Bis ans Ende der Welt. stumm von Maximuian Born-lieh (3. FortseyungJ Diesmal schien der Oberst etwas merkt zu habe-. Erst-g die duschigen tmeuren zusammen und räusrerte sich nn —- da gerade die Thurmutkr Ring —- sagte et: »Es ist halb fett-Z br, meine Herrschaften Ich denle, wir heben die Tafel aus nnd mach:n, daß wir unser Wasser kriegen. Das Brunnensräulein ist ohnehin schon ganz zornig aus uns daß wir immer erst nach sechs aus der BE ldsliiche er scheinen. Auch Nymphen wolle ihre Ruhezeit haben.' Also zahlte man, ging quer Eli-er die Esplanade und stiea die breite Steintreppe a:n Musilpavillon zur Trinllplle hernieder Da der OberlieettenanLJulia heute augenscheinlich bevor-sagte s——- er hatte es nicht immer gethan, war sonst wie ein lockerer Falter zwischen der hoch gewachsenen Blondine·und der zier lichen Brünette töndelnd hin und her ges lattert —, so trank Vilrna os Schlieb en die ihr verordneten beideni Becher Ansitnirquelle mit anffälligeri M aus und verabschiedete lich dann rasch mit dem Vorgehen, vor dem Abend-essen noch twei wichtige Brieset schreiben zu müssen. Die Rutiickbleibenden soazirten rnitl ihren Gläsern noch ein Viertelstünd- I chen unter den Säulen der Halle undt Im dast wassersprundelnde Vassin des r ens Der Oberst hatte Borgstedt ziemlich-; energisch von Julias magnetischerl Seite wegdugftrt nnd ihn in ein leb- i hastes Gespräch iiber den Werth und! Ue Zukunft unserer Kolonien ver- l wickelt, til-er die er recht schlechter Meinung war. Plötzlich —- es war ihm. als wiirde er von irgend jemand seit angesehen —- blickte er forschend iiber das Eisen äitter des Gärtchens nach der Straße! in, »Ist-g die Mann-»rein- kiks » dskms mit allen Anzeichen herzlicher Ferne-ej und brach eine lange. höchst wichtige suseinandersetzung» die er eben oomi Stnpel lassen wollte, mitten durch. uBranchen —- Julia —- so seht doch nur wer da draußen steht! Unser Junge nnd Professor Altdors!« . Und olme der onsgevslanzten War nungttasel zu achten, die den Schild der Anlaaen dein Publikum zu drin den Pflicht rascher« stiirmte er auer ·ser4ie breiten Rasenslächen aus die» beiden los, tun sie gleich über das Gitter hinweg nrit stiirmischem Hände len willkommen zu heißen. H. Eise-M «:«-s««W-.»-.«-«M« seen-»An ts» » . 3. Kapitel. Noch waren die letzten Schatten der Spmmernacht nicht aus dem schlum mernden Thal gewichen, als mit den barten, klingenden Tritt nägelbeichla gener Schuhe vier Gestalten —- drei Herren nnd eine Dame —- den freien Maß überschritten, der sich zwischen L"ebenlte·:ns Trintballe und Eil-la nade breitet. »An Wasser scheint hier in der That kein Mangel zu sein«, sagte Oberst v. Rattenburg auf die beiden Spring brnnnen deutend. welche mit ihrem melodischen Gepliitlcher die tiefe Stil le ringsumher noch angenehmer, wohl thuender fühlbar machten. »Na —- nee«, erwiderte der neben kibm gehende Führer, ein gedrungenet, breitlchultriger Thüringer, der den Fremden gegenüber ein etwas Hungeri brecheriiches Gemisch aus Dialett und Wtsch spukt-. »die Wasser da thun die ganze Nacht gehn-« «Jn der The-U meinte Rottenburg mit einem mißtrauischen Blick nach sehe-, wo zwischen eilig dahinlchießen Un schwarzen Felsenhallen bin und wieder ein Streifen des vom ersten Mgeudiimmern matt erhellte-i hun sess Jilsbar wurde« »und Petri-i Hei-It feine Eifer W wieder spie ies lassen zu wollen. Jch half eben einen gehörigen Troper aus die Nase gekriegt« l . Der Führer fchnuppette bedächtig in die Luft hinein. ,,Nee —- nee — U wird noch ’s scheenste Wetter. Und daß über Nacht e zweit’s G’wittet nie det’gangen is, is lehre nut. Do fteht’s Wild