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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 9, 1909)
Letzte Liebe. MevonMax Treue-rann se iß michs-sent Endlich Gewiß- ! Um rückhaltlose Wahrheit habe ich heute meinen Arzt gebeten. Jch weiß ei ja freilich längst selbst: seitdem M dem ungliickseligen Duell der Ms im linken Lungensliigel sitzt, geht es mit Riesenschritten dem Ende sti. Ader wie lange währt es noch, bit dieses Ende kommt, das lein Arzt der Welt aufzuhalten im Stande ists Das wollte ich wissen und danach fragte ich den Arzt. Er wollte erst mit der Antwort nicht heraus redete viel von Wundern, die passitten, meinte, ich sei sonst ein ganz gesunder Mensch, der überdies alle Mittel zur Verfügung hätte welche man mit Gold und Wissenschaft zur Verlängerung selbst eines tranken Le bens nusbar machen könne, u. s. w Ader ich ließ nicht locker Jch wollte Wahrheit Und so gab er sie mir: sechs Monate noch! höchstens! Wenn ich die größte Schonung beobachten jede Aufregung vermeiden wollte — sechs Monate noch, höchstens! Jch tann nicht sagen daß mich die Wahrheit sonderlich ergriffen hätte. Ich habe sie längst nahen sehen. und ein Siecher pflegt meistens nicht ge: rade ein besonders andänglicher Gast ans dieser Erde zu sein. So habe ich Mir schnell und herzhaft mit allem abgeschlossen: das Wert ist gethan. die Feierabendglocken mögen läuten — Man soll ganz wunschlos hinüber geden. Und doch: e i n e n Wunsch hätte ich noch. Noch einmal möchte ich, bevor ich gebe, einem Menschen letzte Liebe erweise-, ihm etwas Gutes thun, daß mein Andenken bei ihm in Segen bleibe. O I I heute Nachmittag hatte ich ein trau riges Triebnisz. Ein kalter, klarer sonnendurchslutbeter Wintertag. Ich war Mögeiabrem Weit draußen vor der Stadt, mitten aus der Landstraße, hielt plssiich der alte Jöchen die Pferde an, wandte sich nach mir um und deutete mit dem Stiel seiner Peitsche nach dem Chausseegraben. Jch sehe dahin: dort liegt ein Kind, ein Knabe von etwa 5——6 Jahren, im Schnee und schläft. Will der noch der mir binübergeben in die Ewig teiti Im Nu bin ich aus dem Wagen, thtie den Schläfer «M thust du hieri« O bin so mitbet« ,Barnsi bist du nicht zu Hauses« Er versteht mich offenbar nicht, arrt mich nur mit großen. seltsamen, den Kinder-regen an. Miit bist du nicht bei deinen « Eiter-ni« srage ich dann «Jch habe ieinet" »Bei wem wobnst du denn-" Er schluchzt aus. ·Jch bin iortgelauseni Sie schlu sen mich immer und gaben mir nichts In esseni" Dabei weist er mit zitternder Hand aus seinen Nacken. Jch sebe nach, siehe den Kragen seiner schmutziaem Ierrissenen Jacke zurüa und erschrecke bis in’s Herz: furchtbare, bit-Unter iausene Striemen bedecken den ganzen Rücken, ans dem jeder einzelne Kno chen erkennbar ist. Mich schaudert. »Willst du mit mir fahren?« frage ich. In dein hübschen Bubengesicht leuch tet es aus. «Ja!« sagt et. Und dann spielt der Troß um die blassen. blutleeren Lippen: .Udet zurück will ich nicht —- sie schiasen mich todt!'« «Das sollst du auch nicht,« entgegne ich beruhigend, «es soll dir gut geben, W du gut sein willst!« Do starrte er mich einen Augenblick fass-alles an. Tbriinen traten in seine Men; er streckt mir schüchtern iissstlich die behende Hand bin: Ich will gut sein, wenn —- wenn ·- dtt mich lirbbaben willst!