Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 30, 1909, Zweiter Theil, Image 9
Jahrgang Nebraska ÆStaats Anzetger und J set-old 909. (Zwei rThekl ) Nummer 36. Ein ernstess Wort. Erst wenn das Glück, das du besessen, Aus ewig du verloren hast, Wirst seinen Werth du recht ermessen, Scheint es dir unersetzlich fast! Erst wenn dein Liebstes dir genom men, Ach! durch des Todes talte hand, Wird recht dir zum Bewußtsein korn men, Welch Kleinod dir mit ihm ent schwand! So lang’ noch Zeit ist, —- drum er zeige Dem Nächsten Liebe immerdar! — Bist du getränkt. —- den Zorn ver schweige! Sold ist der himmel wieder klar. So kurz ist unser Erdenleben, Schnell, unverhosst naht ost der Tod, — Drum nichts als Liebe sollst du geben Den Deinen nach des Herrn Gebot! — Mädchenschtauheit. Novellette von A rthu r Za p p. »Also vergiß nicht« liebe Franzis la«, sagte Herr Bernsdors, schon an der Thür, «schreibe an herrn Kramer, daß unser Statabend in dieser Woche nicht am Freita, sondern erst am Sonnabend stattsinmt.« »Schön, Papa, werde nicht verges sen-« Sogleich, nachdem hir Vaters Hgangen war, lehte sich das junge ödchen an ihren zierlichen Schreib tisch am Fenster und wars ein paar formelle Zeilen auf ein Briesblatt. Als sie das kurze Schreiben beendet« seuszte sie unwillkürlich ties aus, und ein Schatten senkte sich aus ihr hiib schee, freundliches Gesicht. Gedanken voll stützte sie ihren Kopf in die Hand; ihre Blicke schweisten träume risch durch das Fenster nach dem blauen Firmament empor, und ihre angeregte Phantasie malte ihr das» Bald des innen Manne-. an den sie» soeben iin Au trage ihres Vaters ge schrieben hatte· Es war nichts Außers gewöhnliches in seiner Erscheinung, was an ihm besonders anziehend wirt . te, war der ehrliche, osfene Ausdruck; seiner Mienen und der tlare, treuher-; zige Blick seiner blauen Augen. Jn seiner Nähe hatte sie immer das Ge fühl, einen wirklich ausrichtigen, zu verlässigen Menschen vor sich zu bei-den« s in dessen Schuh eine Frau einmal gut geborgen sein würde. Ach, wenn er nur nicht den einen großen Fehler gehabt hättet Er be saß eine so unglaubliche, ganz un--l nioderne Bescheidenheit, so ungemein wenia Selbstvertrauen. Er liebte sie —- davon war sie überzeugt« So etwas empfindet ein Weib mit ab soluter Sicherheit, ohne daß der be treffende Mann auch nur ein Wortl davon zu verrathen hätte. Schon ein paar Mal hatte er angesetzt. ihr seine Liebe zu erklären· Sie hatte es wohl gemertt, aber im ent scheidenden Moment, wenn sie schon geglaubt, das erlösende Wort würde fallen, sehlte ihm der Muth, er brach ab und richtete irgend eine banale Be merkung an sie, während sie sich ärger lich enttäuscht aus die Lippen biß und das Weinen ihr nahe war. Wer weiß, ob er sich nicht schließ lich, schüchtern und muthtos wie er war, ganz von ihr zurückzog, und einer anderen. ichlauerem weniger bedenklichen gelang es, ihn zum Sprechen zu bringen« und sie taperte ihn» ihr sozusagen vor der Nasel wen Und doch hatte sie ihn, den gu-" ten, jurchtjainen Menschen, von Her zen gern. Die Einsaine stöhnte. Wie schwer es doch die Männer sich und einem jungen Mädchen machten, glück lich zu werden! Aber daran war nurl die verwünschte Erziehung und Ge: wöhnuna schuld, die den Mnnern die übertriebene Idee einflößte, in den jun en Mädchen erhabene, engelhajte Wesen zu sehen, denen man sich nur mit größtem Reipett und der zartesien Zurückhaltung nähern, die man nurj von weitern anschwärinen und anbeten j durfte. Unsinn! Die jungen Mädchen waren ja viel verliebter als die jungen Männer und waren bei weitem nicht la ideal angelegt, als die jungen Leu i te in ihrer Unerfahrenhett und von allerlei verjtiegenen, üherjpannten Ge dichten und Romanen irregeführt, sich eindildeten. Liebe wollte ste, und noch, einmal Liebe, aber keinen Respett und l «ne kerhiminelnde Anhetung aus der k erne. Dein jungen Mädchen war bei die lern Grdantenaang het geworden. Ja. wenn rnan ihm das agen tcnntel Ell-er nian lonnte es leider nicht. das wäre a gegen die lonventtonelleSchick tiehlei und Sitte gewesen. Das Her war ihr zum Zerjkrini aen voll. .