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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 19, 1909)
Jahrgang Nebraska Staats· Anzetger und II set-old zi909.(-;wecei riTheu , u er ::::: Trost im Leid. Will die Seele dir verzagen .-n der Leiden Ueberniasz, hre deinem Mund die Klagen Und bewahre dich vor Haß. Eies des Kummers tie e Zeichen Aus so manchem Auge cht. Deinem Leid wird manches gleichen. Und das einzige ist es nicht. Nein, der Menschen Thränen quillen. Rings, soweit die Sonne scheint. Und nur der tann Thriinen stillen, Welcher bitter selbst geweint. Tra drum mit stiller Stärke All S Leiden, das bis-tränkt, Zu der Liebe heil'gem rle Ward es dir von Gott geschenkt Ernst v. Wildenbruch. --— Wenn Menschen alt werden« Stizze von Margarethe Stei net. Im gemiithlichen heim der Frau Mithin Karoline Jeneele saszen sie zu samtnen. Ein paar betannte Familien und der Frau Mithin vier erwachsene Kinder, eine Tochter und drei Söhne. Man lam aus die alten Leute zu spre cheii. da die Hausherrin mit der rei senden Koletterie der Mütter, die er schiene Kinder halten« das Prädikat »alt« sür sich in Anspruch nahm. wo riiber viel gelacht wurde. »Hu — alt sein!« Die junge Tot totsgattin duckte sich förmlich. — »Ah sein denle ich mir schrecklich!« Warum nur, ansidige Frau?« fragte Jemand. «Jch weisi nicht recht, warum — aber ich denke, die Alten rniissen alle furchtbar unglücklich sein-« Ullaenieiiiet Wortioechsel. Erreateg Hin und her. Endlich legte sich die Frau Mithin ins Mittel. .Meine herrschasten — ich sinde, Ihr Disput ist zwei-tax da iider das »Altsein« nur alte Leute urtheilen tönnen. Meine sitt Kinder werden aus Interesse an versuche giltlgea Material sammeln — ich schlage vor: Sie alle kommen heute iiber acht Tage wieder hier zum zusammen und holen sich die Resultant« — Das wurde mit Freuden angenom men —- und eine Woche später sasi man wieder beisammen,«aeipannt aus das Ergebnis; der vierseitigen For chung. — Der älteste Sohn, Fritz, der Refe rendar, sollte beginnen, was auch an aesichti seines Temperaments ain rich tigsten schien. Mit einem aroszen Pa ctet im Arm trat er in den Kreis. »Meine herrschasteni Ich gina durch die Straßen im Weiten der Stadt, da tras ich an der Ecke eines Mattt- und Schmuctplanes eine kleine, weißhaarige Frau, die mit Scheuer rohr — ich glaube, lo hieß das Zeug -—-· handelte. Die schien mir recht. Ich trat zu ihr. »Guten Morgen, Muttetchen« « und da ich doch irgendwie antniipien mußte. bat ich um einige der niedli chen Bündelchem Erst sah sie inich sehr groß ari. dann seaate sie lang sam: .For wieville denn?« —- -- Nu —- ich hat-« von so etwas teine Ah nung —- und forderte Filr 50 Pfennig. —- Und da betani ich diese-. Er entrollte sein Packet, und ein Berg von Scheuerrohr thilrinte sich vor den lachenden heitern. «Vitte. nicht lachen —- ich half es sehr schlau anqeiangen. denn die Alte frag-te zutraulicln »Der Herr sind wo Junggelell —- — ach Jotte doch, wie traurig is det mani« — — »Im Gegentheii, Mutterchen«, sagte ich — gegen meine Uebergeugung, auf Ehre —- — «ich finde es viel trauriger, wenn man to alt ist wie Sie und sitzt hier alleini« —- — —- Da lachte sie mich hell aus« daß ihre zwei Zähne zu