Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 23, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    Ruhms
IUUI m stuno Wolfgang.
J bis Gegner dei Darm, den-u ich
te ei für unvernünftig. Außerdem
« - ich feig und scheue jede Gefahr-.
Ist wem aber die, welche von Men
schen kommt. Das wußte Niemand
M ich verbarg es sorgfältig.
Nur einer wußte es und der war
wissend Er war ein großen ma
M Ramllerievberleutnant mit gro:
de- Mnn, sehr wohlgepfleqtem.
Wurm Schnurrbart und schäkern
kräftigen Zähnen, wie sie die Weibe
linke-.
M weiß nicht« warum er mich hats
te. M weiß auch nicht seit wann: ich
heiß nur, daß es immer so war. Er
suchte rnich bei jeder Gelegenheit in de
Wissen zu verdränaen nnd durch
allerlei Basheiten zu auälen und tu
reisen. Das verstand er meisterhtst
Doch es gelana ihm nicht« nseine Ge
duld zu erschöpfen Tausend kleine
Midiaungen nahm ich bin und toar
M bereit zu friedlichem Verkehr Ge
Its Veschitnpinnaen bin ich unent
Ifindlich Ich bade das n:chi, was
Im gewöhnlich »die Ehre-« nennt.
Seitenng der mich einen Efel nennt,
behauptet meiner Meinung nach etwa
Untichtiaei und bedarf in feiner Ei
aenschast als Dummtovs Seiner Ziichs
tigung,« sondern einer Belehrung die
zu ertheilen ich weder verpflichtet noch
willens bin. Bin ich aber wirklich ein
Esel, dann spricht er die Weib-Mein
Und es liegt mir fern, einem Menschen
unt der Wahrheit willen zu grollen.
Ich überhörte alle verborgenentlue
falle meines Feindes-, seine gemeinen
Wise und Inspielunaen Stets- ließ
ich mich zurückdrängen
Das steigerte nur feine Kühnheit
Eines Tages provocirte et einen
Streit: er wollte tnich offenbar zu ei
nem Duell zwingen, denn er war einer
Jener Menschen, die ntit einem elegan
ten Leichtsinn um ihr Leben spielen.
Er flüsterte mir ins-Vorbeigehen eine
Grobheit zu. Ich antwortete ruhig
und aelassen. Das reiste ihr. Plötz
tich fina er an zu schreien, erklärte sich
für beleidigt, dann schan er mir ins
Gesicht nnd spie vor mir auf den Bo
den.
Die Sache kam var den Ebrenratli
und-ei wurde bestimmt. daß die Ehre
durch ein Duell wieder deraeitellt ever s
den mittle. 1
Ich wäre einNarr gewesen« wenn ich
It m den Ereignissen hätte über
ea che- lassen. Das Duell hatte ich seit
Monaten verauiaesehen und jedes Für
und sidersprgfältig erwogen. Das
setultat seines Rachdentene war die
Erkenntnis das ich den Menschen töd
ten Inse. Es gab keinen anderen!
I Rttr im Duell durfte ich;
ihn naseittast ermorden. Es mußte
mein Mreben sein, diesen Erfolg
III-lichte zu sichern und die Wahr »
scheinlichteit eines fiir mich ungünstH
gen Uuiaanaes aus das Mindektinaß
zu beschränken « I
Idenn ich mich mir meinem wann
verglich, kam ich iu kein Resultat-. Er
war stir überlegen an Reakt. Toll
lässt-heil und Selbstbewußtsein Ich
Ist bedeutend schwächen nervös und
fiftcheete den Ton sehr. Dinges-en ver
« ich iiber eine lohenariiae lse
mudtlseil und mußte sue Erfahrunci,
daß meine Sinnesfchärfe und Willens
kraft durch künstliche Mittel sehr hoch
nesvonnt werden konnten Ich mußte
also meinem Feind in der Führuna
der Waffe unendlich überlenen sein.
anderersele mußte ich mir lünstlichi
die plmfifcke Kraft verschaffen um
Herr der Situation zu bleiben !