heraußen aus die Schonunqen us mecht’ sich trucken machen-« Und mit dem wiegendem weitausgreifenden Schritt der Ber berechnet stopfte et siedet vorwärts, ie ziemlich steil auf eigende Straße hinan, die quer durch n von «Eintzeborenen" bewohnten Theil des Badeottes ins Ttusentha1 führt nach Butten-de hinauf unt weiter zum Julelbekg, dem «Thütin get ngtc — Herr v. Vvtgsiedt und Julin v. Rotte-ebnes IT en schweigend hintei den beiden kaltem deren Umkisst im Grau der Dämmetusg ungewii und schattenlnft verschwammen Der Oberlientenant verlachte imme1 Mön, das Tempo zu mlangsnmen tm außer hörtpeite der Voranmar senden zu tomneuz aber feine Be s II en f Etextes an Juliu Mspsgnfieen strebt-, die Entfee - wifchen sich nnd dem Vqte , Enge- alc vier· höchsten kun · te werde- zn la en. I. cli Mk im Abendessei Wer Altdorf unt M; M Wskbwsm m ren, zu acht Personen an zwei zusam mengeriickten Tischen —, hatte Borg siedt von einem bausirenden Gärtner junzen den vier Damen der Gesell schaft se ein paar mächtige Rosen ges kauft. den beiden Mütter-n sowie Vil Ina v. Schlieben ganz gleiche wies-r bene La France, ihr allein zwei wun dervolle dunkelrotbe Horace Vermi, und scherzend dabei gesagt: »Zum goldigen Blond paßt dieses sammtne Blutroth am besten.« Wie schon am Nachmittag-, war er ihr auch den gan zen Abend über nicht von der Seite gewichen, und beim Guienachtsagen hatte er ihr unter einem flammen den Handiuß zugesliisiertt »Verstebrn Sie die Sprache, die eine dunielrothe Rose sprichtk Ganz betäubt vor Wonne war Ju lia in ihr Zimmer aela t, sie wußte selbst nicht, wie; denn hatte den schönen. siattlichen Mann gern. von Herzen gern, und sie war darüber so froh gewesen, daß er ihr nun zum er sten Male deutlich, greifbar deutlich oor der «kleinen Ziegeunerin« den Worzus argeben hatt-. Doch als sie die dunkelrotyen zuo sen, die oerschwieaenen Boten seiner Liebe. aus dem Gürtel genommen, um sie an die Lippen zu führen, war der Oberst bei ihr eingetreten nnd hatte ohne jede Einleitung, wie das so seine Art war, sehr bestimmten, sost unge haltenen Tones begonnen: »Es ist nicht nur knir und Mann. sondern — wie ich wenigstens glaube —- auch dem Professur t«eute Abend aus-gefallen, daß Borgstedt sich lebt-after für Dich inte ressirt. als süe einen sreundschastlichen Verkehr nöthig sein dürfte· Und da will ich Dir denn rathen, liebes Kind. Dein Herz zu bewahren, so lange noch Zeit ist. So große Vorzüge der Ba ron als liebenswürdigen Gesellschaiter haben wag, über so wenig aute An lagen zunx verliisjlichen Ehemann scheint er mir zu verfügen.« Und als sie ihn erschreckt angesehen. hatte er etwas milder, aber deshalb nicht we niger eindringlich weitergesprochem »Vo: allein ist hier jedenfalls das eine zu berücksichtigen daß Borgstedt wenig bemittelt ist, und wir geradezu arrn find. und daß, wie Der ja weißt, ein unbemittelter Ossijier niemals an eine Heirath knit einem armen Mädchen denken kann. Also, nicht wahr, Du hist mein vernünftigesKind und machst Dir und mir seine unnöthigen Sor gen! Und nun schlas wohll« Mit dein «Wohlschlasen« war's na türlich nichts gewesen. Aber seltr viel mehr als der Schmerz um die beider seitige Armuth —- niein Gott, rnan war ja jung genug und konnte schon noch ein paar Jiihrchen warten —- hat te die Frage Julias ruheloses herz neauült: wie war des Vaters verjüng licher Hinweis aus ten Charakter HBorgstedts zu verstehen? ; Und diese Rüthselsraae, siir die Ju jlia Nachts aus ihrem schlummernlosen ’Lager trotz allen Grübelns keine Lö fsung gesunden, wollte auch jetzt die rüstig Dahinschreitende nicht loslassen. Wußte der Vater