleicht allein von den drei Kin: dern unter dem Tod der ersten Mutter gelitten. »So etwas darfst du nicht sagen, Editha, die neue Mnmn wird lieb und gut sein« Seit drei Wochen ging Frau Beate still und anmuthiq durch das große haus. Jhre Augen siebten stets-, wo sie eines der Kinder tus, eine stumme Bitte: ,,.bad’ mich lieb.'· Und Elisadettk Norden sah mit tödtlichem Entsetzen, daß die Kinder diesem Flehen der großen Augen, die in einer so sonderbaren Macht erglänztem nicht widerstehen tonnten. Gditda that der neuen Mutter un ausgesordert manches zu Gesallen, und wenn von den rothen Lippen dann ein bezauberndeg Lächeln tam, dann gina auch uder das stille. sriid reise Kinderaesicht ein seliaeg Leuch ten. Erita zeigte ihre Liebe ieii eini gen Tagen ganz offentundig »Ich habe Iliama lieb, so lieb wie dich. Fräulein Norden, bist du mir böse?« Elifadetb Norden schüttelte in bef tiger Abwehr den Kopf, «wie tommft du darauf, Kleinchen?« fragte sie lachend, aber dieses Lachen llana wie ein Schluchzen. Wolfgang, Wölschen war der ein zige. der sich vor den offenen Armen der Mutter noch immer zu Fräulein Norden flüchtete. »Ich will nur-bei Iante Lie- bleiben, nicht lzur Mutter geben«-, das war feine beharrliche Ant wori. «-—— — Der Wind hatte die Sonne ver-: löscht, und brachte wieder große weiße Flocken zur Erde. Er heulte mit seinem fchaurigen sonderbaren Sang um das Fabrithaus, riittelte an den Fenstern und blies durch das Ofenloch in das behaglich erwärmte Zimmer. Um den Tisch des Eßzims mers saßen die beiden grauem die Kinder spielten in der fiebe, nur Editha ging hin und wieder zu der Mutter, streichelte ibr Haar und warf wie pflichtfchuldig einen freund lichen Vlies zu der Erzieberim den« diese mit einem fast gierigen Läckeln beantwortetr. »Wölfchen muß schlafen geden«, Fräulein Norden legte ilire Arbeit zusammen, fah noch einmal nach der Uhr und nahm den Kleinen auf den Arm. Taf Kind fing plötzlich an zu weinen, und flüsterte ängstlich und aufgeregt: »Ich habe Angst.« »Anast? Weßbalb dennii Komm, Iante Lies bringt dich zu Bett.« ,,Wölfchen will nicht schlafen ge den, ich will munter bleiben«, entgeg nete der lleine Mann und wand sich aus den Armen, die ibn umschlossen l;ielten. ·,Soll Mutter ein Lied fin aen?" und ohne die Antwort abzu warten, fang Frau Beate mit ihrer weichen, leifen Stimme ein süßes Zchlummerlied Da streckte das Kind seine Hände der schönen Frau ent gegen und bettelnd sagte es: ,.Bring mich zu Bett, liebe neue Mania!« »Ja, Mania bringt dich zu lZett, und Tante Sieg wird dabei sein, nicht wahr, Tante Lieg?« Die großen Au gen gingen mit ibrein bezwingenden Leuchten zu der Erzieberin hin. Aber Wolfgang klammerte sich an die Mut- i ter: »Nein, heute nicht, beute will Wolfgang von Maina ins Bett ge bracht fein.« ! Da war es mit tfliiabetng ksah iuna verbei. Ihre Lippen lächelten; ein tranipfhastes Lächeln, aber aus-J ihren Augen stürzten unanfhaltsnini lrampfdaft die Thriinen. i Vorbei . eu Ende der Tunmi von Glück. Sie musite sori, ihr; Plan war besetzt, ihr Gedenten aus«-T aelöscht auch in den Herzen dieser! Kinder. . i Als Frau Beute nach einer Weiiek aus dem leinderzinirner zurückkam. ein seliges Lächein um den Mund, da stand Elisabeth mit einer hastigen Be wegung auf: »Ich möchte fort, grindige Fr.iu.« Und als Frau Beste sie fragend nnd ohne Verständnis ansah. wieder holte sie noch einmal. »ja, ich möchte nun das Hans verlassen, verstehen Sie gnädiae Fran, ich habe.... man hat mir... ich möchte eine andere Stelle annetfnien.