Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 16, 1909, Zweiter Theil, Image 11

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    Ofen-; seht-Mk von
Ists-it Haftung-L
No. 358. Jch hen mich e wenig
herum befragt bei die annere Mem-!
bersch von unsere versioisene Thiehter
Kammie un-was wer'n Se dente,"
was ich ausgesunne hen? Hat doch der
Schuwiak an jeden Mann un an jede ;
Irau geichriwwe gehabt un von jedem
hat er Geld getriegt. Jch hen zu
samrne gesiggert. daß er vier un suszig
Dahler gekriegt hat. Well, das hat»
awwer doch einiges gebote. Jch hen.
reiteweg e Mäßmietung einberufe, wo ’
oss Kohrs widder bei den Wedesweiler
stattsinde hat müsse, bitahs er dentt
immer, daß er e wenig Bißneß dabei
duhn könnt. Es fin auch alle komme,
eazept e paar Lehdies, wo efirehd ge
wese sin, ihr Hosband deht denke, se
wollte widder in das Thkehterbißneß
gehn. Jch hen von Nechtswege der
Schehrmann sein solle, awwer die
Wedeswetlern hat die Ehr getlehmt
un well, was duhn ich lehre? Jch hen
gesagt, go ehett. Dieselwe Zeit hen
ich awwer doch mein Meind ausse
rnacht, daß ich mein Seh hawwe deht.
Die Wedesweilern hat widder emal
gezeigt, daß se gar nit ehbel is io e
Mietung zu handele. Se hat die Mie
iung einsach ausgemacht un dann hat
se gesagt, sie deht mich jeßt das Wort
gewwe, biiahs ich hätt ebbes zu rie
pohrtr. Well, da hen ich dann e
Tschehns gehabt, ebbes zu sage un ich
kann Jhne sage, ich hen es awwer auch ?
gedahn. Jch hen die Wedesweilern;
gar nit mehr zu Wort tomme lasse.
Wie ich mit mein Rieport dorch ge
wese sin, da hen ich gesagt: »Lehdies
un Schentelmänner, jetzt will ich euch
emal ebbes sage: Mir hen uns all
suhle lasse, das is kein Tschqht, aw
wer ich denke es is an die Zeit, daß;
mer en halt ruse. Jch mache diei
Mohschen, daß mer Jemand epeunte
duht. wo nach die Pennitenscherie
gehn duht un treie duht unser Geld
widder heraus zu triege un den Feller
noch emal ganz gehörig zu sohtex was
die Eckspenzes tonzerne duht, sm ich
gern willings zehn Dahler dazu zu
gewwe, bitahs es is mich nit um die
paar Dahler zu duhn, ich will nur
Tschostiß hen un das is all, was ich
will. Welt mer hen die Mohschen zur
Abstimmung gebracht un da sin se all
in Fehwer gewese un dann hen ich die
MiIsus Wedesweilern gemenschent, als
die beste Person« wo das besorge
könnt.
Die Wedesweilern hat awioer arti
den Weg gesiihlt; se hat gesagt, se
lönnnt nit aus den Pisa-Cz sort gehn i
un ihren Mann alleins lr ,e. Die beste i
Frau wär niitaus Dant, die LizzieH
wag mich meine duht. Die hätt plen- I
tie Zeit un hätt auch den Käs so»
griindlich studirt, daß sie es am aller
beste handele könnt. Weil das hat
mich ja auch ganz gut gesuht un weil
die Mietung egriet hat, mich gehn zu
lasse. hen ich mich am nächste Morgen
auch gleich reddig gemacht un stn mit i
die Trehn sort. Wie ich in Front von
die Pennitenscherik gestanne hen un
hen all die Fenster mit eiserne Bahr
gesehn, da hen ich doch leinder schillie
gefiihlt. Jch hen awwer doch nach e
paar Minnitö die Dohrbell gerunge
un da is einer komme un hat mich ge
fragt, was mein Bißneß wär. Jch
hen ihn in e paar Worte gesagt, was
ich wollt un da hat er gesagt, ich sollt
inseit komme. Er hat mich dann nach
e lange hahl genomme, wo die Sie
ling so hoch war, daß ich puttinier
amgesalle sin, wie ich hin geguckt hen.
