Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 23, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    ,
Vie amerikanische Uhr.
Von Ekwin Rosen.
Wenn man Senior-Lehrling ift, ein j
Gehalt von achtzig-Mart-irn Monat-f
bezieht, gerneTennis spielt und außer- l
dem eine gewisse periodische Vorliebez
fiir Tanzfalons hat. fo ift es außer-»
ordentlich fchrver, eine nette, hiibfche,
anständige. redriifentable Uhr zu be
schen. Darüber war sich Henry, Se
nior-Lehrling bei den Herren Puttfar»
ten se Eo. in Hamburg, bolllonnnen
klar. Henry wußte ferner aus betrüb !
licher Erfahrung. daß es noch viel»
schwerer war, eine Uhr, fo man eine«
solche befah, auch zu behalten. Dies
eine Uhr vom Papa hatte er verlangt. !
Sirt-zehn Mart fünfzig! Einlösung?
Du meine Güte, wenn Venry loirllichs
einmal fiel-zehn Mart fünfzig besaß,.
fo verwendete er diefeo fchiine Geld zu
allerlei lustigen Sachen « aber keines
falls zum llhrengEinlöfen Die an
dere Uhr, die von der Tante, war na
tiirllch auch den Weg aller Lehrlings
Uhren gegangen. Sie brachte zwar
nur fürf Mart, was henrh zu allerlei
lieblofen Bemerlungen über die Nob
lefse feiner guten Tante veranlaßte.
Aber filnf Mart sind fünf Mart . -
speziell, wenn man hamburaer Lehr
ling ift und eine periodifche Vorliebe
für Tanzsaionll hat. . . . .
Der uhrenlose Zustand war Hean
auf die Dauer sehr peinlich. Wenn
auf dem Iennievlatz ein nettes Möbel
ihn fragte, wieviel Uhr eli fei . . . . es
war dirett unangenehm. Man konnte
doch feine Uhr nicht immer verloren
haben, und man lonnte doch nicht im
mer faaen, sie sei beim Reparirenk
Denro fühlte, dafz fein gesellschaft
liches Prefrige bedroht war. Liean
ging alfo zu feinem Vater und er
dichtet: mit anerlennenowertbem Ia
lent ein sehr schönes Märchen iiber
einen Raubanfali. Nachdem er auf
diese Weile über die verletzte Uhr lo
gifch disponirt hatte, leitete er diplo
matischr Verhandlungen mit feinem
Vater von wegen einer neuen Uhr ein.
Der Vater sagte jedoch fanfl, nach
feiner langjährigen Erfahrung bräch
ten gefchenlte Uhren fteto llngliirl, be
fonders folche Uhren, die Väter ihren
Söhnen fchenlten. Nur eine Pfennig
für Pfennig, Marl fiir Mart felbft er
sparte, selbft gelaufte Uhr mache wirt
liche Freude. Diese Freude wolle er
Vean beileibe nicht verderben. Wo
rauf Henrn flch betrübt trollte. lir
kannte feinen Vater!
Dann trat denen in Unterhandlmig
rnit einem AbzahlungsgefchöfL das je
doch danlend ablehnte. Als intelligen
ter Kaufmann lalle Hamburger Lehr
linge find intelligente Kaufleute) ge
stand sich henrh ein, daß der Inhaber
des Abzahlnugogefchäfts zweifellos ein
lluger und weifer Mann fein mußte.
henry gab die Geschichte auf und
träumte userlofe Träarne von einer
horrenden Weihnachtll ««1lifitation, die
er in eine fchlvergolde Uhr zu oer
wandeln aedachte. Wenn ihn aber ein
Tennismädel fragte, - wieviel Uhr eg
fei, fagte er hochmüthig, von oben
herab: »Gentlenien tragen leine Uhr.
Neuefte englifche Mode. Ach - - don't
you tnotoi«
i s s
»Du. henrm hast du leine til-»Z«
fragte der Neiiende oon Puttsarten ö:
Co» der eben aus New Yort znrijet
lam.
»Nee!« sagte Denku. »Gentlenten
tragen teine Uhr. Neueste englische« . .
