Jahrgangw Nebraska Staats· Art-zeiget und Neu-old 191 9.09 (Zwetei rTheiU Frühling. Sie kommen hervor, »die lieblichen Blumen, DieFrühlingsbotem sie zeigen sich all’! So ionnnet auch ihr aus den dunkeln Stuben, Erfüllet die Luft mit jubelndemSchalL Der-Frühling hält Einzu , der Lenz ist erlsienen Mit feiner blendenden Blüthe-sprache, Die Leiden des Winters will et süh nen, So lommt doch und sein« wie die Sonne lacht. D Frühling, du selige, goldene Zeit, Du gleichst doch keiner andern: i Die Welt liegt vor mir so weit, so. weit, ! Und wandern möchte ich, wandern! ( Ver letzte Liebe-Dienst Erzählung von Edmund Stu r a w y. . In dem mit auserlesenem Geschmack eingerichteten Solon des Großindu striellen Neinbnrtner war eine tleine Gesellschaft versammelt. Es herrschte eine äußerst animirte Stimmung Das Essen war vorzüglich gewesen, der Wein womöglich noch besser, und siir das Uebrige sorgte der sprudelnde Wih unt humor des Gastgebers. Wenn es eine Person in diesem tlei nen Kreise gab, die nicht so recht aus ganzem her-sen mitthat, und dadurch gewissermaszen etwas aus dem Mittel vuntt gedrängt schien, so war es Rein hartner’s Gattin, eine ziemlich reizlose verschüchterte und gedrückt aussehende Frau. Obwohl lrampshast nnd wie ängstlich bemüht, in die allgemeine Frohlichteit mt einzusiimmem lag doch ilber ihrem ganzen Wesen immer etwas Fremde-, Nichtdazu eltöriges Das hatte seine guten Zrindr. Die Ehe hatte der Frau eine roße Entwu schung gebracht. In den gMiidchentriius men war ihr die Liebe undE anders, Ins andere erschienen. ur dein rangen der Eltern nachgebend, war sie einem Manne, dessen erste Frau taum ein halbes « ahr unter der Erde lag angetraut wor n. Als die Zweite! Er war zwar sehr lieben-würdig und gut, aber es fehlte die rchete Wärme. Das war nicht die große, herrliche Liebe, die alle Schranten bricht. Sie siihlte ev, daß sie nur ihres Geldes wegen geheirathet worden war. Und das war es auch, warum sie nie ihres Lebens so recht sroh werden konnte; das war es auch, warum sie sich inmit ten ihres glänzenden Wohlstandes so arm siihlte wie eine Bettlerin. Reich war sie und doch --— so arm! Eben hatte der Hautherr einen bu moristischen Toast beendet, ein von Lebenslust und Daseinssreude über schäumendes »Prosit!«, welches von sämmtlichen Anwesenden stürcniich er widert wurde, ausgebracht nno dag volle Glas bis zur Neige geleert. alk das Stubenmädchen eintrat, bei der Thiir stehen blieb und verlegen aus Reinhartner hinsah. »Was giebt eg, Minnat« fragte er. Da sie noch immer zögerte. trat er aus sie zu. Das Mädchen sliisterte lei se: «Ein Mann?... Sprechen will er mich?.... Hast Du ihm nicht ge sagt · . . ?« »Ja, guts Herr! Aber er nat so bitt’... Jch hav’ net Month . .. Es muß was Wichtig’s sein. Er ictaut net sehr empsehlenswertli aus . . Die Gesellschaft hatte sich um den Zwischensall nicht geliitninert. Man ließ eben den hauslxrrn hoch leben. Lautes, helles Lachen mischte sich in den Klang der aneinandergestotzenen Gläser. Da -- tauchte in der Thürössnung eine in dieser Umgebung seltsam wir lende Gestalt aus. Ein Mann war's in den Bierziaeriabren, in schlechter, abgeschabter Kleidung. Win hingen ihm die ungepslegten Haare in