Er hat gesagt, ich sollt e wenig warte
is dann sott gange; die Zeit is
mich awwer so lang geworde, daß
ich gar nit gewißt hen, was ich an
sange sollt. Jch sin e wenig obb un
dann gan e un da hen ich aus einmal
e hahl gesehn, wo an beide Seite die
Prissens wire. Bei Gatte, das hatt
mich doch leinder easeitet un neigierig
gemacht. Schiewi , hen ich so zu
mich gedenkt. meh ie hier sin lauter
Burllersch un Mörder un so Stoff im
ich besser gucle emal nach, ob met
Paaethuch an en sehte Plan is. Wie
ich ausgesunne hen, daß noch alles in
Schehp un an sein Plas- gewese is, do
sin ich wie von e unsichtbare Macht ge
driwwe. ehett gange an die vergitierte
Dohre vorbei un an jedem von die
tleine Gucklbchen wo in die Diehre
ware, bot so e ungeschehstes muck
fehs erqu- geguckt. Ei tell inh- es
seht doch e Lehdieqaus die Mel-, wenn
se so ebbet sehn dicht! Jch sin auch an l
e Diebe komme wo ausgestanne hat.
O mei o mie, hen ich gedenkt, mehbie
do kommt fehl einer ekausgeskeezkun
macht mich kalt. Jch hen awwer
meine Nörs zusammegepicll un hen
geskappk un ben emal inseit gegucli.
Mifier Edithor, es is nicks inseit ge
wese, wie e Bensch von Wuti, noch nit
emal ein Rackelstuhl odder e Luctings
glas war drin· Jch hen sogar genug
Korreisch genomme un sin emol inseil,
awwer wag wern se denke, wie ich in
seit sin, da is die Diehr zugange un
ich warn eingelaclt
Gultneß, was sin ich awwer da
geschkehrt gewese! Jch hen an die Dobr
geschehki, wie alles, awwer da hätt ich
grad so gut an unsere Zittiehahl
schehke könne odder an e eiserne s
Pritsch. Se hat nit e bische gemuhsi. s
Jch hätt am liebste gegliche zu halten« I
answer ich srn essreht gewese. ich könnt ;
mebbie Trubel kriege, wenn se mich da
sinne dehte. Well, ich kann Jhne sage,
ich sin in e schreckliche Fiels gewese.
Jch hen gedenkt. mehbie es duht bald
einer von die Gahrdienö komme, wo
mich heraus lasse duhi un ich hen ge
denkt, mebbie das is das besie, was ich
dubn lann, wenn ich gar kein Neus
mache un warte. So arig lang kann
es doch nit mehr nemrne, bikahs die
Prissenersch kriege doch schnhr genug
bald e wenig Lonsch. Misier Edithor,
was noch komme is, das war zu
schrecklich un sor den Riesen will ich
auch besser hier skappe un Sie könne
dann bis die nächste Woch warte, Dis
Sie den Finisch von meine ,
höre. . «
Mii beste Niegards ;
Yours s
Lizzie hanssiengel»
Absebslsem
Gast: Kellner, meine Suppe ist zu
heiß.
Kellnen Vielleicht dars ich dieselbe
bei dem Herrn drüben austauschenz
derselbe sagt» seine wäre zu talt.
Schön seinet.
»Was sind denn die Meier’schen
Eheleute?«
»Er weicht aus und sie weicht eini«
»Wieso-«
»Nun, er ist Chausseur und sie Wä
scherin!«
Zweifel.
Herr: »Sie tennen doch gewiß auch
die Geschichte von dem Maler, der ein
Spinnengewebe so täuschend an der
Zimmerdecke malte, daß sich das
Dienstmädchen stundenlang bemühte,
es wegzutehren.«
Dame: »O ja, gehört habe ich da
von, aber ich glaube nur die hälste
davonl«
herr: «Warum?«
Dame: »Weil ich es wohl siir mög
lich halte, daß es so geschickte Maler
giebt, aber nimmermehr ein solches
Stubenmiidchen!«
Mit-verstanden
Richter (zu einem jugendlichen Zeu
gen, der in viel zu weiten Kleidern
und hut erscheint): »Weshalb kom
men Sie in solchen Kleidern hierher?«
Zeuge: »Ja meiner Vorladung steht
ja: Jn Sachen Jhres Vaters!«
Der Rasch
»Was stellst du denn in dem pompö
sen Kosiüm vors«
»Einen indischen Mahom-— Kannst
dII mit übrigens den Thaler Leihges
büht pIImpkn?«
Inhstffsnp
I « »Es-W
»Oui«-Wes Fräulein warten gewiß
auf die Straßenbahn9«
Aawohlk
»Ich auch —- eö kommt aber keine
met-M
Niemals-neuem
Wie viele Nationalhvrnnen gibt es
in Europa, und wie lauten lie?
