Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 30, 1909, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    N
yoniqeen oso vevat-echtan
Eine lriniinnlistische Slizze von A.
O· Klaus-nann.
»Es ist Ihnen wohl etwas Nuß von
der Lolomotive in's Gesicht aeflogem
Sie haben einen schwarzen Fleck ne
ben her Raie.'·
So sagt lächelnd die liebenswür
dige, junge Dame. die im Eisenbahn
abtheil mit. dem älteren betten allein
zusammenstier Der Herr zieht fo
fort sein Taschentuch hervor nnd sucht
den Fleck zu entfernen, was ihm indeß
nicht zu gelingen scheint, denn die
Dame lächelt.
»Der Fleck ist noch immer ba«,
meint sie, »ich habe leider teinen
Spie el, nrn Ihnen denselben sur
Besserung zn stellen. Aber wenn Sie
steilen, werde ich Ihnen diesen
Fliehen Fleck selbst fortbringen«
.Sie sind sehr freundlich, meine
Dame«, entgegnet der Herr geschwei
cheit und ist ganz entzückt von der
Liebenslviirdigleit der jungen Dame.
die ihr spißenbeseytes Batisttaichentuch
aus dem Handtäschchen herauszieht
um eigenhändig den Flecl aus dem
Gesichte det- Oerrn zu entfernen.
Die Munipulotion dotierte ziemlich
lange, aber wenn sie von einer so
jungen und freundlichen Dorne vor
nsmmen wird, läßt man sie sich
thon gefallen.
Als der ältere Herr nach einer
Stunde wieder erwacht. ist er allein
im EisenbahnahtheiL Seine Brief
tsfehe mit einer größeren Geldsmnme,
feine goldene Uhr unr- Iletie, sowie
sein Portemonnoie sind verichioundem
ehenio die liebenswürdige Reisege
iiihrtim die ihn mit ihrem chloroior
mitten Taschentuch allmählich betiiubt
hal. hii er einfchlief, nnd sie ils-n in
aller Ruhe auspliindern lonnte. «
Vor dem Berliner hdtel steht ein
vermögender junger Gutsbesiyer sang
der Provinz, der im Herbst nach der
Reichsbauptitadt aetontnten ist, um
sich einmal in den Strudel dee Ver
aniiaungen in stürzen- Er zieht sich
eben noch die handichtthe zurecht. als
sich zu tdni ein irer eleaant aetleideter
Herr gesellt, der anscheinend auch aus
dem hotel herauskommt
«Guten Morgenl« sagt iekr höflich
der Reuantomtnende, »t·tistliches Wet
ter deute! An solch einem Tage ist
Berlin doppelt schön. Es iit ganz
merkwürdig, wie die Stadt bei Regen
wetter ihr Aussehen verändert Einen
abscheulichen Eindruck macht die sonst
io schöne Neichedauptltadt, wenn der
dald geichniolzenn schwarz aewordene
Schnee im Winter in den Straßen
liegt. Man erkennt dann das schöne
Zeinliche Berlin aar nicht mehr wie
er.«
Der Ritteegutidesiyer findet Gefal
len an dem liebenswürdigen Frei-«
den« der nach einer weiteren Bemer
kung sagt:
»Wenn ich nicht irre, habe ich einen
Kameraden vor mir" und sich dann
vorstellt: »v. V» Leutnant der Re
serve im rten DragonersNegiment.«
»Ich habe nicht aedient", sagt der
Rittergutsbesiken »aber ich bade eine
Anzahl von Freunden in der Armee.
und meine Verwandten sind iasi ans
nahrnslos Reserveoiiiziere.«
»Dann sind wir wenigstens in io
fern Kameraden alt- wir wahrlcheini
lich beabsichtigen uns in den Strudel
der Berliner Vergnügungen zu ftür
«en.«
—
»Das beabsichtige ich allerdinng
entgegnete der Nittergutebesitzer.