Der Reisende grinste.
hean erröthete.
»Na, Hean, das thut mir aber
leid,« lächelte der Reisende. »Ich hab’
da ein paar Uhren aus New York mit
gebracht, Sieh mal her! Fatnosee
Dim! Sieht genau aus wie Gold.
hält sich ewig. Von John F.
Stoindlernan. Brondway, New York.
Sehr feine dient-ji«
heneh griss hastig zu und verschlang
die Uhr mit gewinnsüchtigen Blicken.
Sie hatte zwei SprungdecleL hübsche,
seine Zeiger, war von imponirender
Größe und sah alles in allem tadellos
echt aus.
»Eigentlich wollte ich dir die Uhr
schenten.« meinte der Reisende. »Aber
da du nach der neuesten englischen
Mode ja leine Uhr tragen darsst« —
.Danle schön! Herzlichen Dankt«
sagte henry hastig und packte die Uhr.
»Ja diesem Fall pseis’ ich aus die
Mode.« -
Der Reisende war ein Philosoph.
Er trollte sich grinsend und überlegte,
daß Lehrlinge und Moden tomisch
seien. Or war aber auch ein prattiicher
Mensch. Er tonstatirte, das; der lum
pige Dollar, den die Uhr getostet hatte,
entschieden gut angelegt war. Denn er
legte Gewicht aus henrys guten Willen
und aul henrys Freundschaft henry
hatte nämlich eine Schwester. Aber
das ist eine andere Geschichte . . .
I I .
Von nun an fing henty Tags da
mit an, daß et seine Uhr mit einem
Stückchen Jammer-eh das ek seiner
Mama gemapst hatte. winke-blank rieb
und putzte, in aller hettgottsftiihe
schon ——- noch vor dem Masche-L noch
vor dem Kasseettintm Die Uhr
glän te wundervoll, ein beschert tapfe
tis teilich. Aber dafür war Demyk
Schönheitsaesiihl noch nicht entwickelt
genug. Eine Uhr ist eine Unt. Wennz
diese Uhr so gut geht nnd obendrein so !
schön aussieht tgenan wie Goldt wie
Heneyi Uhr, so ist sie eine schöne Uhr l
,eine Uhr silr einen Gentleman Sz
dachte Dem-n genau drei Tage lang
Arn vierten Tag.
»Was ist denn das sür ein Gess
!riiusch-."· fragte einer der Herren im
: Kontor. »Dieses ewige Klar-sen macht
einen nervög.'«
»Scheusrlich!« sagte der Buchhalter.
;.,Schtnidt Söhne nebenan tönnten
auch was Gescheiteres thun. als den
ganzen Tag lang Nägel einzuschm
gen.«
»Na-es ist die Rotatiottstitirschitte(
unten itn Zonterrain!« behauptete derl
Prokurist
»Etelhast! Gestein hab ichs auch(
schon bemerkt " stohnte der alte Buch
T haltet. l
) »Man muß sich beschweren!« lagtel
lder jüngste Kotnmis weise. »
f Mit einmal beugte sich der Konto: i
l rist, der Dem-h gegenübersasz, horchend
’ vor. Er lauschte. lsr horchte. Er
s horchte wieder.
»Donnerwetter!« sagte er. »Es ist
Henrhs Uhr!«
Jn dieser Sekunde erlitt henrht
Liebe siir seine Uhr einen Knatte. Der :
Buchhalter sprach von gemeingesiihrss
lichem Unsug. Der Fakturist sagte
häßliche Dinge iiber den Uhrmacher,
der diese Uhr gemacht hatte. Ein an
derer Herr stellte direkt beieidigende
Vermuthungen darüber aus, was die
Uhr wohl getostet haben tönnte. Der
alte· qrieögrömige Kot-ist rieth henrh,
an diese Uhr einen Stein zu binden,
sich selbst einen größeren Stein um
den Hals — und dann in die Alster
zu springen.
Hean heulte beinahe vor Wuth und
behauptete, das laute Tian sei ein
drillantes Zeichen siir die Stätte und
Giite des Uhrwerts.