Mit dieser Frage hätte man
noch vor kurzer Zeit viele, sonst ganz
musikalisch Gebildete in Verlegenheit
setzen können. Denn nur vier sind all
bekannt: die österreichische, französische
englische und russische, von denen die
leistete von Deutschland adoptiert wur:
de. Was fiir Hymnen weiter nord
nnd ostwärts gesungen werden, und
ob auch die »intereslanten Nationalitä
ten« des Balkans solche besitzen oder
ihre jeweiligen Dynastien mit impro
viftcrten Gesängen feiern, das wußten
bis fest nur die Spezialgelehrten. Nun
ist neuerdings ein« «ebr anziehendes
Werl »Die Nationa mnnen der euroi
tsäifchen Völler« von Professor E.
Brhn erschienen, das in vortrefflichen
Ausführungen mit vielen Notenbeila
gen die ganze Frage gründlichst erle
digt Der verdienstvolle Verfasser,
seit Jahrzehnten bemüht, in seinem
Breslauer Gesangverein die geschicht
liche Entwicklung der Musik darzuftel
len, hgt an einem solchen Abend die
verschiedenen Nationalbymnen grös;
tenteils in den Originalsvrachen einem
größeren Publikum borsingen lassen
und dann auf Anregung der Gesell
I schaft für Volksiunde seinen damals
notgedrungen nur lurzen Vortrag mit
sehr wertvoll erweiterten Erklärungen
der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
Bei seinen Ausführungen ist zu
nächst der Nachweis interessant, daß
di-: Nationalbyrnnen wesentlich tnoderi
nen Ursprungs sind. Weder Altertum
ncch Mittelalter langten sie. Aber
das irnrner schärfer sich berausbildende
uni- absondernde Nationalgefiihl hat
si-- geschaffen: sie begleiten die politi
schen umwalgungen und etc-murren
die Menge, obwohl den wenigsten von
ihnen dichterische Kraft und musikgli
sche Schönheit innewohnt. Das gilt
vorwiegend von den südlichen Völkern,
von denen sogar einige, wie Spanien
und die Türkei, es überhaupt nicht zu
gisungenen vanen gebracht haben,
sondern sich mit anfeuernden Märschen
begnügen.
Unter den Nationalhymnen der ger
mcsnischen Rasse steht obenan das ma
stsiiitische, in machtvoller Aktordfolge
dsiserschreitendc »God Save the
Rings dessen unwiderstehlich hinrei
fzende Wirkung z. B. als Schluß der
brausenden Weberschen Jubelouvertiire
unzählige stets neu empfinden. Gute
Deutsche freuen sich, daß Georg Fried
ricky Händel ihr Schöpfer ist. Aber
diese Freude muß der Verfasser leider
zerstören. Er berichtet, dasz Chrysan
d«—:, Händelg berühmter Biograph, mit
Sicherheit einen anderen glo Kompo
nisten festgestellt hatt einen zu Leb-ei
tei-. unbekannten, in Armut gestorbenen
englischen Musiker Hean Carev i1692
—174.'k), aus dessen Nachlaß das Lied
handschriftlich verbreitet und später
veröffentlicht wurde. Mit einigen
kleinen Veränderungen in Stimmfüh
rung und Harmonie wurde es rasch in
England als Königshhmne volkstüm
lich. Und dann begann seine Wande
run, auf den Kontinent. Jedes ein
zeln« deutsche Land bemächtigte sich
dieser Melodie und unterlegte ihr den
treffenden Text für seinen KönigGroß
herzog oder Fürsten. Preußen nahm
die Fassung: »Heil Dir im Sieger
kran,i« an,nnd diese Hymne war allein
herrschend, bis Svontini nach Berlin
tnm und Friedrich Wilhelm Ill. die
sezn seinen hochgefeierten Giinstling die
Schofsung eines eigenen preußischen
Nationalgesangs übertrug. Es ent
stond also der damals vom König nliZ
vreuszische Hymne detretierte und mit
bochdruck an allen Schulen eingesiihr
te, heute ganz vergessene Festgefnnar
»Wo« ist das Volk, das kühn zur Tet«
usw« eine wirkungsvolle, aber fiir Das
irlt zu schwierige Komposition mit
elend schlechtem Tert eines Königinnen
Kabinettsekretärs Dunker.
