Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 23, 1909, Zweiter Theil, Image 13
, Vie amerikanische Uhr. Von Ekwin Rosen. Wenn man Senior-Lehrling ift, ein j Gehalt von achtzig-Mart-irn Monat-f bezieht, gerneTennis spielt und außer- l dem eine gewisse periodische Vorliebez fiir Tanzfalons hat. fo ift es außer-» ordentlich fchrver, eine nette, hiibfche, anständige. redriifentable Uhr zu be schen. Darüber war sich Henry, Se nior-Lehrling bei den Herren Puttfar» ten se Eo. in Hamburg, bolllonnnen klar. Henry wußte ferner aus betrüb ! licher Erfahrung. daß es noch viel» schwerer war, eine Uhr, fo man eine« solche befah, auch zu behalten. Dies eine Uhr vom Papa hatte er verlangt. ! Sirt-zehn Mart fünfzig! Einlösung? Du meine Güte, wenn Venry loirllichs einmal fiel-zehn Mart fünfzig besaß,. fo verwendete er diefeo fchiine Geld zu allerlei lustigen Sachen « aber keines falls zum llhrengEinlöfen Die an dere Uhr, die von der Tante, war na tiirllch auch den Weg aller Lehrlings Uhren gegangen. Sie brachte zwar nur fürf Mart, was henrh zu allerlei lieblofen Bemerlungen über die Nob lefse feiner guten Tante veranlaßte. Aber filnf Mart sind fünf Mart . - speziell, wenn man hamburaer Lehr ling ift und eine periodifche Vorliebe für Tanzsaionll hat. . . . . Der uhrenlose Zustand war Hean auf die Dauer sehr peinlich. Wenn auf dem Iennievlatz ein nettes Möbel ihn fragte, wieviel Uhr eli fei . . . . es war dirett unangenehm. Man konnte doch feine Uhr nicht immer verloren haben, und man lonnte doch nicht im mer faaen, sie sei beim Reparirenk Denro fühlte, dafz fein gesellschaft liches Prefrige bedroht war. Liean ging alfo zu feinem Vater und er dichtet: mit anerlennenowertbem Ia lent ein sehr schönes Märchen iiber einen Raubanfali. Nachdem er auf diese Weile über die verletzte Uhr lo gifch disponirt hatte, leitete er diplo matischr Verhandlungen mit feinem Vater von wegen einer neuen Uhr ein. Der Vater sagte jedoch fanfl, nach feiner langjährigen Erfahrung bräch ten gefchenlte Uhren fteto llngliirl, be fonders folche Uhren, die Väter ihren Söhnen fchenlten. Nur eine Pfennig für Pfennig, Marl fiir Mart felbft er sparte, selbft gelaufte Uhr mache wirt liche Freude. Diese Freude wolle er Vean beileibe nicht verderben. Wo rauf Henrn flch betrübt trollte. lir kannte feinen Vater! Dann trat denen in Unterhandlmig rnit einem AbzahlungsgefchöfL das je doch danlend ablehnte. Als intelligen ter Kaufmann lalle Hamburger Lehr linge find intelligente Kaufleute) ge stand sich henrh ein, daß der Inhaber des Abzahlnugogefchäfts zweifellos ein lluger und weifer Mann fein mußte. henry gab die Geschichte auf und träumte userlofe Träarne von einer horrenden Weihnachtll ««1lifitation, die er in eine fchlvergolde Uhr zu oer wandeln aedachte. Wenn ihn aber ein Tennismädel fragte, - wieviel Uhr eg fei, fagte er hochmüthig, von oben herab: »Gentlenien tragen leine Uhr. Neuefte englifche Mode. Ach - - don't you tnotoi« i s s »Du. henrm hast du leine til-»Z« fragte der Neiiende oon Puttsarten ö: Co» der eben aus New Yort znrijet lam. »Nee!« sagte Denku. »Gentlenten tragen teine Uhr. Neueste englische« . . Der Reisende grinste. hean erröthete. »Na, Hean, das thut mir aber leid,« lächelte der Reisende. »Ich hab’ da ein paar Uhren aus New York mit gebracht, Sieh mal her! Fatnosee Dim! Sieht genau aus wie Gold. hält sich ewig. Von John F. Stoindlernan. Brondway, New York. Sehr feine dient-ji« heneh griss hastig zu und verschlang die Uhr mit gewinnsüchtigen Blicken. Sie hatte zwei SprungdecleL hübsche, seine Zeiger, war von imponirender Größe und sah alles in allem tadellos echt aus. »Eigentlich wollte ich dir die Uhr schenten.