« Da hebt ich ibn empor und schaue II soll in das seine, zierliche Ge mit den treuen Kinderaugem M Dis dich liebbaben — eine kurze j« seit nur noch —- aber ich will dich "--- Mi« «- - - Ich habe meinen lleinen Heinrich in Pflege gegeben zu einer braven, tin devipses Beamtensamilie, die sich des Inkömmlingö herzlich freut und ihn schon nach wenigen Tagen ganz in ihr heez geschlossen hatte. Ich hätte ihn gern bei mit behal ten: et hatte sieh mit seinem sonnigen Unheil-Gen das sich schnell wieder Mk in mein Vers hineingelmht. M M einsame Deus eines sterben den Junggeselle- isi kein heim siir ein ; sind sen noch nicht sechs Jahren. So : habe ich ihn denn zu jener Familie s· site täglich leis-it er zu mir; In sehen spie uns schöne Bilder an, U- iQ ihm erkläre. ich erzähle ihm siechen, denen er othernloi, Mien ies Ins- knhseh ich baue ihm mit ie- ssnlsßen hie unglaublichste-i — Met. Ort-M — tut-. ich sentw Miis die Erhoiirdtgi sien Talente in mir. Und ties ergrif fen bin ich jedesan wenn er mich bei Beginn eines AMI, W ich ihmi erzähle, mit tiefem kindlichen Ernstei ftsgts »Ist die Geschichte aber michs wahrs« ( I O f i Heute steht mein Name in allen Blattetn und als großer Wohlthäter werde ich gepriesen. Jch schäme mich fast ob dieses Lärmsx mir kommt es so wenig, so unbedeutend vor, Ins ich gethan —« Draußen vor dem Thor liegt einj prachtvolleg Grundstück, ein hübsches, « großes-, neues hans mit herrlichem! partartigem Garten Das habe ich gekauft, damit darin eine Erziehungs anstalt fiir verwaiste Kinder begrün det werde, nnd der Stadtoerwnltnng habe ich zu treuen Händen ein Kapital übergeben, aus dessen Zinsen die Stiftuno erhalten werden soll. Sie soll meinen Namen tragen in alle Zeiten« Und deswegen bin ich znm Stadt Kefptäch und von der Presse zum Wohl«-Eiter der Menschheit ernannt worden: man spricht sogar von einem Dentmal Jach habe mir alles verbe ten: meine Person soll von der Denk malsnichtsnnseeei unserer Tage ver schont bleiben: in den Herzen der Menschen will ich leben n-. itzt in Stein nnd Erz So wie ich im Herzen meines riet nen Heinrich lebe. Ich tann die Stun de taurn erwarten, wo ich draußen aus dem Vorilur das Tridpeln der tleinen Knabensiiße höre. denn wenn der Knabe um mich ist, so sind das Stun den des tiessien, reinsten, seligften Glückes siir mich. Und ost steigt dann aus der dunkelsten Tiese meines Her zens der Gedanke auf: Herr im Himmel, verlängere mir die Frist, die du mir gegeben, daß ich den Knaben wachsen, blühen und ge deibrn sede!" Aber der Herr im Himmel lächelt gnädig Nein: ich fühle es. meine Frist wird nicht verlängert werden —- es gedt reißend abwärts —- rnein armer Heinrich, drei Monate noch, und wir werden uns trennen. Aber sür dich ist gesorgt -—— möge dir das Leben leicht sein! f s Meine mütterliche Freundin, LFrau R» besuchte mich heute, gerade als ich mit Heinrich am Spieltisch saß. .Eehen Sie mal an«, scherzte sie. »welch’ prächtige Talente Zie zum Familienvater hibenst Und ernstbast setzte sie hinzu: »Warum baden Sie nicht geheim tbet? Sie biitten doch wählen tönnen, wie Sie wolltens Und eine glückliche Ehe hätte Sie dor den Tagen von heute bewahrt!