·raend jemand muhe sie sich anvertrauen. Aber wem? -hre Mutter lebte ja schon seit Ja ten nicht mehr, und ihre einzizge intime Freundin Martha Wagner war mit ihren Eltern nach außerhalb gezo gen. Der Drang, sich mitzutheilem war so kos, daß die Einiame instinktiv F der Feder griff, einen neuen Bogen nahm und zu schreiben be gann. Die Seiten füllten sich wie irn Fluge. Alles, was Franzista Bernsdorf eben bei sich gedacht, warf sie auf-das Papier. Die Freundin würde sie verstehen, mit ihr empfin den. sie trösten und ihr vielleicht einen guten Rath geben. Als sie mit dem Brieie zu Ende arti-nimm war sie wie im Fieber. Das Gesicht glühte ihr und die» Hände zitterten so heitia, daß sie taurn die Feder führen konnte. Nun schnell! die beiden Briefe couvertirt und mit Adressen versehen! »Friiulein Martha Wagner, LeipziaX Und dann noch die Bennchrichtigunq an Herrn Kramer. Der Sicherheit wegen entfaltete sie das Blatt noch einmal, bevor sie es adrefsirte. Aber tras war das? Das war ja das Schreiben mit den intimen Dutzenng siändnissen, die sie an ihre Freundin gerichtet hattet Jn ihrer Aufgeregiheit hatte sie die Briefe falsch touvertirt Da hätte sie beinahe etwas schoneg angerichtet. Ein Schauder flog durch die schlanke, zarte Gestalt. Wenn sic das Versehen nicht noch rechtzeitig bemertt, wenn der siir Martha Wagner bestimmte Brief in Eli-gen Kramers Hände gelangt wäre! Was der wohl siir Augen gemacht. wag der wohl bei der Lek tiire ihrer offenen intimen Her zensergießungen empfunden hättet Das junge Mädchen begann wieder zu deuten und zu träumen, während sich ihre Züge immer mehr aushellten und einen schelmischen, listigen Aus druck annahrnen. Furchtbar über rascht, berbliisst würde der »gute Eu gen Kramer sicherlich sein« wenn er das alles, was sie ihrer Freundin an vertraut hatte. lesen möchte. Und dann s ja, was würde er dann thun? Der Sinnenben tlopste das herz hochaus. Ein Zug starker seelischer Spannung trat in ihre Mienen. Ja, was würde er dann wohl thun? Würde es seine Achtung, seinen Ne spekt gegen sie mindern, oder würde; es ihn im Gegentheil anregen, an seuern, ermuthigen? Franziska Bernsdorss Augen blißten und ein plötzlicher Entschluß tam über sie.s Sie wollte einmal die Vorsehung spielen und bewußt, mit Absicht voll- j enden, was der Zufall beinahe gesiigt hätte. Sie schob die siir Herrn Kramer bestimmte kurze formelle Einladung Lzum Statabend in das leere Koubert und schrieb die Adresse ihrer Freun din daraus. Dann kleidete sie sich mit krampshaster Hast an, als fürch tete sie« ihr Entschluß könnte ihr wie der leid werden, und lies aus die Straße hinab. Noch ein kurzer, se-« tunderlanger Kampf, dann wars sie mit jähem Ruck beide Briese in den Kasten und lehrte langsam nach Hause zurück. Mit einem Male packte sie eine Angst und Kleinmiithigkeit, und hönderingend rannte sie im Zimmer aus und ab. Das was sie soeben ge than, tam ihr mit einmal nnweiblich und ungeheuerlich vor. Als dte Mittagsstunde yerannayce. zwang sie sich zur Ruhe. Der Würfek war gefallen; sie mußte tragen, was das