« meinte der Reisende. »Aber da du nach der neuesten englischen Mode ja leine Uhr tragen darsst« — .Danle schön! Herzlichen Dankt« sagte henry hastig und packte die Uhr. »Ja diesem Fall pseis’ ich aus die Mode.« - Der Reisende war ein Philosoph. Er trollte sich grinsend und überlegte, daß Lehrlinge und Moden tomisch seien. Or war aber auch ein prattiicher Mensch. Er tonstatirte, das; der lum pige Dollar, den die Uhr getostet hatte, entschieden gut angelegt war. Denn er legte Gewicht aus henrys guten Willen und aul henrys Freundschaft henry hatte nämlich eine Schwester. Aber das ist eine andere Geschichte . . . I I . Von nun an fing henty Tags da mit an, daß et seine Uhr mit einem Stückchen Jammer-eh das ek seiner Mama gemapst hatte. winke-blank rieb und putzte, in aller hettgottsftiihe schon ——- noch vor dem Masche-L noch vor dem Kasseettintm Die Uhr glän te wundervoll, ein beschert tapfe tis teilich. Aber dafür war Demyk Schönheitsaesiihl noch nicht entwickelt genug. Eine Uhr ist eine Unt. Wennz diese Uhr so gut geht nnd obendrein so ! schön aussieht tgenan wie Goldt wie Heneyi Uhr, so ist sie eine schöne Uhr l ,eine Uhr silr einen Gentleman Sz dachte Dem-n genau drei Tage lang Arn vierten Tag. »Was ist denn das sür ein Gess !riiusch-."· fragte einer der Herren im : Kontor. »Dieses ewige Klar-sen macht einen nervög.'« »Scheusrlich!« sagte der Buchhalter. ;.,Schtnidt Söhne nebenan tönnten auch was Gescheiteres thun. als den ganzen Tag lang Nägel einzuschm gen.« »Na-es ist die Rotatiottstitirschitte( unten itn Zonterrain!« behauptete derl Prokurist »Etelhast! Gestein hab ichs auch( schon bemerkt " stohnte der alte Buch T haltet. l ) »Man muß sich beschweren!« lagtel lder jüngste Kotnmis weise. » f Mit einmal beugte sich der Konto: i l rist, der Dem-h gegenübersasz, horchend ’ vor. Er lauschte. lsr horchte. Er s horchte wieder. »Donnerwetter!« sagte er. »Es ist Henrhs Uhr!« Jn dieser Sekunde erlitt henrht Liebe siir seine Uhr einen Knatte. Der : Buchhalter sprach von gemeingesiihrss lichem Unsug. Der Fakturist sagte häßliche Dinge iiber den Uhrmacher, der diese Uhr gemacht hatte. Ein an derer Herr stellte direkt beieidigende Vermuthungen darüber aus, was die Uhr wohl getostet haben tönnte. Der alte· qrieögrömige Kot-ist rieth henrh, an diese Uhr einen Stein zu binden, sich selbst einen größeren Stein um den Hals — und dann in die Alster zu springen. Hean heulte beinahe vor Wuth und behauptete, das laute Tian sei ein drillantes Zeichen siir die Stätte und Giite des Uhrwerts. Die verschiedenen Antworten, die hean daraus bekam, waren fürchter lich. Hean begann seine Uhr zu has sen. Abends ging er tennisspielen Aus-: gerechnet die junge Dame, der Hean dringend zu importiren wünschte, sragte ihn, wieviel Uhr es sei. henrh zog seine Uhr und machte ein verbliiisw Gesicht. «Verslucht nochrnal!« dachte er. »Nun ist das Luder auch noch stehen geblieben!" »Aeh --- gnädigeg Fräulein-- meine Uhr ist stehengeblieben," stotterte Henrn »Oh——-oh« . . . sagte das Mädel. henrh hielt die Uhr ans Ohr. Er schüttelte sie. er tlopste energisch an ihr Gehäusr. Nichts riihrte sich. «Lassen Sie doch mal sehen!" sagte das Mädel. ’ Jn dem Moment, als das Möbel die Uhr in die Hand nahm, schnurrte :diese verinaledeite Uhr wie ein inummtreisel und die Zeiger sausten wie wahnsinnig herum. »Egittegitt, was siir ’ne Uhr!