« Ich weise ej: sie ist eine kluge Frau und sie bat recht. hätte ich ein treues Weib und liebe Kinder gehabt —- ich wäre vor einein tollen Junggesellen leben bewadrt geblieben, dessen Ende ein Schußdurch die Lunge und ein srüder Tod sind. Was steigt ibr vor mir auf, ihr Bilder einer längstveraanaenen Zeit? Da ich die Erinnerung wachgerusen dabe, will sie nicht mebr schwinden. Mariannet Du, meine erste Liebe. sei noch einmal gegrüßt von dem Stet benden! Weißt du noch den Abend, lind war die Ieuninacht und sternen tlar der himmel. da wir beide Hand in Hand doch oben aus dem Aus sichtöthurm des schönbewaldeten Ber aes standen und unsere Augen in die sinkende Dämmeruna steigen ließen? Ueber den rotbbraunen Dächern der Dörser zu unseren Füßen glitt lang sam der Rauch, ein leises Rauschen trelne durch den Wald. nur bin und wieder sang ein Vöglein eniide sein Lied zur Guten-acht —- sonst ringsum das qroße Schweigen, senes wunder bare in dem des Menschenberzens lt,ies«ste Stimmen wach und rege wer en. — Dein hauot sant an meine Brust und in meiner Seele wollten deine Augen lesen. Und Tiber uns blisten die ersten Sterne, its-d iin Duntel des Waldes mußten wir den Rückweg su chen. O, wir sanden ibn so leicht, der Wegweiser einer gliicklichen Zukunft ließ uns nicht mehr fehlgehen, und band in Hand stiegen wir sicheren Schrittes zu stol. Und von deinem süßen Gesicht strahlten Glück und Frieden. T i Weißt du noch? Und dann der an dere Tag. Jch fchiiitle mein Haupt, aber es läßt sich nicht Chr-eisen, sich nicht todtfchmeizaen Der Tag, .-.n dem ich von dir ging, weil mir deine El tern in weniq waren -—— zu wenia, zu einfach, zu schlicht für den vermöhnten jungen Mann der qroßen Gesellschaft den Millionär. der seine band nach Komiessen und Bat-messen ausstrecken ionniei Sie hatten ej gemerkt, mich zur Rede gestellt, ein Wort gab das andere, im Unfrieden verließ ich das have-, mn nie wiederzusehen — Und heute? Sechzeha Jst-te sind seit jenem Tage verflossen. da ich dich das lesmnal fah —- aber stise ist rnein Herz nicht geworden —- es ins-i dick-J du vermene Geliebte, ein Wort will et von dir bösen. ein fresndlichee, verzeihendei, gütigei Wort —- ich » Zaube, ich werde ein solches Wort aussen können iiir die große Reife, i die ich snirete —- Maria-sei Mir miiIen wohl die II feiei geworden fein, denn pldsli fast r iieine Irr-Her erschrocken .Du wen-n ie, Osmi« Ich aber legte ils-e segnend die Hand auf das danpi und iiißerte leise: .W dir diese er lspaet bleiiern mein Kind — ei sind s die bittersten. vie ans das Leben ans preßt!« . i O Darf ich viellichf Ja. ich darf! Jch dars mit eine-n rauschenden, vol len Jubelallard aus dern Leben schei den — in den Strahlen letter Liebe darf es untergehen nnd verlöscht-n — Gestern war die Einweihung inei ner Stiftung. Der ganze Magistrat, die Geistlichleit, angesehene Bürger nahmen theil. Fern Wagen holte man mich ah; ich siiblte mich sriich und kräftig. wie selten vorher: heinrich saß neben mir und etwas von der unverwüstlichen Frische dieser Kna kenseele war über mich nehm-nett Ali wir in das schöngeichniiieite Haus ein traten. iacn rnir die älteste Diatvnisse entgeaen und reichte mir einen schlich ten Blumenstrauß, über den ich mich sehr gefreut habe. Dann hielt der Geistliche die Weihe rede. Gebet, Segen und wieder ein Cho ral endeten die Feier. Danach wurde mir das Hausversonal dargestellt, und auch die Diatonisie am Harmonimn hatte sich erhoben und trat mir an der Seite der ersten Schwester entgegen. Einen Augenblick starrte ich in ein hel les, wildes. gütiges Gesicht. dann habe ich laut ausgeschrien: .Marianne!