etwas Schlimmes von Borgstedts Konnte er ihn etwa als Don Inan, als Frauenjägers Denn das lonnte es doch nicht sein, daß er ein paar Wochen zwiichen ihr und Vilnia o. Schlieksen unschlüssig hin und her aependelt war. Vielleicht hatte er gründlich prüfen, mit sich ins reine kommen wollen —- das war doch eines jeden Mannes gutes Rechts Und wenn sie auch davor zitterte und bangte, daß Borgstedt schon die nächste Stunde benützen könnte, um mit offenen, unverblümten Worten um sie zu werden« so ersiillte seine erreate Befangen-heit, sein schweres, stoßweises Uthinen das gewi nicht in der An strengung des sches begründet war, ihr junges here rnit Schaue-..i der Wonne. Der Oberst, der alle Mühe hatte, mit dem stünnnigen, steten Steigens gewohnten Führer gleichen Schritt zu halten« dein seine Eitelkeit aber nicht erlaubte, eine Verlangsamung des Tempos in Vorschla zu bringen« geiss tastend nach einein Gewehr. ,Jch half den Dritan pone Badedis retten, weil ich neir von hause keine eigene Vüchse nettes-lenke saate er· Rennen Sie das Dings Teilst man weiss-tits - -.«« »Ja —-’- Ia", antwortete oer Eint-ker; «’B Treffen liegt freilich stät-J am Schitzen.« Eben schlug hinter ihnen die Kirch thurmuhr erst vier und dann dre Schläge. »Die nichtswürdige Glocke!« schal: . der Oberst, mehr zu sich als zu feinen « Begleiter· »Wer die ebaut hat, de1 « hat wohl gewollt, da man sie gleid bis zum Jnselöberg hören solls« Der Führer fah ihn verwundert an : »Ich mein’ lt«, sagte er dann, »wir sollten uns chielen, wir kommen suni leicht zu spät-« Und da die Straß fest eine Strecke eben dahinfiifrte feste er auch gleich die Beine ra ehe vorwärts. — »Wollen Sie sich nicht auf meine1 Arm Kühen, gnädigei Fräulein? wandte sich Borgsedt an Juliu. » E war der erlse Herkommens-send Sai, den er heute feiner segletteris s» gegenüber html-rechte .vcsek«, nun die antwka et« i I s I l « . wikd mir nickt schwa. .ch sie-che nur, Papa könnte sich il ransteens gen.« .Aber ich bitte Sie — ein alter Soldat!· verseyte der Oberlieretes nant, iiraerlich über den empsange nen Korb. in leicht überlegenem Ton. »Ueberdies, wenn er spürt. daß ihne das Tempo zu rasch wird. tann er es schon selbst abschwächen.« Bald hatte man das Feodorahaspi tal. das leßte Haus der Ortschaft, an dessen einem Fenster ein wohl eben falls von Schlaslosigleit gepla tes Mütterchen in weißer Nachtjacke faß, hinter sich gelassen Linls, in dem noch dunllen Buchw waid, von dessen Geiist der über Nacht l niedergegnngene Regen tropste, began « nen Drosseln und Amseln ihr Mor genlied zu singen. Rechts, im all mählich sich erbellenden Thal, stiegen die weißen Frähnehel aus und weinen, vom frischen Ostwind getragen, über den Aschenberg hin wie wallende Schleier-. Der Himmel war tlar ges worden, ganz klar, und an seinem ils-blauen Gewölbe glänzte schon der Widerschein des nahenden Tages. Ein Marsch von einem halben Stündchen noch durch Buchenwald, l Wiesen, Felder und Gestrüpp, ast’ recht beschwerlich wegen der ausge weichten, glitschigen Wege —- und man hatte die Grenze des Elmthaler Ide viers erreicht. Der Führer. der den Schritt seit ei nigen Minuten erheblich verlangsamt hatte. spähte wie ein Luchs iiber die rings von Wald umschlossenen, vom Nebel nach halb verhüllten Wiesenslii chen hin, die sich vor dem Blick der Jagdgesellschast ausbreiteten. Der Oberst. ietzt ganz Jri er, lud rasch seinen Drillina und bit chte, he hutsane über das welte Laub dahin schreitend, den anderen voran zwischen den arauweißen Stämmen vorwärts. Im entlegensten Winkel des Wie senqelöndes stand ein Sprun Rede. stins oder sechs an