« sagte das Mädel verächtlich und drehte Hean den Rücken. Henrh rannte nach Hause wie ein . Besessener, sehte sich an den Tisch und F versuchte mittels Hammer undSchrau idenzieher das Innere seiner Uhr zu iersorschen Gönzlich vergeblich. here « Swindelman in New York wünschte i das Konstruktionggeheimnisz seiner » Uhr ossenbar tu bewahren. Das ins nere Stahlgehäuse widerstand selbst dem Hammer. Oenrn wurde immer wuthender. tfr sina an zu kochen. Er schäuth Noch einmal sah er sich die Uhr an dann wars er sie init der ganzen Kraft seines jungen Armes an die Wand . .. Der Kalt bräaelte von der Wand. Die Uhr prallte ab, schan ein Stück chen Marmor vom Waschtisch, prallte wieder ah, sauste aus den Fußboden und machte ein erhebliches Loch in den Fußboden Tia —--- tict s-- tick . . . . Hean hob die Uhr aus. Ticl tiä — tia . . .. »Jetzt geht das Luder wieder!« sagte Henrh in bodenloser Muth henrh sah sich die Uhr an, die so laut tiette, als ob sie ein Regulator wäre. Er guckte aus das abgesprun gene Stückchen Marmor er betrach tete das Loch im Fußboden und dachte nach. Was thut ein intelligenter Kaufmann mit elner Uhr, die ihn fort während ärgert? Er —- -— aber natürlich! Oenrh putzte das- Gehäuse der llhr mit Zahnpuloer, bis es in goldener Schönheit schimmerte· Woraus er am nächsten Morgen Herrn Thomas Wat tetomp, Stumm-Lehrling der Firma Puttsarten ä- Co» der ein Mutter sähnchen war und ein settes Taschen geld hatte, in eine stille Kontorecke nahm und ihn intensio bearbeitete. Hean war zähe und. enerisch. herr Thomas Wattetonip war nicht über mäßig llug. So machte sich das Ge schäft ..... Für die Bagatelle von siebenundzwanzig Mart nnd sitnsund achtzig Pseunia ging die Uhr in den Brsih von Herrn Thomas Wittetoinp über. . . Abends besuchte Denrh seinen Va ten Zur-I sprach er lange und würde voll lioie es Hamburger Lehrlinge thun) über Geschäft und Börsenkon jnnltur nnd Millionenumsatz. Dann machte er ein scheinheiliges Gesicht. »Hm — - Papa- Jch hab’ mir diesen Monat zwanzig Mart erspart. Möchte rnir bald eine anständige Uhr tausen. Bitte, nimm doch das Geld und be wahre es mir auf. Hm - « ja -— das Sparen ist doch ganz nett!« Dabei tniss Hean die Augen zu sammen und sah seinen Herrn Vater ängstlich an. Er hatte ein Gefühl, als ob er Va banque spielte. Die schönen zwanzig Mark . . .. Der alte Herr aber war starr. Er sagte ein paar schöne Worte über die Sorgfalt des ehrbaren Kaufmanns, das ewige Bestehen der Reelliiät und die Tugend der Sparsamkeit Er gab Hean die zwanzig Matt zurück und ging sofort mit ihm in das beste Uhrengeschäst Hamburgs. Dort kaufte er dem lieben Sohn, der endlich Sparsamkeit gelernt hatte, für fünf undachtzig Mart eine wundervolle Uhr. -.— .., Zur Mutter. i Eine Confirniationgeschichte von E l se K r a ff t. j »Motan totnmt Mutter«, dachtej er, als er aus dem Gytnnasium tami nnd die tnarrenden vier Treppen zur. Wohnung feiner Tante, der verwitt weten Frau Rendant Hoffmann, em ; vorsorana. Er vergaß es saft, daß i »weran feine Einfeannna war, dafz er in der Kirche mit schwarzem Rock und vein-ern Myrtbenfträußchen im Knovfloch siyen und zu den Brut-t rerionen gehören würde. »« ntter tammt", dachte er, glücklich in der freuten Erwartung Vater konnte nicht kommen, der hatte zn viel mit feiner Bauernwirtly ichaft zu thun. Der hätte ja auch nicht viel mit dem aelehrten. heran wachsenden Sohne