« Danach weiß ich nichts mehr. Leises Stimmengemurmei hörte ich nach. welches eine ruhige, tlare Frauen stiinme sanst til-ertönte »Mir eine Ohnmacht !« A « Als ich wieder zu mir tam, befand ich mich in meinem Hause im Bett und neben mir kniete Marianne. wäh rend ich Heinrich todtenblasz dicht da neben sitzen sah. .Watter!" sagt die ruhige, tlare Irauenstimme. »Marianne!« entgegnete ich und taste nach ihrer Hand. Sie läßt sie mir. Und nun sprechen wir beide kein Wort. Heinrich schluchzt herzbrechend. Endlch össne ich die Augen, die ich geschlossen hielt, und sehe ihr in das Gesicht. Es ist ernst und milde zu gleich: die Zeit hat ihre Spuren darin eingegraben, und in sechzehn Jahren schreibt die Zeit bei einem oerlassenen Mädchen eine deutliche Schrift, die niemand wieder aus-löschen tann. Der Frühling ist vorüber —- es will Win ter werden: so steht in diesen stillen, entsagungsvollenll Zügen. «Marianne,' srage ich. «toeißt du, dasz du die hand eines Sterbenden hättst-? Sie schaut mich an mit einem Blicke, wie ihn nur die Liebe hat «Noch stirbst du nicht« Geliebter!« Da schüttelt es mich wie ein Sturm. «Du liebst mich noch, Mariannef« frage ich. »Ich habe dich nie vergessen, Wac ter!' .llnd —- du —- hast mir verzie herri« Sie neigt das haupt, an dessen Schläsen ich leichte, silberne Fäden er kenne. »Berziehen und vergesient Wäre ich sonst bei dir. Walteri Sprich nicht davon: das ist alles längst vorbei! Der Beruf, den ich damals ergriss, bat mir Ruhe und Frieden gegeben. Wie man eines theoren Verstorbenen gedenkt, so habe ich deiner gedacht!' «Dant dir, du holde, du Reine! O, wie habe ich mich nach dieser Stunde gesehnt! Von dir zu hören. daß dir mir verziehen habest —- tein Engel im himmel tann mir eine seligere Bot schaft bringen« Und ich ziehe die leise widerstre bende Dand an meine Lippen und tiisse sie, und tütse sie wieder. — Leise, ganz unhörbar ist heinrich heransetreten Jth steht er dicht ne ben uni. Ich höre die geliebte Kna bensiirnmc .Saa doch, Ontel, ist das die Fran, die du liebgehsabt hasti« Jn stürmischer lllnstrpallung des herzens schlingt Marianne ihre Urrne um das Kind. Jch aber tann taum var Rührung Antwort geben: «Ja, bat ist die Frau, heinrich!« Und zwei sordernde, heischende Kin deraugen sehen mich erwartungsvoll an, als er wieder fragt: ,Wirst du sie nun auch immer lieb haben, Onlelf« Laut muß ich aufschreien, während Marianne den wohnenden Frager an sich preßt ,,Jmmet! JmmerI ernerl' Näher zu mir drängt sich der Kna be, fein lockiges haupt legt sich auf meine hand: «Und mich nachf« fragt er wieder. Ein Sturm durchlebt mich: welche Fülle von Liebe finde ich deute! »Ach auch,« sinmmle ich, Loch beide —- isnknet — bis in den Tot-l" Und nun legt der