Einige Minuten später wandeln die
beiden neuen Bekannten zusammen
durch die Straßen, und auf den Rath
des Herrn o. B. wird znnäsksit in ei
ner sehr eleaanten Weknhnndlunq ein
ordentlich-es Frühstück einnenornnien
Dieser Herr v. B. ift ein eben io lie
benstoiirrsiger. trsie höflicher und an
aenehmer Geleilichnfter. Das Fråihi
stiiet wird iehr lönalich. Dann macht
man eine Spazier-sinkt ee folac ein
sehr luxuriöiez Diner nnd schließlich
bringt Herr o. B. den neuen Freund,
den er durch feine höflich-Zeit und
Lietenswürdialeit einaeianaen kat.
in einen intimen Club, in dem aeivieit
wird. Gegen Mornen ist Der Ritter
gutshesitzer aus der Provinz nicht nur
seine aanze Baarschaft lot-, sondern
er hat auch noch to und so viele Wech
iel ausgestellt und als er ohne einen
Pfennig Geld nach dem Hotel zurück
lehrt. dämmert in ihm die Ahnung
ani, daß er in eine Falschsnieleraeiells
sehst aerathen ist. Nur ahnt er noch
nicht« dafi der nnaeblicke Herr v. B»
der höfliche liebenswürdiae, aewandte
Mann, nichts anderes is als einer
ter »Schlepoer«, welche den Falsch
spieiern Opfer mit Geschick und List
zuführen.
»Grüß Gott. Landsmann!« ruit
auf dem Bahn!·,of in der Großitavt
der Mann irn väuriichen Koitiirn dein
hiederen Provinzialen zu. der mit iet
nent Asfserchen in der Hand rnthlos
auf dein Bahnsteige steht nnd nicht
weiß, wohin er sich wenden soll.
»Griih Gott. Laut-ernannt Suchtt Du
ein Unterkommen? Das trisi sich
aut, ich suche einen zuverlässinen Men
ichen für eine iehr autbezahlte Stel
lung, und nehme natilrlich keinen lie
ber, als einen Landsmann. Wo bist
Du her?«
Der to sreundlich Angeredete, der
sich in dem Truhel des großstädtischen
Bahnhots ganz verloren vorkam,
nennt mit Freuden seinen heimathis
ort und erfährt- daß der freundliche
Mann. der ihn anaesproehen hat. in
der Nachbarschast zu Haufe sei.
»Ah hebe meinem Berliner ches
heute aesaat, ich würde nach dem
Bahnhot gehen und zusehen, ob ich
nicht einen Landsmann von mirl
fände. Das sind die besten Leute« und«
sitt dieStesung. die er so gut bezahlt
muss er einen zuverlässigen Menschen
hohen. Wie freue ich mich, das-, ich
dich getroffen habet Nun komm mit,
Du kannst Deine Stellung sofort an
tmen Du bist ein Glücks ils, Tau
Enden wird es nicht so ge oten, wie
- ir."
Der Banernsiinger. denn das ist
der dsiliche Monti, der den Provin
zialexx angeredet nat, nimmt den Neu5
lina mit sich und treibt die Höflich
teit so weit, daß et nicht duldet. das-.
rer Neuanaetommene sein Kösierchen
trägt.
»Ist bist sehr müde von der Reise«,
sagt er, »giedt nur kee. mir thut das
nichts-. Du kommst mit dem Kosser
nicht durch vie Straßen, Du stößt ia
alle Leute an.
Nachdem der Bauernsiinger mit sei
nem Schützlina süns Minuten lrcnz
nnd quer durch die Straßen aexvaui
dekt ist« bleibt er vor einem Hause
stehen uird saat zu dem Neuling:
»Warte nur einen Augenblick, ich
will hier eine Treppe ninanfaehen
und einen Bekannten anssordern, mit
zukommen«
Dann verläßt er das Haus«-, das
einen zweiten Ausgang hat« nnd wäh
rend der Neuling noch vor der Thüre
aus den verschwundenen angeblichen
Landsmann wartet, hat dieser längst
den Inhalt des kleinen sit-stets der
vor Allem das Spatgeld des armen,
gebauernsängerten Neulinag entkölt,
an sich genommen Wie konnte der
Betrogene al,nen, daß dieser liebens
würdige, höfliche Mann, der sich des
Neulinas in der Großstadt so steund
schastlich annahm, ein nichtswürdkger
Gauner sei-?
Höflichkeit und Verbrechen schließen
eben einander nicht aus, im Gegen
theil, sie ergänzen sich gegenseiti in
gewissen Augenblicken Wenigstens
ist vielen Verbeechern die Höflichkeit
Mittel zum Zweck. Wie wäre es
möglich, daß die Hochstapler und
Hochitapleriunen ihre eradezu ver
kliifienden Streiche verüben tännten,
wenn sie nicht durch höfliches und
liebenswürdiaes Benehmen ihre Opfer
sicher gemacht hätten?