Mehr Glück errang das Lied von
Bernhard Thiersch: »Ich bin ein
Prensie, tennt ihr meine Pfarle
das nach mehrsachem Umhersuchen nm
Mssende Melodien endlich im Jahre
15234 durch August Neithardt nie
rechte Vertonung erhielt, die es-, bis- ;nr
Gegenwart behalten hat. Jahrzehnte
lang behalt sieh dann das deutsche Voll
unt dem feine politische Zerrissenheit
sniegelnden Fragegesana von Olrnnt
»Was ist des Deutschen Vaterlanh?««
dessen Schlußverst »Das qanzc
Deutschland soll es sein« nur kin
tunstshofsnuna aussprach Im aro
ßen Jahre 1870 brauste plötzlich die
»Macht am Rhein« mit Donnerhall
durch Millionen deutscher Herzen und
wird ja auch heute noch, wie ,,Deutsch
land, Deutschland itber Alles-" bei al
len Vatriotisehen Gelegenheiten minn
e.en. Aber eine einheitliche deutsche
Nationalhhmn haben dteDeutschen bis
heute nicht, denn auch dem letztgenann
ten schönen Liede legte sein Verfasser
Hessmann d. Fallersleben selbst die
erhorgte Melodie unter. Viel glück
licher find darin die Oesterreicher.
Ihnen schuf Hahdn schon 1797 die
schlichte, innig znm setzen gehende
Weite: »Gott erhalte ranz den nai
ser«', die neben »Gott ave the Ring«
den Ehrenplatz vor allen behauptet·
Ihnen zunächst steht an musikali
schern Wert die Marseillaise, gedichtet
nnd lumponiert von einem begeisterten
iunaen Ossizier Rouaet de l’Jsle
1792 als »Kriegögesang sür dir
Rheinarmeec Die feurige Weise
wurde bald allgemein gesungen« die
Marseillee Truppen zogen mit ihr in
Paris· ein, von ihnen erhielt sie den
i
Namen und wurde 1795 ofiiziell zur
Rationalhymne dekretiert. Jhr Schöp
fer aber erhielt keine Nationalbeloh
innig, sondern wanderte während der
Schreitenszeit ins- Gefängnis und
wurde nur durch Novesvierres Sturz
vor der Gerillotine gerettet. Miit-selig
und arm swlug er sich durchs Leben
und erhielt erst 1830. als die Mar
ieillaiie zur neuen Revolution begei
iierte, eine schmale Staatsvensiom die
ihn vor dem Hungextode schätzte.
Die öltest nachweisbare National
vnmne ist die niederliindische »Will)el
mus von Nassonrve«, deren wuchtige
sebliclite Atlorde heute noch ihre alte
Wirkung auf vie oranisch gesinnten
EQiederländer ausüben. Direlt gegen
diese richtete sich aber ini Jahre 1830
die von Jenneval gedichitete ..Braban
rcsnne«, die dann in späteren friedli
clien j,eiien durch Regier von allen
clcieleivigunaen gegen die Oranier ge
reinigt und ferner nur als patrioti
sehe-H Lob Belaiens auf die alte Melo
die von Campenhout gesungen wurde.
Jmpofant und ivirlungsvoll ist die
einfache, von Zulowsly 1830 gedieh
kete und von Livosf komponierte rus
tifckie Hymne »Gott sei des Zaren
Jchutz«. Jialien dagegen, isas Land
des Gesangeey entbelzri einer Natio
nalhnmne vis- heuir. Der schmettern
de »MinigHm-1rsch« nnd die von natio
naler Wut gegen die Frerndherrichafi
singegebene Garibalvilmmne Von Oli
isieri sind jeder musikalischen Größe
nnd Vornevmlkeit bar.
Eine ,,sönisiu« von Parti.
