sonaniihlenr ·. Lentnant von Saltern war von fei sin Zeilmachtsurlaub in die Residenz Marteer aber es war eine Blen ng mit ihm vornen-ragen Er war ernst geworden, zurückhaltend und oft « Iachdenklich und das schien um so ver wunderlichen als er vix-lang seiner un Mslich guten Laune wegen ein Ziel der Bewunderung seiner Kamera den wesen war, denn Leutnant Don Saltern besaß keinerlei irdische Güter nnd wiewohl er für die Begriffe seines Iegimentd bescheiden lebte, waren sei ne Schulden doch in- Lauf der Jahre zu beträchtlicher Hölle angewachsen sber alles Mißgeschick hatte nie die Macht schabt, Froh-sinkt und Lustigkeit in ihm zu ersticken. Nach diesem Weihnachtgnrkaub aber lachte er nicht mehr so viel wie sonst, er hielt keine Reden mehr und em pfand keine reine Freude beim Anblick einer schönen Dame, und seine Kame raden begannen iiber ihn und den Srunsd der Veränderung feines We sens nachzudenken, und sie kamen bald ernd.einstimmig zu dem einzigen rich tigen Schluß: Leutnani oon Saltern mußte sich seinem alten Herrn offen duti hoben —- na —- und dann war väterlicher-send die alte Devise erfolgt: .Deirail)en oder Abschied!« Denn Sal tern Hatte unverbeirathete Schwestern und kleine Brüder, und von Schulden dezalslen lonnte teine Rede sein. Und nun gingen seit diesem bösen Weihnachtsurlaub in Salterns Kopf unadlii sia die beiden Worte herum: »Dein den —- Abschied!« Und beide schienen ihm gleich bitter. —- Er liebte schöne Frauen, und manches liebliche Mödchenantlitz hatte ihn in Begeiste run drin en können, aber er hatte in der Frau islang doch immer nur den Gegenstand gesehen, den man vonWeii tem- deevnndern durfte, denn so lustig und leichtherzig er auch sonst im Leben war. an das Wesen der Frau stellte er hohe Inst-räche— das war vom Vater auf ihn üsergeaangen und darum schien ihm der Gedanke, daß andere Motive als die einer reinen, tiefen Liebe bei Schließuna eines Bundee ansschla ebend sein sollten, so über: aus grau am und hart. Und doch-— dai wußte er —- iviirde er diesen Ret tungianter erareisen, denn hatte das Wort «heirathen nach Gell« auch ek nen seYr bitterm Beiaeschmacl, es quälte ihn doch bei Weitem nicht so lehr als der Gedanke, den neuemen bunten Rock aeszuziehen I Einmal saß er mit seinem Kamera den heller von Bill-sing zusammen, der vor einem halben Jahre dieselbe gethan hatte, was Saltern jetzt zu thun gedachte: eine reiche Frau hatte er geheirathet nnd fühlte sich keines wegs unglücklich mit ihr — und zu ibnr faßte Saltern plöhlich ein großeg’ Vertrauen und begann, bei ihm sein her- anezuschiitten Der zögerie nicht lange mit einer Antwort nnd fragte: .Barvrn nähersi Du Dich nicht dein Fräulein Clilabetb Schulze, bei deren Eltern ich Dick- einführte?« Run wußte sich Saltern zwar zu erinnern, dass Biibling ibn nor Jud ressrist, als er selbst aus der Braut schau war, in einige reiche Häuser ein geführt hatte, aber alles war dunan spir- und eindruckslos an ihm vor-» übergegangen nicht einmal der Name war in seinem Gedächtniß haften ges blieben. »Schadet nicht-Il« tröstete helin von Bishling, »das Fräulein Eliiai ket erinnert sich Deiner Um so besserl« Un mit einem Blick auf Salterne zweifelndee Gesicht begann er ibni Vorschläge in machen. »Bei jeder Wagnerrorftellung sitzt sie in der Fremdenloqe des Opernbanses«, be richtete er, »ich felbfi halte unzählige Male das Vergnügen, dort ZEnter ihr zu sittenl« Er lächelte ein klein wenig ironisch. als er das sagte, und Sal tern stieg das