gesprochen, der in Berlin das Grnnnasinm besuchte. Der war froh, daß die Schwijaerin Heinz ; ihn fiir so billiges Kostaeld in Pen sion genommen hatte und obendrein noch die Hälfte des Schulgeldes Fu s aab. Die fünf jüngeren Gefchwi ter iu Haufe tosteten gerade aenua dei Den thenren Zeiten, Kurt und Willi besuchten nur die Torfschule, nnd das Allertleinfte das erst zu Weihnachten geboren mar. hatte schon eine große Doltvrrechnuna ine- Haug aebracht. Heini lächelte. Er tonnte gar nicht die Zeit abwarten, Mutter nach der kleinen Schwester auszufraaen« um derentwillen er Weihnachten nicht nach Hinse aedurft hatte. Es war sehr hart siir ihn gewesen« aber nun war Mutter ja wieder gesund, nun fah er sie wieder, schon vor vier Wo chen hatte fie ilnn das in ihrem letzten Brief versprochen tfr klopfte so ftiirmifch an die Kor ridortttilr, daß Die Tante mit einem aanr mürrischen Gesicht öffnete. »Mufv,te denn immer gleich das Holz einschlagen, Junge? Wo bleibfte denn hieß? Der Schneider is drin, "er bat deinen Anzug gebracht, und du sollst ’n noch mal anziehm ob auch « alles sitzt.« Heinz war schon in der Stube und riß die Mütze vom Kopf. »n« Tag, Herr Oeffe. ’21u... fein! Haste schon aesehn, Tante? Da tennt mich Mutter ja aar nich wieder drin!« Der Mann lachte, als er dein Knirps ten schwarzen Nod überzog. »Menschenetind, wie alt biste denn?« »Na l4.... können Se sich doch denlen, Meister Hefse!« Der angebende Konfirmand dehnte und rectte sich, als müßte er sofort in den etwas weit gerathenen Einfeg nnnasroet bineintvachsen Als die Tante wieder in die Stube ruriicllam, stand deine noch in seinem Staat vor dem Spiegel und strahlte sich von Neuem an. Das Sträusichen kommt linke. was TanteZ Das will Mutter mir von der Marie ihrem Myrrhentopf mitbringen b. heut Abend.« Die große Frau euckte die Achseln. »Wer weiß auch. da liegt ’n Brief fiir dift auf n Tisch Seins Aus Wunbdorf Lies erst mal " Der Junge drehte sich erschrocken um. ; »W.... was schreiben d .. die » denn noch? W. . wenn Mutter ooch to n nt·« Er beaann zu stottern und riß den Briefurnschlau auf, aus dem ihm ein breitoedriieltes Myrtbenftriiufilein unb ein Zehntnartschein entgegenflatterte Die Tante hob beides aus und sah dem Neffen beim Lesen über die Schulter. Der Vater hatte zuerst geschrie ben: »Lieb» Sohn! Ich tchicle Dir viele Grüße zu Deiner Einseanung, und 10 Mart davon Du Dich die Uhr taufen sollst. wo Du schon so lange haben wolltest. Mutter liegt schon wieder drei Tage im Bett. Jn .floenssa tagt der Doktor. Nun rann sie nicht kommen. Ich wollte zuerst, aber ten Knecht babe borichie Woche fortgejaat Er trank. Und das Rei sener isi auch zu theuer. Jch mufi fchon fparen wenn Du Oftern das brauchst Es Mußt Dich Dein treuer Vaters« Heini wußte nicht, warum plötzlich alle Buchita ben vor seinen Augen tanzten, überhaupt Mutters die mit Blei geschrieben, so tlein und zittrig neben Vaters großen standen. · i »Lasse man, mein libee Junge, ich bin bald wieder gesunt Das ich Dich zu Deine tkinseguna nich sehen soll, tlmi mir weh. Got vehiiie Dich und Gott fegne Dich» Weiter las being nichissmeyr Mii dem Brief in get band siiirmte er aus der Wohnsiu in seine Kam mer hinein warf sich dort auf das Bett und ichluchzte zum Herzerweichen So fand ihn die Tanie -ie hielt das Martheninäußchen und den Zehnrnarlschein in der Hand »Mein Gott, Junge, hab dich doch nicht fo! Deshalb feiern wir doch Morgen Js doch immer ohne Mut tern jegangen, hertjee . . jeies nee! Kuchen hab ich eben schon ge backen, und Kalbsbtaten mache ich auch morgen. .fein! Und Frau Meekgans will kommen mit ihrer Anna und Onkel Bruno und vielleicht Liedekeo ihr Fritz auch. Sollst nial sehen, wie vergnügt wir alle sind!