« »Aber Fräulein Norden. so plötz lich? Wollen Sie es sich nicht noch überlegen? Was werden die Kin der saaen? Gewis-» ich verstehe es. und oft habe ich daran gedacht, ob es nicht Unrecht ist, das Herz der Kinder Jhnen zu nehmen. Aber Sie wissen, ich habe nicht in Jhre Rechte einge rissen, absichtlich habe ich mich den indern etwas sern gehalten, ob gleich rnein Mann mir das übelnahni .Freundin sein? Ich mochte J en darf ich nun wenigstens Ochre helfen, soviel ich kann, helfen für das ganze Leben . . .« Ali Herr Schmis aus seiner Fa bril am späten Abend nach Hausei lam, waren die Koffer der Erzieherin schon gepackt. Jn dem Boudoir seiner Frau saßen die beiden. Frau Beute und Fräulein Eliiabeth, beide, die sei nem Herzen theuer waren, und hielten sich innig umschlungen. Er fragte nichts, er streckte dem Mädchen seine Hände entgegen. »Betrachten Sie un ser Haus immer als Ihre Heimath, Fräulein Elisabeth.« Und Frau Beute flüsterte leise und innig: »Ja, das wirst du thun, yet sprich es mir, versprich es mir, liebe Tante Liegt« Der Retter-. Humoreste von N e in hol d Or t m a n n. Als der Landgerichtgrath Helbing und der Kriminallommissär Golter das Vesiibül des vornehmen Hauses heiraten, dessen erstes Stockwerk der gastfreundliche Nentier Lampre t be wohnte, hin ihnen von oben er in großer Eile ein sehreleaant getleideter jüngerer Herr entgegen, der mit dem Landgerichtsrath einen sehr verbindli chen und mit dem Kommissar einen überaus kühlen Gruß austausehtr. »Wohin denn so hurtia, Herr Re aieruMg-Baumeister?'« fragte Helbing. ,,Haben Sie was vergessen?« Der Gefragte lächelte wichtig. »O nein! Aber ich muß mich wie der mal als UniversaliGenie bethöti: gen, als Retter aus höchster Noth. Unser Freund Lamprecht hat die Un varsichtigleit gehabt, zu seinem heuti sgen Oouper « wane einzuladen —— f macht mit ihm selber, feiner Gemahlin ’ und Fräulein Jlfe ausgerechnet vier ! zehn. Nun hat natürlich im allerletz ten Augenblick einer von den Getade nen abgesagi und die Aussicht auf die oniiniösen Treizehn an feiner Tafel » hat unseren verehrten Gaftfreund wäh i rend der 10 Minuten seit dem Ein-s t treffen der verhängnißvollen Absage ; fchier an den Rand der Verzweiflung i gebracht· Der Himmel mag wissen, was er anfangen wiirde, wenn ich mich ’ nicht erboten hätte, innerhalb 20 Mi » nuten einen meiner Freunde als Ers satzmann herbeizuschaffen. Es ist ja J auch, bei Gott« feine Kleinigkeit; aber s fiir das Haus Lamprecht thue ich fchon ein Uebriges.« Er hatte es mit eigenthiimlichen Rachdruct gesagt und mit einein ra schen, etwas höhnischen Seitenbliet auf den Kommissär. Nun oerbeugte er fich artig gegen den Richter und eilte, mit seinen langen Beinen gewaltig aus greisend, in den unwirthlichen Winter-i » abend hinauf-. . »Das hat gerade noch gefehlt«, brummte Golter ärgerlich. »Als wenn er bei dein alten Herrn nicht fchon ohnedieg genug Steine im Brett hätte. Sogar der blöde Zufall muß dem auf dringlichen Menschen zu Hilfe tom nien.« Der graudärtige Rath fah feinen jungen Freund forschend an. »Sie fürchten doch nicht im Eran daß dieser Geet Sie bei Fräulein Jlte ausftechen tönnte?" »Wenn sichs nur um den Eindruck auf die junge Dame handelte, würde ich vielleicht nicht allzu tleinmütbia fein. Aber der Vater -——! Weit er angeblich mal irgend welche iiblen tir iahrungen mit der Polizei gemacht hat, hegt er gegen meinen Beruf und unterfchiedslog gegen alle feine Ver treter eine Abneigung, die schon bei nzhe Jdiosintrafie genannt werden muß. Daß ich ihm überhaupt ins Haus lommen darf, habe ich einzig der freundlichen Gewogenheit feiner Nat tin zu danken. ——- Bis vor Kurzem noch hoffte ich, daß es mir nach und nach getinaen würde. fein Vorurtberl zu überwinden, aber seitdem sich dieser ReaierurgssBaumeifter in fehr duriti sichtiger Absicht bei ihm in Gunst le fetzen gewußt hat, schwinden meine ohnehin fehr geringfügigen Chancen zusehends dahin-« » --« ,«.:-J »Nun —sklllll! Alls llllljl vorersqu die Flinte in’s Korn werfen!