Die tränktiche Dame reist mit der
wenig weltgewandten Tochter in’s
Bad. Unterwegs machen die Beiden
die Bekanntschaft einer Dame, welche
eine staunen-wende Gewandtheit im
Verkehr mit Menschen. in der Beherrs
lchuna aller Verhältnisse besitzt. Diese
neue Betanntichaft ist von grösster
Liebenswiirdigteit und Höflichkeit
Sie nimmt sich der iränUichen Dame
und idrer Tochter an und dringt sie
glücklich bis nach dem Badeort, ilt
auch hier noch einige Tone lang mit
Rath und That den Damen behilflich,
bis sie eines Tages plötzlich verteilen
muß, weil sie durch ein Telegramm
adberuien wird. Während der kurzen
Zeit ihres Zusammenfeine iit es der
sochitaplerin gelungen, sich über die
Veräältnisse der kränklichen Dame
und ihrer Tochter so genau zu orien
tiren. daß sie nun direkt nach der
Heimath der Dame reifen tann, um
dort auf deren Namen Schwindeleien
zu verübeu, durch welche ihr Tausende
von Mark binnen wenigen Tagen in
die lHände fallen.
Jn den Straßen der Großstadt
herrscht ein gewaltiges Gedränge.
Miihsam halten dichte Schiitzmanno
letten den Fahrdamm der Straße
srei, durch welche sich der große Fest
zug bewegen soll. Auf dem Trottoir
stehen in zehnfacher Reihe die schau
lizstiaen Menschenmassen, obwohl die
glühende Sommerhitze unbarmheriiz
rrsm himmel herunterdrennt. Zum
Schutze gegen die senaenden Stroh
len haben die Damen natiirlich die
Sonnenschirme ausgespannt, und die
Unaeichicklichkeit ist nicht all,zuarosz,
dar-IV welche die junge, eleaant aetlei
dete Dame ihrem Nachbar unter den
Schaulustiaem einem distinguirt aug
sehenden Herrn, mit dem Sonnen
schirm ins Auge stößt. Die vor
nehme »Mama« der unpeschictten
jungen Dame ist außer sich iiber Die
Unausmertsamkeit der Tochter. Sie
erschdpst sich in tausend Höflichkeiten
und Entschuldiaungen gegen der-.
Herrn, der sein thränendes Unze
reibt und wenig von dein ietzt heran
nahenden Festzuge sieht. Die ältere
Dame ist so errect, daß der Herr sieh
aufs Eisrigste bemühen muss« sse zu
beruhigem und sie dringend bitten
ihrer Tochter n:,ien«de5 kleinen Ver
schens Loch nicht zu iiirnen Erst
nachdem rer Festzua vorüber ist, ent
deckt der Herr, das; die beiden Damen,
sotoohl die unaeiehickte »Tochter«, wie
die liebenswürdige »Mutter«, ein
ooar Taschendiedinnen waren, die
ihn auspliindertem wäreend er sein
schmerzen-des Auge rieb. Die Hun
deete von Menschen, die herum stan«
ren, merlten von dieser Manipulation
nichts-, da ihre Aufmerksamkeit durch
den vorüberziehenden Festzug in An
spruch genommen war.
Mit arti-gesuchter Höslichleit tritt
uns aus der Treppe des Muse-, in
dem wir wohnen, ein elegant geklei
deter Herr entgegen, um Austunst
tveaen einer ganz unmöglichen
Miethioartei von uni- zu erbitten,
die in dem Hause wohnen soll. Wir
sind sehr eilig, denn wir kommen mit
Verspätung nach Hause, und man
wartet in der Wohnung mit dem
Essen aus uni. Aber es ist uns nn
inöglich , den höflichen Herrn tuez
abzuseetigem ia wir lassen uns sogar
mit ihm in eine kleine Plauderei
ein, die der höfliche in entzückender
Idanier zu stihren weiß. Dann ver
abschiedete wie uns von dem liebens
s-« . -« «- s- ------ —
würdigen Manne mit dem bewußt
sein einmal einer Persönlichkeit be
gegnet zu sein die wirklich durch nnd
durch inmdatnisch ist Crit einige
Stunden später wird es uns klar,
wer der isöfliche Mann tvur Jtt der
Nachbarrrsohnnna auf unserem Flur
ist in Abwesenheit der Bewohner ein
gebrochen morden, sind der höfliche
Mann. der uns aus der Treppe auf
tiielt, war nichts als ein sehr konti
nirter »Schntiereitehkr«, welcher uns
aufhalten mußte, damit seine Kont
tlizrn, die eben in die Wohnung ein
gedrunqen waren, durch unser Kom
tnen nicht gestdrt wurden. Es Ist
ihm über alle Maßen ant gelungen
uns zu täuschen, und die Sympathie,
die er uns eingrilößt hat, entstand
vor allem durrn fein höflimes Auf
treten
Unter fortwährenden Verbeugun
gen nnd höflich-e Worte murmelnd,
lxetritt der Spezialist unter den Bet
lztechern, der als »Einschleicher« ar
beitet, das Zimmer in den« Privat-i
haues oder dein Hotel, in dein sich ein
Schlafender befindet, der bestohlen
werden soll Eg- qiebt ja so viele
Tausende von Menschen, die bei un ;
verschlossenen Thüren schlafen nndj
für den Einschleicber besonders in den
Morgenstunden eine vortreffliche Ge
legenheit zu Diebstöhlen bieten Det;
Einschleicher betritt lautlos das Zim
mer, läßt die Thür nach dem Lerci-«
dor nur angelehnt, unt rasch wieder;
fortgulonttnem und unter fortwäh
renden Verbeuaunaen gegen das
fchlafende Opfer untersucht er die ne
ben dem Bette liegenden Kleidungk
stücke, sucht er noch herumliegen en
Werthsachen, greift er selbst unter
das Konstifsen des Selilasendetn utn
zu sehen, ob dort nichts Werthvdlles
zu finden ist. Sollte das Opfer-er
wachen, io ichoorr es argen oen uni
lichen, sich fortwährend oeebeugenden
Mann, der-um Entschuldigung bittet
iveil er aegen seinen Willen in ein
fremdes Zimmer gerathen sei, nicht
so leicht Verdacht. Einem höflichen
Mariae traut man nichts Böses zu.
Selbst bei Ausiibuna des Verbre
chens braucht die Höflichkeit nicht u
leiden. Von den berühmten en si
schen, französischen und rufsisåen
Straßenritubern, von denen noch
heute Sage und Geschichte melden,
wissen wir, daß sie meist sehr höflich
gegen ihre Opfer ivaren. Sie baten
sie mit vorgehalteiier Pistole um
Entschuldigung wenn sie ihnen Um
stände machten, sie entschuldigten sich
besonders bei den Damen, falls sie
diese erschreckt oder geängstiat haben
sollten, baten sich aber alle Wutng
genftiinde und das Geld der Reisen
den aus, um dann unter höflichen
Entfchuldigungen zu verschwinden.
Die europöiichen Neisendm die das
zweiselhafte Vergnüaen hatten. auf
dem Balton in die Hände von Räu
berbanden zu fallen, die sie fort-»
schleppten und gefangen hielten, bist
die Staatsregierung oder der Konsuls
des Landes« dem die Gntfiihrten an-!
gehörten, ein hohes Lösegeld gezahlts
hatten, haben sich iiber mangelnde
Höfiichikii der Rauh-r »i- zu beiia !
gen gehabt. !
Jn jenen gesegneten Zeiten, in de--s
nen noch die Romantit in Europas
wenigstens in Ungarn« blühte und
Räuberbanden herumzogen, deren
Mitglieder sich euphemiftisch »tier
Burschen« nannten, kam der Abge
sandte dieser Räuber zu dem Guts
besitzen der gebrandschaht werden
sollte. als höflicher Besucher um Un
terstiitzung bittend und mit beredteii
Worten die Noth der Genossen schil
dernd, welche Geld, eventuefl Pferde.
Pulver nnd Lebensmittel brauchten.
Mit derselben Höflichkeit mußte der
Gutsbesitzer die Wünsche der »arinen
Bursche« erfüllen, wollte er nicht Hab
nnd Gut Durch Brandstiftnng und
das Leben durch einen räiilieriicheii
lleberfall in nächster Zeit verlieren.