die Stirne und aus dem schrecklich bleichen ; Gesichte blickten zwei glanzlose Augen« wie erschreckt in die Runde. Auf der hohen. eleganten Gestalt Reinhartrier's’ Fliehen diese Blicke endlich starr has en. Das Erscheinen des Fremden hatte aus die Gesellschaft wie lähmend ge wirlt. Eine Verlegenheitspause ent standl Reinhartner immerfort anstartend, sagte der Mann seit schmerzlich und wie bittend: Weinbertnermk Dieser ging nun rasch aus den Besucher zu, sah ihm ins Ge cht nnd ries plöslickt überrascht: » h« ich rechtf! Das ist sa —- nattirlich ist ertit —- Brendlert Robert Vrendlert Mein alter Kamerad und liebsten bester Schulsrenndt Die herrschasten verrät-erst Komm’!« · nell schritt er mit dem neuen Gast in sein elegantes Arbeitezimmer. Mit ausrichtiger Freude nahm er Brendlerkh beide Hände und schüttelte sie betzkich « «Willkomrnen, alter «f,reund will tomeneni Aber to setz gich doch!«« Der Mann blieb stehen bickte wie ängstlich auf die mit Seide iiberzoge nen Stuhle und sagte leise und stockend: »Ich »s- ich dank Dir. . Und sei net barb, daß ich Dich be lästigc Sei net barbt.. .« »Aber was fällt Dir denn ein! Setz Dich nur wieder -- so.. !« Es mö gen schon so gegen zwanzig Jahre her sein, daß wir uns nicht gesehen ha ben! Also -—- wie gebt es Dir, Ro s beri?« I » »Ich dank Dir, Heinrich, fiir Deine Herzlichteit.. Hab’s net ektvart’. Es geht mir so weit ganz gut Reinbartner betrachtete sein Gegen iiber forschend und meinte: Aber es scheint mir. .. Dein Aussehn Du weichst inir aus!...«. rstcind aus, legte beide Hände aus Brendler’s Schultern und sagte mit großer Wär e »Robertl, alter Freund! Nicht so! Schau«, es thut mir weh! Lass die falsche Scham! Schau mir in die Au gen —— so — und jetzt sag’ mir, wie es Dir gelit! Geh’, sag's!« Brendler wandte sich unter den sor schenden Blicken Neinhartners wie ein Wurm. Plötzlich schlug er beide Hän de vor’s Gesicht, brach in ein wildes, oerztveifeltes Schluchzen aus und rief : «Schlecht!! Heinrich . . . schlecht!! . . .« »Nobert!!« »Seit drei Wochen la Arbeit . . . Zwa Tag schon nix gessen . . . Unter standsloo bin ich, unterstandslosll" »Was sagst Du, was?!" Keuchend, stoßweife und sich im Sprechen förmlich iiberstiirzend, fuhr der Andere fort: »Tag und Nacht irr’ ich herum in den Gassen . . . wie a Hund ohne Markenl . . . Jch waß net, wo ich hin foll! Wohin denn nur, wo hin denn?! Ka Dach . . . la heim . . . und la Z'hausl Und da —« er preßte die Hand aufs Herz —- »da thut’s so weh, so furchtbar weh! Heinrich —- ich halt-'s nimmer aus!!« «Robertl Unglücklichrrl Und Du bist nicht gleich zu mir? Zu Deinem alten Kameraden?« »Sei net bös’ . . . Verzeih mir . . . Jch hab· mich net traut! Dort, wo’g Glück z’Haus is, dort siecht ma die Elenden und Verdammten net gern! Ma nimmt den Leuten den Appetit!" »Ach geh’!« Reinhartner ließ Essen nnd eine Flasche Wein bringen und sagte: »sz, Robert, iß und trink’!« Während dieser Messer und Gabel zur Hand nahm, sagte er: »Aber sag’ mir nur um Himmelswillem wie das Alles so gekommen ist?« Brendler legte Messer und Gabel beiseite und seufzte tief aus. »Aber fo greif’ doch zu! Du hast ja noch teine zwei Bissen . . .'« »Ich lann net . . .