Schicksal iider sie verhangen würde. Crsi ais sich ihr Vater wieder nach seinem Bureau begeben hatte und sie rnit ihren Gedanken wieder allein war. kehrte auch die Unruhe und Ner vosität zurück. Jeht brachte ihm wohl der Brieftriiger den ominösen Brief ini Haus, nud jest las er und staunte. Was er nur von ihr denken würde? Ach Gott, ach Gott! Ganz geknickt sank sie auf den nächsten Stuhl. Nun würde er sie gewiß verachten und würde gewiß nicht wiederkommen! Plötzlich fuhr sie fchreckensdolk in die Höhe. hatte es nicht gekkingektZ Jamoth Jetzt vernahm sie auch, wie das Dienstmädchen zur Korriss dorthür eilte. und aleich daran öff nete sich die Stuhenthiir. »Herr Kramer isi da. Jch habe ihm schon gesagt, daß der Herr nicht zu hause ist, aber er möchte gern das Fräulein sprechen.« Dem jungen Mädchen stand das Vers beinahe still, sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie antworten konnte. Möhren Sie Verrn Kramer her eint« Und nun trat er ins Zimmer, verlegen. scheu wie tnnnee. »Ach, Sie bemühen sich selbst Herr-I Kramer, Sie haben wohl am Sonn « abend teine Zeit?« Er stutzte und sah sie verständniß los an. s »Ich verstehe Sie nicht, Fräuleins Bernsdors.« H Sie that noch immer ganz arglos,i während ihr das Herz wie rasend: schlug. · » »Aber haben Sie denn nicht mer nen Brief erhalten? Jch schrieb Ih nen doch im Austrage Papas, dasz der Statabend diesmal am Sonnabend stattfinden soll.'« Er staunte noch immer. »Das haben Sie mir geschrieben?« »Allerdings." Sie bemerkte, ihn ängstlich nnd verstohlen beobachtend, wie ein Blih des Verständnisses über seine freund lichen, ossenen Züge huschte. »Und Sie haben gleichzeitig auch an Ihre Freundin geschrieben?« sragte er, während ein bescheidenes Lächeln unt seine Mundwintel zucktr. Die Miene der Ueberraschung und Bestürzung gelang der Listigen ganz ausgezeichnet »Aber woher wissen Sie -- —?« »Weil« -— sein Lächeln wurde zum vergnügten Schmunzeln, »weil Sie die Brieie verwechselten, Fräulein Männchen« Noch einen Blick anscheinend starr sier Bestiirzung dann schlug sie be schämt die Hände vor ihr von flam mender Gluth übergossenes Gesicht Jhr hörbares Aufschluchzen verlieh dem jungen Mann Muth und Ent fchloffenheit. Er eilte zu ihr hin und faßte nach ihren Händen. « »Theure Franziska,« rief er, wäh .rend seine Stimme voll Jnnigkeit und Mitgefiihl zitterte, »weinen Sie »doch nicht, Fräuzcheni Jch freue mich ;ja, ich bin ja so glücklich über die IVerwechfelung! Nun weiß ich ja, daß ich hoffen kann, daß ich es wagen darf, Ihnen zu sagen, wie sehr ich Sie liebe. Jhr Brief hat mir ja das höchste Glück befrheert, nnd ich bin i dein Zufall so dankbar! —« Es war ihm gelungen, ihr die Hände vom Gesicht fortzuziehem sie mußte sich Zwang anthun, um die peinlich Befangene, Verfchämte wei terzuspielem während sie am liebsten laut hinausgejubelt hätte: »Harm, gewonnen!« Herr Bernodors war angenehm überrascht, als er beim Nachhause kommen Herrn Kramer in der Gesell schaft seiner glückstrahlenden Tochter fand und dieser ihn um feinen väter lichen Segen bat. Zwei Monate später fand die Hochzeit statt. Martha Wagner war Tags zuvor von Leipzig gekommen Erst ietzt offenbarte ihr Franziska ir oertrauter Aussprache ihre List, »Nimm-! Das hast du ganz famoss gemacht!« lobte die Freundin bscaei ftert, »das werde ich mir fiir die Zu tunft nierten.« Vier Wochen daraus, als die gliin liche jun-sie Frau von ihrer Hochzeitg reife zurückkehrte, traf aus Leipzig ein tartonirter Brief ein. Martha Waq net zeigte ihre soeben ftattgehabte Ver lobung an. Unter die formelle litho graphirte Anzeige hatte die Freundin ganz iein mit Bleistift gekritzcli: Herrlichen Dant, liebe Franziska« »Wosiir dankt sie dir denn?