sehen waren, und erwiderte: »Me, nee — det denken Sie man nicht Jch treu’ mir hier alle Tage, wie schön et ieht qui der Welt ist, und was die Leute alles for feine Sachen und Bequem lichteiten haben —- viel schöner als zu meiner Seit! Da sieht man doch, dsi de Welt vorangegangen is -- und weil ich erwachi’ne Kinder da unt-n wo am Rkoin habe, do treue ict mir alle Tage, wenn ich denle« wie iut die’t jetzt haben thun! sta, ta! Ma, wat soll's denn. junge rqu —- lchönes Scheuerrohr? —- —- Und sie ließ mich stehen — und ich hatte erfahren, was ich wissen wolltet« — —- . herzlicher Beifall belohnte den tiiltk nen Iorlcher. der tell-it den rohrenen Berg nicht gelcheut hatte, um zum Zie le zu gelangen —- — und dann war die Reihe an Fräulein Marga. Sie trant noch einen Schluck Titee und wanderte «Und ich bin tu meinem lieben, großoäterlichen Freunde gegangen. Den half ich direlt-qelrogt, ob er nicht traurig iiber lein Alter wäre. Da hat yet ein Weilchen geliichelt und feinen iBand Schiller, den er in feinem Gitt ichen las, bei Seite gelegt. —- »Liebes Kind —- trauri bin ich ganz und gar nicht. Siehst u, ich bin in meinem ganzen Leben nicht so verwöhnt J - worden. wie jetzt in meinem Alter. e londers von den jungen Damen Siehit Du. solanoe man juna ist, darf fo ein nettes, liebes Mädchen es gar nicht wagen. einem zu zeigen, daß sie einem nicht gerade gram ist. Das Ge rede wäre sofort hinter ihr ber. denn harmlose Neigungen lassen unsere lie ben Nächsten kaum einmal gelten. — Jetzt ist das ungefährlich, mir Fu zei nen, daß man den alten Onie gern dat. Jeyt kommen sie und brin en mir Blumen —— steif mal — die es Käppchen hat mir eine reizende, kleine Nichte aefchenkt — und einen blutben seinen Kufz obendrein! — Und manch snal kommt wohl auch so eine kleine Katze und vertraut mir ein Herzens-Iet lednisz an —- — aber — pstt Darüber dirf ich nichts saaen!« Und er reichte mir die feinaeiiderte hand. »Bist Du zufrieden niit der Auskunft kleine Freund: n? Du ge orst ja ietkst zu de nen, die meine be chaulichen Tage mit ihrer Freundschaft schön und hell ma chen.« Das junge Mädchen lächelte noch in der Erinnerung, und eine kleine Pause entstand, ehe Franz Heinrich, der junge Doktor, das Wort ergriff. »Es-rauhen in der Vorstadt«. be gann er mit stillem Ernst, »wohnt die Großmutter eines Kollegen. Sie hat ein reizendes Haus dort, das sie ganz allein bewohnt, und ost. wenn ich an sie denke. fällt mir »die liebe Frau von der Geduld« ein, die Wilhelm Raabe so ergreifend in seinem «Abu Telsan« schildert.-—Gestern. als ich an ihrem hause vorüber ging, iaß sie wie ge wöhnlich mit einer handarbeit am Fenster. Sie erkannte mich und winkte mir zu. Da ging ich hinaus zu ihr. — «Sind Sie allein, gnädige Statut« sragte ich nach der Begriiszung. »Mir ein Weilchen —- ja!« erwiderte sie ruhig. —- «Aber sehen Sie dieses Rachen, das ich stricke —- im nächsten Moment tamrnt eine Enkelin mit ih rem Töchterchsn zu mir zum Besuch — und bei jeder Masche freue ich mich auf die Zeit, wo ich diese Arbeit iiber ein Paar rosige Aerknchen streifen dars. —- llnd zu Weihnachten kommt mein Sohn aus England mit seiner Frau aus vierzehn Tage —- nnd im Friihlina wenn ich den noch er teke -— finden sich schon ein paarLieb tinge ein — so geht das sort." — «Ak:er vie Zwischenpausen —- saßt Sie dann nicht manchmal die Einsam ieit —- oder die Ungeduld?