« musi thigte der Andere. »Wie ich den Herrn Regierungs Baumeister Neubijrner tzxirr. wird er selbst einen so leicht zu teeinflussenden Mann wie meinen qu ten Freund L.1mprecht nicht allzu lan ne über seine innere Hohlheit und Werthlosiqteit täuschen lönnen.« Das gut getneinte Wort smien teine »klle tröstliche Wirkung auf den jun gen Kommissar geübt tu haben. Und in der That war die Bearüszun«a·, die ihm nleich daraus von Seiten des sicht: lich erregten und beunruhigten Gast aeberg zutheil wurde, kaum danach angetham ihn besonders hoffnunqsvoll zu stimmen. —- Frau Lamprecht und das allerliebste Fräulein Jlse empfin aen ihn freilich desto liebenswürdigen aber als ihm die letztere auf seine Fraqe mit einem kleinen Seufzer mit theilen mußte. daß ihr als Tischlava lier «natürlich« wieder derRegierunns Baumeister ausgezwungen worden sei, war es um Golters Laune ganz und ·gar geschehen. Wenn er vielleicht boshast genug gewesen war. zu hoffen, daß die Ret tungö-Mission des Regierungs - Bau meiftersscheitern werde. so sah er sich bald schmerzlich enttäuscht Denn die 20 Minuten waren noch tauin verstri eben, als Neubiirger mit strahlender Sieger-Neue den Lam recht'schen Sa lon wieder betrat, ge vlgt von einem ungefähr dreißigjährigen Herrn, der noch um ein Erhebliches eleganter — .- - - -«-—-.«——---—-—.-· -- —»-q— »aufgernacht« war, als er selbst, und dem selbst das eifersitchtige Mißver gniigen des Kommissärs ein sehr di-; stinguirtes Aussehen nicht bestreiten; konnte. s »Mein Studiensreund, Herr Baron von Plessow!« stellte der Baumeisters Vor Und damit war der neue An- » tömmling auch schon zum Mittelpunkt » der Gesellschaft geworden. Das Antgs sitz des Herrn Lamprecht, der seinen Umaangstreig so unverhofft durch ei nen wirklichen Baron geschmückt und bereichertsah, leuchtete vor Vergnügen Er drückte dem «Retter« mit wahrhaft inbrünstiger Dankbarkeit dieHand und über-schüttete seinen nristotratischen Freund mit allen erdentlichen Liebesw wiirdigleiten. Die Dame des Hauses konnte sich dem gewinnenden Eindruck den die Persönlichteit des Herrn von Plessow nothwendig aus jeden unbe sangenen Beurtheiler machen mußte, ersichtlich nicht entziehen, und selbst Fräulein Jlse schien sich nach Golters Beobachtungen ledhaster als ihm er wiinscht sein konnte, siir diesen Baron zu interessiren. Als man sich an schickte, zu Tisch zu gehen, sliisterte der Kommissar in übelster Stimmung sei nem araubiirtigen Vertrauten zur »Ich hätte, bei Gott, große Lust, mich auf französisch zu empfehlen. Denn hier bin ich in meiner Ueber fliissialeit ja schon beinah-e eine lächer liche Figur.« »Machen Sie um Himmels willen teine Dummheiten, junger Freundi« mahnte der Landgerichtsrath eindring lich. »Lamprecht würde es Ihnen nie verzeihen, wenn Sie durch Ihr Fort gehen seine Gesellschaft abermals auf die schreckliche Fahl Dreizehn reduzir ten. Und außerdem möchte ich Jhnen nachher etwas im Vertrauen mitthei len, das für Sie möglicherweise Vonl ullccssluhlclll AIlllkckuc Ul Golter blieb; aber eg wurde fiir ihn das trübseligste Sonder, dem er je in seinem Leben beigewohnt hatte. Der RegierttnassBaumeister und sein vor nehmer Freund swaren die erklärten Helden des Abends-. Von der Sappe bis zum Dessert beherrschten sie die Konversatiom und es ließ sich nicht leugnen, daß der Baron nicht nur echt ItseltmännischeAllüren, sondern auch Geist undWisz genug bewies, um selbst eme anspruchsvvlle Gesellschaft aus das Tresslichste zu unterhalten. Kein Zweifel, daß außer Golter alle Anwe senden von ihm entzückt waren— -viel-· leicht einzig noch den Landgerichtsrath ausgenommen, der den charmanten Causeur zwar unausgesetzt beobachtete, aber laum jemals bei seinen blenden den Einfällen und Scherzen denMund zu einein Lächeln verzog. Als man sich endlich erhob, um in den Salon zurückzukehren, war der Kommissät zu sofortigem Ausbruch entschlossen. Hel bing aber. der die mißmuthige Absicht auf seinem Antlitz gelesen zu haben schien, zog ihn in eine Ecke und sprach ein paar Minuten lang leise und eif rig aus ihn ein. Merkwürdiger Weise gelang es ihm abermals-, Golter zum Bleiben zu bewegen, obwohl der junge Mann, der erst vor nicht langer Zeit die Ossizierslausbahn mit der des Kriminalisten vertauscht hatte, durch einige recht gistiae Anspielunan des Hausherrn aus die »berühmte Findig leit und Allgeaentvart« der Polizei neuerdings in den Abarund der tief sten Muthlosigteit gestürzt worden war. Das geselliae Beisanimensein nahm zunächst den bei solchen Gelegenheiten üblichen Verlauf. Ein Amateur:-Pa aanini producirte sich augaiebia aus der Violine und eine im Vorbeiareisen unübertressliche junge Tame noch aus giebiger aus dem Klavier· Die Ab spannuna der verdainmggmiiden Miste machte, dem Reiz dieser Geniisse ent sprechend, rapide Fortschritte-, und die während der Tafel so fröhliche Stim mung trat dem tsesrierpuntt bedenL lich nahe, als der Derr our-Jn, ou »i tahin hinter Fräulein Jlse·9 Stuhl eifrig Süßholz neraspelt hatte, um die Erlaubniß d.1t, den verehrten Anwe senden einige Zaubertunststiicte Vorzn machen. Mit iiblichen besinnten Kar tentricks — das dazu beniithiate Spiel hatte er zusällia bei sich sing er an. Und er war in der Taschenspielerei nicht minder oirtuo;5, als in der Kunst der Unterhaltung. Die Zuschauer ta men aus dem Staunen nnd Applrus diren aar nicht heraus, und alle Ver dauunaginiidiateit war mit einem Male wie wegraeblasen Dann fuhr Herr von Plessow nach nnd nach sein schweres Geschiitz aus. lsir ariss Zwanzigmartstiicte aus der Lust, zan berte einen entliehenen Chronometer in die Westentasche eines atmunjslosen Herrn, zerriß einen .fJundertmart schein, um ihn nachher unversehrt in der Von einem Anwesenden erbetenen Cigarre wiederzufinden, und was der amüsantenScherze mehr waren. Schon hatte er die improvisirte »Vorstellung" siir beenedet ertlärt. Aber aus instän diges Bitten seiner entzückten Zu schauer entschlosz er sich zuletzt doch noch zu einer Angabe, die allerdinng wie er sagte, einiger etwas umständli cher Vorbereitungen bedurfte. Es mußte sich, nach der Natur dieser Vorbereitungen zu urtheilen. dabei um, eine Sensations - Nummer allerersten Ranges handeln. Denn der Baron brauchte sür sein geheimnißvolles Kunststück nicht weniger als siins Her renuhren nebst Ketten, sechs Finger ringe, »möalichst mit Brill—anten«, und einen richtigen Tausendmarkschein. Die erstgenannten Geaenstände sam melte er mühelos bei den Gästen ein, wahrend der Hausherr den Kassen schein beisteueetr. Dann bat der Tau sendtunstler, sich aus einige Minuten entfernen zu diirfen und ersuchte die junge Klaniertiinftlerin, die Gesell schaft inzwischen durch einen ihrer meisterhaften Vorträge zu unterhalten. Daß noch vor ihm der Kammissiir Golter den Salon verlassen hatte, war. bei der herrschenden Spannung Nie-l mandem aufgefallen. Und während der erften zehn Minuten, die durch