Man tanii soaar behaupten, dafi
die höflichen Verbrecher die aefiihr
lichften sind, ioeil man nicht so leicht
über ihre Absichten klar wird und
irseil Höflichkeit immer besticht und
dazu verführt, oertrauenoselia zu
sein. Höflichkeit kann selbst auf dem
Schaff-it noch gewahrt werden« nnd
jener Denker hatte recht, der zu ei:
neni unaeberdiaen Delinguenten ent
riiftet sagte:
»Mein Herr, es gehört ichließxich
nichts dazu, sich hinrichten zu lassen,
aber man inufi sich dabei auch an
ständig zu betragen rvifsen.« s
l
Otto-s
Voshafte Bestätigt-um
Die Aelteret »Ich sagte Herrn
Neuert, ich mäke 28 Jahre alt. tsr
meinte, man könnte mir’s nicht an
schenk«
Die Jüngere: »Nein — wohl seit
15 Jahren nicht mehrt«
tu ch
hausmeilten » Der Lufttchiffer im
vierten Stock kann noch immer keine
Miethe bezahlenX
Hauswirtw »Dann muß er flie
gen.«
Von Ferd. Wessendors.
Jn einen der vornehmsten Juwe
lierläden Barinens trat ein modern
getleideter junger Mann ein.
Gewandt schritt er zu der Thete
hin, unter deren Glasdeckel Brillens
ten und Diamanten, Gold und Sil
ber verführerisch glänzten. Sich nach
lässig gegen die dienstbeslissen herbei
eilende Vertäuserin verbeugend, sagte
er:
»Mein Name ist Ehveufeld Ich
bin der Sohn des Justizratkds-El)rens
seid. Mein Vater beauftragte mich,
eine Brosche auszusuchen Dürste ich
vielleicht unt Vorlage zur Auswahl
bitten?«
Die Verlauf-drin holte ein Samm
lissen herbei, aus dem eine ansehn
lirte Zahl prachtvoller Broschen
alänzir.
Priisend betrachtete Ehrenfeld die
blitzenden und suntelndeu Steine.
Trotz längerem Suchen schien er
nicht-J Passendes zu finden nnd bat
deshalb um weitere Auswahl Die
Vertiiuserin wandte sich dem Hinter
grunde des Ladens zu. Dabei hing
sich ihr Kleid an dein Rande der The
te fest. Als sie es los nestelte, slog
unwillkürlich ihr Blick Zu dem jungen
Herrn hin, der, nachliissig die Hand
in die Seitentasche steckend, sich iiber
die vor ihm liegenden Broschen beugte.
Hatte sie recht gesehen? Jihr war
es, als hätte es in seiner Hand ausge
blin wie ein E«delstein. Das das
mußte ein Jrrthum sein.
Sie bolte ein neues Sortiment her
: vor. Einen prüfenden Blick wars sie
aus das Gesicht des Fremden; aber
aufmerksam betrachtete dieser die
Schmuckstiickr.
»Ich weiß nicht recht, was ich wäh
len soll«, sagte der junae Ehrenseld.
T,.Unter so viel schönen Soeben wird
die Wahl wirklich zur Qual. Jch will
»P« doch lieber selber eine nussuchen
. lassen. Verzeih-en Sie die Umstände.«
; Damit drehte er sich um und ver
» lief-, den aLdrn.
!
)
Hastig durchzählte indeß die Ver
täuserin die Schmuckstiicke, es fehlte
. keines; aber doch — der Blüthenzweig
mit dem von Opalen umrahmten
großen Brillanten im Werthe von
tw) Mart war fort. Wirklich, der
irae fort! ——— Was thun? Sollte sie
zum Ches gehen? Ratt-los lief sie
hinter der Thete aus und ab
Rlinglingling —- « ging das Tele
Pbom
,.tj)ier Schöller --s wer dort?«
»Hier Ehrenseld«, schallte es aus
der zitternden Membrane zurück »Ist
mein Sohn dort? Er sollte mir eine
Vrosche holen.'«
»Nein«, antwortete die Vertänfe
rin, da er sich nicht entschließen
konnte. eine zu wählen, ist er ohne
Kauf gegangen.«
»Der Esel! Pardon! Sind Sie
bitte so freundlich und lean Sie eini
ne Broschen in der Preis-lage von 4(.)(".)
bis 500 Mart vor, wenn er noch ein-«
mal vorkommen sollte.«
»Bitte sehr, es soll gescheien!«
Sie hina den Hörer wieder an
und schellte ab.
Der wird schon nicht wiederkom
men, dachte sie, und doch, wenn es
der Sohn von dem reichen Justizrath
war, dann konnte kein Diebstahl vor
liegen. Oder sollte er ein Kleino
mane sein? -
Vor einer Stunde war die Brosche
noch dagewesen. Das wußte sie ganz
genau. Da hatte sie das theure.