Blut zu Kopf. Schon1 hatte er eine heilige Entgegnung auf den Linken da qedachte er der letztenl schla losen Nächte und der drängenden Br« e seines Vaters, und so ließ er! sich weiter über Fräulein Schuhe be--i richten. »——— Wie sie aussähe wollte er; wissen, aber Hektor von Bäbling uni gins die Antwort und beschrieb genau le Liege des Planes in der Fremden W, den sie einzunehmen pflegte. Doch Meers drang in ihn. »biiblch, jung obs Mßlielsk wollte er wissen —- doch Ist ein Achselzucken war die Ant - I Es kam aber doch so, Don Hauern sit einiger Ungeduld die nöffieTlist uervorslelluna erwartete und sich schon III-e zuvor einen Plan in Der Frem des sicherte, nnmiitelkne hinter dem Endl, den Fräulein Sckulze ein zunehmen pflegte. Er ließ die Tannhäuser:Ouvertüke über sich dahinbrausen, ohne wie sonst del dieser Musik die Welt um sich ver stirsen zu fühlen; gleichgiliig hörte er auch die Szene im Venusberg und blickte aufgeregt und nervös nach der Losnihür. Fräulein ElisabeibSchulze los nichts erste Alt war zu Ende, und - Werte te, ob er bleiben oder leiser miß-est igen Stimmung noch IIO das Theater verlassen sollte III risse-end er sich sür letzteres ent Ud sub Opernglas und Programm ; Es- is der Hand hielt, öffnete sieh die Its-Mir und er spürte einen leiser-, , , Dattel-, der aus hellen Kleidern D " sah M Mondes vor·sich m hörte eine sumparhisckze II III W »Oui«-lee . due- evsrd es wieder III-M end M IMM —-- H--s.---f-J ..—, - sten aui ihn nieder. Aber während desj ganzen Altes sah er nur das blondei Köpfchen vor sich und athmete den sei nen. siißen Duft, und taum war der Vorhang gefallen, so nahm er allen Muth zusammen und sagte —- etwas helle-erinnere zwar, aber doch mit siche I rer Stimme: »Welche Freude siir mich, gnädiges Fräulein, Sie hier wiederzusehen!« Fräulein Schulze wandte sich er staunt um, und er sah in ein kindlich sreundlienes Gesicht mit enteiiclenden Blauaugen, und er war so befangen von diesem Anblick, daß er nur stot ternd hervorbrachte, wann und wo er schon einmal das Vergnügen gehabt habe, dem gnädigen Fräulein zu being nen Friiulein Schulze ward ein wenig roth, aber mit der Gewandtlzeit der guterzogenen Geiellschaitsdame lam sie schnell über eine Verlegenheii hin wea und unterhielt sich bis zum Schluß der Pause mit ihrem liebens würdigen Nachbarn Mit einiger Angst dachte Saltern tröstend des letzten Altes an den Ab schied: gewiß märde ein Wagen auf sie warten, oder ein Diener würde sie ab holen und io freundlich sie auch war, er traute es ihr doch zu. daß sie seine Begleitung mit einigen höslichen Wor ten anlehnen könnte. und davor bangte ihm. Dieses Fräulein Eliiabeth Zchulze fesselte ihn, sie entiiickte ihn; er begriff bettor von Bühling nicht« der fonit iiir Frauenichönheit lo empfänglich war und hier nur ein Achselzueten auf seine Frage: «liiibich oder häßlich?« gehabt hatte. Sie war mehr wie hübsch: sie war Hei-reizend lluq und dabei kindlich. Salteen half ihr in ihren Abend mantel, er geleitete sie zum Ausgang und blickte forschend die Wagenreihe entlang. Aber sie machte keine Miene, aui eine der Equipagen »Jaget-en es tam auch tein eDiener, und so nahm sich Saltern ein here und bat, sie nach hause geleiten zu dürfen. Sie nieste und schien sieh zu freuen. und sie plau derte io lebhaft, herzlich und ununter brochen. daß ihnen der oiertelstundens langdfieg wie ein Augenblick parlam. Er tii te ihr beide Hände, und er war ! gan« benommen, asnz entrückt. als er. l nachdem