Knabe schlichter-« »und zärtlich zugleich seine Arme uns Meisnne't halt, schaut sie seh-flieh eig an nnd sagt .Dann soll auch deine Frau meine Mutter sei-, und ich will sie immer liebliche-, wie dichl« Da tilse ich das Kind, und M riune Mit es weinenden Auges viel incl. Und nun wird alles still its Zim mer. Nur die mächtige Ihn-dah- tict nd sah-h das der Sand verrinnt cis use-Mäuse dsiles list "sich ansgetban — welch eine Seligkeit und welch ein Seh-new leste Liebe, wie tnrg bist du mir zugemessent c i · Hier enden biete Tagebucbbliitter. Zwei Tage. nachdem er bie leyte Zeile geschrieben. schlummern der Schreiber sanft und schmerzlos hinüber. Letzte Liebe drückte ibm die Augen zu. Und sie sehte ihm den Grabstein mit ber Inschrift: »Nun aber bleiben Glas-, Liebe, Hoffnung. Die Liebe aber ist bie größte unter ibnen.« Zwei Vorbestrafte Aus dem Leben einer Magnisiceqj vonWilhelmWolters. Die Studentenlchaft hatte geradel dem neu. erwählte-i Retter ihren hul bigungssackelzug gebracht. Jetzt saß der Geheime Hofratb Professor Dr. Oeimbausen mit seiner Familie und einer tleinen elabenen Gesellschnst droben beim per enden Schaumweim .»Proft. Magnisizenz!« rief Pro fessor Dr. Wergentbim der Wandel ten-gelehrte und erhob sein Glas. »Das muß wahr sein« diesmal kanns den Herren vom Herzen. Es ver frei-» wirklich keiner lo wie Sie. an den Freuden und Leiden der Siudens ten theilzunebmen.« Besonders an den Leiden!« lachte Professor Dr. Sontbert· der be rühmte Gynätologr. «Fiir die bat er eine geradezu wunderbar feinsiid ljge Seele. Jch wette, er gewinnt es nicht über sich, jemals eine Freiheits entziehung oorzunebmeni« »Ja«, lachte Seine Magnifizenz, »das bat seine besonderen geheimen Grundes Wer selber Werg am Rocken bat, der betommt ein weiches Herz fiir Missetlzäter.« »Was soll das heißen?« aZagen Sie es keinem Menschen« meine herrschaften«, lachte Geheim ratii Oelznhausem »odgleich das hohe Ministerium es bereits längst weiß. denn es steht als unausliischliches Schandrnal in meinen Personainttem Zeine Magnifizenz ist polizeilich vor bestrasti« «Obo!« schallte es in der Runde. »Za. herrschasten', sagte Geheim ratb Oebnbausen schmunzelnd .da·3 war in dein guten alten Leipzig. der berühmten Seestadh als der Meiße itrom noch rauschend durch die Gas ien floß, und der alte Bonorand irn Rosentbal Sonntagss mit seinem be rühmten Kirschtuchen die Gäste lockte, und ich war bereits beinah sozusagen ein bemoostei daupt.« .Alter schiit vor Thorbrit nicht«, brummte ratb Dönnina,3, der griechische und römische Literatur Strenge. «Mein Freund halten der jeht in Göttingen iiber germanische Philo logie liest« und ich, wir standen vorm ersten Eramen, und weil wir beide nicht gerade besondere fest «im Tal mud« waren. gingen wir fleifzia ins Seminar. und wenn wir Abends miteinander vom Bornerianum nach unserer gemeinschaftlichen Bude heim pilgerten, diiputirten wir miteinan der weiter, dass ej eine Freude war.