Seil ich den Menschen als meinenl
Feind erkannt satte, qinq ich täglichI
zu dem alten M» einem brillanten
Fechter der italienischen Schule, einer
geheimnisvollem abenleuerlichen Zi
neuner-Erisleni, die hier in dem ver
beegenen Erdenwinlel zur letzten Ruhe
gelandei war. Täglich lreuiien smr
die Klingen und ich erreichie bald Den
Meister. Die Sicherheit ireiner Hand
war ebenso erstaunlich kvie die Schärfe
meines Blickes und die Blitzesschnelle
meiner Bewegungen
Meine Oiuptfiörle loa im Stich
Ich traf einen Stecknadellopi mit un
fehlbarer SicherkeiL iRebenbei er
wähnt ich noch, daß ich nicht minder
gul Pistolen schießeJ Von der Waffe
-eyeinei·zukliniligen Gegners hatte ich
also nrchii zu fürchten Weil mehr
schreckte mich aber die angeboreneFeigs
heil, die suälende Befangenieii Jch
weihte, daß mir irr-Momenten der Ent
scheidung die band lranipbafi guckte,
das Hei-: tosend schlug und ein läh
- wildes Einsehen sich auf alle Sinne
legte. Des alles fah ich kommen.
wenn ich meinem Feinde gegenüberste
hen bliebe. dazu noch der Edle-ro
feesqmsch die unvermeidlichen einer
« entsprechen-den Zeremo
--.-«SE-E " pil- -ielzerlich s ernsten Gesichten
» Icrde mir alle sanft hellen.
· Fixstern unt den Säbelnriff
-.,-- « wollen und die Knie
«. M »Ist-s Mexloreiäxenn
s-" . ·»« « » M M zu
-
Und ei Mann mit.
Der Alte lehrte mich eine Methode,
die iO schon zum Theil aus eigener
Stichen-m kannte, nämlich eine Mee
Mifche. nach gewissen Regeln durch
seflihtte Iddättung. ein tangsames,
. ywejtet Teainiua des Willens
- W dems eine tomplieitte Einwir
- M Of gewisse Nervenpaktien eine
Mein sehe Steigerung der Wil
ienslksft bewirkt wurde. Es war dies
ei- Itt Uuiefu neftiosh eine entschie
RGO-ff eibfi iiber die Besin
z . M Si konnte ich den
derzfchlatz und die Ahnung Länger
als drei Mast-en unterdrücken. mich
in einen Haft-nd vollkommener Ern
pfinvunguth versehen und Thu
liches. Dies vermochten ja die alten
Juden die alle diese Erscheinungen
zum Genesis-fand einer weithweigten
geheimen Wissenschaft machten.
Jch war somit auch tm Stande. ge
wisse Tragwan zu suspendirem an
dere zu intensivfter Spannung hinauf
zuschraaben. Außerdem gab mir der
Alte noch einige vortreffliche Winte
aus seiner ungemein reichen Erfah
rang, insbesondere redete er rnich einen
äußerst wichtigen Trick, der faft un
fehlbar wirken muste. Kurz. ich hatte
alles gethan, was in meiner Macht
stand. Seit Monaten war ich voll
kommen geriifiet und bereit. Jch ftu
dirte aufs genauefte den Charakter.
die Bewegungen und die Redewekse
meines Feindes. Jch beobachtete ihn
in den verschiedensten Situationen und
kam zu dem Ergebnis, daß unter sei
nem herausfordernden Kavalierdiinkei
dennoch ein Funken von Feigheit
schlummerte. Jch fah auch. daß er dies
wohl fiihite und init aller Energie zu
beherrschen fuchte. Sicheriich war fein
riides Benehmen das künstlich gezüc
tete Gegentbeil feines inneriten We
sens. Dadurch aber gewann ich das
Gefühl vollkommener Sicherheit und
fah dem Kampfe mit Ruhe entgegen.
Meinen Sekundanten gab ich den
Auftrag keinerlei Bande-gen und un
bedingte Zuiässigkeit des Stiches ru
vereinbaren. Die gegnerischen Sekun
danten wollten dies anfangs nicht an
nehmen; doch fie mußten schließlich
denn ich roar der Beleidigte
An dem tritifchen Tage ——- ich er
zähle nur einfach, wie alles war -— ka:
men meine Setundanten fehr früh am
Morgen irn Wagen und führten mich
in die Kafernr. Das Duell sollte in
dem dortigen Fechtfaale stattfinden
Die Sekundanten s— zwei gute, aber
ziemlich dumme Menschen -- waren
blaß und lachten hie und da gezwun
gen. um vollkommene Sorgiofigteit zu
markiren. Sie bemühten sich. mir
Muth zu machen.