Die Mogador ift gestorben! Heut
nur noch ein Schatten aus der Vergan
genheit, einst ein gefeierter Stern!
Heut die Gräfin von Chabrillan, die
in einem Zufluchtshaus für alte Da
men das einsame Leben einer Greisin
führte — einst eine der Tollften un
ter den Tollen! Bis zum Jahre 1848
muß man zurückgehen, um die Maga
tor in ihrem Glanze zu bewundern.
Damals besang das Pariser Chanson
die Göttinnen Pomare, Maria, Maga
dor und Clara. Eigentlich hieß sie gut
- bürgerlich Celeste Benard. Als sie 20
Jahre alt war, eroberte der Prinz von
Joinville s— — das war 1844 —-- nach
hartnäckigem Widerstande die mutat
tanische Festung Mogador und die Ve
nard machte sich die neue Polistiimlich
leit dieses Namens zunutze, indem sie
ihn annahm. Sie war der glänzend
ste Stern auf den Bällen des Prado.
Das Prado lag dem Justizpalaste ge
genüber, dort trat die Mogador Abend
fiir Abend auf, von den Huldigungen
geradezu fanatischer Bewunderer um«
rauscht. Nadaud hat sie gefeiert, Ga
varni durch seinen Stift verherrlicht,
Biographen haben ihr Leben beschrie
ben. Sie war eine große, schöne Per
son mit braunen Haaren, von den
Proportionen der Karhatiden eines
Michelangelo. Es war weniger ihr
durch Poetennarben derunziertes Ge
sicht, als vielmehr die vollendete Pia
stii ihres Körpers, die in ihren Tän
zen wirkte. Man sagte damals von
ihr, sie sei eine Venus von Melos, aber
eine solche mit Armen. Und sie wußte
die Schönheit ihrer Arme ins rechte
Licht zu stellen. Aus dem Dunkel un
glücklicher Verhältnisse, die sie bis an
den Rand des Selbstmordes geführt
hatten, war diese Tochter von Paris zu
ihrem Glanze gelangt. Sie hatte tau
send Abenteuer, trat im Theater auf,
ritt die hohe Schule im Hippodram —
und eines Tages heiratete sie einen
alten Aristotraten, den Grafen von
Chabrillan und ging mit ihm nach
Melbourne, wo ihr Mann französischer
Konsul geworden war. Und nun be
ginnt der Roman der Mogador tra
gische Färbung anzunehmen. Schon
vorher hatte an ihr das Bewußtsein
ihrer Stellung genagt. Sie hoffte sich
durch die Heirat zu legitimieren —
aber die Chabrillans wurden in Mel-:
bourne gemieden. Als ihr Gatte ge
storben war, lehrte sie nach Paris zu
tiick und warf sich nun auf die Litte
ratur. Jhren größten Erfolg errang
sie aufdiesem Felde mit ihren Lebens
erinnexungem diese wurden nämlich
wegen ihres anstößigen Inhalts verbo
ten. Die Mogador hatte gar zu offen
herzig geschildert. Später hat sie
Romane geschrieben. die gar nicht
schlecht waren, auch Theaterftiicle, aber
allmählich ist sie in das Dunkel der
Vergessenheit hinabgeglitten. Heut,
bei der Nachricht vom Tode dieserGrei
sin, fragt man: »Die Mogadors Wer
war die Mogador?« und nur ganz all
mählich taucht vor der Erinnerung das
Bild jener Zeit auf, wo sie eine der
Königinnen von Paris war.
——---.——
Mitleid
Geschworener (votn Gericht zurück
lehrend): ,,Vierzig Jahre Zuchthaus
haben wir in dieser Sitzung verhän
gen müssen; ist das nicht schrecklich?«
Frau: »Ach ja; da bist du doch ge
wiß recht müde, Männchen?«
Beruhigung
Patient: »Der ——— ists aber kalt in
Jhkem Zimmer —- da ist wohl laum
geheizt worden?«
Jahrmer »Lassen Sie’s nur gut
lein: Wenn ich den Zahn ziehe,
wird’s Ihnen schon heiß wer
den!«
Die Mächte würden in Belgrad we
niger Vorstellungen zu erheben gehabt
haben, wenn sie sich gegenseitig weniger
nachgestellt hätten.
W
s sur Thier-w dte Dr Inst
: empfänglich III-.