den Klaviervortrag schlecht und recht aus gefüllt wurden, fiel es auch nicht fon derlich auf, daß der Zauberliinftler noch immer nicht zurückgekehrt war. Nach weiteren fünf Minuten aber fing man an, fich zu wundern Und als abermals der gleiche Zeitraum verstei chen war ohne daß die Thür, durch die der Baron verschwunden war, sich wieder geöffnet hätte, wurde man un ruhig. »Vielleicht ift dern Herrn etwas zu geftoßen«, meinte die Frau Kommer zienriithin Bomsdorf, die zwei Bril lantringe heraeliehen hatte. »Man sollte sich doch nach ihm nmfehen.« Der Hausherr beeilte fich, dem zar teu Winke Folge zu leisten, nnd nach Verlauf etliche-r Minuten lehrte er schreckenebleich zurück ,,Der Baron hat nach Aue-sage der Mädchen dieWohnunq schon vor unge fähr einer halben Stunde verlassen«, ftarninelte er. »Und er ——— er hat sich dabei ftatt feines Ueberziehers verfe hentlich den Biberpelz des Herrn Kom merzienraths geben lassen. Er wollte aus feiner Wohnung einen Apparat holen, faate er. Jch hoffe, Herr Re gierungs s Baumeifter, die Wohnung ihres Freundes liegt nicht allzu weit von hier entfernt « Der Gefragte war läfewciß gewor: den. »Nein --in der That —- kaum fünf Minuten. Er logirt in demselben Pens fionat, in dem auch ich wohne.« »Und fiir die Ehrenhaftiateit »zhres ehemaligen Kommilitionen können Sie felbftverftändiich Bürgfchaft leisten?« fragte der Konnnerzienrath scharf Der unglückliche Neubürger aber itatterte: »Die Herrschaften miissen entichuldis" gen, wenn ich mich einer kleinen Un wahrheit schuldig gemacht habe. Jch tenne den Baron erft feit gestern Mit tag. Weil ich aber in der gebotenen Eile keinen anderen Vierzehnten anf zutreiben vermochte als ihn. glaubte ich ihn als einen Studienfreund ein führen zu müssen. Selbstverständlich halte ich· ihn fiir ehrenhaft·« »Womit Sie fich leider im Jrrthum befinden«, fiel der Landgerichtsrath ein. »Nachdem Sie felbft erklärt ha ben, daß der Herr niemals JshrFreund gewesen ift, muß ich ja nicht mehr fürchten, Ihnen zu nahe zu treten, in dem ich tonstatire, daß vor ungefähr einem Jahre ich Mitglied des-Gerichts hofes war, der den Herrn Baron we gen eines Hoteldiebstahls zu 9 Mona ten Gefängniß verurtheilte.« Ein furchtbares Ungewitter leiden-: schaftlicher Entrüftung entlud sich auf diese Mittheilung hin iiber das Haupt des jammervoll zufammengebrochenen Regierungs-Baumeifters; denn bei nahe jeder der Anwesenden hatte ja dem liebenswürdigen »Zaubertiinstler« irgend eine Kostbarteit anvertraut, Eben hatte der ergrimmte Hausherr dem armen Neubiiraer auf eine ziem lich unzweideutige Weise für immer die Gaftfreundichaft qetiindigt, als sich die Thiir des Salons öffnete. Ein et was ironiiches Lächeln auf den Lip pen, trat der Kriminal - Kommissar Golter iiber die Schwelle. »Die Herrschaften befinden sich. wie ich sehe, in einiger Sorge«, sagte er, »und ich freue mich deshalb, Ihnen mittheilen zu dürfen, daß Sie sämmt liche dem Herrn von Plessoro iibergebei ren Kleinodien morgen auf der Poli »Hei in Empfang nehmen können. Da ich von dem Herrn Landaerichtsrath aewarnt worden war, habe ich den Vogel unten vor dem Haufe abgesan gen und in einem sicheren Käfig unter gebracht. Ihr Bibertselz, Herr Kom menienrath hängt schon wieder drau nen« — »Sie sind ein lllracbtmensth rief Lgmnrecht, indem er den Kommissar vor aller Augen umarmte. »Wie in meinem Leben werde ichs Almen ver aessen, das-, Sie mich aus dieser schau-« derbaften Verleaenheit aerettet haben. Von her-te an betrachte ich Sie als den reiten Freund meines .fJauseg.