Zahl, und äste neit Begier das nasse Gras. das nach der ersthen Mahd schon wieder üppig ge die . »Wir wollen lieber ein wenig zu rückbleiben«. rannte der Oberlieutes nant Julia zu, deren Nähe ihm heute jedes Interesse am edlen Weil-wert raubte. Julia aber. sast erschreckt über die Blick die Borgstedts dunkle Augen aus see schassen, schüttelte in balder Verwirrung den Kopf und hielt sich lautllopsenden Herzens ihrem Vater dicht aus den Fersen. Da, als dieser, an den schüttan Stamm einer dicken Buche gedriielt, eben festgestellt hatte, daß unter den vertraut äsenden Reden ein starker Bock war, trat der Oherlieutenant aus einen tnaaenden Ast, und das Wild sloa ausgeschnat davon, in langen nen. Sätzen die sichere Dickung zu gewin LOIHDF Sie der Auch-TO riet der" H berft mit gediimpster Stimme. »Ich subte Un Burschen schon tm Ruck iack u haben. —- Uebri ens«, fuhr er, durch Borgstedts höfli e Entschuldi gung nur mäßig besänftigt. fort, »die Jäqerei zu vieren mit der ewigen Angst, daß einem im Rücken alle Mühe verdorben werden kann. hat tei nen Zweck. Und Jhnen wird«i doch auch laum Spaß machen, mir wie ein Schildlnappe Schritt um Schritt zu folgen. Ich denke, das beste ist, wir theilen uns-. Und ich sage wie Abra hani: Willst du zur Linken, sa gehe ich zur Rechten; willst Du zur Rechten, so aehe ich zur Linken. —- Also, wie wol-. len wir’s machen?« Der Qberlieutenant frohlackte in nerlich darüber, daß seine «Kriegslist« ihn dem ersehnten Ziel, einem unge störten Alleinsein mit dem angebeteten Mädchen« rascher als er es gedacht, ein gut Stück näher gebracht hatte. Wenn man sich nämlich theilte, u zweien und Dweien natürlich, mu te Julia mit ihm gehen, da der Oberst der Begleitung des Führers aus leinen Fall entrathen konnte. i, ( »Du kommst doch mit mir, Julia?«; iwandte sich jedoch Rottenhurz nach-’ den man über die ein uschlagenden Richtungen inj klare ge ommen war, zu Vorgstedti herber Enttüuschung an feine Tochter. »Seit-ist« ries sie. Utcd festen Schrittes trat sie an die Seite des Vaters,« dessen breiter Hünengestalt ihre schlanke. elegante, in ein graues Lodentpstiim gekleidete Figur an Größe nur wenig nachftaud Doch zum zweiten Male sollte heute ein günstiger Zufall dem verliebten Lieutenant zu hilfe kommen. Der ührer erklärte, daß dir here Oberst cherlickk heute nur noch zum Schuß tonunen verde, wenn er allein mit then gehe. III-I- s »Aber ich muß doch", sagte Juli-i mit leiser Erregung zu ihrem sie un icksliiisig betrachtenden Vater, »mit Dir gehen! Du weißt, Professor Alt darf bat Dir die Jagd nur unter der Bedingung erlaubt, daß ich an Dei ner Seite bleibe und dafür sorge, daß Du Dich nicht überanitrengsi.« »Ich bin kein Kind mebr«, brumm te der Oberst, und das Ende vorn Lied war wirklich, daß der Oberst allein mit dem Tbütin er nach links berg aufwiirts in die ergwiesen hinein a - bog. Er ärtteza Julia gestern Abend seine An cht ’ber Borgftedt deutlig tund gethan, und es wäre doch no schöner gewesen, wenn er feinem Mä del nicht ncebr unbedingt vertrauen lolltei Einmal blickte er noch hinter sich. fiskegnwuunilzeiltu tief er den bang a . W «Wetdmannsdank«, antwortete der Lieutenant und schwenkte den Jäger hut mit der Spielphnsedeh «Borsichtig sein — nicht erhi ent« hallte ei aus Julius xheller ehle hinterdrein. »Hast doch mein Wort, Grünschna beli« gab der Alte, halb belustigt,« halb geargert guriiet I »Dann verschlutte die beiden dro ken aus dem hange das gründunllel Waldgehege. und Borgitedt und Ju lia waren allein in der silberblauen, nebelumscbleierten Morgendärnmerung die sich langsam in lichten Tag zu ver wandeln begann. Der Oberlieutenant war mitten auf dem hier ziemlich breiten Wege stehen geblieben, sah an Julie vorbei ins Leere und athrnete schwer. s »Welche Richtung miissen wir ein » schlagen? Oder denken Sie iiber ei nen Schlachtplan nach. der Jhnen mehr Weidmannsheil verspricht, als der mit Papa verabredete?'