« Heinz rührte sich nicht. Hab dich bloß nich, Junge, . . . in vier Wochen is Ostern, da fährste jas sowieso zu Hause, und gucke mal, wie ? nobel Vater war . . . ganze zehn; Mart! Da leiste schon ne feine, sil berne Uhr für, die andern scheuten doch bloß höchstens für drei Mart.« . . i Der Knabentopf hob sich langsam.i »Die geschwolleneu Augen blieben ani Idern Gelde haften, weiteten sich, und die Thriinen versiegte. »Ob...obichdaschon....so eine für kriege, wie dem Walter feine mit . . . mit ’n Monogramnit« ,,J jewifz doch!« Am nächsten Morgen, als er in der Kirche saß, vergaß er die Freude über die Uhr. Er schluckte und schluckte bei des Predigers Worten und sah alle Augenblicke scheu zur Seite in den menschengefüllten Gottesraum, als suche er unter den Köpfen der vielen Mütter einen ganz besonders hellen, in dem blaue Augen waren und ein blasser Mund mit feinen Furchen links und rechts, und der ihm, nur ihm allein zuliichelte. ifr fand keinen. Die Tante war fehr verdrießlich mit in die Kirche gekommen, weil es regnete. Jhr gutes, schwarzes Sei dentleid war naß geworden. Den ganzen Morgen hatte sie über das Wetter geschimpft und über den selbstgebackenen Kuchen, der Wasser streifen hatte, »was natürlich auch bloß von der feüchten Witterung trinkt« . . . Heini saß mit zrisartirnengepreßteri Lippen da. Es wäre doch zu un: männlich für einen Konsirmanden ge wesen, zu weinen. Die geschmiiclten Mädels da drüben durften das eher, da war mehr als eine unter ihnen, der so ein blanler Tropfen über das heiße Gesicht rann . . . Warum nur? Heini verstand das nicht. Sie hatten eigentlich alle lei nen Grund zum Weinen. Ihre Vä ter waren da, ihre Mütter . . . das gab ja ein fchier beängstigendes Ge dränge an der Kirchenthiin als die Feier zu Ende war. Ein Umarmen und Küssen war das . . . ein halb lachendes, halb weinendes »Mutter!« fbier und da und dort, Heinz konnte f das gar nicht sehen und hören. ; Es regnete immer noch, und die sTante fand er gar nicht« Aber rief sihn da nicht jemand? Heinz! blind noch einmal leiser . . . Heinzl . . . Wie Mutter rief, war das ja. s Neben ihm stieß ibn kin Freund an. z Auch ein Konfirmand. ; »Menschenstind, was stehste denn Tund läßt dich naßregnen in deiner sneuen Kluft? Geh doch nach Hause.« i Heinz bekam einen noch heiße-en s Kopf. » »Noch . . . H . . . Hause?« i Jhm fiel der Zebnmarlschein ein, den er in der Tasche trug. Ja, da für gab es eine feine Uhr. Aber nach Hause konnte er auch schon dafür tommen, hin und zurück sogar, wenn er vierter Klasse fuhr. s- It I Ehe es Abend werden wollte, karn noch einmal die Sonne. Sie trock nete die Regentropfen auf Dach und HBaurn und Gräsern, wie Nützliches »Glücl Thränen verscheucht, und lachte Hinit dem ganzen Frühlingsglanz märzjungen Lichtes üher das tleine Bauerngehöft. Vier kleine Flachstöpfe sahen das und waren auch schon mitten drin in der Sonne. Todten um das weiße Haus herum, als hätte es sechs Wo chen anstatt sechs Stunden geregnet, und schüttelten sich von dem Finder-« Hhaurn die letzten nassen Tropfen lachend aus die unbedeckten Häupter. Der Vater im Hofe hörte heute gar nicht hin. Der lief im Sonntagsrock rein tvie närrisch durch die Ställe und wußte doch, daß Werttag war. Ko