« Der Slteaiernnasz Banmeifter aber hatte sich inzwischen still entfernt, und er wurde an dieser Stätte nie mehr gesehen. — Der dreißigjährige Arie-. Professor der Geschichte: »Wie heißen Sie?« Fremder (der eintritt): »Krieg.« Professor: »Wie alt sind Sie?« Fremder: »Dreißig Jahre.« Professor: »Da habe ich ja die ganz unerwartete Ehre, den dreißigjährigen Krieg bei mir zu fehen.« Watche mit Luft. Knabe lNach dem Gewitter): »Da habe ich kürzlich gelesen, daß jedes Gewitter eine reinigende Wirkung hat.'« Vater: »Ja, aber bilde Dir ja nicht ein, daß Du Dich deshalb heute nicht zu waschen brauchft.«« Mut-lich »Auf meiner letzten großen Reise bin ich auch durch die Meer-enge von Gibraltar aelommen«, erzählt im Kreise seiner Familie ein anffallend korpulenter Herr-. »Das-« wundert mich aber, Onkel«, sagte sein lleiner Neffe, »daß du bei deinerDicle da haft durchtomrnen tön nen.« Unbesonnm. ll ( ll f Pf Dame (zu einem Herrn, welchen behufs Heirath der Tochter des hau s in die Familie eingeführt hat: ,,,Nun was sagen Sie, Herr III-immed,n eine feine Familie, was?« Sehen Sie nur das schöne Tischgeschirr!« »Hm! wegen dem das tann auch ausgeliehen sein!« ,,Jreilich, denen wird wer was bor gen « Reinfalb Erste Nichte (am Bett des tranken Erdontels): »Er schläft — wir können ungenirt sprechen " Zweite: »Ja, er ist ein alter filziger Knicker und « (hölt inne) Onkel: »Nur zu, nur zu, Kinder. genirt Euch nicht, thut ganz, als ob ich schon weg wäret« Ein Bethei ·.E«ine Jagd machte ich ganz gern ’mal mit, aber fiir eine Löwenjagd würde ich doch bestens danken.« »Ich auch, das muß doch ein sehr undankbares Vergnügen sein, es ge hen davon so wenig in die Jagd tasche.« " Schrinbnrer Widerspruch. »Die Meisterin giebt wohl seht gerne?« »Na ’g geht« Lehrbnben, die nicht satt zu lriegen sind, kriegt sie am ehe ften satt.« Ein gutes Gedächtnisi. Lehrerin: »Ja der letzten Stunde haben wir über die Stadt Roman sprachen, kannst Du mir noch sagen, Gretchen, wann diese Stadt erbaut wurde?« Gretchen: »Des Nachts.« Lehrerin: »Wie kommst Du denn· daraus?« Gretchen: »Mein Vater sagt im mer« Rom ift nicht an einein Tage er baut.« Garantie. Jn einem Gefchäftsladen in vaIn läßt sich ein Kunde Regenschirme zet-’ gen. »Den kann ich Ihnen fehr empfeh len, zehn Mart. sehr preiöwerth . Fiir die Seide leiste ich Garan »Jch möchte aber einen billigeren Schirm haben, Herr Bamberger,s«· · meint der Kunde »Nehmen Sie den . . Auch sehr Mn . . . auch sehr preiöwerth . . . stet fünf Mari. »Auch Garantie?« »Auch Garantie!« v ,,Garantiren Sie die Seide, Heres Bamberger?« »Nee, Seide . . . nicht.« »Was garantiren Sie denn?« »Nu, daß es ein Regenschirm ist!« tie. Audgrplaudcrt. Hausfrau: »Bitte, lang Dir zu, Onkel Fritz!« Onkel: »Ich danke Dir! Jch werde mir noch zwei Stiick davon nehmen« denn ich hab-e noch nie so vorzüglichen Gänfebraten gegessen« Der kleine Fritz: ,,Hurrah, Onleli Jetzt hat die Mama die Wette gewon nen; sie hat vorhin zum Papa gesagt, Du würdest ung alles wegsresfen!« Jugendlichkr Schar-Muth Der Herr Lehrer erzählt seinen Schülern, daß der römische Athlet Salrins täglich dreimal hintereinan der iiber den Tiber schwamm. Do sieht er, wie ein Schüler sich das Las chen nicht verbeißen kann. Heftig fährt er ihn an: »Warum lachsi Du, Kanze, zweifelst Du etwa an meinen Worten?« »Ach nein, Herr Lehrer,« erwiderte der Kleine. »ich dachte nur, um seine Kleider wiederzubetommen, hätte et doch viermal schwimmen niiissen." Aus alter Gewohnheit .—Mx - i .::-I : CI Fremden »Ja, schau’n Sie nur, wie - Jht Hausknecht die Stiefel beim Batzen hält!«- . Wirth: »O, das macht der immer fo...er ist nämlich ein verkracht-er Violinspieler!«