Auf dem Kampsptase ging altes in
der vorgeschriebenen höflichen Weisen
vor sich. Die Aerzte machten gewich- ;
tige Mienen und zogen die Augen« i
brauen hoch. als sie hörten, daß der(
Stich erlaubt sei. Der eine Gegen »
Sekundant. ein junger Oberleutnant,
llapberte hörbar mit den Zähnen, in- l
dem er vorgab. daß et infarn lalt sei. .
Dann fiihrte man uns aus unseres
Bishe, die rnit Kreide markirt waren. J
Der Kamnfleiter stellte an uns gemäß s
dem Duelltodex die lächerliche Frage,
ob wir uns nicht versöhnen wollten.
Dann tam noch der vorgeschriebene
holuepokut an den ich mich nicht
mehr recht erinnere. Ich betrachtetei
inzwischen meinen Feind. Er war ta
dellos frisirt, hatte eine äußerst ele-.«
gante schwarze Hose und spiegelgläns ’
zende Lackschuhe. Ich bewunderte den
mächtigen Bau ·seines nackten Ober
törpers. Unweit der Stelle, wo mein
Stich ihn treffen sollte, besanb sich ein
kleines schwarzes Mal. Er beherrschle
sich ausgezeichnet, sah sehr sicher und
selbstbewußt aus und machte im gan
sen den Eindruck einei höchst gefähr
lichen Gegner-. Als ihm jedoch der
Sekundant den blintenden Säbel ein
händigte. sah ich ganz deutlich. wie ein
blihschneller ungewollter Blick aus die
feine, nadelscharse Spihe hinüber
zucktr. Eine flüchtige Blässe huschte
iiber sein Antlin, nur siir mich bemerk
bar. Das war die Angst vor dern
Stich.
Der Kampfleiter hielt die Säbel
spihen Die Sekundanten standen be
reit.
«Achtung!«
Jch richtete meinen Blick genau in
das Auge meines Gegner-? und bohrte
mich in seinen Blick fest. Das hatte
mir der Alte wohl an’s herz gelegt.
Es war lein Kampf der Säbel. son
dern der Willensenergien
«Loi!«
Der Kampfleiter trat rasch zuriick
und das Spiel begann.
Wie ich erwartet hatte, sprang er
i wie ein Tiger auf mich los. Jch pa
Irirte ruhig, ihm immerfort ins Auge
blickend. Er siihrte meist unvernünf
tige hiebe, die nur einem Ungeiibten
hätten gefährlich werden tsnnen Jn
der. Hist des Gefechtei streifte er den
handschuh eines Sekundanten
Mitl«
Die Säbel wurden mit larbolge
tränktec Watte tat-gemischt mein Geg
ner lächelte gezwungen
Wir nahmen wieder die ursprüng
lichen Plätze ein.
«Los!«
Diesmal änderte er feine Taktik.
Er war kein übler Fechten Er ging
nun langsam und ruchveise vor. indem
er mich zum Losfchlagen zu verleiten
suchte. hist und da zog er eine listi
llchnellg wohletnßudirte Firm, tratst
’llch stets ohne Erfolg.
Meine Nerven funktionieren vor
züglich. Ich hatte kaum das set-onst
iein eines Kampfes. Es Wen mit
mehr ein Spiel, ein interessantes Pro
blem, nnd die Ruhe verließ mich let
nen Augenblick. denn tchWe rules
in keinem Momente gefährdet -
Ill- sotr us wieder lauer-d M
IMW, USE is Issc II Instit
Esel-I sent- tisssudr. Ist-me
vie Spise und schob sie ein wenig not.
Das hieß «Stich«. Jnstinktip W
er einen Ruck nach eiickevsirtx des its
beinahe laut aufwacht hättes- R ge
währte rnit ein seltsames Vermesse-In
zu sehen, wie fein Muth zafedenvs
schwächer wurde, wie er Gespannt nnd
ängstlich an meinem Blick hing. Mit
aller Willen-kraft, vie ich zur höchsten
Energie angefpannt hatte, ließ ich die
lähmende Suggestion auf ihn wirken.
Noch war ek nicht keif. Ich wollte ihn
verzweifelt sehen, den gemeinen Schar-»
len.