« Wie wir also eines schönen Abends wieder mal die Straßen runter den Aristotelei bearbeiteten, ist mit einem Male binter uns eine Korona junger Kerle, ausgelassene Musi, die wahr scheinlich von einem etwas ausgedehn ten Dämmerschopven tamen. und zwei und zwei in fünf Waaren hintereinan der genau denselben Weg wie wir bei de, hallet und ich, einschlagen. Dieses furchtbare Geschlecht der Nacht, das sich an unsere Sohlen heftete, hatte nicht den geringsten Resnett vor Ari siotelei, sondern dachte jedenfalls nur daran. wie es auf die angenehmste Weise ben angebrochenen Abend im «Strobsaet« oder in der «Feuertuael« oder gar in der «Austria« beschließen könnte, nnd sang mit bereits etwas ranb gewordenen siebten das schöne Lied: Warum sollt ine Leben ich nach Vier nicht streben — .Warum sollt ich denn nicht manche-at fröhlich seini« ergänzte singer nnd sein feel las im Ja te schwingend Professor gentbin die Strobbr. «Meines Lebens Kürze al lerbeste Wärst sind ja Gerstensiifte und der Wein!' - Am Roßrtch war auch bereits der Unabwendbare grünrortTge Polnp auf getaucht und ermahnte die schwer qniigten Brüder väterlich im gemind licken Zächsisch: «Härnfe, meine denn, ich mache Sie druf ufmert innr, daß nach zehne nich essendtichs gefangen niern tmer »Mir singen ooch nich essendlich, mir singen bloß für unst« ertönte es irn gleichen waschechten grün-weihen Jdiorn aus der Mitte der Bande. Und npch lauter brüllend ins-richtete man wet ter. Mit ein paar langen Schritten war der Botm- dintennnch: Hör-tin meine Deren, wenn te nich ufheern und fol en, muß ich Sie dä Arrednr IM sent« Ill tnes Geist-le und cherrnnliger rnrender Wetter rnartd Miene rrn«. riet der er särnte Instit is ums Sie nun inebr ernsten, In nf di Wache su begleiden!' Mit dem nllergreßden Vergniesenk erwiderte der dankt Meter von vorhin. »Komm Kin dert Rechtsunrt VII-klirrten warst-P Die Rade-u - Gefelllchnt hatte uns mittlern-eile derart it rhsolt, das . zwei ihrer Innre vor uns, dret hin ter uns Sinnen. wir also mitten unter ihnen steten. Sie waren b der leiten Aufforderung des Polizi blieben wir insot ei dessenstr lei a.lll fest machten alle on das Hornnrands recht-unt und end-richteten inr Stechicktritt dein Voll-den nach. Mr set ten unsern Weg nach der entgegengeseyten Rich tung hin fort. »de! Sies« schreit da der Polizist, »Wie nich geh herdi Marsch allong!« Ich drehte mich um: »Wir gehören nicht zu den HHerren, wir haben nicht lungenk i »Ach nee! Das lennen Sä- iin an dern weitmachen!" »Gewiß nicht, ) wir sind schon ältere Studenten, wir I lennen die junaen Herrn gar nicht« Der Polizist zöaerte einen Augen )bliel, dann wandte er sich an seine iBegileitnianntchoft »Js das wahrt Die Herren tennen Sie nicht?« Da schreitet der nämliche Kerl, der vor -din schon mit dem Polizisten ver handelt hatte der Ansiihrer der Sippfchdft bis dicht an micks ran und schleuderte mir die Worte in o Gesicht: NWeeßte August du han allemal die greßde Schnauze. awer wer-MS des anlornnid, deielsde dich!« »Das genügte dein Marter der öffentlichen Ordnung. »Das how ich ja gewußtdl Sä follden sich schä men, ooch noch zu leichnen!