Schmuckstiick noch in der Hand gehabt,
nnd jetzt sehlte eg. i
Wieder iiberlegte sie, rathlos, wag
zu thun sei. Da öffnete sich die Last
denthiire und herein kam siet
traute ihren Augen kaum ——— der
junge Ehrenseld. !
Ohne irgend welche Verlegenheit(
zu zeigen, ebenso nachliissiq wie-vor
hin, lehnte er sich an die Thetr.
»Ich wollte Sie bitten, nochmals
die Dinger vorzulegen· Ich möchte doch
nicht mit leeren Händen nach Hause
tommen. Hoffentlich kann ich sie doch
wieder umtauschen, wenn sie meinem
alten Herrn nicht aesallen sollte, nicht
waht?«
»Gewiß«, antwortete die Vertäufe
rin und breitete wieder die glitzernden
Kleinodien vor ihm aus, ihn dabei
scharf in’s Auge fassend. Dein An
scheine nach gleichgültig, betrachtete
Ehrenseld die Schmuetstiiele. hin und
wieder eins im Licht erstrJhlen las
send. Endlich hatte er eins ausge
sucht.
»Was meinen Sie zu diesem Bril
1.1ntitetn?«
»Gewiß eine seht schöne Brosche«,
entgegnete die Beetönserin
»Und der SMALL-«
»475 Mal-U
»Ich will ihn schon mitnehmen Die
Rechnung schicken Zie, bitte, an Pa.«
»Es thut mir leid, mein Herr. Das
darf ich nicht« Die verschwundenes
Brosche hatte sie mißtrauisch gemacht.
»Bitte seht!« sagte hieraus der
Häuser, »dann senden Sie beides zu."
Er lüftete den Hut und ging.
Schon wollte sie ikm zurücktusen
und ihm das Schniuctstiid mitaebenx
doch es war ihr, als hielte sie etwas
zurück.
Wenige Minuten nachher trat der
Geschöstssührer ein und fand die Ver
täuferin dabei, alle Glasschkänie zu
data-suchen
«Was machen Sie denn da, Träu
lein Stein?« fra te er erstaunt.
Da erzählte ise ihm von der ver
schwundenen Broiche und von dem
Kaufe des jungen Ehrenfeld; auch
daß sie lehteten im Verdacht gehabt,
—.--·-.» »---... sp. ,- .-. sk- .- —
i der Dieb zu »in verschwieg sie nicht.
»Warum haben Sie ihn denn nicht
festgehalten oder mich gerufen?« rief
er ernst aus. »Das war ein Schwind
ler, das ist doch llar.«
Er ging an’s Telephon und klin
gelte den Justizrath an. Der wußte
natürlich von nichts, hatte auch vor
« her nicht angerufen.
· »Da haben toir’s! Jch lann Ihnen
nicht helfen, roenn die Broiche nicht
zurücktommt, müssen Sie die Hälfte
des Wertljes zahlen. Ich verstehe Sie
aber auch nicht! Er lies anen doch
wieder in die Händel Und· da Sie es
doch gesehen hatten, daß er die Bro
sche nahm solche Dummheit!«
Sprachlos vor Schreck itand die
IVertäuferin da. Sie sollte fär die
Ihcilste des Wertkteg auflommen —
430 Mart!
Der Vater.war todt. Die Mut
ter bezog eine kleine Pension, die
eben ausreichte, das Leben zu fristen.
»480 Mart!« stammelten ihre beben
den Lippen und in ihren Augen stan
den Thränen
Sie that dein Chef leid. Den
Kopf bedenklich ichiittelno, sagte er:
»Daß Sie aber auch so dumm fein
tanntenl Doch verlieren Sie den
Muth nicht. Vielleicht wird der
Schwindler noch erivischt. Jch aehe
soiort zur Polizei und erfiatte An
»in
eit traurigem Blick schaute sie dem
iskch Entfernenden nach. O daß die
Polizei den Die-b doch anhalten möch
te! Was sollte denn sonst werden?