Und nun begann ein ausregendei
Schauspiel siir den Zuschauer. Sel
ten fiel ein hieb. Ader die Klingen
standen gesenkt und zuckten hie und da
wie gistige Schlangen-Jungen ohne den
Gegner zu erreichen. Das war die
Vorsicht, die todesängstliche Behutsams
leit vor dem tückischen Stich. Die Se
kundanten toaren blast und ihre Bande
schlotterten
Man hörte fast gar kein Geräusch;
ee herrschte die unheimliche Ruhe eines
Stetbeiimnrerg.
Die Stille, die unerträgliche Stille,
das war es, was meinem Gegner den
Rest geben mußte. Ich hörte sein herz
llopsen und das ungehorsame Blut
wider die zitternden Schläsen brausen.
Da sank etwas-»in seinem Auge hin
ab wie eine Sternschnuppr. Er konnte
es nicht länger ertragen. Er verzwei
felte. er gab das Spiel aus. er fühlte.
daß er sterben müsse. Noch einmal’
machte er eine ungeheure Anstrengung.
den leytenisiest der entstiehenden Ener- »
gie zu sammeln. Sein Gesicht war(
aschsahl, verzerrt und sast unkenntlich l
Jch hielt nun den Heitpunkt siir ge-(
eignet, um den Tritt anzuwenden den
mich der Alte gelehrt hatte. Jch senkte
die Sabelspiye ganz tief und neigte
einladend meinen Kopf vor scheinbar
jedes Schuhe-, bloß. Er sprang mit
deiden Füßen in die Falle. Wie ein
wildes Thier stürzte er vor und siihrte
einen kolossalen Hieb gegen meine linke
Schläse. Ader der hieb psiss durch
die leere Lust. Denn im Augenblicke
lauerte ich mich dlijschnell nieder-,
mein Arm zuckte vorwärts und ich
stach die haatscharsr Spise in seinen
Leid, lnaop neben dem kleinen drau
nen Mal. Jch fühlte gar keinen Wi
derstand. Das Eisen drang sehr leicht
ein und ging ebenso leicht wieder zu
riiet. Jch erwartete. daß er noch einen
Dieb führen werde; aher er schlug
nicht mehr zurück. Der Säbel llitrte
aus die Erde, und er plumpte zu so
den toie ein Sack, indem er einen gur
gelnden Laut ausstieß.
Das überraschte mich. Denn ich
hatte erwartet, daß er sich heulend
kriimmen werde wie ein zertretenee
Wurm. Ader er that ei nicht.
Die Sekundanten stürzten herbei,
die Aerzte trugen ihn rasch ins Reben
zimmen Jch hörte angstvoll hin und
hen trappen. Dann vollkommner
Stille. Endlich die Worte: «Todt,
todt.«
Jch wußte es ja schon längst Der l
Alte hatte gut gerathen. Gegen diesen «
Stich gab es tein Mittel. Ich stand·
noch immer in der Mitte des Zimmer
allein. Den Säbel hielt ich noch in der
hand. Man hatte vergessen, mir ihn
abzunehmen Dann tani der Kampf
leitet mit den Sekundanten und sprach
mit heiseren taum vernehmbarer
Stimme, daß der Ehre genügt sei; et
sprach von unglückseligen Umständen
und anderem dummen Zeug, das jeg
lichen Interesses entbehrte.
Dann verließ ich den Schauvlatz dig
Kampfes. Dadeim fiel ich in einen
todtenähntithen Schlus, aus dem ich
erst nach zwei Tagen erwachte. Die
künstliche Spannung wich allmählich,
doch es dauerte viele Monate. dii ich
die Folgen des Experimentej liber
tvtinden hatte. Dann ging alles im
Ulltagsgeleise weiter. Es kann tein
Zweifel bestehen, dass ich ein Mörder
bin, aber ich empfinde teine Gewis
sensbisse, tein Gespenst erscheint mir
im Schlafe. Ich wurde nicht einmal
eingesperrt, da mich das militärische
Recht schüite.
Seltsamerweise galt ich von jener
Zeit an als ein Wgter Raus
bold, dem man ausweiehen mittle. So
lebte ich einsam für mich in der klei
nen Stadt. Ein Duell habe ich nicht
met-e gehabt.
sit der Wiss.