« Sie blickte aus wie einer, siir den es keine Grenze im Raume giebt. — —— »Nein —- davon spüre ich gottlob nichts —- Sehen Sie, unser ganzes Leben ist ja nur ein Worten —— ein Wandern zwischen Verheißuna und Eriiillung —- Das Kind wartet aus tausend Wunder —- der heranreisende Mensch freilich nur aus eins, aber das ioll auch unermäsilich schön sein —- als Mutter wartet man auf irgendein Glück, das den Kindern werden möge —- als Großmutter sinnt man iiir die Entek —- — so geht ein großes Warten durch das ganze Menschenle ben —- —— nur das Warten im Alter ist ohne Iron, ohne Begehrlichteit und darum ohne Qual. Es ist ein schönes, stilles Warten, das nirgends in der Endlichteit auszuhiiren scheint. und deshalb sitllt es die Tage des Alters mit mildem Glanze.« I So sagte die «liebe Frau von der Geduld« zu mir, und ich küßte ihre ehrwürdigen Hände und ging· Es war mir. als liime ich aus einem heilig tbum der Mnichheit.« —- — — Alles schwieg. Keiner kannte die alte Dame —- aber ein jeder glaubte, sie am Fenster siyen zu sehen, und siihlte den Strom von Reichthum, den sie in die herzen tiieszen ließ, die ihr nahe traten. Da sprang Wilhelm, der iiinaste Sahn, noch ein Schüler, ungeduldig von feinem Sitz. « ht verderbe sich seiner die Laune für as, was ich zu sagen habe!'« ries er srisch. »Ich war der Muthigste, —- denn ich aina stracks zum Vater unseres Direktors, einem achtzigiiihrigen Herrn. Dem habe ich unsere Verabre dung erzählt und ihn gerade heraus gefragt. —- Was Glaubt th was der gesagt hat? —- r nahm die Pseise aus dem Munde, sah mich schimm zelnd von oben bis unten an und wie-— derholte: «Also mein Junge, Du willst wis sen, wie man sich fühlt, wenn man alt ist —- ia —- da mußt Du Dich schon an alte Leute wenden — ich lann Dir zart-. darüber noch leine Auskunft ge n.« Da llatsrhten sie in die Hände und ei wurde angesioszen auf das Wohl dieser vier Alten und aller Deter. d e ihnen glichen in der ganzen Welt. syst-deutscher Männer-gesung. Wenn der deutsche Männergesang und seine Pflege in zahlreichen großen und lleinen Vereinen als ein nicht un- . ) wesentlicher Kultursattor angesehen zu s werden verdient —- haben diese Ver-« eine doch sogar in hervorragender Weise dazu deigetragen, den deut scken Einheitsgedanten im Volle zu s pflegen und zu erhalten — so wird seä um so mehr Erstaunen erregen, zu vernehmen, daß dieser Kulturzweig nach Deutschland von Rußland aus gekommen ist. Die Geschichte der Begründung des ersten deutschen Männergesangvereins mit geselliger Tendenz, die vor einem. Jahrhundert, am 24. Januar 1809H gestistet wurde, der Berliner Lieder-. tasel, ist interessant genug, denn siej zeigt uns, aus welchen unscheinbaren Reimen große Lultursattoren entste hen. Hunderttausende Sänger haben sich in Deutschland, Oesterreich unds Amerita und wo sonst noch die beut-s sche Zunge klingt, zu Vereinen, dieses wieder zu großen Banden zusammen- I geschlossen; eine üppig blühende must talische Literatur hat diesen Sängern Material stiir ihreUebunaen gespendet, in jeder Schule wird Diese Wiege org