sie im Thorwea verschwunden, allein vor dem großen, mächtigen hause stand. - Er schüttelte den Kva und ging langsam nach Hause-. Aber dann taxn eine schwere Zeit für ihn ——— er satt ieine schöne, blonde Freundin nicht wieder. Zu jeder Wirt ner - Vorstellung löste er ein Billet nnd immer saß eine duntle, korrigiert te, wenia freundlich ausschauende Da s me vor ihm, die. gleich nachdem sie das . Theater verlassen, eine Eauivaae be ? stiea und davonfuhr. Er war so mißgestinrrnt, daß er sich aller Geselligleit sernhielt, mit Rie mand ein lustiges Wort sprach nnd schließlich von seinen Kameraden nur noch mitleidig angesehen wurde. Ein Brief seines Vaters aber riß ihn aus seinen Träumereien heraus. »Enttveder —- Oder«, das war un aeeähr der Inhalt dieses Briefes, und er enthielt einen Vorschlag »Wenn den freiwilligen Abschied und Freiheit als eine unglückliche tste", sagte der alte Herr, nnd er hatte sich für feinen Sohn bei einein ehema ligen Kameraden, der fest Plantagen kesitzer in Australien war, verwandt, und der wollte ihm mit vielen Freu den eine angenehme Stellung sen-äh ren. — Jn Salterns Herzen stieg etwas evie Dankbarkeit gegen ieinen strengen Vater auf. Fort von hier — ein neues Leben beginnen —- vergessen, was ihn jetzt so unmutttig nnd un alücklich machte! Das schien itnn schön und setlockend, und der bunte Rock dünlte ihm auch nicht mehr so-«theuer wie sonst. »Vergessen!« Er lächelte selbst, wie er dieses Wort ausspuckt. Was wollte er denn ver-reisen? Die blonden haarn die blayen Augen« das tindlsiche Gesicht eines reisenden Mädchens. das er ei nen einzigen Abend nur gesehen? Welch ein Thor war er —- welch ein großer Thor! -. -. U UT llllkwctlccc chcM Bälck Ull ichliifsia --—-— einen Monat Bedenlieit solle er ihm lassen, und der alte herr fand es vernünftig und begreiflich, daß fein Sohn sich diesen Schritt reiflich überlegen wollte. Dem Leutnant v. Saltern aber schien von nun an alles llein nnd nich tig zu fein; je mehr er sich miihte, das zarte, blonde Mädchen zu vergessen, defio tiefer schlich es sich in fein Herz, Und nachdem er alle Möglichkeiten ein Wiederfehen herbeizuführen, erwogen hatte, kam er auf den einfachfien Aus weg, den es gab: er machte der Fa milie Schulze einen Besuch. Er wählte dazu einen wundervollen Sonntag, an dem die Sonne so lustig auf die Erde herablachie, als wolle fie von allen Menschengefichiern Trübsal und Kummer abwaschen und Freude darauf saubern Und auch Saltetn ward es zum er ssennral feii Langern wieder froh ums Ost-. Die Damen feien zu haufe, sagte der Diener und nahm Salterni Karte in Em·pfang, und zwei Minuten später Hand Saltern in einem wundervollen san-. durch dessen mitgesffnete Thüren er in eine ganze Flucht ähn liches Zimmer blickte. Und dann werd plöslich eine kor oalenre Dame vor ihm, die et als ran Schuhe wiedererlannte·. and ihr olsie M IMM- usc ist-se Vase m fast lelch voller Figur wie die-Ratten und leera wurde roth und bleich. «Meine Tochter«. sagte Fremle ze, weil sie das EeLaUnen en dem se sicht ihres Besuchers bemerkte, aber ehe Salan sich von diesem Schrecken er holt hatte —- denn die junge. starke Dame war dieselbe, hinter der er nn zählige Male eine Wagner-Vorstel lung durchlebt hatte —- lam eine neue Ueberraschung für ihn. Das blonde, blauäugige Mädchen lakn ins Zimmer, lam leise und bescheiden, ließ sich als Fräulein von Marlin, Gesellschafte rin. vorstellen, erröthete ties bei Sal terns Anblick und saß dann beschei den etwas