» Debatten-m nix alt Redensarten,
mein Lieber! Zusamt-in neu fassen
wir —- uud aizt Wust un m Sttedetu
thun hat«
Rocke-ei
dnnroresie von p. v. Beaulien
k »Nun, liebes Kind, wie wird ei mit
jder Orsorgerng deiner Gesellschafts
lleider?«
L »Ich hab's rnir anders überlegt,
band Ich nehme eine perselie han«
schneiderin, die Frau S. mir empfoh
len hat. Sie wird zwei bis dreiE Tage
gebrauchen und bekommt pro Tag 3
Mari. Eine Schneiderin ausser dem
Hause nimmt aber rnii den Zuthaten
mindestens 70 Mari. Jch besorgte mir
das selbst viel billiger, und dann habe
ich auch noch die schönen Spipen lie
gen.«
»Lieb« Kind. salls du aus Spar
samkeit zu dem Plane gelangt sein
solltest, so bedenie, daß ich verpflichtet
bin, dich .den Verhältnissen angemes
sen« zu kleiden.«
»Aber ich bin verpflichtet, dein
häusliches Gut praktisch miv sparsam
zu verwalten.«
«Stirnnn aber deine Spuk-Weite
rechnung auch wirklich. Trade-« Neu
lich stimmte sie z. B. nicht. als du von
zwei Binsen die billigere nahmsi, die
du nachher nicht leiden mochtest nnd
dann die theuere nachher taustest.'
Trade errsibete iibet diese tattlose
Erwähnung einer veralteten Sache.
»Glaube mir, lieber Mann, in dieser
Angelegenheit bin ich wirklich lomvei
unter, als du. Dabei soll deine Be
quemlichieit nicht leiden: ich sese die
Schneiderin in die Fremdenstube und
du wirst gar nichts davon meklen.«
»Aber essen wird deine Perielte doch
wohl auch wollen! Hast du das schön
mit berechnet?«
»ich eine Person mehr mit ist«
macht nichts aus. Nur da siillt mir
ein — nicht wahr. es ist dir nicht uns
angenehm, daß sie rnit uns ißt? Frau
S. hat mir nämlich gesagt, das wäre
sie gewohnt, und das muß sein.«
Der Assessor machte ein totnisches
Gesicht. .hm, — ja, s-- weißt du? —
Nal Ich habe schon mit ganz anderen
Leuten bei Tisch gesessen, wenn auch
nicht an meinem eigenen. Niemand
soll mir vorurtheillbolle Beschränkt
heit oorrversen Wenn’i denn sein
muß -—-«
»Sie soll ein sedr seines, gebildete
Mädchen sein. eine Art Tame.«
.Urn so schlimmer! Da muß ich
wohl Kondersation mit ihr machen?
Gieb tnir dann vorher eine Mode
plauderei tu lesen.«
»Ist-« doch nicht so, als ob du dich
nicht in jeder Situation zu benehrnen
sviißtest!« ·
«Ilh! Die tleine Frau versucht es
mit Beamtenbestechung. Das tostet
drei Tage st oder einen Kass«
Als der ssesior an dem Tage, an
dein die Persette antreten sollte, Mit
tags nach Hause lam, iissnete Trade
ihm selbsi. «Auguste mußte eine notkp
wendiae Besorguna machen«. sagte sie
etwas verlegen »Der Koteletteö we
gen. Es sind nämlich zwei."
»Was? Nur zwei Kotelettes?«
»Nein « zwei Schneiderinnen. Die
eine ist nur die Hilsec ein ganz be
scheidenes Mdchen.«
«Jst denn die in den drei Mart ein
hegrisseni'
«N--ein. Uebrigens belomtnt die
Persette it Mart. Frau S. hat sich
wohl geirrt. Die hilie erhält aber
nur 1.50 Muri.«
»Na. immerhin ist das Gute dabei,
daß die beiden Damen sich beim Essen
gegenseitig Gesellschaft leisten und wir
unter uns bleiben lönnen.«
«Rein. hang, das geht nicht! Frau
S. hat mir eiaenj aesagt: Wenn sie
« nicht mit bei Tisch ht, bleibt sie den
z nächsten Tag fort. nt' doch nur!«
; »Nun denn, in Gottes Namen! Ich
« kann schließlich ebenso gut tnit zwei
Schneiderinnen darinnen diniren. als
mit einer. Fröhlich sei mein Mittag
essen! Wenn du dich der Persetten
annehmen willst, widme ich mich der
hilsr. «haben gnädigei Fräulein
schon viel —- Kleider sk— geniachti«
« sich jeder Verle enheit enthoben.