geselligen Liedes heute betrieben, und ers ist unltreitig. daß heute die musika lischenFiihigleiten des gelammtenVols les, insbesondere der untersten Schich ten, denen aus dieser Pflege des Ge sanges oft der einzige künstlerische Ge nuß in ihrem Leben erwachs, gewon nen haben —- und alles das geschah, weil einst ein preußischer König ein paar russische Soldaten singen hörte. Der plattdeutsche Dichter Wilhelm Bornemann (l766—-1851), der selbst einer der Begründer dieser ersten Lie dertafel war, hat turz vor seinem Tode die Geschichte dieses Vereins und sei nes Entstehens niedergeschrieben, und aus diesen Auszeichnungen erfahren wir, daß Friedrich Wilhelm der Dritte es war, der in der unglücklichften Zeit seines Lebens die erste Anregung zur Begründung solchen Gesangoereins gez, geben hat. « Der preußische hof hatte sich im Jahre 1807 infolge der unglücklichen Schlacht bei Preußisch-Eylau nach Memel zurückgezogem Da machte die Königsfamilie nicht selten Ausflüge nach Tauerlalen an der russischen Grenze, und kei dieser Gelegenheit hör: te man russische Leute, vor allem auch Soldaten, gemeinschaftlich Lieder sin gen. Das war auch einmal der Fall, als sich Bornemann, der Beamter der ziö niglich preußischen Lotteriedirettion war, bei Hofe aufhielt. Es war drin König bekannt, dasz Bornemann als eifriges Mitglied der von Zelter da malS geleiteten Berliner Singalade rnie Verständnis fiir Gesang und Jn teresfe hatte. So mußte Bornemann sich auch diese russischen Sänger im Militörlleide anhören. »EinesSchla-i ges,« so berichtet er, »stimmten die Sänger ein und führten ihr Lied, in strengen Molltönen gehalten, vierstiin mig talt- und tonfefi durch. So noch ein zweites und drittes.« Das war ihm etwas völlig Neues Dann mußte Bornemann dem Kö nig seine Meinung über diesen Gesang mittheilenx und der meinte, daß, wenn bei Umgestaltung der preußischen Ar mee der Gesang als Uebung eingeführt würde, auch wohl die preußischen Sol daten das lernen konnten. Nach Berlin zurückgelehrt, theilte Bornemann seinem Freunde 3 lter seine Erlebnisse mit, und er berichtet: «Gern theilte Zelter meinen Wunsch, dem Könige mittels der Singatadcmie entgegen zu kommen, aber diese, nnd der Pflege des ernsten, strengen Nir chenstils gewidmet, ließ sich mit der vorliegenden Ausgabe, die bloß aus eine Förderung allgemeiner militäri scher Sangsertixleit hinzudeuten schien, nicht wohl in Einklang bringen. Ihm, dem Zeiten wie mir war damals auch nicht das geringeste von den groß artigen russischenGesangsinstituten sie kannt, gestistet zur gesanglichen Erhe bung gottesdienstlicher Feier in der griechischen Kirche, aus denen, gleich sam von selbst schon, allgemeine Ge sangsertigleit sich erbildete und na mentlich auch in das Militärtoesen überging. Unbezweiselt hatte der Kö nig, vertraut mit jenen Instituten, ein gleiches siir die gesangliche Erhebung in der evangelischen Kirche vor Augen, ohne jedoch auch nur entsernt sich dar über zu äußern. Zelter wollte über haupt nicht einmal die tonselte Durch führung eines, nur von Männerstim men, ohne alle Jnstrumentalkegleitung vorgetragenen Gesanges, oder gar ei nes längeren Liedes zugeben. Selbst bei geilbien Sängern werde das Her absinken nicht ausbleiben.