misch! Und die alte Liese hatte sogar Plinsen gebacken und den Kindern zum Kassee einen ganzen Teller davon vor die hungrigen Mäuler gesetzt Und Mutter sagte heute überhaupt lein Wort. Sie lag mit offenen Au gen, hörte den Regen tropsen und den Frühlingswind um das Haus gehen und bekam, je länger der Tag wurde, desto seltsamere und sehnsüchtigere Augen. Keiner aber wußte, was diese Au gen sahen. Kirchenltchter, blumengeschtnückter Altar, darunter ein Kinderhaupt über ehrwürdigem schwarzem Tuch« und ein Gebetbuch, von fchmaler,· weißer Hand umspannt. Um den; jungen Mund aber Ivar ein so fried- » loses Zudem beinahe wie ein heim-! licher Ruf: Mutter! . . . . Vom Bahnhof her, eine Stunde Wegs durch die weiche, schlarnmige Erde liefen Knabenfiiße· l Manch Bäuerlein an der Land-s l l strasze blieb erschrocken stehen und hob das Käppchen vor dem hastigen Gruß des schmucken Jungen. War denn heut schon Palmarum, daß die Einsegnnngskinder der Dörfer rings über Land l«esen? . . . s Heinz tii merte sich nicht um die verdutzten Gesichter der Vorüber gehenden. Er stürtnte vorwärts-, er hätte-die Sonne, die über seines Vaters Hause lag, mit den Händen greifen mögen, so toll vor Freude war « er plötzlich. Durch den Garten schlich er, von hinten herum in Mutters- Kammer. Er hörte die Geschwister lärmen nndt rufen,ser sah hinter den tnospenden Sträuchern im Hof Vaters grauen Kopf über dem Sonntaggroch ihni hielt nicht«-. Er mußte gar nicht, daß! er irn Zimmer den Hut aus dem« Kopfe behielt, daß er das Gesang-’ buch in der band hatte nnd kleine Häuschen nasse Erde von seinen Stiefeln auf die weißgescheuerten Die len plumpsten. . »Mutter!« ties er. ! Sie fuhr empor, sah ihren Einseiti ! nungsjungen leibhaftig vor sich stehen, und es kam nicht einmal ein Stau nen in ihr Gesicht. Sie hob nur die Arme . . . Als Heinz da hineinflog, wußte er nicht mehr, daß er sich von dem Reise geld eine Uhr hatte taufen wollen . . . Mädche- ali Laftthlerr. Dem Nordliinder, der den Süden bereist, fällt es auf, wie sehr in Tirol und der Schweiz die Zitte verbreitet ist, Lasten auf dem Kon zu tragen. und daß an dieser Arbeit Frauen den ftärtsten Antheil nehmen. Auf Cavri. der felsigsteilen Insel im Meerbusen von Neapel, dienen, so weit Ueberlieferunaen reichen, die jungen Mädchen allezeit als Last thiere; und auch da, wo eine Bergs bahn den Hanptvertebr vom Hafen zum Städtchen vermittelt, verdienen sich noch immer die jungen slltsidchen mit dieser ,,Kopfarl«-eit« ihr Brod. Wird in dem hochgeleaenen Beranest Anaeavri ein Haus gebaut, so enga airt der Unternehmer eine Arkahl von Mädchen, die das Material, Erde, Steine, Kalt, auf ihren tiiipfen oft ftundenweit terbeizutragen haben. Ihre Leistungsfähigkeit übertrifft die der stärksten Mannen Sie verlieren nicht ihre ichlante, biegsame Gestalt die zarte Form des Nackeni und Hal se5, den leichten Gang. Jn langem Zuge sieht man sie durch Wiesen nnd Vleaer ziehen, fröhlich und scheinbar isiühelog die schwere Last. die ein Mann taum aus den Schultern fort traaen tönnte, auf den biibschen Köpfen balancirerux Den Gepackver tebr von der Piazza zu den Hotele und Villen besorgen meist alte Frauen Wie sie einen rentnerfchrderen Koffer sicker traaen iiber Treppen und hol vriae Wette, vbne den Athern zu ver lieren, ebne zu stören, fiir wenine Soldi ihren morschen Gliedern diese Gexraltleistuna zumutlend - das ist ein Bild von verblüffender Wirtuna Und dxefe Arbeitskräfte sinr billiqer als die aenijafaiuen italienischen Esel! So weni) gilt Menschenkraft in jener iüdländitctjen Harmonie aus Sonne. Reichthum der Natur nnd Wohl leben! w Noch schlimmer-. Der amerikanische Humorist Mart Twain besuchte ein Jrrenhau5, durch das ihm der Direttor in liebenswür: digster Weise führte. Jn einer Zelle saß ein Mann in mittlerem Alter, der traurig in’S Leere starrte· Die Sympathie des Befuchers war erweckt. »Aus welchem Grunde ist denn dieser Mann irrsinnig gewor den?