Its-tut M fund es
»Dam! sich bitte dich.
Mit einem Gemisch von Amiisirtheit
und Uehehagen th der Assessor den
Leiden »Tamen" entqeoen Die Per
selie war sofort als solche zu erkennen
Eine reise Brünette mit schwor-ten
Augen, vie ins Verborgenste zu drin
gen schinen Miene und haltung zeig
ten, daß sie sich ihrer Perseltion be
wußt waren. Die Hilfe, ein magereo,
grünblasseo Ding, war sotuscaen nicht
viel mehr als ein oon ver Perselten
geworfener Schatten.
Zu seinern Erstaunen sah der Assess
sor Wein aus dem Tische. Sonst tran
Ien sie Bier. Er nahm an, daß er der
Perselten einschenken Lille und hatte
nicht getäuscht. as zweite nnd
dritte Glas sehenlte sie sieh selber ein.
Die hilse begnügte sich mit einem
Vettessj der Unterhaltung sur-Der
re
Verselte unter elt ihn. Sie sprach
über die neuesten Prozesse, til-er Mnsil
Inl- Theater. Trade so sittrnnr und
staunend dobei. Nur nstol gelang
M. zu fragen- «dohen Sie steh das
the Kleid selbst sierncnldtsm woraus
hie Perselte mitleidig lächelnd antwor
tete: »O nein. Ei ist von der XX —
Vie k« wir das erste Monatelier
zu NR dir n- « Lacher
or ver ein n
wrthbethh etwas peinlich berührt
us
o
dir ekte hatte ungefähr das
Itstsh dse bei einfachen
M txt-t- III-ihm Ds ftsrlleh
»Dis- Im
B
ums tu kleines Guid-ite- nicht jeden
Its eines see-ten M. sondern sich
mit tietnen OM —- dobet nahm Ast
Mosendssctsstoeite Komm-Je
M A .
«Persett!« sagte der Issesssor und
niette bedeutungiooll hinter den Da
Fnen ber, als sie das Zimmer verlas
en.
Appetit Durst, Redegabe, — alles
persettt Wenn see ebenso persett schnei
dert, tonnst Du Dir grotuliren. Sie
selbst scheint atee nicht ollzuoiel davon
zu halten«
»Für sich selbst zu arbeiten, ist wohl
besonders schwierig«. sagte Trade et
was verlegen. »Und bitte —- warte
es ob!«
Am anderen Tage öffnete Trade
wieder selbst. Auge-sie mus; Kinder
milch-dolen!'
»Herr des himmeleU hat die Per
iekte ein Kind mitgebracht?"
.Nein, aber die «.bitfe« ist so bleich
siichtig, nnd muß Kinderntilch trinken.
Ich tabe aud: pas Menu iiir heute
Mittag etwas geändert. StattSsehmori
traten giebt es Hühner, und weil nun
davon doch nicht satt wird. vorher ei
nen Fisch und nachher eine süße
. Speise-«
»Ich würde doch noch ein kleines
stischenaericht eintchieben.«
.Spotte nicht, hang! Ich mag
nicht, daß man sich über meinen Haus
halt aushalt. Dir mußt bedenken, daß
das weiter verbreitet wird!"
Jst-en! Wir werden in eine höhere
Eteuerklasse kom!nen!«
»Wenn du so bist!« schmollte Tende,
mag ich es dir gar nicht sagen ----'·
»Was nichts Hast du Sekt aus thisl
geleat't«
»Daß sie in deiner Stube Men.
Sie hielt sich schon gestern aus über
das »Loch«. in dem sie nicht genügend
Raum und Licht hätte, und heuteMor
gen erklärte sie, siir das Kind nicht
garantiren tu können. wenn sie tein
anderes Zimmer bekame. Nun, in
meinem Zimmer ist lein Plas, das
Eis-Zimmer ist unentbehrlich, und sie
meinte selbst, dein Zimmer sei sehr
nett und habe autes Licht.«
»Seht sreundlichk Dann darf ich
mich mit meinen Akten wohl in die
Fremdenstude seten?«
»Sie sagte. e- störte lie gar nicht.
trenn du an deinem Zchreibttsche sihen
wolltest.«
»Deine Ilerselte ist die Güte selbst.