« fraatk Engen Kramer seine verschmitzt la chelnde junge Frau. Aber Franziska schloß dem neuaie rigen Frager mit einem Fluß den Mund. »Das brauchst du nicht zu wissen, Drrmnichen!« Mutse Jus-unne- tu betet-Ideen baden die Erfahrung gemacht, dass. es, wenn ein Anständer sich Ueber ariife an ihren Gestaden gestattet das beste ist, stillschwei end zu du! ! den, statt ihn zu bestrafen und da-: ! Risiko zu laufen, daß ein Kanonen boot ans der Heimath des Uebelthä tere anlangt Ein Richter in ant indessen nnknn kürzlich doch Geier-en heit, dies nlte Schuldkonta etwas zu erinäßigen und seine Setbitachtmn wieder zu gewinnen, als solch ein Verdrecher vor ihn gebracht wurde. Auf sei ne erste Frage nach der Na tionalität des Angeklagten hatte der Dokmetscher geantwortet daß der Gefangene ans der Schweiz ftannne »Schweiz!« sagte der Richter; »und die Schweiz hat keine Meereökiistc nicht wahr?« —- ,,Keine Meerejki.istr. Euer Ehren«, antwortete der Dol mettchern »Und keine Flotte?« fuhr der Richter fort. —— »Und keine Flotte, Euer Ehren«, war die Ant wort. —- ,,Gut venn«. sprach der Richter, Jwir wollen ihm ein Jahr Zuchthauc gebeut« Die jüngste Industrie: Wenn es einen zuverlässigen Werth messer gäbe, um den Werth der Zeit ereignisse hinsichtlich ihrer zukünfti gen Bedeutung festzustellen, so würde man von den Errungenschaften des vorigen Jahres wohl die auf dem Gebiete der Luftschiffsahrt und Flugtechnil am höchsten einschötzem Man braucht sich dabei keineswegs je nem Ausspruche lrititlos anzufchlies ßen, den Kaiser Wilhelm im Augen blick nationalen Uebereisers und spon taner Begeisterung that, als er den Grafen Zeppelin den größten Mann des zwanzigsten Jahrhunderts nannte, sondern man wird zu einer gleichen zeitgeschlichtlichen Beurtheilung der letztvergangenen Zeitereignisse auch ge: Jlangen, wenn man die Leistungen des . Xahres hinsichtlich ihrer Bedeutung fiir die Zukunft würdigt. Denn da trir erst am Anfange dieses Jahrhun iderts stehen, so läßt sich, solange wir eben nicht den sicheren Blick des Pro rheten fiir die Zukunft haben, nicht sa gen, ob nicht noch ,,gri:ißere« Männer mit ihren Ideen und Erzeugnissen die Welt erfüllen. Wohl aber liegt der obgeschossene Zeitraum eines Jahres mit seinen kleinen und großen Resul taten seinen Fortschritten und Lei stungen als ein Ganzes vor uns, so ils-, wir von der höheren Watte der historischen Betrachtung aus auch die Ieinzelnen Errungenschaften eines Jah reg ihrem lulturgeschtchtlichen Werth nacy zu oeurlqeuen oermogen. Du un terliegt es doch wohl keinem Zweifel, daß das Gebiet der Luftschiffahrt und Flugtechnil, das diegesarnmte Kultur: weit mit so stannenstoerthen Erfolgen iiberraschte, an allererster Stelle steht. Bedeuten diese Errungenschaften doch nicht bloß einen wichtigen Wendepunlt in der Geschichte der Aeronautil, son-· - dern vielleicht sogar den Anbruch eines euen Zeitalters der Vertehrstechnil nd Verkehrs-entwicklung im interna onalen Leben der Völker. is Nach den glänzenden Erfolgen, mit knen Die sur-jährigen Ver-suche der Luftschiffahrt und Flugtechnil gelrönt waren, war fiir die Entwicklung dieser neuen Industrie ein günstiger Boden geschaffen. So konnte schon an der Wende des vorigen Jahres die erste ,.Ausstellung fiir Lustschiffahrt« in ;Parig veranstaltet werden, die über )den enaen Kreis der Fachleute hinaus ,bor allem der Allgemeinheit einen ylehrreichen Ueberblick über den gegen .toiittigen Stand dieses Industriezwei