Eine Reihe höchst interessanter Ber
suche zur Feststellung der Musikem
Pfänglichkeit von Pferden hat kürzlich
ein französischer Militärarzt ange
stellt. Er bediente sich bloß einer
Violine und einer Flöte; mit letzte
rer erzielte er allerdings mehr
Wirkung als mit dem Saitenw
strument. Nach seiner Beobachtung
1find Pferde fiir wohlllingende Musik,
»für kleine melodiöse Fragmente emp
fänglicher als für unzufammenhän
gende Töne; bei diesen hatte er fast
igar keinen Erfolg zu verzeichnen. Bei
Idcm ersten Ton der Flöte wendeten
sich alle Pferde dem Musiker zu und
»sahen ihn aufmerksam nnd neugierig
Han; man bemerlte, dafz einige sich
jwieder dem Futtertrog zukehrten und
Iihre frühere Stellung einnahmen, so
bald sie den Tonerreger gesehen hat
ten. Junge Pferde sind viel empfäng
licher als ältere. Der Aufruhr, die
Musik bei Pferden hervorruft, erreicht
jedoch feinen Höhepunkt bei scheuen
Pferden; diese werden feige wie die
Hasen, die ihr Leben in ewiger Angst
zubringen; anstatt ruhig und unbe
fweglich zu bleiben und aufmerksam
htnzuhorchen, ängstigen sie sich und
Fratzen am Boden; sie bewegen die
.-Ohren nach allen Richtungen; mit ei
nem Wort, sie geben lebhafte Unruhe
. kund.
Unter den anderen musitalischen
Tieren muß man in erster Reihe den
Elefanten nennen. Das ist seit langem
bekannt, da schon Kaiser Gallienus
nach seiner Rückkehr aus Spanien bei
einer Vorstellung in Rom Elefanten
sehen ließ, die nach dem Ton eines
Instrumentes nach dem Takte auf
einem Seile aus und ab gingen. An
zwei Elefanten im Pariser Jardin des
Plantes wurde die Wirkung einess
ganzen Orchesters erprobt. Die me-j
lancholischen Weisen einer Romanzes
ziehen sie wie mit einem Zauber an»
Während des ganzen Liedes geben sie;
nicht einen Ton von sich; ihre Beide-T
gungen sind langsam, gemessen nud
passen sich der seinen Melodie des Lie- ;
des an. Beim Ertönen der lustigen;
und bewegten Melodie des Liedes ,,Ca J
ira« dagegen, das von dem ganzenl
Orchester gespielt wurde, sind die Tiere -
von einer Art Fieber ergriffen. An
ihrem Entzücken, an ihrem Freuden
geschrei,das zuweilen ernst, dann wie
der geltend klingt, aber in seiner Be-!
tonung stets verschieden ist, an ihrem
Pfeifen, an ihrem Kommen nndGehen
bemerkt man, daß der Rhythmus die
ser Melodie sie erregt und verfolgt
und sie zwingt, sich nach seinem Takt
zu bewegen.
Ein ähnlicher Versuch wurde im
Zoologischen Garten in London mit.
Bären angestellt. Sie hörten mit ge-;
geradezu komischer Aufmerksainteiti
und steckten, aufrecht stehnd, Pfoten
nnd Schnauze durch das Gitter des
Käfig-Z. Bei einem absichtlich falschs
angeschlagenen Attorde zogen sie sichl
fast erschrocken in·die Tiefe ihres Ker- i
tcrs zurück; beim Ertönen eines Mar: s
sches gingen sie im Käfig auf und abs
und suchten ihre Schritte dem Tattez
anzupassen. Bei den Löwen war der:
Erfolg ein gleicher. Alle kamen dem;
Instrumente so nahe wie möglich; ei-z
ner bewegte wie im Tatte das Biischell
schwarzer Borsten, mit denen ieini
Schwanz endigt, hin und her; einei
Löwin stieß ihn beiseite, um seinen
Platz einzunehmen und dem Violins
spieler näher zu sein. Bei den Wölfen
ist das Resultat ein ganz anderes; die
Musik erschreckte sie. Der gemeine!