Die verschiedenen Antworten, die
hean daraus bekam, waren fürchter
lich. Hean begann seine Uhr zu has
sen.
Abends ging er tennisspielen Aus-:
gerechnet die junge Dame, der Hean
dringend zu importiren wünschte,
sragte ihn, wieviel Uhr es sei.
henrh zog seine Uhr und machte ein
verbliiisw Gesicht.
«Verslucht nochrnal!« dachte er.
»Nun ist das Luder auch noch stehen
geblieben!"
»Aeh --- gnädigeg Fräulein-- meine
Uhr ist stehengeblieben," stotterte
Henrn
»Oh——-oh« . . . sagte das Mädel.
henrh hielt die Uhr ans Ohr. Er
schüttelte sie. er tlopste energisch an ihr
Gehäusr. Nichts riihrte sich.
«Lassen Sie doch mal sehen!" sagte
das Mädel.
’ Jn dem Moment, als das Möbel
die Uhr in die Hand nahm, schnurrte
:diese verinaledeite Uhr wie ein
inummtreisel und die Zeiger sausten
wie wahnsinnig herum.
»Egittegitt, was siir ’ne Uhr!« sagte
das Mädel verächtlich und drehte
Hean den Rücken.
Henrh rannte nach Hause wie ein
. Besessener, sehte sich an den Tisch und
F versuchte mittels Hammer undSchrau
idenzieher das Innere seiner Uhr zu
iersorschen Gönzlich vergeblich. here
« Swindelman in New York wünschte
i das Konstruktionggeheimnisz seiner
» Uhr ossenbar tu bewahren. Das ins
nere Stahlgehäuse widerstand selbst
dem Hammer.
Oenrn wurde immer wuthender.
tfr sina an zu kochen. Er schäuth
Noch einmal sah er sich die Uhr an
dann wars er sie init der ganzen Kraft
seines jungen Armes an die Wand . ..
Der Kalt bräaelte von der Wand.
Die Uhr prallte ab, schan ein Stück
chen Marmor vom Waschtisch, prallte
wieder ah, sauste aus den Fußboden
und machte ein erhebliches Loch in den
Fußboden
Tia —--- tict s-- tick . . . .
Hean hob die Uhr aus.
Ticl tiä — tia . . ..
»Jetzt geht das Luder wieder!«
sagte Henrh in bodenloser Muth
henrh sah sich die Uhr an, die so
laut tiette, als ob sie ein Regulator
wäre. Er guckte aus das abgesprun
gene Stückchen Marmor er betrach
tete das Loch im Fußboden und dachte
nach. Was thut ein intelligenter
Kaufmann mit elner Uhr, die ihn fort
während ärgert?
Er —- -— aber natürlich!
Oenrh putzte das- Gehäuse der llhr
mit Zahnpuloer, bis es in goldener
Schönheit schimmerte· Woraus er am
nächsten Morgen Herrn Thomas Wat
tetomp, Stumm-Lehrling der Firma
Puttsarten ä- Co» der ein Mutter
sähnchen war und ein settes Taschen
geld hatte, in eine stille Kontorecke
nahm und ihn intensio bearbeitete.
Hean war zähe und. enerisch. herr
Thomas Wattetonip war nicht über
mäßig llug. So machte sich das Ge
schäft ..... Für die Bagatelle von
siebenundzwanzig Mart nnd sitnsund
achtzig Pseunia ging die Uhr in den
Brsih von Herrn Thomas Wittetoinp
über. . .
Abends besuchte Denrh seinen Va
ten Zur-I sprach er lange und würde
voll lioie es Hamburger Lehrlinge
thun) über Geschäft und Börsenkon
jnnltur nnd Millionenumsatz. Dann
machte er ein scheinheiliges Gesicht.
»Hm — - Papa- Jch hab’ mir diesen
Monat zwanzig Mart erspart. Möchte
rnir bald eine anständige Uhr tausen.