abseits von den Deinen Schulze. Die übliche Vesuchszeit war längst vorbei, und Ealteen saß noch immer im Schulzeschen Hause, und die bei den lorpulenten Damen redeten aus ihn ein und baten ihn. den Abend bei ihnen zu verbringen, und Saltern saate ja und ging dann endlich, und wie er auf der Straße stand, war ihm, als habe er starten. berauschenden Wein getrunken Den annien Nachmittag da chre an die blonde schlanke Gefellfchafte ri n. die fo melancholiich, fafi belims mert ausaeieben hatte. nnd er war er freut, ais er am til-end bei der Fami lie Schuhe noch eine arofke Zahl an derer Gäste vorfand. Er fiibrte Fräulein Elifabetd Zchulze iu Ti ich denn das hatte man lich als iefand ere Ehre fiir ihn aus gedacht, al- -r ieine Blicke und Gedan ien fcknveiften biniiler lzum Ende der Tafel wo das schöne blonde Mäd chen einsam ohne Tifchberr fafz Jn calterns Ilon machten die Ge danken einentbiimli ckse Sprüi ge Hier saß er neben einer die Macht iiber fein Schickfal hatte, denn sie be fafz den nöthigen Reichthum um ihn einer foraenvollen Zukunft zu entrei ßen, und so wenig einaebildei er war das fühlte er doch daß räulein Schutze Gefallen an ihm fan. Und dann faß da am ielben Tisch eine, die hatte auch Macht iiber fein Schickfal, weil ihre Augen eine fo eigene Sprache redeten und weil sie in ihm etwas ent flammte iras ihm Stand Reichthutn, Glanz und Svrnlosigleit als nichtig erfcheinen ließ. Er dachte an feinen Vater und an den letzten dringlichen Brief, den er ihm geschrieben IFDie ausgebetene Bedenlzeit ina« Ende entgegen, und ein chnierziliches Gefühl defchlich Saltern, denn er wußte: ohne Bitterteit nahmen Vater und Mutter es nicht hin, wenn er den bunten Rock auszog. Er fah in Fräulein Zchulzee Ge ficht Sie war nicht fchön. aber ihre Augen konnten gutmüthig blicken — nur um den Mund lag ein hochmüthi gerE Zu rfeufzte ganz unhörbar. Wenn er ei nun doch thötel Wenn er fein Selbft verleugnete, wie fo vielhunder te aus feinem Stande das thaten! — Er fah immer noch auf feine jetzt lebhaft distutirende Nachbarin und von ihr auf die kleine Gefellfchafterin, und ihm war, als trafe ihn ein unend lich truriger Blick aus ihren blauen Augen —- ein Blick, der zu fagen fchien: »Ich möchte Dir etwas anver trauen! hu nichts, bevor Du mich nicht gehört haft!'« — Und diefer Blick drang ihm tief, tief ins herz Frau Schutze hob die Tafel auf und Fräulein Elifabeth wiir bald von ei nem großen Kreis umringt. Eine Weile lang verfolgte sie Saltern mit den Augen, aber dann war er ihren Blicken entschwunden, und fie fah ihn nicht wieder, bis fie zufälli durch ein kleines Wohnzimmer fchrit, um die Gefellfchafterin zu rufen. Ein wenig erschrocken prallte sie zurück. denn das Fräulein von Martin lehnte in sicht licher Erregung. tiefes Rath im Ge sicht, an einem Tifckk und Saltern stand neben ihr und prach, sprach fo eifrig und leidenschaftlich. dafz Fräu lein Elifabeth ibren fchrveig ainen Tifchnachbar nicht wiedererlanntr. -—— Sie fagte nichts —- fie warf nur den Kan ein wenig hochmüthig in den Nacken und raufchte davon. Fräulein von Martin folgte ihr in einiger Ent fernung, und Saltern blieb allein. Er ging nicht mehr zu den Damen zuriick an diefern Abend, das Herz ioar ihm fo voll und doch zum Jan-Fern leicht Einen lang en Brief fchri an feinen Vater, einen Brief über den er felbst staunte, denn er klan fo ent ichtpifm lv nor nicht futcht ein and fragend, wie fonsi feine priefe an den strengen Vater gewefen waren. »Hei:athen oder Abschied", schriebF er, «oerlangtest Du von mir, lieber Vater-, und mir bangte vor heil-ein« und heute sage ich Dir, daß ich Bei des zugleich will. Ich liebe ein schö nes, einsames Mädchen — ohne Geld -—- ohne alle irdischen Güter, aber ich liebe sie so sehr, daß ich die Kraft fühle, ihretwegen leichten Herzens mei nem Beruf zu entsagen und ein neues Leben zu beginnen.