Wolf hob seinen Rücken und knirschte
in gräßlicher Weise mit den Zähnen;
der indische Wolf schien den furchtbar
sten Schrecken zu empfinden; zitternd
und mit zu Berge stehenden Haaren
kroch er aus dem Bauche in den tin-i
szersten Winkel seines Käfig-E Scha
iale und Füchse werden durch Musik
weniger erschreckt als der Wolf. Die
Schafe scheinen durch die Musik bezau
bert; sie unterbrechen ihr Fressen, um
dem Violinspiel besser zuhören zu kön- ’
nen. Besonders aber bei den Affen’
bewirkt die Musik das größte Erstau
nen und die höchste Aufreizung. Große
Affen sind eher erschrocken alg entzückt.
Ein junger Orangstltang kehrte so:
gleich dem Musiker den Rücken und
kletterte in seinem Käfig so hoch als
möglich. Einer hörte ernst und mit
verschlungenen Händen zu; bei einem
Crescendo ließ er ein sehr deutlicheg
Zeichen von Verständnis vernehmen.
Sämtliche Affen, wie übrigens auch
alle anderen Tiere, scheinen durch fal
sche Akkorde erschreckt zu werden.
Der Hund ist ebenfalls fiir Musik
sehr empfänglich, nur ist et sehr with
lerisch. Man weiß z. B» wie sehr ihn
eine schlechte Drehorgel in Wut ver
setzt und ihn dazu veranlaßt, ein un
heilvertiindendes Geheul anzustimmen,
was übrigens bei einem so haarsträu
benden Instrumente nicht zu verwun
dern ist. Aber gewisse Akkorde können
dem Hunde angenehm sein. Nichts ist
interessanter, als der Gesichtsausdruck,
den ein junges Tier dieser Gattung
annimmt, wenn es zum erstenmal den
Ton einer Flöte oder einer Bioline
hört. Bei tiefen, langsamen Tönen
streckt es den Hals vor und nimmt eine
höchst komische, niedergeschlagene Mie
ne an; um besser hören zu können,
hebt es die Ohren und neigt den Kopf
sc— tief, daß es um sich selbst einen
Halbkreis beschreibt; diese Entzückung
kann einige Minuten währen. hört je
, k--..---——-.—-..-...-—-—-.- —
doch auf, sobald das Tempo sich de
schleunigt oder die Töne durchdrin
gender werden; in diesem letzterenFalle
ist das Tier peinlich erregt und zeigt
es aus seine Weise, indem es bellende,
gedehnte und sehr durchdringend heu
lende Laute ausstößt; diese schließen
meistens mit der Ursache, die sie her
vorbrachte. Aus dem Klavier erzielte
Resultate sind ungefähr die gleichen
Der Eindruck, den die Musik aus
Schlangen macht, ist bekannt. Die
Schlangenliinftler benutzen diese ihre
Neigung, um sie lebend zu fangen oder
Objekte, die sie dem Publitum vorfüh
ren wollen, aus ihrer Schlaftrunten
heit zu wetten. Bei der Schlangen
ausstellung machen die Hindus mit ei
ner kleinen Klarinette ununterbrochen
Musik. Sogleich tomntt die Schlange
aus dem Korbe, in dem sie eingesperrt
ist, hervor und richtet sich aus; manch
mal bewegt sie ihrenKörper, als wollte
sie die Musik begleiten. Während die
ser Zeit sind sie nicht gefährlich und
denken nicht ans Beißen; sie werden
erst wild, wenn die Musik aufhört;- die
Hindus wissen das wohl und trachten
miest, ihnen die Gistzähne vorher aus
zureißen. Auch die Eidechsen lieben
die Musik ganz besonders. Sie ziehen
die langsamen Töne den rauhen hei
seren vor. Fetis spricht von einer
Eidechse, die mit besonderer Freude
das Adagio in F-Dur aus dem E-Dur
Quartett von Mozart anhörte; so oft
man dieses Stück spielte, lam sie aus
ibrem Loch hervor und blieb unbeweg
lich; sobald man zu spielen aufhörte,
beeilte sie sich, in ihr Versteck zu kom
men. Dr. H. Chomet begab sich ein
mal in einen Wald und begann eine
Melodie aus einer italienischen Oper
zu singen; plötzlich sah er sich von klei
nen Eidechsen umgeben, die ihn mit
vergnügten Mienen betrachtete. Auch
dic Mäuse lieben die Musik außeror
dentlich. Sie lockt sie aus ihrem Loch
und läßt sie alle Furcht vergessen. Sie
wagen es bei helllichtem Tage, in ein
Zimmer zu laufen, in dem Musik ge
macht wird.