Bitte, nimm doch das Geld und be
wahre es mir auf. Hm - « ja -— das
Sparen ist doch ganz nett!«
Dabei tniss Hean die Augen zu
sammen und sah seinen Herrn Vater
ängstlich an. Er hatte ein Gefühl, als
ob er Va banque spielte. Die schönen
zwanzig Mark . . ..
Der alte Herr aber war starr. Er
sagte ein paar schöne Worte über die
Sorgfalt des ehrbaren Kaufmanns,
das ewige Bestehen der Reelliiät und
die Tugend der Sparsamkeit
Er gab Hean die zwanzig Matt
zurück und ging sofort mit ihm in das
beste Uhrengeschäst Hamburgs. Dort
kaufte er dem lieben Sohn, der endlich
Sparsamkeit gelernt hatte, für fünf
undachtzig Mart eine wundervolle
Uhr.
-.— ..,
Zur Mutter. i
Eine Confirniationgeschichte von
E l se K r a ff t. j
»Motan totnmt Mutter«, dachtej
er, als er aus dem Gytnnasium tami
nnd die tnarrenden vier Treppen zur.
Wohnung feiner Tante, der verwitt
weten Frau Rendant Hoffmann, em
; vorsorana. Er vergaß es saft, daß
i
»weran feine Einfeannna war, dafz
er in der Kirche mit schwarzem Rock
und vein-ern Myrtbenfträußchen im
Knovfloch siyen und zu den Brut-t
rerionen gehören würde. »« ntter
tammt", dachte er, glücklich in der
freuten Erwartung
Vater konnte nicht kommen, der
hatte zn viel mit feiner Bauernwirtly
ichaft zu thun. Der hätte ja auch
nicht viel mit dem aelehrten. heran
wachsenden Sohne gesprochen, der in
Berlin das Grnnnasinm besuchte. Der
war froh, daß die Schwijaerin Heinz
; ihn fiir so billiges Kostaeld in Pen
sion genommen hatte und obendrein
noch die Hälfte des Schulgeldes Fu
s aab. Die fünf jüngeren Gefchwi
ter
iu Haufe tosteten gerade aenua dei
Den thenren Zeiten, Kurt und Willi
besuchten nur die Torfschule, nnd das
Allertleinfte das erst zu Weihnachten
geboren mar. hatte schon eine große
Doltvrrechnuna ine- Haug aebracht.
Heini lächelte. Er tonnte gar nicht
die Zeit abwarten, Mutter nach der
kleinen Schwester auszufraaen« um
derentwillen er Weihnachten nicht
nach Hinse aedurft hatte. Es war
sehr hart siir ihn gewesen« aber nun
war Mutter ja wieder gesund, nun
fah er sie wieder, schon vor vier Wo
chen hatte fie ilnn das in ihrem letzten
Brief versprochen
tfr klopfte so ftiirmifch an die Kor
ridortttilr, daß Die Tante mit einem
aanr mürrischen Gesicht öffnete.
»Mufv,te denn immer gleich das
Holz einschlagen, Junge? Wo bleibfte
denn hieß? Der Schneider is drin,
"er bat deinen Anzug gebracht, und
du sollst ’n noch mal anziehm ob auch
« alles sitzt.«
Heinz war schon in der Stube und
riß die Mütze vom Kopf.
»n« Tag, Herr Oeffe. ’21u... fein!
Haste schon aesehn, Tante? Da tennt
mich Mutter ja aar nich wieder drin!«
Der Mann lachte, als er dein
Knirps ten schwarzen Nod überzog.
»Menschenetind, wie alt biste
denn?«
»Na l4.... können Se sich doch
denlen, Meister Hefse!«
Der angebende Konfirmand dehnte
und rectte sich, als müßte er sofort in
den etwas weit gerathenen Einfeg
nnnasroet bineintvachsen
Als die Tante wieder in die Stube
ruriicllam, stand deine noch in seinem
Staat vor dem Spiegel und strahlte
sich von Neuem an.
Das Sträusichen kommt linke.
was TanteZ Das will Mutter mir
von der Marie ihrem Myrrhentopf
mitbringen b. heut Abend.«
Die große Frau euckte die Achseln.