« Und zum Schluß, nachdem er gebe ten, ihm die Wege ebnen zu helsen und ihm die Stellung im Ausland zu sichern bat er Vater und Mutter urn Verzeihung daß er diesen Weg ge wählt, der ihnen vielleicht doch eine Enttäuschung verursachte Zwei Tage wartete er aus Antwort, wartete voll Ungeduld und Angst — ani dritten Taa aber hielt er einen Bries in der hand, der ihn staunen undojubeln li Sahn U de rapa, nie n « r e r alte Den und schickte ihm xchnense gerr.gefb Wern eine ra u solche Kraft geben vermag, arbeitet nnd Zins-nicht umso-IM« Uegitnent nannte man til-er Solterns sofäieo nnd man ounte urn fo mehr, do er ihn frei-do nnd unbetiiinntert no , denn rann hatte geglaubt. er wärde Umfchsu unter den reichen Töchtern des Landes halten, nnd einein Soltetn waren die Herzen der Mädchen io fteti zugeflogen Dann aber war er mfchollen und Niemand hörte von ihm, Niemand· — Nur ein Herz in der ganzen Stadt erwartete zitternd und voller Unge duld die Briefe, die aus dem fernen Ausland kamen. Zwei Jahre wartete die kleine. blonde Gesellschafter-in und grämte sich. don er ihretwegen den großen SCritt gethan, fragte sich oft verzweifelt, ob er nicht vielleicht doch. bereue, und hielt tapfer die Latinen der Schulzefchen Damen ans. Dann endlich tarn ein Brief, der ihr Toränen des Glücks in die Augen trieb. »Ich komme, mein Liebling«. ftand darin, »in wenigen Wochen komme ich, Dich zu holen«, und wie er endlich lam, fad fie ein gebröuntes. ernstes Männergeficht, aus dem Zu friedenheit. Stolz und Glück leuchteten. Ver kurirte Doktor. Humor-ekle von B. Rittweger. Frau Lisfr Holzapfel ist in den ersten Jahren ihrer Ehe in steter Sorge um dir Ausgaben. Jn ihrem Elternoaus, da war alles streng ge regelt. Der amtsrichterliche Vater holte an jedem Quartelsersten sein Gehalt, und das wurde dann einge tdeilt siir Methr. Steuern, Haus halt, Kleidung u. s. w. Nie hatte sie oon ihrem Vater oder ihrer Mut ter das schreckliche Wort gehört: es ist tein Geld da. Sich nach der Decke strecken hiesz es natürlich, aber die Finanzen waren stets in schönster Ordnung. Man hatte nie Schulden. »Bei einem Arzt geht das natür lich nicht«, versichert Dr. Holzapsel seiner Frau immer wieder, »ich bin einmal kein Beamter wie dein Vaters ich muß warten, bis meine Patienten mich bezahlen, und deshalb müssen meine Lieferanten ebensalls warten. Das ist doch sefr einfach. Schulden. wie du ei tragi ch nennst, haben wir ia gar nicht.« Der Zustand der Dinge behagt der jungen Frau durchaus nicht, unv sie ist der Ansicht, es liest- sich ganz gut anders einirchten, wenn man zur rechten Zeit. nach Eingang der Rech nungen, die nach Kreu bnrger Sitte nur tu Neujahr ausgeschickt werden. eine größere Summe sofort beiseite legte. Aber dem Derrn und Gebieter fällt das gar nicht ein. Er weis-, daß es immer mindestens out thut, wenn sein bedrnkliches Frauchen tei nen zu genauen Einblick in »Soll« und » ben« gewinnt. Denn er hat da ni t immer ein ganz reines Ge wissen; er weis ganz genau, daß er viel zu viel Geld siir sein ubrtrsert ausgibt. Und wozu soll issi sich darum auch noch Sorge machen! Doktor