Fges und der in dem einen oder ande Iren Lande gemachten technischen Fort Jschritte geben sollte. Während diese Ausstellung ein nmfassendes Bild von dem gegenseitigen Wettbewerb der Kulturnationen an der Hand des ’braltisch Erreichten bot, konnte der Jnternationale Lustichisfahrte « Kon grefz tFederation Aeronautique Jn ternationale), der soeben als erste der artiae Veranstaltung in London taate, überMittel undWege berathen, um der aeronautischen Wissenschaft und Praxis In neuen Erfolgen zn verhel fen. Und diese Berathungen sind nicht ohne praltisches Ergebniß verlaufen. Einem Antrage des belgischen Aeros clubs zufolge beschloß dieser Kongreß, zum Bau von Flugmaschinen und lenkbaren Lustschissen Meile im Ge sammttverthe von l.2 Millionen Fres. zu stiften. Belundet diese Ovsertvil ligleit, die in noch höherem Maße bei dem tragischen Geschick deg deutschen Lastschiffe-H Zeppelins zum Ausdruck lam, ein weitgehende-? Interesse nicht nur derFachleute, sondern der gesannn ten Kulturtvelt an dem rastlosen Fort schreiten der Lustschiffalirt und Flug technil, so ist sie andererseits der kliiihrbodem auf dem eine so arosie fi nanzielle Opfer erfordernde Industrie der Luftfchifsahrt emporbliihen lann. Mit einem Weltrekord fand das vorige Jahr seinen Abschluf-,. Wilbur Wriglit erzielte mit seinem Flugappa katx die bis dahin unerreichte Leistung von 100 Meilen in 2 Stunden und 20 Minuten, sodaß er eine Geschwindig teit von etwa 40 Meilen in der Stun: de, also die Fahrschnelligteit eines be fchleunigten Eisenbahnzugeg erzielte. Kurz vorher, am 12. Dezember, hatte Wright eine Strecke von 75 Meilen in 1 Stunde 55 Minuten zurückgelegt, was fast der gleichen Schnelligkeits leistung entspricht. Hatte doch schon der erste Flugversuch Wilburs Wrights. der am 11. Oktober in Ge inetnfchaft mit zwei Passagieren aus geführt wurde, die Dauer von 1 Stunde 10 Minuten ergeben, wobei eine Strecke von 50 Meilen durchsto gen wurde, nachdem der Aufstieg am 21. September, der auf 1 Stunde 32 Minuten bei einer zukückgelegten Strecke von 55 Meilen ausgedehnt werden konnte, glücklich verlaufen war. Um die gleiche Zeit, etwa zwei Wochen früher-, kam auch aus Amerika die Nachricht, daß Orville Wrights Flug versuch den staunenswerthen Erfolg von 37 Meilen bei einer Dauer von 613 Minuten erzielt hatte. Hinter die sen Leistungen treten die bis dahin ge machten Versuche bedeutend zurück. Die längste Fahrt wurde von Dela grange unternommen und erstreckte sich auf 16,5 Minuten bei Mk Meilen Flugweitr. Dagegen dauerte der Aus stieg Farinans am sil. März nur 3,5 Minuten, derjenige am 13. Januar nur 1,3 Minuten. Bei letzterem Ver such wurde z Meilen, bei letzterem lsk Meilen Strecke zurückgelegt. Die Flugmaschine begann im vorigen Jahr also mit einem Versuche von 1,3 Mi nuten Dauer und endete mit der Re tordleistung eines 100 Meilen-Fluges Andererseits erhöhte sich die durch schnittliche Schnelligkeit einer Stunde von 28 aus 40 Meilen. Durch diese gewiß staunenswerthen Fortschritte ermuthigt, hat sich dieCom pagnie Generale de la Navigation Ae renne mit der Bau von nicht weniger als 50 Apparaten besaßt, die nach der Konstruktion Wrights hergestellt wer den. Auch wandern die Patente der Flugmaschine bereits in alle Länder, um dort entsprechend nutzbar gemacht und einer ersolgversprechenden Indu strie erschlossen zu werden. So wird sich noch im Laufe dieses Jahres aus den Patenten der Vvisinschen Flieger typen in Deutschland eine Industrie der Flugmaschinen entwickeln, die, ih ren Ausgang von Frankfurt a.M. neh mend, diese Apparate zunächst in die