Bitte sage es mir ein andermal ieitia,
wenn du schneidern willst. damit ich
Urlaub nehme-'
..Mach’ es mir doch nicht so schwer,
dane. Und bitte, sei heute Mittag ein
bißchen ausmerksam. Ich glaube, sie
ist schlechter Laune. Du mußt an
mein Kleid denten.«
.Wie weit ist es denn, das persette
Kleidk
»Noch ziemlich weit zurück. Und
dent mal, sie riimbste die Nase über
meine Spitzen. Die nähme man gar
nicht. Statt dessen hat sie mir einen
Desas besorgt, —- —— —- und der ist
surchtbar theuer.«
»Aha!«
Eber das Kleid kommt doch intner
noch viel billiger, als bei einer Aus
wiirtigem die nähme mindestens acht
zig Mark.«
Das zweite Mittagessen verlies ähn
lich, wie das erste, nur daß die Per
sette vielleicht dem seinen Essen zu
liebe ein Glas mehr trank, als am
Tage vorher.
Eine Stunde nach dem Diner sagte
der Assessorc »Du, aus meinem Zim
mer kommen so sonderbare Tiinel Jch
glaube, du mußt mal nach den »Da-s
men« sehen.«
.Denke dir, sie schlasen beide, die
Periette aus dem Sosa, die hilse im
Schautelsiuhl, und die Persette
schnarcht ganz laut.«
»Hast du sie denn nicht gewalts«
»Ich getrau« mich nicht« aber wenn
du —- ·—«
Der Assessor prallte siirmlich zu
riich «Ree, liebes Kind, ich thu’ dir
sonst gern alles zuliebe, aber daz
nicht«
Zur Kasseestunde saßen die beiden
Damen wieder aufrecht. Sie bestellten
sich das Abendessen zu halb sieben, da
sie in’i Theater zu geben beabsichtig
ten.
,,Jch glaube nicht, daß sie morgen
mit meinem Kleide fertig werden!«
bemerkte Trude düster.
»Nein, mein Kind, es ist nicht wahr
scheinlich. Wenn sie nicht essen, schla
fen sie, und wenn sie ausmachen, gehen
sie in’s Theater· Wie sollten sie da Zeit
Jum Mitten sindenl«
l Sein Dumor aber verwandelte sich
Iin Zorn, als er Abends seine Maha
gonitischplatte von punktirten Linien
durchschnitten und die geheiligte Ord
nung seines Schreibtisches gestört
fand.
«Diesen Weibern ist auch gar nichts
heilig!« wetterte er. »Ich werse sie
hinan-l«
»Don-, dente an mein Kleid!« jam
merte Tende.
»Ich will lieber sechs Wochen Lo
girbesach haben als drei Tage Schnei
derei. Das ist ic, — das ist Lan-—
danssrtedensbruch rnit Stuhl-es »di
gang!«
Arn anderen Tage ertlitrte er. »Er
werte mich. bitte, nicht zum Essen, ich
gehe ins Itrthshsus.«
Ortes-! Und es giebt Zunge in Ma
is
«
«cieb Deinen Schneiderinnen mei
netwegen tndische Vogelnester! Ich esse
nicht eher wieder hier, als bis die
Lust rein ist«
— — Die Berseite ließ es nicht an
ansltglichen sen-erlangen schlen, als
der Don-here nicht zum Essen erschien,
und-Truhe«ettsåi von sinngen'Sl-i
ungen« murmelte.
»Am-den Sie basi« srazte die
Ver-seite, ihre schwarzen Augen rol
lend, »ich kenne die Männer und ich
habe Gelegenheit, in manche Ehe einen
Blick zu thun. Ach. ich sage Ihnen!
Jch tönnte Blinde schreiben.«
Sie ließ serner durchblittem das
sie schon rücksichtsvollere Männer ten
nen gelernt habe, und daß sie Trade
recht herzlich bedanke.