« fragte er. »Das Mädchen, das er liebte, gab ihm einen Korb,« war die Antwort In der Nebenzelle raste ein Geistes tranter heulend umher und stieß fort während mit Händen und Füßen ge gen die Wand. »Oh, das ist, wie es scheint, ein weit schlimmerer Fall«« meinte Mart Twain. »Da haben Sie recht,'« erwiderte der Direktor. »Der heirathete näm lich das Mädchen.« — cm M’s. Von Friedrich Riickeri. Gut ist’«5, einen Wunsch zu hegen Jn der Brust geheimstem Schrein. Mit dem Wahn, an ihm gelegen Sei Dein vouks Glück allein. Gut isi’s, daß der Himmel immer Dir verschiebt die Wunschgeivähr, Denn beglück, Du wärst es nimmer, Und Du hofftest es nicht mehr. Scheust-age. Wann setzt sich ein Historikee zur Ruhe? Antwort: Wenn er die Geschichte satt hat. c — W::—.M Ins Iet- Gesten-tm IMW s - . . »Von warum hängen denn da an Der« Decke Riemen?« »Dumm» Bua zum III-anhalten bal’ ma an Rausch l)ai!« Variet. Hausfrau: »Der Unterschied zwi schen einer Kuh und einem Milch-« mann ist der, daß die Kuh keine Milch gibi.« Milchinannt »Es gibt noch einen Unterschied Die Kuh gibt seinen Keedit.« Schreckenskiud. Elschem »Bitte, Taute, mach’ mir doch einen Elefanten!« Taute: »Aber das kann ich doch nicht!« Elschem »O, ich habe Die ja dazu eine Mücke gebracht; Papa sagt ja doch, Du machst aus jeder Mücke eine (Hlefnnten!«· : Seine Absicht Hem »Aber. lieber Meister, bei« meinen neuen Stiefeln zerreißt das Oberleder ja früher als die Sohlen-. Können Sie denn das tiinftig nicht anders machen?« Schuster: »O in, dann nehme ich das nächste Mal etwas - —- schwächeres Sohlenleder.« i In schwindet-Idee Höhe. Sie: »Wenn ich nun in diesen Ab grund hinunterstürzte"c"« Er: »Ich würde verrückt werden!« Sie: »Und würdest du noch ’mat heirathen Z« Er: »Nein, so verrückt würde ich nicht werden!« Eine mode-rni- Köchin. s - »s » »Was nehmen Sie alles zu dem ? Puddingf« : Köchin: »Gnädiae Frau, wenn ich Ihnen Acchunterricht erst-eilen soll, dann muß ich noch zehn Mart Lohn mehr beanspruchen!« - Vor Gericht Richter: »Wie alt sind Sie?« (Zeugin zögert.) »Bitte, beeilen Sie sich Das Zögern verschlimmert die Sache nur!« satte Andeutung Herr: »Was hatte sich denn Jht "Herr Bruder zum Geburtstage ge wünscht, Fräulein Else?« »Einen lieben Schweigen Herr Leh mann!« Ein Früchteticu. Mutter: »Katl, Du bist ja gestern nicht in der Schule gewesen, sondern hast sie geschwänzt!« Karl: »Das hat Dir gewiß die Leh rerin gesagt! Ja, ja die Frauen tön nen nichts siir sich behalten!« Beim Baden. Ein Toutist beobachtet in der Ra firstube in Blunzendors, wie der Bart fcheerek seine Kunden« ehe et mit ihnen fertig wird, jedesmal schneidet. »Sie, Heer Verschönekunggroth,« fragt der Tom-ist« Juni-um thun Sie denn hast« »Seht einfach « gibt der zur Ant wort »die zadln alle monatlich, da zäbPi dann die Schnitt’ und weisz was mir a jeder schuldig is.« Im Regen. f VHW sw »Aber Frau Wunsch Jhr Schirm ist ja ganz dtkrchlöchett!« »Ach was! Zu Hause hab ich einen tadellosen neuen. —- aber den trage ich nur bei schönem Wettet!«