« Wehmiithig lächelnd sagte es der arme Teufel. »So hungrig war ich, aber jetzt . . . Jch muß mich erst wieder d’rau ge wähnen. . . . Wiss kommen ioi . . . Mein Gott! Die Verhältnisse . . . Der Vater gestorben . . . Jch hab’ müssen meine Studien aufgeb’n und verdie nen, Mutter und Schwester erhalten . . . Krankheit . . . und so halt . . .« »Ja, ja, aber . « »Die Armuth allan io’g ja net, heinrichl Da wirten Hunderte Sachen mit, die Du net begreifen kannst! Um das zu verstehn muß ma im Voll anfg’wachsen sein! Du waszt da davon ntxl Deine Eltern waren wohlhabend. Dein Talent io g’hegt und pflegt word’n und frei von tlanliche Sorg’n hast Du studir’n können. Als Jngr nieur und wohlhabenden Mann hast Du a reiche Partie g’macht, bist da durch wieder weiter kommen . . . Im mer weiter . . . Ah! Da geht Alles so glatt, so anders. Immer und überall san mir im Nachtheil! Auf alles mils : sen wir verzichten: Aus hils’, Rekom mandation, materielle Unterstühung— anf Allejl Rix wie Prellfteine giebt’s auf unser’m Lebensweg und das Schicksal haut Einen erbarmungslos von an zum ander’n! Und da schau’n noch die Ander’n verächtlich auf uns herab! Das Können is doch la Kunst· wann ma G’leg’nheit zum Lernen hat! . .« Neinhartner strich mit ver Hand über die Stirne und murmelte: »Schrect!ich ist das, schrecklich! Du warst auf der Technik der Liebling der Lehrer. Eine große Zukunft ist Dir prophezeit worden. Du warst ein gros ßes Talent im Konstruiren und im Erfindeni« »Ja! Zum Konstruir’n i)ab’ ich Ta lent g’habt, aber net zum Leb’n! Mei ne Ideen und Zeichnungen hab’n mir Anv’re g’stohl’n und unter eigenen Namen auig’fiihrt. Sie hab’n dadurch ihr’n Weg g’machtt Dem einfachen Maschinisten hai’9 jaNiemand glaubt, daß er so was im Stand’ is sichan sen! Der hat doch nix g’lernt . . . Und so a Kerl will sich bemerkbar machen! Ah! tommt net raus . . ewig net raus! . .«' Frau Neinhartner war eingetreten Hund blickte fragend auf die beiden Männer. Reinhartner sagte wie er lliirend: »Ein Schulsreund von mir. Es geht ihm nicht am besten. Jch werde sehen, was ich siir ihn thun lann!« Ader da stand schon Brendler vor ihm, streckte wie beschwörend diehiinde aus und rief teuchend: »Reinhariner! Du verstehst mich falsch! Nix siir mich will ich, nir fiir mich! Mit mir is ’s vorbei! Es is aus, ich g’spiir’s! Na, na, Heinrich! Es ist aus mit mir! Ich geh’ in’s Spital Aber ans möcht’ ich noch, bevor all’s Wind is! Deshalb bin ich ja 'tocnmen! Jch hab’ a Weib g’habi . . . Vorig’s Jahr is s’ g’ storb'n! O. sie war so schön und brav! Und gern hab’n wir uns g’habt, so schrecklich gern! A gute Partie hätt’ s’ machen können als Mädel! Aber sie hatllz ausg’schlag’n mir z« Liab! Treu hat s’ zu mir g’halt’n und immer g’hosst, daß es endlich besser wird! Und nix hat s’ g’habt von ihr’n gan zen Leb’n, nur Kummer und Sorg’n! Und das hat an ihr g’sressen! Jmmer weniger is s’ word’n, bis s' der herr gott von dem Jammer erlöst hat! Und da, Heinrich, hab' ich Dich bitten woll«n — sei aber net bös’ —- in der Zeit, wo alle Menschen ihre Todten ehr'n und ihrer denten — Heinrich! -—— ich bitt’-Dich vielmals — a Kran zerl, a Bouauetterl siir mein arm’s Weib!! A paar Rosen nur — weils die immer so gern g’habt hat — siir mein lieb’s, gut’s Weiberl!