»Wer weiß auch. da liegt ’n
Brief fiir dift auf n Tisch Seins
Aus Wunbdorf Lies erst mal "
Der Junge drehte sich erschrocken
um.
; »W.... was schreiben d .. die
» denn noch? W. . wenn Mutter ooch
to n nt·«
Er beaann zu stottern und riß den
Briefurnschlau auf, aus dem ihm ein
breitoedriieltes Myrtbenftriiufilein unb
ein Zehntnartschein entgegenflatterte
Die Tante hob beides aus und sah
dem Neffen beim Lesen über die
Schulter.
Der Vater hatte zuerst geschrie
ben:
»Lieb» Sohn! Ich tchicle Dir viele
Grüße zu Deiner Einseanung, und
10 Mart davon Du Dich die Uhr
taufen sollst. wo Du schon so lange
haben wolltest. Mutter liegt schon
wieder drei Tage im Bett. Jn
.floenssa tagt der Doktor. Nun rann
sie nicht kommen. Ich wollte zuerst,
aber ten Knecht babe borichie Woche
fortgejaat Er trank. Und das Rei
sener isi auch zu theuer. Jch mufi
fchon fparen wenn Du Oftern das
brauchst Es Mußt Dich Dein treuer
Vaters«
Heini wußte nicht, warum plötzlich
alle Buchita ben vor seinen Augen
tanzten, überhaupt Mutters die mit
Blei geschrieben, so tlein und zittrig
neben Vaters großen standen. ·
i
»Lasse man, mein libee Junge,
ich bin bald wieder gesunt Das ich
Dich zu Deine tkinseguna nich sehen
soll, tlmi mir weh. Got vehiiie Dich
und Gott fegne Dich»
Weiter las being nichissmeyr
Mii dem Brief in get band siiirmte
er aus der Wohnsiu in seine Kam
mer hinein warf sich dort auf das
Bett und ichluchzte zum Herzerweichen
So fand ihn die Tanie -ie
hielt das Martheninäußchen und den
Zehnrnarlschein in der Hand
»Mein Gott, Junge, hab dich doch
nicht fo! Deshalb feiern wir doch
Morgen Js doch immer ohne Mut
tern jegangen, hertjee . . jeies nee!
Kuchen hab ich eben schon ge
backen, und Kalbsbtaten mache ich
auch morgen. .fein! Und Frau
Meekgans will kommen mit ihrer
Anna und Onkel Bruno und vielleicht
Liedekeo ihr Fritz auch. Sollst nial
sehen, wie vergnügt wir alle sind!«
Heinz rührte sich nicht.
Hab dich bloß nich, Junge, . . . in
vier Wochen is Ostern, da fährste jas
sowieso zu Hause, und gucke mal, wie ?
nobel Vater war . . . ganze zehn;
Mart! Da leiste schon ne feine, sil
berne Uhr für, die andern scheuten
doch bloß höchstens für drei Mart.« . . i
Der Knabentopf hob sich langsam.i
»Die geschwolleneu Augen blieben ani
Idern Gelde haften, weiteten sich, und
die Thriinen versiegte.
»Ob...obichdaschon....so
eine für kriege, wie dem Walter feine
mit . . . mit ’n Monogramnit«
,,J jewifz doch!«
Am nächsten Morgen, als er in der
Kirche saß, vergaß er die Freude über
die Uhr. Er schluckte und schluckte bei
des Predigers Worten und sah alle
Augenblicke scheu zur Seite in den
menschengefüllten Gottesraum, als
suche er unter den Köpfen der vielen
Mütter einen ganz besonders hellen,
in dem blaue Augen waren und ein
blasser Mund mit feinen Furchen links
und rechts, und der ihm, nur ihm
allein zuliichelte.
ifr fand keinen.
Die Tante war fehr verdrießlich
mit in die Kirche gekommen, weil es
regnete. Jhr gutes, schwarzes Sei
dentleid war naß geworden. Den
ganzen Morgen hatte sie über das
Wetter geschimpft und über den
selbstgebackenen Kuchen, der Wasser
streifen hatte, »was natürlich auch
bloß von der feüchten Witterung
trinkt« . . .