Dienste des Spvris und dann weiterhin auch des einen oder an deren Verkehrszweiges stellen wird. Reben der Flugtechnit hat sich in ähnlicher Weise auch die Luftschifsahrt entwickelt. Die Retordleistung Zeppe lins init seinem Riesenballon von 15, WU Kubitmeter Jnhalt sind noch in aller Erinnerung, nnd dessen tragi sches Schicksal, dem das Wunderwerk deutscher Industrie bei Echterdingen anheiinfiel, war nur ein weiterer An sporn im Kampfe um die Eroberung der Luft. Denn mit Hilfe der Natio nczlspende, die das deutsche Volk dem Grasen Zeppelin in nationaler Begri sternng zurVerfiigung stellte, war bald die finanzielle Basis geschaffen, auf der die Lastschiff - Zeppelin - Bauge sellschaft in Friedrich-shaer mit einem Kapital von etwa drei Millionen Mart errichtet werden konnte. Da durch bietet sich die Möglichkeit, daß die bisherigen Luftschisfthpen nach den inzwischen gemachten Erfahrungen ausgebaut und verbessert, daneben aber auch Versuche mit anderen Kon struktionen und anderer Bauart Cz. B. ans Holz) gemacht werden können. Mit einer halben Million Kapital hat es die Luftfahrzeug-Gesellschaft in Bitterseld übernommen, Lastschiffe nach dem Parsevaltyp zu bauen. Bis-« ber hat sie bereits drei solcher Schiffe sertiggestellt, von denen das eine, 3200 Kubilmeter umfassend, vom deutschen Vlero Klub fiir sportliche Fahrten er worben wurde; das zweite von 8600 Kubitmeter ging in den Besitz des deutschen Reiches über, während das dritte größere mit 5600 Kubitmeter Inhalt durch die MotorluftiStudien gesellschaft Verwendung finden wird. Vergleiche-weise sei hinsichtlich der Tragfiihigteit der Lastschiffe nur er wähnt, daß das ZepveliwLuftschiff ei nen Gesammt-Ballaft von 7000 Pfund das Parsevalschiff 800 Pfund zu tra gen hatte. Auf erner anseynuchen Hohe in oie Luftschiffindustrie auch in Frankreich angelangt Die Bisher fertiggestellten Schiffe »halbstarrer Bauart« können sich jedoch hinsichtlich ihres Umfanges niit dein Typ Zeppelins nicht messen. Das größte, die Republique, umfaßt 3800 lKilometer, während die Ville de Paris, die von der Militärberwaltuna erworben wurde, und Element Bahard je über 3600 Kubikmeter verfügen Entsprechend stehen auch die Fahrge schwindigkeiten hinter den deutschen Schiffsthpen zurück: das Höchstmaß dürfte hier etwa 25 Meilen in der Stunde betragen, während die Dauer des Fahrens auf höchstens sechs Stun den, also etwa die Hälfte der Fahr dauer der deutschen Lastschiffe, zu ste hen kommt. Daneben werden in Frankreich aber auch Luftschifftypen von kleineren Konstruktion gebaut, die etwa 700 bis 900 Kubitmeter umfas sen und eine Fahrgeschwindigkeit von ca. 20 Meilen in der Stunde errei chen. Diese Typen scheinen jedoch we niger für Kriege-zwecke, als vielmehr fiir die Dienste des Sports bestimmt zu sein, schon weil ihre Anschasfung bei einem Kostenaufwande von etwa 30,000 bis 40«000 Franken nicht mehr zu den Unmöglichkeiten gehört. Aus diesem Grunde ist auch die allgemeine Bedeutung dieser Luftschtfftypen nicht zu verkennen; denn wenn einmal der « Sport sich ihrer in größerem Maße be mächtigt hat, sind dem Lastschiffe die Wege auch als allgemeines Verkehrs mittel geebnet. Jn den Ver. Staaten liegen die Fortschritte hauptsächlich auf dem Ge biete der Flugtechnik, wie wir an den Erfolgen Orville Wrightg gesehen ha ben. Daß es daneben nicht auch an Versuchen gefehlt hat, einen Luftschiff typ zu schaffen, bedarf keiner weiteren Erwägung. Belannt ist ja der im Sommer vorigen Jahres in Califor nia erfolgte Aufstieg des Morellschen Luftschiffes, dessen erste praktische Probe leider zu dem