« sraate Julia in möglichst icherzendein Tone. Sie fühlte, daß Bot stedt nach War ten rang, ihr seine iebe zu gestehen, und eingedenk der daterlchen War nung wollte sie eine Aussprache mit ihm um jeden Preis vermeiden. Der junge Ossizier streifte sie mit einem «priifenden Blick, nnd. unsicher gemacht durch das frohe, scheinbar unbefangene Lächeln, das um ihren Mund spielte, erwiderte er auswei chend: »Es wäre vielleicht am besten. wir tehrten um. Man holt sich näm lich hier nasse Strümpfe und schließ lich einen tiichtigen Schnupsen.« »Das-or siirchte' ich mich nicht". gab Julia todsschiittelnd zurück. «Ueber dies haben wir doch mit Papa aus gemacht, um halb acht hier an dieser Stelle iiir den Heimweg wieder zu fammensutressen Wir wollen also aus den Sandberg Mich interessirt es, die bedeutsame Stelle in Augen schein zu nehmen« die die Grenze ,dreier Reiche’ bildet. Welche sind es doch gleicht Mit meinen Muth schsenllttenntnissen ist’s nämlich schwach be te t.'· »Seit-sen - Meinigen. Preußen, Sachsen - Kohurg - Gotha«, zählte Borgstedt aus und machte dann eine einladende Bewegung nach rechts. »Alle dort hinaus. Der Pfad ist ichmaL Bitte voranzugehen.« Julla ging voran, ohne ein Wort zu entgegnen. Der Pfad war aber nicht nur schmal, er war auch naß, schlüpsrig und weich. Julia mußte an einen Pfad denken, draußen vor den Tho ren ihrer Heimathstadt, den sie im Sommer sast täglich ging. um znr Badeanstalt zu gelangen, und den eine mir drolligen Einfällen gesegne te Freundin von ihr den «Gutn!ui stig« zu nennen pflegte. Als man ein paar hundert Schritte höher hinaufgekommen war. schaute don linli her, zwischen zwei tannen bewachsenen Bergliipsen hindurch, ei nem ungeheuren glühenden Auge ver gleichbar, die ausgehende Sonne ins Thal, osz einen purpunen,·samrntnr tigen schimmer iiber Wiese und Wald und verwandelte die Millionen Regentropsen an den schwer hernieder hiingenten Glashalmen ringsumher in Millionen alitzernder und suntelnder Brillanten. Julia hättet gern halt gemacht, das wundervolle Landschastähild ein Weil chen andiichtig zu genießen, es hinein zutrinten in ihre tiinstlerisch begabte Seele. es dort unanslöfchlich seine-ur eln zu lassen« urn es später einmal aus pier oder Leinwand zu bannen. Aber sie wagte nicht, still zu stehen. Sie fürchtete sich vor Borgktedts lei denschaftlichen Blick, von dem sie sicher war, dasz er sie auch seit wieder traf, den sie aui sich förmlich brennen fühl te; und sie unterdriickte darum auch den Ausruf des Entzückens, der sich ob der jungen. rniirchenhasten Morgen herlrllttchleit aus ihre Lippen drängen wo t. Der Lieutenant ließ in der That lein Auge von Juliag biegsam schlan ler, glanzuinslossener Gestalt, von ih· rein goldenen haar, das Funien ii sprühen schien. Jeder Nerv, je ! Mber seines Körpers bebte und zucktr. IEr hätte die wenigen Schritte, die ihn von der Geliebten trennten, vor wärts stiirrnen, sie an seine Brust rei ßen, ihr schönes zartes Elsengesicht,i die Pracht ihres slininiernden Haareii init endlosen Küssen bedecken mögen. ; Aber wenn er sich sonst auch des saszinirenden Einslusses« den er aus Frauenherzen auszuüben pflegte, sehst wohl bewußt war, über das Eint-sin den, das Julia ihin entgegenbrachte, vermochte»er teine trlarheit zu gewin nen. Für ein Mädchen. das