« Bittre schluchzend und völlig er schöpst wars sich Brendler aus einen Stuhl hin. . L Und die arme reiche Frau Rein hartner stand von ihren Gefühlen überwältigt, wie traumverloren da Ihre Brust wogte auf und trieben Wie eine Offenbarung war es ihr: Das war’s! So hatte sie sich die große Liebe vorgestelltl Der am Rande des Grabes stehende Mann da, dachte nicht an sich, er bettelte um einige Ro fen fiir sein todtes Weib. Reinhartner streifte seine Frau mit einem Seine-blieb Die reizlose, unge liebte Frau erschien ihm jetzt noch viel häßlicher. Und wie war es mit der Ersten? Ein gleichgiltiges Nebenein andergehen, aber keine Spur von Liebe. Hatte er sie überhaupt jemals gelanntt Tief gruben sich seine Zähne in die Unterlippe. Er legte die and aui Vrendler’g Schulter und agte gis preßt: »Man mir die Nummer und iai werde einen Kranz frischer Rosen aus· das Grab Deines Weibe-:- leaen las sen.« Da sprang Bredler auf und riet eraltirtx »Na, na! Ich selber! Oh fremde Hand soll mir’g entweih’n!« Er entnahm der überreichten Börse zwei Guldenstiicle, drückte Neinlyart ner schluchzend die Tand nnd sagte. vor Freude und Au reaung teuchencsx »Ich dank Dir, Heinrich! Ich dath Dir! Wann mein ar:n’s Weib a auf Alles hat verzichten müssen, aus se Liab und aus den letzten Liebegdieni inqu i net verzichten!» .Muß i ne verzichten!.. « Die beiden Geldstücke ttampfhaft m der Hand haltend, eilte der Arme glückseliq von dannen und murmelte dabei vor sich hin: »Annerl! Rosen triegstl Frische, schöne Rosen als let ten Liebesdienst!« Und die beiden armen reichen Mute sahen sich stumm in die Augen. — oie mitchstkaße. Die Sterne, die dem unbewaffneten Linse an der nächtlichen Himmelsdecte sichtbar sind, erscheinen ohne Bezuq nat-nie ans irgendein Centrum nahezu gleichmäßig durch den Weltrcnnn Der streut, in unermeßlich großen Ab ständen von einander. Die Entfer« nunq der Erde von der Sonne beträgt 20 Millionen Meilen, aber wenn wir diesen Abstand zwei hunderttausendmal vergrößern nnd mit dieser ungeheuren Länge als Halbmesser eine Kngeiobersliiche be schrieben denken, so wiirde innerhalb dieses nnsnßbar großen Raumes nur ein einziger Fixstern angetroffen werden« nämlich unsere Sonne. Aehn lich würde es sein, wenn diese unge »henre Kugel zwischen die hellen Sterne »gerollt wäre, die denOrion bilden oder »den großen Bären; auch in jenen Fer »i-.en würde sie nur einen, höchstens zwei ;Sterne umschließen, gleich einsamen sLeuchten in der Oede des duntlenRam irae-. Diese ziemlich gieichmäßige Vet theilung der Sterne durch den Welt raum findet aber nur bis zu einer ge wissen, allerdings unsaszbar großen Entfernung hin statt, sie gilt dagegen durchaus nicht mehr für die zahllosen Sterne, die die Milchstraße bilden, je-: uen breiten, matten Lichtschimmer. der in Gestalt eines großen Bogens iiber den Himmel zieht, unveränderlich, in stummer Mjestät, wie ein Abbild des Unendlichen und Ewigen· Hier tref fen wir aus eine völlig abweichende Anordnung, aus höchst befremdliche Zusammenballungen von Sternwolten und seinen Sternchen, die einzeln gar nicht aufzufassen sind. Zwischen die ien Lichtwolien finden sich duntle Straßen, manchmal wie