« Da lam ein Zusall zu Hilfe. Ein Mitglied der Singaiadeniie, Otto Grell, hatte einen Ruf nach Wien er halten. Man wollte dem Freunde ein Abschiedsfest geben. Jm Englischen Hause sollte ein Mahl stattfinden, Bornemann —- elter nennt den Freund einst in einem Brief an Goethe den lustigen Bornernann —- hatte seine » Anordnung und die Beschaffung froh- i sinniger Tafelieder übernommen. Damit war die Gelegenheit gegeben, einen Versuch mit Liedern zu machen, die sür geübte Männerstimnien gesetzt waren. Aus einem Flügel sollten die Lieder begleitet werden, aber für einen solchen war in dem Saal kein Platz, so wurde schnell eine Gitarre herbeige holt. »Die Saiten schlugen vor, träf tig stifche Männerstinimen setzten ein, und das ärmliche Getlirnper ver schwand in den Massen, die sich selber goldrein tonsest hielten, was von ei nem, durch mehrere Strophen hin ohne Jnstrumentalbegleitung geführten Chor, vielseitiq war bezweifelt wor den. Da wurde die Gitarre beseitigt.« Und Bornemann erzählt weiter: ..Gleich andern Morgens-, nach dem Festmahle, besuchte mich Zelter und sein erstes Wort wart Schwebte Jhnen nickt gestern Abend König Arthurss Tasclrunde vor?« Wiedererweeien wollen wir das alte Sangerwesenp Nur tein Getlatsche voraus davon. Verschwiegen unter uns wollen wir Hoeiteres darüber besprechen. Erst eine ;tl(ine Anzahl von fröhlichen Liedern trsoll Kern und Kraft; die will ich su Ichen und sehen. Schaffen Sie, wag Inoch sonst daeu gehört. Ermittelungen E besonders, wie es bei der Tafelrunde geholt-n worden. Liedertasel soll es bei uns heißen. Ein Meister mit zwölf Gesellen, oder auch mit bis vierund zwanzig. läßt es sich zusammen brin gen. Mancher wird schon stutzen bei dem Namen. Jst alles im stillen gut vorbereitet, dann erst heraus mit der Sprache.« Am 28. Dezember 1809 berief man die Mitglieder der Singatademie, die sich dafiir interessiren — zuerst sagten nur els ihren Beitritt zu. dann hatte man doch 24 zusammengebracht —- zu einer Versammlung Zelter wurde zum Meister gewählt, Bornemann ward »Faselnieister, Wollande Schreibmei l ter. i Der 24. Januar 1809 wurde als der sStiftungstag dieser Liedertasel anbe j raumt. Nun wurden sleiszig Lieder gedieh tet, besonders war es Bornemann selbst, der zahlreiche Lieder zu diesem Zwecke schrieb. die Zelter tomponirte. Dieser wußte sogar Goethe zur wett schen Mitwirkung heranziehen und fiir die Liedertasel zu interessiren. Zur Feier von Goethes Geburtstag ver ammelte sich alljährlich die Vereini gung. »Alle Elemente hatten sich wie alte Freunde zu unserer Lust umarmt; es war ein unaussprechlich schöner Tag,« so berichtet Zelter einmal seinem Treunde Goethe iiber eine derartige eier zu deH Dichters Geburtstag, und Goethe liest sich Lieder der Liedertasel schicken und in Weimar vorsingen. Auch Fürst Radziwill (1775--— 1838), der Faust - Komponist, wurde Mitglied der Liedertasel und lieferte Männer-Quartette siir sie, und in sei nem Salon nahm auch König Frie drich Wilhelm lll. mit der königlichen Familie. unter ihnen seine späteren Nachfolger Friedrich Wilhelm tV. und Kaiser Wilhelm l., von den Leistun gen des Vereins, zu dem er einst un willkürlich die Anregung gegeben hat te. im Fabre 1882 Kenntniß. So