holzapsel hat von seinem Vorgänger Wagen und Pferd über nommen. Einen recht berbrauchten Wagen allerdings, und einen ziemlich alten Gaul. Immerhin — beide, der Wagen und der Gaul, hätten noch lan dienen können nach Frau Lists Ansicht und auch nach der an derer verständi er Leute. Nur Dot tor holzapsel selbst tvar nicht dieser Meinung. Und alt wieder einmal die Neuiabrirechnungen bezahlt wa ren, da erhandelte er einen allerlieb sten modernen Wagen und zwei mächtige Füchse. Frau Lissi war entsegt Gerade jegtl Als ob die Eltern eines sechöivöchigen Spriißs lings nicht alle Ursache gehabt hät ten, zu sparen und an die Zukunft dieses Sprößtingi zu denken. Der Junge sollte doch einmal studiren und natiirlich bei demselben Korps einst-ringen wie sein Vater! »Aber, Lissichen, so gib dich doch nur zusrieden«. tröstet der Doktor, »ich hab’ ja ein glänzendes Geschäft Ort-acht. Mein alter Brauner war doch ein Rassegaul —- dic Fii se sind mehr ’toai fürs Au e, a r lange nicht so werthvoll. sch Hals noch Uraj ’rautbetom1nen bei dem band-l —- und der neue Wagen ist auch ein Gelegenheit-taub und sitr den alten hat mir der Mehger Kahn einen stattlichen Preis bezahlt. O. »ich verfiel-' mich aus Geschäfte, Kleine, laß mich nur machen und sei stob, W ich dich nicht gross damit be kqp.« -. —— s s - - - tss Jtllll, sstclll W Yteur um lett-It über das hübsche zuhtwert, und da die Praxis gerade ausgezeichnet »Seht«, Dank einer heftigen Influ enzaevidemie, beruhigt sie sich, In der hoffnung. daß nun lange Zeit nicht von neuen Anschasfungen die Rede sein würde. Aber, v weh, im Som mer schon behauptet Otto, et tönne nicht ohne ein Rad austvtnmew Das» eine Pferd lahmt schon seit Wochen, und so meint er, ei sei besser, es zu verlaufen und sitt den Erlös ein su tes Zweikad zu nehmen, dann gen’ge wieder ein Einspönner. Daß der Dändler ihm für den lahmen Fuchs nur eine ganz geringe Summe ahlt, die nicht einmal den Anlauf dei . wei rades deckt, darf Lissi natitrlich nicht wissen. Die tleine Frau wiirde das wieder sv schwer nehmen! Also Dat tvr hol apsel versichert ihr wieder mit strahlen er Miene, et habe auch dire mal noch was heranzieht-lagen Nach tut er Zeit erweist sich auch der zweite uchi als total untauglieh und Otto «veetauscht« ihn gegen einen pri lata den und verwandelt die UT mine, die er hat zu zath en sen, setnet Gattin segen -j.·».-,-- .-.--- ek- —j »- —,-·--—---F ttdee in rissen »kleinen Bei-Mc Fequ Lilfi traut der Sache nicht recht. aber Otto wird tin-net gleich le heftig, wenn sie irgend einen Zwei l äußert, und so twt sie ganz gläu g. Auch als ihr Den und Gebietes nach kurzer Zeit den hell-offenen Wagen mit ei nem Landaulette «vertausck«t« und das Zweimd mit einem Motoetad. , verliert sie tein Wort. Es ilt ja auch . ganz begreiflich, daß knnn ein immer Ihin let-on gebrauchtes Motoknd fiik ein Just neues« Zweitad bekommt! Die nächste Anschaffung war ein .Kütichchen« zum Anhängen an das Moment-. Otto fand es so nett, daf Lissi und der Junge dann aucki manchmal mitfalzken könnten. Und wenn et den einen Schlitten, der nie benutzt wurde, verkaufte. behielt man sicher noch was übrig. Das Nitsch chen kostete nur hundeetundfiinizig Matt! Man denle! Leider lsewöhkte es sich schlecht —- es schleuderte ent setzlich hin und het, und bei der zwei TM itsle wart man um ein Paar verungluckt. Es mußte abgebiingt werden, und der Kutscher holte es bei Nacht und Nebel nach Hause Ein paar Tage später starrt Dol tor Holzapfel eines Abends tiefsinnig auf ein Zeitungiblatt und reicht es dann seiner Frau. mit dem Finger aus eine Annonce deutend: »Da iies mai.