gewundene Kaniile, es sind Stellen ähnliche den jenigen, die schon Herichel als Dess uungen im Himmel bezeichnete und die uns einen Ausblick in sternlose Ab griinde des Weltraumes gestatten. Die iigentliche Milchstraße besteht nicht eng Sternen, die einzeln dem Fern tobt-e zugänglich wären, ihr Schimmer ist vielmehr unzerlegbar siir unsere Instrumente Zwar sieht man über sie zerstreut zahllose ileinsteSternchen ste hen, aber diese bilden nicht die Milch straßr. l In moudschetnfreien, klaren Wachs ten erkennt man mit bloßemAuge, daß die Milchstraße die einzelnen Stern bilder in sehr ungleicher Helligkeit und Breite durchzieht. Jni Schwan ist sie glänzend« und gegen den Cepheus hin zeigt sich eine dunkle Unterbrechung; un Fuhrmann, in den Zwillingen und im Einhorn zeigen sich aus breiter, mtnder heller Unterlage lange glänzen-« l de Streifen. Den prächtigsten Anblick bietet die Milchstr. in dem Theile, der vom Sternbilde des Adlers gegen das tes Schützen und des Siorpions zieht. l Keine Region der ganzen Himmels decke, sagt John Herschel mit Recht, gewährt mehr Mannigfaltigkeit und« Pracht durch Fülle und Art der Grup Pirung Vom Schwan gegen das am südlichen Himmel glänzende Sternbild des Zentauren hin ist die Milchstraße ziemlich in zwei Arme getrennt, und im Sternbilde desSchifses erscheint sie« wiederum iiber einen breiten Raum vertheilt mit großen dunklen, sternen armen Lücken dazwischen. Untersucht man die Karten undVeri zeichnifse der Sterne bis zur St. und 10. (!trößeklasse, so findet sich, daß die Trennung der Milchstraße in zwei Arme in der Vertheilung dieserSterne nicht zum Ausdruck kommt, die Milch straße ist also ein kosmisches Wesen weit jenseits des Raumes, in dem sich diese Sterne sammt unserer Sonne befinden Erst die Anwendung der Photogra phie auf denHimmel hat es ermöglicht, die Milchstraße zu erfassen. Besonders Professor Barnard von der Yerkes Sternwarte hat zahlreiche Ausnahmen der Milchstraße ausgeführt und festge stellt, daß die Struttur derselben im einzelnen verschiedenartig ist. In ges wissen Theilen bestehen die Wolkenfor men der Milchstrafze aus grofzen Sters nen, in anderen aus sehr feinenStern then, gleichsam wie Sternstaub. Vom Skorpion durch den Schützen anstei gend, begegnet man in der Milchstraße Nebeln lind verdichteten Hausen, die wie zufällig iiber dieselbe zerstreut find. Im Schwan trifft man dagegen auf eine Region, in der ungeheure Mengen verfchwommenen Nebels auf treten, vermischt mit Sternen, und ebenso im Sternbilde des Orpheus-. In dem leuchtenden Gewebe der Milchstraße gibt es neben den hellen Flecken auch duntle Stellen» die man dem Mangel an kleinen Sternen und Fehlen des feinen Lichtschilnlners, der ; die Milchstrasze charakterisirt, zu schreibt. Professor Baruard hat bei seinen photographischen Ausnahmen der Milchstrafze eine nicht geringe An zahl solcher dunklen Stellen entdeckt. Man erkennt auf den Photographien deutlich, wie die Sternwolken der Milchstrafze dort auseinandergerreren sind, ähnlich wie die Wolken unserer Atmosphäre bisweilen stellenweise auf gebrochen erscheinen und din dunklen Himmelsgrund hervortreten lassen. Solche Stellen in der Milchstraße er klärt Barnard, wie