Heini saß mit zrisartirnengepreßteri
Lippen da. Es wäre doch zu un:
männlich für einen Konsirmanden ge
wesen, zu weinen. Die geschmiiclten
Mädels da drüben durften das eher,
da war mehr als eine unter ihnen,
der so ein blanler Tropfen über das
heiße Gesicht rann . . .
Warum nur? Heini verstand das
nicht. Sie hatten eigentlich alle lei
nen Grund zum Weinen. Ihre Vä
ter waren da, ihre Mütter . . . das
gab ja ein fchier beängstigendes Ge
dränge an der Kirchenthiin als die
Feier zu Ende war. Ein Umarmen
und Küssen war das . . . ein halb
lachendes, halb weinendes »Mutter!«
fbier und da und dort, Heinz konnte
f das gar nicht sehen und hören.
; Es regnete immer noch, und die
sTante fand er gar nicht« Aber rief
sihn da nicht jemand? Heinz!
blind noch einmal leiser . . . Heinzl
. . . Wie Mutter rief, war das ja.
s Neben ihm stieß ibn kin Freund an.
z Auch ein Konfirmand.
; »Menschenstind, was stehste denn
Tund läßt dich naßregnen in deiner
sneuen Kluft? Geh doch nach Hause.«
i Heinz bekam einen noch heiße-en
s Kopf.
» »Noch . . . H . . . Hause?«
i Jhm fiel der Zebnmarlschein ein,
den er in der Tasche trug. Ja, da
für gab es eine feine Uhr. Aber nach
Hause konnte er auch schon dafür
tommen, hin und zurück sogar, wenn
er vierter Klasse fuhr.
s- It I
Ehe es Abend werden wollte, karn
noch einmal die Sonne. Sie trock
nete die Regentropfen auf Dach und
HBaurn und Gräsern, wie Nützliches
»Glücl Thränen verscheucht, und lachte
Hinit dem ganzen Frühlingsglanz
märzjungen Lichtes üher das tleine
Bauerngehöft.
Vier kleine Flachstöpfe sahen das
und waren auch schon mitten drin in
der Sonne. Todten um das weiße
Haus herum, als hätte es sechs Wo
chen anstatt sechs Stunden geregnet,
und schüttelten sich von dem Finder-«
Hhaurn die letzten nassen Tropfen
lachend aus die unbedeckten Häupter.
Der Vater im Hofe hörte heute gar
nicht hin. Der lief im Sonntagsrock
rein tvie närrisch durch die Ställe und
wußte doch, daß Werttag war. Ko
misch! Und die alte Liese hatte sogar
Plinsen gebacken und den Kindern
zum Kassee einen ganzen Teller davon
vor die hungrigen Mäuler gesetzt
Und Mutter sagte heute überhaupt
lein Wort. Sie lag mit offenen Au
gen, hörte den Regen tropsen und den
Frühlingswind um das Haus gehen
und bekam, je länger der Tag wurde,
desto seltsamere und sehnsüchtigere
Augen.
Keiner aber wußte, was diese Au
gen sahen.
Kirchenltchter, blumengeschtnückter
Altar, darunter ein Kinderhaupt
über ehrwürdigem schwarzem Tuch«
und ein Gebetbuch, von fchmaler,·
weißer Hand umspannt. Um den;
jungen Mund aber Ivar ein so fried- »
loses Zudem beinahe wie ein heim-!
licher Ruf: Mutter! . . . .
Vom Bahnhof her, eine Stunde
Wegs durch die weiche, schlarnmige
Erde liefen Knabenfiiße· l
Manch Bäuerlein an der Land-s
l
l
strasze blieb erschrocken stehen und
hob das Käppchen vor dem hastigen
Gruß des schmucken Jungen. War
denn heut schon Palmarum, daß die
Einsegnnngskinder der Dörfer rings
über Land l«esen? . . . s
Heinz tii merte sich nicht um die
verdutzten Gesichter der Vorüber
gehenden. Er stürtnte vorwärts-, er
hätte-die Sonne, die über seines
Vaters Hause lag, mit den Händen
greifen mögen, so toll vor Freude war «
er plötzlich.