Zum Schluß erinnern wir noch an
die deutlichen Beweise einer Musik
empfänglichteit bei Spinnen. Man
kennt die Sage von Pelisson, der eines
dieser Tiere bezauberte, indem er ihm
Dudelsack oorspielte. Gretry erzählt,
daß eine Spinne bis aus sein Klavier
kam, wenn er spielte, und verschwand,
sobald er aufhörte. Michelet berichtet
von einem ähnlichen Fall. Eines jener
kleinen Opfer, aus denen man schon in
jungen Jahren Virtuosen macht,
Berthome, der im Jahre 1800 gefeiert
wurde, verdantte seine staunenerregen
den Flenntnisse der absoluten Einsam
teit, in der er lernen mußte. Mit acht
Jahren entzückte er alle durch sein
wundervolle-Z Violinspiel. Jn seiner
fortwährenden Verlassenheit hatte er
einen einzigen Kameraden, von dem
niemand eine Ahnung hatte, nämlich
eine Spinne. Zuerst hielt sie sich in
einem Winkel der Mauer auf, dann
nahm sie sich die Freiheit, bis zum No
tenpulte vorzudringen, endlich kam sie
aus den Arm des Kindes, der so ge
schickt den Bogen führte; von da aus
konnte diese immer zitternde, erregte
Musitschwärmerin die Töne aus näch
ster Nähe hören. Sie bildete sein
ganzes Auditorium. Das Kind hatte
unglücklichertoeise eine Ziehmutter, die
eines Tages das empfindsame, kunst
liebende Tier auf seinem Platze sah.
Ein heftiger Schlag mit dem Pantoffel
—--— und das ganze Auditorium war
vernichtet. Der Knabe fiel rücklings
zu Boden, er war drei Monate krank
nnd dem Tode nahe.
Vom heiligen Bureaukratismui.
Eine ergötzliche Geschichte, die den
starren Formaligmus bureaukratischer
Orthodoxie in die hellste Beleuchtung
riictt, erzählt der ,,Gauloi5«. Lebt da
im Departement Seine-et:Marne ein
pensionierter Beamter, der es Gott sei
Dank »so wenig nötig hat,« daß er den
größten Teil des Jahres 1908 verstrei
chen ließ, ohne die Viertelfährlich fälli
gen Pensionsraten an derZahlstelle des
Steueramtes zu erheben. Nun beste t
belanntermaßen in allen tvohldisziplt
nierten Staaten eine Vorschrift, die die
Auszahlung der Pensionsrate von dem
Nachweis abhänaig macht, daß der
Pensiongbcreclrtigte an deiriFälligleits
tage der betreffenden Rate am Leben
war. Als sich mm besagter Beamter
jüngsthin bei der Zahlstelle seines Be
zirtes einfand, um aus Grund der vor
schriftsmäszia am Jl. Dezember 1908
aus-gestellten Lebenshescheiniaung die
rückständian drei Vierteljahrsraten
seiner Pension einzulassierem wurde
ihm an der Kasse der befremdliche Be
scheid« dasz er, ehe Zahlung erfolgen
könne, erst den Lebengnachweis für den
l· Juli und 1. Oktober nachträglich
beizubringen habe. Auf den Einwand
des Mannes, daß, wenn er heute lebe,
er füglich auch gestern gelebt haben
müsse, verwies man ihn aus den Weg
der Beschwerde, die im ordentlichen
Jnstanzenzuge endlich bis zum Misset
ten gelangte. Der hatte denn auch ein
IEinfehen und machte dem Unfug der
Inachtriiglichen Forderung der Lebens
bescheinigungen, die sich die französi
sche Steuerbehörde mit 60 Centimes
pro Stück bezahlen läßt,endlich einEn-·
de. Damit ist, fiir das Departement
Seine-et,Marne wenigstens, ein für
allemal auch von Amts we en die er
freuliche Tatsache, daß ein ens , der
ich heute des Lichtes des Tages er reut,
ch auch vor drei Monaten in den glei
chen Lebensumständen befunden, fest
gestellt und erwiesen.