sriihsr HerscheL sitr Oessnungen zwischen den einzel nen Sternwolken, durch die wir noch tieser in den - sternleersn - — Raum blicken. Mit dem Fortschritt seiner photographischen Ausnahmen traf Professor Barnard aber auch aus Re gtonen, in den-n die Dunkelheit nicht wohl aus diese Weise gedeutet werden kann. Gewisse außergewöhnlich dunkle Kanäle der Milchstraße im Sternbilde des Opiuchus und an anderen Stellen führten ihn aux die Vermuthan daß sie nicht dem Fe »len von Sternen zuzu schreiben sind, weil sie thatsächlich dunkler als der sterntreie Himmels grund erscheinen u. daher siir die An wesenheit einer dunklen Materie spre chen. Unter den photographischen Aus nahmen, welche hierfür beweisend sind, ist besonders eine bemerkenswerth, wel che eineRegion imSternbilde des Stie res darstellt und am 9. Jan. 1907 aus genommen wurde. Man erkennt in ihr deutlich den Verlauf der dunklen Materie zwischen den zahllosen Ster nen der Milchstrasze und deren Aus-— breitung nach Nordwesten hin. Dort zeigt sich aus dunklem Grunde ein iso lirter Nebelfleck, der sich wahrscheinlich noch weiter ausdehnt, aber in diesem ausgedehntenTlJeile lichtlos oder erlo schen ist und das Licht der kleinen J Sterne hinter ihm versteck.t Wenn der in Wirklichkeit dunkle Streifen hell wäre, so würde er sich uns als ein gro szer Nebelsleck darstellen, von ähnlichen Formen wie manche andere zeigen. Es kann nach den Ausnahmen von Profes sor Barnard jetzt wohl kein Zweifel mehr darüber sein, daß im Weltraume ausgedehnte Nebelmaterie sich findet, die nicht leuchtet, sondern nur durch Verdunkelung des Hinnnelsraumes hinter ihr sichtbar wird. Ueber das eigentliche Wesen der Milchstraße, d. h. iiber die Stellung derselben im Universum, hat sich be sonders Wilhelm Herschel bemüht, Aufklärung zu gewinnen. Jm Jahre 1784 war er zu der Ansicht gekommen, daß die Milchstraße eine ungeheure Sternenschicht sei, in welcher sich auch unsere Sonne befinde, obwohl dieselbe nicht im Mittelpunkte derselben stehe, vermuthlich aber nicht weit von einer Stelle. wo eine kleinere Sternenschicht sich als Zweig der Hauptmasse abson dere. Jm folgenden Jahre meinte Her schel mit seinen großen Teleskopen die äußersten Grenzen der Milchstraße er reicht zu haben, in Entfernungen, die dem 5()()sachen der Entfernung des Sirius ungefähr gleich sein möchten. Von dieser Meinung brachten ihn die Beobachtungen während der folgenden 20 Jahre völlig zurück. »Meine Streisziige durch den Himmel,« schrieb er im Jahre 1802, »haben vollkommen erwiesen, daß die Helligkeit der Milch straße nur von Sternen herrührt, de ren Tusammengedrängtheit zunimmt, wie ie Heiligkeit der Milchstraße wächst. Diese Sterne zeigen ein Be streben, sich in Haufen zusammenzu ziehen« s Jrn Jahre 1817 kam Herschel zu der kleberzeugung daß nicht blos unsere Sonne, sondern alle Sterne, die wir mit dem bloßen Auge sehen können, tief in der Milchstraße liegen und einen Theil derselben bilden. Im folgenden Jahre erklärte er, daß die Tiefe der Milchstraße fiir seine größten Tele skcpe wenigstens an mehreren Stellen unergriindlich sei, daß seine Instru mente sich nicht kraftvoll genug erwie sen, um die entserntesten Sterne der Milchstraße zu