« Kein Widerspruch hals. wir mußten mit. Na, schön. dacht ich, aus der Wache wird sich ja alles auilliiren Aus der Wache wurden natürlich zunächst un sere Personal-. en festgestellt Als der jourhabende Selretiir der dieie Amtsbandluna vornahm, meinen Na men hörte sagte er mit vortrurssvoll gerunielter Stirn: »Wenn das Ihr« verstorbener Vater wii iste. würde er! auch nicht seine Freude doriider ha-» ben. Ich habe Ihren Herrn Vaters getrennt Das war ein gestrengerj und höchst achtbarer Pädagog, der so was nie und nimmer gut geheißen hätte«. « .Jch ertlarte dem deren Getreuer das nämliche. was ich mich vorhin vergeblich bemüht hatte, dem herrn Polizeier zu erklären. Aber da tam ich schön an. »Das ist jedesmal Ca«. schnsuzte der Selretör, »erst wird Standal gemacht, und dann wilks keiner geweien sein! Schömen Sie sich!« «Da konnte ich mich also zum Zweite-i Male ichömen und wurde mit dieser beruhigenden Gewißheit entlassen.« Mach ein paar Wochen wurden wir auss Viergericht .Ziiirt. wo wir uns ·desendiren" sollten. Ich ver suchte zum dritten Meile, und zwar diesmal dem amtirenden Universi tät-richter, Justizrath Peinen ani einanderzusehem daß mich die anze Geschichte gar nichts anginge. da ich im Gegenst-eile höchst einsam als Era inenstandidat mit meinem Freunde hallet Aristoteles arpault "tte. Da wurde der Justizrath tir raih itn Gesicht-ichsedeihn noch par mir — und sagte: Wnn Sie hier auch noch Ilauien machen wollen« dann san-« passiren, daß ich Sie einsach ini Karzer siedet Zum Spaß sW ich nicht hieri .Na. nu schlag doch das Donner wettee beeint« rief Professor Wer aentliin entrüstet. «Warlet nur! Wartet nur!·· riet der Geheimratln «Eo kommt noch besser! Mir war selbstverständlich auch nicht zum Soaßen zumutde. Jch war glücklicher Empfänger oon einer ganzen Anzahl Stipendien, hundert fiinszia Mart von meiner Vaterstadt, oierundachtria Mart von ein paar wohlthätigen verstorbenen alten Fräu: leino und noch lo ein paar andern, mit denen ich mich gerade so knapp über Wasser hielt. Die wären allei sutsch gewesen. wenn ich Karzer ges--i kriegt hätte. Das aina mir denn doch iiber die Hutschnuri Unichuldig wie ein Lamm und schliesslich noch Knrzerl Nee, das konnt ich mir nicht gefallen lassen! Ich faßte Muth und erwiderte dem tirschrothen Justiz ratde, ähnlich roth im Gesicht. dasz ich mich unter den Umständen an meinen Vormund wenden müsse und richter liche Entlcheidun beantragen lassen werde. .Tliun ie, was Sie Lust dabent' schrie der Justizratb zornig, »das wird sehnen nichts delienl« ( « »Ein freundlicher herrl« « i ,Jch renne allo .spornitreichs zu meinem Vormund. Das war ein stol zer. reicher alter Kausderr in der Grimmaiichen Straße. So einer von denen von ganz echtem altem Schrot und Korn. Truge ihm ornbebend meinen Fall vor. Was gelchiehti« «Runi« »Mein alter here ist« rad im Be griff, sein zweites Fritbziikt zu neh men, wie er es genau au die Minute alltäglich um zwölf Uhr Mittags, und Its ein sssr. . Essen Sie eine Mem«, Den Mam, die bot-kamt Ihnen fest ut.· »Ach, Unsinn, mefnem Ifer sann is Ue nicht out-Mem der lass I Wmlk vertragenk « , —Is«—-—. zwar flehend, zu d u sehnen pflegte. Eben war ker- Tgieaen der ei bereingebrachi dalie, in das s vatlonlor, hinter der braunen ps poeiiere wieder verschwunden Unpe iiilich liand es neben dem deren des Geschäfte auf dem Pult auf einer lleinen silbernen Platte: eine Sordel lenlemmel und ein Glas Vorm-ein« »Da lud er Sie wol-l sum Früh siijel ein?' lachte Sol-Ideen .Tas zwar nicht, aber ohne ein Wort zu sagen, packt der alte here das silberne Tableii neben ihm und wirft es miiiammi der Sardellenletns mel und dem Glase Poren-ein mir nach dem Kopfe.