Ihr jährliches Gehalt betrug 1000
Mart, fast die Hälfte war nun vers
» toten. — —
Elile Stein verbrachte eine un
H ruhige Nacht. Stumm hatte sie ihr
" Abendessen hinunteraewiirat. Aus die
theilnehmenden Fragen der Mutter
hatte sie nur geantwortet, sie habe
Konfichmerzen und war gleich zu
Bett gegangen. Jn ihren Träumen
sah sie den jungen Mann, wie er mit
Brecheiien und Blendlaterne in den
Laden schlich. dort alle Schranke er
brach und alles, alles mit sich schlepp
te. Dann hörte sie die Stimme ihres
Chefs, der ihr mit gewaltiger Stim
me zuries, sie miissen nun alles er
setzen.
Erst früh gegen Morgen schlief sie
einige Stunden.
Weniae Tage später, als die Ver
tänierin eine Besorgunq in der Stadt
machte und dabei in die Nähe des
Bahnhofs kam, sah sie an einer Lit:
iaßfäule einen jungen Mann stehen.
der nach Statut und Kleidung sie
lebhaft an den noch nicht ermittelten
Dieb erinnerte
Laut tlonste ihr Herz. Sollte er
es wirklich sein? Jetzt drebte er ein
wenig den Kons, so daß sie sein Ge
sieht erblicken tonnte. Kein Zweifel,
er war’6!
Schnell eilte sie zu dein an der
nächsten Straßenecke stationirten Vo
lizistem dem sie in ilieaender Eile die
Diebstahlsgeichichte erzählte und ihm«
den jungen Mann zeigte, der inzwi
schen die Balinhoisstraße biiiabgina.
Des Schutzmanng Gesicht erhellte
sich. Freundlich nickte er der Vertau
ierin zu. »Das Bürichchen werden
wir schnell liaben.«
Und sogleich nahm er die Verfol
gung auf. Nach wenigen hundert
Schritten hatte er den Verdachtigen
gestellt.
»Sie sind der junge Ebeeiiseld?«
fragte mit einem breiten Lächeln das
Auge des Gesetzes.
Der Angeredete wandte sich um.
»«-a, der bin ich. Was wollen
Sie?« stieß er ärgerlich hervor.
»Nichts Besondere-T Folan Sie
inir vzur Wache!«
»Warum denn das?«
Inzwischen hatte Elise Stein die
Beiden erreicht.
,,Geben Sie die Broiche wieder,
Herr Der Name Ekzrenield woll
te nicht über ihre Lippen. »Mein
Chef verlangt von mirSck.iderieriatz.«
»Ja, aber ich oeritelies nicht.«
Der junge Mann blickte rathlog auf
die schöne Vertäuierin, deren thrij
nenfeuchte Augen ihn bittend ansa
Ken. ,,Eine Broichr. So erllören
Sie mir doch«, wandte er siali an den
Polizisten
»Es ist doch der kiietlktelsp fragte
dieser hinsviedernm die Vertiiuserin,
welche besahend nicite. Dann sagte
er ernst zu dein jungen Manne:
,,Folgen Sie mir, ohne Umstände
zu machen, tue Wache. Sie sind drin
gend verdächtig beim Juwelier
Schiöller eine Brosche entwendet und
außerdem einen faifchen Warnen ne
nannt zu haben.«
Der also Verhaftete laekte laut
auf.
»Das ist wirklich amiisant! Na,
ich gehe mit.«
Auf der Wache iegitimirte er sich
dann als Fritz Ehrenfeld, Sohn deg
Justizraths Ehrenseld. und bemiesk1
an der lband eines Briefes, daß er
am Tage vorher noch in Berlin geloc
sen sei, wo er Medizin studire, und
iføon wo er heute Mittag eingetroffen
ei. »
Sowohl der Polizist, wie die Ver-H
täuserin machten große Augen. Also
lvar es doch nicht Ver Rechte.
Fritz Ehrenield ließ sich dann den
ganzen Hergang erzählen. Als er
»erfuhr, baß der Dieb in Kleid-ung«
l Größe und so weiter ihm aenau ge
glichen habe, gan ihm ein Licht aus.
»Das war Walter Burgberg!« rief
er aus. »Ein Kommilitone, der eh
renrüchiger Geschichten wegen vor
drei Wochen relegirt worden ist. Er
kannte mich gut, hatte meine Figur
und wußte auch sehr geschickt zu bit-i
piren. —- Beruhigen Sie sich also,
Fräulein Er wird uns nicht entse
hen. «
Am Abend des nächsten Tags
wurde Walter Burgberg bereits in
einer Weibertneipe -Berlins, wo et
T den Rest des Pfanderlöses des
i Schinuetstüeles verjuhelte, verhaftehf
. Fritz Ehrenfeld, dem das liebliche
; Gesichtchen Elfe’s es angethan hatte.
k ließ es sich nicht nehmen, die Bros
seinzulösen und der VertäUferin mt
seinem launigen Schreiben zu über
; senden.