Der armen kleinen Frau wurde bei
alledem so unheimlich, daß sie sich bei
ihres Mannes heimtehr beinahe wei
nend an seine verleumdete Brust wars:
»Du! Nicht wahr, du liebst mich
doch?'«" Citate aus den männermors
venden Reden der Persetten machten
dein Assessor die unvermittelte Frage
verständlich.
s
»Diese Person!'« wetterte er. »Diese
Schlange. die du mit den Delitatessen
der Saison nährsi. Diese Pecselte,
die nicht nur mein Gut verzehrt und
meine Möbel verdirbt, sondern auch
noch unseren ehelichen Frieden zu un
tergraben sucht! Wann zieht sie denn
ab? Bring sie mal ein bißchen in
Trab. Sage ihr. ich gebrauchte mein
Zimmer wieder.«
»Schon ss- möchtest du ihr das nicht
selbst sagen? Du verstehst das so
gut s——«.
»Jens« sragte er entseht »Liebes
Kind, es sind doch deine Schneiderw
nen!'«
»Mann und Frau sind eins.«
»Hier du, in diesem Falle nicht. Ich
glaube, du hast Angst vor ihr.«
»Na. du doch auch!«
»O nein! Aber ich mische mich nicht
in deine Angelegenheiten.«
»Sie sitzt in deinem Zimmer.«
»Du hast sie hineingeseht.«
»Ich war in einer Nothlage. Aber
ich will mal vorsichtig ansragen, ob
es vielleicht möglich wäre —— —'
Es Ivar nicht möglich. Vielleicht am
Nachmittag des nächsten Tages.
»Wer sprach doch von zwei bis drei
Tageni'« sragte der Assessor.
»Ja, aber da wußte ich auch noch
nichts von der hilse."
»Aber natürlich! Dafür betommt
die ja die 1,:3« »s- —- damit es lang- .
samer geht.« «
»Das Kleid wird aber reizend, und
es tommt immer noch viel billiger, als
bei einer Auswiirtigen. Die nimmt
mindestens neunzig Mart-«
»Ja, die Löhne steigen rabide«, lis
chelte er maliziiis
Am vierten Tage wurde das Kleid
wirklich sertig -—— unmittelbar nach
dem Mittagessen.
Einer etwaigen Unsicherheit begeg
nete die Persette, indem sie ertliirte,
daß angebrochene Tage immer als
ganze gerechnet würden, denn mit den
paar Nachmittagsstunden sei doch
nichts anzufangen.
Als oer Assessor am Nachmittage
vorsichtig seine Wohnung betrat,
stürzte Trude srohloaend ihm entge
gen: »Sie sind weg!"
»Ja, weg sind sie — und Gott sei
Dant. Aber wie hat inan uns mitge
nommen!«
»Aber, lieber Mann, ich that es doch
nur in Deinem Interesse. Ein Kleid
ausser dem hause zu machen. kostet
mindestens —«'
-—»hundert Mari!« siel er ein.
»Neunzig Mart«, sagte Trade mit
Nachdruel. »Man muß auch nicht über
treiben.«
»Na, weit davon werden die Kosten
siir die Persette auch nicht sein.« Er
nahm einen Bogen Papier und sehte
eine lange Kolonne Ausgaben draus
Trude griss nach dem Bogen. Sie
las halblaut: »Kindermilch —- Roth
wein, Portwein — derdorbene Tisch
vlatte —-- hübner —- Zunge — Essen
im Restaurant —- Lohn ———" Sie
wurde roth und ließ das Blatt smlen.
»Und das Schlimmste weist du doch
gar nicht,« sliisterte sie.
- »Was isi’s denn? Jch sann alles
»hören!"
j »Es siht nichi!« sagte sie mit Ber
zweislungsmuth
»Aha!«
»Wie tannst du lachen, iider so et
was surchtbares? Ich muss versuchen.
eine andere hausschneiderin —«
Wie von einer Tarantel gestochen,
suhr der Assessor aus. »Er-wie eine
solche Person das haus —- die EtNe
— betritt, so lause ich davon! Laß r
ein Kleid bei der X. machen, — da,
wo die Persette arbeiten lähtt«
»Aber hans —- dte Verschwen
dung!«
»Liedes Kind, hast du noch n
eingesehen, das Verschwendung hill -
er ist, als spare-i Laß dich die ce
sohrun nicht gereuen — meine theure
kleine raus«
»E- hade es so gut,geineint, doch
K eben nicht persest.« schiuchste
»Gott sei dankt« sprach er aus vol
-lemherzen,und liisiesie...
Inst-is
Vedent’, elf du ein Urtheil fällst,
Auf welchen Standpunkt du vis
stellst
Es sieht vom Thurm herab ei- M
Ganz anders act von unten ais-.