Durch den Garten schlich er, von
hinten herum in Mutters- Kammer.
Er hörte die Geschwister lärmen nndt
rufen,ser sah hinter den tnospenden
Sträuchern im Hof Vaters grauen
Kopf über dem Sonntaggroch ihni
hielt nicht«-. Er mußte gar nicht, daß!
er irn Zimmer den Hut aus dem«
Kopfe behielt, daß er das Gesang-’
buch in der band hatte nnd kleine
Häuschen nasse Erde von seinen
Stiefeln auf die weißgescheuerten Die
len plumpsten.
. »Mutter!« ties er.
! Sie fuhr empor, sah ihren Einseiti
! nungsjungen leibhaftig vor sich stehen,
und es kam nicht einmal ein Stau
nen in ihr Gesicht. Sie hob nur die
Arme . . .
Als Heinz da hineinflog, wußte er
nicht mehr, daß er sich von dem Reise
geld eine Uhr hatte taufen wollen . . .
Mädche- ali Laftthlerr.
Dem Nordliinder, der den Süden
bereist, fällt es auf, wie sehr in Tirol
und der Schweiz die Zitte verbreitet
ist, Lasten auf dem Kon zu tragen.
und daß an dieser Arbeit Frauen
den ftärtsten Antheil nehmen. Auf
Cavri. der felsigsteilen Insel im
Meerbusen von Neapel, dienen, so
weit Ueberlieferunaen reichen, die
jungen Mädchen allezeit als Last
thiere; und auch da, wo eine Bergs
bahn den Hanptvertebr vom Hafen
zum Städtchen vermittelt, verdienen
sich noch immer die jungen slltsidchen
mit dieser ,,Kopfarl«-eit« ihr Brod.
Wird in dem hochgeleaenen Beranest
Anaeavri ein Haus gebaut, so enga
airt der Unternehmer eine Arkahl von
Mädchen, die das Material, Erde,
Steine, Kalt, auf ihren tiiipfen oft
ftundenweit terbeizutragen haben.
Ihre Leistungsfähigkeit übertrifft die
der stärksten Mannen Sie verlieren
nicht ihre ichlante, biegsame Gestalt
die zarte Form des Nackeni und Hal
se5, den leichten Gang. Jn langem
Zuge sieht man sie durch Wiesen nnd
Vleaer ziehen, fröhlich und scheinbar
isiühelog die schwere Last. die ein
Mann taum aus den Schultern fort
traaen tönnte, auf den biibschen
Köpfen balancirerux Den Gepackver
tebr von der Piazza zu den Hotele
und Villen besorgen meist alte Frauen
Wie sie einen rentnerfchrderen Koffer
sicker traaen iiber Treppen und hol
vriae Wette, vbne den Athern zu ver
lieren, ebne zu stören, fiir wenine
Soldi ihren morschen Gliedern diese
Gexraltleistuna zumutlend - das ist
ein Bild von verblüffender Wirtuna
Und dxefe Arbeitskräfte sinr billiqer
als die aenijafaiuen italienischen Esel!
So weni) gilt Menschenkraft in jener
iüdländitctjen Harmonie aus Sonne.
Reichthum der Natur nnd Wohl
leben!
w
Noch schlimmer-.
Der amerikanische Humorist Mart
Twain besuchte ein Jrrenhau5, durch
das ihm der Direttor in liebenswür:
digster Weise führte. Jn einer Zelle
saß ein Mann in mittlerem Alter, der
traurig in’S Leere starrte·
Die Sympathie des Befuchers war
erweckt. »Aus welchem Grunde ist
denn dieser Mann irrsinnig gewor
den?« fragte er.
»Das Mädchen, das er liebte, gab
ihm einen Korb,« war die Antwort
In der Nebenzelle raste ein Geistes
tranter heulend umher und stieß fort
während mit Händen und Füßen ge
gen die Wand.