« Frau Liifi liest laut »Piccolo, S PS- — 1906er — tadellos funt tionirend. volle Garantie, Zweisitz, Halbverdech Schutzleder, Scheint-iet ser u. s. w. fiir 1700 Mart zu vertau sen« oder gegen Wagen und Pferd u vertauschen. Offerten unter W. zi. an die Geschäftsstelle dieses Blatteb einzusenden.·' Sie läßt die Zeitung sinten un) fragt: Mani« »Nun? Na, das liegt doch auf der hand. Lisfi, daß man sich das nicht entgelten lassen darf. Dann wird man die Motorradivirtbschast mit ei nemmal los: dzs war doch nichts bal des und nicht«- ganzes —" »Aber, Otto, ich bitte dich —- fieb iebntiundert Mart« — »Gott, keck dich nur nicht auf, lie bes Kind, laß mich nur erst ’mal aus reden. Siehst du, ich geb’ natürlich das Landaulette und den Schimmel dran und vertaufe das Motorrad mit dein Kütschchen Da mach’ ich natür lkcb ein Bombcngeschiiftx einen ganz billigen Wagen nedm’ ich dann siir den Fuchs« —- zu eineni zweiten Pferd war der Tottor inzwischen schon wie der »auf billiae Ari« gelangt —- »denn nur Auto genügt natürlich im Winter nicht« So ist fiir Alles auf·b Beste gesorgt, und wir kommen endliaheim mai zu einein bleibenden Verband Und obiie einen Pfennig Scha , fo gar mit erheblichem Nunm« Der »Mit-en« ist so groß, daß Dot tor Holzapsel sogar noch einen Schup pen im Hof bauen lassen tann fiir den »Piccolo«, da in der Reinise nicht ge nügend Raum ist. Jn diesem Schup pen, stolz »Garage« genannt, verbringt er nun jede freie Stunde, meistens in Gesellschaft eines oder mehrerer Tech niter. Der »Piceolo« parirt nämlich durchaus nicht; der frühere Besitzer er klärt, Doktor holzapfel babe ibn der dorben und von Garantie könne teine Rede sein. Bestände er auf Entschä digung, so ließe er's auf einen Proze antommen. Ob er bei einem Proze aber auch was ’rauitspr-iegen. wird: i· J dem Dotter doch zweiretyarn uao so findet er sich mit der Sache ah. Das heißt, seine Laune verschlechtert sich von Tag zu Tag, und eFrau Liisi fin det ihn häufig bei der Lettiire von »Mercedes«- und »Ziisi«-Katalogen. Natürlich denkt er schon wieder an einen »Un-.tauich«. das weiß sie genau. Und natürlich wird et ihr nachher wieder vorreden, er habe ein glänzen des Geschäft gemacht. Müßte sie nur wie sie ihm das abgewöhnen könnte! Lieber Gott, es isi ihr ja gar nicht mehr um das Geld zu thun. So ängstlich braucht man ja nicht mehr zu rechnen, wie in den ersten Jahren. Wennks Otto Spaß macht, sie wird ihm gewiß nichts hreinreden. Aber die Hunterei muß aufhören —- das tann sie verlangen. JawolzsL verlan gen! —- Wenn sie nur den Muth dazu fände. Wenn sie nicht seine Oefti teit fürchtete. So gerade sogen tann ’"· ihnkehen nicht« Aber das isi am Ende auch nicht einmal nothwendig. Wozu iit sie eine Evastochten wenn si« nicht mit Schlangenkiugheit auf an dere Weile fertig bringen solltet Man mu sich nur mal ordentlich besin III i Ost-un »He-M - s W übsches Fräulein: »Ist vielleicht etwas da unter Liebreiz« f« eamtm Za, qemßk tsuleim tauche ich eine Lesittmattonf" state-: Reis-. die sind sie tell-IX An einein fissnen Ws M Frau Lii ist in die nahe Wdt n atleriei siir ihre Missisrderobe ein zukaufein Der Doktor empfindet die Abwesenheit feiner Gattin ni t rin ongrnehni. Es lft ihm allerna pein lich, wenn sie merkt. das er wieder — oein Techniier am Mittels-« herrs hanlirt Aber icn Uebrigen ift seine Laune nicht die befie. Der