war nicht nur in Berlin das teresse an der Liedertafel gewachsen, ondern die neue Erscheiung im musi kalischen Leben war auch auswärts bald bekannt geworden. Die Theilnah me Goethes hatte dem Verein ein An sehen aus-wartet verliehen, und so wur den allertvärts die Bestrebungen Zel ters und Bornemanns nachgeahmt. Dazu kamen freilich auch noch ande re Momente hinzu. Veinahe gleichtia tnit den Berliner Gesangsfreunden war ganz unabhängig von diesen der Schweizer Hans Geora Nägeli (1773 —1886), der Inhaber einer Musika kien-Handlung in Zurich, auf den Ge danken gekommen, dort den bürgerli chen Männeraesang durch einen Verein zu pflegen. Das geschah etwa einJabr später, als die Berliner Liedertafel ne stistet wurde, und ohne jede Kenntnis-, von dieser Stiftung. So war das Interesse ifür diese neu-· artiae musikalische Uebung in doppelter Weise geweckt, und man beeilte sich, aller Orten Liedertafeln zu begründen. Zur Jahre 1815 wurden bereits in eipzia und Frankfurt a. d. Oder Lie dertafeln beariindet. Jm Jahre 1819 erhielt die Berliner Liedertafel einen Konkurrnzvereim Die jüngere Lieder tasel. Diese Gründung geschah ntcht in feindlicher Absicht geqen den älteren Verein, sondern weil die 24 Theilneh mer der Zelterschen Liedertafel sich ih , ten Kreis nicht erweitern wollten. Ludwig Rellstab gibt in seinen Le Ibenserinnerungen Nachricht über diese szeite Liedcrtafel in Berlin. Da beißt es unter anderem: »Die Zeller-J sche war damals in Berlin dir einzige Liedertasei. Kaum wird man es glaublich finden, daß neun Jahre lang vierundzwanzig Mitalieder als die ein zigen Vertreter des Männergesangs in unserer Hauptstadt dominirten. — Uebriaens ist das Personal der Theil nehmer nirgends in dem Maße ge wachsen, als in der Musik. —- Diese 24 Sänger waren fiir eine Reihe ponJab ren gerade das hinreichende Material, dessen der Gesang bedurfte, um sich in der neuen Weise des männerstimmigen Chorgesangs gel tend zu machen. Allein die Sache blieb nicht so. Die wenigen Jahre des Friedens die eingetreten waren, hatten die Lage der Dinge schon sehr verändert. Es fanden sich eine Menge junger Freunde des Gesanges vor, die in die Liedertasel zu treten wünschten, denen es aber durchaus mißlang. Lud wig Berger (1777 bis 1839) war schon von mehreren Freunden dazu aufge fordert worden« einen neuen Verein derart zu stiften. Allein mittelst sei-; ner etwas zu sorgsamen Bedenilichteit wollte es zu nichts Rechtem gelangen.i Bernhard Klein (1793——1832) wars im Herbst des Jahres 1818 nach Ber lin gekommen und erregte durch seinen wundervollen Gesang, ohne irgend be deutsame Stimme, wie durch sein mu sikalisches Talent überhaupt, allgemei nes Aufsehen. Jhn brachte Berger mit in Vorschlag und an einem Abend, den er nebst Gustav Reichardt (17«.)7-— 1884) und Klein bei uns in einem so genannten Singe - Thee zugebracht, « machte Bernh. Klein in seiner feurigen Lust und Laune den Vorschlag, dasz wir uns sofort aus der Gesellschaft in eine Weinstube begaben und dort dem Borsaß Genüge leisten sollten. Dort entwarfen wir den Plan. Ein jeder schrieb die Namen derer auf, deren Beitritt er vermitteln wollte, und wir erhielten ein ansehnlicheö Quanium Xrou Männern, die wir durch Auswa zung einiger auf die runde Zahl drei ßig beschränkten. Mit Champagner wurde der neue Bund besiegelt.