»Oh, das ist, wie es scheint, ein
weit schlimmerer Fall«« meinte Mart
Twain.
»Da haben Sie recht,'« erwiderte
der Direktor. »Der heirathete näm
lich das Mädchen.«
—
cm M’s.
Von Friedrich Riickeri.
Gut ist’«5, einen Wunsch zu hegen
Jn der Brust geheimstem Schrein.
Mit dem Wahn, an ihm gelegen
Sei Dein vouks Glück allein.
Gut isi’s, daß der Himmel immer
Dir verschiebt die Wunschgeivähr,
Denn beglück, Du wärst es nimmer,
Und Du hofftest es nicht mehr.
Scheust-age.
Wann setzt sich ein Historikee zur
Ruhe? Antwort:
Wenn er die Geschichte satt hat.
c
— W::—.M
Ins Iet- Gesten-tm
IMW s - . .
»Von warum hängen denn da an
Der« Decke Riemen?«
»Dumm» Bua zum III-anhalten
bal’ ma an Rausch l)ai!«
Variet.
Hausfrau: »Der Unterschied zwi
schen einer Kuh und einem Milch-«
mann ist der, daß die Kuh keine Milch
gibi.«
Milchinannt »Es gibt noch einen
Unterschied Die Kuh gibt seinen
Keedit.«
Schreckenskiud.
Elschem »Bitte, Taute, mach’ mir
doch einen Elefanten!«
Taute: »Aber das kann ich doch
nicht!«
Elschem »O, ich habe Die ja dazu
eine Mücke gebracht; Papa sagt ja
doch, Du machst aus jeder Mücke eine
(Hlefnnten!«·
: Seine Absicht
Hem »Aber. lieber Meister, bei«
meinen neuen Stiefeln zerreißt das
Oberleder ja früher als die Sohlen-.
Können Sie denn das tiinftig nicht
anders machen?«
Schuster: »O in, dann nehme ich
das nächste Mal etwas - —- schwächeres
Sohlenleder.«
i
In schwindet-Idee Höhe.
Sie: »Wenn ich nun in diesen Ab
grund hinunterstürzte"c"«
Er: »Ich würde verrückt werden!«
Sie: »Und würdest du noch ’mat
heirathen Z«
Er: »Nein, so verrückt würde ich
nicht werden!«
Eine mode-rni- Köchin.
s - »s
» »Was nehmen Sie alles zu dem
? Puddingf«
: Köchin: »Gnädiae Frau, wenn ich
Ihnen Acchunterricht erst-eilen soll,
dann muß ich noch zehn Mart Lohn
mehr beanspruchen!«
- Vor Gericht
Richter: »Wie alt sind Sie?«
(Zeugin zögert.)
»Bitte, beeilen Sie sich Das Zögern
verschlimmert die Sache nur!«
satte Andeutung
Herr: »Was hatte sich denn Jht
"Herr Bruder zum Geburtstage ge
wünscht, Fräulein Else?«
»Einen lieben Schweigen Herr Leh
mann!«
Ein Früchteticu.
Mutter: »Katl, Du bist ja gestern
nicht in der Schule gewesen, sondern
hast sie geschwänzt!«
Karl: »Das hat Dir gewiß die Leh
rerin gesagt! Ja, ja die Frauen tön
nen nichts siir sich behalten!«
Beim Baden.
Ein Toutist beobachtet in der Ra
firstube in Blunzendors, wie der Bart
fcheerek seine Kunden« ehe et mit ihnen
fertig wird, jedesmal schneidet. »Sie,
Heer Verschönekunggroth,« fragt der
Tom-ist« Juni-um thun Sie denn
hast«
»Seht einfach « gibt der zur Ant
wort »die zadln alle monatlich, da
zäbPi dann die Schnitt’ und weisz
was mir a jeder schuldig is.«
Im Regen.
f VHW sw
»Aber Frau Wunsch Jhr Schirm
ist ja ganz dtkrchlöchett!«
»Ach was! Zu Hause hab ich einen
tadellosen neuen. —- aber den trage
ich nur bei schönem Wettet!«