liebte, bewahrte sie ihm eine viel zu selbst sichere haltung. Nach den kurzen Worten, die er ihr gestern Abend beim Gutenachtssen zugesliistert, mußte sie sicher sein, daß er das erste Alleinlein init ihr zu einer llärendeii Aussprache beniisen würde. Und da sie doch init ihren dreiundzwanzig Jahren wahr hastig kein schüchterner Backsisch inehr war und sonst immer gan genau muste, was lie wollte, so ge chah es eben, uin ihin ab uschreckeii, daß lie keinem Geständni irnnier wieder ge chiclt aus dein Wege ging Ra dein rnan noch ein paar hun dert er weiter marschirt war, lreuzte den schmalen «Siiniinisteg« ein breiterer Feldwea Julia hatte ihn schon überschritten, als Vol-Finst, aus seinem Grübeln erwache , ihr zuries: »Bitte, recht-. Wir toniineiäügleraxauä zisar aga ra ans , a r r ei e n wage end- sauer werden. Un rechts so en auch sofort das tier I s Mike-n einer Okenzlidersehr ttnng - ben:»dort der dedenzaun åldet Be »S«OUVC zwischen Preußen und Mei ningen.« - Er war rasch an Julius Seite ge-; Mitv. Und sit gingen nun nebenan-l ander· den Fahrweg entlang. inmit ten eines rothhlähenden Meeschlages,! in dem es schon von tausend emsigen Bienen surrte und summte. Nach einer Weise frn te Julin halb belustigtew halb vermifenden Tone§: «Denten Sie immer noch an nasse Strümpfe, weil Sie mir fortwährend aus die Füße sehen?« Der Lienteant btictte betreten zur Seite. »Es ist ungehörig«· antwortete er. »und ich bitte um Verzeihung. Aber nur io wenige Damen verstehen richtig zu gehen. Die einen tänzeln, als tliingen ihnen fortwährend Polle tatte in den Ohren, die anderen stopfen wie die Nilpferde vorwärts, und die dritten schleichen dahin, wie wenn sie irgend eine schwere Last zu schleppen hätten. So zum Beispiel Fräulein o. Schliehem ioie dann noch mit ihren Röcten die Promennde feqt. Nur Sie, Juliu, vereinen in Ihrem Gonn feites Zielbewußtsein nnd holde Grazie. Und wenn es wahr ist. daß man aus der Gangart eines Menschen aus sei nen Charntter schließen tann ——-« »Kostb.1r«, siel ihm Julin mit hel lem Auslarhen ins Wort. ,Sie ver-— stehen wirklich. Ihre Komplimente einiulleiden.« Aber ihr Lachen llana gezwungen. Daß Borgitedt sie lect beim Verna men genannt —- zum ersten Wall — machte, daß ihre Befanaenheit, die sie in der lichten Morgenllarheit schon überwunden gealanbt, sich thlings nieder um ihr pochendes herz legte. Der Lieutenant erwiderte nichts, und sie schritten weiter. Ader wenn auch in beiden — in ihm theils aus Eitelleii, theils aus Furckst vor dem Erlöschen der beseligenden Hoffnunas flamme, in ihr aus kindlichem Ge horsam — ein Zaudern war, ein Wehren gegen die Liebe. die Ehre Hände und ihre Lippen zueinander zwingen wollte. beide fühlten es, daß der Trieb in ihnen zu mächtig war. als daß sie ihm in dieier Vermahnu teit noch lange würden Widerstand leisten können. Der rothbliihende Kleescktlao aina in ein noldaeldes. der Sense des Schnitters harrendes Kornield über, dessen Aedren im Windhauch nickten und sliistertenz dns Kornieid fnieder ichniieate sich. wie Schutt fuckend an den Sznm des Hockwaldes an. Bald wöibten hochstömwiqe Tannen ihre bunteiariinen Wiviel iider den Häup tern der wortlos Dahinwanderndem und wieder boa man von dem beque men Fahrweg in einen schmalen Wald pfad ein« Steil und qlatt iiihrte er aufwärts: Julia sstiea mit äußerster Kraftan strengung voran. So fieberhaft rasch auch ihr Puls und ihr Nil-ein arbeite ten. sie wadte nicht einen Augenblick steh-en in bleiben. Gvrtietzuna iolgU f Der erste fes-der der Schau-Ina echt-e. Ein Freund der «Wiener Fr. Pr.' fchreibtt »Jn der Nummer vom lö Febr. fchrieb die »Neue Freie Presse«: ZweiErfindungen, denen bei ihrerWeis terentwictlung eine orofie Rolle in der modernen Technik beschieden war. find von Oefterreichern gemacht worden, denen es aber nicht gelungen ift, die Priorität ihrer Jdeen mit Erfolg gel tend zu machen und die Früchte verfei ben auch nur im befcheidenften Maße einzuheimfen Der eine von ihnen war Reffel, der Erfinder der Schiffs fchraube der andere Matersperger, der Erfinder der Nähmafchinr. Diefen zwei Erfindern reiht fich noch ein drit ter an, deffen Schictfal genau dasfelbe war, wie das feiner zwei genannten Landsleute. Es ift dies Peter Mitter hofer, der erfte Erfinder der Schreib mafchine —.— ein Tiroler wie Maderö perger, dessen Geburtsort Kufftein ift, wo ihm auch ein Denkmal errichtet worden ift. Peter Mitterhofer wurde am 20· September 1822 zu Part fchins, einem Dörfchen auf der TölL von wo die Etfch in raschem Gefälle aus dem Vintfichaau zum M Meter tiefer liegenden Meran niederraufcht, geboren. Sein Vater war ein Tifchs ler, der dem Knaben fein andwerl lehrte. Der junge Peter zeiate bald grofpes Gefchid und verfertigte fich Zither und Gitarre, womit er feine Lieder begleitete, felbft. Er war näm lich auch ein in feiner Umgebung be liebter Sänger-. Bald wurde ihm die heimatb zu ena und er durchwanderte Oefterreich und Deutfchland. Um 1866 machte er fich daran, eine JSchreibmafchine zu verfertigen. Der Herfte Berfuch mißlang, um fo besser fiel ; idee zweite und dritte aus, wie Mitter- " hofer nicht ohne humor in znittelverk fen erzählt. Jn denfelben t ilter mit, dafi er im Jahre 1866 feine Schreib mafchine auf den Rücken genommen und nach Wien gewandert fei, wo er vorn Staate eine Subvention von M fl. belam. und daß die nächste nun wieder verbefferte Maschine fiir die Wiener Technik um 150 fl. ungetauft wurde. Um iiber die Richtigkeit diefer Angaben Sicherheit zu erhalten, wandte fich der Obmann des Meraner Mufeums Dr. Junerhofee an das handelsminifterium und an das Rel torat der Wiener Technik und erhielt oon deidln Seiten die Bestätigung til-er die volle Richtigkeit der Angaben Mitterhofert und hat in dem vorige Jahe erfchienenen 52. hefte der Zeit «tchrift des Ferdinandeurns die ganze Angelegenbeii bespkschst Sie seis bier der Darstellung nnerbosers und bemean noch, daß d elbe als Son derabdruck erschienen ist, in weichem eine Abbildung der Maschine enthalten ist. Das Ministerium forderte (arn Is. Dezember 1866) vom Reiterei der Technik ein Guiachien, welches auch schon am 23. Januar 1867 abgegeben worden isi, in dem es beißt: »Mein Rede stehende Schreibapparai entbiili eine Anzahl Tasten, durch deren Nie derdriicken eingeschmärzie Letiern ge hoben und gegen ein um eine sich regel mäßig beweaende Walze gewicieiies Papier angedriicki werden« sodaß das zu Schreibende unmiieibar in Druck schrisi erscheini·« Des weiteren glau ben dieBeuritkeiler allerdings. das-, der Apparat kaum praktisch verwendet werden wird, da man mit demselben nicht so schnell wie mit der hand wer de schreiben können. Daß er aber zun Schreiben geeignet und brauchbar ist, wird ausdrücklich betont. Erst gegen Ende des Jan-es 1567 — also ein val led Jahr sbiiter s— wurde in Amerita von den Buchdrurlern Sbolei und Saul-T im Verein mit dem Mtchaniler Glidden eine Schreibmaschine erfun den. Daraus aebt nun unzweifelhaft hervor. daß Peter Mitterlwfer die erste drauchbare Schreibmaschiue ortsertiat bat, und wir Defterreicher baben nicht nur dem Andenken des Ersinders ge genüber. sondern sin uns selber die Ehrenpflicht. durch " ein Erinnerunas zeichen —- und wäre es die einfachste Gedenltafel — in Partschlns der Mit undNachwelt die Thatsache in Erinne rung zu brinaen und zu erhalten. ein Wunsch den Dr. Jnnerhofer in seiner gedachten Sckrift schon ausaesveochen nnd welchen der Einsender dieser Kei len nur aufs wärmste nntersiiisen möchte. Zum Schlusse noch das alte Lied: Peter Mittesbafer besaß nicht die Mittel, seine Erfindung auszudeuten, und mußte zusehen, wie die von ihm Zuerst ins Leben aerusene Jdee von an deren auch ausaelseckt und aliietlich ins Ttrattiscke übersetzt wurde. Er starb in ärmlichen Verhältnissen am 27. August 1893.« — s-·—-—--s ON hoher-us Wasser-raste Die Ausnutzung der Wasserträste, soweit staatliche Kontrolle in Betracht tomrnt, ist hierzulande ein noch wenig beschriebenes Blatt; in Europa hat man darin mehr auszuweisen Jn Bayern zum Beispiel ist die Frage, welche Kräfte der Staat sür eigene Zwecke mit Beschlag belegt, welche an dere er zwar auebauen, aber verpach ten, und schließlich, welche er der Pri vatindustrie überlassen soll,Gegenstand lebhaster Erörterungen. Aus Mün chen wird darüber berichtet: Der ohne hin schwierige Austrag dieser Streit sragen dauert vielleicht auch deshalb etwas länger, weil drei Ministerien dabei betheiligt sind: daBVertehrsminis steriurn wegen des Krastverbrauchs für den elektrischen Bahnbetrieb, dai Finanzministeriuni wegen der mit der Privatindustrie zu vereinbarenden Ab gaben und schließlich und vor allem das Ministerium des Innern, dem die in Betracht tommenden technischen Behör den unterstehen. Da nun gelegentlich eine gewiise Ungeduld sich bemerkbar macht, weil zwar seit einigen Jahren viel von den Wasserträsten gesprochen worden« aber bisher noch nichts allge mein Ertennbareo geschehen ist, so zahlt eine halbamtliche Verlautbarung die Wasserlriiste am Lech, im Franten wald. an der Loisach und an der Alz aus, welche schon jetzt der Privatindu strie überlassen werden tonnten. Ueber die von der Badischen Anilin- und Sodasabrit gewünschte große Wasser trast der untern Als ist dagegen die Entscheidung noch immer nicht gesal lrn. Nur so viel läßt die Regierung mittheilen, daß ein Theil dieser Krust, auch wenn der Staat sie aus-bauen sollte, der privaten Verwendung über lassen werden wird. Die handels kammer von Oberbahern hat iüngst dahin Stellung genommen, dass diese billigste und nächst der des Walchens sees mächtigste Wassertrast Bayerns zur Anlage von Stittstosswerten der Privatindustrie überlassen werden sol le. Aber neben grundsätzlichen Beden trn scheint namentlich die Frage der Konzessionsdauer Schwierigkeiten zu bereiten. Unter den Plänen, die von der Wassertrastabtheilung ini Ministe rium des Jnnern neuerdings ausgear beitet worden sind, steht an ersterStelle das Projett, deni Jnn aus dem zu Ba ern gehört en Theil seines Fluks lau s 75,000 Hit. abzugewinnen. En anderer Entwurs will durch die Kraft der untern Jsar die hochentwickelte Landwirthschast des Donauthals mit elettriicher Energie versorgen. Inzwi schen tani mit dem l. März der Zeit punkt heran, an dem nach den ur 1spriingltchen Vorschriften die Entwürs J se für den Wettbewerb um den Ausbau der Vatchenseetrast eingeliesert werden sollten. Voraussichtlich dürfte aber, obwohl bereits viele umfangreiche Ir beiten eingesandt worden sind, der schlußtertnin des Wettbewerbs ver längert werden. Emily: »Aber Kitty, Liebste, deta. neues Kleid teht dir gar nicht. — Das Rot paßt a olut ntcht zu deiner etwas blcssen Gesichtsfatbr. Jch werde mit nur ein Frühlingstletd machen lassen, das genau zu meinem Teint paßt-« — Kitty (liebenötvtttdi -hatmloi): Eber sind denn dte hu gemacteu Kleider nicht arg teures«