« Am 27. April 1819 kam diese zweite Berliner Liedertafel zum ersten Male zusammen, der übrgens mehrere Mit olieder der älteren Liedertafel auch so fort beitraten, und Zelter als »Erfin der der Gattung und würdian Ver treter derselben", wurde ihr Ehrenmit glied. E. T. A· Hoffmann, Staatsrath Körner (der Vater des Dichters) und Viele andere namhafte Persönlichkeiten waren auch diesem Bunde schnell bei getreten. Das sind die Anfänge des deutschen Mönnergesangs, wie er in Vereinen gepflegt wird, die einen besonderen Aufschwung erhielten durch die großen Sängerfeste, deren erstes im Jahr 1865 in Dresden gefeiert wurde. Das kleine Reis, das in Berlin vor hundert Jahren gepflanzt wurde, ist zu einem stattlichen Baum gediehen, der weithin seine Zweige streckt und reiche Früchte getragen hat. Jn dem kleinsten Städtchen, ja oft in Dörfern wird heute die Sangeskunst durch ei nen Männergesangverein gepfleat, und die aemiitblichc Art dieser Kunstpflege ist eine besondere deutsche Eigenthüm lichleit, die sich in keinem anderen Volke in dieser Weise vorfindet. Sie ist in solchem Maße zur deutschen Ci genthiimlichkeit geworden, daß, wo nur irgend in der weiten Welt sich deutsche Kolonisten ansiedelten, der Gesangver ein, den sie beariindetem der erste Aus druck ihres Zusammenschlusses war, und es befinden sich wohl kleine deut sche Gesangvereine in allen Erdtbeilen Von Egvn Nosla. Falltereö Küsten-tun Ueber die Aufwendungen, die der Präsident der französischen Republit alljährlich zu machen hat, Um die zahlreichen Würdenträger und Be amten, die er als Staatsoberhaupt aus repräsentativen Gründen bei sieh als Gast sehen muß, zu bewirthen, weiß das »Echo de Paris-« interes sante Einzelheiten zu melden, die den gesunden Appetit der Gäste des Prä sidenten ertennen lassen. Der Ches des Küchendienstes hat seinem Herrn kürzlich die Abrechnung über das leh te Halbjahr überreicht, in der alles, was in den letzten sechs Monaten bei den Empfangen, Diners und Garten Festen verzehrt wurde, übersichtltch zusammengestellt erscheint. Die Liste umfaßt 30,000 Schinkenbrötchen, 15, 000 mit Geflügel belegte Brötchen, 35000 RoastbeesWtötchen und 20, OOOZUnaenbrötchem insgesammt wur ken10,00()«Pottionen Eis servirt, nämlich 2500 Gase-Eis, 2500 Scho toladesEis, 2500 Vanille- und 2500 Erdbeer-Eis. Zugleich wurden 5000 Quart Eisgetränte servirt und 120 Pfund Petitfours, 500 Pfund Paste ten und 10 Zentner feines Desserts Backwert verspeist. · Der Weiter-. Wilhelm ll., der bekanntlich ein Frühaussteher ist« begab sich eines Morgens um 6 Uhr in die Kaserne eines Berliner Regiments, in welcher auf diese Zeit Jnstruktionsstunde an gesetzt war. Der Kaiser war pünktlich zur Stelle, der betreffende Offizier aber nicht« Der Kaiser wartete ge duldig eine halbe Stunde lang Man lann sich den Schrecken des ffiziers vorstellen, der mit solcher Verspätung erschien und den Kaiser vorfand. Er meldete das Geschehene dem Obersten und fah nun nicht ohne einige Pest-eg niß den Dingen entgegen, die da korn men sollten. Es tam aber nichts, den ganzen Ta; nicht, und das war bei der Schnelligkeit, mit welcher Miti tiirbehörden derlei Dinge abmachen, nicht gerade beruh«igend. Auch am anderen Morgen erfolgte keinerlei Andeutung, die auf das Geschehene Bezug hatte. Jn der Nachmittags ftunde aber wurde bei dem Offizier dnrch einen Boten des Hofmarschall amtes ein Packet abgegeben, ohne« daß der Name des Absenders genannt wurde. Das Partei enthielt —- eine Weder uhr.