erreichen, und daß es also unmöglich sei, über deren Gestalt etwas aus-zusagen, So viel ist sicher, daß die Anordnung der Sterne, welche das-; bloße Auge wahrnimmt und selbst diejenigen der schwächeren Sterne bis sue Si. Größe in keiner erkennbaren Be ziehung zur Milchstraße steht. Wir diirfen uns vorstellen, daß diese Sterne einen großen nahezu tugelförmigen Sternhaufen bilden, zu dem auch un sere Sonne gehört. Die Sterne der Elltilchstraße stehen zu diesem aber in keiner näheren Beziehung, sondern ge hören anderen Sternsystemen an. Viele der letzteren, welche uns wie Stern stauls in der Milchstraße erscheinen, mögen in Wirklichkeit Sternhaufen sein, die wohl ebenso groß und ebenso ausgedehnt sind als der Haufen von Fixsternen, dem unsere Sonne zuge theilt ist. Bis in unermeßliche Entfer« nmsgen sind solche Sternhausen hinter eineiidergereiht und jeder ist von den anderen durch Räume geschieden, ge gen welche die Entfernungen der Fir sterne innerhalb unseres Haufens ge ring sind. Die meisten der Haufen, welche die Milchstraße bilden, smd nahezu in einer Ebene allerseits hin: tereinander geordnet, und deshalb er scheint uns die Milchstraße als unge heurer, den ganzen Himmel umspan nender Ring. Vielleicht gibt es auch zwei oder mehrere Ebenen, innerhalb: deren diese Sternhaufen geordnet sind,J Jund dadurch würden sich die Trennun- E igen der Milchstraße erklären. Schon sder berühmte Lambert sagte (1761): »Die Milchstrasze unterscheidet sicn von dem iibtiaenTlseile des Himmels deut lich. Wenn ich gleich alle anderen Fix sterne znsninmennelnne, so muß ich die Milchstrasze von denselben ganz abson dern und diesen Streifen in unzählige kleinere Theile zerfallen. Viele von diesen Theilen zeigen sich uns dadurch, dass sie von den übrigen getrennt er scheinen: die anderen bedecken einander, weil einer hinter dem andern liegt. Je den von diesenTheilen sehe ich als eins besonderes System von Fixsternen ans Wir selbst befinden uns in einem sol chen und zu diesem rechne ich alle Ster ne, die uns sichtbar sind und außer der - sMiIchstkaße liegen, wie auch die größe ren, welche diesen Bogen des Himmels bedecken. Die übrigen Systeme liegen in der Fläche der Milchstraße um uns herum.« Sind -dieseAnschauungen, wie zu vermuthen steht, annähernd rich tin, so zeigt sich uns in der Milchsttaße die höchste Anordnung der Sterne zu S1)stemen, darüber hinaus gibt es keine noch größere, es gibt keine Milchstraße von Milchstraßen, sondern nur eine einzige Milchstraße, diejenige, welche wir erblicken. Eine Ahnung der Unendlichkeit drängt sich hier aus, aber die Grenzen der Vernunft hemmen den Flug der Gedanken, und vielleicht stehen wir hier vor einem der Probleme, die überhaupt in keiner Gestalt für uns lösbar sind. Es kann daher nicht ausfallen, daß auch andere Anschauungen über den Bau der Milchstraße sich geltend ma chen. So stützt sich Easton auf die un gleiche Helligkeit derselben in den ver schiedenen Regionen des Himmels und schließt unter Bezugnahme aus die theilweise Trennung derMilchstraße in mehrere Arme, daß sie aus einer zahl losen Menge von Sternen und Stern hasen bestehe, die in spiralförmigen Windungen angeordnet sind. Unsere Sonne und die dein