bellagenswerthen Ende eines jähen Absturzes führte Trotzdern setzte man in Amerika die Experimente fort. Freilich auch an derwärts waren die Erfahrungen nicht immer günstig; ja es scheint, als ob man in den einzelnen Ländern über haupt von verschiedenen Gesichtspunk ten ausgegangen roäre, um zu dem ge meinsamen Ziele der allgemeinen pral tischen Verwendung des Luftschiffes, sei es im Heere, sei es im Sport oder sei es im Verkehr zu gelangen: Wäh rend die Ber.Staaten, anscheinend um die Nutzbarmachung fiir den Krieg und den Sport zu vereinigen, die rie sengroße Bauart wählten, ging Frank reich zur Verkleinerung des Sport fchifftyps über, um auf diesem Wege diese Konstruktion nach und nach zu der eines Vertehrsschiffes auszugestal ten. Auch andere Kulturländ r, wie England, Italien, Ruleand, Oefter reich, die Schweiz, Belgien usw. haben es sich nicht nehmen lassen, an dem allgemeinen Kampfe um die Erobe rung der Lust theilzunehmen. Sie sind freilich weniger als Pfadfinder hervor getreten, vielmehr haben sie sich ledig lich damit beschäftigt, die anderwärts gemachten Versuche in die Praxis um zusetzen. So ist in Jtalien ein Luft fchiff von etwa 2000 Kubiimetern ge schaffen worden, das zum Preis von 12(),()()0 Lire in den Besitz des Staa tes übergegangen ist. Auch Rußland hat, nachdem feine eigenen Bemühun gen, etn Luftfchiff zu bauen, ergehn-ess los verlaufen sind, in Frankreich ein solches herstellen lassen, das etwa 4000 Kubitmeter umfaßt. Wenn die ande ren Länder im luftschiffindustriellen Wettbewerb bisher weniger hervorge treten sind, so wird hierfür vor allem der eine Umstand maßgebend gewesen sein: der Mangel an den erforderlichen Mitteln. Denn der Bau von Luftschif sen, der ja immerhin noch im An fangsstadinm seiner Entwicklung sich befindet, verlangt beträchtliche Kapi talien, die namentlich durch die Miß erfolge des einen oder anderen Versu ches schnell ins Riesenhafte wachsen. Jn Deutschland war es die Opferwil ligieit des ganzen Volkes, die beim Wiederaufbau des Zeppelinschen Luft schiffes eine Geldnoth überhaupt nicht aufkommen ließ. Belgien und Oester reich haben in dieser Beziehung nur die Vorarbeiten getroffen: es haben sich Gesellschaften gebildet, die sich zu nächst mit der Aufgabe beschäftigen, größere Kapitalien zusammenzubrin gen, um dann später den Bau von Luftschiffen nach stehenden Tnpen oder nach eigenen Jdeen zu finanziren. So wird auch hier die Entstehung der Luftindustrie zu einer Nationalfrage gemacht. Kaum sind die ersten greifbaren Er folge im Kampfe um die Eroberung der Luft in die Erscheinung getreten, so tauchen auch schon allerhand Pro leme aus« Während man sich in Amerika bereits niit der Einrichtung von Vertehrslinien für die Lastschiff fahrt beschäftigt hat, find in Deutsch land schon die rechtlichen Vorausset zungen erwogen worden. unter denen dieser neue Verkehr sich gestalten wird. Hier sind wir an derfsrage eines neuen Rechtgproblecns angelangt, aus dem sich einmal ein internationales Luft verkehrgrecht entwickeln wird. Mil. Richter· In der Kascrnr. Unteroffiziert »Was find S-ie?« Rekrut: »Ich bin Tagesschrifistel ler·« 11nteroffi,-.ier: ,,(;Siil)t es denn auch Nackthchtiftsteller?« Gut benümc Gelegenheit Wais ,rfagetin: »Sie können sich gea tuliren! Noch in dies sem Jahre steht Jhnen eine größere Er bgchaft bevors« Student: »Formen Ote mit nicht daraufhin zwanzig Mart pmnpen?« War-ums. A. (zun1 Freund, welcher vor ihm Abends aus der Kneipe fortgew »Du, rufe im Vorbeigehen meiner Frau zu daß ich noch nicht komme .. stelle Dich aber nicht so nahe nettes-z Fenster!«