« —- - —..-, ctu Ferfertvehrtdyth Eine Musterfeuerwehr besitzt un fireitig das westfiilische Oertchen Erg ste. Neulich Abends brannte das Wohnhaus der Wittwe Meier bis auf ,die sStallung und Schmiede völlig ’nieder. Als Abends 8 Uhr bekannt »wurde, daß es brenne, bemiihte sieh jdie Feuerwehr vergebens, ein Pferd szu bekommen, das die alte Spritze zum Brandplatz schaffen sollte. »tre auf beschloß man, die Sipritze selbt zu ziehen, was auch mit Anstrengung al ler Kräfte — die sSpritze war seit un dentlicher Zeit nicht mehr geschmiert worden —- aelang. Am Brandplah ging es mit Eimern an die Füllun es Wassertaftens. doch o weh: es flo mehr Wasser heraus, als man hinein fchiitten konnte. Nachdem der Waf sertasten dann endlich verdichtet wor den war, hätte man löschen können, wenn nicht die Schlauche undicht ge wesen wären. Ehe sie geflickt waren war das Haus bis auf den Grund ab gebrannt. Die brave Wehr riiclte ab und der Spritzenmeister, der überdies am Erscheinen verhindert war, durfte am anderen Tage seine gute alte Spritze allein zurückholen sSo gesche hen zu Ergste im Jahre des Heils 1909. Ein lustiqu Abenteuer-. Aus Triberg im Schwarzwald wird folgendes Jsdhll berichtet: Kam da liirzlich eine Dame aus England, die vorübergehend hier weilte, bom Ro deln aus der Großherzog Friedrich Strafze. Oberhalb des Cafe Pfaff begegnete ihr ein gWecke Blieb« (Brotau5tra·ger) mit feiner leeren »Zaine« («arofzer, länglicher Weiden torb). Der Junge blieb ftelJen und die Dame fragte den neugierig blickenden Jungen: »Na, willst viel leicht auch rodeln?« —- »Jawohl, möcht’ ich«, war die Antwort. »Nun, so brobir’s einmal«, sagte die Dame. Der »Weckebueb« ergriff den Nobel schlitien, reichte der Dame den Korb mit den Worten: »Hebe e mer derivil mi Zaine«. und rodelte stadtabwärts. Jn der Unterstadt blieb der Bäcker junge gemiiihlich stehen und wartete. Der Dame machte die Unberfroren heit Spaß, sie nahm die ,,Zaine« mit dem Wecketuch auf und trug sie in al ler Getniithliehleit dem Jungen bis unterhalb des Hoiels Wehrle zu. Die beaegnenden Leute musterten die Dame aber neugierig, und Mancher nsird wohl gedacht haben: »Der... Bäck hätt ietzt au ein nobelhaftiges Weckesijtiaidle«. ,-——-— -.——.-. « Die Londoner Suffragetten haben ’der Polizei wieder eine regelrechte Schlacht geliefert« Warum benutzt denn Kriegsminister Halt-an diese Aniazonen nicht, um die Lückcn in seiner Territoeial : Armee auszufül lentz III A til Nach dem Befund eines Gelehrten ist eine Vergrößerung der weiblichen Füße zu verzeichnen. Die Folgen davon, daß das schöne Geschlecht gerne auf einem großen Fuße lebt« konnten nicht ausbleiben. se s Castro tröstet sich in seiner Ver bannung mit dem Schicksal des großen Napoleon. Bescheidenheit war nie seine größte Schwäche. so- i ie .Jllusionen sind die Seifenblasen, mit denen de erwachsenen Kinder spielen.