bloßen Auge sicht baren Sterne bilden einen dieserStern hausen, der in den Windungen der un ermeßlichen Weltenspirale vielleicht nahe deren Mittelpunkt sich befindet. Diese Vorstellung gewinnt eine gewisse Stütze in derThatsache, daß gemäß den photographischenAusnahmen unter den Nebelflecken des Himmels die Spiral form sehr häufig angetroffen wird, und daß die Spiralnebel nach Aussage des Spettroskops vorwiegend aus Sternen bestehen oder doch wenigstens im Gan zen eine völligen Gasmassen sind. Die photographische Aufnahme der seltsa men Ansammlung von Nebelflecken, Sternhausen und isolirten Firsternem die am südlichen Himmel sichtbar ist und den Namen die große Magelhaen fche Wolle führt, hat neuerdings erge ben, daß dieses ungeheure kosmische Gebilde ebenfalls eine spiralförmi e Anordnung seines einzelnen Theie zeigt und damit das großartigste Ge bilde dieser Art ist, dag- sich unmittel bar darstellt. Der berühmte amerikanische Hirn melssorscher Simon Newcomb ist in seinen Studien über den Sternenhiin mel zu dem Ergebniß gelominen, daß soweit man ans der Abzahlung der Sterne in allen Richtungen und aus dem Anblick der Milchstraße schließen könne, unser Sonnensystem sich in der Nähe des Mittelpunktes des uns sicht baren Theiles des llniversums befinde, und zwar auch nahe in der Ebene der Milchstraßr. Der Sternenhimmel er strcctt sich nach Newcomb weiter in der Richtung der Milchstraße, weniger weit in der Richtung nach den Polen der selben: die Begrenzung des Sternen-s reiches ist nicht bestimmt, sondern et was unregelniiißig. Tie sämmtlichen Sterne dieses Komplexes belaufen sich der Zahl nach auf Hunderte von Mil lir-iien. Außerhalb der Milchstraße zeigen die Sterne im allgemeinen keine Tendenz, sich zu Systemen oder Hau: sen anzusammeln, sondern sind eini germaßen gleichförmig durch denRaum zerstreut. Das sind die Ansichten eis neh unserer bedeutendsten Himmels fr-rscher. Sehr nahe lieat die Frage, bis in welche Tiefen des Raumeg hinaus die Bestandtheile der Milchstraße siir uns non-v wahrnehmbar sein mögen. Da schon die Entfernungen der Fixsterne ded- einen Hause115, zu dein unsere Sonne gehört, so gros-, sind, daß wir nuerrmutlnmgen über denDurchmes set derselben anstellen können, so ist einleuchtend-, daß wir von den Raum veilxältnissen der Milchstrasze, die aus unzähligen Sternhaufcn zusammenge setzt ist, nichts wissen können. Wir dürfen in dieser Beziehuna unserer Phantasie kühn die Zügel schießen las« seu, nnd wer annimmt, daß das Licht der entierntestensTheilc der Milchstraße hunderttausende und selbst Millionen von Jahren bedarf, ehe es den Raum bis zur Erde durchlaufen hat, wird sicherlich keine zu überschioänglicheVor stellunq haben von der Unendlichkeit des Weltraumes, die sich uns in der Milchstkaße offenbart. Hier stehen Ivie an der Grenze un seres auf Beobachtungen und Schluß folgerungen gestüyten Wissens und schauen vergeblich aus« »Anker zu wet sen, wo kein hauch mehr weht und der Markstein der Schöpfung steht". « IHermann J. Klein. — Nicht jedem Menschen mag es zu sagen, in der Gesellschaft den Wolf zu spielen, aber wer die Wahl hat zwischen dem Wolf und dem Dafeth Jus klug, sich für den Wolf zu ent f scheiden.