» lFlise Stein bedankte sich herzlichft
« und bat vieltaulendmal des Jer
» thums wegen um Entschuldigung
J Fritz Ehrenfelb antwortete, das
habe gar nichts zu sagen. Die Suche
hätte ihm Spaß gemacht. Und ob
er Fräulein Stein am Sonntag auf
der Eisbahn treffen könne. Es würde
ihn sehr freuen, sie wiederzusehen
Wenn Dr. mer-. Fritz Ehrenfelh
seine süße, tleine Frau verlegen nur
chen will, dann braucht er sie nur
nach der Brossche zu fragen, die einen
Bliitbenzweig mit einein von Opalen
uxcrrahmten Brillanten darstellt.
Dann schmollt sie, bis er ihr einen
oder auch nsehrere Küsse raubt, so daß
sie sagen kann:
»Siehft du, du bist doch ein Dieb«
; Ein Zweiflet.
H ,,Sagen Sie mir, Herr Doktor«,
fragt eine Frau einen ihr bekannten
Herrn, »warum heirathen Sie denn
eigentlich nicht? Sie sind doch wie ge
schaffen, um eine Frau glücklich zu
machen!«
»Das glaub ich selbst, gnädige
Frau«, gibt der Herr zur Antwort,
.»ich lviirdse ja selbst gern heirathen,
s wenn ich ein Mädel finden könnt, die
»ihrerfeits auch nur einen Mann
qliietlich mach-en ivill.'«
Schwiegermutter (die sich vergeblich
temiiht, in die Aerinellöcher ihres
neuen Jacketg zu tonnnen): ,,Steckt
denn heute der Teufel in der Jacke?"
Schksoiegersohm »Noch nicht, liebe
l
l
L
l Beim Wort genommen.
i Mania.«
Der einzige Unterschied
A.: »Wollen wir hier in dem Re
» ftaurani zu Abend essen?"
B.: »Hier drin? Da giebt’s ja keine
halben Portionen und mehr brauche ick
Abends nicht!«
A.: »Oh, halbe Portionen giebtes
hier wohl, nur bezahlen muß man für
ganzes« «
Aus einer Hamburger Schule.
» Jn der Geschichtsstunde fragt der
Lehrer: ,,Woran erlennt man die Ger-.
manen?« Zufälligerweise wendet et sich
an einen Schüler, dessen Vater dem
Schwimmtlub »Germsania« angehört.
nnd erhält die Antwort: »Die Get-«
manen haben ein G in der Badehofe.«
Dac- Wachestbum ver Liebe.
»Sie: »Mein ·Einziger, sag, könn
test Du mich doch lieben, auch wenn
ich recht, recht weit weg wäre von
Dir?«
Er: »So eine Frage; je weiter Du
weg wärest, desto heißer würde meine
Liebe sein«
Ein schweres Stück Arbeit.
Dorfschönc izu ibrein auf Urlaub
befindlichen Schatz): »An Deine
Brief’, See-pl, hab’ i immer 8 Taxs
z’lesen!«
Sepp: »So ---- aber weißt, Kathi
so lang« schreib i a dran!«
Naiv.
Wirth: »Dieer Wein babe ich fchois
Tät- Jahre irn Keller!«
Gast: ,,Obo! Was lein anderer
will, das braucheng mir aber auch
nicht vorzusetzen!«
Vorbei.
Enkelin: »Bitte, liiroßinamm wo iir
den dag ber: »Drum prüfe, wer sich
ewia bindet«?«
Großmutter: »Aus der guten alten
Zeit!«
Neues Wori.
A.: »Hei der Herr Doktor denn
jetzt Spreclsstundex es kommen ja io
viele Lenic?«
B.: »Das- find Glänbiaer!«
Ll.: ,,Also Versprech st unde i«
Ein Antoniobilfeinv.
»Was ist Jlsnen eigentlich so zuwi
der an den Schnanferlnt Das Aus
se!«e:i? Die Geschwindigkeit? Der
Lärm? Oder der Gestaan
«Nee -——— der P re i O !«
Bei-übend.
Backfisch (einen Leutnanfin Zivil
sehend): »Ach, wie ein Mensch nur so
herunter-kommen sann-«
, --.