Fuchs hat einen Kolilanfall und der »Vineta« aedt nicht —- io muß er einen Praxis meg von mehr-ten Stunden zu Fuß machen Als er miioe und veriirgert zurückiommi, findet er Lissi,. wie sie eben vor dem Spiegel steht und siJ wohlaeiiillig mustert Ein zierliche Pelziöctchen und ein wundervoller« mit vier langen Federn geichmiickier «Glo ckrnhui schmücken die hübfche Frau rSie nimmt gar keine Notiz von ihres Gatten schlechter Laune, die lich in einem recht bruminigen Gruß äußert, sondern rqu vergnügt: »Guct mal. Otto, der entzückende Hut und das wundervolle Jackett —- ich bin ganz , Wirklich daß ich beides so schön be kommen habet« »Na, nor mal, Luft-, fp last nat der Doktor ziemlich heftig vernehmen, »wir fcheint, du hältst mich fiir einen Kröius. Der Hut —- der mag ein gehöriges Stück Geld kosten, sicher feine fechzig Mart —- « »Nichts, teinen Pfennig« —- rau Lifsi lachte übermüthus »ieinen fens nig hat er gekostet. , ich hab’ ein fa gutes Geschäft gemacht! Denk :nal, ich hab' meinen alten vom vari gen Winter dranaegeben. und da hab' ich das Jackett natb zulsetammenk »Und den l · soll ich glaubeni Du hälft mich wohl fiir verrücktl" ruft der Doktor in heftigem Ton. «Aber gar nicht, lieber Otto. Du kriegst doch auch bei jedem Handel noch etwas heraus, und du verlangst doch auch. daß ich das glauben foll.« Frau Lifsi fchaut den Gatten spihs bübisch lächelnd an, und da geht ihm ein Licht auf und fein Unmuth ver fliegt, und er lacht und lacht und kann lein Ende finden. Und dann giebt er ihr einen Kuß und fagt: »Das hast du aber wirklich gut gemacht, und ich will mir’s merken.« Noch manchen handel wird Doktor holzapfel machen. denn der «Piccolo« taugt nichts, und das neue Breat des Kollegen lädt ihn nicht ruhen. Aber niemals wieder wird er feiner Frau gegenüber behaupten, er habe noch »etwas herausbetommen«. Frau Lifsi hat ihn gründlich kurirt. Sie ift eben nicht umfonft eine Doktorsfrau. W— Das schreien ein Recht bei sahest Vor dem Polizeigericht in London spielte sich unliingst eine ergöhliche Verhandlung ab. Gegen den Inhaber eines Säuglingsheimä hatte der Be sitzer eines Nachbarhauses Klage erho ben, weil er und seine Miether sich durch das Schreien der Kinder belä stigt fühlten. Herr Mot) —- so hieß der Klager —- schilderte mit beweg: lichen Worten die Leiden, die er und seine Frau durch die unerwiinschie Nachbarschast aus-zustehen hätten. Zu mal des Morgens, wenn die Mütter, ehe sie zur Arbeit gingen, sich von ih ren im heim abgelieferten Kindern verabschiedeten, erhöhen dieKleinen ein mörderliches Geschrei, das direkt tier venzerrüttend wirke. Ein anderer Dausnachban Namens For, der als Zeuge vernommen wurde, sagte aus, dass auch siir ihn und seine Miether der Lärm unerträglich gewesen sei. Die Wärterinnen hätten sich nicht ge nügend um die Kleinen geliimmert. Von seinem Schlaszimmersenster habe er beobachtet« ivie sie Romane lasen, anstatt ihre schreienden Zöglinge zu bewachen. Mehrere seiner Miether seien infolge der unruhigen Nachbar schaft ausgezogen; sein hau- sei da durch um 8500 entwerthet. Andere Zeugen bekundeten dagegen, daß die Kinder sehr sorgfältig gewartet und auch häufig von vornehmen Damen besucht wurden, die sich ihrer liebevoll annahmen. Der Richter erklärte, teine gesehliche handhabe zu besiseih um dem Verlangen des Klagen nach zukommen. Das Schreien der Kinder in benachbarten Räumen gehöre zu den kleinen Unzutriigllchleiten des Le bens, die jedermann in den Laus neh men müsse. E