« .Al)l« .Gliicllicherweise sauste das Ge schoß an meinem unschuldigen Haupte verbei und richtete, von der Ripspsts trete aufgehangen außer einem Feli slecke keinen weitern Schaden an — akser —- das war das schäme dich Nummer vier! Und eine höhere Jn siami oder gar einen Widersprues gab’s nichl!« l »Da dort denn doch alles auft ! »Und was wurde danni Wo blieb tvie Gerechtigkeits ? »Die Getechtigleiti Ein paar Wochen später hats ich sie: Fünf Mark Strafe wegen nächtlicher Ruhe Röman Die allgemeine Spannuna der Ok iellichnft löste sich in ein wildes Oe schrei und Durcheinander —- eI evar ein Glück. daß man sich in der M nuna des Nektor Mognifilus lief-n . lonsi wären vielleicht die bedelmten büter des Staate« die noch immer vor dem Haufe auf und adpatronlllirten. herausgekommen und hätten die san Zecherrunde mit auf die nächste genommen. Endlich aber dämpfte N der Lärm, und Professor Dijnnings fragte: »Und die meuchlerilche Sardellenlems neel haben Sie sich ruhig schlleu lassen. Magniiizenzi War denn der Mann nicht intisfnktionlfähigs ds ben Sie ihn denn nicht wenisftens auf krumme Säbel gefordertio .O, ich habe mich auf andere We e furchtbar an ihm aerächt!« erwidere der Gebeimrotb verichniit lächelnd. »Auf wag für Weim« .L’ech habe seine Tochter sedeer thet!« »Arie«-bi« ·Die Genugtduung tocr er mir schuldin .Brävo!« »Das tut er auch eingelebenF «Hurrah!« rief die ganze Runde, und der junge Privatdozent Dr. Lengnick, der während der ganzen Er zählung neben des Geheimrathi · - terlein gestanden hatte, brauste Gelegenheit beroulcht von Lied und Wein und Fackelglonp der Tochter lkeimlich hinter dem Rücken der andern einen Kuß ou die Lippen In delickes und leise tu lüstern: Dunkel-, fest bitt du auch vorbeitrotti« —-..-—s Der »Ja-esse Ase-« Eine der drolligsten Meinst-er anetdvten wird von Wilhelm ll. als Major erzählt. Während des Manövers ritt der Divisions —- Kominandeur durch ein Marichqiiartim aber att da hier die Straße der Vorschri t gernä , wel che er durch wiederhoten Beseht in Erinnerung gebracht, freigehalter war, standen Fourages und Gedäc wagen aller Art in den Gassen. »Kreuzmillionendonneeivetterl« eiel irhr erregt der General', iver ist hier der Ortsiilteste, was ist das fiir eint Unordnung?« Der iin guniiihstltegenden Hause befindliche Major Prinz Wilhelm von Preußen, welcher noch tin Marichanznge sich daselbst einem guten Frühstück hingegeben hatte, sah den General durch das Geister und eilte rasch hinaus, uin ils melden. Mthend rief draußen der Esset Iiche herr: »Schoellchtoerenethi tout ist dae liir eine Wiethlchuftl« Jn dieiein Augenblicke erschien dee Print auf der kleinen Freltreppe I Saales und« sagte, verbindlich - send, zu dein finster buckeligem »Der Goldene Löwe, Exzellens — lehr zu empfehlen!« sent-deter- Thisb Schulinlveltorr »Es ist mir aufge iallen, Herr Lehrer, das die Leistun gen Ihrer Schiller ini Winter unver haltnißinaßig höher sind als irn Som mer." Lehrer: ».,Sehr erklärlich: die erste Bant steht in der Nähe des Ofen- uns da lacht lin Winter jeder hinzulen men.«